Wir haben vor Gott gekniet und flehen zu ihm, dass er seine Hand nicht abzieht, dass er uns nicht laufen lässt und nicht schweigt. Das ist die schlimmste Form des Gerichts Gottes: Wenn er die Hand abzieht, müssen wir tun, was wir wollen, und er stört uns nicht einmal mehr dabei.
Deshalb nehmen wir unsere Zuflucht zum Wort Gottes. Wir suchen dort Hilfe und Orientierung. Wir lesen die Bibel, 1. Petrus 4,12-19. Wer die Bibel nicht auswendig kennt, sollte eine dabei haben. Ich weiß gar nicht, wenn ich nach hinten schaue … doch, ich glaube, hier funktioniert das technisch in dieser Gemeinde alles toll. Ihr werdet das vielleicht sogar sehen können.
Ich lese: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, nicht befremden, als widerführe euch etwas Seltsames. Sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.
Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch! Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift.
Leidet der aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen. Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfängt an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?
Denn wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder bleiben? Darum sollen auch die, die nach Gottes Willen leiden, ihm ihre Seelen anbefehlen als dem treuen Schöpfer und Gutes tun.“
Ich finde, Bibellesen mit Betonung ist eigentlich schon ausreichend und gut. Was ich jetzt noch zusätzlich mache, ist nur unterstreichen.
Erstens: Heisse Zeiten, heisse Zeiten! Lasst euch von der Hitze nicht befremden. Ich meine, das mögen wir alle nicht. Wir mögen keinen Druck, wir mögen keinen Widerstand. Wir alle haben eine tiefe Sehnsucht, bestätigt und geliebt zu werden, wenigstens respektiert zu werden. Das ist urmenschlich für jeden.
Als Christen denken wir oft, weil wir Jesus vertrauen und ihn erfahren haben, dass er dafür sorgen wird, dass wir keine Probleme mehr haben. Dass alles aus dem Weg geräumt wird, was uns belastet. Deshalb sind manche ein bisschen erstaunt, wenn das gar nicht so ist. Wenn man Christ ist und plötzlich Schwierigkeiten bekommt.
Man hat Nachteile, weil man ehrlich gehandelt hat im Beruf, während Betrüger alles abziehen. Dann sagt man: Ich glaube doch an Jesus. Und Leute fragen: Wie kann er das alles zulassen? Darf ich krank werden? Darf ich Schwierigkeiten haben? Das ist ganz merkwürdig.
Herr Petrus sagt, das ist doch normal, das ist die Reibungshitze, das ist die Reibungshitze. Das ist nichts Seltsames. In den Versen 4 und 5 im gleichen Kapitel hat er vorher gesagt, woher die Reibungshitze kommt:
„Das befremdet sie, dass ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben und sie lästern. Aber sie werden Rechenschaft geben müssen dem, der bereit ist, zu richten die Lebenden und die Toten.“
Sie mögen es nicht, wenn man gegen den Strom schwimmt. Jeder, der widerspricht, der sagt: Man kann sich zu Gott bekehren, und Gottes Wort gilt auch im 21. Jahrhundert. Wer das mit aufrechtem Gang und fröhlichem Gesicht tut und sich nicht einschüchtern lässt, ist einfach ein lebender Protest dagegen, dass Leute sagen: Ja, das kann man heute nicht mehr. Man muss das nicht mehr so sagen. Leben wir denn im neunzehnten Jahrhundert?
Jeder, der aufsteht und sagt: Das kann man, ich tue das. Das befremdet sie, sagt Petrus. Das ist also keine ganz neue Erfahrung. Das war damals schon so. Auch in der Gemeinde damals musste Petrus darauf hinweisen: Wundert euch nicht! Denn sie hatten das, glaube ich, auch anders erwartet. Sie dachten, Jesus macht alle glücklich, reich und gesund, räumt alle Probleme weg und alles ist paletti.
Er sagt: Das stimmt nicht.
Und dann sagt er, es ist eine Läuterungshitze – so heißt es hier –, eine Läuterungshitze als Versuchung für euch. Wie beim Edelmetall wird es hoch erhitzt, damit alle Schlacken herauskommen und die Kostbarkeit bleibt. Und das tut weh. Ja, sagte der Herr, mach das. Er mutet uns manches zu, und wir spüren diese Läuterung.
Dann sagt er, es gibt zwei Gründe zur Freude, hier in Vers zwölf und Vers dreizehn: „Freut euch, dass ihr mit Christus leidet.“ Das heißt, der erste Grund zur Freude ist, dass die Schwierigkeiten, der Widerstand, die Prügel, die jemand bekommt, nicht deine Gemeinschaft mit Jesus infrage stellen, wie man manchmal denkt, sondern sie bestätigen sie. Du hast Anteil an der Lebensgemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Er ist in dir, und du bist in ihm. Die Schwierigkeiten, die Läuterungs- und Reibungshitze, die wir im Leben auf verschiedene Art und Weise erleben, sind eine Bestätigung und keine Infragestellung.
Und dann ist es auch so, sagt er, dass sie die Vorfreude stärkt. Damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne habt, wenn er kommt und die Tränen abwischen wird. Wenn Krankheit, Leid und Seuche nicht mehr sein werden, auch Lüge und Verleumdung nicht mehr. In der neuen Welt Gottes, in der Gerechtigkeit wohnt – ja, das ist Freude.
Paulus schreibt dann schon im Timotheusbrief und sagt: Wenn wir mit Christus leiden, dann werden wir auch mit ihm regieren. Wir werden mit ihm teilhaben an seiner Königsherrschaft. Manchmal denke ich ja, die Christen wollen alle nicht in den Himmel, sondern sie wollen alle 120 Jahre alt werden, Salat essen bis zum Abwinken, weil sie eigentlich lieber noch mal nach Mallorca wollen als in den Himmel. Vor allem die Männer denken dann im Himmel: Da wird immer gesungen, und das wollte ich schon auf Erden nicht so gern. Die Bibel sagt: Ja, wir werden noch singen, hoffentlich. Und wie schlimm das ist, wenn man das nicht darf, merkt man in diesen albtraumartigen Gottesdiensten, wo wir hier das Handtuch vor dem Mund haben und grunzend vor Verzweiflung so etwas in uns tragen. Da bist du ja schon froh, dass du im Vaterunser laut beten darfst. Danke, Norman Reintrup, dass du uns ermöglicht hast, den Mund zur Ehre Gottes aufzumachen, hier auch in diesem Gottesdienst.
So, die Vorfreude auf die Herrlichkeit Gottes strahlt jetzt schon hinein. Ja, sagen Petrus und Paulus, beide sagen das: Wenn wir jetzt teilhaben am Leiden, so dass uns manchmal auch der Hals zuschnürt und wir nicht so fröhlich herauskommen, stärkt das unsere Vorfreude.
Also heiße Zeiten! Wenn uns das als Christen überrascht, dass es solche heißen Zeiten gibt, dann zeigt das eigentlich nur eins: dass wir halt wie Kinder dieser Zeit sind, und Kinder dieser Zeit sind verwöhnte Kinder. Denn es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der die Menschen, die in Europa lebten, sich so viele Wünsche so schnell erfüllen konnten. Reisen – deshalb leiden die Deutschen jetzt so, wo es nicht so geht, sind aber gleich nach Mallorca geflogen. Und gucken Sie nur in ihren Kühlschrank, woher das alles kommt: Kiwis aus Neuseeland oder weiß ich was. Das heißt, wir sind die Generation, die sich so viele Wünsche so schnell erfüllen kann wie noch nie eine Generation vor uns. Das ist toll! Das genieße ich, da kann man jubeln.
Leider gibt es eine negative Wirkung davon: Verwöhnte Leute verlernen, mit Enttäuschungen zu leben. Die Psychologen nennen das eine schwindende Frustrationstoleranz. Die halten es kaum aus, wenn ihnen ein Wunsch nicht erfüllt wird. Dann drehen sie gleich durch. Deshalb werden verwöhnte Kinder lebensuntüchtig, weil ihr Leben nicht so ist, dass es alle Wünsche erfüllt. Verwöhnte Christen sind leidensscheu und fallen vom Glauben ab, wenn ihnen mal der Wind ein bisschen steifer ins Gesicht bläst.
Da sagt der Pfarrer: Das ist nicht neu. Der Petrus sagt: „Verwundert euch nicht! Lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt!“ Das Erste: heiße Zeiten. Zweitens: überraschende Glückwünsche.
Vers 14: „Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen. Selig seid ihr!“ Das ist genau das Zitat, das Jesus in der Bergpredigt am Anfang in den Seligpreisungen gesagt hat. Am Schluss der Seligpreisungen kommt dann genau diese Gratulation. Das bedeutet: „Selig seid ihr“ heißt hier in diesem Fall „glücklich zu preisen seid ihr“, „euch kann man gratulieren“. Und da hat Jesus gesagt: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“ Das ist das gleiche Wort, das Petrus im Kapitel 4 gebraucht hat: schmähen, beschimpfen heißt das dort, und verfolgen und allerlei Übles gegen euch reden, wenn sie damit lügen. Getrostet, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden, denn genauso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
Also das ist eine überraschende Gratulation. Wir würden ja eher sagen, im Blick auf die verfolgten Christen: herzliches Beileid! Das halte ich nie aus, gefoltert zu werden und ins Gefängnis gesperrt zu werden. Viele schauen schon nach Bremen aus Deutschland und sagen: Um Himmels willen, das würde ich nie aushalten. Und sind dann ganz still und sagen: Man muss ja auch Leute nicht so provozieren, dann kriegt man es auch nicht so auf die Mütze. Also, wir mögen das nicht so.
Beschimpfen ist ja eigentlich nicht nur, dass mal irgendjemand ein böses Wort sagt, sondern Beschimpfen ist wirklich eine lange, lange Geschichte. Du bekommst die Daseinsberechtigung in dieser Gesellschaft abgesprochen. Du gehörst nicht mehr zu uns, du hast kein Recht mehr, unter uns zu sein.
Die Geschichte ist alt. Es gab den berühmten Historiker und Schriftsteller Tacitus, einen Römer. Er hat im Jahre 117 nach Christus seine Annalen – das ist so ein Geschichtsbuch, das ich als Schüler im Gymnasium lesen musste – geschrieben. In den Annalen berichtet er auch im Rückblick auf das, was im Jahre 64 unter Kaiser Nero in Rom passiert ist. Der hatte heimlich Rom anzünden lassen, weil er es neu bauen wollte. Er war so ein begeisterter Städteplaner, der Laden gefiel ihm nicht.
Da die Leute das natürlich nicht für einen Spaß hielten, suchte er Schuldige und beschuldigte die Christen. Aber die wurden dann angeklagt, und das berichtet Tacitus: Sie wurden vor Gericht angeklagt, verurteilt und dann in den Parks von Nero mit Pech überstrichen und zur Freude und Erhaltung des Volkes dort abgefackelt.
Was war die Anklage gegen die Christen? Nicht nur, dass sie Rom angezündet hätten – das war Verleumdung, das wussten alle, dass das gelogen war. Die eigentliche Anklage hieß Odium generis humani, das heißt: Hass auf das Menschengeschlecht. Da denkt man: Wie kommt man denn auf so etwas, Christen vorzuwerfen, sie hätten Hass auf das Menschengeschlecht?
Ja, das war der Punkt. Die machen die Menschen schlecht, sagen, dass wir alle so kaputt und böse sind, dass wir uns noch nicht mal mehr selbst reparieren können, sondern dass wir einen Retter brauchen, der auch von Gott kommt. Und der für uns stellvertretend das Gericht trägt, das wir verdient haben, weil man in unserem Leben nichts mehr reparieren kann. Das kannst du nur noch auf den Schrott tun. Aber jetzt kommt Gott in Jesus, geht an unserer Stelle, zieht sich den ganzen Dreck an und lebt das bis zum bitteren Ende. Das Kreuz, Gericht Gottes, das ist der Schrottplatz, die Müllkippe dieser Welt, dorthin trägt er es.
Und haben fröhlich die Christen verkündet: So sind wir, wir sind Sünder, verlorene und verdammte Sünder. Keiner, ganz egal wer es ist, ist in der Lage, sich selbst zu bessern und zu retten. Der ganze Kramrest muss auf den Schrottplatz, der muss mit Christus ans Kreuz genagelt werden, und wir dürfen mit ihm auferstehen. Es gibt einen neuen Anfang.
Und sie sagten das ja nicht, um Menschen schlecht zu machen und zu sagen: „Alles bist du, du guckst.“ Nein, sie sagten: „Begreif doch, die Rettung ist da.“ Diese Versuche, dass du meinst: „Ich versuche, ich bemühe mich“ – das ist Religion.
Manche Christen betreiben auch Christentum. Auf diese kann ich gar nicht genug eingehen: „Ich muss mich bemühen, stets bemüht, immer Klimmzüge machen, um Gott zu gefallen.“ Funktioniert alles hinten und vorne nicht. Dann wird man zum Heuchler und zum Lügner dabei und ist zum Schluss total fertig. Oder man ist selbstgerecht und belügt sich selber: „Ich habe es geschafft“ oder „Ich habe mich wenigstens bemüht.“ Das Evangelium ist eine Freudenbotschaft, die sagt: Ja, die Beziehung zu Gott ist durch die Rebellion gegen Gott total gebrochen.
Jesus hat gesagt: Nicht nur der Mensch ist im Kern gut. Das haben Goethe und die Idealisten gesagt. Der Mensch ist im Kern gut, aber die Umstände sorgen dann dafür, dass wir natürlich manchen Mist bauen und Fehler haben. Wir alle sind schwach, wir brauchen das, sagen alle.
Jesus sagt im Markus 7, man kann das aus dem Herzen, also aus dem Personenzentrum des Menschen, kommen böse Gedanken. Dann zählt er all das auf: Habgier, Mord, Ehebruch, aber auch Unvernunft noch. Das heißt, es kommt von innen. Und dann fühlen sich die Leute beleidigt. Die Selbstgerechten sind alle beleidigt. Keiner will allen an Gott glauben, und alle wollen religiös sein. Über Jesus reden sie auch nur gut, aber dass Jesus das gesagt hat, das finden sie – das kann nun entweder eine Fälschung sein oder vergiss es.
Die Selbstgerechten sind beleidigt, wenn sie das Angebot des Evangeliums hören, weil sie sagen: So schlimm ist es mit mir natürlich nicht. Ich könnte mich auch bemühen. Wenn mich jemand auffordert, ich soll mich bemühen, selbst wenn ich sage, es fällt mir schwer und ich bin schwach und ich versage, dann kann ich mir doch auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe mich doch bemüht. Das bestätigt mich selber. Aber beschenkt werden? Man lässt sich doch nicht beschenken. Gnade, das erniedrigt.
So können die Selbstgerechten sich nicht freuen am Evangelium. Das war schon bei Jesus so. Die haben alle nur rumgemeckert, dass Jesus jeden aufgelesen hat und eingeladen hat zur Umkehr, zur Vergebung der Sünden zugesprochen hat und Menschen gerettet hat.
Also, und das ist leider nicht nur so am Anfang bei der Bekehrung und durch die Rettung, sondern es bleibt auch so bei der Lebensgestaltung. Also wenn wir heute eine Religion haben in unserer Gesellschaft, dann behaupte ich, das wäre eine Religion, weil das alles bestimmt: Dann ist es die Religion der Selbstbestimmung.
Wir wollen selbstbestimmte Menschen sein, die Autonomen, die sich selbstbestimmen. Wir wollen doch nicht von anderen, von höheren Mächten und so, und auch nicht von der Gesellschaft oder von Kirche oder von irgendjemandem sonst bevormundet werden. Wir wollen uns selbstbestimmt fühlen. Und das beginnt am Anfang des Lebens und hört am Ende des Lebens nicht auf.
Deshalb haben wir diese unsäglichen Konflikte über Abtreibung. Wer hat denn nun das Recht? Niemand hat doch das Recht, einem Menschen reinzureden, einer Frau reinzureden, ein Kind zu gebären, das sie nicht haben will. Wenn der Mann sagt: „Das kannst du auch wegmachen lassen, das stört nur unsere Lebensbahn.“ Es mag ja nicht schön sein, und man sollte es vielleicht verhindern, sagen die Leute, aber wir sind selbstbestimmte Menschen.
Und am Ende des Lebens ist es dann das Licht ausknipsen. Das hat uns das Bundesverfassungsgericht gerade letzten Februar bestätigt: Zur Selbstbestimmung des Menschen gehört auch das Recht, Hilfe zur Selbsttötung zu bekommen. Jetzt bastelt die Regierung daran herum, wie man das denn nun praktisch umsetzt, dass wir hier nicht zu einer Mördergesellschaft werden.
Was ist da? Es geht eigentlich nur um etwas Positives: Ich bin ein selbstbestimmter Mensch. Und wenn wir Christen dann kommen und sagen, die ganze Freiheit des Lebens ist, dass du durch Jesus gerettet wirst und er der Herr ist – das war von Anfang an das Taufbekenntnis der Christen: Kyrios Jesus Herr ist Jesus – dann roch es auch in Rom nach Revolution, wenn das gesagt wurde. Denn eigentlich war der Kyrios, der Herr, nur der Kaiser.
Du konntest in Rom alles glauben, was du wolltest. Es gab zahllose Religionen und Weltanschauungen. Aber eins war klar: Der letzte Boss, der Herr, der Kyrios, ist der Kaiser. Und dann gingen die Christen ganz schlicht hin, tauften am Fluss oder am Teich, versenkten die Leute und sagten: „Du gehst jetzt unter mit Christus begraben und stehst auf mit dem lebendigen Herrn.“ Dann kam der raus und sagte: „Kyrios Jesus Herr ist Jesus!“ Da haben sich die ersten Nachbarn davongeschlichen, weil sie gedacht haben: Jetzt kommt die Polizei, es riecht nach Revolution.
Versteht, das ist bis heute die Frage: Wir Christen bekennen, dass Jesus der Herr ist, und die anderen sagen: Das ist doch Fremdbestimmung, das dürfen wir von niemandem sagen. Auch Jesus, auch Gott ist herzlich willkommen als Lebensberater und als Helfer in Lebensnöten. Es heißt dann theologisch so: Die Bibel ist Gottes Wort, wenn das, was du darin liest, du als lebensdienlich und hilfreich erlebst.
Ja, sage ich, ich habe ganz viel in der Bibel gelesen, es hat mich furchtbar gestört in meinen Sünden, und ich wollte das überhaupt nicht hören. Aber das war das Lebensrettendste für mich. So, aber der Konflikt geht bis heute weiter. Es ist nichts selbst- oder fremdbestimmt.
Es ist manchmal gut, wenn man in die Bibel schaut, dass es nichts Neues ist. Auch damals in Korinth, wo Paulus sagte: „Ihr wisst doch, die Habgierigen, die Geizigen, die Säufer, die Ehebrecher, Unzüchtigen.“ Die Bibel ist eindeutig: Unzucht ist Sex außerhalb einer Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, ob vor, neben oder nach der Ehe, oder ob homo- oder heterosexuell – das ist kein Unterschied. Das ist ein ganz klares Gebot.
Das war natürlich in Korinth. Da haben die Leute gelacht, meine ich. Zwei Doppelhäfen, es gab Tausende von männlichen und weiblichen Prostituierten, wie das immer in allen Hafenstädten war. Und mitten steht Paulus und sagt: Alle herzlich willkommen! Wir haben gar keine Berührungsängste zu niemandem. Wir nehmen alle in die Arme und sagen euch: Jesus ist der Retter.
Und der durchkreuzt euer altes Leben, das ihr besserwisserisch selbst gelebt habt. Und dann macht er sein Kreuz zum großen Pluszeichen vor eurem neuen Leben. Er ist auferstanden, Vergebung der Sünden, geheiligt und in der Kraft des Heiligen Geistes. Und hoffentlich gestärkt in der Gemeinschaft der Jesusnachfolger gehen wir jetzt einen neuen Weg.
Da haben auch viele damals aufgeschrieben: So geht es nicht, das ist gegen unsere Tradition, das ist nicht unser Lebensstil. Ja, jetzt heiße Zeiten.
Also überraschende Glückwünsche, wo ich den Eindruck habe, viele von uns sagen dann immer: Schwierigkeiten, herzliches Beileid. Nein, nein, Gratulation, sagt Petrus.
Das Dritte ist also: Wir haben gesagt heiße Zeiten, zweitens überraschende Glückwünsche, und das Dritte, was ich sagen wollte, das sind unsere Schwachstellen.
Er sagt natürlich hier ganz klar: Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in ein fremdes Amt greift.
Das ist auch so ein Ding: Die Gegner kritisieren uns in der Regel nicht offen und grundsätzlich bei unseren stärksten Stellen, da, für das Evangelium richtig, sondern sie suchen immer irgendwelche Schwachstellen, irgendwelchen Dreck. Und sie werden fündig, und zwar überall.
Nicht nur in der katholischen Kirche, auch in der evangelischen Kirche, auch in den Freikirchen. Und sie werden fündig in zwei Bereichen, die die peinlichsten sind und ewig dieselben: beim Sex und beim Geld.
Missbrauch, die ganze Empörung über Missbrauch – das passiert ja auch sonst, sexueller Missbrauch in den Familien am allermeisten. Aber natürlich ist das Geschrei besonders groß, wenn es auch in Kirchen passiert. Und es passiert in der katholischen und in der evangelischen Landeskirche und in Freikirchen genauso.
Und Finanzskandale, Betrügereien, übelste Sachen gibt es in allen christlichen Gruppen. So dass wir hier, selbst wenn du darüber sprichst, niemand in diesem Bereich hier in Deutschland sagen kann, das ist ein Problem der evangelischen Landeskirchen. Ja, da kann ich auch ein paar Geschichten erzählen von finanziellen Dingen, aber ich kenne auch einen Haufen Geschichten aus freikirchlichen Milieus, wo üble Betrügereien in großem Stil den Christen aufgehalst worden sind und gutgläubige Leute ihr ganzes Erspartes verloren haben.
Also den Wettbewerb der Sünden: Wer hat die geringeren und netteren und besseren? Ich glaube, das Spiel sollte keine Disziplin der Olympischen Spiele werden, da kommen wir nicht so gut weg.
Und na ja, dann suchen sie und suchen sie, und wenn sie uns bei diesen massiven Sünden nicht stellen können, dann suchen sie, was sonst ist. Da hat dann unser Freund und Bruder Olaf Latzel, der ist bekannt für die klare Aussprache, und der hat manchmal auch ein paar scharfe Worte. Dann haben sie gesagt: Unmöglich, kann man doch nicht so machen. Hat er sich gleich dafür entschuldigt.
Also ich habe ja inzwischen, fand ich auch nett, aber dann musste ich darüber nachdenken: Wann hat sich eigentlich Jesus entschuldigt dafür, dass er seine Gesprächspartner aus der religiösen Führungsschicht in Jerusalem Heuchler, Narren, Schlangenbrut und Teufelskinder genannt hat? Nachzulesen in Matthäus 23 und Johannes 8.
Wann hat sich der Apostel Paulus eigentlich entschuldigt dafür, dass er in Philipper 3, Vers 2, Irrlehrer „Hunde“ genannt hat? Also, ich will jetzt keine Propaganda machen für möglichst heftige Ausdrücke, aber die biblische Sprache in dieser Hinsicht ist ziemlich taff. Und als evangelischer Pfarrer verkneife ich mir natürlich, hier Luther zu zitieren, weil im Reformationsjubiläum haben wir genug im ganzen Land schon auf ihm herumgehauen, dass er so ein ganz unflätiger Bursche war.
Na gut, also ich will nur sagen: Sie suchen uns nicht bei unseren starken Punkten, sondern sie suchen bei uns Schwachstellen irgendwo. Und sie werden ja auch leider fündig bei uns. Leider, das ist ja unser Elend, dass wir versagen, dass wir Jesus Schande machen und dass man sich wundert.
Ja, und dann sagen wir: Was macht man denn? Ja gut, jetzt erinnern manche in diesen Zeiten auch an das Wort von Jesus. Er hat ja gesagt: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Und jeder, der denken kann, weiß: Jetzt kommen die Wölfe ja auch wieder nach Deutschland, Schlesisch, Schubberlausitz und so, Brandenburg, da laufen sie rum. Und da gibt es schon Streiche in der Bevölkerung: Wie viele Schafe dürfen die denn frühstücken, bevor jetzt mal einer abschießen kann? Und so.
Aber also: Es ist Wölfen noch nie etwas anderes eingefallen, was sie mit Schafen anfangen sollen, als sie zu fressen. Es wollte noch nie ein Wolf mit Schafentischtennis spielen. Also insofern ist die Ankündigung von Jesus relativ klar, was Wölfe vorhaben.
So, wie soll man sich dann verändern? Und dann sagt Jesus ja, wie man da vorgehen soll. Er sagt ausdrücklich: Es empfiehlt sich, seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Nun kratzt man sich am Kopf und sagt: Wie ist man denn jetzt klug wie so eine Schlange? Da denkt man so: Wie die sich da durchwindet. So falsch wie die Tauben, wie soll das denn eigentlich gehen?
Und na ja, das meiste, was einem einfällt, ist: wegducken, nicht so provozierend klar die Leute ansprechen, niederschwelliger das Evangelium anpassen. Vielleicht kriegen wir später auch mal die härteren Brocken, aber vielleicht müssen wir die auch gar nicht kriegen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, weil das eine sehr wichtige Frage ist, Jesus zu folgen: In dieser Wegweisung seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Aber beachtet bitte auch, dass er wenige Sätze später sagt: Fürchtet euch nicht vor denen, die Leib und Seele töten können, doch die Seele nicht töten können. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Und dann heißt es: Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
Das heißt, Schweigen geht nicht. Er sagt das klare öffentliche Bekenntnis, dass Jesus der Herr ist, der Retter und der Richter. Er sagt, am Ende spricht er als der Weltrichter, der Menschensohn, das Urteil. Und er bekennt sich zu uns, und er sagt, wenn wir uns zu ihm bekannt haben.
Er darf das erwarten, weil er sich am Kreuz total zu uns bekannt hat.
Das ist der dritte Punkt: Sie greifen uns bei unseren Schwachstellen an. Ja, das ist leider so, und das treibt uns in die Buße. Und Herr, hilf mir, dass mein Leben anders wird, dass ich Menschen nicht beleidige und sie nicht beschädige.
Und was sagt keiner frei? Ich habe immer Sorge gehabt, dass im Jüngsten Gericht alle die Leute, die eigentlich meinen Hausbesuch als Pfarrer erwartet haben, mal aufstehen und sagen: „Hat es offensichtlich etwas Wichtigeres zu tun, als zum Gericht zu kommen.“ Da schreie ich zu Gott und sage, dann lese ich, was Jesus da sagt: „Nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, werden ins Himmelreich kommen, sondern den Willen meines Vaters im Himmel.“
Da werden Leute kommen und sagen: „Die haben wir nicht Dämonen ausgetrieben, haben wir nicht Wunder getan, haben wir nicht evangelisiert, ich habe Land auf, Land ab bei Pro Christ gepredigt, Herr!“ Und er wird sagen: „Ich kenne dich nicht.“
Wie oft habe ich dieses Wort gelesen und bin mit meiner Verzweiflung zum Kreuz gerannt und habe gesagt: Herr, es gibt keinen Anhaltspunkt in meinem Leben, dass du mich durchkommen lässt im Gericht mit deiner Heiligkeit.
Ich danke dir, dass du alles getragen hast. Ich bringe alles zum Kreuz. Nichts rettet mich, nichts anderes rettet mich. Und ich schäme mich vor den Menschen, die mir vielleicht zu Recht und ganz gewiss zu Recht vorwerfen können.
Deshalb, Heinrich, bei meiner Tonart sagen die Leute schon längst im Lande, dass ich den meisten nicht die Füße gewaschen habe, sondern den Kopf gewaschen habe. Und wenn ich Kritik übe an der Kirche, sagen sie es jetzt noch mehr.
Ja, und ich frage mich dann, wenn ich über meiner Bibel sitze und Jesus Wort lese, sage ich: Sie haben wahrscheinlich recht. Und flüchte dahin, dass er sagt: „Ich wasche dir jetzt die Füße, du hast es nicht gebacken gekriegt, aber ich wasche dir jetzt die Füße.“
Das Letzte ist hier in der letzten Festung eigentlich das Wichtigste, und da müsst ihr noch mal eine Stunde Zeit haben. Habe ich aber nicht: Das sind Gottesgerichte.
Heiße Zeiten, überraschende Gratulation, sie suchen unsere schwachen Punkte, aber das Letzte sind Gottesgerichte. Das heißt, die Zeit ist da, das Gericht Gottes fängt an am Hause Gottes.
Durch die ganze Geschichte, nicht erst am Ende der Zeit, durch die ganze Geschichte sagt die Bibel, gibt es Gerichte Gottes. Es gibt sie an den Völkern, es gibt sie auch am Bundesvolk Israel.
Das Alte Testament liest, es gibt schreckliche Gerichte. Fragen Sie die Leute: Wie kann das sein? Ist das ein Gott der Liebe? Ist ein heiliger Gott, der richtet?
Es gibt es im Neuen Testament. Da sagen die Leute, für alle die sagen, im Alten Testament ein Gott, der Zorn ist, im Neuen Testament das Schrecklichste für meine Vorstellung passiert, kaum ist die christliche Gemeinde in Jerusalem entstanden.
Da kommen ein Ehepaar und verkaufen ihr Haus und bringen den Erlös den Aposteln, um die Armen zu speisen, weil die Versorgungsprobleme hatten in der großen Gemeinde.
Da werden sie gefragt, ob sie alles, was sie beim Kauf gegeben haben, gegeben haben. Sagen sie ja. Sie hat nur ein ganz kleines bisschen abgezweigt. Und dann trifft sie der Zorn Gottes beide unabhängig, und sie tötet sie auf der Stelle.
Ein schreckliches Gericht, völlig unverhältnismäßig. Was ist denn da falsch gewesen?
Ganz am Anfang der Entstehung der Kirche sagt Gott, wo der Heilige Geist so brennt, so nah ist, Gott so gegenwärtig ist, hat die Lüge und die Heuchelei null Platz, nichts.
Da sind sie erschrocken, sie sind gefürchtet in der Gemeinde. So ist das.
Und natürlich ist diese Corona-Seuche eine Heimsuchung Gottes. Was ist denn sonst, dass wir solche Reduzierungen von Gemeindeleben haben?
Es ist schon schlimm genug, dass wir diese Gottesdienste so abgespeckt haben, und viele andere fallen Bibelstunden aus. Nicht alle können über Zoom das machen.
Das Schlimmste ist ja, dass Menschen einsam sterben, ohne dass jemand an ihrem Bett sitzt, ihre Hände hält und mit ihnen den Psalm 23 liest und mit ihnen betet.
Ja, das muss man verstehen: Distanz ist die neue Form der Nächstenliebe.
Wollt ihr im Ernst sagen, es wäre nicht Gericht Gottes? Ja, aber nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: Siehst du diese böse Welt, das hast du jetzt verdient.
Wir haben Grund, das Gericht fängt am Hause Gottes an, sagt Petrus. Er sagt: Ihr wundert euch nicht, dass es Gerichte gibt, ihr seht ja, was das alles für ein verludertes Volk da ist in Rom und wer weiß wo.
Er sagt, es fängt bei uns an. Er sagt dann: Gut, wenn es bei uns schon so ist, wenn Gott bei uns schon solches Feuer, solches Läuterungsfeuer hat, dass es uns so weh tut, weil wir im Guten nicht gehört haben.
Weißt du nicht, dass sich Gottes Güte zur Umkehr leiht? Wir haben es nicht gehört.
Der Reichtum und der Wohlstand, die Häuser, die wir haben, den Urlaub, den wir machen und die Beförderung, die wir erleben, haben uns nicht in die Buße getrieben und haben uns selbstgerecht gemacht, oberflächlich.
Aber wir haben das Bibellesen eingestellt, und die Evangelisationen sind ausgefallen. Es scheint auch wenigen aufzufallen, dass diese großen Evangelisationen heute einfach abgesagt sind seit einem Jahr.
Wir trösten uns, ich auch, ich mache Fernsehen und ich mache ganz viel Internet. Wir trösten uns, dass Gott uns diese gelassen hat, dass wir heute wenigstens so kommunizieren können, dass er uns noch nicht alles aus der Hand genommen hat.
Aber glaubt doch nicht, das Christsein ist virtuell. Das ist körperlich. Ihr seid teuer erkauft, schreibt der Apostel Paulus, darum preist Gott mit eurem Körper.
Diese Vergeistigung, dass alles irgendwie nur im Gefühl oder mit Gedanken oder nur virtuell laufen kann, das ist nicht Leben.
Leben ist analog mit Fleisch und Blut.
Wir werden solche Notstände durchstehen.
Was heißt das? Wir sehen es, wir flehen zu ihm, wir beten, wir danken.
Und dann heißt es hier zum Schluss: „Und tut Gutes, befehlt eure Seelen, euer Leben dem treuen Schöpfer. Und tut Gutes!“
Das hört sich ganz knochenhart an. Die Leute sagen: Nicht jetzt in diesen schwierigen Zeiten, da können wir natürlich nichts mehr tun.
Tut Gutes! Wir haben eine Hoffnung, wir wissen, wo wir hingehen. Wir machen keine Panik, wir sind nicht angstgetrieben, wir leben aus der Zuversicht. Wir wissen, die Prügel, die wir kriegen, sind eingepreist, alles in Gottes Liebesabsicht.
Manches gefällt uns nicht, manches vieles verstehen wir nicht. Ich kann das nicht alles aufrechnen. Aber ich sage: Herr, du suchst mich heim – wörtlich Heimsuchung, ein schönes Wort, nach Hause suchen mit solchen Schmerzen und solchen.
So was heißt es.
Es ist nicht neu. Jesus schrieb es.
In der Offenbarung lesen wir es an sieben Gemeindenbriefen, und in jedem der Briefe steht der Satz: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“
Hat ein Freund gesagt, dass es Gnade Gottes ist, dass uns die Ohren nicht am Hintern angewachsen sind, sondern wir nicht immer darauf sitzen.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Unerkannte Sünden: Welche blinden Flecken haben wir, wo wir gar nicht merken, wie wir Gottes heiligen Willen verletzen, weil wir uns so daran gewöhnt haben?
Heuchelei, Habgier, Geiz, sexueller Missbrauch – wo haben wir Traditionen, die wir mitgelernt haben und die wir lieben, wichtiger genommen als das Wort Gottes?
Es ist nie einfach gewesen, in christlichen Gemeinden eine Erneuerung vom Wort Gottes her zu wollen, weil man ganz viele Traditionen liebgewonnen hat und überhaupt nicht loslassen will.
Die Trägheit, das Evangelium nicht in die Welt zu tragen, nicht die Lasten derer zu tragen – wir sind doch so viel schuldig geblieben.
Wie viel Unversöhnlichkeit und Rivalität!
Wie viel Unversöhnlichkeit gibt es auch in Gemeindeleitungen und Mitarbeiterkreisen, die blockieren, dass man gemeinsam nach außen einen Dienst tut, in Wort und Tat.
Man muss sich selbst beschäftigen, natürlich – das ist die Methode des Teufels.
Es wird uns total mit uns selbst beschäftigen, um den Auftrag, den der Herr uns gegeben hat, das Evangelium aller Welt zu sagen, damit sie nicht verloren gehen, dass wir gar nicht dazu kommen, das zu machen.
Also Gottes Gerichte, wir beugen uns davor, wir sagen: Herr, du hast Recht.
Die Antwort heißt immer: Entweder sagen wir: Ja, da konnte ich nichts dafür, ich habe mich ja bemüht und alle haben Fehler. Oder wir sagen: Ich beuge mich, du Herr, hast Recht!
Schau aufs Kreuz! Ja, du Herr, hast Recht! Ich bin des Gerichtsurteils der Verdammnis schuldig. Ich bekenne meine Sünden, und ich bitte: Arbeite an mir durch den Heiligen Geist! Ich will ein fleißiger Schüler deines Heiligen Wortes werden.
Es hilft uns nicht, liebe Schwestern und Brüder, dass wir mit Bekennerstimme sagen, dass die Bibel Gottes unfehlbares Wort ist und gegen alle Irrlehren ankämpfen, wenn wir nicht mit Eifer und Liebe und Fleiß jeden Tag dieses Wort buchstabieren und Schritt für Schritt in kleinen Schritten in unser Leben hineinbringen.
Das ist der Echtheitstest unserer Bibeltreue. Nicht der große Streit – der muss theologisch auch sein –, aber das ist nicht das Feld, auf dem die Entscheidungen fallen.
Die fallen bei den Betern, die ihr Herz und ihre Augen über die Bibel beugen, Tag für Tag, und das Brot des Lebens trinken.
Gib uns dein heiliges Wort, Herr! Dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir, denn ich ziehe es aller Habe und dem größten Reichtum vor.
Wenn dein Wort nicht mehr gelten soll, worauf kann der Glaube ruhen?
Einmal durchatmen, und dann kann ich das sagen: Mir ist nichts um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun. Herr, ich preise dich.
Die Geschichte ist alt. Es gab den berühmten Historiker und Schriftsteller Tacitus, einen Römer. Im Jahr 117 nach Christus schrieb er seine Annalen, ein Geschichtsbuch, das ich als Schüler am Gymnasium lesen musste. In diesen Annalen berichtet er auch rückblickend über das, was im Jahr 64 unter Kaiser Nero in Rom passiert ist.
Nero hatte heimlich Rom anzünden lassen, weil er die Stadt neu bauen wollte. Er war ein begeisterter Städteplaner, der die alte Stadt nicht mochte. Da die Menschen das natürlich nicht für einen Spaß hielten, suchte Nero Schuldige und beschuldigte die Christen. Diese wurden vor Gericht gestellt, wie Tacitus berichtet. Sie wurden verurteilt, mit Pech überstrichen und in den Parks Neros verbrannt, zur Freude und Erhaltung des Volkes.
Was war die Anklage gegen die Christen? Nicht nur, dass sie angeblich Rom angezündet hätten – das war eine Verleumdung, das wussten alle, dass es gelogen war. Die eigentliche Anklage lautete Odium generis humani, das heißt „Hass auf das Menschengeschlecht“. Man fragt sich, wie man auf so etwas kommt: Christen vorzuwerfen, sie hätten Hass auf die Menschheit. Doch genau das war der Punkt.
Die Christen machten die Menschen schlecht, indem sie sagten, dass wir alle so kaputt und böse sind, dass wir uns nicht einmal selbst reparieren können. Wir brauchen einen Retter, der von Gott kommt und stellvertretend das Gericht trägt, das wir verdient haben. In unserem Leben ist nichts mehr zu reparieren; man kann es nur noch auf den Schrottplatz bringen. Aber jetzt kommt Gott in Jesus, nimmt unseren ganzen Dreck auf sich und lebt das bis zum bitteren Ende. Das Kreuz, das Gericht Gottes, ist der Schrottplatz, die Müllkippe dieser Welt, auf der er alles trägt.
Fröhlich verkündeten die Christen: So sind wir, wir sind Sünder, verlorene und verdammte Sünder. Niemand, egal wer es ist, ist in der Lage, sich selbst zu bessern oder zu retten. Der ganze Müll muss auf den Schrottplatz, mit Christus ans Kreuz genagelt werden. Doch wir dürfen mit ihm auferstehen, denn es gibt einen neuen Anfang.
Sie sagten das nicht, um Menschen schlecht zu machen oder zu sagen: „Du bist schlecht.“ Nein, sie sagten: Begreife doch, die Rettung ist da. Die Versuche, sich durch eigene Anstrengungen zu retten, sind Religion. Manche Christen betreiben auch Christentum auf diese Weise. Sie meinen, sie müssten sich stets bemühen, Klimmzüge machen, um Gott zu gefallen. Das funktioniert aber nicht. Am Ende wird man zum Heuchler und Lügner und ist total erschöpft. Oder man wird selbstgerecht und belügt sich selbst, indem man sagt: „Ich habe es geschafft oder mich wenigstens bemüht.“
Das Evangelium ist eine Freudenbotschaft. Es sagt: Ja, die Beziehung zu Gott ist durch die Rebellion gegen ihn völlig zerbrochen. Jesus hat gesagt: Nicht nur der Mensch ist im Kern gut. Das haben Goethe und die Idealisten gesagt, aber Jesus widerspricht dem. Er sagt, aus dem Herzen, dem Zentrum des Menschen, kommen böse Gedanken. Markus 7 zählt all das auf: Habgier, Mord, Ehebruch und Unvernunft. Das alles kommt von innen.
Das beleidigt viele, vor allem die Selbstgerechten. Keiner will zugeben, dass er an Gott glauben muss oder religiös sein soll. Über Jesus reden sie nur gut, aber dass Jesus das gesagt hat, halten sie für eine Fälschung oder ignorieren es. Die Selbstgerechten sind beleidigt, wenn sie das Evangelium hören, weil sie denken: So schlimm ist es bei mir doch nicht. Ich könnte mich auch bemühen. Selbst wenn ich sage, es fällt mir schwer, ich bin schwach und versage, kann ich mir auf die Schulter klopfen und sagen: „Ich habe mich bemüht.“ Das bestätigt sie selbst.
Beschenkt zu werden, das lehnen sie ab. Gnade erniedrigt sie. So können die Selbstgerechten sich nicht über das Evangelium freuen. Das war schon zu Jesu Zeiten so. Die Selbstgerechten meckerten, weil Jesus jeden aufnahm, zur Umkehr einlud, Vergebung zusprach und Menschen rettete.
Dieser Konflikt bleibt auch bei der Lebensgestaltung bestehen. Wenn wir heute von Religion sprechen, dann behaupte ich, dass es die Religion der Selbstbestimmung ist. Wir wollen selbstbestimmte Menschen sein, autonom und frei von Bevormundung durch andere, höhere Mächte, die Gesellschaft, Kirche oder sonst jemanden. Wir wollen selbstbestimmt leben.
Das beginnt am Anfang des Lebens und hört am Ende nicht auf. Deshalb gibt es die unsäglichen Konflikte über Abtreibung. Wer hat das Recht, einer Frau vorzuschreiben, ob sie ein Kind bekommen soll? Wenn der Mann sagt: „Das kannst du auch wegmachen lassen, das stört nur unsere Lebensbahn.“ Das mag nicht schön sein, und man sollte es vielleicht verhindern, sagen manche. Aber wir sind selbstbestimmte Menschen.
Am Lebensende geht es um das „Licht ausknipsen“. Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar bestätigt, dass zur Selbstbestimmung des Menschen auch das Recht gehört, Hilfe zur Selbsttötung zu bekommen. Die Regierung arbeitet nun daran, wie man das praktisch umsetzt, damit wir keine Mördergesellschaft werden.
Worum geht es dabei? Um etwas Positives: Ich bin ein selbstbestimmter Mensch. Wenn Christen dann sagen, dass die wahre Freiheit darin besteht, durch Jesus gerettet zu werden und er der Herr ist, dann war das von Anfang an das Taufbekenntnis der Christen: Kyrios Jesus, Herr ist Jesus.
Das roch in Rom nach Revolution. Denn eigentlich war der Kyrios, der Herr, nur der Kaiser. Man konnte in Rom alles glauben, es gab zahllose Religionen und Weltanschauungen. Aber eines war klar: Der letzte Boss, der Herr, der Kyrios, war der Kaiser.
Die Christen aber tauften Menschen am Fluss oder Teich. Sie versenkten sie und sagten: „Du wirst mit Christus begraben und stehst auf mit dem lebendigen Herrn.“ Dann riefen sie: „Kyrios Jesus, Herr ist Jesus.“ Die ersten Nachbarn schlichen sich davon, weil sie dachten: Jetzt kommt die Polizei, das riecht nach Revolution.
Versteht ihr, das ist bis heute die Frage. Wir Christen bekennen, dass Jesus der Herr ist. Andere sagen: Das ist Fremdbestimmung, das dürfen wir niemandem sagen. Jesus und Gott sind willkommen als Lebensberater und Helfer in Notlagen. Theologisch heißt das: Die Bibel ist Gottes Wort, wenn das, was du darin liest, dir lebensdienlich und hilfreich erscheint.
Ja, ich sage das. Ich habe viel in der Bibel gelesen, es hat mich oft schockiert, weil ich meine Sünden nicht hören wollte. Aber das war das Lebensrettendste für mich. Der Konflikt besteht bis heute. Es ist nicht einfach selbst- oder fremdbestimmt.
Es ist manchmal gut, in die Bibel zu schauen, denn es ist nichts Neues. Auch damals in Korinth sagte Paulus: Ihr wisst doch, die Habgierigen, Geizigen, Säufer, Ehebrecher und Unzüchtigen – die Bibel meint mit Unzucht Sex außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau, egal ob vor, neben oder nach der Ehe, egal ob homo- oder heterosexuell, das macht keinen Unterschied. Das ist ein klares Gebot.
In Korinth lachten die Leute darüber. Dort gab es Tausende männliche und weibliche Prostituierte, wie in allen Hafenstädten. Und mitten in dieser Welt stand Paulus und sagte: Alle sind herzlich willkommen. Wir haben keine Berührungsängste. Wir nehmen alle in die Arme und sagen: Jesus ist der Retter.
Er durchkreuzt euer altes Leben, das ihr selbstgerecht geführt habt. Dann macht er mit seinem Kreuz ein großes Pluszeichen vor euer neues Leben. Er ist auferstanden. Vergebung der Sünden, Heiligung und die Kraft des Heiligen Geistes – hoffentlich gestärkt in der Gemeinschaft der Jesusnachfolger – führen uns auf einen neuen Weg.
Viele damals schrieben: So geht das nicht, das ist gegen unsere Tradition, das ist nicht unser Lebensstil. Ja, jetzt ist die Zeit. Überraschende Glückwünsche, wo viele von uns sonst Schwierigkeiten ausdrücken, sagt Petrus: „Herzlichen Glückwunsch!“
Das Dritte, das ich ansprechen wollte, sind unsere Schwachstellen. Zunächst hatten wir von heißen Zeiten gesprochen, dann von überraschenden Glückwünschen, und jetzt eben von unseren Schwachstellen.
Hier sagt er ganz klar: Niemand unter euch soll als Mörder, Dieb, Übeltäter oder jemand, der in ein fremdes Amt greift, leiden. Das ist auch so eine Sache: Gegner kritisieren uns selten offen und grundsätzlich an unseren stärksten Stellen, an denen das Evangelium wirklich steht. Stattdessen suchen sie immer nach Schwachstellen, nach Dreck. Und sie werden fündig – und zwar überall. Nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in der evangelischen Kirche und in den Freikirchen.
Sie finden vor allem in zwei Bereichen Anknüpfungspunkte, die besonders peinlich sind und immer wieder dieselben: beim Sex und beim Geld. Die Empörung über Missbrauch ist groß. Sexueller Missbrauch passiert ja auch sonst am häufigsten in Familien. Aber natürlich ist der Aufschrei besonders groß, wenn es in Kirchen geschieht. Und das passiert sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Landeskirche und in Freikirchen.
Auch Finanzskandale und Betrügereien – das sind üble Dinge – gibt es in allen christlichen Gruppen. Selbst wenn man darüber spricht, kann niemand in Deutschland sagen, das sei ausschließlich ein Problem der evangelischen Landeskirchen. Ich kenne auch einige Geschichten über finanzielle Missstände dort, aber ebenso viele aus freikirchlichen Milieus. Dort gab es Betrügereien in großem Stil, bei denen Christen ihr Erspartes verloren haben.
Der Wettbewerb der Sünden – wer da die geringeren, netteren oder besseren hat – sollte meiner Meinung nach keine Disziplin bei den Olympischen Spielen werden. Da kämen wir nicht gut weg.
Und dann suchen sie weiter, und wenn sie uns bei diesen massiven Sünden nicht stellen können, suchen sie eben nach anderen Schwachstellen. Da ist unser Freund und Bruder Olaf Latzel, bekannt für seine klare Aussprache, manchmal mit scharfen Worten. Dann sagen manche: Unmöglich, man kann doch nicht so sprechen! Und er entschuldigt sich gleich dafür.
Ich fand das interessant und musste darüber nachdenken: Wann hat sich eigentlich Jesus entschuldigt dafür, dass er seine Gesprächspartner aus der religiösen Führungsschicht in Jerusalem Heuchler, Narren, Schlangenbrut und Teufelskinder genannt hat? Nachzulesen in Matthäus 23 und Johannes 8.
Wann hat sich der Apostel Paulus entschuldigt, dass er in Philipper 3, Vers 1 Irrlehrer Hunde genannt hat? Ich will keine Propaganda für möglichst heftige Ausdrücke machen, aber die biblische Sprache in dieser Hinsicht ist ziemlich taff.
Als evangelischer Pfarrer verkneife ich mir natürlich, hier Luther zu zitieren. Im Reformationsjubiläum wurde im ganzen Land schon genug über ihn gesprochen – dass er ein ganz unflätiger Bursche war.
Ich möchte nur sagen: Sie suchen uns nicht bei unseren starken Punkten, sondern bei unseren Schwachstellen. Und leider werden sie fündig. Das ist unser Elend, dass wir versagen, dass wir Jesus Schande machen und dass man sich wundert.
Was macht man da? Manche erinnern in diesen Zeiten an das Wort von Jesus: Er hat gesagt, er sende uns wie Schafe unter die Wölfe. Und jeder, der denken kann, weiß: Jetzt kommen die Wölfe auch wieder nach Deutschland, in die Lausitz, Brandenburg und so weiter. Dort gibt es schon Sprüche in der Bevölkerung, wie viele Schafe die Wölfe wohl frühstücken dürfen, bevor man sie abschießen kann.
Aber Wölfen ist noch nie etwas anderes eingefallen, als Schafe zu fressen. Ein Wolf wollte noch nie Tischtennis mit Schafen spielen. Insofern ist die Ankündigung von Jesus relativ klar, was Wölfe vorhaben.
Wie soll man sich also verändern? Jesus gibt dazu eine klare Anweisung, wie man vorgehen soll. Er sagt ausdrücklich: "Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben."
Nun fragt man sich vielleicht: Wie kann man klug sein wie eine Schlange? Man denkt an das geschickte Durchwinden der Schlange. Und wie kann man gleichzeitig ohne Falsch sein wie eine Taube? Das scheint widersprüchlich.
Meistens denkt man dann daran, sich zurückzuziehen, nicht zu provozieren, die Menschen nicht zu direkt anzusprechen und das Evangelium eher vorsichtig und angepasst weiterzugeben. Vielleicht bekommt man später auch die härteren Herausforderungen zu spüren – oder vielleicht auch nicht.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass dies eine sehr wichtige Frage ist: Jesus folgen heißt, in dieser Wegweisung klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben zu sein. Aber beachtet bitte auch, dass er wenige Sätze später sagt: "Fürchtet euch nicht vor denen, die Leib und Seele töten können, doch die Seele nicht töten können. Fürchtet euch vielmehr vor dem, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann."
Dann heißt es weiter: "Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater."
Das bedeutet: Schweigen ist keine Option. Jesus fordert ein klares öffentliches Bekenntnis, dass er der Herr ist – der Retter und der Richter. Am Ende spricht er als der Weltrichter, der Menschensohn, das Urteil. Er bekennt sich zu uns und erwartet, dass wir uns zu ihm bekennen – weil er sich am Kreuz vollkommen zu uns bekannt hat.
Das ist der dritte Punkt: Sie greifen uns bei unseren Schwachstellen an. Ja, das ist leider so, und das treibt uns zur Buße. Herr, hilf mir, dass mein Leben sich verändert, dass ich Menschen nicht beleidige und ihnen keinen Schaden zufüge.
Was sagt niemand frei heraus? Ich habe immer Sorge gehabt, dass beim Jüngsten Gericht all die Leute, die eigentlich meinen Hausbesuch als Pfarrer erwartet haben, aufstehen und sagen: „Er hatte offensichtlich etwas Wichtigeres zu tun, als zu kommen.“ Dann schreie ich zu Gott und lese, was Jesus sagt. Herr Berch predigt: Nicht alle, die zu mir sagen „Herr, Herr“, werden ins Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.
Da werden Leute kommen und sagen: „Haben wir nicht Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht Wunder getan? Haben wir nicht evangelisiert? Ich habe Land auf, Land ab bei Pro Christ gepredigt, Herr!“ Und er wird sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Wie oft habe ich dieses Wort gelesen und bin mit meiner Verzweiflung zum Kreuz gerannt und habe gesagt: Herr, es gibt keinen Anhaltspunkt in meinem Leben, dass du mich im Gericht durch deine Heiligkeit durchkommen lässt.
Ich danke dir, dass du alles getragen hast. Ich bringe alles zum Kreuz. Nichts rettet mich, nichts anderes rettet mich. Und ich schäme mich vor den Menschen, die mir vielleicht zu Recht, und ganz gewiss zu Recht, Vorwürfe machen können.
Deshalb, Heinrich, sagen die Leute schon längst im Land, dass ich den meisten nicht die Füße gewaschen, sondern ihnen den Kopf gewaschen habe. Und wenn ich Kritik an der Kirche übe, sagen sie das jetzt noch mehr.
Ja, und ich frage mich dann, wenn ich über meiner Bibel sitze und Jesu Wort lese: „Sie haben wahrscheinlich recht.“ Und dann fliege ich dahin, dass er sagt: „Und ich wasche dir jetzt die Füße. Du hast es nicht gebacken gekriegt, aber ich wasche dir jetzt die Füße.“
Das Letzte ist hier in der letzten Festung eigentlich das Wichtigste. Da müsst ihr noch einmal eine Stunde Zeit haben, aber ich habe sie nicht. Es sind Gottesgerichte, heiße Zeiten, überraschende Herausforderungen. Sie suchen unsere schwachen Punkte. Aber das Letzte sind Gottesgerichte. Das heißt, die Zeit ist da, das Gericht Gottes beginnt am Hause Gottes.
Durch die ganze Geschichte hindurch, nicht erst am Ende der Zeit, sagt die Bibel, gibt es Gerichte Gottes. Es gibt sie an den Völkern, und es gibt sie auch am Bundesvolk Israel. Das Alte Testament liest man, dass es schreckliche Gerichte gibt. Fragen Sie die Leute: Wie kann das sein? Ist das ein Gott der Liebe? Ist es ein heiliger Gott? Er richtet.
Es gibt Gerichte auch im Neuen Testament. Dort sagen die Leute, für alle, die sagen, im Alten Testament sei Gott zornig, im Neuen Testament aber nicht, dass das schrecklichste Gericht meiner Vorstellung kaum passiert, kaum ist die christliche Gemeinde in Jerusalem entstanden. Da kommen ein Ehepaar und verkauft ihr Haus. Sie bringen den Erlös den Aposteln, um die Armen zu speisen, weil es in der großen Gemeinde Versorgungsprobleme gab.
Dann werden sie gefragt, ob sie alles gegeben haben, was sie beim Verkauf erhalten hatten. Sie sagen ja. Doch sie hat nur ein ganz kleines bisschen abgezweigt. Und dann trifft sie der Zorn Gottes beide unabhängig voneinander und tötet sie auf der Stelle. Ein schreckliches Gericht, das doch völlig unverhältnismäßig erscheint. Was ist denn da falsch gewesen?
Ganz am Anfang der Entstehung der Kirche, wo der Heilige Geist so brennt und so nah ist, Gott so gegenwärtig ist, hat Lüge und Heuchelei null Platz. Nichts davon wird geduldet. Da sind sie erschrocken, sie fürchteten sich in der Gemeinde. So ist das.
Und natürlich ist diese Corona-Seuche eine Heimsuchung Gottes. Was sollte es sonst sein, dass wir solche Reduzierungen im Gemeindeleben haben? Es ist schon schlimm genug, dass wir diese Gottesdienste so abgespeckt haben und viele andere Angebote, wie Bibelstunden, ausfallen. Nicht alle können das über Zoom machen.
Das Schlimmste ist ja, dass Menschen einsam sterben, ohne dass jemand an ihrem Bett sitzt, ihre Hände hält, mit ihnen Psalm 23 liest und mit ihnen betet. Ja, das muss man verstehen: Distanz ist die neue Form der Nächstenliebe. Wollt ihr im Ernst sagen, es wäre nicht Gericht Gottes?
Ja, aber nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: Siehst du, diese böse Welt, das hast du jetzt verdient. Wir haben Grund, denn das Gericht fängt am Hause Gottes an, sagt Petrus. Er sagt nicht: Ihr wundert euch nicht, dass es Gerichte gibt, ihr seht ja, was für ein verludertes Volk da in Rom und anderswo ist. Er sagt: Es fängt bei uns an.
Er sagt dann: Gut, wenn es bei uns schon so ist, wenn Gott bei uns schon solches Feuer, solches Läuterungsfeuer schickt, dass es uns so weh tut, weil wir im Guten nicht gehört haben. Weißt du nicht, dass sich Gottes Güte zur Umkehr leiht? Wir haben es nicht gehört.
Der Reichtum, der Wohlstand, die Häuser, die wir haben, der Urlaub, den wir machen, und die Beförderungen, die wir erleben, haben uns nicht zur Buße getrieben. Stattdessen haben sie uns selbstgerecht und oberflächlich gemacht. Aber wir haben das Bibellesen eingestellt, und die Evangelisationen sind ausgefallen.
Es scheint auch wenigen aufzufallen, dass die großen Evangelisationen heute einfach seit einem Jahr abgesagt sind. Wir trösten uns – ich auch – mit Fernsehen und viel Internet. Wir trösten uns, dass Gott uns das gelassen hat, dass wir heute wenigstens so kommunizieren können, dass er uns noch nicht alles aus der Hand genommen hat.
Aber glaubt doch nicht, das Christsein ist virtuell. Das ist körperlich. Ihr seid teuer erkauft, schreibt der Apostel Paulus, darum preist Gott mit eurem Körper. Diese Vergeistigung, dass alles nur im Gefühl, mit Gedanken oder virtuell laufen kann, das ist nicht Leben. Leben ist analog, mit Fleisch und Blut.
Wir werden solche Notstände durchstehen. Was heißt das? Wir sehen es, wir flehen zu ihm, wir beten, wir danken. Und dann heißt es hier zum Schluss: Und tut Gutes, befehlt eure Seelen, euer Leben dem treuen Schöpfer. Und tut Gutes!
Das hört sich ganz knochenhart an. Die Leute sagen: Jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, da können wir natürlich nichts mehr tun. Doch: Tut Gutes! Wir haben eine Hoffnung, wir wissen, wohin wir gehen. Wir machen keine Panik, wir sind nicht angstgetrieben. Wir leben aus der Zuversicht.
Wir wissen, die Prügel, die wir kriegen, sind eingepreist – alles, alles in Gottes Liebesabsicht. Manches gefällt uns nicht, vieles verstehen wir nicht. Ich kann das nicht alles aufrechnen, aber ich sage: Herr, du suchst mich heim, wörtlich: Heimsuchung – ein schönes Wort, nach Hause suchen, mit solchen Schmerzen und solchen Prüfungen.
Was heißt das? Es ist nicht neu. Jesus schrieb es. In der Offenbarung lesen wir es in den sieben Gemeindenbriefen. In jedem der Briefe steht der Satz: Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Ich habe einen Freund, der sagt, dass es Gnade Gottes ist, dass uns die Ohren nicht am Hintern angewachsen sind, sondern wir sie immer noch zum Hören benutzen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Unerkannte Sünden
Welche blinden Flecken haben wir, bei denen wir gar nicht merken, wie wir Gottes heiligen Willen verletzen, weil wir uns so daran gewöhnt haben? Heuchelei, Habgier, Geiz, sexueller Missbrauch – wo haben wir Traditionen übernommen, die wir lieben und wichtiger nehmen als das Wort Gottes?
Es ist nie einfach gewesen, in christlichen Gemeinden eine Erneuerung vom Wort Gottes her zu wollen. Viele haben Traditionen lieb gewonnen und wollen überhaupt nicht loslassen. Die Trägheit, das Evangelium nicht in die Welt zu tragen, die Lasten der anderen nicht zu tragen – wir sind doch so viel schuldig geblieben. Wie viel Unversöhnlichkeit und Rivalität gibt es auch in Gemeindeleitungen und Mitarbeiterkreisen. Diese blockieren, dass man gemeinsam nach außen einen Dienst tut, in Wort und Tat.
Man muss sich selbst beschäftigen, natürlich. Das ist die Methode des Teufels. Er lenkt uns total auf uns selbst, sodass wir den Auftrag, den der Herr uns gegeben hat – das Evangelium der ganzen Welt zu verkünden, damit niemand verloren geht – gar nicht erfüllen.
Vor Gottes Gerichten beugen wir uns und sagen: Herr, du hast Recht. Die Antwort lautet immer: Entweder sagen wir, ja, da konnte ich nichts dafür, ich habe mich bemüht und alle machen Fehler. Oder wir sagen: Ich beuge mich, du, Herr, hast Recht! Schau aufs Kreuz! Ja, du, Herr, hast Recht! Ich bin des Gerichtsurteils der Verdammnis schuldig. Ich bekenne meine Sünden und bitte, dass du sie mir durch den Heiligen Geist vergibst. Ich will ein fleißiger Schüler deines heiligen Wortes werden.
Es hilft uns nicht, liebe Schwestern und Brüder, wenn wir mit bekannter Stimme sagen, dass die Bibel Gottes unfehlbares Wort ist und gegen alle Irrlehren kämpfen, wenn wir nicht mit Eifer, Liebe und Fleiß jeden Tag dieses Wort buchstabieren und Schritt für Schritt in kleinen Schritten in unser Leben hineinbringen. Das ist der Echtheitstest unserer Bibeltreue.
Nicht der große Streit ist entscheidend. Der muss theologisch auch sein, aber das ist nicht das Feld, auf dem die Entscheidungen fallen. Diese Entscheidungen fallen bei den Betern, die ihr Herz und ihre Augen Tag für Tag über die Bibel beugen und das Brot des Lebens trinken.
Gib uns dein heiliges Wort, Herr, dein Wort, die edle Gabe! Diesen Schatz erhalte mir, denn ich ziehe ihn aller Habe und dem größten Reichtum vor. Wenn dein Wort nicht mehr gelten soll, worauf kann der Glaube ruhen?
Einmal durchatmen und dann kann ich sagen: Mir ist nichts um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun. Herr, ich preise dich!