Einleitung: Die Herausforderung des Missionsdienstes
Wir lesen 2. Timotheus Kapitel 2. Dürfen wir uns überhaupt mit so großen Aposteln wie Paulus oder Timotheus messen?
Dabei geht es nicht um Größe, sondern darum, die Spuren und die Kurven nachzuzeichnen, die typisch für den Missionsdienst und die Hingabe an der Sache Jesu sind.
Der Aufruf zum Kampf und zur Standhaftigkeit
Überschrieben: Kampf und Leiden
So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade in Christus Jesus. Was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.
Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu. Wer in den Krieg zieht, verwickelt sich nicht in die Geschäfte des täglichen Lebens, damit er dem Gefallen dient, der ihn angeworben hat.
Und wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, es sei denn, er kämpft recht. Der Bauer, der den Acker bebaut, soll die Früchte als Erster genießen.
Bedenke, was ich sage: Der Herr aber wird dir in allen Dingen Verstand geben.
Die Erinnerung an Jesus Christus als Quelle der Kraft
Haltet im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium. Für dieses Evangelium leide ich, bis dahin, dass ich gebunden bin wie ein Verbrecher, wie ein Übeltäter.
Aber Gottes Wort ist nicht gebunden. Darum dulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Seligkeit erlangen in Christus Jesus mit ewiger Herrlichkeit.
Die Gewissheit des Glaubens trotz Leiden
Jetzt kommt es immer wieder vor, dass im Gottesdienst oft eine Formel wie „Amen, das ist gewisslich wahr“ erklingt.
Sterben wir, so werden wir mitleben; dulden wir, so werden wir mitherrschen.
Aber verleugnen wir den Ernst, so wird er uns auch verleugnen. Sind wir untreu, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Persönliche Erfahrungen mit Herausforderungen im Missionsdienst
Ich war noch sehr jung, ein junger Pastor, als ich zum ersten Mal nach Asien reiste, um Missionare zu besuchen. Auf dem Weg hatte ich eine Zwischenlandung in Karachi. Dort trank ich eine Tasse Tee und traf einen englischen Geschäftsmann, der seit über zwanzig Jahren in Asien lebte.
Ich war voller Freude und Stolz auf das, was mich erwartete. Für mich gab es nichts Größeres als die Missionsarbeit. Da fragte mich der Geschäftsmann: „Was machen Sie denn? Was führt Sie nach Asien?“
Ganz stolz antwortete ich: „Ich kenne hier in Pakistan einen Arzt, der eine wunderbare Arbeit leistet.“ So begann ich zu erzählen. Doch er winkte nur ab und sagte: „Ihr Christen seid doch schmutzige Leute. Was wollt ihr mit eurem fiesen Charakter? Die anderen Religionen sind euch haushoch überlegen, sie haben eine viel höhere Moral. Ich bin Engländer, ich war auch einmal Christ. Woher kommt eure Arroganz, euer Hochmut, dass ihr andere Menschen bekehren wollt?“
Diese Worte trafen mich wie ein Eimer kaltes Wasser.
In der Zwischenzeit hatten wir noch einiges mitbekommen. Schon am ersten Abend wurde uns gesagt: Mission ist inzwischen auch in Europa ein gehasstes Unternehmen. Innerhalb der Christen werdet ihr immer wieder auf Spott und Verachtung stoßen.
Wer das Ansehen der Welt gewinnen will, muss etwas anderes wählen als die Mission. Es ist der Weg Jesu, der Verachtung bringt – übrigens gilt das auch für die Evangelisation.
Die Realität der Feindschaft und der Wandel Europas
Wir müssen darauf achten, uns in dieser Welt nicht anzubieten und zu glauben, dass wir mit einem falschen Kompromiss, einer Verfälschung des Evangeliums oder mit Tricks die anstößige Wahrheit des Evangeliums von Jesus unter die Leute bringen können.
In den beiden Briefen an Timotheus spricht Paulus ausführlich über die Feindschaft, die besteht. Wir dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Laufe der Jahrhunderte auch in Europa große Veränderungen stattgefunden haben. Die Zeiten des christlichen Abendlandes sind endgültig vorbei, und wir werden sie nicht zurückbringen.
Die Zahl der bibeltreuen Evangelikalen wird trotz aller Erfolgsberichte Jahr für Jahr in Europa kleiner. Es erfordert Mut, sich zu Jesus und zu seinem Wort zu bekennen. Nur wer die Bibel liest, versteht das alles.
Schon im ersten Johannesbrief wird gesagt, dass viele Antichristen da sind, die gegen Christus kämpfen. Das ist der Kampf. In Offenbarung 12 wird davon gesprochen, dass der Drache auf die Erde gestürzt ist, wütet und die Gemeinde zerstören will.
Wie hat Paulus bei seinem Abschied von den Ältesten von Ephesus in Milet gesprochen? Er sagte, dass die Gemeinde von innen heraus zerstört wird. Petrus beschreibt, dass der Teufel umherzieht wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.
Und ihr wollt Missionsboten sein, in Europa oder irgendwo sonst in der Welt? Was wollt ihr erreichen, wenn die ganze Hölle gegen euch kämpft?
Der Aufruf zur Stärke durch Gottes Gnade
Punkt 1, Vers 1
Sei nun stark! Wenn man euch als Team das zuruft, ihr, die ihr wirklich eure ganze Kraft gegeben habt – wie kann man euch dann noch aufputschen? Wie kann man euch neue Kraft geben? Courage, kommt tapfer, mutig, ja, wie? Ihr werdet merken, dass sich dieses Gefühl nur kurze Zeit ankurbeln und in Bewegung bringen lässt. Sei stark!
Wie gut, dass das hier eindeutig ist: Sei nun stark durch die Gnade in Jesus. Liebe Schwestern und Brüder, ihr werdet im Dienst für Jesus Schritt für Schritt, täglich und stündlich daran erinnert. Darüber freut euch: Ihr seid schwache Leute, versagende Leute, aber die Gnade Jesu hebt uns hoch. Jesus beruft gerade die Schwachen, und seine Kraft vollendet sich in unserer Schwachheit – so hat es Paulus formuliert.
Was ist denn die Gnade? Die Gnade beugt uns. Das schönste Lied von der Gnade haben schon Juden gedichtet: Amazing Grace. Ein stolzer Mann war auf seinen Sklavenstransporten unterwegs. Dann hat ihn Jesus getroffen, und er wurde der Prediger der verachteten Klepphemmsekte, wie die Engländer sagten. Seine ganze Leidenschaft war: Ich will für Jesus noch etwas tun. Dann hat er angefangen, gegen das Unrecht zu kämpfen. Die Gnade Jesu hat ihn ergriffen.
Er sagt von seinem Leben: Wenn ich etwas rühmen will, dann will ich in Tausenden von Jahren der Ewigkeit bloß noch die Gnade rühmen, die mich herausgerissen hat. Ich habe oft Sorge, dass wir Evangelikalen manchmal doch sehr stolze Leute sind und meinen, wir hätten mehr als die anderen, weil wir mehr könnten und treuer wären. Dabei vergessen wir, dass es die Gnade Jesu ist, wenn überhaupt irgendwo eine Gemeinde wächst und wenn irgendwo ein Missionsunternehmen Frucht trägt.
Die Gnade beugt uns tief, und das ist ein Prozess bis zu unserem letzten Atemzug. Nicht, dass ich schon ergriffen bin oder vollkommen wäre. Es gibt unter Evangelikalen einen merkwürdigen Perfektionismus, als ob sie die Sünde überwunden hätten. Es waren ganz furchtbare Zeiten, in denen unter den Bibeltreuen die Lehre vom reinen Herzen umging.
Keine halbe Stunde vergeht, in der die Gnade Jesu dich nicht bewahrt, sonst fällst du in die schlimmsten Abgründe. Das ist ein Thema, das ich kaum ansprechen will. Aus meiner Erfahrung mit Missionaren im letzten Urwald: Sie können sich den ganzen Schmutz vom Internet herunterladen, wenn die Gnade Jesu sie nicht bewahrt und sie in Jesus bleiben. So schwach sind wir, gerade in der Einsamkeit und in der Ohnmacht.
Und keiner soll sagen, dass das schaffe ich. Sei stark durch die Gnade in Christus Jesus! So hat es ja Paulus auch in der geistlichen Waffenausrüstung gesagt: Sei stark in dem Herrn! Stell dich täglich und stündlich in die Kraft Jesu hinein. Das kann man nur tun durch die Gnade, wenn man sagt: Herr, ich bin schwach, doch du bist stark, dir vertraue ich.
Philipper 4,13: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Paulus hat nie mehr gemeint, was er vorher war, als er stolzer Jude und Pharisäer war. Nie mehr – bloß noch die Gnade greifen und ein Leben lang dieser Gnade nachjagen.
Da steht das griechische Wort „stark machen“, endynomáo: Mich stark machen, du, Jesus, kannst mich stark machen.
Die Bedeutung der Weitergabe und des Lehrens im Dienst
Es gibt sechs Befehle, die ich heute zeigen möchte. Im Vers 2 heißt es: „Befiehl es treuen Menschen an.“ Eigentlich bedeutet das: Vertraue es treuen Menschen an, wenn ihr als junge Leute euer Leben plant.
Bei mir war es so, dass ich mir ein Bild davon gemacht habe, wie ich für Jesus einmal kämpfen und streiten will. Vielleicht haben wir das Bild, dass wir vielen Menschen das Wort austeilen dürfen. Mir fällt jedoch auf, dass Paulus von etwas ganz anderem spricht, als Timotheus wichtig ist. Nämlich: Den kleinen Dienst der Multiplikation. Du rüstest tüchtige Leute aus, die andere lehren können.
Ich freue mich, dass es große Evangelisationen gibt. Aber der größte Dienst und die meisten, die zum Glauben gekommen sind – ich kann es nicht genau beziffern, aber ich schätze, etwa 80 Prozent – sind durch persönliche Evangelisation und durch persönliche Mitarbeiterschulung gewachsen. Dadurch hat sich das Evangelium in der Welt verbreitet.
Wenn jemand im Missionsdienst unterwegs ist, ist es von Anfang an wichtig, dass er merkt: Jesus schafft durchs Team. Besonders wichtig sind dabei die Leute vor Ort, die die Landschaft kennen und die Sprache sprechen. Wenn ich nur ein paar Menschen zurüsten kann, und diese wiederum andere, dann multipliziert sich das. Die Navigatoren haben das zu ihrem Leitspruch erklärt.
Die wunderbare Arbeit der Kleingruppen, in denen man Bibellehre selbst erarbeitet anhand der Schrift, ist wirklich vorbildlich. Über Jahrhunderte haben Christen das falsch verstanden und geglaubt, Lehre könne nur derjenige tun, der einen Priesterrock trägt oder eine kirchliche Weihe besitzt.
Wir müssen heute aufpassen, dass wir uns nicht in diese Verwirrung hineinziehen lassen. Wir dürfen nicht meinen, wir bräuchten irgendwelche Grade oder besondere Befähigungen. Jeder Christ soll an diesem Dienst teilhaben. Dabei sind die einzigen Voraussetzungen menschliche Gaben, Bibelkenntnisse, ein brennendes Herz und die Liebe zu anderen, damit man andere zurüsten kann.
Dieser Dienst ist heute wichtiger denn je. Ich bin sehr dankbar, dass es eure Bibelschulen gibt. Ich kenne sie, weil wir von unseren Arbeitshilfebrüdern in den meisten Bibelschulen der Welt beteiligt waren und sie unterstützt haben.
Gleichzeitig sehe ich heute auch die große Zahl von Menschen, die es sich finanziell nie leisten können, eine Bibelschule zu besuchen. In Lateinamerika, Asien und Afrika wurden deshalb neue Modelle entwickelt, mit ganz schlichten Materialien, um Mitarbeiter der Gemeinde auszurüsten. Oft findet das nicht einmal mehr in einem Raum statt, sondern man trifft sich unter einem Baum. Einmal im Monat kommen die Pastoren zusammen und vertiefen das Wort gemeinsam.
Das ist so wichtig. Es geht dabei nicht um unsere Klischeevorstellungen, sondern darum, möglichst viele Menschen auszurüsten. Das ist heute entscheidend für die Mobilisierung – auch in unserem Land. Das bedeutet: Mit biblischer Tiefe ist Bibelarbeit das Zentrum unserer Gemeindewachstumsarbeit.
Die Formen können wechseln. In der Bibel gibt es nie nur ein Modell, sondern viele verschiedene Muster. Aber eines muss immer da sein: Befiehl es anderen an, vertraue es anderen an, was du gehört hast. Dann müssen Leute da sein, die tüchtig und treu sind, um andere zu lehren. Das ist der wichtige Dienst, der von uns gefordert wird. Er steht bei Paulus ganz vorne, in der Zurüstung des Timotheus.
Und dann folgt in Vers 3: „Leide mit.“ Hier kommen lauter Befehle vor: Sei stark, vertraue an, leide mit. In diesem Abschnitt wird das Leiden mehrfach erwähnt. Es taucht im ganzen Brief mehrfach auf, in allen Briefen und im gesamten Evangelium. Warum spielt das Leiden eine so wichtige Rolle im Neuen Testament?
Das Leiden als Teil des christlichen Lebens und Dienstes
ertragen muss. Ich kann gegen diese antichristliche Macht nicht bestehen, indem ich Schutzstämme aufbaue. In unseren Gemeinden gibt es oft viele, die wollen, dass man gegen schlechte Filme oder gegen Gotteslästerung aktiv wird.
Doch wir fangen nicht an, Schutzstämme zu bauen. Stattdessen wollen wir standhaft bleiben. Das beschreibt Paulus mit dem Bild eines Kämpfers, eines Soldaten. Er meint damit nicht, dass wir mit Waffen gegen Menschen kämpfen sollen – das hat für ihn keinen Wert. Wenn er vom Soldaten spricht, vom Militär, dann meint er die Festigkeit eines Menschen, der nicht weicht. Er dachte dabei an einen römischen Legionär, der stand wie ein Fels in der Brandung.
Steh du als Zeuge Jesu! Wir haben keine anderen Waffen als die Liebe, die Segnung der Feinde und das Martyrium. Von den ersten Christen heißt es: Sie gingen fröhlich vom Rat des Angesichts, weil sie es als Ehre ansahen, um Jesu Willen Schmach zu leiden.
Ich interessiere mich für Missionsgeschichte und habe dazu einiges zusammengestellt. Das habe ich all unseren Leuten gegeben. Manche meinten, das sei ein bisschen zu hoch für uns. Ich will aber nur, dass wir es verstehen, wenn die kleinen Widerstände, der Hass, die Feindschaft und der Spott gegen uns losbrechen.
In der Missionsgeschichte war es immer so, dass Jesus seine Siege errungen hat, wenn der Widerstand am größten war. Diese mutigen Zeugen sind immer auf der Linie des härtesten Widerstandes geblieben und haben nichts von der Schärfe des Evangeliums abgebrochen.
Beispiele aus der Missionsgeschichte: Verfolgung und Wachstum
In Äthiopien wurde die Mission erst 1927 möglich. Der Arzt Dr. Thomas Lemby war einer der Ersten, die dort tätig wurden. Die amerikanischen SAM-Missionare hatten nur wenige Jahre Zeit. Es wirkt heute fast wie ein Zufall, dass sie durch ein Missverständnis und die falsche Führung eines Guides dorthin gelangten, wo dann die ersten Gläubigen entstanden. Ich glaube, es waren etwa 40, als der Abessinische Krieg ausbrach und alle Missionare das Land verlassen mussten.
Die Missionare hinterließen diese 40 Gläubigen, die gerade erst zum Glauben gefunden hatten. Die amerikanischen Missionare, darunter Roland Bingham, sagten, dass diese nicht überleben würden. Über diese 40 brach eine schwere Christenverfolgung herein. Die Italiener waren damals gnadenlos. Das Einfachste waren noch hundert schwere Peitschenhiebe; andere wurden im Gefängnis umgebracht.
Als der Abessinische Krieg vorbei war und die Missionare zurückkehrten, zogen sie in den Süden, um nach Überresten der Missionsarbeit zu suchen. Sie fanden noch Christen, die an den Anfängen standen. Am Morgen, als sie ihr Quartier verlassen wollten, bemerkten sie plötzlich, wie viele Menschen über den Berg zogen. Sie fragten sich, warum so viele Leute kamen, und erfuhren, dass heute Markt war.
Da zogen ihnen die Christen der Kale-Hyatt-Kirche entgegen – zehntausend Menschen, und das ohne Missionar. Jesus hatte in der Verfolgung gewirkt. Es fällt mir schwer, nicht auch von anderen Gebieten zu berichten, wo es ganz ähnlich war. Man muss selbst nachschauen, denn das ist ein Grundgesetz des Reiches Gottes.
Diese Kirche ist, ähnlich wie die lutherische Mekanie Jesuskirche, auch in der marxistischen Zeit durch eine brutale Verfolgung gegangen. Im letzten Jahr sagten sie, die nächste Verfolgung sei nicht weit. Die Leute vom alten kommunistischen Regime sitzen immer noch in der Regierung, und man weiß, dass die nächste Verfolgung kommt.
Die Kirche wächst, verdoppelt und vervielfacht sich, weil das Leiden ein Segen ist. Es konzentriert aufs Wesentliche und hindert nicht an vielem, das uns oft aufhält. Paulus sagt zu Timotheus: „Du musst kein Traufgänger sein.“ Ich möchte dich nicht mobilisieren, so wie es manchmal Aufrufe tun. Sei einer, der konzentriert in der Spur Jesu auch Widerstände aushalten kann.
Es ist wichtig, dass man das weiß. Das sind die biblischen Voraussetzungen.
Selbstbeherrschung und Ausrichtung im Dienst
Beim Bild vom Soldaten ist die Selbstbeherrschung besonders wichtig. Paulus sagt: Kümmere dich nicht zu sehr um die irdischen Dinge, um materielle Dinge, um deine Rentenversicherung, um Absicherung oder um äußere Sicherheit. Auch Sorgen darüber, welche Krankheiten drohen könnten, sollen dich nicht zu sehr beschäftigen.
Sei jemand, der dem Kommando gefällt und dem Herrn, Jesus, gefallen will. Das ist die richtige Ausrichtung.
Dann trittst du auf die Kampfbahn, wie ein Sportler. Es ist leicht, nur auf den Zuschauerrängen zu sitzen und Kommentare abzugeben, wie es richtig gehen müsste. Sei aber jemand, der selbst läuft. Tritt auf die Kampfbahn, renne los, betäube deinen Leib und konzentriere dich auf das Wesentliche!
Neulich habe ich im Mittleren Osten einen Christen getroffen, einen arabischen Christen, der Juwelenhändler war, am Golf. Er kam zum Glauben an Jesus, schloss seinen Laden und besucht nun Gefängnisse, wo er sich um inhaftierte Moslems kümmert. Das ist eine riesige Aufgabe. Die Regierung erlaubt ihm den Zugang.
Er sagt: „Ihr ahnt nicht, wie viel ich hier an Jesus liebe und wie viel ich diesen Menschen, die oft gar keine medizinische Behandlung haben, weitergeben kann.“ Ich schaute ihn an und fragte: „Du hast doch alles aufgegeben. Was hattest du mit deinem Geschäft und deiner Existenz?“
Er sah mich an, ein junger Mann von etwa 35 Jahren, und antwortete: „Ich habe nichts aufgegeben. Ich habe alles gefunden. Nur so kann man Jesu Dienst ausüben.“
Der Kampf um die Krone und die Erinnerung an Jesus
Wenn jemand kämpft, wird er doch nicht gekrönt, wenn er nicht recht kämpft.
Nächster Befehl: Vergiss Jesus nicht. Kann man Jesus überhaupt vergessen? Vergiss Jesus nicht. Halte Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist, im Gedächtnis. Natürlich kann man ihn vergessen, wenn man nur noch die Schwierigkeiten sieht, wenn man nur noch in den Nachrichtensendungen hört, welche Gefahren jetzt drohen. Dann drehen Missionare durch. Wenn man nur noch sieht, wie viel Misserfolg man in der Arbeit hat – alles, was wir sehen, spricht dagegen, als ob unsere Sendung überhaupt noch einen Sinn hätte.
Ich gebe auf, frustriert. Timotheus, halte Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist, im Gedächtnis. Ja, wie? Denkt doch an die ersten Zeugen der Auferstehung. Da wurden sie froh, weil sie den Herrn sahen. Vorher hatten sie sich aus Furcht eingeschlossen, und dann trat Jesus mitten unter sie.
Du musst doch dauernd die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus haben, sonst kannst du nicht mein Diener sein. Es geschieht doch nicht durch deine Kraft, durch deine Macht oder durch dein Können. Noch nie in der ganzen Geschichte der Christen hat ein noch so frommer Christ durch seine guten Worte oder durch seine guten Methoden jemanden bekehren können. Es hat nur immer Jesus durch seinen Geist tun können. Wir waren immer nur Werkzeuge. Halte Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist, im Gedächtnis.
Die Motivation der Pioniere und das Vertrauen auf Gottes Führung
Jetzt muss ich wieder an diese Pioniere der Missionsgeschichte denken, die gesagt haben, dass gerade die schwierigsten Länder die richtigen sind. Die Todesnachricht kann uns nicht aufhalten. Wenn Jesus auferstanden ist, dann gibt es für mich kein Unmöglich. Jesus hat sich dazu gestellt und sich dazu bekannt. Auch Widerstände von Menschen waren für den auferstandenen Jesus nie ein Hindernis. Wenn er die Todesmacht zerbrochen hat, dann will er von uns, dass wir mit seiner Kraft rechnen.
Ganz am Anfang der Missionsbewegung stand Graf Zinzendorf, geboren 1700 – das kann man sich leicht merken wegen der zwei Nullen – und gestorben 1760. Er kam aus einem guten Haus: Sein Vater war Minister, der Stiefvater Generalfeldmarschall. Die Großmutter versorgte ihn, und er war fortwährend von Dienerschaft umgeben. Bis zum sechsten Lebensjahr wurde er nur in der Sänfte getragen. Er konnte zeitlebens nie richtig gehen. Umgeben war er von Geld, Wohlstand und Pracht.
Ihm stand der direkte Weg zum Kaiser in Europa offen, als Reichsgraf. Als er sein Abitur hatte, bezahlte ihm die Großmutter eine Kavaliersreise – eineinhalb Jahre mit der eigenen Kutsche und Dienerschaft – nach Paris. Auf dieser Reise machte Zinzendorf einen Umweg über Düsseldorf und besuchte die Gemäldegalerie. Dort sah er das Bild von Domenico Feti: den gekreuzigten, dorngekrönten Jesus. Er kannte die Geschichte nur halb, darum ist Vorsicht geboten.
Unter dem Bild, das heute in Würzburg hängt, steht: „Das tat ich für dich, was tust du für mich?“ Alle sagen, hier habe sich Zinzendorf bekehrt. Dabei war er schon seit Kindheit ein Jesus ergebener Mann. Ganz früh schrieb er in sein Tagebuch: „Wer dieses Bild sah, dem schoss das Blut in die Adern, und ich bat meinen Heiland, dass er mich notfalls auch mit Gewalt in sein Leiden hineinreiße.“ Ein achtzehnjähriger junger Mann betet also, dass Jesus ihn ins Leiden hineinreißt – und genau das geschah.
Er wurde verstoßen, wurde Flüchtling. Doch er war ein Mann, der sagte, als er seine Missionsboten, die Mährischen Brüder von Herrnhut, aussandte: Die schwierigsten Plätze wie Labrador, Grönland, Eskimos, China, die entferntesten Stämme in Sibirien – wenn Jesus auferstanden ist, dann möchte ich dort die Leute hinschicken. Immer mit dem Gedanken: Jesus Christus ist auferstanden von den Toten.
So waren dann die Leute, die er gesandt hat: Einer in Herrnhut war so arm, dass er barfuß lief und keine Schuhe hatte. Man fragte ihn: „Würdest du auch in die Mission gehen?“ Er antwortete: „Wenn mir jemand ein Paar Schuhe kauft, dann werde ich morgen gehen.“ Nach Labrador, wo es so kalt war, brauchte er Schuhe, sonst hätte er es nicht gewollt.
Die Botschaft lautet: Kümmer dich nicht um materielle Dinge. Wenn der Herr dich sendet, dann sind die Türen offen, damit Jesus sein Reich baut – auch heute.
Die Freude am Fortschreiten des Evangeliums trotz persönlicher Einschränkungen
Und nun darf Paulus Timotheus ausrüsten. Es kommt oft vor, dass Gott anders handelt, als wir es planen. Er nimmt uns beiseite und sendet jemand anderen. Paulus aber sagt: Ich freue mich, dass Gottes Wort vorangeht. Das ist das Wichtigste in der Mission – das Evangelium verbreitet sich.
Wenn man Paulus im Philipperbrief fragt, wie es ihm geht, obwohl er inhaftiert war, antwortet er, dass es dem Evangelium gut geht. Das Evangelium läuft. Seine persönlichen Angelegenheiten stellte er ganz zurück. Sie waren nicht wichtig, solange nur etwas für die Sache Jesu geschieht. Und das ist ein Geheimnis, das wir gerade in den verschlossenen Ländern erleben.
Über viele Jahre hinweg war es im Osten schwierig, durch den eisernen Vorhang hindurch Bibeln zu schmuggeln. Es war eine besondere Zeit, in der man erlebt hat, wie das Wort Gottes sich ausbreitete. Heute, wo die Grenzen offen sind, hat man fast Heimweh nach jener Zeit, in der alles so sehr auf das Evangelium konzentriert war. Das Evangelium läuft.
Ich lese dazu gerne die Apostelgeschichte. Dort sieht man, wie die Verkündiger kaum von sich selbst sprechen. Es heißt immer nur, das Wort wurde mächtig, das Wort breitete sich aus, oder sie wurden dem Wort gehorsam. Das müssen wir heute wieder lernen.
Ich halte die größte Gefahr für die Missionsarbeit in der Bibelkritik und in der Zerstörung des Vertrauens in das Wort Gottes. Ich habe mein Studium in Tübingen und Heidelberg absolviert und weiß, wovon ich spreche. Liebe Schwestern und Brüder, man kann auch auf andere Weise das Vertrauen in die Bibel zerstören.
Das Wort Gottes ist in sich so autoritär, so mächtig und hat eine solche Kraft. Jesus hat es mit dem Gleichnis von der still wachsenden Saat beschrieben: Man muss nur den Samen auf die Erde werfen und dann „Lass das geschehen“. Die Frucht wird wachsen.
Der, der den Samen ausgesät hat, legt sich schlafen, steht wieder auf und kümmert sich nicht weiter darum. Und dann, plötzlich, kommt die Ernte. Es kann sein, dass du das Ergebnis gar nicht mehr erlebst.
Die zentrale Bedeutung des Wortes Gottes im Missionsdienst
Der wichtigste Dienst, den wir in unseren Gemeinden hier und in unseren missionarischen Gesprächen in unserem Land tun können, ist, dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes verbreitet wird. Dieses mächtige Wort ist, wie am ersten Abend gesagt wurde, das einzige Werkzeug, das der Heilige Geist hat, um Wiedergeburt zu bewirken.
Das Wort Gottes breitet sich aus, und genau das ist notwendig, um den geistlichen Hunger in unserem Land und in der Welt zu stillen. Wenn nur das Wort Gottes wirkt, dann ist es umso wichtiger, dass wir Bibelschulen und Bibelkreise haben.
Die wichtigsten Kreise in lebendigen Gemeinden sind jene, in denen wirklich mit dem Wort Gottes gearbeitet wird. Dort lässt man das Wort Gottes auf sich wirken und trägt es weiter.
Die Gewissheit der Auferstehung und die Aufforderung zur Treue
Und noch das Letzte: Das ist gewisslich wahr, das Sechste: Das ist gewisslich wahr. Es ist ein herrlicher Vers, ein Kettenvers, ein Lied.
Sterben wir? Ja, das wäre ja furchtbar, wenn wir sterben. Aber Paulus sagt: Wir werden mit Jesus leben, selbst wenn uns das Leben genommen wird. Was soll denn noch geschehen seit der Auferstehung Jesu? Es kann ja nichts mehr geschehen. Wir werden mit Jesus leben.
Ist euch dies immer bewusst? Wenn der Herr mich heute heimholt, bin ich zu beneiden. Ich darf meinen Herrn schauen von Angesicht zu Angesicht. Jeder, der im Glauben steht und heimgeholt wird, stirbt. Es ist doch eine Beförderung. Die Afrikaner sagen: "He was promoted to glory" – er ist verlobt worden.
Für die Zurückbleibenden ist es immer schwierig. Also sollten wir gar nicht so viel tun, aber wir haben in dieser Welt noch etwas zu arbeiten. Darum wollen wir treu dabeibleiben. Dulden wir, so werden wir mitherrschen, auch das, was wir an Nachteilen ertragen müssen.
Und jetzt kommt ein Vers, der fast eigentlich gar nicht passt: Sind wir verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen. Da liegt ein heiliger Ernst darauf. Wenn wir Jesus verleugnen, dann wird uns Jesus auch verleugnen.
Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
Auch bei uns ist die Würde und unser Heilstand wichtig, sonst gehen wir verloren, wenn wir Jesus nicht klar bekennen. Auch in dieser Zeit, wo es nicht mehr klar ist in unseren Gemeinden, wer Jesus ist: der Heiland und der Erlöser, der Todesüberwinder und der Retter, dass es kein anderes Heil gibt.
Ich kenne Missionsgesellschaften, die nicht zu einer evangelikalen Mission gehören, wo man bis zum Präsidenten hinein lehrt, alle Religionen führen zu Gott. Da müssen wir hinstehen und sagen: Es gibt kein anderes Heil als allein in Jesus. Das Bekenntnis wird von uns gefordert in einer Zeit der Lauheit, der Trägheit, der Verwirrung der Wahrheit und der Verfälschung der Wahrheit.
Wenn wir ihn verleugnen, dann wird er uns verleugnen. Aber ein großer Trost ist: Wenn wir untreu sind – ach, leider sind wir so wenig treu in unserer Nachfolge – kann er dich nicht verleugnen.
Herrlich, dass er uns durchträgt und dass wir im Missionsdienst und im Dienst für Jesus, auch im Gemeindedienst oder in der Jugendarbeit oder wo ihr gebraucht werdet, von seiner Treue getragen werden. Dass der gute Hirte uns in seine Hand nimmt und dass uns niemand und nichts aus seiner Hand reißen kann.
Bloß wenn wir ihn verleugnen, davor bewahre uns die Gnade Jesu.