Ein König als Retter in schwierigen Zeiten
Sacharja 9,9
Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. Er ist arm und reitet auf einem Esel, auf einem jungen Esel, dem Füllen einer Eselin. Denn ich will die Wagen aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem wegnehmen, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden.
Denn er wird den Völkern Frieden gebieten. Seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum anderen und vom Strom bis an die Enden der Erde. Herr, richte deine Herrschaft auch jetzt bei uns auf. Amen.
Heute Morgen kam in den Nachrichten eine erschütternde Rettungsgeschichte. Sie haben ja gelesen, dass vor einigen Tagen im Sturm östlich von Bermuda ein deutscher Frachter aus Hamburg gesunken ist.
Man hat sich aufgemacht, um Leute zu suchen. Gestern wurde tatsächlich der erste Offizier namens Marienfeld gefunden und aus der wilden See herausgefischt. Er machte die Retter darauf aufmerksam, dass in einem umgekippten Rettungsboot, an dem er selbst hing, noch ein philippinischer Matrose in einer Luftblase eingeschlossen war.
Die Retter wollten das Boot drehen, doch genau in diesem Moment verließen den Matrosen die Kräfte. Er starb vor den Augen der Retter und ertrank.
Wenn man so eine Geschichte hört, ist man tief betroffen. Besonders wenn jemand im letzten Moment nicht mehr die Kraft hat, durchzuhalten.
Ich war so froh, als ich dies heute Morgen hörte. Denn ich habe immer wieder gesucht, wie ich Ihnen das verdeutlichen kann, was hier der Prophet Sacharja ankündigt.
Die Sehnsucht nach einem gerechten König in einer ängstlichen Welt
Wir leben heute in einer Zeit, in der viele von uns Angst vor Autoritäten haben. Was ist ein König? Da gibt es diese seltsamen Scheichs, die in goldenen Badewannen liegen. Wer wartet heute noch auf einen König? Von ihm erwarten wir ohnehin nichts. Wir leben schließlich in einer demokratischen Zeit.
Und überhaupt: Was soll das schon bedeuten, wenn ich Ihnen ein Bild zeige und sage, dass in Israel hinter dem König eine Vaterfigur stand? Viele denken dann: „Ach, mein Vater – da habe ich wieder meine Komplexe. Meine Jugend war eingeengt, ich hatte einen strengen, schweren Vater.“ Es ist heute schwierig, solche Bilder zu verwenden.
Doch wissen Sie, dass hinter dem Bild des Königs der Retter stand? Wie oft hat Israel, wenn die Philister sie überfallen und alles geplündert hatten, ihre Hoffnung darauf gesetzt, dass Gott ihnen selbst als König hilft? Oder dass er ihnen einen solchen König schickt, der selbstlos ist, der für andere eintritt und sein Leben für seine Untergebenen riskiert?
Darum ist die Ankündigung „Siehe, dein König kommt zu dir“ eine ganz große Botschaft. Es geht um eine Rettungsgeschichte. In diesen Adventstagen sollen wir aus aller Angst und Bedrängnis unser Vertrauen ganz neu auf das Kommen Jesu setzen.
Der Helfer steht vor der Tür – auch wenn es bei dir so ist, dass die Wellen dich hinunterdrücken und du meinst, sie spülen dich hinweg.
Hoffnung für die Verzweifelten und Enttäuschten
Wie ist das bei denen, die keinen Ausweg mehr sehen aus der Krankheitsnot?
Heute Morgen sind viele unter uns, die genau das erleben. Andere haben erfahren, wie ein lieber Mensch, auf den sie vertraut haben, sie verlassen hat und sein Wort gebrochen hat. Nun fühlen sie sich wie jener philippinische Leichtmatrose im Sturm. Sie wissen nicht mehr, wie lange sie sich noch in der Luftblase halten können. Ihre Kraft reicht nicht mehr aus. Wenn doch nur ein Retter da wäre, der sie herausholen könnte. Aber wer soll ihnen helfen?
Viele sagen: „Ach, die Pfarrer haben mich enttäuscht, die Kirche hat mich enttäuscht, die Nachbarn haben mich enttäuscht, und meine Familienangehörigen haben mich alle enttäuscht.“
So könnte man sagen: „Dein König, komm zu dir! Strecke deine Hand aus.“
Heute habe ich fünf Punkte für Sie, denn sonst glauben Sie vielleicht, ich könnte nur bis drei zählen. Fünf Punkte – das ist ein Wort an Enttäuschte.
Das war doch auch in Israel so, dass die ganze dunkle Geschichte mit den Königen vorausging. Gott hatte sie gewarnt, als sie ihr Vertrauen auf den König setzten. Schon Samuel gab ihnen die Warnung mit: Baut nicht auf den König, denn er wird euch nicht heilen und helfen können. Baut auf den lebendigen Gott.
Doch sie setzten ihren Wunsch durch und hatten viele Könige bis zu der Zeit, als Zacharja kam. In dieser Zeit hatten sie keinen König mehr. Fremde Heere zerstörten und zerbrachen Jerusalem.
Die Friedensverheißung in einer zerrissenen Welt
Dieser Abschnitt spricht vom Frieden, und ich möchte das deutlich sagen. Wenn morgen die Verhandlungen in Genf beginnen, ist die Friedenssehnsucht natürlich echt.
Die Täuschung besteht darin, dass viele Menschen diese echte und wahre Friedenssehnsucht der Menschen ausnutzen. Sie kochen sich daraus ihr eigenes Süppchen, um ihre eigenen Vorteile zu erlangen. Damals war es genauso: Die Friedenssehnsucht war da, die Hoffnung, dass eine Zeit kommen muss, in der wir frei leben können.
Es ist gut, dass die Not der politischen Geschehnisse angesprochen wird. Wir leben heute nicht isoliert mit unserer Friedenssehnsucht. Ich las neulich einen Bericht von einem Gast beim deutschen Botschafter in Kampala. Dort graben sich jeden Abend die Bundesgrenzschutzbeamten außen an den Gartenhecken mit ihren Maschinengewehren ein, um wenigstens das Haus des Botschafters vor Raubüberfällen zu sichern.
Die Friedenssehnsucht ist auch in Uganda spürbar. Neulich berichtete Missionar Stegmayr aus Cannstatt von einem Überfall durch dreitausend Viehräuber, bei dem mit schweren Waffen geschossen wurde und ein furchtbares Blutvergießen stattfand. Wenn man all das zusammennimmt, sieht man, wie in so vielen Kontinenten dieser Welt heute gelitten wird: Verzweifelte, Mutlose.
Doch man darf nicht in dieser Verzweiflung stecken bleiben. Die Adventsbotschaft vom Kommen Jesu meint alle Not und alle Verzweiflung. Oft denken wir nur an die äußeren Zustände und die große Not und glauben, dass Jesus das nicht ändern kann. Dass er nicht in die Situationen eingreifen kann, in denen Menschen sich nicht mehr selbst helfen können. Genau dort aber richtet sich die große Zusage dieses Wortes an enttäuschte Menschen, die keinen Mut mehr haben.
Ich möchte diese Friedenssehnsucht der Menschen aufnehmen und sagen: Auch Waffen schaffen keinen Frieden. Obwohl wir manchmal in die Gefahr geraten, im Gegensatz zu manchen kühnen und waghalsigen Menschen zu sagen, wir brauchen doch Waffen, weil wir Realisten sind – Waffen sind nur Krücken einer sterbenden Welt. Sie schaffen keinen Frieden.
Wir sehnen uns danach, wie es hier heißt, dass der Kriegsbogen zerbrochen wird. Das ist in all diesen Verheißungen vom Kommen Jesu enthalten, zum Beispiel in Jesaja 11 und Jesaja 9. Dort wird beschrieben, wie der Stecken des Treibers zerbrochen wird. Das Bild zeigt, wie alle Waffen verschrottet und zusammengetragen werden.
Heute leben wir jedoch in einer Welt, in der wir sehen, dass nichts davon erfüllt wird. Im Gegenteil: Was Menschen an grausamen Waffen ersonnen haben, wird niemand wegnehmen. Sie werden sie verstecken, tricksen – aber wir werden sie nicht mehr loswerden in unserer unheimlichen Welt.
Der Schrei der Hungernden, die nur noch ein bisschen Brot verlangen, der Flüchtlinge, die eine Heimat brauchen, und wie viele Menschen in unserer Stadt sehnen sich nach einem Menschen, nach einer Ansprache, weil sie allein sind – all das zeigt, wie viel Not es in unserer Welt gibt.
Die Ankunft des gerechten Königs als Hoffnungsträger
Sieh, dein König kommt zu dir – ein Wort, das enttäuscht. Das zweite „Sieh, er kommt!“ ist immer überraschend in der Bibel. Solche Worte verwenden wir heute kaum noch, aber die Propheten haben das immer getan. Achtet darauf: „Das, was du ersehnst, das kommt nicht von den großen Beschlüssen der Regierungen, so sehr wir auch dafür beten. All die Hoffnungen können nur an einem erfüllt werden – es hängt an einer Person. Siehe, da kommt er!“
Nur in Umrissen tritt er hervor, und Zacharja beschreibt ihn hier kurz. Wenn er sagt „ein Gerechter“, denken wir bei „Gerechten“ oft an Menschen, die kein Stäubchen auf dem Anzug haben. Doch was meint die Bibel mit „gerecht“? Etwas ganz anderes. Gerecht heißt: Er bricht sein Wort nicht, auf ihn kann man sich verlassen, er erfüllt seine Versprechen.
„Gerecht“ wird in der Bibel immer für die Einlösung der Bundeszusagen Gottes verwendet. Gott ist gerecht, weil er seinen Bund hält. Menschen schließen Pakte, brechen sie aber oft wieder. Gott hält seinen Bund, weil er gerecht ist und sich an seine Bedingungen hält. Der, der kommt, erfüllt die großen Zusagen Gottes.
Ich möchte immer wieder darauf hinweisen, dass man im Glauben nicht in großen Illusionen oder bloßen Träumen leben sollte, in der Hoffnung, Gott werde schon alles richten. Unser Glaube wird gewiss, weil er auf den Zusagen Gottes in der Schrift gründet. Diese Zusagen erfüllt und löst er ein.
Das Wort „gerecht“ meint hier natürlich auch, dass er ein König ist, der frei von Selbstsucht ist. Wir Menschen neigen oft dazu, eine Position auszunutzen. Doch hier steht: Ein Gerechter – jemand, der frei von Selbstsucht ist, der nur für andere eintritt, ein Helfer, absolut vertrauenswürdig. Er kann dich nicht betrügen.
Er verzichtet auf den Glanz großer Erscheinungen. Es ist ja ein fast lächerliches Bild: Ein großer Herrscher, der auf einem kleinen Esel einreitet, dessen Füße die Schleifen auf dem Boden hinterlassen. Ein lächerliches Bild – aber dieser Herr liebt nicht den großen Prunk. Ihm gefällt es, heute Morgen mit einem solchen Esel wie mir einzuziehen und euch sein Wort zu verkünden.
Das ist seine Art: Er nimmt ganz schlichte Transportmittel. Diese alte Kirche mit ihren vielen Fehlern, brüchigen Gemeinschaften und fehlbaren Christen – und doch kommt er zu dir durch die Gemeinschaft mit Christen, durch dieses schlichte Wort, das in dieses Buch hineingebunden ist.
Er kommt so, dass man es von außen gar nicht denkt, dass in diesem Wort seine ganze Gegenwart liegt. Sieh, er kommt! Das, was wir erhoffen und ersehnen, liegt in ihm – in Jesus.
Frieden als zentrales Anliegen des kommenden Königs
Und das Dritte Er bringt Frieden. Die Bibel spricht viel vom Frieden. Sonst könnten Menschen sicher gar nicht mehr auf Frieden hoffen, denn alle Versuche mit irdischem Frieden haben uns nur umso enttäuschter gemacht.
Ich will keine Hoffnungen zerbrechen, aber wir müssen so klar sehen, dass alle Friedensanstrengungen der Menschen immer wieder scheitern. Nicht, weil der andere böse ist, sondern weil diese Welt eine vom Bösen beherrschte Welt ist.
Haben Sie einmal versucht, Frieden zu stiften in einer zerstrittenen Ehe? Da können Sie reden, und Sie merken, das geht gar nicht mehr. Wenn Sie den Konflikt in Nordirland betrachten, ist es doch kaum möglich, dass Menschen, die sich noch auf eine christliche Tradition berufen – und wir wollen das gar nicht leugnen – so von der unheimlichen Macht des Teufels gefangen sind.
Es wäre zu billig zu sagen, dass es nur ein Volkskonflikt ist. Das ist unser Realismus: Wir sagen nicht, dass die Friedensehnsucht nicht echt ist. Wir wollen niemandem den Mut nehmen, sich dieser Arbeit zu unterziehen. Aber man muss doch wissen, mit wem man kämpft.
In dieser Welt sind alle teufellos darauf aus, uns zu zerbrechen, zu zerstören und die Menschheit in den Abgrund zu reißen. Das sind unheimliche Zerstörungsmächte. Die Bibel spricht gerade angesichts der Macht des Bösen und der gefallenen Welt von der großen Friedenssehnsucht. Es ist, als würde die Zeit kommen, in der der Friede umfassend sein wird.
Dieser Friede umfasst nicht nur das Verschrotten der Atomraketen, sondern bringt sogar Frieden zwischen Mensch und Tier mit sich. Wenn unter uns Tierfreunde sind, dürfen sie sich auf die Bibel berufen. Dort, in der Ewigkeit, wird der Säugling am Loch der Giftschlange spielen und nicht mehr gebissen werden. Der Löwe wird dabei liegen, Stroh fressen und sich daran erfreuen.
Wir wissen von einer völligen Erneuerung unserer Erde. Wir haben eine Zukunftshoffnung und eine Zukunftserwartung. Aber heute, auch heute, beginnt schon viel, weil die Herrschaft Jesu angebrochen ist. Er wird Frieden gebieten.
Das ist eine Formulierung, die man kaum beachtet. Durch sein Wort spricht Jesus heute, und Menschen, die sich seinem Kommando unterstellen, haben Frieden. In der Bibel ist Frieden immer verbunden mit Gehorsam.
Ich freue mich, wenn heute die Bergpredigt immer wieder erwähnt wird als Voraussetzung zum Frieden. In der Bergpredigt spricht Jesus auch davon, dass, wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, bereits die Ehe mit ihr gebrochen hat.
Es geht um eine Reinigung unseres Herzens im Gehorsam vor Jesus, wo die Macht des Bösen in uns überwunden wird. Das können Sie nicht durch Ihre Willensanstrengung erreichen. Es geschieht nur durch die Reinigung mit der Vergebung Jesu, durch das Blut Jesu, wenn Sie Ihr Leben ganz von Jesus erneuern lassen.
Nur so verliert die böse Macht ihren Einfluss. Wenn in unseren Tagen der Spruch umgeht: „Stellt euch vor, es wäre Krieg und keiner geht hin“, dann ist dies nur eine Erinnerung daran, wie wir heute verdummt werden sollen. Als ob Krieg so vermieden werden könnte – das wird keinem Konflikt dieser Welt gerecht.
Da sehen Sie, wie die Verführer umgehen. Es geht um viel mehr, als dass man nicht hingeht. Es geht darum, wie die unheimliche Macht der Zerstörungskräfte zerbrochen wird. Und das geschieht, wenn der Herr Frieden gebietet.
Ich habe Ihnen oft erzählt, wie die ugandischen Christen dies bis heute festgehalten haben und gesagt haben: Keine Befreiungsbewegung soll unter uns Christen aufkommen, da liegt keine Hilfe. Aber wenn der Herr Frieden gebietet, dürfen wir als Christen in unserem Volk Friedenstifter werden.
So wie dies Christen in Südafrika heute bewegt, wie sie noch einmal eine Erneuerung, eine geistliche Erneuerung erreichen können. Wir wollen Frieden in unserem Volk, Frieden auch zwischen den Gruppen und zwischen den Spannungen, die hier bestehen. Aber dieser Frieden kommt durch den Herrn, der Frieden gebietet und Menschen in seinen Gehorsam nimmt.
Er wird Frieden gebieten durch sein machtvolles Wort, so wie er einst der Herr in der Schöpfung gesprochen hat: „Es geschah.“ Dann hat er mit seinem gebietenden Wort diese Welt geschaffen, diese große Welt in ihrer ganzen Weite.
So redet dieser kommende Herr, auf dessen Ankunft wir warten, in unseren Tagen noch einmal sein gebietendes Wort und schafft die Welt neu. Bis hinein in unsere Zustände, die uns so viel Not machen.
Es gibt nicht nur Lösungen wie „alles oder nichts“, es gibt nicht nur „Rot oder Tod“. Sondern es gibt heute Friedenstifter – Menschen, die unter dem Befehl Jesu stehen.
Die Einladung, sich dem Frieden anzuvertrauen
Das vierte: Vertraue dich diesem Frieden an. Das ist eine Frage an uns: Leben wir diesen Frieden? Man kann das nicht vortäuschen. Es muss deutlich werden – der innere Frieden und der Frieden in unserer Gesellschaft, in unserer Welt.
Doch diesen Frieden kann man nicht haben, ohne selbst den Frieden Gottes zu besitzen. Heute sind die meisten Menschen so zerrissen wie nie zuvor. Sie werden hin- und hergetrieben von wilder Gier, unerfüllter Lebenssehnsucht, Leidenschaft und bösen Trieben. Dass unsere Generation immer mehr psychisch krank wird, überrascht uns nicht mehr, da wir die bösen Mächte einfach geleugnet haben.
Wenn wir Frieden haben wollen und wieder Segensträger in unserer Umwelt sein möchten, müssen wir uns dem Frieden Jesu ausliefern. Vertraue dich diesem Frieden an! Wenn ihr mir gehorchen werdet, hat Gott schon im fünften Buch Mose gesagt: „Ich will euch Frieden geben.“ Meinen Frieden gebe ich euch, sagt Jesus und erfüllt diese Verheißung noch einmal.
Viele Menschen stehen in inneren Spannungen. Ich freue mich immer über die vielen jungen Menschen in unserem Gottesdienst, die diese Auseinandersetzung besonders stark spüren. Sie sagen: „Ich will doch, aber ich kann nicht. In meinem Leben gibt es so viele Richtungen, und ich kann mich nicht entscheiden.“ Lege dein Leben vor diesen König Jesus!
Dabei bin ich froh, dass hier das Wort „König“ als Autorität steht. Unser Leben wird nur dann fröhlich, wenn er königlich in uns regiert. Wenn wir uns an sein gültiges Wort binden.
Neulich hat mir jemand eine Formulierung zugeschickt, die er im Duden gefunden hat. Ich hatte sie noch nie gehört. Es geht um das Wort „evangelikal“. Was heißt denn evangelikal? Im Duden, Ausgabe 1980, steht es zum ersten Mal: unbedingtes Vertrauen ins Evangelium. Das bedeutet unbedingten Gehorsam.
Die Menschen bleiben bei diesem Wort und ordnen sich unter den König und Herrn, der bestimmt und befiehlt. Dem wollen sie trauen – dem allein, sonst niemandem. So haben sie Frieden. Frieden vor den Anfeindungen, Versuchungen und Verführungen.
Dann kann man ganz geborgen sein, weil er mich hält, weil er mir Kraft gibt und weil er mich über alle Versuchungen hinwegführen wird.
Die Freude der Gemeinde als Ausdruck der Hoffnung
Das Fünfte, das nicht unter den Tisch fallen darf: Freue dich, Tochter Zion! Das ist die kleine Tempelgemeinde, die sich im Zion noch gesammelt hat nach der Zerstörung Jerusalems. Tochter Zion – sie haben sich gern mit diesem schönen weiblichen Namen bezeichnet und darum nicht Söhne, sondern Töchter genannt. In der Bibel gibt es keine Abwertung der Frau. Spätestens hier merkt man, dass die kleine Gemeinde gemeint ist, die sich auf den Trümmern Jerusalems sammelt. Diese Gemeinde soll sich freuen, sie soll jubeln.
Ich möchte Sie zum Schluss noch an eine kleine Episode erinnern, die sich vor Jahren zugetragen hat, als Schah Reza Pahlavi Berlin besuchte. Berlin war schon immer ein aufregendes Pflaster und gefährlich für Staatsgäste. Es gab dort schon immer Gruppen, die ihre Tomaten und Eier wochenlang vorher bereitlegten, damit sie richtig faul werden, wenn der Schah kommt. Damit dem Staatsgast nicht nur Tomaten um die Ohren fliegen, wurden damals sogenannte Jubelperser aufgestellt. Das Wort ist seitdem üblich. Das sind Leute, die man geworben hat, offenbar wurden sie bezahlt oder man hat ihnen den Flug nach Berlin bezahlt, damit der Staatsgast wenigstens einen würdigen Empfang erhält. Jubelperser, die man an den Rand stellt, die das aber nur gezwungen tun, nicht echt.
Ich habe Sorge, dass wir in diesem Jahr nur wieder so eine Routine zeigen könnten, so ein bisschen wie adventliche Jubelperser. Wir stehen wieder da und singen die Lieder herunter, wie es gerade sein muss: drei Verse oder zwei Verse, was ist heute angesteckt, aha. Aber da steht doch das Wort „jauchze“ – was ist das? Ich schaue im Lexikon nach: „vor Begeisterung brüllen“. Wer tut das heute noch? Fußballfans im Stadion vielleicht. Unsere Kirchenmusiker bekommen graue Haare, wenn ich das hier sage, aber es muss mal gesagt werden.
Denn auch in der Offenbarung steht immer wieder, dass vor dem Thron Gottes mit Begeisterung geschrien wird. Und das Wort „schreien“ kann im Griechischen auch „jauchzen“ bedeuten. Man kann es nicht anders aussprechen, weil die ganze Begeisterung der Menschen darin liegt. Das ist doch nicht bloß bei denen im Neckarstadion so.
Ich erinnere mich an meine Missionskonferenz in England. Dort waren würdige Missionsleiter, und im Fernsehen wurde nach dem Abendessen gerade ein Länderspiel übertragen: England gegen Ungarn. Es ging für England um die Teilnahme an der Europameisterschaft. Die Straßen waren voll, und die Menschen schauten gebannt zu. Da dachte ich: Mensch, das ist doch ein Spiel. Als Deutscher hat mich das nicht so interessiert wie sie. Aber sie waren so dabei bei dieser Sache.
Da geht es um dein Leben, im Kommen Jesu: Sieh, dein König kommt zu dir! Wenn sie zurückgehen in ihr Haus, in das Gefängnis ihres Lebens, in ihrer ausweglosen Lage, wo sie sagen: „Ich weiß nicht mehr, wie das werden soll“ – sieh, dein König kommt zu dir! Wenn er, Jesus, ihr König ist, bricht er ihnen Türen auf. Er geht vor ihnen einher, und sie können ihm nachgehen, das Kreuz auch tragen, teilhaben an seinem Leiden. Aber er geht mit als der König und Herr. Amen.