Das ist schon eine besondere Art, wie Isaak zu seiner Frau kommt. So wie wir heute denken und handeln, finden wir das eher befrendend: wie kann so etwas überhaupt gut gehen? Trotzdem heisst es am Schluss dieser Geschichte: Er nahm Rebekka zur Frau und gewann sie lieb. (Gen 24,67) Irgendwie macht sich unsere Gesellschaft etwas vor. Wir meinen in langen Test liege das Geheimnis einer guten Beziehung. Möglichst unverbindlich alles offen lassen.
Das stimmt aber nicht. Das Geheimnis einer guten Beziehung liegt in der gegenseitigen Hingabe und in der gemeinsamen Hingabe an Jesus. Die Basler Mission sandte viele unverheiratete Männer ins Missionsfeld und als diese Männer gerne eine Frau wollten, suchte die Mission für sie eine Frau. Ein kurzer Briefwechsel fand zwischen den beiden statt, bevor die Frau sich auf die beschwerliche, nicht ungefährliche und abenteuerliche Reise machte, um am Ort ihrer Bestimmung in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen und am Werk des Herr" mitzuarbeiten. Währenddessen bereitete der ihnen unbekannte zukünftige Ehemann die Hochzeit vor, die in der Regel zwei Wochen nach der Ankunft stattfand. Diese kurze Zeitspanne sollte dem gegenseitigen Kennenlernen dienen und einen eventuellen Rückzug des Ja-Wortes" ermöglichen, was aber höchst selten vorkam. Die Hochzeit fand dann meist im Kreise anderer Missionsleute aus den nahegelegenen Missionsstationen statt. Eine Hochzeitsreise gab es nicht, am nächsten Tag ging für den Missionar das Leben weiter und die Arbeit wieder los, seine frischgebackene Missionarsfrau passte sich diesem an. Erstaunlicherweise schien keine dieser Missionsbräute, diesen Schritt je bereut zu haben. Darüber gibt es ein Buch mit dem Titel Missionsbräute".
Früher überlegte man sich tendenziell eher, ob man mit einem Menschen ein Leben lang zusammensein will, egal was kommen mag. Heute macht man alles, was in eine intime Beziehung gehört und überlegt sich dann, ob man vielleicht zusammenbleiben will. Also, das wäre ja ein Thema für sich, nun wollen wir uns aber einem wichtigen Thema widmen, das in diesem Kapitel erkennbar ist. Es geht um verantwortlichen Glauben.
Abraham ist hochbetagt. Sara starb mit 127 Jahren und er war zehn Jahre älter als sie. Abraham war sehr alt geworden. Der HERR hatte ihn gesegnet und ihm alles gelingen lassen. (Gen 24,1) Nun hätte sich Abraham auf sich selbst zurückziehen können und sagen, nun habe ich meine Sache getan, der Herr hat mich gesegnet. Doch das ist nicht die Art wie Menschen denken und handeln, die im Glauben mit dem lebendigen Gott verbunden sind. Abraham wollte alles, falls er starb, geordnet zurücklassen. Abraham richtete sich auf das zukünftige Leben aus. Er wusste, dass es eine Stadt geben wird, die nicht von Menschen, sondern von Gott gebaut sein wird.
Dieses Wissen liess ihn aber nicht in eine weltfremde und weltvergessene Haltung fallen. Er sagte nicht: Gott wird schon zum Rechten sehen. Ich muss mich um nichts kümmern, er wird dann schon das Richtige tun. Ich beobachte, dass dieses Denken sehr weit verbreitet ist. Wie schnell hört man, wenn jemand eine Arbeit im Reich Gottes verlässt, dass Gott schon dafür sorgen wird, dass die Weiterführung gewährleistet sei. Ansonsten sind wir uns gewohnt über unsere Entscheidungen und Schritte Gedanken zu machen. Wir planen, soweit es möglich ist unsere Karriere und überlegen, was dieser Karriere dienen würde. Interessanterweise verhalten wir uns in Bezug auf das Reich Gottes oft anders. Wir überlegen nicht gross, was es z.B. für Folgen hat, wenn ich mich aus einer Missionsarbeit zurückziehe. Ich will nicht sagen, dass man das nicht tun kann. Ich möchte nur sagen, dass wir das reiflich überlegen sollen und mit dem Herrn besprechen und nicht mit dem Gedanken gehen, Gott würde für die Folgen sorgen, darüber bräuchte ich mir keine Gedanken zu machen.
Manchmal kann Gott nicht einfach dafür sorgen. Im Hesekiel steht z.B. Ich suchte überall nach einem, der in die Bresche springen und die Mauer um mein Volk vor dem Einsturz bewahren würde, damit ich es nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen. (Ez 22,30) Der Mensch, auch der Christ, ist nicht einfach ersetzbar, denn jeder ist ein Original und unersetzlich. Das ist doch auch wunderbar, dass wir nicht einfach austauschbar sind. Aber eben, die Kehrseite ist, dass man nicht einfach ersetzt werden kann. Das zeigt auch die Geschichte von Nehemia: Dies hatte sich zugetragen, als ich nicht in Jerusalem war. Denn im 2.Regierungsjahr des Königs Artaxerxes von Babylon war ich dorthin an den Königshof zurückgekehrt. Nach einiger Zeit bat ich den König um die Erlaubnis, wieder nach Jerusalem zu gehen. (Neh 13,6) Dort angekommen sah ich, was Eljaschib angerichtet hatte. Ich war entrüstet, dass er Tobija einen Raum im Vorhof des Hauses Gottes gegeben hatte, und liess alles hinauswerfen, was Tobija gehörte.(Neh 13,7)
Ich erfuhr auch, dass die Abgaben für den Unterhalt der Leviten nicht abgeliefert worden waren. Deshalb hatten die Leviten und die Sänger ihren Dienst am Tempel verlassen, und jeder war auf seine Felder gegangen, um sie zu bestellen. (Neh 13,10) Da zog ich die Ratsherren zur Rechenschaft und hielt ihnen vor: »Wie konnte es dahin kommen, dass das Haus Gottes vernachlässigt wird?« Dann holte ich die Leviten zurück und stellte sie wieder an ihre Arbeit. (Neh 13,11) Hier öffnet sich ja ein Spannungsfeld des Glaubens, das uns unser Leben lang beschäftigen wird. Einerseits sollen wir uns ganz und gar dem Herrn vertrauen und auf der anderen Seite selber und verantwortlich handeln. Einerseits kommt es ganz und gar auf Gott an, andererseits sind unsere Entscheidungen manchmal von grosser Tragweite und wir tragen viel Verantwortung. Das ist eben so, weil Gott uns nicht zu Computern gemacht hat, die das tun, was man ihnen sagt ohne sich darüber Gedanken zu machen, was sie tun. Gott respektiert uns als Persönlichkeiten und er hat uns mit geistliche und materielle Gaben ausgerüstet und gab uns einen Verstand, den wir gebrauchen sollen.
Dem Herrn Vertrauen und selber aktiv werden und handeln ist in sich kein Widerspruch. Im AT sehen wir das oft, Gott sagt er wird für sie kämpfen, was aber noch lange nicht bedeutet, dass sich Israel zurücklehnen konnte. Gott wird für sie streiten heisst: er wird ihnen Sieg schenken, wenn sie kämpfen. So auch bei Gideon, der mit einer kleinen Mannschaft kämpfen musste. Der HERR sagte zu Gideon: »Durch die 300 Männer, die das Wasser mit der Zunge geleckt haben, will ich Israel retten und die Midianiter in deine Hand geben. Die anderen sollen nach Hause gehen.« (Ri 7,7) Abraham hatte indem, was er nun vorhatte keine direkte Weisung Gottes, jedenfalls weist uns der Text nicht darauf hin. Er konnte selber zu der Überzeugung kommen, was jetzt wichtig und nötig ist, weil er die Gedanken Gottes und seine Absichten kannte.
Wer glaubt lebt nicht weltvergessen, sondern er tut das in dieser Welt, was aus der Perspektive des ewigen Lebens Bedeutung hat. Oder man kann es mit einem ganz bekannten Vers aus der Bergpredigt sagen: Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das übrige alles dazugegeben. Mt.7,6
Abraham regelt hier eigentlich die Letzten Dinge. Er sorgt dafür, dass der Plan Gottes zur Ausführung kommt. Sein Knecht muss eine Frau für seinen Sohn Isaak holen. Isaak war noch Junggeselle und ging schon gegen die 40. Der eine oder andere mag denken, warum Abraham nicht gleich den Isaak selber geschickt hat, denn alt genug wäre er gewesen. Vermutlich wollte Abraham das Risiko nicht eingehen, dass Isaak am Ende noch in Mesopotamien bleiben würde, denn er soll da Leben, wo Gott es für ihn und seine Nachkommen vorgesehen hatte. Deshalb sagte er dem Elieser für den Fall, dass er ihm keine Frau bringen kann: Wenn die Frau dir nicht folgen will, bist du nicht mehr an deinen Schwur gebunden. Aber auf keinen Fall darfst du meinen Sohn dorthin zurückbringen!« (Gen 24,8) Abraham wollte auch verhindert, dass Isaak eine Frau aus diesem Land nahm. Nicht weil er persönlich etwas gegen diese Menschen gehabt hätte, sondern weil die Gefahr zu gross wäre, dass sich Isaak, wenn er im Land verschwägert wäre, sich voll und ganz und zwar auch religiös einbinden liesse.
So wollte er, dass Isaak eine Frau aus seiner Verwandtschaft heiratet, denn diese Verwandtschaft kannte auch seinen Gott. Abraham kümmert sich also um das was in Gottes Interesse liegt. Er will alles geregelt haben, was in seiner Möglichkeit stand. Vielleicht ist es den aufmerksamen und bibelkundigen Zuhörern aufgefallen. Das gleich nach dem Vers: Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das übrige alles dazugegeben. Mt.6,33. Jesus weiter sagt: Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt. Mt.6,34. Ja eben, es ist doch so, dass wir uns nicht um alles kümmern müssen. Wir können doch in den Tag hineinleben. Das ist eben nicht so, da geht es darum, dass wir uns nicht ständig über unseren Lebensunterhalt den Kopf zerbrechen. Wir sollen uns aber nicht davon beherrschen lassen, was wir schlussendlich sowieso nicht beeinflussen können. Wer sich mit dieser Aussage der Verantwortung entziehen will, der missbraucht dieses Wort. Paulus sagt den Timotheus ganz unmissverständlich: Wenn sich jemand nicht um seine Angehörigen kümmert, vor allem um die, die unter einem Dach mit ihm leben, verleugnet er den Glauben und ist schlimmer als jemand, der nicht an Christus glaubt. 1.Tim.5,8.
Nebst dem, dass Abraham hier für das Reich Gottes sorgt, kümmert er sich auch um seine letzten Dinge. Also, Abraham machte sich Gedanken darüber, wie es auf dieser Erde weitergeht, wenn er gestorben ist. Er regelt seine Letzten Dinge, so dass er sterben kann. Wenn er in der Zeit, in der sein Diener Elieser unterwegs ist sterben würde – obwohl er danach noch ca. 35 Jahre lebte – so hatte er das Wichtigste getan. Hätte er das nicht getan, dann wäre er eben nicht der Mann des Glaubens. Als Hiskia todkrank war, forderte ihn Gott sein Haus zu besorgen: Damals wurde Hiskija todkrank. Der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, kam zu ihm und sagte: »So spricht der HERR: 'Bereite dich auf dein Ende vor! Du wirst von diesem Krankenlager nicht wieder aufstehen.'« (2.Kön 20,1)
Wie ist das mit uns? Regeln wir die Dinge, die zu regeln sind? Sorgen wir für unser Haus und für das Reich Gottes? Wenn das jemand wirklich tun kann und darüber sprechen kann, dann sind es doch die Christen. Für uns ist das Sterben doch nicht der Untergang, bei dem wir alles verlieren. Paulus sagt sogar, dass Sterben ein Gewinn ist. Denn Leben, das ist für mich Christus; darum bringt Sterben für mich nur Gewinn. (Phil 1,21) Ein Familienvater, so jung er auch sein mag. Muss sich einmal Gedanken darüber machen, wie seine Frau und seine Kinder weiterleben können, wenn er sterben würde, denn niemand hat die Garantie, dass, weil er Christ ist, nicht frühzeitig sterben könnte. Wenn man älter wird, ist es auch in der Verantwortung eines jeden Christen, seinen Nachlass so zu regeln, dass es klar und eindeutig ist. Wenn man schwer krank ist, ist es oft zu spät.
Ich liegt auch an mir dafür zu sorgen, dass die Erben sich nicht streiten müssen, weil alles unklar oder ungerecht geregelt wurde. Es liegt an mir dafür zu sorgen, dass auch das Reich Gottes in meinen Regelungen den entsprechenden Raum einnimmt. Wenn meine Nachkommen in der Nachfolge stehen, dann werden sie mit dem Nachlass verantwortlich umgehen. Wenn sie nicht Christen sind, so muss ich selber bestimmen, wer was noch bekommen soll. Auch ist es hilfreich, wenn ganz einfache Sachen geklärt sind, so dass die Leute die sich mit unserem Nachlass beschäftigen möglichst wenig zu tun haben und ihnen unnötiger Stress erspart bleibt. Dazu gibt es heute hilfreiche Wegleitungen, selber habe ich auch eine zusammengestellt, die man bei mir beziehen kann.