Ich lese einen Predigttext aus der Bergpredigt, Matthäus 6,24-34.
Die Unvereinbarkeit von zwei Herren und die Quelle der Sorgen
Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
In Wirklichkeit leben wir alle in einem merkwürdigen Kompromiss. Jesus sagt, dass in diesem Kompromissleben der Verrat am Glauben längst geschehen ist. Das ist die Ursache dafür, dass die Sorgen so viel Raum bei uns einnehmen.
Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
Seht die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen. Und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann durch Sorgen seiner Lebensdauer auch nur eine Spanne hinzufügen? Wie sehr er sich auch sorgt – niemand kann das. Diese Aussage ist etwas umstritten und kann verschieden ausgelegt werden. Manchmal wird sie auf die Körpergröße bezogen: Der Kleinwüchsige sorgt sich, ob er doch nicht wächst, ob er noch zehn Zentimeter größer wird – aber er wird dadurch nicht größer. Andere verstehen es als Lebensdauer: Wer älter werden will, wird durch Sorgen nicht älter. Wie auch immer man es versteht, die Aussage bleibt dieselbe.
Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch: Selbst Salomo in seiner ganzen Herrlichkeit war nicht so gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn nun Gott das Gras, also das Unkraut auf dem Feld, so kleidet – das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird –, sollte er nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Schlatter hat immer gesagt, das sind die Kurzgläubigen, die nur minutenweise glauben können. Das reicht nie die ganze Woche über.
Darum solltet ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn nach all dem trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß ja, dass ihr all das braucht.
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Herr, auf dich legen wir unsere Sorgen! Amen!
Die Realität der Sorgen im Leben der Menschen
Richtig sorglose Leute kenne ich nur von den Postkarten. Es gibt eine Serie, auf der solche Menschen abgebildet sind. Einer davon gefällt mir besonders: Er liegt in der Wiese, hat die Füße übereinandergeschlagen und blickt mit halbgeschlossenen Augen in die Sonne. Ein sehr begabter Maler hat all diese Typen gemalt. Man sieht an den Schuhen, dass die Sohlen längs durchgelaufen sind. Aus der Kitteltasche hängt eine dicke Weinflasche heraus. Das sind ganz vertrackte Landstreicher, wie aus dem Tagebuch eines Taugenichts. Man könnte sagen, das sind sorglose Leute mit zerrissener und zerlumpter Kleidung, die sich nicht darum kümmern, was morgen sein wird. Sie leben einfach in den Tag hinein, sorglos.
Ist das ein Vorbild für uns Christen? Sollten wir es genauso machen? Das ist doch unmöglich. Wir spüren doch die Verantwortung, die wir haben. Wer leidet nicht unter dem Druck der Zukunft? Die ganze Welt gleicht einem Pulverfass, von dem niemand weiß, wann es explodiert. Der Weltfrieden ist ein ganz brüchiges Gerüst, das jeden Moment zusammenbrechen kann.
Wenn wir weiterdenken, kommen Hungersnot, Energieprobleme und wirtschaftliche Fragen hinzu. Man muss sich doch Sorgen machen. Christen müssen mitdenken und auch das weite Feld der persönlichen Sorgen berücksichtigen. Wenn jemand sagt: „Ich habe seit einigen Wochen so einen Schmerz, aber ich will nicht zum Arzt, weil ich Angst habe, dass etwas Schlimmes herauskommt“, dann kann man das nicht einfach wegwischen und sagen, das sei nicht schlimm.
Angst vor der Kündigung – man weiß, dass zuerst bei den Älteren abgebaut wird und man dann nicht mehr gebraucht wird. Sorgen sind echte Dinge, die uns bewegen. Ich habe lange Zeit an den Sorgen von Schülern mitgelitten, und das soll niemand so leicht abtun. Das sind oft die bedrängendsten Ängste. Man weiß, an diesen Prüfungen hängt der ganze Berufsweg. Ob man es schafft oder nicht, das entscheidet darüber, ob das Lebensziel erreichbar ist oder verbaut bleibt.
Die Erlaubnis zu Sorgen und die echte Sorge im Glauben
Darum mein erster Punkt, den ich Ihnen sagen will: Wenn schon Sorgen, dann richtig Sorgen. Der erste Gedanke ist also: Wenn schon Sorgen, dann richtig Sorgen.
Nicht, dass Sie meinen, Jesus würde Ihnen die Sorgen nicht erlauben oder würde Ihnen die Sorgen auf eine billige Weise ausreden. So, wie wenn jemand sagt: „Das ist alles halb so wild, kümmere dich nicht darum und lass das einfach einmal weggeschoben sein.“ Das ist nur ein billiger Trost und hat mit den Worten Jesu überhaupt nichts gemein.
Jesus hat Menschen viel besser verstanden. Er hat unseren fleischlichen Leib getragen und war selbst Mensch. Er wusste, wie Menschen zusammenbrechen. Er kannte das Gefühl, das ein Kranker empfindet, wie zum Beispiel der Mann, der im Teich Bethesda achtunddreißig Jahre lag. Jesus konnte mitfühlen. Er verstand die Aussätzigen und hat selbst die Todesangst durchlitten. Jesus ist nicht jemand, der die Sorgen der Menschen nicht versteht. Das muss einfach klar sein.
Jesus kann mittragen, was wir in unseren bangen Gefühlen erleben. Er weiß, was man in durchwachten Nächten empfindet. Er weiß, wie das Herz sich in großer Sorge verkrampfen kann. Aber wir müssen die Ursache der Sorge finden. Das, was ich jetzt mit Ihnen mache, ist ein kleiner Erkenntnisvorgang: Woher kommen eigentlich die Sorgen?
Wir meinen oft – und ich dachte das auch bis zur Vorbereitung dieser Predigt –, die Sorgen kommen von den Dingen, die uns umgeben. Also von der bedrängenden Welt, von der schwierigen Situation, in der ich lebe.
Wenn das so wäre, dann müssten die Sorgen ab einer bestimmten Einkommenshöhe verschwinden. Sagen wir mal bei 1500 Mark Monatseinkommen. Unterhalb davon gibt es Sorgen, aber wenn man ein gewisses Quantum erreicht hat, dann gibt es keine Sorgen mehr. Oder von mir aus bei 3000 Mark Monatseinkommen oder 6000 Mark Monatseinkommen. Dann müssten die Sorgen weg sein, wenn sie von den äußeren Verhältnissen abhängen.
Dann müsste es verständlich sein, dass Menschen in Hungergebieten oder in Entwicklungsländern Sorgen haben, aber bei uns im Wohlstand, in einem der reichsten Länder der Erde, wo so viel staatliche Sicherung und ein dicht gewebtes Netz der sozialen Sicherung besteht, die Sorgen nicht mehr vorhanden sind. Doch das ist nicht so. Wir merken, dass die Sorgen überhaupt nicht von den Verhältnissen um uns herum abhängig sind.
Vielleicht haben Menschen, die im Reichtum und Überfluss leben, genauso viele Sorgen wie arme Leute. Woher kommen dann die Sorgen? Aus dem eigenen Herzen kommen auch die argen Gedanken der Sorge. Sie kommen aus uns heraus und entzünden sich an allem Möglichen: an Armut und Reichtum, an Gesundheit und Wohlergehen, an dem, was man bei anderen sieht. Alles kann Anlass zur Sorge sein.
Die Not liegt in uns und nicht in der ungesicherten Zukunft. Wenn Jesus Ihnen sagt, Sie sollen nicht sorgen, bestreitet er nicht die massive Unruhe, die Sie plagt, sondern er will Ihr Herz fest machen.
Es ist ein kostbares Ding, wenn das Herz fest wird und man mitten in Unruhe, Ungeduld und Ängsten plötzlich ganz in Ruhe leben kann. Darum sagt Jesus: Die Sorgen sind so hilflos. Sie kommen aus uns heraus, aus unserem eigenen Herzen. Dann beherrschen sie unser Leben, aber sie erreichen nichts. Sie sind wirkungslos.
Was hat man denn geschafft, wenn man zwei, drei Stunden nachts wach lag wegen der Probleme und überhaupt nichts gelöst hat? Man denkt noch einmal herum und noch einmal herum, aber lösen kann man es nicht.
Das ist wie ein Konfirmant, der gern drei Zentimeter größer sein möchte und sich dauernd sorgt, ob er nicht doch noch wächst. Jeden Morgen steht er am Maßstab – deshalb wird er nicht größer. Die Sorge ist wirkungslos und ohnmächtig.
Die Heilung der Sorge durch die Ausrichtung auf Gott
Darum setzt Jesus auf eine ganz andere Weise an und sagt: Die Heilung muss von einer ganz anderen Stelle kommen. Ich möchte noch einmal anders beginnen, damit Sie verstehen, wie man Sorgen bekämpfen kann.
Jesus sagt zu Beginn diesen Satz, den man oft gar nicht mit Sorgen in Verbindung bringt: Niemand kann zwei Herren dienen. Es kann sein, dass man heute im Gottesdienst beim Singen und Beten, wenn man ein schönes Lied wie „Befiehl du deine Wege“ singt, für einen Moment die Sorgen vergisst. Doch danach sind sie wieder da, weil man dann plötzlich in den Gesetzmäßigkeiten des Gottes dieser Welt, des Mammon-Gottes, denkt und ihm dient.
Wir alle sind wie gefangen in der großen Sorge um unser Leben. Letztlich ist das eine Frage, wer uns manipuliert und beherrscht: ob wir draußen in der Welt, im Beruf und in unseren Geldgeschäften untergehen. Jesus verlangt von uns, dass wir das nicht nur in ein paar Stunden, in denen wir Frömmigkeitsübungen machen, im Glauben festhalten, sondern ein Leben lang einem Herrn dienen.
Man kann nur Sorgen überwinden, wenn man im Glauben an den einen Herrn festbleibt. Dann wird das Herz stark. Die Verhältnisse können so bleiben, wie sie vorher waren, aber ein Mensch kann seinen Weg fröhlich gehen.
Dann steht da das Wort: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ Das muss deine erste Sorge sein. Ich könnte es auch etwas salopp sagen: Hauptsache, die Hauptsache bleibt Hauptsache. Im Christenleben ist die Hauptsache, zuerst dafür zu sorgen, ob ich unter der Bewahrung und Behütung Gottes stehe.
Sie müssen wissen, ob die Unfälle, die blind treffen können, oder ein Schicksal, das bei Ihnen zuschlägt, Sie wirklich treffen können oder ob Sie sagen können: Es kann mir nichts geschehen, außer dem, was er vorausgesehen hat und was mir nützlich ist.
Dieses Lied, das Paul Fleming, ein Arzt, gedichtet hat, entstand auf einer jahrelangen Expeditionsreise. Er reiste durch das wilde Persien und Turkestan bis nach China in einer diplomatischen Mission. „Es kann mir nichts geschehen.“ Und wenn die Räuber über mich herfallen – was ihm alles passiert ist –, starb er in jungen Jahren. Er wusste sich als einer, der einst ein Bürgerrecht im Reich Gottes hat. Er stand unter der persönlichen Bewahrung Gottes.
Wenn schon Sorgen, dann richtige Sorgen. Das ist die Kernsorge, die nötig ist. Nicht an den Symptomen ihres Lebens herumdoktern, sondern die Frage: Stehen Sie unter dem Schutz und unter der Bewahrung Gottes? Sie müssen wissen: Hält Gott Sie? Ist er der Herr Ihres Lebens? Zerschlägt er Ihren Tod? Wird er Ihren Leib auferwecken? Hält er Sie ewig fest?
Steht er am Ruder Ihres schwankenden Kahns? Hält er das Steuer fest in seiner Hand? Dann können Sie wissen, dass er Sie führt. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“
Was Jesus mit der Gerechtigkeit meint, ist eine ganz praktische Frage: Ob unsere Kontoführung und unsere Alltagsgespräche von der Gerechtigkeit Gottes geprägt sind. Ob die Ordnung Gottes und sein Majestätsrecht auch in diesen alltäglichen, wirksamen Dingen zum Ausdruck kommen.
Sucht danach, dass in euren Berufsangelegenheiten die Gerechtigkeit Gottes Vorrang hat vor allem anderen. Dann könnt ihr die Sorgen begraben. Dann wisst ihr: Auch in meinen Berufsdingen wird der Herr mich versorgen. Wie und wann er es tut, da bin ich gespannt. Aber er ist mein Herr, er führt das.
Also nicht nur mit der Seele nach der Gerechtigkeit Gottes trachten, sondern im praktischen Leben den Gehorsam des Glaubens über alle Berufsaufgaben und über unser ganzes Werktagsleben ausbreiten.
Wenn schon Sorgen, dann richtig sorgen. Und dann darf ich ruhig sein: Er sorgt für mich.
Zweifel und die Herausforderung, wirklich zu vertrauen
Im zweiten Gedanken stellt sich die Frage: Geht das wirklich so einfach?
Vielleicht denken Sie jetzt: Geht das wirklich so leicht? Das klingt ja sehr nett, wenn jemand sagt: „Das geht so wunderschön, dann fällt mir alles in den Schoß.“ Und dann wird noch hinzugefügt: „Schau doch die Vögel am Himmel an und die Lilien auf dem Feld.“
Ich habe viele Bibelarbeiten gehört und war immer wieder überrascht, dass am Ende doch herauskam, man müsse auch ein bisschen sorgen. Es sei doch sehr wichtig, und das sei einfach das, was Jesus gemeint habe. Die meisten Menschen auf dieser Welt – oder vielleicht fast alle – haben eine Stirn voller Sorgen. Sie sind gequält, sorgenvoll und pessimistisch.
Wie wird die Zukunft sein? Die Jugend heute ist eine sehr pessimistische und verzweifelte Jugend. Sie spüren, dass wir das einfach nicht mehr meistern können. Und dann spricht Jesus so leichtfertig zu uns: „Lasst das alles einmal fahren, es wird euch zufallen.“ Legt mal die Hände in den Schoß!
Jesus ermutigt uns und fragt: Seid ihr euch immer noch bewusst, ihr wohligen Menschen, ihr fleißigen Schwaben, dass das Allerschönste nicht von euch gemacht wird? Die Kinder, die geboren werden, sind ein Wunder Gottes, das ich nie begreifen kann. Wir sind daran beteiligt, aber was sind wir? Was sind die Blumen, die wachsen? Was ist die Welt um uns herum, die Natur? Was ist unser ganzes Leben tagtäglich, wenn wir aufstehen, anderes als eine Fülle göttlichen Schenkens?
Und doch nehmen wir nur den kleinen Teil wahr, den wir selbst leisten, wenn wir im Beruf treu und pünktlich arbeiten. Diesen Teil halten wir für so wichtig und übersehen das ganz andere. Jesus ging sogar so weit und sagte: Salomo war ein großer König und liebte großen Prunk. Aber das, was er letztlich darstellte, war doch kümmerlich im Vergleich zu einer einzigen Herbstzeitlose auf der Wiese. Was ist eine Pflanze? Salomo wirkt doch jämmerlich – was ist unser Menschsein – gegenüber dem Geschenk Gottes?
Ich kann keinem Menschen sagen: Legt die Hände in den Schoß! Aber Jesus sagt uns allen: Das Entscheidende wird auch bei pflichttreuen Christen von Gottes Güte geschenkt. Das meine ich wirklich so, bis hinein in das Leben eines Schülers, der sich sorgt, ob er es schafft. Das Entscheidende legt dann Gott dazu: ob er Weisheit gibt, ob er Konzentration gibt, ob er Sammlung gibt.
Wir meinen immer, wir seien die großen Schaffer im Leben oder in der Krankheit. Wir spüren doch oft, wie ohnmächtig die Ärzte sind. Aber dabei wissen wir, dass sie oft Werkzeuge Gottes sind. Und wir wollen die Medizin ja auch nicht verachten. Aber wissen wir, dass alles doch von ihm kommt?
„Es wird euch zufallen.“ Die erste Sorge muss sein, ob Gott der Herr eures Lebens ist, ob ihr unter seiner Führung steht. Dann wird euch das andere alles zufallen.
Vertrauen trotz Fallenstellern und das Wissen um Gottes Fürsorge
Das Wunderbare daran, wie die Vögel fliegen und wie Gott für sie sorgt, ist beeindruckend. Nun setzen wir als denkende Menschen immer wieder ein und sagen: Ja, aber die Vögel – viele verhungern doch. Und dann gibt es da noch die italienischen Fallensteller, die unseren Singvögeln nachgehen.
Ist das nicht ein Bild meines Lebens? Mir sind auch so viele Fallensteller hinten drein, und dann habe ich Angst, ob das nicht auch bei mir so wird. Dann sagt Jesus: Seid ihr nicht viel mehr als sie?
Natürlich gibt es das, dass Pflanzen verbrannt werden. Ihr seid mir persönlich bekannt. Und dann fragen wir sorgenvoll: Aber Herr, es verhungern doch Menschen auf der Welt. Dann gilt das Große: Keiner ist vor Gott vergessen. Auch wenn wir sie vergessen und ihnen nichts geben von dem, was wir im Überfluss haben, Gott vergisst sie nicht.
Die letzten Fragen der Ungerechtigkeit der Welt sind Fragen menschlicher Schuld und nicht der Schuld Gottes. Aber Gott vergisst sie nicht. Und unter den Milliarden Menschen sagt er: Ich kenne dich, ich rufe dich mit Namen.
Das war mir so groß bei diesen Kindern, wenn ihr das wieder sagt: Fürchte dich nicht. Das spricht Gott einem Kind zu, wo man seinen Namen einsetzen kann. Da meint er mich.
Es gibt furchtbare Lebensführungen, das ist richtig. Ich habe Kinder gesehen, die nur ein paar Monate alt waren und an Krebs gestorben sind. Junge Menschen, die aus blühendem Familienleben herausgerissen wurden, wo man nur fragt: Warum?
Dann dürfen wir das festhalten: Gott kennt sie, und Gott ruft sie. Dass dies über ihrem Leben steht. Ich kann es mit meinen Sorgen nicht wegdrücken, sondern ich darf wissen, dass Gott mir viel mehr noch schenken will, als ich heute ahne. Und ich darf auf ihn schauen und auf seine segnenden Hände.
Diese Bergpredigt hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt. Die ganze Bergpredigt wird immer falsch verstanden, wenn man das nicht beachtet. Am Anfang, im ersten Vers des fünften Kapitels, sprach er zu den Jüngern. Am Ende von Kapitel vier setzen sich die Jünger zu ihm, und er redet zu ihnen.
Da sind also Leute, die ihr Vertrauen auf den Herrn setzen. Ihnen gilt dieser Zuspruch: Schau doch auf den Herrn, er sorgt für dich. Menschen, die nicht glauben können, die sollen sich nur mal schön sorgen. Ich kann ihnen keinen anderen Rat geben, wenn sie nicht auf den Herrn schauen können, der lebt.
Mir ist das Lied so wichtig: Stark ist meines Jesu Hand, er wird mich ewig fassen, hat zu viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Darum weiß ich, dass ich mich ganz darauf verlassen kann: Er lässt mich nicht los.
Das heißt im Heidelberger Katechismus: Was soll deine wichtigste Sorge sein in diesem Leben? Die Antwort lautet: Dass ich nicht mein, sondern meines getreuen Heilandes Jesu Christi eigen bin.
Wenn Sie das sagen können: Für mich ist Jesus gestorben, er hat meine Schuld getragen, dann darf ich ihm die Sorgen hinlegen und sagen: Herr, du musst wissen, wie mein Leben weitergeht. Auch wenn es mit so vielen Schwierigkeiten angereichert ist, du wirst mich führen, auch durch die Nacht.
Ich bin froher Zuversicht: Du führst das Schifflein meines Lebens, du stehst am Ruder. Dir darf ich das ganz überlassen. Dann wird es mir wunderbarerweise zufallen. Da bin ich ganz sicher bei denen, die Jünger Jesu sind.
Die Herausforderung der Nerven und der Umgang mit Sorge
Das Dritte noch: Nun haben auch die Nerven Ruhe. Ich beobachte immer wieder, dass das schwierig ist – mit dem Glauben und dann mit der Praxis. Wir können das in Worten ganz gut bewahren und behalten, aber plötzlich melden sich die Nerven wieder. Dann kann man nicht schlafen, wird ungeduldig, und die Ängste kommen hoch.
Ich habe im Brockhaus nachgeschaut, was er unter „Sorge“ schreibt. Sorge ist dort definiert als Unruhe und Angst – ein innerer Zustand des Menschen, geprägt von Unruhe, Ungeduld und Angst. Sorge hat also mit Planen oder Vorsorgen überhaupt nichts zu tun. Nach dieser Definition ist Sorge in unserem Leben überhaupt nicht hilfreich. Aber sie kommt trotzdem.
Jesus spricht der Sorge das Recht ab und sagt, sie darf nichts in unserem Leben mehr ausrichten. Trotzdem kommt sie auch bei mir genauso hoch wie bei Ihnen. Das ist wieder Zweifel, etwas Unheimliches. Immer wieder sind sie da. Dann kämpfen wir gegen die Sorge und sagen: Schluss, du hast kein Recht. Ich will dir keinen Raum mehr in meinem Leben lassen. Ich gehöre meinem Herrn.
Er hat sogar so nett gesagt, dass die Haare auf dem Haupt gezählt sind. Das ist bei uns eitlen Männern so eine Sache: Wir stehen morgens vor dem Spiegel und sind erschüttert, wenn der halbe Schopf im Kamm hängt. Aber Jesus sagt: Sorge dich nicht mal um die Dinge. Es wird schon recht werden. Du kannst auch mit lichter Stirn da oben dienen. Ich kenne dich mit allem, was dein Leben bewegt – bis in die kleinsten körperlichen Dinge hinein.
Wenn man sich das so realistisch vorsagt: Danke, Herr, für meine Gliedmaßen, danke für meinen Beruf, danke für mein Auto, danke für meine Wohnung. Du sorgst jetzt für das Weitere. Danke für die Menschen, die um mich herum sind.
Die Hauptsorge muss sein, ob ich ihn fest ergreife und ob es dann eine Klärung bei uns gibt, sodass wir die irdischen Sorgen immer wieder weglegen können. Jesus sagt: Das Leben ist mehr als die Speise.
Es ist furchtbar, wenn Besuch kommt und einer rennt bloß herum, weil er irgendeine Limonade hinstellt. Dann sagt man: Jetzt lass doch mal, das ist doch nicht so wichtig. Es ist ganz lieb, was du meinst, aber es ist viel wichtiger, dass jetzt jemand zu Besuch da ist.
Oder ich erlebe manchmal bei Trauerbesuchen, dass man ganz erschüttert vom Tod ist und dann rennt jemand herum und sagt: „Ich brauche eine schwarze Bluse, ich brauche eine schwarze Bluse.“ Er rennt zum Bräuninger und kauft eine. Er erfasst gar nicht, dass es jetzt etwas Wichtigeres gibt als die Bluse oder die schwarzen Strümpfe. Das Leben ist doch mehr als die Kleidung, das Leben ist doch mehr als die Speise.
Jesus sagt, die wichtigste Sorge soll doch sein, ob ich nach dem Reich Gottes trachte, ob ich ein Bürgerrecht im Reich Gottes habe. Die anderen Dinge werden sich von Gott erlösen. In der Bibel werden uns Beispiele gegeben, wie das Volk Israel durch die Wüste gezogen ist. Es war ein karger Weg, durch das dürre Land, durch die Steppe. Eigentlich mussten sie auf alles verzichten.
Sie hatten keine frischen Brötchen, keine Brezeln, keine frische Limonade. Sie hatten kein Haus, kein Bad, keine der Dinge, die man zum Leben braucht. Am Ende ihres Lebens, bevor sie ins gelobte Land einzogen, sagt Mose – oder Gott zu Mose: An nichts hast du Mangel gehabt, an nichts.
Das Wunderbare ist, wenn man zurückblickt, dass man jedes Stück wieder als Gabe aus der Hand Gottes nimmt und sagt: Herr, was brauche ich eigentlich? Du wirst mich lehren. Auch wenn du mir Dinge wegnimmst – das will ich nicht verschweigen –, auch wenn Gott ihre Körperkraft nimmt und nicht mehr schenkt, auch wenn Gott einen lieben Menschen wegnimmt, wird er sie doch in Überfülle beschenken, auch in der Entbehrung.
Denn er sagt: Alles, was du brauchst, gebe ich dir. Und das Schönste wird für Christen immer sein, dass man sagt: Du bist es ja, Du bist meines Herzens Freude und Trost. Du bist der, der allen Mangel ausfüllt, und Du bist der, der mich unsagbar reich macht in allem Mangel.
Wie wunderbar, dass ich im Leben und im Sterben bei ihm geborgen sein darf! Amen.
Die Priorität des Reiches Gottes über irdische Sorgen
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