Liebe Gemeinde,
wenn wir eine Umfrage machen würden, uns einfach in die Fußgängerzone stellen und ohne große Vorwarnung fragen: „Welche Bibelstellen halten Sie für die beliebtesten?“, wäre es interessant zu sehen, was dabei herauskommt.
Viele würden wahrscheinlich den 23. Psalm nennen. Doch ich denke, viele, die ein wenig vom christlichen Glauben gehört haben, würden sagen, die Bergpredigt sei jedem ein Begriff. Ich vermute, sie würde ziemlich weit oben auf der Beliebtheitsskala stehen.
Eine typische Auffassung dazu hat Mahatma Gandhi, der hinduistische Denker, formuliert. Er sagte, die Bergpredigt sei es, die ihm Jesus lieb gemacht habe. Für ihn sei sie die ideale Gestalt Christi: geduldig, freundlich, liebevoll. All das erschien ihm als das schöne Beispiel des guten Menschen.
So sehen viele die Bergpredigt. Das ist eine ganz typische Meinung.
Die Reaktion der Zeitgenossen auf die Bergpredigt
Nun fällt etwas Interessantes auf, wenn wir uns die Originalhörer der Bergpredigt ansehen – also jene Leute, die diese gesamte Predigt gehört haben. Diese Predigt muss immerhin eine ganze Weile gedauert haben. Im Matthäusevangelium erstreckt sie sich über drei Kapitel: Matthäus 5, Matthäus 6 und Matthäus 7.
Am Ende reagieren diese Zuhörer ganz anders als Mahatma Gandhi. Sie sagen nicht: „Ach, das ist ja ein schönes Porträt eines milden Menschen“ oder „Das ist ein Programm, wie die Menschheit besser miteinander umgehen könnte.“ Sie kennen viele der Sätze, wie zum Beispiel: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen“ oder „Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“ sowie „Selig sind die Barmherzigen, denn sie sollen Barmherzigkeit erlangen.“
Das Ganze erstreckt sich über drei Kapitel. Am Ende sagen die Originalhörer das, was sie auf ihrem Predigtzettel haben. Das sind die letzten beiden Verse, mit denen gewissermaßen abgeschlossen wird, wie die Bergpredigt aufgenommen wurde. Und da heißt es in Matthäus 7, Verse 28 und 29:
„Und es begab sich, als Jesus diese Rede beendet hatte, nämlich die Bergpredigt vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre, denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“
Das ist ein interessanter Befund. Sie haben nicht gesagt: „Och, das waren ja wunderschöne Worte.“ Sie haben keine Loblieder auf den genialen Redner gesungen. Es gab keine allgemeine Begeisterung über Jesus, wie das in anderen Situationen der Fall gewesen war. Aber es gab auch kein langweiliges, gleichgültiges Achselzucken à la „Na ja, jetzt haben wir es mal gehört.“
Als Jesus die Bergpredigt beendet hat, geht es ihm nicht wie einem Pianisten, der gerade den letzten Ton im Konzert anschlägt. Dann sitzen alle ganz fasziniert und ergriffen da, lassen das Ausklingen und sind irgendwie mythisch berührt – so ein Schaudern. Nein, bei der Bergpredigt Jesu gibt es als Reaktion kein Erschaudern, sondern Entsetzen.
„Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre.“ In diesem griechischen Wort für „entsetzen“ steckt einmal Erstaunen und Erschrecken zugleich. Beides ist in diesem Wort enthalten. Da war Erschrecken: „Wie geht das?“ und Erstaunen.
Jedenfalls waren die Hörer nicht beruhigt, sondern beunruhigt. Sie waren nicht eingelullt, sondern aufgeschreckt. Man war nicht inspiriert wie nach einem Kunstgenuss, sondern irritiert. Es schwang schon irgendwie Bewunderung für den Bergprediger mit – das war sicherlich auch dabei. Aber noch viel mehr waren die Leute verunsichert.
Sie fragten sich: Was wäre, wenn dieser Jesus Recht hätte? Wenn das wirklich stimmt, was er hier sagt? Wenn wir das ernst nehmen müssten?
Die Ursache des Entsetzens: Die Autorität Jesu
Was war der Anlass ihres Entsetzens? Das ist interessant. Der Anlass ihres Entsetzens waren nicht nur einzelne Aussagen, die sie vielleicht herausgegriffen und gesagt hätten: „Na ja, das gefällt uns nicht, das gefällt uns nicht.“
Vielmehr steht hier: Warum war sie entsetzt? Denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Das Entsetzen löste also der Bergprediger selbst aus. Er lehrte, wie einer, der Vollmacht hat – so steht es hier wörtlich. Das war das Entsetzen über den Bergprediger selbst.
Nun müssen wir fragen: Wer ist eigentlich der Bergprediger? Wer redet denn da? Und was verrät er uns damit über sich selbst? Jesus hat natürlich viel Einzelnes Erstaunliches in der Bergpredigt gesagt. Aber das Erstaunlichste an der Bergpredigt war, was Jesus dort über sich selbst gesagt hat – direkt und zwischen den Zeilen.
Von daher ist es ein falscher Befund, wenn Mahatma Gandhi einerseits sagt, die Bergpredigt sei es, die ihm Jesus lieb gemacht hat, und wenn er an anderer Stelle sagen kann, es würde ihm nichts ausmachen, wenn bewiesen würde, dass der Mensch, der Jesus hieß, nie gelebt hat. Das hat Gandhi auch gesagt.
Das heißt: Wer die Bergpredigt wirklich gehalten hat und ob sie jemals wirklich gehalten wurde, ist für ihn egal. Hauptsache, wir haben dieses Idealbild. Und Sie merken, was Gandhi da macht: Er löst die Bergpredigt vom Bergprediger ab.
Und genau das werden wir sehen: Das geht nicht. Das Gewicht der Bergpredigt beruht auf dem Gewicht des Bergpredigers. Darum müssen wir genau hinsehen und fragen: Wer ist er, und was sagt er uns in der Bergpredigt über sich selbst?
Die Kontroverse um die göttliche Identität Jesu
Vor drei Wochen haben wir uns hier mit der Frage beschäftigt, was eigentlich hinter den Thesen steckt, wie sie beispielsweise im Da Vinci Code, dem Sakrileg von Dan Brown, propagiert werden. Dabei haben wir gesehen, dass eine der Kernthesen dieses Buches behauptet, Jesus sei nicht Gott gewesen.
Eine der Figuren sagt an einer Stelle in einem Gespräch: „Bis zum Konzil von Nicäa, meine Liebe, wurde Jesus von seinen Anhängern nur als sterblicher Prophet betrachtet, als ein großer und mächtiger Mensch, aber eben als Mensch, ein sterblicher Mensch. Nicht als Sohn Gottes.“ Die Frage lautet dann: „Nein, zum Sohn Gottes wurde Jesus erst nach einer Abstimmung auf dem Konzil von Nicäa erklärt, also im vierten Jahrhundert.“
Weiter unten wird von derselben Person noch einmal gesagt: „Die Kirche hat im Grunde genommen der Urgemeinde Jesus Christus geraubt, indem sie über seine diesseitige Botschaft der Nächstenliebe und Menschlichkeit (siehe Bergpredigt) den undurchdringlichen Mantel einer jenseitigen Göttlichkeit breitete.“
Das wird also so behauptet, dass Jesus ihm erst gewissermaßen im Nachhinein diese göttliche Bedeutung übergestülpt wurde. Er selbst war nur ein großer Mensch, ein großer Prophet, aber nicht mehr.
Jetzt müssen wir nachfragen und uns jenes Dokument anschauen, das auch Leuten, die dem christlichen Glauben etwas ferner stehen, ganz unverdächtig ist, nämlich die Bergpredigt.
Meine Bitte ist, stellen Sie sich für ein paar Augenblicke mit in die Menge, die sich dort in Galiläa um Jesus versammelt hat. Hören Sie einen Moment hin, nicht auf mich, sondern auf Jesus, wie er dort lehrt. Versuchen Sie, sich ein bisschen hineinzuversetzen. Sie können das ja auch zuhause noch einmal nachlesen in den nächsten Tagen: Matthäus 5 bis Matthäus 7.
Jesus sitzt beim Lehren (Kapitel 5, Vers 1). „Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich.“ Das war die übliche Haltung, in der die Rabbis, die Lehrer, ihre Vorträge hielten. Man müsste sich also vorstellen, dass er vorne auf einem Stuhl sitzt. Vielleicht ist Jesus im Verlauf dieser Predigt auch aufgestanden, damit die Leute ihn besser verstehen konnten, das wird uns aber nicht gesagt.
Jedenfalls hatten die Zuhörer im weiten Kreis um ihn herum Platz genommen und lauschten. Die Leute wussten, dass Jesus in einer Tischlerei aufgewachsen war und diesen Beruf wohl auch über etliche Jahre ausgeübt hatte. Sie hatten manche Wunder von Jesus gesehen. Immer wieder tauchte die Frage auf: Nicht nur, was sagt er eigentlich, sondern wer ist er?
Das war die entscheidende Frage, die um Jesus herum immer wieder aufbrach: Wer ist dieser Mann?
Dann hält Jesus die Bergpredigt, und die Mehrheit der Leute ist entsetzt. Sie sind einfach entsetzt, weil sie sagen: „Mit dieser Vollmacht, mit dieser Durchschlagskraft, mit dieser Autorität haben wir noch kein Reden gehört.“ Mit diesem Anspruch sei auch noch keiner aufgetreten. Noch niemals habe jemand gewagt, so etwas von sich zu behaupten.
Und sie spüren das auch noch nachklingen in dem Bericht, den wir eben aus dem Johannesevangelium vorgelesen bekommen haben.
Jesus als absoluter Lehrer
Und nun wollen wir in einigen wenigen Strichen zusammenfassen: Wer ist der Jesus, der die Bergpredigt hält?
Das Erste, was wir sehen, ist, dass Jesus erstens der absolute Lehrer ist. Wenn Sie mitschreiben wollen: Erster Punkt – der absolute Lehrer. Und zwar ist das „absolut“ hier wörtlich gemeint. Absolut heißt losgelöst von allem anderen. Absolut heißt, er kann ganz für sich selbst stehen.
Wenn Sie sich mit Musik ein bisschen auskennen, wissen Sie, dass manche Leute das absolute Gehör haben. Sie können immer sagen, wie das A klingt, ohne ein Klavier oder eine Stimmgabel zu brauchen. Sie finden das A immer – sie haben das absolute Gehör. Sie sind unabhängig von jedem Hilfsmittel. In diesem Sinn tritt Jesus auf als der absolute Lehrer, völlig unabhängig. Er steht völlig für sich selbst, spricht aufgrund seiner eigenen Autorität, er spricht in seinem eigenen Namen.
Sie müssen das mal beobachten, wenn Sie die Bergpredigt lesen – zum Beispiel Matthäus 5,27-28. Da sagt Jesus: „Ihr habt gehört, was gesagt ist im Alten Testament: Du sollst nicht Ehe brechen.“ Und dann fügt Jesus hinzu: „Ich aber sage euch, wer eine Frau auch nur ansieht, um sie zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen mit ihr in seinem Herzen.“
Aber Jesus spricht völlig losgelöst von allen anderen Autoritäten. Er stützt sich ganz auf seine eigene Autorität, auf seinen eigenen Namen. Deshalb haben die Leute auch den Unterschied zu den Rabbis bemerkt. Sie sagten, er lehrt ganz anders als unsere Schriftgelehrten und Lehrer. Warum? Weil die Rabbis nie gewagt hätten, mit dieser Absolutheit zu sprechen.
Die Rabbis haben immer zitiert. Sie sagten: Rabbi X sagt so, Rabbi Y sagt so und Rabbi Z sagt so. Und wenn wir das in Beziehung zueinander setzen, dann bekommen wir das und das heraus. Das war typisch für die Rabbis: Sie haben sich immer auf andere Autoritäten berufen.
Aber Jesus redet anders. Zum Beispiel in Matthäus 7,24-27 sagt Jesus: „Wer diese meine Worte hört und tut sie, der kommt ans Ziel.“ Nicht irgendein Rabbi X oder Rabbi Y, sondern „diese meine Worte“, sagt Jesus. Jesus stellt nicht nur seine Worte in den Vordergrund, sondern rückt auch die Worte der anderen in den Hintergrund. Das ist hochinteressant.
In Matthäus 5,43 sagt Jesus: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Das stand so in einigen Texten aus Qumran – „so sollst du deinen Feind hassen“. Jesus fügt hinzu: „Ich aber sage euch, liebt sogar die, die euch hassen, und tut ihnen Gutes, die euch verfolgen.“
Merken Sie, Jesus redet völlig absolut, völlig losgelöst. Er zitiert sechsmal an diesen Stellen, was Juden für unumstößlich hielten, und sechsmal führt er hinzu: „Ich aber sage euch.“ „Ich aber sage euch“ – das ist sehr auffällig.
Selbst die Propheten hatten anders gelehrt. Die Propheten hatten gesagt: Nicht wir zitieren irgendeine Autorität, sondern wir bringen euch eine Botschaft von Gott: „So spricht der Herr.“ Und Jesus geht noch einen Schritt weiter. Er sagt nicht: Die Propheten sagen, sondern: „Ich sage euch.“
Da ist nichts von milder Zurückhaltung zu spüren, nichts von behutsamer Bescheidenheit. Da spricht der absolute Lehrer. Er sagt das mit einer Sicherheit, die keine Zweifel zulässt, keine Gegenfrage. Zum Beispiel, wenn Jesus sagt: „Selig sind die geistlich Armen, denn sie kommen garantiert in den Himmel.“ Mit geistlich Armen meint er nicht Menschen mit einem niedrigen Intelligenzquotienten, sondern diejenigen, die kapieren, dass sie alles von Gott brauchen; diejenigen, die kapieren, dass sie mit leeren Händen vor Gott stehen.
Matthäus 5,3: „Selig sind die geistlich Armen, denn sie kommen in den Himmel.“ Das hat er so absolut gesagt. Manche haben sich gefragt: Woher weiß er das so? Wie kann er das einfach so behaupten?
Jesus hat es gesagt, ohne sich zu entschuldigen. Er hat nicht gesagt: „Na ja, das ist meine Meinung, und diese Meinung stelle ich jetzt mal hier zur Diskussion, dann können wir weiter darüber reden.“ Nein, er hat gesagt: „Das ist die Wahrheit, ich sage euch.“
Ist es deswegen wunderlich, dass die Leute sich geärgert haben? Ist es deswegen wunderlich, dass sie sich an ihm gestoßen haben und gesagt haben: „Das ist ein Sektierer, der präsentiert uns das hier losgelöst von allen anderen als seine Wahrheit, als absolute Wahrheit“?
Es gab nur eine Autorität, die Jesus anerkannt hat: eine schriftliche Autorität, und das war das Alte Testament. Jesus hat immer wieder deutlich gemacht, auch in der Bergpredigt – zum Beispiel Matthäus 5,17-18 – dass das Gottes absolutes Wort ist. Er hat gesagt: „Ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe oder das kleinste Satzzeichen vom Alten Testament.“ Jedes Wort ist wahr.
Jesus hat das Alte Testament an keiner einzigen Stelle kritisiert oder in Frage gestellt. Aber er hat gesagt, seine Autorität ist noch höher als die des Alten Testaments. „Ich sage euch, wie das Alte Testament im Letzten von Gott gemeint war, wie es zu verstehen ist und was das letzte Ziel ist, das Gott damit verfolgt. Ich sage es euch jetzt verbindlich.“
Zum Beispiel hat Jesus gesagt: Das Alte Testament verbietet den Ehebruch, und das ist richtig. Aber er hat hinzugefügt: „Ich aber sage euch“ (Matthäus 5,28): Der Ehebruch beginnt nicht erst mit der Tat, sondern schon in den Gedanken. Er sagt, wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat schon gesündigt. Nicht erst die Tat ist entscheidend.
Jesus hat die letztgültige Autorität beansprucht. Er ist aufgetreten als der absolute Lehrer. Er hat die Autorität des Alten Testaments voll unterstrichen und seine eigene Autorität noch darüber gesetzt.
Die Leute haben natürlich gefragt: Wie kommt er dazu? Woher nimmt er das Recht? Wer gibt ihm diese Autorität?
Ein Beleg waren natürlich die vielen Wunder. Es ist kein Zufall, dass unmittelbar nach der Bergpredigt Matthäus zwei Kapitel bringt, in denen viele Wunder berichtet werden, die Jesus getan hat. An diesen Wundern konnten die Menschen seine Macht und einen Teil seiner Autorität erkennen.
Aber Jesus hat seine Autorität auch auf andere Weise gezeigt. Er hat gesagt: „Ich bin gekommen, um das Alte Testament zu erfüllen“ (Matthäus 5,17). Er ist nicht gekommen, um es aufzulösen oder abzuschaffen, sondern um es zu erfüllen.
Jesus als versprochener Messias
Und damit haben wir ein Zweites: Jesus ist nicht nur der absolute Lehrer, sondern auch der versprochene Messias.
Das ist das Zweite: Jesus ist der versprochene Messias. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Neue Testament. Jesus sagt immer wieder: „Ich bin gekommen.“ So sagt er es ja auch in der Weltpredigt: „Ich bin gekommen, um das Alte Testament zu erfüllen.“
Sie müssen wissen: Die Juden warteten auf den Retter Gottes. Sie erwarteten, dass Gott sein letztes Wort in diese Welt schicken würde – den, der die Erlösung bringt. Sie warteten darauf.
Der Messias, der kommen sollte, hatte einen Titel: „Der Kommende.“ Das war sein Titel. Jesus sagt: „Ich bin gekommen, ich bin der Messias, ich bin derjenige, der die ganzen Ankündigungen, die Gott über diesen Retter gemacht hat, auf den Punkt bringt, sie erfüllt und einlöst.“
Wissen Sie, das muss Mahatma Gandhi irgendwie überlesen haben. Er hat nämlich gesagt, Jesus brauche man nicht. Man könne diese edle Bergpredigt und diese schöne Lehre, die auf Jesus zurückgeführt wird, auch ohne ihn haben.
Aber Jesus sagt: „Nein, ich bin nicht nur der absolute Lehrer, sondern ich bin der versprochene Messias. Ich bin der Zielpunkt, auf den das ganze Alte Testament hinausläuft. Was die Propheten über den Messias gesagt haben, das erfüllt sich in mir.“
Sie können sich vorstellen, dass die Menschen entsetzt waren und fragten: „Wie kann er das sagen?“ So war nie ein Rabbi aufgetreten.
Verstehen Sie: Jesus war nicht einfach ein harmloser Wanderprediger, der ein paar interessante Dinge über Nächstenliebe gesagt hat. Jesus trat mit vollem Anspruch auf: „Ich bin der absolute Lehrer und ich bin der versprochene Retter.“
Jesus als göttlicher Herr
Und dann kam ein Drittes dazu, wie Jesus auftrat. Er trat auf als drittens der göttliche Herr. Vielen Dank.
In Matthäus 7, Vers 21, steht eine hochinteressante Formulierung von Jesus. Diese gehört auch noch zur Bergpredigt. Da sagt er: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen, Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern diejenigen, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.“
Also geht Jesus davon aus, dass viele auch in Zukunft ihn Herr nennen werden. Sie werden Herr zu ihm sagen, und das ist auch völlig in Ordnung so. Sie müssen wissen: Herr war damals nicht irgendeine höfliche Anrede wie Herr Müller, Herr Mayer oder Herr Schulze. Auch die Engländer sagen höflich Sir, aber das ist nicht dasselbe. Herr bedeutet Autorität. Das bedeutete es bei den Juden.
Im Lukas-Evangelium steht einmal der Satz, in dem Jesus sagt: „Was nennt ihr mich Herr, Herr und tut nicht, was ich euch sage?“ Das heißt, wenn jemand Herr ist, dann ist er Chef. Und ein Chef kann Gehorsam erwarten.
Damit nicht genug: Im Neuen Testament bedeutet Herr noch mehr als nur Chef. Es bedeutet, wenn Sie so wollen, göttlicher Chef. Gott hat sich nämlich im Alten Testament mit einem besonderen Namen vorgestellt. Viele von Ihnen werden diesen Namen kennen; es ist der Name Yahweh.
Viele Juden im Ausland konnten irgendwann kein Hebräisch mehr, schon Jahrhunderte bevor Christus kam. Sie machten sich daran, das Alte Testament ins Griechische zu übersetzen. Für den Namen „Jahwe“, der diese besondere Autorität Gottes darstellte, mussten sie eine griechische Entsprechung finden. Sie nahmen einfach das Wort „Herr“, „Kyrios“.
So wurde das Wort „Kyrios“ zum griechischen Wort für das hebräische „Jahwe“, also Herr, Gott selbst. Und was meinen Sie wohl? Genau dieses Wort steht hier. Jesus sagt: „Ich bin der Herr.“ Sie nennen mich „Kyrios, Kyrios“. Er hätte genauso sagen können: „Jahwe, Jahwe.“ Jesus ist der göttliche Herr. Das ist sein Einspruch.
Er kritisiert nicht, dass sie ihn Herr nennen werden, wenn er sagt, es seien nicht alle, die zu mir sagen, Herr, Herr, die in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen des Vaters im Himmel tun. Sondern was sagt Jesus hier? Jesus sagt: Wer mich Herr nennt, der muss auch den Willen Gottes tun.
Wer mich Herr nennt, der muss den Willen Gottes tun, sagt Jesus. Und merken Sie: Hier passt kein Blatt Papier mehr zwischen Jesus Christus und Gott, dem Vater im Himmel. Wer mich Herr nennt, sagt Jesus, der muss den Willen Gottes, des Vaters, tun. Da passt kein Blatt Papier mehr dazwischen.
Verstehen Sie jetzt das Entsetzen der Leute? Dieses Entsetzen hat bis heute nicht aufgehört. Auch viele Theologen sind bis heute entsetzt. Sie fangen das einfach nicht ein. Sie sagen: „Ach, die Kirche hat Jesus hochgejubelt und Gott aus ihm gemacht, obwohl er nur ein Lehrer war.“ Aber die Bergpredigt, sogar die Bergpredigt, macht deutlich, dass Jesus genau diese Vollmacht beansprucht hat.
Jesus sagt: Jawohl, es ist angemessen, mich Herr zu nennen. Es ist angemessen, mich Kyrios zu nennen. Es ist angemessen, sich mir zu unterwerfen, mich als Herrn und Retter anzubeten. Aber wer das tut, der muss dann auch konsequenterweise machen, was Gott in seinem Wort sagt.
Also darin liegt auch die Wucht seiner Autorität, dass er sich Herr genannt hat.
Jesus als endgültiger Richter
Tja, aber was, wenn man ihm das jetzt nicht abnimmt? Welche Machtmittel hat er denn, um diesen Herrschaftsanspruch durchzusetzen? Es gibt ja häufiger Könige, die sich selbst ernennen und im Grunde genommen Marionettenkönige sind, die nie durchsetzen können, was sie als Gesetze aufstellen.
Auch darauf gibt Jesus eine Antwort in Matthäus 7,22-23, in der Bergpredigt. Dort sagt er – hören Sie genau hin, es sind knallharte Worte, die Jesus hier spricht: „Es werden viele zu mir kommen an jenem Tag und sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir uns nicht auf dich berufen, haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?“ Und Jesus antwortet: „Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt. Geht von mir weg, ihr Übeltäter!“
Das ist das Vierte, was wir hier über Jesus lernen. Er ist nicht nur der absolute Lehrer, der versprochene Messias, der göttliche Herr, sondern Jesus ist viertens der endgültige Richter. Genau das sagt er hier. Er spricht von „an jenem Tag“. Die Juden, die das hörten, wussten, dass „jener Tag“ der Gerichtstag am Ende der Zeit ist. Das ist jener Tag, an dem jeder Mensch sein Leben vor dem heiligen Gott verantworten muss. An diesem Tag werden endgültige Urteile gesprochen.
Gott wird entscheiden, welche Note unter unser Leben steht. Für jeden wird endgültig herauskommen, wo er seine Ewigkeit verbringt. In Matthäus 7,23, wo Jesus den Gerichtstag beschreibt, schauen Sie mal: Wer steht da im Mittelpunkt der Szene? Wer ist die Person, um die sich an diesem Gerichtstag alles dreht? Das ist Jesus selbst.
Er sagt: Ihr werdet zu mir kommen, ihr werdet euch auf dies und jenes berufen, und dann werde ich sagen: Ich habe euch nie gekannt, weicht von mir, ihr Übeltäter! Dreimal verwendet Jesus hier das Wort „ich“ und „mir“. „Ich werde euch nicht bekennen, ich habe euch nicht gekannt, weicht von mir, ihr Übeltäter.“ Damit wird deutlich: Jesus selbst ist der Richter. Jesus selbst spricht das letzte Urteil über jeden Menschen – über sie genauso wie über mich.
Am Ende ist völlig egal, was alle anderen Menschen über uns denken mögen, wie die Clique uns gefunden hat, was unser Chef zu uns gesagt hat, wie die Nachbarn sich geäußert haben – offen oder hinter vorgehaltener Hand oder wie auch immer. Das wird alles Makulatur sein, es wird überhaupt keine Rolle mehr spielen. Es wird allein zählen, was Jesus über unser Leben sagt. Er ist der letzte Richter, er spricht das letzte Urteil.
Ein alter Theologe hat die Szene so beschrieben: Er sagte, der eine, der da auf dem Berg saß und die Bergpredigt hielt, ist derjenige, der am Ende auf dem Richterstuhl sitzen wird. Alle Nationen der Welt werden vor ihm erscheinen, und er wird für alle das letzte Urteil sprechen.
Ich erinnere mich noch gut an eine junge Juristin, die vor vielen Jahren als Referendarin zu uns kam. Wir fragten sie: „Sag mal, was willst du eigentlich am liebsten werden?“ Juristen haben ja verschiedene Möglichkeiten: Anwalt, Staatsanwalt, Richter. Ich weiß noch genau, wie diese junge Referendarin sagte: „Am liebsten würde ich Richterin werden.“ Wir fragten: „Warum? Was ist daran so besonders attraktiv?“ Sie antwortete: „Als Richterin kann ich am meisten bewegen, da kann ich am meisten entscheiden.“
Sie erklärte uns weiter, dass der Richter seinen eigenen Gerichtssaal hat. In diesem Gerichtssaal hat er das Sagen als unabhängige Person. Sie sagte: „Das ist dann mein Gerichtssaal. Und da kann ich wirklich gute, auch christlich begründete Entscheidungen letztlich fällen und durchdrücken. Es ist mein Gerichtssaal.“ Inzwischen jagt sie Terroristen, aber das ist auch nicht schlecht. Doch sie sagte damals: „Es ist mein Gerichtssaal.“
Daran musste ich denken, als ich das hier wieder las. Jesus sagt: Das letzte Gericht, das Endgericht, es ist mein Gerichtssaal. Das sagt Jesus. Der Ort, an dem das letzte Urteil gesprochen wird, ist mein Gerichtssaal. Er ist der Richter.
Und er ist nicht nur der Richter, sondern Jesus selbst ist der Maßstab. Das wird auch hier deutlich. Was ist denn das Problem dieser Leute, die am Ende nicht durchkommen? Jesus sagt: Ihr Verhältnis zu mir ist nicht in Ordnung. Sie haben sich auf mich berufen, obwohl sie mir gar nicht geglaubt haben, obwohl sie mich gar nicht als Sohn Gottes geehrt haben.
Sie haben das gar nicht akzeptiert, dass sie meine Vergebung ihrer Schuld brauchen, um in den Himmel zu kommen. Jesus sagt, das ist ihr Hauptproblem. Der Richter sagt: Das Hauptproblem von dir, Verurteilter, ist, dass du ein falsches Verhältnis zu mir hattest.
Stellen Sie sich das mal vor: Ein Richter würde so etwas machen. Stellen Sie sich vor, ein Richter heute begründet sein Gerichtsurteil nicht mit bestimmten Paragraphen, sondern sagt: „Angeklagter XY, hier ist das Problem, dass Sie mit mir persönlich nicht Ihren Frieden gemacht haben.“ Da würde jeder sagen: „Was ist das für ein Richter? Er ist doch dem Paragraphen verpflichtet!“ Ja.
Aber Jesus hat genau das gesagt. Es wird sich entscheidend an deinem Leben zeigen, wie dein Verhältnis zu mir ist. Denn ich bin Gott, und ich bin der, den Gott in diese Welt geschickt hat, um dich zu retten, um dir zu helfen, um dich von deiner Gottlosigkeit zu befreien. Um dieses Werk von Schuld, das du in deinem Leben aufgebaut hast, abzutragen und dir zu vergeben.
Es wird für dein Leben entscheidend darauf ankommen, ob du mir glaubst oder nicht, ob du dich zu mir hinflüchtest oder nicht, ob du mich als deinen Retter und Herrn anrufst oder nicht. Diesen Anspruch erhebt Jesus.
Und dann noch ein Letztes, was hier an diesem Richter Jesus deutlich wird: Auch bei der Bestrafung der Schuldigen spielt Jesus selbst die entscheidende Rolle. Was sagt er denen, die verloren gehen? Er sagt: „Weichet von mir!“
Ein Kennzeichen der Hölle wird also darin bestehen, dass die, die dort sind, für immer von Jesus getrennt sein werden. Stellen Sie sich vor, jemand würde mich fragen: „Sie haben so von der Hölle gesprochen, wie muss man sich die Hölle vorstellen?“ Ich würde dann sagen: „Das entscheidende Kennzeichen der Hölle ist eigentlich, dass ich dann nicht mehr bei ihm sein werde.“
Der Fragende würde wahrscheinlich lachen und sagen: „Ja, das ist aber auch nicht so schlimm.“ Aber Jesus hat genau das gesagt. Er hat gesagt: Das ist das Kennzeichen der Hölle. „Weichet von mir, ihr werdet von mir auf ewig getrennt sein, von mir, dem Retter, von mir, dem Helfer, von mir, der euch Frieden schafft mit Gott.“
Daran sieht man, welch unerhörten Anspruch Jesus in der Bergpredigt erhebt: Ich bin der Richter, ich bin der Maßstab für das Urteil, und ich bin der, den ihr in der Hölle am meisten vermissen werdet. Dass ihr mich nicht habt, dass ich nicht für euch eingetreten bin vor Gott, dem Vater – „Weichet von mir!“
Kein normaler Mensch würde so etwas zu sagen wagen. Aber Jesus hat es getan. Er hat es ganz selbstverständlich in diesen kurzen Sätzen der Bergpredigt gesagt.
Verstehen Sie das Entsetzen über ihn? Wenn er nun Recht hätte, haben die Leute gesagt, was kann das denn sein? Man stellt sich mal diese Anmaßung vor: Wenn Jesus nur ein Rabbi wäre, der Rabbi und Tischler aus Nazaret, dann erklärt er sich hier zur zentralen Figur des Endgerichts.
Er behauptet von sich, dass im Endgericht der Rabbi Jesus das letzte Urteil spricht, dass es im Endgericht darauf ankommt, dass du ein gutes Verhältnis zum Rabbi Jesus hast, und dass im Endgericht das Schlimmste, was dir passieren kann, sein wird, dass du auf ewig verstoßen bist und getrennt vom Rabbi Jesus.
Hören Sie, welche Autorität, welche Vollmacht, welcher Anspruch in diesen Worten steckt!
Die fünffachen Ansprüche Jesu und ihre Bedeutung
Und jetzt ist es fast ausgesprochen: Wenn das alles stimmt, was wir gesehen haben, dann ist Jesus der absolute Lehrer. Jesus nimmt für sich in Anspruch, der versprochene Messias zu sein.
Das Dritte, was wir sahen, ist, dass Jesus der göttliche Herr ist – der Kyrios, der Yahweh, der Gott. Und dann das Letzte, was wir sahen: Jesus ist der endgültige Richter.
Wenn das wirklich stimmt, wenn er all das für sich beansprucht, dann muss man am Schluss auch das Letzte noch sagen: Der Bergprediger Jesus ist Gott selbst. Das ist das Fünfte – er ist Gott. Die Juden wussten, dass der Weltrichter Gott ist. Wenn Jesus diese Aufgabe ausübt, dann erklärt er sich damit gewissermaßen zu Gott selbst, zu Gottes Sohn.
Und er hat es immer wieder gesagt, er hat es gegen alle Ansprüche gesagt. Das war ja auch der Grund, warum sie ihn dann umgebracht haben. Sie sagten, wenn einer das behauptet, wenn einer das in Anspruch nimmt, dann ist das Frevel, Blasphemie, die schlimmste Gotteslästerung, die es gibt.
Andere haben sich über ihn lustig gemacht und gesagt: „Dieser Jesus, der hat gesagt, er sei Gott!“ Und dann hat er die Wunder getan, und es waren Zeugen dabei – viele kritische Zeugen. Er hat Tote herausgerufen, an denen seine Angehörigen sagten: „Der stinkt schon, lasst das Grab zu!“ Doch Jesus sagte: „Rollt den Stein weg und holt ihn raus!“
Er ist Gott, und das nimmt Jesus auch in der Bergpredigt in Anspruch. Genau so hat er es gesagt: Wenn er sagt, wer mir als Herrn gehorchen will, der muss auch Gottes Willen tun. Er ist Gott.
Das ist der Befund, den die Bergpredigt über den Bergprediger gibt. Und damit sind wir am Ende dieser Untersuchung angekommen.
Wir haben das Stück herausgenommen, von dem die meisten Leute noch sagen: „Die Bergpredigt – ja, ein edles Programm von Jesus, das können wir akzeptieren.“ Doch wir haben gesehen, dass auch in dieser Bergpredigt Schritt für Schritt deutlich wird, wer derjenige ist, der diese Bergpredigt spricht.
Er nimmt für sich in Anspruch, dass er wirklich Gott ist, Gottes Sohn. Und er hat dann den Test gewissermaßen in letzter Instanz bestanden, als er wenige Monate später ans Kreuz geschlagen wurde, als sie ihn ins Grab legten und alles taten, um jeden Schwindel auszuschließen und sicherzustellen, dass sie ihn wirklich tot kriegen.
Und dann ist er am dritten Tag auferstanden – nicht einmal seine Feinde konnten das bestreiten. Damit hat er seine letzte Macht bewiesen.
Aber auch schon hier, in der Bergpredigt, wird das deutlich.
Die persönliche Herausforderung durch Jesus
Noch ein letztes Mal frage ich: Verstehen Sie das Entsetzen der Leute? Das Gewicht des Bergpredigers ist entscheidend für das Gewicht der Bergpredigt.
Am Ende bleibt eine ganz schlichte Frage: Wie reagieren Sie auf den Bergprediger? Reagieren Sie mit Entsetzen? Lassen Sie es an sich heran oder sagen Sie einfach: Was soll's, was interessiert mich das?
Wissen Sie, es ist gut, wenn Sie entsetzt sind über Jesus, denn das kann ein erster wichtiger Schritt sein. Wer Jesus begegnet, wer ihn kennenlernt und sich wirklich darauf einlässt, sich mit seinen Worten auseinanderzusetzen, der merkt: Hier begegnet man nicht einfach einem normalen Menschen wie jedem anderen auch. Hier begegnet man dem, der für sich in Anspruch nimmt, Gott zu sein.
Ich habe ein faszinierendes Zeugnis aus der Biografie Napoleons gefunden. Napoleon, der große Kaiser, war kurz vor seinem Tod Gefangener auf St. Helena. Dort führte er ein Gespräch mit einem seiner früheren Generäle, General Bertrand. Napoleon wurde immer interessierter am christlichen Glauben und machte sich viele Gedanken über Jesus.
Dieser General Bertrand sagte dann: „Ich kann es mir nicht vorstellen, wie ein großer Mann wie Sie glauben kann, dass es das höchste Wesen gibt, das jemals den Menschen in einer menschlichen Gestalt mit Körper, Gesicht, Mund und Augen darstellte. Lassen Sie Jesus sein, wen immer Sie wollen: die höchste Intelligenz, das reinste Herz, den scharfsinnigsten Gesetzgeber und mit aller Hochachtung das einzigartigste Wesen, das je existiert hat – dem würde ich zustimmen. Doch er war nur ein Mensch.“
Dann wird berichtet, dass Napoleon sich ausführlicher damit auseinandersetzte und sagte: „Er ist der Sohn des ewigen Gottes, das glaube ich. Ich kenne die Menschen, und ich sage Ihnen, dass Jesus kein Mensch ist, Bertrand.“ Oberflächlich betrachtet sehen wir eine Ähnlichkeit zwischen Christus und den Gründern von Weltreichen oder den Gottheiten anderer Religionen. Aber diese Ähnlichkeit gibt es nicht.
Zwischen dem Christentum und jeder anderen Religion besteht ein unendlicher Abstand. Napoleon sagte weiter: „Sehen Sie doch, er ist der Sohn des ewigen Gottes, das sagt er. Alle seine Lehren machen diese Kunde deutlich: die Ewigkeit. Mit seiner Autorität befiehlt er, dass wir glauben sollen, und er gibt dafür keinen anderen Grund an als diese ungeheuren Worte: ‚Ich bin Gott.‘ Er verkündet sie. Was für einen Abstand schafft er durch diese Verkündigung zwischen sich und allen Religionsstiftern!“
Am Ende sagt Napoleon: „So ist das Schicksal großer Männer. So war es mit Caesar und Napoleon: Sie wurden alle vergessen. Meine Legionen haben mich schon teilweise zu Lebzeiten vergessen. Und welch eine tiefe Kluft zwischen meinem Elend und der ewigen Herrschaft Christi, die verkündet, geliebt und geehrt wird und sich über den ganzen Erdkreis ausbreitet!“
Dann heißt es in dieser Quelle: Für einen Moment schweigt der Kaiser. Als General Bertrand nichts erwiderte, fügte er ernst hinzu: „Wenn Sie nicht verstehen, dass Jesus Christus Gott ist, nun gut, aber dann habe ich eine schlechte Entscheidung gefällt, als ich Sie damals zum General machte.“
Napoleon – wir wissen nicht, wie viele es letztlich wirklich begriffen haben – hatte Jesus Christus auf jeden Fall besser verstanden als Mahatma Gandhi. Gandhi soll einmal gefragt worden sein: „Du hast doch so lobend über die Bergpredigt gesprochen, Gandhi, warum willst du da nicht Christ werden?“ Wissen Sie, was Gandhi geantwortet hat? Er sagte: „Ich würde es ja ernsthaft in Erwägung ziehen, wenn ich einmal einen Christen treffen würde, der Jesus wirklich nachfolgt.“
Ich weiß nicht, welche Christen Gandhi getroffen hat. Ich weiß auch nicht, wem ich durch mein Leben vielleicht ein Hindernis bin, wenn ich sage: „Wenn der Nestvogel Christ sein will, dann will ich lieber kein Christ sein.“ Aber sehen Sie, selbst wenn Gandhi die Besten getroffen hätte, es hätte für ihn nicht gereicht, um Christ zu werden, solange sein Blick nicht an Jesus hängen geblieben wäre.
Glaubwürdige Christen können ein Hinweisschild für den Glauben sein, aber entscheiden muss sich und wird sich jeder am Bergprediger. Und das gilt für Sie und für mich genauso.
Gandhi hatte für sich die Entscheidung getroffen, dass Jesus nur ein Mensch sei – oder wie es in dem Musical Jesus Christ Superstar in einem Song heißt: „He is just a man.“ Für Gandhi war Jesus der unübertroffene Lehrer der Bergpredigt, okay, aber er wollte nicht wahrhaben, dass, wenn er die Bergpredigt wirklich ernst genommen hätte, er nicht daran vorbeigekommen wäre, dass der, der da spricht, für sich den Anspruch erhebt: „Ich bin der lebendige Gott, ich bin der, der das letzte Urteil über dein Leben spricht, aber ich bin auch der, der gekommen ist, um dich zu retten, um dich zu befreien von deiner Gottesferne und dir alle deine Schuld zu vergeben.“
Darum haben die ersten Hörer mit Entsetzen reagiert. Wer wirklich mitkriegt, was Jesus sagt, für den ist das heute im zwanzigsten Jahrhundert genauso brenzlig wie für die Leute damals. Wem wird der Boden heute im zwanzigsten Jahrhundert unter den Füßen genauso zu heiß, wie er den Menschen damals wurde? Wer merkt plötzlich: Ich muss mich entscheiden.
Wer Jesus anfängt zu begreifen, der kann ihm nicht mehr gleichgültig gegenüberstehen. Und der erste Schritt kann dieses Entsetzen sein: dass jemand plötzlich anfängt, sich an Jesus Christus zu stoßen und zu sagen: „Das kann nicht sein, kann er das wirklich behaupten?“
Und wenn es Ihnen so gehen sollte, dann gebe ich Ihnen wirklich den guten Ratschlag: Bleiben Sie dran, klären Sie das, schieben Sie es nicht weg, sondern versuchen Sie, Jesus durch die Evangelien so lange kennenzulernen, bis Sie wirklich Klarheit darüber haben, wer er ist, und bis Sie die Sache für sich persönlich in Ordnung gebracht haben.
Die unweigerliche Entscheidung vor Jesus
Ich schließe mit den Worten des Philosophen Sören Kierkegaard über Jesus.
Alle mussten sich mit ihm auseinandersetzen: Gandhi, Napoleon, Kierkegaard selbst, die großen und die kleinen Philosophen – und wir genauso. Kierkegaard hat Folgendes gesagt: Jesus sagt selbst, dass er Gott sei, und das ist genug.
Hier, wenn irgendwo und irgendwie, gilt es auch absolut: Entweder man fällt anbetend vor ihm nieder oder man ist dabei, ihn totzuschlagen. Oder man ist ein Unmensch, der sich nicht einmal darüber aufregen kann, wenn ein Mensch sich für Gott ausgibt.
Verstehen Sie, das ist wirklich die einzige Alternative. Jesus sagt: Ich bin Gott. Die Kirche sagt es auch. Und jetzt gibt es nicht viele Möglichkeiten. Entweder du fällst anbetend vor ihm nieder und gibst zu, dass er Gott ist. Du gibst ihm Recht, weil er seine Macht bewiesen hat, als er auferstand.
Oder du bist bei denen, die versuchen, ihn totzuschlagen, die gegen ihn kämpfen und sagen: Das darf nie sein, dass ein Mensch behauptet, er sei Gott.
Und Kierkegaard sagt: Oder du bist ein Unmensch, der sich nicht einmal darüber aufregen kann, wenn ein Mensch kommt und sich für Gott ausgibt.
Man kann sich mit Jesus auf Dauer nicht auseinandersetzen, ohne in diese Entscheidung hineingetrieben zu werden.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie die richtige Entscheidung treffen und genauso glasklar erkennen, wie es Tausende und Hunderttausende von Menschen seitdem erkannt haben, die es gewagt haben, der Sache auf den Grund zu gehen: Jesus Christus ist der Herr, er ist der Retter, er ist mein Retter, und er ist der, der mein Leben sicher ans Ziel bringen wird.
Das wünsche ich Ihnen auch. Amen.