Ich freue mich, dass Sie heute gekommen sind. Das finde ich ganz wunderbar, und deshalb möchte ich auch für diese liebe Einladung ganz herzlich danken. Das hat mich sehr gefreut. Es ist wirklich ein großes Vorrecht, wenn man jetzt noch unterwegs sein kann und immer wieder weitergibt, was man selbst im Wort Gottes gefunden hat.
Ich möchte einen Abschnitt aus dem Evangelium lesen. Falls Sie eine Bibel dabei haben, empfehle ich Ihnen, immer eine Bibel zu den Gottesdiensten mitzunehmen. Das ist weltweit üblich. Ob Sie in China in einer Hausgemeinde sind oder irgendwo in Afrika, etwa im Südsudan, jeder Christ hat eine Bibel dabei und überprüft, ob das, was der Prediger sagt, auch wirklich in der Bibel steht.
Glauben Sie dem Prediger nicht zu viel, sondern forschen Sie täglich in der Schrift, ob das, was gepredigt wird, auch so verhält.
Darum lesen wir heute aus Markus 2,1-12. Wir wollen uns auf das Wort Gottes stützen und heute Abend nicht unsere eigenen Überlegungen in den Vordergrund stellen, sondern das, was uns das Wort Gottes sagt.
Die Menschenmenge und das Wunder der Vergebung
Nach einigen Tagen ging Jesus wieder nach Kapernaum, und es wurde bekannt, dass er im Haus war. Viele Menschen versammelten sich dort, sodass kein Platz mehr war – weder drinnen noch draußen vor der Tür. Jesus sprach zu ihnen das Wort.
Einige brachten einen Gelähmten zu Jesus, der von vieren getragen wurde. Da sie ihn wegen der Menge nicht direkt zu Jesus bringen konnten, deckten sie das Dach über dem Raum, in dem Jesus war, auf. Sie machten ein Loch und ließen das Bett, auf dem der Gelähmte lag, herunter.
Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Die Schriftgelehrten, die dort saßen, fragten sich jedoch in ihren Herzen: „Wie redet er so? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?“
Jesus erkannte sofort in seinem Geist, was sie dachten. Er sprach zu ihnen: „Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter: dem Gelähmten zu sagen ‚Deine Sünden sind dir vergeben‘ oder zu sagen ‚Steh auf, nimm dein Bett und geh umher‘?“
„Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden auf Erden zu vergeben“ – der Ausdruck „Menschensohn“ stammt aus dem Buch Daniel, Kapitel 7. Dort bezeichnet er den Weltenrichter. Jesus benutzte diesen Titel gern, weil der Messias-Titel in Israel politisch sehr heikel war. Die Menschen erwarteten darunter einen Weltherrscher, der sie vom römischen Joch befreien würde. Jesus wollte sich nie in eine politische Rolle drängen lassen.
Deshalb übernahm er den wunderbaren Titel aus dem Buch Daniel, der vom Kommen des Weltenrichters spricht. Dieser Titel bedeutet dasselbe wie „Messias“ und drückt aus, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben.
Dann sprach Jesus zu dem Gelähmten: „Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ Der Mann stand auf, nahm seine Matratze und ging sofort hinaus vor alle Augen. Alle waren erstaunt, priesen Gott und sagten: „So etwas haben wir noch nie gesehen.“
Die Anziehungskraft Jesu und die Bedeutung des Evangeliums
Große Menschenmengen drängen sich zusammen. Warum? Nicht nur in diesem Haus, es muss eine wahnsinnig große Anzahl von Menschen gewesen sein. Sie stehen um das Haus herum. Deshalb konnten die Helfer den Gelähmten gar nicht zu Jesus tragen, denn es war kein Durchkommen mehr möglich.
Was hat die Leute so elektrisiert, dass es zu solch einem Auflauf kommt? Natürlich muss es irgendeine Sensation geben, die die Nerven reizt. Schauen Sie mal nach, was los war. Was war die Attraktion, dass so viele Leute kamen? Jesus.
Wissen Sie, dass Jesus die größte Attraktion ist, die es überhaupt gibt? Das Allerwichtigste, was wir Menschen sagen können. Im ganzen Evangelium kommt das immer wieder vor: Die Menschen laufen zusammen, weil sie wissen wollen, wer er ist. Was ist das mit Jesus? Auch ungläubige Menschen werden mit dieser Frage nie fertig.
Bei uns in der evangelischen Kirche erzählen mir immer wieder Leute, dass es ganz komisch sei. Sie waren in manchen Gottesdiensten, und da fehlt der Name Jesus überhaupt nicht. Ich habe noch einmal bei Martin Luther gelesen. Er schreibt in einer Predigt zu Johannes 3, Vers 16 – Sie kennen die schöne Stelle: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn dahingab.“ Martin Luther schreibt: Alle Predigten, die gehalten werden, müssen immer auf das eine hinauflaufen, von dem wunderbaren Geheimnis Jesu zu reden. Alles, was darüber hinausgeht, ist nicht wichtig.
Aber damals sind die Menschen zusammengelaufen. Das ist heute noch so. Jesus ist die größte Attraktion, die wir in einer christlichen Versammlung haben.
Ich weiß, dass junge Leute heute gerne sagen: „Ja, ich möchte meinen Mitschülern in der Schule oder meinen Berufskollegen gern etwas von Gott sagen.“ Ich sage immer: Ach, liebe Leute, bei Gott stellt sich irgendjemand einen Feld-, Wald- und Wiesengott vor, so wie Hitler vom Herrgott sprach oder die Hindus von ihren 300 Millionen Göttern reden, oder von Buddha und Allah. Da stellt man sich etwas anderes vor.
Wenn Gott redet, redet er von Jesus, von dem, was Jesus im Leben bedeutet. Und dann wissen die Leute gleich, dass im Namen Jesus ganz viel verbunden ist. Es geht um unsere Schuld und unsere Versöhnung mit Gott, um die Durchbrechung des Todes. Darum ist das Thema so wichtig, dass wir von Jesus reden, weil wir mit Jesus etwas aussagen und anderen mitteilen können.
Heute kommt auch wieder so eine Not auf, wenn wir mit jungen Christen sprechen. Sie sagen: „Ich möchte eigentlich nicht so direkt mit dem Thema anfangen.“ Haben Sie auch schon gehört, dass viele sagen: „Ich möchte warten, bis die Leute anfangen, mich zu fragen.“ Aber was sollen die fragen? Wenn ich den anderen vielleicht zeigen kann, wie gut ich lebe, dann sage ich: Lebst du gut? Glaubst du, dass die anderen meinen, wie du so frisiert bist oder wie du die Schuhe putzt? Dann kommen sie: „Ach, du bist so toll.“ Dabei ärgern sich ja die anderen über die Christen. Die fragen doch gar nicht.
Was heißt das, wenn ich sage: „Ich möchte denen etwas vorleben“? Was will ich denn vorleben? Meist machen wir doch Schande in unserem Glauben. Wir sind doch Leute, die oft versagen.
Darum ist es immer gut, wenn ich sagen kann: „Stoßt euch nicht an mir. Ich falle euch auf die Nerven, ich ärgere euch. Aber ich bin so froh in meinem Leben, ich habe Jesus gefunden, der mein Leben heilt. Ich brauche jeden Tag die Vergebung von Jesus, weil ich so oft meinen Töchtern gegenüber nicht gut war.“
Wissen Sie, wir waren eine wunderbare Familie. Ich habe meiner Frau zu verdanken, dass sie das toll gemacht hat, auch die Erziehung. Aber was bleibe ich meinen Kindern schuldig? Wenn unsere Kinder heute erzählen, da stehen mir die wenigen Haare noch zu Berge, wie sie sich natürlich über die Eltern geärgert haben. Wie froh war ich, dass ich ihnen sagen konnte: „Schaut nicht mich an, schaut Jesus an. Er ist in meinem Leben die große Kraft, nicht ich.“
Das ist so wichtig, dass wir wieder das Thema richtig setzen und sagen: Nicht von mir reden und mich anschauen, sondern ich möchte von Jesus reden. Und das ist das Allergrößte, was wir haben.
Die Herausforderung, Jesus im Alltag zu bezeugen
Übrigens, wenn ihr mal richtige Freigeister kennenlernen wollt – also Logenbrüder, Humanisten, Anthroposophen oder sonst Leute, die sagen: „Ich bin Atheist“ – dann bin ich immer wieder beschämt, wie oft diese Menschen einen hohen moralischen Standard haben.
Es ist nicht so einfach, dass wir uns einfach hinsetzen und sagen: „Wir können Christus vorleben.“ Vielmehr müssen wir den Mund aufmachen und von Christus reden, von Jesus, der der Christusgott ist, der Messias.
Wir brauchen Jesus gar nicht attraktiv zu machen. Das habe ich auch am Anfang meiner Predigtätigkeit gedacht. Ich meinte, ich müsse zu den Leuten kommen, ein nettes Gesicht machen und sagen: „Ach, ist das mal ein netter Kerl, ach, ist das ein lieber Mensch.“ Und dann würde ich sagen: „Jetzt habe ich noch einen stinkenden Hering zu verkaufen, der uns ein bisschen verwest.“ Dann würde ich noch die Bibel hervorholen und predigen.
Doch ich habe gemerkt, es ist genau umgekehrt. Das, was attraktiv ist, ist das Evangelium von Jesus. Da müssen wir die Akzente wieder richtig setzen.
Hier steht es: Warum kamen die Leute? Warum tranken sie? Was hat Jesus gemacht? Jesus hat keine Wunder vollbracht, durch die die Leute tranken. Er predigte das Wort – und nichts weiter. Nichts zum Glotzen, nichts zum Erregen der Nerven, er predigte das Wort.
Welches Wort? Das Wort, das Evangelium. Das Evangelium war: Kehrt um! Bei uns ist das mit dem deutschen Wort „Buße“ etwas schwierig. Seitdem die Polizei immer diese Strafzettel hinter die Scheibenwischer klemmt, klingt das Wort „Buße“ oft wie „Bußgeld“ oder „bescheiden“. Aber das, was Jesus gebracht hat, ist eine echte Umkehr. Man kann sein Leben umdrehen und es mit Gott in Ordnung bringen.
Jesus sprach so klar, dass man im Leben mit der Sünde nicht glücklich wird. Er legte das bis in die letzten Verästelungen hinein aus: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen. Das zerstört und zerbricht dein Leben.
Und mit der Lüge in deinem Leben hat alles keinen Wert. Wenn du deinen Freund hasst, dann bist du ein Mörder und ein Totschläger.
Wie klar hat Jesus geredet! Und die Leute kamen zusammen, weil diese klare Jesusrede sie faszinierte.
Aber wie klar hat Jesus auch von der Liebe des himmlischen Vaters gesprochen! Es gibt ja gar nichts Vergleichbares: Der heilige Gott – der heilige Gott, dem wir uns gar nicht nahen können – brennt von Liebe und schaut seinem verlorenen Sohn nach. Er fragt sich, wann er denn endlich zurückkommt und ihn in die Arme nimmt.
Wo gibt es denn so etwas? Kein Vater auf dieser Welt tut das, was Gott tut.
Die Kraft und Wirkung des Wortes Gottes
Und das Wort, das Jesus predigt, ist ein attraktives Wort. Es ist ein Wort, das man überhaupt nicht vollständig verstehen kann, das immer wieder ganz neu ist. Dieses Wort ist so gewaltig.
Dieses Wort hat ein Geheimnis – das Bibelwort, das Jesuswort, das Gotteswort. Es ist mächtig und kräftig. Dieses Wort Gottes dringt durch, und zwar viel tiefer als nur in unser Gewissen. Es verändert unser Leben.
In dem Wort Gottes steckt etwas Besonderes. Wie oft bin ich bei Menschen gewesen, bei denen ich dachte: „Ach, die sind doch jetzt in solchen Schmerzen, in Hoffnungslosigkeit.“ Ja, ich bin oft an Gräbern gestanden, wo Eltern ihre Kinder begraben haben. Was soll man da reden? Ein Trostwort auszusprechen war so schwer, besonders wenn die Menschen so zusammengebrochen waren.
Dann spricht man ein Gotteswort: Christus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und die Hörer sagen: „Ja, das ist wahr, und das gibt mir Frieden.“ Ist es möglich, dass dieses Wort Glauben schafft? Dass dieses Wort Gottes etwas bewirkt?
Die größte Attraktion, die wir haben, ist das Bibelwort. Ich kenne im ganzen Bibelwort keinen Widerspruch. Wenn irgendwo ein schwieriger Name auftaucht, dann reden wir darüber. Es mag Stellen geben, die wir nicht verstehen, aber an diesem Bibelwort können Sie suchen, wo Sie wollen – Sie finden Trost, wie ihn kein Mensch geben kann. Sie finden Gewissheit und Frieden. Sie kommen zum Glauben.
Deshalb sind die Menschen in großen Massen zusammengeströmt und haben das Wort gehört. Denn Jesus predigte gewaltig – das heißt mit Vollmacht. Das bedeutet, dass es etwas bewirkte. Nicht wie wir oft so schwätzen oder wie die Schriftgelehrten und Bibelleute sonst reden, sondern Jesus redete mit großer Kraft und Vollmacht. Sein Wort durchdrang die Menschen.
Die Realität der Krankheit und Jesu Nähe zu den Kranken
Aber jetzt tritt etwas anderes ein: die Krankheit. Was ist die Krankheit? Sie wissen alle, was Krankheit ist. Es gibt ja keinen Menschen, der nicht mit der Krankheit zu kämpfen hat.
Ich hatte mal einen, der zu uns kam. Wir hatten unseren Entwicklungsdienst, und der wollte als Krankenpfleger nach Afrika gehen. Er sagte: „Ich werde gar nie krank.“ Er war so um die 22 Jahre alt. Auf die Frage, worauf das gründet, antwortete er: „Wenn ich glaube, werde ich nie krank.“ Dann sagte ich zu ihm: „Mein lieber Mann, werd mal fünfzig, dann redest du ganz anders.“ Ich muss nie zum Zahnarzt, das wäre ja herrlich, wunderschön, wenn dir das geschenkt wäre.
Aber die meisten, ja, schon die Kinder haben furchtbar mit der Krankheit zu kämpfen. Und geht doch mal zu den Alten! Ich kann ja keinem von euch wünschen, dass er alt wird. Was ist das so? Wenn es hochkommt, sind es achtzig Jahre. Ein Leiden ohne Ende und ein Pflegeheim. Was ist das für ein Elend mit der Krankheit? Und was wird gelitten und gescheut mit der Krankheit! Was wird da ausgehalten?
Das Allerschlimmste, was Menschen aushalten müssen, sind ja Schmerzen. Schmerzen können einen so mürbe machen, dass man gar nicht mehr weiterkann. Die Krankheiten werfen uns aus der Lebensbahn. Wenn sie mal ihr Leben zurückschauen, ihr ganzer Lebensweg ist entscheidend geprägt durch die Krankheiten. Das sind die großen Wendepunkte ihres Lebens gewesen, wo man wieder ganz neu angesetzt hat, wenn Gott einem noch einmal den Raum zum Leben gab, was das auch gewesen sein mag.
Oder wenn junge Leute schon im Kindesalter schwer krank waren. Meine Frau wurde dreimal von den Ärzten aufgegeben. Was ist das für ein Leben! Und dann hat Gott noch einmal das Leben geschenkt. Was ist das? Wenn man das ergreift, das ist die Todesmacht, die über dieser Welt liegt.
Und das ist ja für uns ganz wichtig: Wir Christen haben ja die Todeslinie noch nicht überschritten. Das ist diese Sache, die wir alle noch durchmachen müssen. Und das wird die letzte Bewährungsprobe deines Glaubens sein, dahin überzugehen. Jetzt kannst du dir vorher lange theoretisch ausdenken, wie das sein wird, zu sterben. Und da kann ich nur sagen: Herr Jesus, mach es nur mit meinem Ende gut, und du musst mich durchtragen, weil das die letzte Bewährung meines Glaubens ist.
Wir sind noch nicht dort in der Ewigkeit, wir leben noch hier im Todesschatten. Und der letzte Feind, der überwunden wird, ist der Tod. Der steht noch bevor.
Und wie viel wird in der Bibel erzählt? Weil Jesus ein Auge hatte für die Kranken, das dürfen Sie wissen. Jesus ist den Kranken ganz besonders nah, den Zerbrochenen, denen, die zerschlagenen Gemüts sind. Wie schwer ist das auch bei denen, die in Depressionen fallen.
Ich habe vor ein paar Tagen mit einer Frau ein Gespräch geführt, die in der Versammlung ist, und da heißt es auch, dass jeder gesund wird usw. Dann habe ich gefragt: „Haben Sie noch nie andere Erfahrungen gemacht?“ Sie sagte: „Ja, ich habe neulich eine Kollegin gehabt, die schwer depressiv war.“ Wie ging das aus? Und das nach viermaliger Behandlung, ohne dass es eine Besserung gab. Ich sagte: „Sie sollen nicht mehr kommen.“ Das ist ja verheerend, wenn die christliche Gemeinde diejenigen rausstößt, die krank bleiben.
Das finden wir in der ganzen Bibel. Trophimus ließ sich krank in Milet zurück. Auch dort gab es Krankheit. Beim paulinischen „Pfahl im Fleisch“, den man tragen musste, „Satans Engel, der mich mit Fäusten schlägt“ – wir müssen uns mit der Krankheit auseinandersetzen.
Aber Sie dürfen wissen: Jesus hat ein ganz besonderes Herz für Krankheit. Ihn hat sie wie magnetisch zu den Kranken hingezogen. Sie haben ihn aufgeschreckt. Er ist für sie geblieben und hat ihre Not getragen. Wie er zu den Aussätzigen in die Asyle gegangen ist und sie berührt hat, die doch unberührbar waren.
Und wenn man denkt, dann im Tempel von Jerusalem, als das große Laubhüttenfest war. Sieben Tage wurde gefeiert, Zehntausende von Menschen kamen zusammen, jubelten, sangen ihre Lieder. Jesus ging zum Hinterausgang des Tempels hinaus. Jetzt kennen die Israel-Touristen, wie das ja ist, den Teich Bethesda. Jesus ging hinüber und betrat diesen Teich Bethesda, das heißt übersetzt „Haus der Barmherzigkeit“. Aber das war gar kein Haus der Barmherzigkeit. Es war ein Haus des Egoismus, mit einem merkwürdigen Aberglauben, dass der, der zuerst in den Teich steigt, gesund wird.
Derjenige, der noch ein bisschen laufen konnte und am wenigsten brauchte, war der, der zuerst hineingestiegen ist. Jesus steigt über diese Kranken hinweg, die dort massenweise liegen, bleibt vor dem stehen, der so viele Jahre sein ganzes Leben lang krank gewesen war, spricht mit ihm und heilt ihn.
Das ist es, was uns schon wunderbar berührt.
Jesu Macht über Krankheit und die Frage nach Strafe
Hat Jesus wirklich Macht über Krankheit? Ja, Jesus hat alle Macht im Himmel und auf Erden. Jesus kann heilen. Aber Jesus selbst hat bei seinem eigenen Kreuzesweg gesagt: „Ich will nur tun, was der Vater will.“ Er wollte nicht einfach nur seinen eigenen Willen tun. Deshalb ist es wichtig, dass wir das beachten, auch hier im Neuen Testament.
Ein ganz wichtiger Punkt im Zusammenhang mit Krankheit wird bei Jesus ebenfalls erörtert: Die Frage, ob Krankheit eine Strafe für Sünde ist. Sehr oft wird diese Frage gestellt. Wissen Sie, woher diese Frage eigentlich kommt? Sie stammt von den Heiden. Auch die alten Griechen glaubten, dass, wenn es einem im Leben schlecht geht, die Götter einem dafür eine Strafe schicken. Wenn man stolz und hochmütig war, dann käme die Strafe später. Das ist ja auch bei uns im Sprichwort so, dass man „getunkt“ wird, wenn man zu übermütig war.
Jesus ergänzte dazu: Nein, Krankheit hat nichts mit Strafe zu tun, gar nichts. Krankheit trifft uns in dieser Welt. Dann fragt man sich: Warum geht es eigentlich den anderen so gut? Im Psalm 73 heißt es: Warum geht es den Gottlosen so gut? Oft haben glaubende Menschen sogar mehr Krankheitslasten zu tragen als gottlose Menschen. Das kann man gar nicht verrechnen.
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, bei Krankenbesuchen, und ich habe viele Leute im Krankenhaus besucht, die mit Gott nichts am Hut hatten, weil sie einfach zur Gemeinde gehörten, oft mit den Leuten über dieses Thema zu sprechen. Man kann das gut anfangen, wenn man sie fragt: Haben Sie sich auch schon gefragt, warum Sie krank sind? Ja, doch. Was haben Sie in den langen Nächten, in denen Sie nicht schlafen konnten, gedacht? Haben Sie gedacht, dass Gott Ihnen jetzt heimzahlen will, was Sie Böses getan haben?
Nur einmal ist diese Frage wichtig. Die gottlosen Menschen unter uns glauben oft, Krankheit sei Strafe, weil sie zu den Eltern böse waren, weil sie im Krieg schreckliche Dinge getan haben oder Ähnliches. Aber sie müssen sagen: Nein, so kann man es nicht verrechnen. Sie müssen einmal vor dem Gericht Gottes ihr Leben verantworten, das kommt noch.
Ich bin gekommen, um ihnen zu sagen, dass Jesus ihnen die Sünde vergeben will. Krankheit hat nichts mit Schuld zu tun. Da müssen wir ganz klar mit Menschen reden: Krankheit hat nichts mit Schuld zu tun. Krankheit ist die große Krise dieses Lebens, weil wir in einer gefallenen Welt leben, seit dem Sündenfall.
Eine Frau gebiert mit Schmerzen ihre Kinder, und wir müssen im Schweiß unseres Angesichts arbeiten. Wissen Sie, wie man sich an Dornen blutig reißt? Wir leben in einer gefallenen Welt, und dazu gehören auch die Krankheitsmächte, die wüten.
Es ist ganz wunderbar, dass Jesus Macht hat, dass Jesus Macht über die Krankheit hat. Aber Jesus hat nicht alle Kranken geheilt. Ich möchte hier einen Einschnitt machen, damit wir uns heute nicht verlieren, sondern weitermachen und sagen: Trag deinen Jammer zu Jesus. Das sagt mir die Geschichte: Trag deinen Jammer zu Jesus.
Der Kranke um Sinnst, der Kunde das gar nicht. Es ist häufig so, dass Kranke so von der Krankheit betroffen sind, dass sie sich so hineingeben, dass sie gar keine Hoffnung mehr haben. Auf den ersten Blick sieht alles aus, als würden sie sich fallen lassen. Sie sind darin, da ist Schwermut, alles zugedeckt.
Dieser arme Mann, gichtbrüchig – das muss ja furchtbar gewesen sein. Gicht bringt schon Schmerzen mit sich, und jede Bewegung ist furchtbar. Er hatte wahrscheinlich keine gute Versorgung und Betreuung, es fehlte die Diakoniestation und ähnliche Helfer. Er konnte ja gar nicht zu Jesus laufen.
Wunderbar, dass er Freunde hatte, die ihn nicht allein ließen und diesen wunderbaren Dienst taten! Es gehört zum Allergrößten im Christenleben, an den Nöten der Anderen Anteil zu nehmen, auf eine sehr dezente und stille Weise. Was kann ich für dich tun? Da sein, die Not mittragen, nicht viel reden, nicht viele Ratschläge geben, sondern einfach mittragen.
Diese Freunde erkannten, dass dieser Mann zu Jesus muss. Sie wussten gar nicht, was Jesus machen würde. Sie hatten keine genaue Vorstellung, sie sagten nur: Wir wollen ihn zu Jesus bringen. Und das wünschen wir für alle Kranken, dass kranke Menschen eine Begegnung mit Jesus haben, egal wie sie ausgeht.
Wenn man da liegt und nur noch das Leiden sieht, fragt man sich: Wie soll das weitergehen? Wie hört das einmal auf? Es ist so schrecklich, wenn wir heute in die Krankenzimmer hineintreten und merken: Da gibt es keinen Trost und keine Hoffnung. Es ist schlimm, wenn wir dann sagen: „Das wird schon besser werden.“ Und wenn jemand sagt: „Ich habe einen ganz schlimmen Befund, ich bin unheilbar krebskrank“, dann sagen wir: „Ha, hoffentlich wird es nicht so schlimm.“
Was für ein herzloses Gerede ist das von uns gegenüber Kranken! Stattdessen sollten wir eines tun: Ich möchte Sie in die Gegenwart von Jesus bringen. Ist das Ihr Ziel mit den Kranken in Ihrer Nachbarschaft?
Das war auch noch schwierig mit der Matratze und dem gichtkranken Mann. Das ist ja noch schlimmer, da tut jede Bewegung weh. Und dann kam er nicht durch die Massen, die Jesus belagerten. Das ist oft eine Not: Die Leute, die wir zu Jesus bringen wollen, sehen nur die frommen Rücken derer, die um Jesus herum sind. Sie stoßen sich an den Christen. Wir wollen eigentlich durch und sagen: Er soll nicht die Christen kennenlernen, sondern Jesus.
Da hatten sie die tolle Idee, das Dach oben abzudecken und diesen schwerkranken Gichtbrüchigen einfach an Seilen herunterzulassen, direkt vor Jesus. Keine Mühe scheuten sie, um das möglich zu machen. Sie nahmen ihn einfach mit und ließen sich nicht stören.
Diese Männer kümmerten sich nicht darum, dass der Kranke vielleicht sagte: „Hör doch auf, ich will nichts mehr, mir hilft das auch nicht mehr.“ Denn Jesus predigte gerade vom Reich Gottes, und dann lag plötzlich dieser elende Mensch vor ihm – das war großartig.
Die zentrale Botschaft der Vergebung
Wenn Jesus das Wort Gottes spricht, geschieht dies stets vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen dieser Welt: angesichts der Macht des Todes und der Krankheit. Das ist der richtige Kontrast. Das Wort Gottes wird direkt in die großen Fragen hineingestellt, die die Menschen bewegen. Vor Jesus liegt dieses Häufchen Elend zu seinen Füßen.
Ich möchte das Thema überschreiben mit „Mein Nächster – lass Jesus einfach machen“. Was tut Jesus? Er spricht so eindrücklich vom Erbarmen des himmlischen Vaters und von seiner großen Güte. Zu dem Gichtbrüchigen sagt er: „Sei getrost, dir sind deine Sünden vergeben.“ Ich wurde unterbrochen und habe gedacht, Jesus hätte gar nicht danach gefragt. Aber Jesus macht deutlich, was die wichtigste Sache in unserem Leben ist – viel wichtiger als die Frage, ob wir gesund oder krank sind, ob wir fröhlich oder sterbend sind.
Die viel wichtigere Frage ist, wie mein Verhältnis zum lebendigen Gott aussieht. Jesus verdeutlicht noch einmal, dass das Leben nicht nur aus dem besteht, was wir immer haben: Geld, Verdienst, Auskommen, Leben und all das, was dazugehört. Die wichtigste Sache ist, ob ich als Mensch, der unter dem Gericht Gottes steht, in einer untergehenden und verlorenen Welt heimkomme zum Vater. Ob sich die Tür des Himmels für mich öffnet und ich eine ewige Hoffnung habe.
Mir ist dieses Wort so wichtig, das ja das bekannteste im Neuen Testament ist, das ich vorhin schon zitiert habe: „So sehr hat Gott die Welt geliebt.“ Dort steht, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen. Ohne Jesus ist man verloren – auch wenn man steinreich ist, den tollsten Beruf hat, Ehre genießt oder eine wunderbare Familie besitzt. Wer Jesus nicht hat, der allein die Tür zum Himmel aufschließen kann, ist ewig verloren. Und zwar nicht erst in der Todesstunde, sondern schon heute, weil er von der Welt Gottes abgeschnitten ist.
Jesus macht dies an dem Gichtkranken deutlich. Nicht, weil dieser die Vergebung der Sünden besonders nötig hatte – das gilt genauso für die Gesunden –, sondern weil jeder Mensch diese Vergebung braucht. Kein einziger Mensch kann durch moralische Anständigkeit, gute Werke, gelebte Liebe, Frömmigkeit, Singen oder Anbetung zu Gott gelangen. Er kann nur durch die Gnade Jesu gerettet werden, durch das, was Jesus für uns bezahlt hat.
Das wird ganz offenkundig an Jesus, der für uns ans Kreuz ging, uns durch sein Blut mit Gott versöhnt und unsere Schuld vergibt.
Der Widerstand gegen die Vergebung und die Kraft der Gnade
Ja, hier setzt auch gleich der Protest ein, und zwar von denen, die sagen: Wer kann denn Sünden vergeben? Gibt es das wirklich, dass Sünden vergeben werden können?
Wir haben einen so herrlichen Dienst. Meine Frau geht immer wieder mit nach Heimsheim, in die Justizvollzugsanstalt. Dort sitzen viele Lebenslängliche, eine ganze Reihe von Mördern. Mit ihnen habe ich neulich diese Geschichte gelesen. Und da ist einer ins Wort gefallen und sagte: Es gibt das doch nicht, dass man geschehene Missetaten einfach vergeben kann. Doch, bei Gott gibt es das.
Das war ein so wunderbares Gespräch. Denken Sie daran: Da hat einer einen anderen umgebracht, und Gott will es ausstreichen, so dass es nie mehr vorgeholt wird, auch nicht am Jüngsten Tag. Die Sünden sind ausgelöscht, in die Tiefe des Meeres versenkt.
Darum war der Protest doch ganz richtig. Als die Nazigrößen im Nürnberger Prozess verurteilt wurden, viele davon zum Tod, war ein amerikanischer Soldatenpfarrer dabei. Er durfte erleben, dass eine ganze Reihe der großen Nazigrößen, die furchtbar viel Blut und Dreck am Stecken hatten, sich bekehrten und mitgesungen haben. Sie feierten Abendmahl.
Wenn man das heute noch einmal liest, fragt man sich: Wie ist das möglich? Vergebung, dass selbst Nazis mit einer so schrecklichen Vergangenheit Gnade Gottes erhalten, Vergebung! Aber es ist so schön, dass man da draußen in Heimsheim sagen kann: Wir sind nicht besser als ihr. Wir leben von der gleichen Gnade. Und ohne die Gnade Jesu sind wir für Gott verlorene Leute.
Es war immer ein bisschen schwierig zur Zeit Jesu bei den Schriftgelehrten und Pharisäern. Die sagten: Ja, wir sind ja viel besser. Jesus macht aber deutlich: Jesus kann Sünden vergeben. Das ist das Allergrößte, was es überhaupt in dieser Welt gibt.
Gerade auch im Dienst an den Kranken hat uns der Apostel Jakobus empfohlen, über die Kranken zu beten. Das ist etwas ganz Wichtiges. Über den Kranken zu beten heißt, dass wir am Krankenbett beten. Damals lag die Matratze auf dem Boden, und die andere Person stand eben dort oben. Der Platz, an dem man betet, ist gar nicht wichtig, aber dass wir über den Kranken beten und dass er die Vergebung der Sünden erlangt.
Nicht weil der Kranke mehr hätte als andere, sondern weil man sich in der Krankheit erst bewusst macht, dass man viel, viel versäumt hat im Leben. In diesen Zeiten, in denen wir zur Besinnung kommen, wacht ganz viel auf, was uns belastet. Und das ist ganz wunderbar, wenn wir diese Gelegenheit haben, Sünden abzulegen.
Ich finde es so wunderbar, dass Sie auch in Ihrer Gemeinde Gelegenheit haben, vor Menschen und vor Gott Ihre Sünden abzulegen. Gehen Sie abends nicht ins Bett, ohne das abzulegen, was Sie an dem Tag belastet, und ohne frei zu werden.
Machen Sie heute einen dicken Strich unter Dinge Ihres Lebens, die Sie bis heute schwer belasten, damit Sie den Frieden mit Gott wirklich haben können.
Das heißt es dort beim Jakobus, im Kapitel 5. Es wird besser mit ihm. Es wird nicht gesagt, dass er unbedingt gesund wird – das kann Gott tun.
Ach, was hat uns Gott schon geschenkt! Was haben wir erlebt! Was haben wir mit Kindern erlebt? Was haben wir gleichzeitig auch erlebt mit Menschen, die den schweren Weg gegangen sind und die Krankheit getragen haben.
Erfahrungen mit Krankheit und Glauben in der Gemeinde
In unserem Gemeindedienst war es immer so, dass wir es eigentlich sehr ungern sehen, wenn Menschen, die in der Gemeinschaft geblieben sind, große Wunder erzählen. Wissen Sie, wir haben tolle Wunder erlebt. Mein großer Bruder, der schweren Krebs hatte, wurde von einem renommierten Onkologen in der Königstraße, Doktor Fichtner, betreut. Dieser sagte, wenn ein Arzt die Krankengeschichte liest, versteht er sie nicht. Ein Wunder ist geschehen, aber mein Bruder bleibt sterblich.
Jeder von uns stirbt an einer Krankheit. Es wird niemand ohne Krankheit sterben, und wir werden alle nicht unendlich leben. Doch das Schlimme ist: Wenn man von den Wundern spricht, wirkt das für viele in der Gemeinde sehr belastend. Sie fragen sich: Warum hat Gott mir das nicht getan? Deshalb müssen wir vorsichtig sein, auch mit großen Gotteserlebnissen nicht zu prahlen oder sie laut herauszustellen. Denn dadurch fühlt sich der andere oft umso mehr von Gott verlassen.
Ich habe eine wunderbare Erfahrung gemacht: Gerade Menschen, die durch das Tränental gehen, haben dort die Brunnen. Sie erleben, wie Gott sie auf eine ganz besondere Weise stärkt, und sie erfahren Gottes Nähe sehr intensiv.
In unserer Gemeindearbeit konnte ich oft erleben, wie Schwerkranke, bei denen ich selbst oft gezittert habe und nicht wusste, was ich tun soll, die Herrlichkeit von Jesus so wunderbar bezeugen konnten. Man ging hin und wusste nicht, was man sagen sollte. Doch dann sprachen sie so groß von der Kraft, mit der sie von Christus gehalten sind, dass einem Hören und Sehen verging.
Es war uns immer wichtig, auf die großen Glaubenslieder zu verweisen, die wir in der Christenheit haben. Ich hoffe, dass Sie diese auch schätzen. Es sind die großen Glaubenslieder, die Generationen schon gesungen haben und die aufgenommen wurden von Paul Gerhardt. Er lebte im Dreißigjährigen Krieg, in einer Zeit, in der sein ganzes Erbe von den Schweden abgebrannt wurde – der Gutshof, den er von seinen Eltern geerbt hatte.
Paul Gerhardt gibt uns das Lied: „Warum sollt ich mich den Gräben schämen, habe ich doch Christus noch? Wer will mir den nehmen? Wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben?“
Oder der Bürgermeister von Guben an der Oder, Neische, der uns das Lied schenkte: „Jesus, meine Freude, unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.“
So etwas gibt es ja gar nicht.
Zeugnisse von Glauben und Krankheit
Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister Jesus tritt herein, damit das Menschen erleben. Wir haben das dann immer wieder in Büchern so beschrieben und bloß gesammelt.
Da war oben in Chemnat ein Mann, Friedrich Hensl sagt immer, das hat ihn als jungen Menschen am meisten geprägt. Das war der Adolf Stotz von Chemnat, der mit 28 Jahren mit dem Motorrad verunglückt ist. Damals, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, hat er so ein Motorrädchen gekauft. Aus der Leitstange gebrochen und an der Garbe von Blieningen – das war so ein Wirtshaus, wo heute der Straßenbahnübergang ist – ist er in den Graben gefahren und war querschnittsgelähmt.
Er war ein Sportler, der von Gott nichts wollte. Als der Pfarrer ihn besuchte, hat er ihm Rasierpinsel ins Gesicht geschmissen und gesagt: „Ich brauche keinen Pfarrer und das fromme Geschwätz.“ Doch da war ein Evangelist, ein Heiligsmann, der es fertigbrachte, den Adolf Stotz zum Glauben zu führen.
Und dieser hat noch einmal 28 Jahre gelebt. Was die Leute dort oben in Chemnat erzählen – oder Friedrich Hensl sagt – ist, dass dieser kranke Mensch mehr zu Jesus geführt hat als viele Gesunde. Er hat einmal gesagt: „Wenn ich gesund werden könnte, ich wollte es gar nicht haben. Dann würde mein altes, liederliches Leben wieder anfangen, ohne Gott.“
Gott hat ihn auf diese Krankheit hingelegt. Da stehen wir davor und sagen: Was gibt es? Gott hat verschiedene Weisen, mit uns zu reden, zu uns zu sprechen und uns das erleben zu lassen – den Trost, den unzählige Leute vor uns erlebt haben.
Ein Apostel Paulus mit diesem Pfahl im Fleisch hat gebetet, doch er wurde nicht gesund. Er sagt: „Lasst euch an meiner Gnade genügen.“ Und dann geht es weiter mit all diesen Frauen. Die Frau, die die meisten unserer Lieder gedichtet hat, Fanny Crosby, hat neun der schönsten Lieder geschrieben, zum Beispiel „Gott wird dich tragen“, „Darum sei nicht verzagt“ oder „Sicher in Jesu Armen“. Sie hat diese Lieder gedichtet, nachdem ihr einziges Kind gestorben war.
Sie hat gesagt, wenn man sie fragen würde, ob in ihrem Leben nicht heute alles anders laufen müsste – sie hat als kleines Kind durch einen Fehler eines Quacksalbers ihr Augenlicht verloren –, ob sie nicht gewünscht hätte, ein Leben zu führen, in dem sie das Augenlicht hätte, sagt sie: Nein! Wenn ich wählen dürfte, hätte ich das gar nie gewählt. Das Erste, was ich sehen will, ist Jesus in der Herrlichkeit, und das ist das Allergrößte.
Da stehen wir als Gesunde davor, die mit unseren Augen allen Schmutz dieser Welt ansehen, und werden auf einmal bewegt: Halt mal, haben wir nicht auch nur die Dinge dieser Welt, die uns am meisten bewegen? Jesus hat diesen Gichtbrüchen geholfen, und Gott kann das tun. Aber wir wissen, dass unser Herr uns seine Zusagen gegeben hat:
„Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Das wird eine Glaubenserfahrung sein, die wir machen, auch wenn uns der Herr schwere Wege führt. Er will sie zum Segen setzen und uns ganz besonders nahekommen. Er ist nahe denen, die zerbrochene Herzen haben.
Zeugnis von Paul Müller und der Glaube in schweren Zeiten
Für mich war Oberstudienrat Doktor Paul Müller von großer Bedeutung. Unser Chemieunterricht basierte auf seinem Chemiebuch, das viele Württemberger genutzt haben.
Mit 28 Jahren wurde dieser wunderbare Mann von Multipler Sklerose geplagt. In dieser schweren Zeit wurde er gestützt und getragen. Durch seine Evangelisationen haben viele Menschen zu Jesus gefunden. Er wurde über achtzig Jahre alt.
In der Liederhalle haben wir ihn bei einer Hofhacker-Konferenz noch einmal hochgehoben. Dort sagte er den Anwesenden, dass es eine Nachtseite dieser Welt gibt. Zu dieser Nachtseite der Schöpfung gehört nicht nur die Sünde, sondern auch Viren, Krankheiten, Erdbeben und Katastrophen. Doch Jesus wirkt auch in der Finsternis dieser Welt. Man kann dadurch umso näher an das Herz von Jesus heranrücken.
Er saß dort oben in seinem Rollstuhl und musste später wieder mit dem Rollstuhl hinuntergehoben werden. Was für ein Zeugnis ist das für uns! Es ist ein Grund, wach zu werden und zu sagen: Es ist so wichtig, dass wir wirklich an Jesus festhalten, ihn über alles lieben und beten: Herr, wir dürfen es vor dir ausschütten, aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.
Verherrliche du dich an mir, egal ob durch Sterben oder Leben, durch Gesundheit oder Krankheit. Gebrauche mich, aber mein Leben soll ein Lobpreis für dich sein, so wie du mich auch führst.
Schlussgebet und Dank
Wir wollen noch beten. Lieber Herr, wir danken dir, dass du der Herr bist, unser lebendiger Herr, und dass du alle Macht hast – im Himmel und auf Erden.
Wir wollen auch Buße tun dafür, dass wir so oft von den Krankenbetten fliehen und viele alleinlassen in ihrer Not und in ihren Anfechtungen. Besonders auf dem letzten Weg im Sterben. Herr, gebrauche uns, auch wenn wir bei den Kranken sitzen, damit wir sie zu dir führen können.
Dass du mit ihnen reden kannst und deine wunderbare Heilandsgeschichte mit ihnen machen kannst, dafür wollen wir dir danken.
Wir danken dir auch für das große Wunder, dass du heute jedem von uns Vergebung aller Schuld schenken willst. Du willst die Himmelstür aufschließen und uns heimholen in das Vaterherz Gottes.
Ach Herr, gib uns, dass wir das nicht versäumen und nicht wegschieben, sondern dass wir heute Klärung in unserem Leben schaffen. Dass wir die ganze Freude haben dürfen, weil du in unser Leben einkehren willst.
Lass uns immer mehr Raum für dich geben. Es soll nicht um Gesundheit oder Geld gehen, sondern darum, dass du immer größer und mächtiger wirst in unserem Leben, bis du uns heimholst zu dir in die Herrlichkeit. Amen.