Einführung und Lesung der Verse 19-22
Sinn Kapitel 10, Vers 19. Ich denke, wir könnten die ersten paar Verse noch einmal lesen. Liest jemand die Verse 19 bis 22?
Einen neuen und lebendigen Weg haben wir durch den Vorhang, das heißt durch sein Fleisch. Und einen großen Priester über das Haus Gottes.
Lasst uns mit wahrhaftigem Herzen und voller Zuversicht des Glaubens eintreten. Die Herzen sind besprengt und von einem bösen Gewissen befreit. Außerdem sind wir gewaschen mit reinem Wasser.
Überblick über den Lehrteil und die Aufforderung zum Hinzutreten
Wir haben nun einen sehr umfangreichen Lehrteil hinter uns: Kapitel sieben, Kapitel acht, Kapitel neun und die erste Hälfte von Kapitel zehn. Bis hierher hat uns der Text den Hohenpriester vor Augen geführt. Dabei wurde deutlich, dass dieser Hohepriester der Sohn Gottes ist und ein viel besserer Hoherpriester als die vorherigen.
Ebenso ist das Heiligtum ein besseres Heiligtum, und das Opfer, das er darbringt, ist ein besseres Opfer. Aufgrund all dessen, was bisher gelehrt wurde, folgt nun eine Aufforderung. Es gibt hier eine ganze Reihe von Aufforderungen.
Die erste lautet: Lasst uns hinzutreten. Da wir Freimütigkeit zum Eingang in das Heiligtum durch das Blut Jesu haben – von dem der Text die ganze Zeit gesprochen hat –, können wir nun eintreten. Der Hohepriester ist hineingegangen, und weil er uns einen Weg gebahnt hat durch sein Blut und sein Fleisch, das er am Kreuz gegeben hat, ist dieser Weg offen.
Er wird hier als ein lebendiger Weg beschrieben, ein Weg, der frisch und lebendig ist. Der Text sagt, dass es ein lebendiger Weg ist, den er uns frisch eingeweiht und eröffnet hat.
Der neue Weg durch das Opfer Christi
Genau dieses Wort steht hier im Griechischen: frisch eingeweiht, ganz neu eingeweiht. Sozusagen am ersten Tag der Einweihung, wenn eine Straße eingeweiht wird – alles ist frisch eingeweiht, frisch eröffnet.
Diesen Weg hat er uns gebahnt und frisch eröffnet durch den Vorhang, das heißt durch sein Fleisch. Man ist sich übrigens nicht ganz sicher in der Übersetzung. Wir haben selbst hin und her überlegt, ob man hier „hindurch“ hinzufügen soll, vielleicht in Klammern, oder ob man es besser streicht. Ist es das Mittel, wodurch der Weg frei wurde – sein Fleisch? Sein Fleisch ist der Vorhang, und dieses Fleisch wurde hingegeben. Dadurch ist der Vorhang zerrissen, und dadurch ist der Weg frei.
Oder meint er einfach, er ist durch den Vorhang hindurchgegangen? Ich bin mir hier nicht ganz sicher. Aber der Sinn ist klar. Der Sinn des ganzen Satzes, auch von Vers 19 und Vers 20, ist klar: Der Herr Jesus hat durch sein Blut einen neuen Weg gebahnt.
Dieser Weg in das Heiligtum ist jetzt offen durch Jesus Christus, durch sein Blut, durch sein Fleisch, das er hingegeben hat. Und weil das so ist, weil...
Der große Hohepriester über das Haus Gottes
Und weil wir einen großen Priester haben – Vers 21 –, weil wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben: Hier ist das Haus Gottes wieder dasselbe wie in Kapitel 3. Es ist die Familie Gottes.
Er ist ein großer Priester für das Volk Gottes. Das Volk Gottes ist das Haus Gottes. Er ist der große Priester über dem Haus Gottes, über der Familie Gottes.
Und er ist ein großer Priester, groß in seinem Wesen. Er ist der Sohn Gottes. Groß ist er auch in seiner Tat, die er für uns vollbracht hat. Diese Tat ist großartig.
Er hat ein hervorragendes Amt erhalten, ein besseres als das Amt Aarons. Er ist ein hoher Priester nach der Ordnung Melchisedecks, die größer ist.
Also ist er in mehrfacher Hinsicht groß, dieser Hohe Priester.
Da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben, lasst uns hinzutreten!
Hier habe ich eine Gliederung: Erstens, warum, auf welcher Basis können wir hinzutreten? Wegen dieses Hohen Priesters.
Weil er einen Weg geschaffen hat, weil er den Weg gebahnt hat in das Allerheiligste, das heißt in die Gegenwart Gottes hinein. Genau dorthin ist er nämlich gegangen – in den Himmel.
Wie sollen wir hinzutreten? Die vier Ausdrücke des Hinzutretens
Und wie sollen wir jetzt hinzutreten? In Vers 22 kommen mehrere Ausdrücke vor: „So lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Zuversicht des Glaubens, die Herzen besprengt und so los von bösem Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ Es sind vier Ausdrücke.
Man fragt sich: Was bedeutet eigentlich dieses Hinzutreten? Konnte man im Alten Testament nicht auch beten? Die Menschen damals konnten doch auch beten und im Geiste zu Gott hinzutreten. Aber hier ist etwas anderes gemeint.
Der Zusammenhang betrifft den ganzen Tempeldienst. Dieser war so eingerichtet, dass die Israeliten nicht wirklich hinzutreten konnten. Das heißt, sie konnten keine ungehinderte und innige Gemeinschaft mit Gott pflegen. Das waren alles schattenhafte Dinge, die alttestamentliche Welt war ein Haus aus Steinen.
Heute haben wir kein Haus Gottes mehr im herkömmlichen Sinn. Manchmal sagen Christen: „Herr, wir danken dir, dass wir uns in deinem Haus versammeln dürfen.“ Damit meinen sie oft das Gebäude. Doch das Gebäude ist nicht das Haus Gottes. Eine Kirche ist ebenfalls nicht das Haus Gottes.
Im Alten Testament war das Haus Gottes ein Haus aus Steinen, der Tempel. Im Neuen Testament aber ist das Haus Gottes aus lebendigen Menschen gebaut. Jeder einzelne Gläubige ist ein lebendiger Stein im Haus Gottes. Das neutestamentliche Haus Gottes ist ein geistliches Haus. Das Heiligtum ist der Himmel, das Allerheiligste darin.
Das wird hier so verglichen. Wir haben gestern schon gesehen: Der Tempel war ein Schatten. Der ganze Opferdienst, der Opfergottesdienst, war ein Schatten. Heute haben wir keinen Opfergottesdienst mehr und brauchen ihn auch nicht mehr.
Den Opfergottesdienst hat der Herr Jesus vollbracht. Er ist unser Opfer und unser Priester, der diesen Dienst erfüllt hat. Wir dürfen jetzt direkt hinzutreten in das innere Heiligtum. Eine neue Welt hat sich erschlossen. Diese Welt ist geistlich.
Es handelt sich um einen geistlichen Gottesdienst. Herr Jesus hat zur Samariterin gesagt: „Es kommt der Tag und die Stunde, die beginnt schon, wo die Gläubigen Gott anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Nicht in diesem Haus und nicht in jenem Haus, sondern im Geist. Denn Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.
Es geht hier also um das Hinzutreten zur neutestamentlichen, geistlichen Welt, die der Herr durch sein Opfer und seinen Hohen Priesterdienst geschaffen hat.
Die innere Haltung beim Hinzutreten
Und wenn wir jetzt hinzutreten, wie sieht das aus? Nun, wir können das nur im Geiste tun, denn wir können ja noch nicht wirklich in den Himmel hineintreten. Niemand kann direkt in den Himmel gehen, es sei denn, er stirbt. Aber wie tritt man jetzt hinzu?
Er sagt hier, das Erste ist, mit wahrhaftigem Herzen zu kommen. Das ist kein Spiel, keine rituelle Sache und keine Selbstgespräche, sondern ich kann so kommen, wie ich bin. Er hat mein Herz wahrgemacht, es durch das Blut Jesu Christi gereinigt. Mit wahrhaftigem Herzen kommen heißt also, ehrlich und aufrichtig vor Gott treten.
Zweitens soll man in Zuversicht des Glaubens kommen. Im Griechischen heißt es „in voller Zuversicht des Glaubens“, also mit ganzer Glaubensgewissheit. Ich brauche nicht zu zweifeln oder zaghaft zu sein. Ich darf direkt an das Herz Gottes kommen, vertrauen, dass er da ist, mich liebt und hört. Auch wenn dieser neue Gottesdienst ein geistlicher Gottesdienst ist, darf ich im Glauben kommen, obwohl ich nichts Äußerliches tue, keine Riten habe.
Glauben heißt nicht schauen. Das wird später in Kapitel 11 ausführlich erklärt. Das ganze Kapitel widmet sich dem Thema Glauben. Darauf warten wir noch und lassen uns das dann in Kapitel 11 erklären.
Hier dürfen wir in voller Zuversicht des Glaubens hinzutreten, dann werden die Herzen besprengt und so vom bösen Gewissen losgemacht. Das ist natürlich ein Bildwort. Das Herz ist ein Bild, und „besprengt“ ist ein Bild. Dieses Bild ist nur verständlich, wenn man das Alte Testament kennt.
Im 2. Mose 29,21 war das so: Als Aaron und seine Söhne zum Priestertum gesalbt wurden, gab es einen Ritus, bei dem sie mit Blut besprengt werden mussten. Es gab auch Öl, aber das Wichtige war hier das Blut. Das Blut eines Opfertieres musste auf die Kleider gespritzt werden. Damit wurden sie fähig gemacht, in das Allerheiligste einzutreten – der Hohepriester einmal im Jahr, die anderen durften in das vordere Zelt eintreten.
Aber die Kleider mussten besprengt sein. In unserem Text werden nicht die Kleider besprengt, sondern die Herzen. Es geht also nicht um das Äußere, sondern um das Innere. Das Herz ist das Innere des Menschen, das Geistige. Und innerlich müssen wir gereinigt werden.
Die äußerliche Reinigung macht einen Menschen nicht fähig, vor Gott zu treten. Nur die innere Reinigung macht das möglich. Diese Reinigung erfolgt mit Blut, nicht mit Wasser. Die Blutreinigung bezieht sich auf das Gewissen. Er sagt hier, die Herzen werden besprengt und dadurch gereinigt vom bösen Gewissen.
Das Gewissen hat mir immer gesagt: Du bist ein Sünder und darfst nicht in die Gegenwart Gottes treten. Jetzt aber hat das Blut des Herrn Jesus, der sein Blut vergossen hat, diese Situation verändert. Ich darf dieses Blut sozusagen auf mein Leben anwenden, als ob ich mich mit seinem Blut bespritzt hätte. Das macht mich würdig, so dass ich nicht mehr mit einem Sündenbewusstsein in seine Gegenwart trete. Das ist hier gemeint.
Dann wird der Leib gewaschen mit reinem Wasser. Auch das ist ein Bildwort, ähnlich dem anderen. Das lesen wir in 2. Mose 30,20. Dort heißt es: Wenn sie in die Stiftshütte gehen wollen, sollen sie sich mit Wasser waschen, damit sie nicht sterben. Ebenso, wenn sie zum Altar gingen, um zu dienen und ein Feueropfer dem Herrn darzubringen.
In der Stiftshütte, im Zelt der Begegnung oder Zusammenkunft, mussten sich Aaron und seine Söhne mit Wasser waschen, bevor sie hineingingen. Das Wasser spricht von Reinigung. Hier ist es der Leib, der gereinigt wird. Aber das ist ja ein Bild.
Nun fragen wir uns, wofür ist das ein Bild? Was uns helfen kann, ist, im Neuen Testament zu lesen, wie Wasser dort verwendet wird. Ich habe eine Reihe von Bibelstellen dazu.
Zum Beispiel an jenem Abend, als der Herr Jesus sich mit den Jüngern zum Mahl des Herrn traf – eigentlich zum Passamahl – und das Abendmahl einsetzte. Bevor er das tat, wusch er den Jüngern die Füße. Petrus wollte das nicht, aber Jesus erklärte ihm, dass er ohne diese Fußwaschung keine Gemeinschaft mit ihm haben könne.
Petrus bat daraufhin, ihn ganz zu waschen. Das war rührend. Jesus sagte, wer gebadet ist, braucht nur die Füße zu waschen, weil er ganz rein ist. „Ihr seid rein, aber nicht alle.“ Das Bild dahinter ist: Ein Jude wusch sich im öffentlichen Bad ganz, denn es gab damals keine Duschen zuhause. Danach wurden die Füße schmutzig, weil man Sandalen trug und die Straßen staubig waren. Deshalb mussten die Füße vor dem Betreten des Hauses gewaschen werden.
Jesus sagte an diesem Abend: „Ihr seid alle rein, bis auf einen.“ Was meinte er? Nicht, dass alle getauft seien – Taufe gab es noch nicht oder war die Johannistaufe, die Judas auch hatte. Es geht um innere Reinigung. „Ihr seid alle innerlich gereinigt, ihr habt Sündenvergebung durch mich.“ Jesus gab ihnen diese Verheißung auf Vorschuss, denn er hatte sein Blut noch nicht vergossen.
Das tat er übrigens auch bei anderen Menschen. Die Sünderin kam, und er sagte: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Wie kann er vergeben? Auf Vorschuss, weil er für sie am Kreuz sterben wird. So hatten auch die Jünger ihre Sünden im Blick auf sein Opfer auf Golgatha vergeben.
Er sagte also: „Ihr seid alle rein, mit Ausnahme von Judas.“
Im Titusbrief, Kapitel 3, Verse 4 bis 6, steht: „Als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, rettete er uns nicht aufgrund von Werken, die wir vollbracht haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung durch den Heiligen Geist, den er durch Jesus Christus reichlich auf uns ausgegossen hat.“
Der Hauptsatz lautet: Als die Güte Gottes erschien, „rettete er uns durch die Waschung der Wiedergeburt.“ Die Wiedergeburt war eine Waschung, eine innere Reinigung, also Sündenvergebung. Dabei bekamen die Gläubigen den Heiligen Geist, eine innere Erneuerung.
Das ist alles nach Pfingsten geschrieben, nachdem der Heilige Geist ausgegossen war. Jeder, der zum Glauben kam, bekam den Heiligen Geist und dadurch eine innere Erneuerung und Sündenvergebung. Hier wird das als „Waschung der Wiedergeburt“ bezeichnet.
In 1. Korinther 6,9-11 schreibt der Apostel Paulus an die Christen in Korinth: „Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Königreich Gottes nicht erben werden? Werdet nicht irregeleitet: Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lüstlinge, noch Homosexuelle, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Betrunkene, noch Lästerer, noch Räuber werden das Königreich Gottes erben.“
„Und das wart ihr einige von euch. Ihr wurdet jedoch gewaschen, ihr wurdet geheiligt und gerechtfertigt im Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“
Das bedeutet, einige, die früher solche Sünden begingen, wurden durch den Glauben an Jesus gewaschen, gereinigt und für Gott geheiligt, also abgesondert und gerechtfertigt.
In Hesekiel 36,25 sagt Gott prophetisch: „Ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein. Von all euren Unreinheiten werde ich euch reinigen.“ Hier haben wir dasselbe Bild: Wasser reinigt von Unreinheiten. Dieses Wasser ist geistliche Reinigung, also Sündenvergebung.
„Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist“, das ist der Heilige Geist, den Gott in unser Inneres gibt. Es sind also zwei Dinge: Sündenvergebung und der Heilige Geist.
In Johannes 3 spricht Jesus mit Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Nikodemus fragt, wie das geschehen kann. Jesus antwortet: „Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.“
Beachte die Begriffe Wasser und Geist. Das entspricht dem Bild aus Hesekiel: „Ich werde reines Wasser auf euch sprengen und meinen Geist in euch geben.“ Wasser steht für Sündenvergebung, Geist für Erneuerung durch den Heiligen Geist.
Jesus erklärt weiter: „Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, das aus dem Geist Geborene ist Geist. Verwundere dich nicht, weil ich dir sage, ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, du weißt jedoch nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
Man sieht den Wind nicht, nur seine Auswirkungen. Genauso sieht man die Wiedergeburt nicht direkt, aber an den Auswirkungen, an der Frucht erkennt man sie. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, gereinigt wird durch Sündenvergebung und den Heiligen Geist empfängt, zeigt sich das im Leben.
Wir merken bei all diesen Versen: Wasser steht für Reinigung.
Wenn wir jetzt zurückgehen zu unseren Versen: „Die Herzen besprengt vom bösen Gewissen, losgemacht, den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ – das sind Bildworte, die von Sündenvergebung sprechen.
So wie der Priester am Leib gewaschen werden musste, so müssen wir innerlich gewaschen werden.
Manche meinen, das spreche von der Taufe. Das kann nicht sein. Die Taufe macht einen nicht besser vor Gott. Sie ist ein äußeres Zeichen einer inneren Handlung, eines inneren Geschehens. Die Taufe ist immer eine Folge des Glaubens.
Zuerst ist man gläubig und hat bereits ein reines Gewissen, dann lässt man sich taufen. Nicht umgekehrt. Das gereinigte Gewissen ist vorher da, und dann folgt die Taufe.
Wir haben die Stelle in 1. Petrus 3,21 schon gelesen: Die Taufe ist eine Verpflichtungserklärung eines guten Gewissens vor Gott. Man verpflichtet sich Gott in der Taufe. Es ist eine Antwort, ein Zeugnis, dass man dem Herrn nachfolgt.
Hier geht es nicht um die Taufe. Hätte der Autor von der Taufe sprechen wollen, hätte er das einfach geschrieben. Nein, er benutzt bewusst die Sprache der Priester aus dem Alten Testament: die Herzen besprengt und den Leib gewaschen.
Das bedeutet, sie sind jetzt fähig einzutreten. Ich möchte nicht, dass da Unklarheiten zurückbleiben.
Dann die zweite Aufforderung: Lasst uns das Bekenntnis festhalten, Vers 23. Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung festhalten als eines, das nicht wankt, denn der, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.
Was sollen wir festhalten und warum? Das Bekenntnis der Hoffnung. Hoffnung steht für das, worauf wir hoffen, also den Inhalt unserer Hoffnung.
Der Inhalt unserer Hoffnung ist, dass wir in ein neues Jerusalem hineingehen, in einen ewigen Himmel, ein himmlisches Heiligtum. Eines Tages werden wir das sehen, heute aber noch nicht.
Dieses Bekenntnis der Hoffnung gilt es festzuhalten.
Wir haben über Hoffnung schon einiges gelesen, und ich erinnere kurz an den Hebräerbrief:
In Kapitel 7, Vers 19: „Das eine wird aufgehoben, das andere wird eingeführt, nämlich eine bessere Hoffnung.“
In Kapitel 6, Vers 18: „Wir sind geflüchtet und haben unsere Zuflucht genommen, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen und festzuhalten.“
In Kapitel 6, Vers 11: „Wir begehren, dass jeder denselben Fleiss beweise hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende.“
Es geht um ein Ziel.
In Kapitel 3, Vers 6: „Christus als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind, wenn wir nur die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als eine feste bis zum Ende festhalten.“
Es geht um ein herrliches Ziel.
In Kapitel 2, Vers 10: „Denn es geziemt ihm, um dessen Willen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit bringt, den Anfänger ihres Heils durch Leiden hindurch zum Ziele zu bringen.“
Dort ist der Herr Jesus hingegangen, und dort zieht er die anderen nach.
In Kapitel 2, Vers 3: „Wie werden wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil missachten?“
In Kapitel 1, Vers 14: „Diese Engel sind wie nicht alle dienstbare Geister zum Dienst ausgesandt worden für die, die im Begriffe sind, das Heil zu erben.“
Da wird etwas geerbt. Das Erbe ist ein Heil.
In Kapitel 9, Vers 15: „Deswegen ist er Mittler eines neuen Bundes, auf dass, nachdem ein Tod geschehen war zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die, die gerufen worden sind, die Verheißung des ewigen Erbes empfangen.“
Es geht um ein ewiges Erbe.
In Kapitel 11 hat Abraham schon auf dieses ewige Erbe gehofft. Kapitel 11, Vers 16: „Die, die solches sagen, machen offenbar, dass sie ein Vaterland suchen. Wenn sie dabei an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, dann hätten sie Zeit und Gelegenheit gehabt, umzukehren. Nun haben sie sich aber nach einem besseren, das heißt nach einem himmlischen Vaterland ausgestreckt.“
Weshalb Gott sich ihrer nicht schämt, sein Gott genannt zu werden, „denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“
Das himmlische Vaterland ist eine Stadt, eine himmlische Stadt.
Später, in Kapitel 13, lesen wir von einem himmlischen Jerusalem.
Kapitel 13, Vers 13: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen außerhalb des Lagers und seine Schmach tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Die ganze Hoffnung Israels, die hier vor Augen gestellt wird, ist eine zukünftige himmlische Stadt.
Er sagt, sie sollen das festhalten, nicht zum irdischen Israel zurückkehren.
Warum sollen sie festhalten? Weil der Verheißende treu ist, weil der, der die Verheißung gegeben hat, zuverlässig ist – treu und zuverlässig.
Wir sollen ohne zu wanken, ohne zu zögern, zagen, verzagen oder zweifeln festhalten.
Er ist unser treuer Hoherpriester und hat eine wunderbare Verheißung gegeben.
Diese Verheißung wird er auch erfüllen.
Wäre er nicht treu, wäre unser Festhalten umsonst.
Ist er aber treu, habe ich einen Grund zum Festhalten.
Wenn Jesus treu ist, der Hohepriester, dann weiß ich, wenn ich festhalte, werde ich das alles bekommen.
Aber die Tatsache, dass er treu ist, heißt nicht, dass ich nicht festhalten muss.
Festhalten muss ich schon, im Glauben.
Es geht ums Glauben.
Festhalten im Glauben geschieht nicht automatisch.
Es gibt Christen, die meinen, wenn man wirklich wiedergeboren ist, dann hält man automatisch fest.
Nein, er sagt hier, sie sollen festhalten.
Es geht um wiedergeborene Christen.
Wiedergeborene Menschen müssen festhalten.
Allein diese Stelle widerlegt die Lehre, dass man, wenn man einmal wiedergeboren ist, nie mehr von Jesus weggehen kann.
Das ist eine falsche Lehre.
Festhalten ist ein Aufruf.
Nächstens, Vers 24: „Lasst uns aufeinander achten, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen.“
Dabei sollen wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander aufrufen und aufrichten.
Und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.
Hier sollen wir aufeinander Acht geben, nicht als Polizisten, denn Christen sind keine Polizisten, sondern eine Familie.
In einer Familie schaut man zueinander.
Acht geben bedeutet hier gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken.
Das tut man, indem man ein Vorbild ist.
Ich sporne andere zur Liebe an, wenn ich selbst in Liebe wandle.
Die anderen sehen dann: „So sieht Liebe aus.“
Anspornen zur Liebe und zu guten Werken – im Griechischen heißt das Wort „edel“ eigentlich „schön, vortrefflich“.
Die Werke sind Taten, also vortreffliche, schöne Tätigkeiten.
Christen sollen mit solchen vortrefflichen Taten beschäftigt sein, die Frucht für die Ewigkeit bringen.
Dabei sollen sie ihr Zusammenkommen nicht aufgeben.
Hier steht nicht „verlassen“, sondern „nicht aufgeben“.
Diese Christen waren in Gefahr, sich nicht mehr zu treffen.
Im Neuen Testament trafen sich Christen gerne.
Sie kamen zusammen, um gemeinsam zu beten, das Wort Gottes zu lesen, zu loben und zu singen und auch das Mahl des Herrn zu feiern.
Das war ganz formlos.
Es gab keine starren Formen, wie wir sie heute manchmal kennen.
Die Jünger hatten es mit Jesus auch formlos getan.
Man kam zusammen, gedachte des Todes des Herrn, reichte Brot und Wein herum, betete, dankte, tauschte sich aus und ermutigte einander.
Das hörte auf, wenn Verfolgung kam.
Dann dachte einer: Wenn der Nachbar mich sieht, dass ich zu denen gehe, könnte er mich verraten.
So hörten sie auf, sich zu treffen.
Das darf nicht sein.
Christen sollen sich treffen, oft.
Im Neuen Testament gab es regelmäßige Treffen, mindestens am Tag des Herrn, dem Tag der Auferstehung.
In Apostelgeschichte 20 lesen wir davon.
In 1. Korinther 16 gibt es den Ausdruck „am ersten Tag der Woche“, an dem man etwas zurücklegen sollte, für eine Sammlung.
Es gab also regelmäßiges und auch unregelmäßiges Zusammenkommen.
Beides soll man nicht aufgeben.
Es geht hier nicht um einen starren Gottesdienst, wie wir ihn heute kennen.
Heute nennt man Sonntag „Gottesdienst“.
Früher sagten wir nicht „Gottesdienst“, sondern „Versammlung“ oder „Zusammenkunft“.
Das ganze Leben ist Gottesdienst, 24 Stunden am Tag.
Ich darf sogar schlafen als Gottesdienst.
Ich kann sagen: „Herr, jetzt gehe ich schlafen und möchte dir damit dienen, denn ich muss Kraft sammeln für den nächsten Tag, sonst kann ich morgen nicht mehr dienen.“
Auch das Schlafen ist Gottesdienst, aber man sollte nicht nur schlafen.
Man kann auch Essen als Gottesdienst betrachten, aber bitte nicht nur essen.
Alles hat seinen Platz.
Gottesdienst heißt, dass wir unser alltägliches Leben in den Dienst Gottes stellen.
Wenn ich arbeite, diene ich Gott.
Petrus ging arbeiten, nicht um Geld zu verdienen.
Oft denken wir: Ich arbeite, um Geld zu verdienen.
Die Heiden gehen arbeiten, um Geld zu verdienen.
Was machen die Christen?
Christen arbeiten, weil Gott es sagt.
Wie war das mit Petrus?
Er saß am Strand, Jesus predigte, und Petrus flickte seine Netze.
Jesus sagte zu ihm: „Fahr hinaus und fisch!“
Zuerst wollte er nicht, aber dann sagte er: „Weil du es sagst, gehe ich jetzt arbeiten.“
Er ging nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil Jesus es sagte.
Und was geschah?
Große Frucht.
Wir sollten das lernen.
Ich arbeite in der Küche, mit Kindern oder in der Firma als Gottesdienst.
Ich sage: „Herr, das mache ich als Gottesdienst, weil du es sagst, und mein ganzes Leben gehört dir.“
Das ist der Gedanke.
Ich gehe in die Schule als Gottesdienst.
Gehst du in die Schule als Gottesdienst?
Jeder von uns ist gefragt.
Gottesdienst: Ich gehe jetzt, weil Gott sagt, das ist mein Platz, und ich diene ihm als Schüler oder Student.
Also, wo waren wir?
Das Zusammenkommen nicht aufgeben.
Es ist nicht der Gottesdienst gemeint, sondern das Treffen.
Bitte hört nicht auf, euch zu treffen.
Was wir am Sonntag tun, sollten wir nicht „Gottesdienst“ nennen, sondern einfach „zusammenkommen“.
Und was machen wir?
Entweder das Mahl des Herrn feiern, die Schrift studieren, einer hat sich vorbereitet und gibt mehr weiter, andere beten, singen und so weiter.
Wir kommen zusammen, um den Herrn zu ehren und uns gegenseitig aufzubauen.
Das ist Christentum, ganz einfach.
Wir müssen die rituellen Dinge beiseitelegen, dann kommt das eigentliche Wesen des Christentums viel mehr zum Tragen und es wird viel schöner.
Nächstens: Wir rufen einander auf.
Das Wort heißt nicht „ermahnen“, auch wenn es so übersetzt wird.
Es heißt „aufrufen“ – ein positives Wort.
Ermahnen klingt ernst und streng, aber aufrufen bedeutet ermuntern, ermutigen, zusprechen, zureden, aufrichten.
Und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.
Man konnte den Tag schon nahen sehen, die Gerichtswolken am Himmel waren sichtbar.
Der Herr würde zum Gericht kommen.
Dieses Israel, sein Volk, wird gerichtet werden.
Das steht gleich noch bevor.
Dann Vers 26: „Denn wenn wir vorsätzlich und in voller Absicht sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig.“
„Aber ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu verzehren.“
Das „Denn“ ist wichtig.
In der Bibel ist jedes Wort wichtig.
Dieses „Denn“ schließt an das an, was vorher gesagt wurde.
Was vorher? Wir sollen festhalten, einander ermutigen, anspornen, das Treffen nicht aufgeben, einander aufrufen.
Warum? Weil viel auf dem Spiel steht.
Denn wenn wir von uns aus sündigen...
Welche Sünde?
Wir hatten das schon mal.
Welche Sünde?
Lügen, stehlen, schlechte Gedanken?
Um welche Sünde geht es?
Wenn wir vorsätzlich sündigen.
Es ist die Sünde aus Kapitel 3, von der er schon die ganze Zeit gesprochen hat.
Kapitel 3, Vers 12: „Seht zu, Brüder, dass nicht jemand von euch ein böses Herzensunglauben sein wird im Abfall vom lebendigen Gott.“
„Ruft euch untereinander auf, jeden Tag, solange es heute heißt, damit nicht jemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.“
Es geht um die Ursünde.
Die Ursünde ist: Ich lasse es fallen, ich gehe zurück ins Judentum.
Das war die Gefahr jener Hebräerchristen.
Heute sieht das vielleicht anders aus.
Heute sagt jemand: Ich lasse das mit Christus, ich gehe zurück in die Welt.
Das kann auch sein.
Aber hier war es das Judentum.
Das heißt: Christus verlassen.
Das ist die Absicht.
„In voller Absicht sündigen“ heißt mit vollem Wissen: Ich lasse das, ich will nicht mehr Christus vertrauen.
Dieser Ausdruck kommt aus dem Alten Testament, aus 4. Mose 15, Verse 30 und 31.
Dort heißt es: „Wenn aber eine Seele vorsätzlich handelt, ob Einheimischer oder Fremder, so lässt sie gegen den Herrn.“
„Eine solche Seele soll ausgerottet werden, mitten aus ihrem Volk, denn sie hat das Wort des Herrn verachtet und sein Gebot gebrochen.“
„Eine solche Seele soll unbedingt ausgerottet werden, ihre Schuld ist auch ihr.“
In meiner Übersetzung steht: „Aber die Seele, die mit erhobener Hand etwas tut, soll ausgerottet werden.“
Mit erhobener Hand heißt mit ganz bewusstem Vorsatz.
Dann wird ein Beispiel erzählt, in den nächsten Versen:
Als die Söhne Israels in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der am Sabbat Holz sammelte.
Sie setzten ihn in Gefängnis, fragten den Herrn, und der sagte: „Er soll gewisslich getötet werden.“
Die ganze Gemeinde soll ihn steinigen außerhalb des Lagers.
Warum? Er hat das Wort des Herrn verworfen, verachtet und sein Gebot gebrochen.
Das war ganz bewusst.
„Nein, ich will mir nichts sagen lassen von Gott, ich mache meine eigene Sache.“
Das ist Rebellion.
Und das ist hier dieselbe Sünde.
Wenn jemand mit erhobener Hand sündigt und zurückgeht ins Judentum, sagt: „Nein, ich mache es so, wie es mir passt, ich gehe zurück ins Judentum“, dann gibt es kein Opfer mehr.
Es ist kein Opfer mehr übrig.
Wenn man das Opfer Jesu Christi verlässt und zu den Stieropfern, Sündopfern, Ziegenböcken oder anderen Tieren zurückgeht, können diese nicht helfen.
Das heißt, wenn man das Opfer Christi verlässt, gibt es kein anderes Opfer mehr, das uns zum Ziel bringt.
Das einzige Opfer, das helfen könnte, hat man verlassen.
Dann geht man verloren, wenn man so stirbt und nicht Buße tut.
Vers 27: „Was bleibt aber übrig? Nur noch ein furchtbares Erwarten des Gerichts.“
Er sagt: „Schaut, ihr geht zurück ins Judentum, zum Tempel, bringt wieder Opfer dar, lasst den Hohenpriester das Blut hineinbringen.“
Das hilft euch jetzt nichts mehr.
Das geht noch ein paar Jahre, und dann kommt das Feuer.
Ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu verzehren.
Merkt ihr, „im Begriff ist“ steht hier?
Im Griechischen steht das so.
Steht das bei euch auch so?
Im Schlachter nicht?
Im griechischen Text steht es so.
Das heißt, es ist unmittelbar bevorstehend.
Wenn ich sage, ich bin im Begriff zu kommen, heißt das nicht in drei Wochen.
Nein.
Er will zeigen, dass ihr auf das Gericht Gottes wartet, das schon unterwegs ist und nicht mehr lange dauert.
Vers 28: Nein, Pause, genau.
Die Bedeutung der Waschung mit Wasser im Alten und Neuen Testament
Es gibt mehrere Stellen, an denen dieses Thema behandelt wird. Ich habe jetzt einfach eine herausgenommen, denn es gibt eine ganze Reihe von Stellen, an denen das geschrieben steht.
Wenn sie in die Stiftshütte gehen wollen, sollen sie sich mit Wasser waschen, damit sie nicht sterben. Ebenso gilt das, wenn sie zum Altar nahmen, um zu dienen und ein Feueropfer dem Herrn darzubringen, dessen Rauch aufsteigen soll.
In der Stiftshütte – beziehungsweise im Zelt der Begegnung, auch Zelt der Zusammenkunft genannt – heißt es, dass sie sich mit Wasser waschen sollen, bevor sie hineingehen. Der Körper, der Leib, wird also mit Wasser gewaschen. Es geht hier um die Priester, Aaron und seine Söhne, die sich waschen müssen, bevor sie hineingehen.
Das Wasser steht für Reinigung. Hier wird der Leib gereinigt. Doch das ist ja ein Bild. Nun fragen wir uns natürlich: Wofür ist das ein Bild?
Was uns helfen kann, ist, wenn wir im Neuen Testament lesen, wie das Wasser dort verwendet wird. Ich habe dazu eine Reihe von Bibelstellen, ich suche gerade die passende Folie. Zum Beispiel eine Stelle im Neuen Testament: An jenem Abend, dem Gründonnerstagabend – heute ist zwar nicht Gründonnerstag, aber an jenem Abend – hat sich der Herr Jesus mit den Jüngern zum Mahl des Herrn getroffen, eigentlich zum Passahmahl, und dann hat er das Mahl des Herrn eingesetzt.
Bevor er das tat, wusch er den Jüngern die Füße. Dann kam er zu Petrus, und Petrus sagte: „Nein, Herr, du sollst mir niemals die Füße waschen.“ Petrus schämte sich. Darauf sagte der Herr: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir.“
Petrus antwortete: „Ach so, wenn das so ist, dann bitte wasch mich ganz, dann Kopf und alles.“ Das war eigentlich eine rührende Reaktion von Petrus. Er sagte, wenn das Gemeinschaft fördert, dann bitte noch mehr Gemeinschaft.
Der Herr Jesus sagte daraufhin: „Wer gebadet ist, braucht sich nicht zu waschen als nur die Füße, denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, jedoch nicht alle.“
Das Bild dahinter ist folgendes: Wenn ein Jude sich gebadet hatte – öffentliche Badeanstalten gab es ja, denn ein Badezimmer zuhause hatte man damals nicht, keine Dusche – ging er ins öffentliche Badhaus, wusch sich ganz, und dann kam er nach Hause. Doch die Füße wurden wieder schmutzig, weil man Sandalen anhatte und die Straßen staubig waren. Deshalb musste man, wenn man ins Haus trat, die Füße waschen. Ansonsten war man rein.
Genau dieses Bild verwendet der Herr Jesus an jenem Abend. Er sagt: „Ihr seid doch alle rein! Nicht alle, ihr seid rein, einer ist ausgenommen.“
Was meinte der Herr Jesus damit? Hat er gemeint, ihr seid alle getauft, nur Judas nicht? Taufe gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Und wenn schon Taufe, dann die Johannistaufe – Judas war auch mit der Johannistaufe getauft.
Es geht nicht um die Taufe, sondern um eine innere Reinigung. „Ihr seid alle rein“ heißt: Ihr seid innerlich gereinigt. Das bedeutet, ihr habt Sündenvergebung durch mich. Ich bin euer Garant für eure Sündenvergebung, weil ihr an mich glaubt.
Nun sollte er das Blut erst vergießen, aber auf Kredit hat er ihnen das im Voraus gegeben. Er hat sie schon von ihren Sünden gereinigt, bevor er überhaupt am Kreuz gestorben ist. Das hat er übrigens auch bei anderen Menschen getan.
Die Sünderin kam zu ihm, und er sagte: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Wie kann er vergeben? Auf Kredit, auf Vorschuss. Er kann vergeben, weil er für diese Sünderin am Kreuz sterben wird.
So hatten die Jünger ihre Sünden ebenfalls im Blick auf sein Opfer auf Golgatha vergeben. Und er sagt: „Ihr seid alle rein, mit Ausnahme von Judas.“ Judas war nicht rein.
Die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung durch den Heiligen Geist
An einer anderen Stelle im Titusbrief, Titus 3,4-6, lese ich gerade vor:
„Als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, nicht aufgrund von Werken, die wir vollbracht haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit, rettete er uns durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung durch den Heiligen Geist, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich auf uns ausgoss.“
Der Hauptsatz lautet hier: Als die Güte Gottes erschien, „rettete er uns durch die Waschung der Wiedergeburt.“
Die Wiedergeburt wird als eine Waschung beschrieben. Durch die Wiedergeburt werden wir gewaschen, das heißt, es findet eine Sündenvergebung statt. Außerdem empfangen die Gläubigen den Heiligen Geist. Sie werden innerlich erneuert durch den Heiligen Geist, den Gott auf uns ausgegossen hat.
Das ist alles nach Pfingsten geschrieben, nachdem der Heilige Geist bereits ausgegossen worden war. Jeder, der zum Glauben kam, empfing den Heiligen Geist und erfuhr dadurch eine innere Erneuerung und neues Leben. Gleichzeitig wurde ihm die Sündenvergebung zuteil.
Diese Waschung der Wiedergeburt wird hier genannt, und an anderer Stelle wird sie ebenfalls erwähnt. Uns geht es darum, dieses Wasser zu verstehen.
Reinigung und Heiligung durch den Glauben
1. Korinther 6,9-11 schreibt der Apostel Paulus an die Christen in Korinth:
Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Königreich Gottes nicht erben werden? Werdet nicht irregeleitet! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lüstlinge, noch Homosexuelle, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch sich Berauschende, noch Schmäher, noch Räuber werden das Königreich Gottes erben.
Und dieses waren einige von euch. Ihr wurdet jedoch gewaschen. Ihr wurdet gewaschen, denn einige von euch waren so, wie die da aufgezählt sind: Unzüchtige, Homosexuelle, Diebe und so weiter.
Jetzt aber haben sie sich bekehrt und wurden gewaschen, gereinigt von ihrer Sünde. Ihr wurdet geheiligt. Geheiligt heißt, Gott dienstbar gemacht, abgesondert für Gott, Gott geweiht. Ihr wurdet gerechtfertigt in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.
Also wieder gewaschen – ein Bild auf die Sündenvergebung.
Prophetische Reinigung durch reines Wasser
In Hesekiel 36,25, einer prophetischen Stelle aus dem Alten Testament, sagt Gott: Wenn der Messias kommen wird und die Heilszeit für Israel beginnt, die herrliche Zukunft Israels, dann werde ich reines Wasser auf euch sprengen. Ihr werdet rein sein. Von all euren Unreinheiten werde ich euch reinigen.
Hier haben wir genau dasselbe Bild: Wasser reinigt von Unreinheiten. Dabei handelt es sich natürlich um ein spezielles Wasser. Es steht für geistliche Reinigung, nämlich die Vergebung der Sünden. Von Unreinheiten werde ich euch reinigen.
Außerdem sagt Gott: Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Das ist der Heilige Geist, den ich in euer Inneres gebe. Es geht also um zweierlei: Sündenvergebung und den Heiligen Geist.
Die Notwendigkeit der Wiedergeburt
Johannes 3 enthält eine zentrale Aussage Jesu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von Neuem geboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.“ Dies ist Teil des Gesprächs zwischen Jesus und Nikodemus, das in Johannes 3, Vers 3 festgehalten ist.
Nikodemus fragte daraufhin, wie das geschehen könne. Er fragte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa wieder in den Mutterleib eingehen und von Neuem geboren werden?“ Jesus antwortete in Vers 5: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen.“
Dabei sind die Begriffe „Wasser“ und „Geist“ besonders wichtig. In einer späteren Stelle heißt es: „Habt ihr das von oben gesehen? Ich werde reines Wasser auf euch sprengen und ich gebe meinen Geist in euch.“ Das eine steht für die Sündenvergebung, das andere für die Erneuerung durch den Heiligen Geist.
Es gilt also: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird – also durch Reinigung und Erneuerung –, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen. Jesus erklärt weiter: „Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, und das aus dem Geist Geborene ist Geist. Verwundere dich nicht, weil ich dir sage, ihr müsst von Neuem geboren werden.“
Er vergleicht die Wiedergeburt mit dem Wind: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, doch du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
Der Wind ist unsichtbar; man sieht ihn nicht direkt, sondern nur seine Auswirkungen. Man hört sein Sausen, doch man weiß nicht genau, woher er kommt oder wohin er geht. Nur anhand der Auswirkungen kann man feststellen, woher der Wind weht. Gäbe es keine sichtbaren Auswirkungen, wüsste man nicht, woher der Wind kommt oder wohin er geht, wenn man nur hinausschaut.
Genauso ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist. Man sieht die Geburt aus dem Geist nicht direkt, aber man sieht die Auswirkungen. An den Auswirkungen kann man den Wind erkennen, und ebenso kann man an den Auswirkungen die Wiedergeburt erkennen.
Das bedeutet: Wenn ein Mensch zum Glauben kommt und durch die Sündenvergebung innerlich gereinigt wird und den Heiligen Geist empfängt, also eine innere Erneuerung erfährt, wird sich dies zeigen. An den Auswirkungen, an der Frucht seines Lebens, wird man die Wiedergeburt erkennen und sehen.
Zusammenfassung der Bildworte: Reinigung und Sündenvergebung
Wir haben jetzt alle diese Verse betrachtet, die ich gezeigt habe. Immer wieder haben wir gesehen, dass Wasser von Reinigung spricht.
Wenn wir noch einmal zu unseren Versen zurückgehen, sehen wir vier Aussagen: „Eure Herzen gereinigt, die Herzen besprengt vom bösen Gewissen, losgemacht, den Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ Diese Worte sind ein Bild für Sündenvergebung.
Sündenvergebung bedeutet, dass wir innerlich gereinigt werden müssen, so wie der Priester am Leib gewaschen werden musste. Manche meinen, dass dies von der Taufe spricht. Das kann aber nicht sein, Geschwister, denn es kann nicht von der Taufe sprechen.
Durch die Taufe wird man nicht besser vor Gott. Die Taufe ist ein äußeres Zeichen für eine innere Handlung, ein inneres Geschehen. Die Taufe ist immer eine Folge des Glaubens. Zuerst ist man gläubig und hat schon ein reines Gewissen, und dann lässt man sich taufen.
Es ist nicht so, dass man durch die Taufe ein reines Gewissen bekommt. Das gereinigte Gewissen ist vorher da, und dann lässt man sich taufen.
Wir haben die Stelle in 1. Petrus 3,21 diese Woche schon einmal gelesen: Die Taufe ist eine Verpflichtungserklärung eines gereinigten Gewissens, eines guten Gewissens vor Gott. Man verpflichtet sich in der Taufe Gott. Es ist eine Antwort, ein Zeugnis, dass man dem Herrn jetzt nachfolgt.
Also hat das hier nichts mit der Taufe zu tun. Außerdem hätte er einfach „Taufe“ schreiben können, um jegliches Missverständnis auszuschließen. Nein, er schreibt hier bewusst in der Sprache der Priester aus dem Alten Testament. Deshalb heißt es „den Leib“ und „die Herzen besprengt“ und „den Leib gewaschen“.
Das heißt, sie sind jetzt fähig einzutreten. Ich möchte jetzt nicht, dass Unklarheiten zurückbleiben. Ist das klar?
Zweite Aufforderung: Das Bekenntnis der Hoffnung festhalten
Die zweite Aufforderung lautet: Lasst uns das Bekenntnis festhalten, Vers 23. Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung festhalten, als eines, das nicht wankt. Denn der, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.
Was sollen wir festhalten und warum? Wir sollen das Bekenntnis der Hoffnung festhalten. Hoffnung steht für das, was wir erhoffen, also den Inhalt unserer Hoffnung. Dieser Inhalt ist, dass wir in ein neues Jerusalem hineingehen, in einen ewigen Himmel, ein himmlisches Heiligtum. Eines Tages werden wir das sehen, heute jedoch noch nicht. Dieses Bekenntnis der Hoffnung ist festzuhalten.
Wir haben schon einiges über Hoffnung gelesen, und ich möchte kurz daran erinnern, wenn wir im Hebräerbrief ein wenig zurückgehen. In Kapitel 7, Vers 19, lesen wir am Ende, dass das eine aufgehoben wird und das andere eingeführt, nämlich eine bessere Hoffnung.
Dann gehen wir noch weiter zurück, Kapitel 6, Vers 18, am Ende des Verses: Wir sind geflüchtet, haben unsere Zuflucht genommen, um die vorgelegte Hoffnung zu ergreifen und festzuhalten. In Kapitel 6, Vers 11, heißt es, wir begehren, dass jeder denselben Fleiß beweise hin zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende. Es geht also um ein bestimmtes Ziel.
Nun gehen wir noch weiter zurück, Kapitel 3, Vers 6: Christus ist der Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind, wenn wir nur die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als eine feste bis zum Ende festhalten. Es geht um ein herrliches Ziel.
Dann noch weiter zurück, Kapitel 2, Vers 10: Denn es geziemt ihm, um dessen Willen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit bringt, den Anfänger ihres Heils durch Leiden hindurch zum Ziel zu führen. Dort geht es um ein Ziel. Dort ist der Herr Jesus hingegangen, und dort zieht er die anderen nach.
In Kapitel 2, Vers 3, wird gefragt: Wie werden wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil missachten? Ein Heil.
In Kapitel 1, Vers 14 heißt es: Diese Engel sind wie nicht alle dienstbare Geister zum Dienst ausgesandt worden für die, die im Begriff sind, das Heil zu erben. Da wird etwas geerbt. Das Erbe ist ein Heil.
Von dem Erbe lesen wir auch noch in Kapitel 9, Vers 15: Deswegen ist er Mittler eines neuen Bundes, damit, nachdem ein Tod geschehen war zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die, die gerufen worden sind, die Verheißung des ewigen Erbes empfangen. Es geht um ein ewiges Erbe.
Wenn wir dann in Kapitel 11 lesen, geht es um dieses ewige Erbe. Auf das hat Abraham schon gehofft, Kapitel 11, Vers 16: Die, die solches sagen, machen offenbar, dass sie ein Vaterland suchen. Wenn sie dabei an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, dann hätten sie ja Zeit und Gelegenheit gehabt, umzukehren. Nun haben sie sich aber nach einem besseren ausgestreckt, das heißt nach einem himmlischen, einem himmlischen Vaterland. Weshalb Gott sich ihrer nicht schämt, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.
Das himmlische Vaterland ist eine Stadt, eine himmlische Stadt. Später, in Kapitel 13, lesen wir von einem himmlischen Jerusalem. Kapitel 13, Vers 13: So lasst uns nun zu ihm hinausgehen außerhalb des Lagers und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier nicht eine bleibende Stadt, sondern die kommende suchen wir.
Die ganze Hoffnung Israels, die hier vor Augen gestellt wird, ist eine zukünftige himmlische Stadt. Das ist die Hoffnung Israels.
Und er sagt, sie sollen das festhalten. Sie sollen nicht zum irdischen Israel zurückkehren. Bitte nicht.
Warum sollen sie festhalten? Was sagt der Text? Jetzt gehen wir wieder zurück zu unserem Kapitel 10. Warum sollen sie festhalten? Weil der Verheißende treu ist, weil der, der die Verheißung gegeben hat, zuverlässig ist, treu und zuverlässig.
Also sollen wir ohne zu wanken, ohne Zögern, Zagen, Verzagen und Zweifeln festhalten. Er ist unser treuer hoher Priester und hat eine wunderbare Verheißung gegeben. Diese Verheißung wird er auch erfüllen.
Wäre er nicht treu, wäre unser Festhalten umsonst. Ist er aber treu, dann habe ich einen Grund zum Festhalten. Wenn Jesus treu ist, der hohe Priester, dann weiß ich, wenn ich festhalte, werde ich das alles bekommen.
Aber die Tatsache, dass er treu ist, heißt nicht, dass ich nicht festhalten muss. Festhalten muss ich schon, und zwar im Glauben. Es geht ums Glauben. Festhalten im Glauben geschieht nicht automatisch.
Es gibt Christen, die meinen, wenn man wirklich wiedergeboren ist, dann hält man automatisch fest. Nein, hier heißt es ausdrücklich, sie sollen festhalten. Und es geht um wiedergeborene Christen.
Wiedergeborene Menschen müssen festhalten. Allein diese Stelle widerlegt die Lehre, die sagt, wenn man einmal wiedergeboren ist, kann man nie mehr von Jesus weggehen. Das ist eine falsche Lehre.
Festhalten – das ist der Aufruf.
Die gegenseitige Ermutigung und das Zusammenkommen
Hebräer 10,24-25: "Lasst uns aufeinander Acht geben, damit wir uns zur Liebe und zu guten Werken anspornen. Dabei sollen wir unser Zusammenkommen nicht vernachlässigen, wie es einige zur Gewohnheit gemacht haben, sondern einander ermahnen – und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht."
Hier wird deutlich, dass Christen aufeinander achten sollen – jedoch nicht als Polizisten. Christen sind keine Polizisten, sondern eine Familie. Und in einer Familie schaut man aufeinander. Acht zu geben bedeutet hier im positiven Sinne, sich gegenseitig anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken. Das geschieht, indem man ein Vorbild ist. Ich sporne andere zur Liebe an, wenn ich selbst in Liebe wandle und die anderen sehen: „So sieht Liebe aus.“
Anspornen zur Liebe und zu guten Werken – das griechische Wort für „edle Werke“ lautet „kalos“ und bedeutet eigentlich „schön“ oder „vortrefflich“. Die Werke sind Taten, also vortreffliche Tätigkeiten. Christen sollen mit schönen, vortrefflichen Tätigkeiten beschäftigt sein, die Frucht bringen für die Ewigkeit.
Dabei heißt es ausdrücklich: „Unser Zusammenkommen nicht aufgeben.“ Das bedeutet nicht, das Zusammenkommen zu verlassen, sondern es nicht zu vernachlässigen. Diese Christen waren in Gefahr, sich nicht mehr zu treffen. Im Neuen Testament haben sich Christen gerne getroffen. Sie sind zusammengekommen, um gemeinsam zu beten, das Wort Gottes zu lesen, zu loben und zu singen. Auch das Mahl des Herrn wurde gemeinsam eingenommen. Das geschah ganz formlos, nicht mit starren Formen, wie wir das heute manchmal kennen. So wie die Jünger es mit Jesus taten, war es eine ungezwungene Zusammenkunft.
Man gedachte gemeinsam des Todes des Herrn, reichte Brot und Wein herum, betete, dankte und ermutigte einander. Doch wenn Verfolgung kam, hörten manche auf, sich zu treffen. Sie fürchteten, verraten zu werden, wenn der Nachbar sie beim Treffen sah. Das darf nicht sein. Christen sollen sich oft treffen.
Im Neuen Testament gab es auch regelmäßige Treffen, mindestens am Tag des Herrn, dem Tag der Auferstehung. In Apostelgeschichte 20 wird berichtet, dass sie sich an diesem Tag versammelten. In 1. Korinther 16 heißt es, am ersten Tag der Woche soll jeder etwas zurücklegen für eine Sammlung. Es gab also regelmäßige und auch unregelmäßige Zusammenkünfte – keines davon sollte man aufgeben.
Es geht hier nicht um ein starres Gottesdienstdenken, wie wir es heute oft haben. Heute spricht man vom Gottesdienst am Sonntag. Früher, als ich zum Glauben kam, haben wir das nicht so genannt. Uns war klar, dass Gottesdienst das ganze Leben umfasst und nicht nur eine Stunde am Sonntag. Wir sagten einfach „Versammlung“ oder „Zusammenkunft“. Das Leben ist ein ständiger Gottesdienst – 24 Stunden am Tag.
Man kann sogar schlafen als Gottesdienst verstehen: „Herr, ich gehe jetzt schlafen und möchte dir damit dienen, weil ich Kraft für den nächsten Tag sammeln muss.“ Ebenso kann Essen Gottesdienst sein, aber nicht nur Essen. Alles hat seinen Platz. Gottesdienst bedeutet, unser alltägliches Leben in den Dienst Gottes zu stellen – alles, was wir tun.
Petrus ging einmal arbeiten, nicht um Geld zu verdienen, sondern weil Jesus es ihm sagte. Er saß am Strand und flickte seine Netze, als Jesus ihn aufforderte, hinauszufahren und zu fischen. Zunächst wollte er nicht, doch dann sagte er: „Weil du es sagst, gehe ich jetzt arbeiten.“ Er arbeitete nicht, um Geld zu verdienen, sondern als Gehorsam gegenüber Jesus. Und das Ergebnis war große Frucht.
Das sollten wir auch lernen: Ob in der Küche, mit Kindern oder in der Firma – wir arbeiten als Gottesdienst. „Herr, ich tue das jetzt als Dienst an dir, weil du es sagst und mein ganzes Leben dir gehört.“ Auch in der Schule oder Universität kann man Gottesdienst tun, indem man dort dient, wo Gott einen hingestellt hat.
Zurück zum Thema: Das Zusammenkommen nicht aufgeben. Es geht nicht um einen formalen Gottesdienst, sondern um das Treffen. Christen sollen nicht aufhören, sich zu treffen. Was wir am Sonntag tun, sollten wir nicht nur „Gottesdienst“ nennen, sondern einfach „Zusammenkommen“.
Ermutigung zum positiven Miteinander
Und was machen wir? Entweder empfangen wir das Mal des Herrn, oder wir studieren die Schrift. Manchmal hat sich jemand besser vorbereitet und gibt mehr weiter, während die anderen weniger beitragen. Andere beten, und so geht es weiter.
Wir kommen einfach zusammen, um zu singen, den Herrn zu ehren und uns gegenseitig aufzubauen. Das ist Christentum – etwas ganz Einfaches.
Wenn wir diese rituellen Dinge einmal beiseitelegen, kommt das eigentliche Wesen des Christentums viel deutlicher zum Vorschein. Dann wird es viel schöner.
Aufruf zur Wachsamkeit angesichts des nahenden Tages
Nächstens rufen wir einander auf, nicht ermahnen. Das Wort bedeutet nicht ermahnen, auch wenn es in der Schlacht so übersetzt wird. Das Wort heißt aufrufen, und es ist ein positives Wort.
Ermahnen hingegen ist eine ernste Sache. Wenn der Chef sagt, es kommt jetzt eine Ermahnung, dann ist die Situation ernst und nicht mehr gut. Aufrufen dagegen ist positiv. Es bedeutet ermuntern, ermutigen, zusprechen, zureden und aufrichten.
Das gilt umso mehr, wenn ihr den Tag herannahen seht. Man konnte den Tag ja schon nahen sehen. Schon damals waren die Gerichtswolken am Himmel sichtbar, die ankündigten, dass der Herr zum Gericht kommen würde.
Dieses Israel, das der Herr richten wird, werden wir gleich später noch lesen. All das stand unmittelbar bevor.
Warnung vor vorsätzlicher Sünde und deren Folgen
Und dann Vers 26: Denn, denn wenn wir von uns aus sündigen oder in voller Absicht sündigen... Vielleicht lesen wir den ganzen Text: „Denn wenn wir vorsätzlich und in voller Absicht sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig, sondern nur noch ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu verzehren.“
Dieses „Denn“ ist ganz wichtig. In der Bibel ist jedes Wort bedeutungsvoll. Dieses „Denn“ schließt an das an, was zuvor gesagt wurde. Was hat er vorher gesagt? Wir sollen festhalten, einander ermutigen, einander anspornen. Wir sollen das Treffen nicht aufgeben und einander dazu aufrufen. Warum? Weil viel auf dem Spiel steht. Denn wenn wir von uns aus sündigen, gibt es kein anderes Opfer mehr.
Jetzt frage ich euch: Welche Sünde denn? Wir hatten das schon einmal. Welche Sünde meint er? Lügen, stehlen, schlechte Gedanken haben? Um welche Sünde geht es ihm? Wenn wir... bitte! Es ist die Sünde aus Kapitel 3, von der er die ganze Zeit gesprochen hat, glaube ich, Kapitel 3, Vers 12: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa jemand von euch ein böses Herzensunglaubens sein wird, im Abfall vom lebendigen Gott begriffen. Vielmehr ermahnt euch gegenseitig jeden Tag, solange es ‚heute‘ heißt, damit nicht jemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.“
Es geht hier um die Ursünde. Die Ursünde ist – ich lasse es, ich lasse es fallen, ich gehe zurück ins Judentum. Das war die Gefahr jener Hebräerchristen. Heute sieht das vielleicht etwas anders aus. Heute sagt jemand vielleicht: „Ah, ich lasse das mit Christus, ich gehe wieder zurück in die Welt.“ Das kann auch sein.
Aber hier war es das Judentum, das heißt: Christus fahren lassen. Das ist hier das Vorsätzliche, in voller Absicht sündigen, mit vollem Wissen: Ich lasse es, ich will nicht mehr Christus vertrauen. Übrigens stammt dieser Ausdruck aus dem Alten Testament, aus 4. Mose 15, Vers 30 und 31. Kann das jemand lesen?
„Wenn aber eine Seele vorsätzlich handelt, es sei ein Einheimischer oder ein Fremder, so handelt sie wider den Herrn. Eine solche Seele soll ausgerottet werden, mitten aus ihrem Volk, denn sie hat das Wort des Herrn verachtet und sein Gebot gebrochen. Eine solche Seele soll unbedingt ausgerottet werden, ihre Schuld bleibt bei ihr.“
Hier haben wir es also mit vorsätzlichem Sündigen zu tun. In meiner Übersetzung steht: „Aber die Seele, die mit erhobener Hand etwas tut, die soll ausgerottet werden.“ Mit erhobener Hand bedeutet mit ganz bewusstem Vorsatz.
Dann wird ein Beispiel erzählt, gerade in den nächsten Versen: Als die Söhne Israels in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der am Sabbat Holz sammelte, Holz aufhob. Sie setzten ihn ins Gefängnis und fragten den Herrn, was sie tun sollten. Der Herr antwortete, er solle gewisslich getötet werden. Die ganze Gemeinde sollte ihn außerhalb des Lagers steinigen.
Warum? Weil er das Wort des Herrn verworfen hatte, das Wort des Herrn verachtet und sein Gebot gebrochen hatte. Das war mit vollem Bewusstsein. Ganz bewusst sagte er: „Nein, ich will mir nichts von Gott sagen lassen, ich mache meine eigene Sache.“ Das ist Rebellion, und das ist hier dieselbe Sünde.
Wenn jemand mit erhobener Hand sündigt und zurückgeht ins Judentum, sagt: „Nein, ich mache es so, wie es mir passt, ich gehe ins Judentum zurück“, dann gibt es kein Opfer mehr. Es ist kein Opfer mehr übrig.
Wenn man das Opfer Jesu Christi verlässt und zu den Stieropfern, Sündopfern, Ziegenböcken und was auch immer zurückkehrt, können diese nicht helfen. Das heißt: Wenn man das Opfer Christi verlässt, gibt es kein anderes Opfer mehr, das uns zum Ziel bringt. Das einzige Opfer, das es könnte, hat man ja verlassen. Das will man ja nicht mehr.
Dann geht man verloren, wenn man so stirbt, wenn man so keine Buße tut.
Das furchtbare Erwarten des Gerichtes
Vers 27: Was bleibt aber übrig? Nur noch ein furchtbares Erwarten des Gerichtes. Er sagt: Schaut, ihr kehrt zurück ins Judentum, ihr geht wieder zum Tempel, bringt dort Opfer dar und lasst den Hohen Priester für euch das Blut hineinbringen und so weiter. Das hilft euch jetzt nichts mehr.
Das geht noch ein paar Jahre so, und dann kommt das Feuer. Ein furchtbares Erwarten des Gerichtes und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen. Merkt ihr, es steht hier „im Begriff“. Im Griechischen steht hier genau das. Ich weiß nicht, ob es bei euch genauso übersetzt ist. Steht es bei euch so? Vers 27: „Das Feuer, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen.“ Steht das bei euch nicht so? Bei der Schlachter-Bibel nicht?
Im griechischen Text steht es so. Das bedeutet, es ist unmittelbar bevorstehend. Wenn ich sage, ich bin im Begriff zu kommen, dann heißt das nicht, ich komme in drei Wochen. Nein. Er will hier zeigen: Du wartest auf das Gericht Gottes, und das Gericht Gottes ist schon unterwegs. Es dauert nicht mehr lange, dann kommt es.
Vers 28: Nein, Pause, genau.
