Einladung zum Dank trotz Widrigkeiten
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Kann man dazu wirklich Ja und Amen sagen? Wirklich!
Auch dann noch, wenn du nachher die fromme Atmosphäre des Gottesdienstes verlässt und zurückgehst in das Treiben dieser Welt. Wenn du konfrontiert wirst mit dem Flugzeugunglück, wenn du die Nachrichten über die Wahlen in Nigeria hörst, die überschattet sind durch grausame Anschläge von Boko Haram, bei denen viele Menschen zu Tode gekommen sind.
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Tatsächlich, auch dann noch, wenn du erleben musst, dass in deinem eigenen Leben Dinge aus dem Ruder laufen: eine schockierende ärztliche Diagnose, scheinbare berufliche Perspektivlosigkeit, die nicht enden wollenden finanziellen Probleme, eine Beziehung, die so fürchterlich zerbrochen ist, oder eine Verletzung, die dir jemand angetan hat, von dem du das niemals erwartet hättest.
Ihr Lieben, ich glaube, es ist klar: Wir alle erleben doch immer wieder so viel Leid und Not. Kann man dann wirklich diesen biblischen Refrain einfach so sagen und auch noch meinen? „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“
Das sind die Eingangsworte vom Psalm 118 und auch die Schlussworte. Eingebettet in diesen ersten und letzten Vers sehen wir, wie ein uns nicht weiter bekannter Psalmist tatsächlich gute Gründe liefert, warum wir diesen Refrain mitsingen und in jeder Lebenslage einstimmen können.
So ist es meine Hoffnung für diese Predigt, dass das Schauen auf unseren Rettergott uns dahin bringt, dass wir tatsächlich immer mehr in jeder Situation voll Vertrauen und Zuversicht unserem freundlichen und ewig treuen Gott danken können.
Aufbau und Gliederung des Psalms
Wir wollen den Psalm im Prinzip in drei großen Abschnitten betrachten. Zunächst schauen wir ganz kurz auf den ersten Aufruf, der wie ein Echo am Anfang des Psalms erschallt.
Dann nimmt der Psalm eine interessante Wendung. Aus diesem Aufruf wird ein ganz persönlicher Bericht, ein persönliches Bekenntnis. Dies ist der Hauptteil des Psalms und gliedert sich in zwei Teile.
In den Versen 5 bis 18 beschreibt der Psalmist seine persönliche Not, die er in der Vergangenheit erlebt hat und die er auch aktuell durchlebt. Er erklärt, dass er Gott gerade in seiner Not als Tröster und Helfer kennengelernt hat.
Ab Vers 19 ändert sich die Perspektive. Der Psalmist blickt nun nach vorne in die Zukunft und verkündet sein Vertrauen darauf, dass der Herr sein Retter aus aller Not ist. Dies bringt ihn schließlich dazu, Gott erneut zu loben und alle Menschen dazu aufzurufen, Gott zu loben und ihm zu danken.
Der Mittelteil, wie gesagt, wird der größte Teil der Predigt sein. Die ersten Verse sind jedoch dieser Aufruf:
"Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich. Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich. Es sagen nun, die den Herrn fürchten: Seine Güte währet ewiglich."
Der umfassende Aufruf zum Dank
Dieser Aufruf ist allumfassend, nicht wahr? Er erscheint am Anfang als ein allgemeiner Aufruf, dann noch einmal spezifisch für Gottes erwähltes Volk Israel und anschließend für das priesterliche Haus Aaron. Schließlich gilt er wirklich für alle Gottesfürchtigen. Wir alle sollen dies bekennen können.
Dieser Aufruf gilt auch dir. Das ist der Aufruf, der am Anfang steht.
Nun wendet der Psalmist seinen Blick von diesem Aufruf hin zu seinem eigenen Leben. Er berichtet uns etwas über sich selbst, das uns dabei helfen soll, genau das zu tun. Ich denke, es ist hilfreich, dass der Psalmist hier nicht namentlich genannt wird. Wir machen das nicht fest an einer Person und seiner ganz persönlichen Situation. Wir können uns mit hineinbegeben in diesen anonymen Psalmisten und das zu unseren eigenen Worten machen.
Er beschreibt zu Beginn, wie er zurückschaut – ja, auf eine schwierige Situation, die er einst hatte, in der er voller Angst zum Herrn rief und Gottes Beistand erleben durfte. „In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr erhörte mich und tröstete mich.“ Das ist eine Erfahrung, die er gemacht hat. Eine Erfahrung, die ihm Zuversicht für die Gegenwart gibt. Davon lesen wir in den Versen sechs und sieben:
„Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht. Was können mir Menschen tun? Der Herr ist mit mir, mir zu helfen, und ich werde herabsehen auf meine Feinde.“
Der Psalmist weiß, auf wen er sich verlassen kann. Er weiß, wer letztendlich der Starke ist. Das kommt dann auch in den nächsten beiden Versen zum Ausdruck:
„Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht auf Menschen zu verlassen. Es ist gut, auf den Herrn zu vertrauen und nicht auf Fürsten; auf niemanden sonst ist wirklich Verlass – nur auf den Herrn allein.“
Das sind die Erfahrungen des Psalmisten. Ist das auch deine Erfahrung? Deckt sich das mit deinen Erfahrungen?
Wann hast du das letzte Mal in großer Angst und Not zum Herrn geschrien? Hast du dann erlebt, dass Gott als dein Tröster in dein Leben kam? Hast du erleben dürfen, dass Gott dir zum Helfer wurde?
Ich weiß nicht, wie es dir damit geht. Ich kann ganz sicher in meinem Leben zurückschauen auf Phasen, in denen ich zum Herrn geschrien habe, gerufen habe. Und ja, ich habe erleben dürfen, dass der Herr mich getröstet hat, dass er mir als Helfer zur Seite stand – nicht aus aller Not immer heraus, aber in der Not.
Und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist es immer mal wieder so, dass auf dieses Gebet des Rufens um Hilfe dann folgt, dass ich erlebe, der Herr hilft – aber das gar nicht richtig wahrnehme, nicht innehalte und bewusst erkenne: Gott hat mein Gebet erhört. Und ihm dann danke ich mit frohem Herzen.
Nein, ich lebe mein Leben einfach weiter. Es ist ja so viel zu tun. Und vielleicht bilde ich mir sogar ein, dass sich das Problem einfach so irgendwie gelöst hat, dass vielleicht sogar ich es in den Griff bekommen habe.
Und dann bekommt Gott nicht den Dank, der ihm gebührt, und ich besinne mich eben nicht darauf. Ich verpasse diese Gelegenheit, in meinem Vertrauen auf Gott zu wachsen.
Deswegen möchte ich uns Mut machen, einen Moment innezuhalten und zurückzudenken: Wann hast du das letzte Mal in Angst und Not zu Gott geschrien? Wann hast du das letzte Mal erlebt, dass Gott mit seinem Trost in deine Not hineinkam?
Ich möchte dir Mut machen, bedenke das immer wieder. Schrei in deiner Not zu Gott, aber dann schau auch zurück und vergiss nicht, ihm zu danken. Ihm, der als ewig treuer Gott uns zur Seite steht in jeder Not.
So tut es auch der Psalmist hier: Er schaut zurück und erkennt voll Dankbarkeit, dass Gott ihm Hilfe war und Tröster.
Vertrauen in Gottes Beistand trotz Bedrängnis
Und so ist er dann zugerüstet für seine gegenwärtigen Bedrängnisse, von denen er ab Vers 10 Zeugnis gibt. Alle Heiden umgeben mich, aber im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Sie umgeben mich von allen Seiten, aber im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Sie umgeben mich wie Bienen, wie in Brennen, wie ein Feuer in Dorn, aber im Namen des Herrn will ich sie abwehren. Man stößt mich, dass ich fallen soll, aber der Herr hilft mir. Der Herr ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.
Der Psalmist erlebt große Not, aber er weiß um seinen Gott. Er weiß um die Kraft, die er nur bei Gott finden kann. Er weiß, dass Gott ihm beisteht. Das ist so anders als vieles, was wir oft hören. Im Angesicht seiner Bedrängnis zweifelt er jetzt nicht an der Existenz Gottes. Er fragt nicht: "Kann es einen Gott geben, wenn ich solche Bedrängnis erlebe?" Nein, das tut er nicht. Er fragt auch nicht: "Ist Gott dann wirklich allmächtig? Ist er wirklich vollkommen gut und voller Liebe, wenn ich das erleben muss?" Nein, das tut er nicht. Er ist voller Gottvertrauen.
Weil sein Gottvertrauen sich eben nicht auf seine Lebensumstände gründet – auf Gesundheit, Reichtum und Frohsinn. Er weiß genau, was Gott ihm versprochen hat und was eben nicht. Er weiß, dass Gott denen, die auf ihn vertrauen, nicht verspricht, dass sie immer gesund sein werden, dass sie reich sein werden oder dass alles leicht sein wird. Im Gegenteil: Die Bibel lehrt sehr eindeutig durch klare Lehre und durch Beispiele, dass gerade auch die, die auf Gott vertrauen, Widerstände erleben und mit Schwierigkeiten rechnen müssen.
Die Bibel erklärt sehr eindeutig: Wir leben in einer von der Sünde entstellten Welt. Leiden und Not gehören zum Leben in dieser Welt. Einem, der verfolgt worden ist, der abgelehnt wurde, der größten Widerstand erfahren hat, hat Gott nicht verheissen, dass es ihm anders ergehen wird. Stattdessen hat er uns dazu berufen, ihm nachzufolgen.
Von daher ist es schlichtweg naiv und unbiblisch zu erwarten, dass es uns Christen immer gut gehen muss. Nein, das nicht. Aber was die Bibel uns lehrt, unter anderem hier im Psalm 118, ist das: Der Herr steht denen, die auf ihn vertrauen, in aller Not bei. Er ist da als Tröster und Helfer. Er gibt die Kraft, Leid auszuhalten. Und wir werden durch ihn eines Tages über alle Not und Bedrängnis triumphieren.
Was auch immer du durchstehen musst, vielleicht gerade jetzt, du darfst darauf vertrauen: Der Herr wird dich da durchtragen. Und eines Tages, eines Tages wird alles Leid ein Ende haben. Das ist die feste Gewissheit unseres Psalmisten, das ist die feste Gewissheit, die auch wir haben dürfen.
Er bringt das in den Versen 15 und 16 so wunderbar zum Ausdruck: "Man singt mit Freuden vom Sieg in der Hütte der Gerechten. Die Rechte des Herrn behält den Sieg, die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn behält den Sieg."
Was auch immer dich bedrängt, es wird dich letztendlich nicht besiegen und unterdrücken können. Der Herr behält den Sieg, er ist stärker. Wenn du auf ihn vertraust, wirst du mit ihm eines Tages den Sieg erringen.
Persönliche Erkenntnisse des Psalmisten
Zum Abschluss dieses ersten Teils beschreibt der Psalmist in den Versen 17 und 18 zwei sehr persönliche Erfahrungen. Diese können uns zwei wichtige Prinzipien lehren, die auch für unseren Umgang mit Schwierigkeiten bedeutsam sind.
Zum einen erkennt er, dass Gott ihn allein deshalb behüten wird, weil Gott noch etwas mit ihm vorhat. In Vers 17 heißt es: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“ Wann hat das jemand gebetet? Dass der Herr uns dazu vorherbestimmt hat, etwas zu sein zum Lobpreis seiner Herrlichkeit, wie es in Epheser 1,6 heißt. Das bedeutet, Gott rettet uns nicht primär und nicht allein um unseres Willens. Nein, er erlöst uns und rettet uns um seiner selbst willen, damit wir für ihn leben und seine Werke verkündigen.
Das ist das erste Prinzip, das der Psalmist erkennt: Gott hat ein Interesse daran, dass ich als sein Kind Zeugnis geben kann. Nicht daran, dass ich keine Not in meinem Leben habe, sondern daran, dass ich einen Herrn an meiner Seite habe, der Tröster und Helfer ist. Das ist Gottes Interesse. Deshalb wird er dich trösten und dir helfen.
In Vers 18 sehen wir dann, dass der Psalmist erkennt, dass seine Bedrängnis ihm nicht einfach so widerfährt, sondern dass Gott selbst dort noch alles im Griff hat. Gott gebraucht gerade diese Dinge in seinem Leben, um ihn zu erziehen und ihm zu helfen, immer mehr so zu werden, wie er sein soll. „Der Herr züchtigt mich schwer, aber er gibt mich dem Tod nicht preis.“
Das Wort „Züchtigung“ hat bei uns oft einen negativen Klang, doch wir sollten Züchtigung nicht mit einfacher Strafe verwechseln. Züchtigung kommt von „ziehen“, von „erziehen“, von „züchten“. Was Gott damit tut, ist, dass er diese Dinge, diese Bedrängnisse, die in unser Leben kommen, gebraucht, um uns immer mehr so werden zu lassen, wie wir sein sollen – zu unserem Wachstum.
Ich möchte ermutigen, diese beiden Prinzipien tief in deinem Herzen zu verankern: Der Herr steht dir bei. Wenn du auf ihn vertraust, dann ist er für dich. Nicht damit du deine eigenen Wege gehen kannst, sondern damit du für ihn leben und von seinen Werken zeugen kannst.
Was wir in dem kurzen Videoeinspieler nicht gesehen haben, waren die Zeugnisse der Täuflinge. Zwei davon haben wir im Morgengottesdienst vor zwei Wochen gehört, alle vier haben im Abendgottesdienst Zeugnis gegeben. Das war genau das, was der Psalmist hier sagt. Mehrere erzählten, dass sie in größten Lebenskrisen waren, kurz davor, ihrem Leben ein Ende zu machen, oder dass sie dachten, Gott würde ihrem Leben ein Ende machen. Doch sie durften erleben, dass sie nicht gestorben sind, sondern leben.
Warum hat Gott sie aus ihrer Not gerettet? Damit sie seine Werke verkündigen. Das ist unsere Berufung, das ist deine Berufung.
Das zweite Prinzip lässt uns bedenken, dass der Herr so manche Nöte und Herausforderungen in unserem Leben zulässt und dass sie nicht sinnlos sind. Dein Leiden ist nicht sinnlos. Vertraue darauf, dass der Herr alle Dinge in deinem Leben gebrauchen wird – auch dein Leiden –, damit sie dir letztendlich zum Besten dienen.
Das ist die klare Aussage aus Römer 8,28: „Dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen werden, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ Wenn wir das erkennen und anfangen, Stück für Stück daran zu glauben, dann werden wir immer mehr dahin kommen, auch gerade in Zeiten von Bedrängnis und Not dem Herrn danken zu können.
Denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Durch das Danken werden wir weiter gestärkt in unserem Vertrauen auf Gott. So werden wir bereit, die nächsten Herausforderungen anzugehen – und die werden kommen.
Mir fiel dabei das schöne Sprichwort ein: „Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben.“ Danken schützt vor Wanken. Besinne dich auf deinen Gott und lass dich so rüsten für alle Herausforderungen, die das Leben noch mit sich bringen mag.
Blick nach vorne: Hoffnung auf Befreiung und Rettung
Ab Vers 19 sehen wir in einem zweiten Teil, dass sich die Perspektive ändert. Bisher hat sich der Psalmist inmitten seiner Nöte auf Gottes Beistand und Hilfe besonnen. Jetzt richtet er seinen Blick nach vorne, auf eine Befreiung – eine vollkommene Befreiung aus aller Not.
Er verwendet zu Beginn das Bild eines Menschen, der scheinbar aus der Not heraus fliehend an ein Tor kommt und um Einlass bittet, um in Sicherheit zu gelangen. Dieses Bild findet sich in Vers 19 und 20: „Tu mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke. Das ist das Tor des Herrn. Die Gerechten werden dort einziehen.“
Das Tor des Herrn öffnet sich also für die Gerechten. Sie werden befreit sein und durch dieses Tor hindurchgehen, hinaus aus allem Leid dieser Welt. Mit frohem Herzen werden sie dem Herrn danken.
Hast du diese Zuversicht? Hast du das Vertrauen, dass der Herr eines Tages deinem Leiden hier auf Erden ein Ende machen wird? Die Gerechten werden dort einziehen. Aber wer ist schon gerecht? Nun, der Psalmist hat die Zuversicht, dass er dort einziehen wird.
In Vers 21 heißt es: „Ich danke dir, dass du mich erhört hast und mir geholfen hast.“ In Vers 22 beschreibt er dann, wo seine Hilfe herkommt. Er weiß, dass er es nicht aus sich selbst heraus schafft, denn er ist nicht gerecht – so wie keiner von uns gerecht ist. Wir alle haben Unrecht in unserem Leben. Das heißt, wir brauchen Hilfe, um durch dieses Tor hindurchkommen zu können.
Ab Vers 22 sehen wir nun, wo die Hilfe herkommt. Ganz bekannte Verse: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen. Dies ist der Tag, den der Herr macht. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“
Diese Worte kennen wir alle. Sie finden sich im Neuen Testament immer wieder. Wir haben sie vorhin gehört, wie Jesus sie selbst in einem Gleichnis in Matthäus 21 gebraucht. In der Apostelgeschichte zitiert Lukas diese Worte im Hinblick auf Jesus. Paulus verwendet sie im Epheserbrief, und Petrus im ersten Petrusbrief.
Immer wieder werden diese Worte vom Eckstein, den die Bauleute verworfen haben und der dann zum Eckstein geworden ist, betont und hervorgehoben. Und jedes Mal ist klar, wer dieser Eckstein ist: Jesus selbst.
So zeugt Psalm 118 hier ganz eindeutig von Jesus Christus. In ihm ist der allmächtige Gott zu uns Menschen gekommen – nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um uns zu dienen. Jesus starb stellvertretend für unsere Schuld den Tod, den wir verdient gehabt hätten. So nahm er unsere Schuld von uns weg, damit wir von aller Ungerechtigkeit befreit gerecht sein können.
Dadurch haben wir Zugang durch das Tor des Herrn hinein in das Heil, in die Rettung. Jesus Christus kam also in diese Welt als ein Stein – als der Stein, den die Bauleute, die Menschen, angeschaut und abgelehnt haben. Dieser Stein schien ihnen zu nichts nütze. Sie wollten ihn loswerden und haben ihn verworfen, ans Kreuz genagelt.
Aber dieser Stein ließ sich nicht wegwerfen. Am dritten Tag ist Jesus auferstanden und lebt. Wir dürfen erkennen, dass er kein unbrauchbarer Stein ist, den man einfach so aus dem Weg räumt. Er ist der Eckstein, von dem alles ausgeht.
Das Bild des Ecksteins ist für uns vielleicht nicht so vertraut. Ich hatte mal das Privileg, eine Predigt von jemandem zu hören, der vor seiner Predigttätigkeit Bauingenieur war. Wolfgang Wegert hat das Bild des Ecksteins verwendet, und ich fand das sehr hilfreich.
Der Eckstein ist der Stein, der ursprünglich gelegt wurde, damals als man noch nicht die heutigen Instrumente hatte. Wichtig war, dass dieser Stein möglichst rechte Winkel hatte. Denn von diesem Stein aus wurden in zwei Richtungen, von dieser Ecke aus, die Mauern gebaut.
War dieser Stein krumm und schief, dann gingen die Mauern überall hin, aber es wurde kein vernünftiges Gebäude daraus. Das heißt, man brauchte einen wirklich guten Eckstein, einen perfekten Eckstein, auf dem ein Bau aufgebaut werden kann – und das ist Jesus.
Er ist der Eckstein, auf dem alles andere aufgebaut wird. Er ist der Eckstein und zugleich das Tor, durch das wir gehen müssen, um bei Gott Schutz und ewige Rettung zu finden. Er ist die feste Burg, in die wir fliehen dürfen, um dort Schutz und Hilfe zu finden.
Auf Jesus kommt es an. Jeder, der sich ihm zuwendet, darf wissen, dass Jesus gerecht ist und gerecht macht – jeden, der an ihn glaubt. Er ist derjenige, der uns den Zugang verschafft zum ewigen Heil.
Wir dürfen wissen, dass er auch schon im Hier und Jetzt für uns da ist. Er lebt. Durch seinen Geist lebt er in unseren Herzen. Er sitzt zur Rechten des Vaters, schaut auf uns, lenkt die Dinge und ist mit seinem Trost bei uns. Er ist unser Helfer in jeder Not.
Kennst du diesen Helfer? Ist Jesus Christus dein Herr, dem du nachfolgst? Wenn du das tust, dann darfst du wissen, dass er mit seiner Hilfe und seinem Trost an deiner Seite sein wird. Er wird dich eines Tages aus allem Leid befreien.
Dann darfst du schon jetzt anfangen zu danken, so wie der Psalmist es in Vers 21 tut: „Ich danke dir, dass du mich erhört hast und mir geholfen hast.“ Wenn du das noch nicht sagen kannst, möchte ich dir Mut machen, Vers 25 zu deinem ganz persönlichen Gebet zu machen: „O Herr, hilf! O Herr, lass wohl gelingen!“
Diese Worte waren die Rufe der Menschen, die vor gut zweitausend Jahren am Straßenhandel in Jerusalem standen. Sie wussten, dass sie Hilfe brauchten, wussten aber noch nicht genau, woher sie kommen würde.
Dann kam Jesus nach Jerusalem, und sie riefen genau diese Worte: „O Herr, hilf!“ Hosianna bedeutet nichts anderes – „O Herr, hilf!“ Diese Worte hatten sie zuvor gesungen.
Die Menschen fuhren fort in der Erwartung mit den Worten aus Psalm 118: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Das war ihre Erwartung.
Jesus hat diese prophetischen Worte aus Psalm 118 erfüllt. Er ist der, der da gekommen ist im Namen des Herrn. Er ist der, der die Hilfe bringt und dafür sorgen wird, dass alles wohl gelingen wird.
Dabei war der Einzug damals nach Jerusalem durch die Tore der Stadt nur ein Schatten, nur ein Abglanz von dem Jubel und der Herrlichkeit, die geschehen wird, wenn Jesus nicht durch die Tore Jerusalems vor zweitausend Jahren, sondern durch die Tore des himmlischen Jerusalems einziehen wird – mit der großen Schar aller Gläubigen aller Zeiten.
Durch dieses Tor, das in Offenbarung 21 beschrieben wird, diese Perlentore, wird der Herr mit den Seinen einziehen in die ewige Herrlichkeit.
Ach, was wird das für ein Ruf sein: „Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Dann wird alles Leid ein Ende haben. Alle Tränen wird Gott uns abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid, kein Geschrei, keine Schmerzen.
Das ist die Zusage, die uns Johannes in der Offenbarung gibt. Das deutet schon darauf hin, dass all das Leid und alle Not dieser Welt ein Ende haben werden.
Ihr Lieben, das ist kein leeres Versprechen, keine billige Vertröstung auf die Zukunft. Das ist die absolut sichere Zusage des allmächtigen Gottes für alle, die ihn lieben und dem Herrn Jesus Christus im Glauben nachfolgen.
Schlusswort voller Zuversicht und Dankbarkeit
Inmitten seiner großen aktuellen Not, die wir gerade betrachtet haben, verkündet der Psalmist, dass Gott ihm Trost und Hilfe ist. Er sagt, dass Gott ihn eines Tages aus aller Not befreien wird. So endet er diesen Psalm mit Worten voller Zuversicht, Freude und Dankbarkeit.
Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid. Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Weihrauch bis an die Hörner des Altars. Du bist mein Gott, und ich danke dir. Mein Gott, ich will dich preisen.
Dann folgt der Aufruf an uns alle: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.
Ihr Lieben, lasst uns das nicht aus dem Blick verlieren und lasst uns darüber nachdenken. Wenn dir die Worte auch heute wenig sagen, wenn du heute hier sitzt und denkst: „Na ja, so groß ist meine Sehnsucht eigentlich nicht, aus dieser Welt erlöst zu werden. Ich fühle mich ja eigentlich ganz wohl, es läuft ganz gut bei mir“, dann möchte ich dir sagen: Preis den Herrn auch dafür, dass es gut läuft in deinem Leben. Aber bedenke, das kann sich ändern.
Verankere diese Worte tief in deinem Herzen, damit du, wenn es schwer wird, weißt, wo du Hilfe findest in Zeiten deiner Not. Und wenn du aktuell leidest, sei getrost: Der Herr steht dir bei. Er ist dir Trost und Hilfe, wenn du dich ihm zuwendest.
Er hat schon alles getan, damit du aus aller Not befreit werden kannst. Und es wird geschehen.
So beten wir zum Schluss: Herr, komm! Und wir danken ihm, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Amen.