
Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Jeder von uns kennt Angst – die einen vielleicht etwas mehr, die anderen etwas weniger. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um, wenn die Angst nach uns greift? Sind wir ihr hilflos ausgeliefert?
Thomas, bevor wir hier über die Angst sprechen, kannst du bitte erst einmal beschreiben, was Angst überhaupt ist? So können wir mit einer klaren Definition beginnen, denn es gibt verschiedene Begriffe, die nicht jeder gleich verwendet.
Ja, das stimmt. Ich habe jetzt natürlich keine wissenschaftliche Definition. Aber ich finde, Angst ist auch ein Empfinden oder ein Zustand, den man erlebt haben muss. Wenn ich das erlebt habe, weiß ich natürlich, was Angst ist.
Vielleicht kann man Angst auch tatsächlich als ein Gefühl beschreiben, das langsam in mir aufsteigt. Zum Beispiel, wenn ich auf einem hohen Gebäude sitze – oder ich stehe manchmal an einem brusthohen Zaun und schaue nach unten. Auf einem hohen Gebäude, ja. Ich habe gerade „groß“ verstanden, weil ich dachte, groß sei kein Problem, aber hoch ist etwas anderes.
Dann steigt in meinem Bauch manchmal dieses Angstgefühl auf, das ich nur zu gut kenne. Eine Frage nebenbei: Hast du das auch, wenn du Fernsehen guckst? Ich bekomme selbst Probleme, wenn ich im Fernsehen ganz hohe Sachen nach unten sehe.
Nein, bei mir nicht, nur wenn es in Wirklichkeit so ist. Das war nur so rein interessant nebenbei.
Ich glaube, dieses Angstgefühl will mich warnen, eben nicht runterzuspringen. Deswegen muss man vielleicht am Anfang sagen: Angst ist nicht nur negativ. Dieses Empfinden kann mich auch vor Gefahren schützen.
Man wünscht sich manchmal, dass Teenager bei manchen Unternehmungen etwas mehr Angst hätten und nicht so unbedarft irgendwo runterspringen oder Steine auf Fensterscheiben werfen und denken, die Scheiben würden das schon aushalten.
In unserem Podcast geht es ja auch darum, dass Angst natürlich etwas sehr Negatives sein kann. Wenn ich bestimmte Ängste habe, vermeide ich vielleicht bestimmte Dinge und schränke dadurch mein Leben ein.
Es gibt Menschen, die haben Angst, über einen großen Platz zu gehen. Das wollen sie nicht. Andere haben Angst, in einem kleinen Raum mit vielen Leuten zu sein. Wieder andere fürchten sich vor Prüfungen, vor der Zukunft oder vor bestimmten Tieren – oft sind es Spinnen, vor denen viele Angst haben.
Es gibt natürlich auch sehr existenzielle Ängste, etwa bei Krankheiten oder wenn die Gefahr besteht, dass ich aufgrund einer Krankheit mein Leben einschränken muss. Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich diese Krankheit überleben werde.
Angst bekomme ich in der Regel, wenn ich in Gefahr bin oder wenn meine Befürchtungen – egal ob berechtigt oder unberechtigt – dazu führen, dass das Adrenalin in meinem Blut ansteigt. Dieses Hormon wird immer dann ausgeschüttet, wenn ich Angst habe. Deshalb habe ich am Anfang gesagt: Ich kann Angst wirklich fühlen.
Ich glaube, es gibt im Blick auf Angst auch eine bestimmte Grundeinstellung. Manche Menschen sind eher der Angsthase, andere eher der Löwe. Doch auch der Löwe wird Situationen erleben, in denen ihm die Angst bedrohlich nahekommt.
Ich denke, man kann lernen, mit Ängsten umzugehen. Aber diese Grundeinstellung wird man wahrscheinlich nicht vollständig verändern können.
Okay, gut. Ich habe einmal eine Definition gehört, die Furcht und Angst unterscheidet. Furcht wäre demnach die Angst vor einer konkreten Sache, während Angst etwas Diffuses ist.
Ja, diese Unterscheidung wird auch wissenschaftlich getroffen. Allerdings ist sie schwer greifbar. Dabei spricht man von einer Phobie, also von Furcht – das heißt, man hat eine zielgerichtete Angst, wie zum Beispiel eine Spinnenphobie.
Das ist eine klare Angst, okay.
Im ersten Johannesbrief heißt es: „Vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“ Daraus stellt sich die Frage: Darf man als Christ überhaupt noch Angst haben? Ich habe durchaus schon gehört, dass Christen keine Angst vor dem Tod haben, weil Jesus den Tod besiegt hat.
Wenn ich jedoch in die Psalmen schaue, ist die Situation wieder anders. Wie würdest du das sehen? Ist Angst etwas, das man als Christ sofort negativ bewerten und als überwunden betrachten sollte? Ist Angst kein Thema mehr für Christen? Wie würdest du das Thema Angst einordnen?
Ich finde, das ist ein sehr wichtiger Punkt, den du mit der Todesangst ansprichst. Früher habe ich das auch eher pauschal formuliert. Heute würde ich das stärker differenzieren. Natürlich muss ich als Christ mich nicht fürchten vor dem, was nach dem Tod kommt. Wenn das anders wäre, müsste ich meinen Glauben hinterfragen.
Dennoch gibt es auch das Phänomen des Christensterbens, bei dem der Prozess des Sterbens für einen Christen sehr herausfordernd sein kann. Wenn die Kräfte schwinden, kann es auch bei einem Christen Zweifel am Heil geben. Gerade in solchen Momenten braucht man jemanden, der einem immer wieder versichert, dass er einen nicht verlässt.
Es ist wichtig zu wissen: „Christus hält dich fest, gerade jetzt.“ Ich erinnere mich an eine Situation vor längerer Zeit, in der jemand sehr irritiert war, weil eine gläubige Person gestorben ist und dennoch innere große Kämpfe hatte. Nach dem Motto: Wie kann das sein, dass diese Person solche inneren Kämpfe erlebt?
Ja, das gibt es tatsächlich. Trotzdem ist mein Empfinden: Christus hält mich fest.
Und deine grundsätzliche Frage war ja: Können Christen Angst haben? Ja, das können sie. Und wie gehe ich dann als Christ mit Angst um?
Dass Christen Angst haben können, hast du jetzt bejaht. Auf jeden Fall. Ich würde dir auch sagen, dass Jesus selbst, von dem beschrieben wird, dass er auf seinem schweren Weg zum Kreuz von Angst gepackt wurde. Wir lesen, dass Jesus Angst hatte.
Er sagt auch zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst.“ Das ist nicht nur eine Lebenswirklichkeit, von der ich eben gesprochen habe, sondern auch das Wort Gottes, das uns das sagt.
Und du fragst natürlich zu Recht: Wie gehe ich mit Angst um? Für mich sind dabei vier Punkte wichtig geworden. Sicher gibt es noch mehr Punkte, aber vielleicht komme ich jetzt erst einmal zum ersten Punkt.
Stehe zu deinen Ängsten und ihren Ursachen. Das ist mir ganz wichtig. Ängste sind wie ein Fenster zu meiner Seele. Sie zeigen mir, was mir besonders wichtig ist.
Ich habe vorhin gesagt: Gerade durch die Angst wird deutlich, dass ich etwas verlieren kann, zum Beispiel meinen Besitz. Und ja, es mag jetzt vielleicht ein bisschen herausfordernd klingen, aber manche Ängste habe ich auch, weil ich das Wort Gottes nicht so im Blick habe – also zum Beispiel im Blick auf meinen Besitz. Das war jetzt das Beispiel.
Wenn Gott mir sagt: „Lass Dinge los!“, und ich halte sie dann immer noch fest, hat das sicher damit zu tun, dass ich mich als Besitzer dieser Dinge sehe und nicht nur als Verwalter. Wenn ich Dinge verwalte, fällt es mir leichter, Dinge von anderen weiterzugeben – jedenfalls mir persönlich. Das Weitergeben der eigenen Dinge fällt mir schwerer.
Dann muss ich mich fragen: Warum habe ich denn Angst? Manchmal brauche ich vielleicht auch einen anderen Christen, der mir hilft, manches zu reflektieren. So begreife ich: Meine Einstellung zum Besitz könnte anders sein. Gott will mir eine andere Einstellung geben.
Das heißt nicht, dass ich nie Angst haben werde, irgendetwas wegzugeben. Aber ich glaube, die Angst hat dann nicht mehr so eine große Dominanz in meinem Leben.
Ich denke auch daran, dass ich Angst haben kann, Kontrolle zu verlieren. Warum habe ich das? Weil ich merke: Ich habe nicht die Übersicht. Gleichzeitig vertraue ich nicht darauf, dass Gott die Übersicht hat und letztendlich alles in seiner Hand hält.
Oder es gibt Bedürfnisse, die ich habe. Diese können sehr legitim sein, zum Beispiel die Suche nach einem Lebenspartner oder einfach eine Wohnung, in der ich mich wohlfühle. Aber wenn ich Angst habe, dass Gott diese Bedürfnisse nicht erfüllt, unterstelle ich Gott etwas Falsches. Das stimmt nicht mit dem überein, was in der Bibel steht: Er ist gut und tut Gutes.
Wenn ich meine Bedürfnisse über die Ziele stelle, die Gott für mich hat, dann erkenne ich nicht, dass er diese Bedürfnisse im Moment vielleicht nicht erfüllt, weil er ein höheres Ziel für mich im Blick hat.
Ich glaube, es ist wichtig zu verstehen: Wo denke ich biblisch? Manchmal – und das ist mir in der Vorbereitung echt wichtig geworden – gebraucht Gott Ängste in meinem Leben, um mir zu helfen, geistliche Dinge besser zu verstehen.
In 2. Korinther 1 schreibt Paulus von Todesangst. Er erwähnt gleichzeitig, was er in dieser Angst gelernt hat: dass er sein Vertrauen nicht auf sich selbst, sondern auf Gott setzen wollte. Gott hat diese Angst in seinem Leben benutzt, um ihm etwas zu zeigen.
Deswegen ist mir wichtig: Ich darf zu meiner Angst stehen. Ich verdränge sie nicht. Aber ich habe auch im Hinterkopf, dass Gott sie gebrauchen kann. Vielleicht habe ich Angst, weil ich manches aus dem Wort Gottes noch nicht so klar sehe und besser lernen könnte. Dann würde die Reaktion sein, dass auch die Angst in meinem Leben etwas abnimmt.
Es geht also nicht darum, Ängste zu verdrängen oder nicht zuzulassen, in dem Sinne, dass sie nicht sein dürfen. Vielmehr kann ich sie als Chance oder Möglichkeit nutzen, schärfer hinzuschauen: Was sind meine Motive? Was sind die Ursachen, die dahinterstecken?
Denn wenn mich etwas nicht berührt, habe ich normalerweise auch keine Angst davor. Es gibt ja Menschen, die sind todesmutig, weil ihnen ihr Leben egal ist – das gibt es durchaus. Oder bei anderen Bereichen macht es nichts aus. Aber dahinter steckt immer etwas.
Das ist so der erste Schritt.
Analyse ist immer gut. Jetzt finde ich natürlich interessant, was als Nächstes kommt. Du hast ja vier Schritte genannt. Was ist denn die Nummer zwei nach der Analyse, nach dem Schauen? Was sagt das aus?
Der erste Schritt ist, wie gesagt, dass ich sagen darf: Ich habe Angst. Das darf ich auch als Christ sagen. Der zweite Schritt für mich ist dann, auf meinen Gott zu schauen. Es geht darum, einen Blickwechsel zu haben. Je kleiner Gott in meinen Gedanken ist, desto größer ist logischerweise auch die Angst. Angst ist auch eine Frage der Perspektive.
Wenn ich vor dem Stuttgarter Fernsehturm stehe und nach oben schaue, dann wirkt er schon sehr groß. Er ist ja auch sehr groß. Von oben wirkt er ebenfalls sehr groß. Aber ich muss sagen, ich habe ihn schon häufiger im Anflug auf Stuttgart gesehen. Da hat er eine ganz andere Größe. Da steht zwar der Fernsehturm, aber es gibt noch viel anderes drumherum.
Gottes Perspektive ist noch einmal anders. Wenn ich weiß, dass ich an Gottes Seite stehe, dann kann mich diese Angst auch nicht so sehr an die Wand drücken. Es geht nicht darum, die Angst völlig abzuschütteln, sondern darum, auf wen ich schaue.
Da ist mir dieser Vers aus Jesaja 41,10 sehr wichtig geworden. Dort sagt Gott: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit.“ Das ist eine absolut starke Aussage.
Wenn so jemand wie Hein Fischer vom Nordseestrand das gesagt hätte, wäre diese Aussage nicht so viel wert gewesen, weil er es nicht umsetzen kann. Aber das sagt Gott zu mir: Ich stärke dich, ich bin bei dir. Hab keine Angst, ich bin dein Gott.
Ich glaube, dass ich mir diese Bibelverse immer wieder bewusst machen darf. Ich weiß, weil er mein Gott ist, der allmächtige Gott, brauche ich keine Angst zu haben. Er stärkt mich, er hilft mir, er hält mich fest. Er ist der gerechte Gott, der mich auch gerecht machen darf – auch im Blick auf mein Heil.
Niemand darf mich anklagen. Er ist mein Schutz. Es kann mich nichts von seiner Liebe trennen. Er hält mich fest mitten in der Angst. Deswegen will ich mich an ihm festhalten. Deshalb will ich auf ihn schauen.
Dieses „Okay, ich stehe zu meiner Angst“ und gleichzeitig dieser Perspektivwechsel, dieser Blickwechsel auf Gott, das ist so wichtig.
Ich hätte ja jetzt erwartet, dass du als zweiten Schritt erklärst, wie man mit diesen Ursachen umgeht. Aber du hast gesagt: Erst mal auf Gott schauen, um das Ganze in die richtige Relation zu setzen. Praktisch so die Vogelperspektive von Gott einzunehmen und herunterzuschauen auf diesen auf einmal so klein erscheinenden Fernsehturm.
Den werden wir bei der Entrückung dann wahrscheinlich auch sehen, wenn wir von Stuttgart entrückt werden. Nur von Stuttgart aus. Von anderen Gebieten wissen wir ja nicht, wo es uns trifft, ob wir gerade im Urlaub sind oder so. Aber dann haben wir auch diese Perspektive.
Also zuerst schauen wir, was du als Nächstes sagen würdest. Ich spreche ganz bewusst mit Jesus über deine Angst, weil ich glaube, dass wir oft mit unserer Angst alleine bleiben. Wir machen uns viele Gedanken oder sprechen vielleicht mit anderen darüber, was ja okay ist. Aber oft vergessen wir, in all dem zuerst mit Jesus darüber zu sprechen.
Deshalb ist mir dieser Punkt hier sehr wichtig: Wir sollen mit Jesus sprechen. Von ihm selbst heißt es, dass er, als er in Angst war, heftiger betete. Das zeigt, dass es ihm wichtig war, in seiner Angst den Kontakt zum Vater im Himmel zu suchen. Für mich ist das ein Vorbild: In meiner Angst will ich in erster Linie den Kontakt zum Herrn Jesus suchen und ihm einfach meine Angst bringen.
Ich habe vorher den Vers zitiert: "In der Welt habt ihr Angst." Aber der Vers hört dort nicht auf. Er sagt weiter: "Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Das ist sozusagen Punkt zwei. Ich stehe an der Seite des Überwinders. Ich darf Angst zulassen, ich spüre das Adrenalin, aber ich darf trotzdem weitergehen.
Mut bedeutet ja nicht, keine Angst mehr zu haben. Mut heißt, weiterzugehen, auch wenn die Angst sich mir in den Weg stellt. Sonst bräuchte ich ja keinen Mut, wenn keine Angst da wäre. Corinne Bohm hat es mal gesagt: "Mut ist Angst, die gebetet hat." Ich finde, das bringt es wirklich auf den Punkt. Man könnte auch sagen: Mut ist Angst, die mit Jesus gesprochen hat.
Ich glaube, es gibt Situationen, in denen die Angst wiederkommt. Aber mein Herr ist da, und ich darf mit ihm reden. So kann ich Stück für Stück die Angst in meinem Leben bewusst hinter mir lassen. Vielleicht darf ich mich auch ein Stück weit mit meiner Angst konfrontieren und wissen: Ja, der Herr geht mit mir da durch.
Was ich erlebe, wenn ich Angst habe, ist oft dieses Kreisen in den Gedanken. Man dreht immer wieder eine neue Schleife, und das kann Stunden dauern, meistens abends oder nachts. Tagsüber habe ich genug zu tun. Ich habe auch mal gelesen, dass tagsüber bestimmte Hormone ausgeschüttet werden, die das ein bisschen dämpfen. In der Nacht sind diese Hormone nicht mehr so aktiv, deshalb kommen Ängste nachts eher hoch.
Das passiert nicht zu jeder Uhrzeit, aber eben häufig nachts. Diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist manchmal schwierig. Interessanterweise denkt man manchmal gar nichts, und trotzdem merkt man, dass das Herz unruhig ist. So eine wortlose Angst – was immer das genau sein mag.
Darüber zu sprechen ist wichtig. Aber wie lange hält man das durch? Wann durchbricht man diesen Kreislauf? Ich glaube, ich muss immer wieder dranbleiben, immer wieder dranbleiben, bis die Angst abnimmt – oder auch dann, wenn sie nicht abnimmt. Manchmal nutzt Gott ja auch Angst in unserem Leben. Aber mit Jesus in Kontakt zu bleiben, ist entscheidend.
Als vierten Punkt ist es mir auch wichtig, mit meinen Geschwistern in Kontakt zu bleiben. Ich habe das so genannt: Sei in Gemeinschaft mit anderen Christen – eben auch mit deinen Ängsten.
Inwiefern genau? Als Begründung: In der Bibel gibt es viele Verse, in denen das Wort „einander“ vorkommt. Ist dort auch Angst erwähnt? Nein. Soll man einander Angst machen? Nein. Die Bewältigung der Angst habe ich heute natürlich etwas spitzfindig betrachtet. Aber was mir wichtig ist, ist nicht unbedingt ein bestimmter Bibelvers. Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Der Christus im Bruder ist stärker als der Bruder am eigenen Herzen.“ Das trifft oft zu.
Das bedeutet: Du kannst mir irgendein Bibelwort nennen, das könnte ich dir selbst zitieren. Du müsstest mir nur die Stelle sagen, und ich könnte sie wiedergeben. Aber dadurch, dass du es mir zusprichst, wirkt das anders auf mich, als wenn ich es mir selbst in Erinnerung rufe.
Deshalb glaube ich, dass Gemeinschaft wichtig ist. Aber ich habe bewusst das Gespräch mit Jesus vor die Gemeinschaft unter Geschwistern gesetzt. Wir dürfen immer wieder miteinander reden. Wenn mir jemand in einer angstvollen Situation sagt: „Hab keine Angst“, dann ist das für mich wirklich ein Zuspruch.
Was mir auch noch einfiel: Es gibt Ängste, die gar nicht sein müssten. Zum Beispiel, wenn ein großer Umzug bevorsteht und ich denke: „Boah, ich schaffe das alles nicht.“ Dann ist es hilfreich, wenn Geschwister sagen: „Ich helfe dir dabei.“ Dadurch wird dieser Angstberg kleiner, und die Gründe für die Angst verschwinden oder werden zumindest weniger.
Ich habe selbst mit einigen Umzügen beruflich zu tun gehabt. Deshalb weiß ich gar nicht, was daran problematisch sein soll, versuche es aber nachzuvollziehen. Für manche Menschen ist es so, dass sie Dinge nicht organisieren oder auf die Reihe kriegen. Verstandesmäßig kann ich das nachvollziehen, gefühlsmäßig ist das bei mir weit weg. Aber jeder hat eben unterschiedliche Ängste in verschiedenen Bereichen.
Deshalb ist es auch wichtig, Geschwister zu haben, mit denen ich mich austauschen kann. Die mir Gottes Wort in meiner Situation sagen, auch wenn sie die Angst selbst nicht beeinflussen können. Wenn es praktische Dinge gibt, finde ich es klasse, wenn auch praktische Unterstützung kommt. So können manche Ängste einfach verschwinden oder erst gar nicht entstehen.
Ja, die Ängste sind in solchen Fällen wirklich extrem, der Ausschlag geht weit nach oben und hat nichts mehr mit dem Normalbereich zu tun. Sie beherrschen mein Leben, weil sie so erdrückend sind.
Würde man da anders vorgehen? Würdest du da noch einmal etwas variieren oder sagst du, das funktioniert so auch? Ich würde es ergänzen. Ich würde genauso vorgehen, indem ich sage: Steh zu deiner Angst, schau auf Gott, rede mit Jesus und bleibe in Gemeinschaft mit anderen Christen – also die geistliche Komponente.
Aber manchmal haben Ängste auch eine krankhafte Komponente, für die ich eigentlich gar nichts kann. Dann ist es hilfreich, gerade wenn ich in Gemeinschaft bin, dass Leute mir vielleicht sagen: Hast du schon mal daran gedacht, zum Arzt zu gehen? Es ist ja nicht so häufig, dass man das für sich selbst denkt. Deshalb ist es gut, wenn andere es einem sagen.
Ich glaube, dass ein Arzt mich bei extremen Ängsten durchaus unterstützen kann. Es gibt so ein Tandem: Tabletten und Training. Das heißt, einmal Tabletten, die mir helfen, manche Ängste ein Stück weit wegzubekommen. Das ist natürlich nicht kurativ, es nimmt nicht die Ursache weg, aber es hilft mir, einfach mal normal durchatmen zu können.
Training ist dann eher so etwas wie: Ich lasse mich ein Stück weit darauf ein. Ich kann nicht sofort in einen Tunnel gehen, aber jemand begleitet mich ein paar Schritte, dann gehe ich wieder zurück. Einige Tage später mache ich es erneut. Das sind Möglichkeiten, wie ich mit Ängsten in meinem Leben umgehen kann.
Wenn das jedoch das Einzige ist, dann hilft es mir nicht wirklich geistlich und in meiner Beziehung zu Jesus. Deshalb finde ich beides in Kombination sehr wichtig, wenn wir in einem krankhaften Bereich sind.
Wie definiert man das? Wenn diese Ängste mein Leben absolut einschränken und mir, ich sage mal, die Luft zum Atmen nehmen. Ich denke zum Beispiel an eine Frau, die ihre Wohnung nicht mehr verlässt, weil sie Angst hat, was ihr draußen begegnet, und sich so auf ihre Wohnung reduziert. Oder Menschen, die nachts nicht mehr schlafen können, weil sie an alles Mögliche denken – und das über lange Zeit.
Dann ist es gut, auch mal zu sagen: Da muss ich kurativ oder zumindest symptomatisch etwas machen. Das soll mir helfen, auch geistlich weiterzugehen. Man muss ehrlicherweise aber auch sagen: Wenn die Ängste krankhaft sind, dann glaube ich, dass sie mein Leben nicht mehr so stark einschränken können, aber ich kann sie nicht ganz wegschieben.
Das ist dann eben der krankhafte Bereich. Wir haben hier über längere Zeit auch über normale Ängste gesprochen, bei denen ich einfach weiß, dass Jesus Sieger ist und ich sie ihm bringen darf.
Lassen wir es dabei bewenden, denn das andere ist ein anderes Thema, das wir jetzt aber zumindest ein bisschen angeschnitten haben.
Wir hoffen, dass dieser Podcast manchen von euch geholfen hat. Manche brauchen es vielleicht weniger, je nach Persönlichkeitstyp. Dennoch wünschen wir euch, dass ihr einen Impuls bekommen habt, wie wir als Christen besser mit Angst umgehen können.
Mut ist das Zitat, das ich mir heute am meisten merke: „Angst, die gebetet hat“ von Corrie ten Boom.
Damit sind wir schon wieder am Ende unseres Podcasts von der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast.efa-stuttgart.de. Bewertet uns auf dem Portal, das macht uns sichtbarer. Ihr könnt dort auch teilweise Kommentare hinterlassen. Ich habe das neulich in einem anderen Podcast gehört. Ich weiß gar nicht genau, wie das funktioniert, aber einige von euch werden das sicher wissen. Das hilft, den Podcast weiter zu verbreiten.
Wir wünschen euch bis zum nächsten Mal Gottes Segen.