Mit 75 Jahren folgte Abraham dem Ruf Gottes und zog in ein ihm fremdes, unbekanntes Land. Damals galt 75 Jahre noch nicht als hohes Alter, denn Abraham hatte noch etwa hundert Jahre vor sich. Er starb ungefähr mit 175 Jahren.
Gott hatte Abraham einiges versprochen. Die beiden großen Verheißungen waren, dass aus seiner Nachkommenschaft ein großes und einflussreiches Volk entstehen würde und dass seine Nachkommen ein fruchtbares, großes Land erhalten würden.
Einführung in die Abraham-Serie und Gottes Verheißungen
Abraham wurde, wie wir in den ersten Predigten dieser Serie erfahren haben, zum Repräsentanten des Schöpfers auf dieser Erde. Die ersten Predigten dieser Serie fanden Anfang des Jahres statt. Ursprünglich war die Serie als vierteilige Reihe geplant, doch ich füge jetzt noch zwei weitere Predigten hinzu. Damit wird die Serie nun sechsteilig.
Ich kann euch auch verraten, warum ich das mache: Im November werde ich in Königswalde eine Bibelwoche mit dem Thema „retender Glaube“ durchführen. Dabei geht es um Abraham, und es sind sechs Vorträge an sechs Abenden geplant. Deshalb ergänze ich die Serie um zwei wichtige Abschnitte im Leben Abrahams.
Heute schauen wir uns Kapitel 15 an, das meiner Meinung nach eines der wichtigsten Kapitel in der Bibel ist. Beim nächsten Mal betrachten wir dann Kapitel 22, die Opferung von Isaak. Ihr könnt die Predigten auch nachhören, denn wir haben jetzt einen Podcast. Für die ersten Predigten müsst ihr allerdings etwas weiter zurückgehen.
Wie bereits erwähnt, wurde Abraham zum Repräsentanten des Schöpfers auf dieser Erde berufen. Gott sagte zu ihm: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“
Durch den Nachkommen Abrahams, was im Verlauf des Buches Genesis deutlich wird, wird nicht nur das spätere jüdische Volk gesegnet sein, das von Abraham abstammt, sondern alle Menschen werden gesegnet sein. Über diesen Nachkommen werden wir im letzten Teil dieser Serie noch mehr hören. Ein großes Versprechen.
Die frühen Herausforderungen und Gottes Zusagen
In den ersten Jahren schien die Erfüllung der Versprechen Gottes noch in weiter Ferne zu liegen. Abraham konnte nicht einmal im Land Kanaan bleiben, in das ihn Gott geführt hatte und das ihm versprochen war. Aufgrund einer Hungersnot musste er nach Ägypten ausweichen, der damaligen Kornkammer des Nahen Ostens. Dort konnte er mit seiner Familie und seinen Viehherden überleben.
Zurück in Kanaan wurde der Platz für Abraham und seinen Neffen Lot zu knapp. Die Leute und Knechte beider Seiten gerieten in Streit, sodass sie sich trennen mussten. Zwischendurch bestätigte Gott Abraham erneut, dass er ihm das Land geben und eine große Nachkommenschaft schenken würde.
Ein weiteres Ereignis zeigt, wie stark Abraham war: Er rettete seinen Neffen, der als Kriegsgefangener verschleppt worden war. Mit seinen Leuten verfolgte er das feindliche Heer, überwältigte es und befreite seinen Neffen. Man sieht hier, dass Abraham praktisch über eine Armee verfügte, die er gezielt einsetzen konnte.
Mittlerweile waren etwa zehn Jahre vergangen. Abraham war fünfundachtzig Jahre alt, und es gab keine Anzeichen dafür, dass er einen Sohn bekommen würde – zumal seine Frau Sarai unfruchtbar war. Wie sollte das funktionieren? Zudem besaß er nach zehn Jahren noch keinen einzigen Quadratmeter Land in Kanaan. Er war immer noch als Fremder unterwegs und auf die Gunst der Bewohner angewiesen.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Man kann sich vorstellen, wie es wäre, wenn jemand einem vor zehn Jahren ein Versprechen gemacht hätte, zum Beispiel: „Ich kaufe dir ein Glas“, und man bekommt es nach zehn Jahren immer noch nicht. Das mag banal klingen, aber man würde wohl denken, dass das Glas nie kommen wird.
Es erstaunt daher nicht, dass in Abraham Zweifel aufkamen. Würde Gott seine Versprechen erfüllen? Wann und wie würde er ihm Kinder schenken, damit die Grundlage für ein Volk gelegt werden kann? Würde ihm das Land tatsächlich gehören? Diese Fragen müssen Abraham sehr beschäftigt haben.
In den letzten zehn Jahren war jedenfalls nichts geschehen, was die Hoffnung auf die Erfüllung der Versprechen gestärkt hätte – im Gegenteil. Gott kannte Abrahams Gemütszustand und die quälenden Fragen, die ihn beschäftigten. So begegnete er Abraham – und das geschah folgendermaßen.
Gottes Zuspruch und das Gespräch mit Abraham
Nach diesen Geschichten, die ich euch eben erzählt habe, nach diesen zehn Jahren, geschah es, dass zu Abraham das Wort des Herrn kam. Er erschien ihm und sprach: „Fürchte dich nicht, Abraham! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“
Abraham antwortete dem Herrn: „Was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und mein Knecht Elieser von Damaskus wird mein Haus besitzen.“ Er sagte weiter: „Mir hast du keine Nachkommen gegeben, und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein.“
Wir sehen hier eine Wiederholung, die zeigt, wie tief diese Sorge in ihm saß. Im Hebräischen ist es üblich, dass Wiederholungen etwas besonders betonen. Das bedeutet, dass ihn dieses Thema zutiefst beschäftigte.
Da sprach der Herr zu ihm: „Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der, der von deinem eigenen Leib kommen wird, der soll dein Erbe sein.“ Dann befahl er ihm hinauszugehen und sagte: „Sieh den Himmel an und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?“ Er fügte hinzu: „So zahlreich sollen deine Nachkommen sein.“
Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Der Herr sprach zu ihm: „Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, damit ich dir dieses Land zum Besitz gebe.“
Abraham fragte daraufhin: „Herr, woran soll ich merken, dass ich es besitzen werde? Bis jetzt gehört mir noch nicht einmal ein Quadratzentimeter davon.“
Da sagte der Herr zu ihm: „Bring mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine andere Taube.“
Abraham brachte ihm all diese Tiere und zerteilte sie in der Mitte. Er legte jeweils einen Teil dem anderen gegenüber, doch die Vögel zerteilte er nicht.
Dann stießen Raubvögel herab auf die Stücke, aber Abraham scheuchte sie davon.
Die Bundesschließung und die Verheißung der Zukunft
Als nun die Sonne unterging, fiel Abraham in einen tiefen Schlaf. Siehe, Schrecken und große Finsternis überfielen ihn.
Da sprach der Herr zu Abraham: „Das sollst du wissen, dass deine Nachkommen Fremdlinge sein werden in einem Land, das nicht das ihre ist. Dort wird man sie zu dienen zwingen und unterdrücken – vierhundert Jahre lang. Aber ich will das Volk richten, dem sie dienen müssen. Danach werden sie mit großem Gut ausziehen.
Du selbst sollst zu deinen Vätern fahren, in Frieden und in gutem Alter begraben werden. Deine Nachkommen aber sollen erst nach vier Menschenaltern wieder hierher zurückkehren, denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll.“
Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da war ein rauchender Ofen, und eine brennende Fackel fuhr zwischen den Stücken hindurch.
An diesem Tag schloss der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: „Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat, mit den Kenitern, Kenasitern, Kadmonitern, Hethitern, Perisitern, Rephaitern, Amoriten, Kananitern, Girgaschitern und Jebusitern.“
Die Bedeutung der göttlichen Erscheinung und die offene Klage Abrahams
Gott sprach in einer Erscheinung mit Abraham. Es hilft uns wenig, uns Gedanken darüber zu machen, in welcher Art und Weise diese Erscheinung Gottes war. Wir können es uns ohnehin nicht vorstellen. Wichtig ist, zu wissen, dass Abraham genau wusste, dass Gott mit ihm sprach. Denn es war bereits das dritte Mal, dass Gott mit Abraham gesprochen hatte.
Gott eröffnete sein Gespräch mit einer Ermutigung: „Fürchte dich nicht, Abraham, ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“ Abraham hätte sich über diesen freundlichen Zuspruch freuen können. Immerhin sprach Gott mit ihm, und was er ihm sagte, war nur positiv. Er solle sich nicht fürchten, Gott werde ihn beschützen und ihn mit einem großen Lohn belohnen.
Anbetend hätte Abraham vor Glück niederfallen können, denn offensichtlich hielt Gott immer noch zu ihm. Doch es kamen keine Glücksgefühle auf. Stattdessen platzte Abraham mit seiner nagenden und quälenden Frage heraus, die ihn seit Monaten, wenn nicht Jahren, beschäftigte: „Herr, was willst du mir geben? Wo ist der Lohn, bitte? Ich habe noch keinen Zahltag bekommen. Ich habe nur dein Versprechen gehört und nichts, nichts, nichts gesehen.“
Er fuhr fort: „Wie sieht dieser Lohn denn wirklich aus? Bis jetzt habe ich noch nichts davon gesehen. Meine Frau ist immer noch unfruchtbar. Meinen ganzen Besitz werde ich einem meiner Knechte hinterlassen müssen. Du hast mir keine Nachkommen gegeben, und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein. Was für eine Katastrophe!“
Die Bedeutung der Nachkommenschaft und das Vertrauen Abrahams
Wir sind es gewohnt, für unser Leben zu sorgen. Uns ist wichtig, dass es uns gut geht. Was danach kommt, soll die nächste Generation regeln. So denken heute viele, wenn auch nicht alle, zumindest tendenziell.
Zur Zeit Abrahams lebten die Menschen jedoch für die nächste Generation. Sie lebten im Bewusstsein, dass sie sozusagen in der nächsten Generation weiterleben. Es war nicht so entscheidend, ob ich heute etwas bekomme, sondern die Frage lautete: Bekommt das meine Nachkommenschaft? Wenn keine Nachkommenschaft vorhanden war, war alles zu Ende.
Das war für Abraham eine unerträgliche Perspektive. Doch Gott beruhigte ihn. Er forderte Abraham auf, sein Zelt zu verlassen und die Sterne am Himmel zu zählen. Wer das schon einmal versucht hat – ich kann mir vorstellen, dass Johannes das schon einmal versucht hat – wird schnell merken, dass man die Sterne nicht zählen kann. Es sind zu viele. Man weiß nicht einmal mehr, ob man schon zehn gezählt hat oder nicht.
Gott sagt zu Abraham: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein. Deine Nachkommenschaft wird unzählbar groß sein. Die Reaktion Abrahams ist erstaunlich. Obwohl er wusste, dass seine Frau unfruchtbar war, vertraute er Gott. Abraham glaubte oder vertraute dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.
Er vertraute Gott, ohne irgendeine Idee zu haben, wie Gott dieses Versprechen erfüllen würde. Damit ist Abraham bis heute das große und unüberbietbare Vorbild für echten, rettenden Glauben. Es ist nicht der Glaube, der erst glaubt: „Ich glaube, Herr, wenn du das getan hast“, sondern ein Glaube, der vertraut, wenn er weiß, was Gott versprochen hat.
Dieses tiefe Vertrauen in Gott wird im Neuen Testament beschrieben. Es ist der Glaube, eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Das ist Glaube.
Die zweite Frage Abrahams und Gottes Einladung zum Bundesschluss
Nun war die erste Frage beantwortet, und Abraham war sich sicher, dass Gott sein Versprechen erfüllen würde. Doch da nagte noch eine zweite Frage an ihm, die Gott nun auch ansprach: „Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, damit ich dir dieses Land zum Besitz gebe.“
Nochmals traf Gott genau ins Schwarze, sozusagen voll in Abrams offene Wunde. Dieser reagierte prompt: „Herr, woran soll ich merken, dass ich es besitzen werde? Seit zehn Jahren ziehe ich umher, kein einziger Quadratmeter in diesem Land ist mein Eigentum. Ich bin immer noch auf die Gunst der Bewohner angewiesen. Wie soll ich merken, dass ich dieses Land einmal besitzen werde?“
Das ist ein sehr interessantes Gespräch, das Gott hier mit Abraham führt. Gott kennt die inneren Nöte Abrams und gibt ihm die Gelegenheit, seinen Frust in Worte zu fassen. Gott hat gar nicht erwartet, dass Abraham ihn lobt oder sagt: „Ja, ich finde es toll, dass du mein großer Lohn bist.“ Genau darum wollte Gott hören, was diesen Mann wirklich umtreibt. Er soll ihm das ehrlich sagen.
Offensichtlich wollte Gott kein frommes Blabla hören, sondern von Abraham erfahren, was ihn wirklich quält. Gott liebt es, wenn wir ihm gegenüber unser Herz öffnen. In diesem Gespräch sehen wir, was wir auch im Psalm 62 lesen: „Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus! Gott ist unsere Zuversicht.“
Das ist eine ausgezeichnete Beschreibung für das Gebet, das Gespräch mit Gott. Wir schütten unser Herz vor ihm aus. Wir formulieren keine wohlfeilen Floskeln, sondern öffnen unser Herz.
Peter sagt das im Neuen Testament so: „Beugt euch also unter die starke Hand Gottes, dann wird er euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Respektiert Gott, vergesst nicht, wie stark er ist. In diesem Wissen und in dieser Haltung könnt ihr ihm alle eure Sorgen geben. Legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch.“
Wir müssen Gott keine heile Welt vorspielen, sondern können und sollen ihm sagen, was uns beschäftigt und quält – unsere Freuden und Leiden. Dieses Gespräch, das Gott hier mit Abraham führt, zeigt das exemplarisch.
Das Ritual der Bundesschließung und seine Bedeutung
Nun zeigte Gott Abraham, wie ernst ihm seine Versprechen sind und dass Abraham sich hundertprozentig darauf verlassen kann, dass Gott sie erfüllen wird. Er forderte Abraham auf: Bring mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine andere Taube.
Weitere Erklärungen benötigte Abraham nicht, denn er wusste sofort, was zu tun war. Die Vorgehensweise, eine verbindliche Abmachung zu besiegeln oder einen Vertrag zu schließen, war in der damaligen Welt weit verbreitet.
Also brachte Abraham die Tiere, die Gott ihm genannt hatte. Er musste sie zerteilen und einander gegenüberlegen: eine Kuh, dann eine Ziege, die in die andere Richtung schaute, und dann einen Widder. Das war etwas näher beieinander. Dann kamen noch die beiden Tauben dazu: eine normale Taube und hoffentlich eine Turteltaube.
Was sehen wir jetzt? Wir sehen, dass es einen Durchgang gab, der durch die Teilung der Tiere entstand. Normalerweise, wenn man einen Vertrag machte, liefen die Vertragspartner nebeneinander durch diesen Korridor hindurch. Damit bezeugten sie, dass sie entschlossen sind, den Vertrag einzuhalten, den sie miteinander abgemacht hatten.
Wenn einer von beiden vertragsbrüchig wurde, dann würde ihm das geschehen, was mit diesen Tieren geschehen war: Er müsste zerteilt werden, er müsste sterben. Das ist der Hintergrund dieser Handlung.
So schloss das Volk Israel einmal mit Gott einen Bund auf diese Art. Doch sie hielten sich nicht daran. Daraufhin ließ Gott durch den Propheten Jeremia ausrichten: „Ich will die Leute, die meinen Bund übertreten und die Worte des Bundes nicht halten, den sie von mir geschlossen haben, so zurichten, wie das Kalb, das sie in zwei Stücke geteilt haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgegangen sind.“
Es ist genau dasselbe Vorgehen. Sie hatten mit Gott eine Vereinbarung gemacht, ein Tier geteilt, sind hindurchgelaufen und haben Gott gesagt: So sicher, so bestimmt sind wir bereit, das einzuhalten, was wir mit dir abgemacht haben. Und doch haben sie es nicht getan. Gott spricht hier diese Praxis an.
Die düstere Zukunft und Gottes Garantie für das Versprechen
Abraham konnte also ahnen, was Gott vorhaben könnte. Gott machte das nun folgendermaßen: Er versetzte Abraham in einen tiefen Schlaf und kündigte ihm die düstere Zukunft an. Seine Nachkommen würden in einem anderen Land vierhundert Jahre lang unterdrückt werden. Das geschah dann in Ägypten.
Gott würde sie aus diesem Land befreien, aus Ägypten herausholen und ihnen das Land bringen, das er Abraham versprochen hatte. Damit war auch klar, dass Abraham Zeit seines Lebens das Land nicht besitzen würde, sondern seine Nachkommenschaft es erhalten würde. Gott sagte ihm: „Und du sollst zu deinen Vätern fahren in Frieden und in gutem Alter begraben werden.“ Wie? In gutem Alter begraben werden.
Dann geschah etwas ganz Außerordentliches. Als die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da war ein rauchender Ofen und eine brennende Fackel, die zwischen den Stücken hindurchfuhr. Abraham befand sich außerhalb dieses Ganges. Was durch diesen Gang hindurchging, war eine Fackel mit Feuer, die zwischen den Teilen hindurchfuhr.
Feuer ist oft ein Symbol für die Heiligkeit und Gegenwart Gottes, so zum Beispiel bei Mose. Der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch, und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Wir können davon ausgehen, dass diese brennende Fackel, die durch diesen Gang fuhr, symbolisch für Gott steht.
So versicherte Gott Abraham, dass er allein die Einhaltung seines Versprechens garantiert. Das ist das Entscheidende, was hier geschieht. Hätte Gott mit Abraham eine gegenseitige Verpflichtung treffen wollen, dann hätte er ihn aufgefordert, nicht nur dort zu bleiben, sondern auch durch diesen Korridor hindurchzugehen. Aber das war nicht der Fall. Gott allein ging durch diesen Korridor hindurch. Er allein verbürgt, dass das Versprechen eingehalten wird.
Gott zeigte Abraham, dass er allein garantiert, die Versprechen, die er ihm gegeben hat, zu erfüllen. Würde er das nicht tun, dann würde mit ihm geschehen, was mit den Tieren geschah: Er müsste geteilt werden, er müsste sterben. Damit hatte Gott Abraham eine Art Blankoscheck ausgestellt. Gott allein verbürgt die Erfüllung seiner Versprechen, sozusagen unabhängig von Abraham.
Anders gesagt: Gott hat Abraham gesagt, dass das, was er ihm versprochen hatte, ein reines Geschenk ist, ohne Gegenleistung. Es ist nicht so, dass Abraham Gott etwas gegeben hat und Gott ihm deshalb etwas schenkt. Nein, es ist ein einzigartiges Geschenk, ein reines Geschenk, das kein Gegengeschenk erwartet.
Gott macht Abraham ein bedingungsloses Geschenk. Genau das greift später Paulus auf, wenn er schreibt: „Wenn das Erbe auch durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben oder durch ein Versprechen gegeben. Gott aber hat es Abraham durch Verheißung frei geschenkt.“ Es ist ein freies Geschenk.
Wenn wir durch die Einhaltung bestimmter Regeln, damit meint Paulus das Gesetz vom Sinai, die zehn Gebote und die Reinheitsgesetze, das Erbe hätten verdienen müssen, dann wäre es kein Geschenk mehr. Dann wäre es kein Versprechen im eigentlichen Sinn. Wir müssten uns selbst retten, und das könnte kein Mensch schaffen. Denn man müsste jedes Gesetz einhalten und dürfte nie eines verletzen.
So sagte Jakobus einmal zu den Christen: „Wer das ganze Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, macht sich damit am ganzen Gesetz mit allen seinen Geboten schuldig.“ Es ist also unmöglich, durch das Gesetz gerettet zu werden.
Die Rettung, dass wir uns mit Gott versöhnen können und in den Himmel kommen, ist ein reines Geschenk vonseiten Gottes bis heute. Paulus schreibt: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“
Ein reines Geschenk – übrigens ein hervorragender Text, den ihr heute im Lobpreisteam gelesen habt. Besser könnte er gar nicht passen, weil er genau das aussagt: Es ist ein reines Geschenk. Diese Erlösung durch Jesus Christus hat ihren Ursprung hier in diesem Versprechen Gottes, das Gott Abraham gegeben hatte. Denn Jesus ist der Nachkomme, durch den alle Menschen gesegnet werden.
So erinnert Paulus daran: Wie war es denn bei Abraham? „Abraham“, so heißt es in der Schrift, „glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.“ Glaube ist eben kein Gesetz, das wir einhalten müssen. Glaube ist eine Kapitulation vor Gott. Wir entschließen uns, Gott ganz und gar zu vertrauen, auch wenn wir nicht alles schon sehen können, was er uns versprochen hat.
Wenn wir das tun, dann werden wir auch gerecht – das heißt so viel wie gerettet. So sind wir durch den Glauben Kinder Abrahams.
Die Bedeutung des Bundes für die Rettung und das Leben heute
Paulus fährt weiter fort: Daran müsst ihr doch erkennen, wer Abrahams Söhne und Töchter sind. Es sind die Menschen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. Wir haben dasselbe Vertrauen in Gott, wie es Abraham hatte. Gott gab Abraham dieses Versprechen und garantiert dessen Einhaltung.
Von diesem Tag an können wir durch die ganze Bibel beobachten, dass sich Gott an seine Versprechen erinnert. Jedes Mal, wenn er sich über das Volk Israel erbarmt, nachdem es gesündigt hatte, denkt Gott nicht an die zehn Gebote. Sondern an den Bund, an das Versprechen, das er Abraham gegeben hat und das später an Isaak und Jakob weitergegeben wurde.
Ein Beispiel aus der Königszeit könnte ich viele anführen: Der Herr meinte es gut mit Israel und hatte Erbarmen mit ihm. Er half den Leuten von Israel, weil er an den Bund dachte, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Er wollte sie nicht vernichten, denn bis dahin hatte er noch nicht endgültig mit ihnen gebrochen.
Also denkt Gott an dieses Versprechen. Er hält es ein und garantiert es. Das ist der Bund, den er hier mit Abraham gemacht hatte. Dieses Versprechen an Abraham ist auch die Grundlage unserer Rettung.
Paulus schreibt: Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Abrahams Nachkommen und bekommt das Erbe, das Gott Abraham versprochen hat. Denn Christus ist der Nachkomme Abrahams, durch den alle Menschen gesegnet werden (Galater 3,29).
Heute ist es so: Wenn Menschen zum Glauben kommen, dann denkt Gott an das, was Jesus für uns am Kreuz getan hat. Dort hat Jesus alles für uns getan – alles. Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, was der Anteil des Menschen und was der Anteil Gottes an der Rettung ist. Es gibt jedoch nur einen Anteil an der Rettung: den von Gott allein. Unser Glaube ist lediglich die Kapitulation.
Gott allein garantiert unsere Rettung. Das zeigt Gott mit seinem Bund, den er mit Abraham schloss. Aufgrund dieses Bundes sandte er seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt, damit er unsere Schuld auf sich nimmt. Alles, was für unsere Rettung nötig ist, hat Gott selbst getan – ohne Zutun unsererseits.
Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn gab, ihn für uns hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht (Johannes 3,16).
Wäre Jesus nicht für unsere Schuld gestorben und hätte er nicht alles getan, was nötig ist, damit wir gerettet werden, wäre es bedeutungslos, wenn wir uns jeden Tag mehrmals bekehren würden. Es wäre einfach eine fromme religiöse Handlung, die keine Auswirkung auf unser Leben und auch nicht auf das Leben nach dem Tod hätte. Es wäre vielleicht religiös und fromm, aber bedeutungslos.
Doch weil Jesus alles für uns getan hat, werden wir für Zeit und Ewigkeit gerettet. Es ist ein reines Geschenk, wenn wir ihm unser Vertrauen schenken.
Abschlussgebet und Danksagung
Deshalb schreibt der Apostel Paulus den Christen in Rom: Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Das ist das Entscheidende.
Aber nicht das Bekenntnis allein ist die Rettung. Die Rettung beruht darauf, dass Gott sein Versprechen gegeben hat und Jesus für uns gestorben ist. Wenn wir vor ihm kapitulieren und ihm vertrauen, wird diese Rettung in unserem Leben wirksam.
Es ist immer ein reines, volles Geschenk Gottes.
Ich bete mit uns: Ich möchte dir danken, Vater, für dieses großartige Geschenk, das du uns gegeben hast. Du hast ein Versprechen abgegeben, das unabhängig von uns Menschen erfüllt werden sollte. Du hast es auch getan.
Wir wissen außerdem, dass das Erbe, das du Abraham versprochen hast und das noch aussteht, ebenfalls noch kommen wird. Denn was du versprichst, wirst du einhalten. Das hast du garantiert.
Das hast du Abraham sehr deutlich vor Augen geführt mit dem Ritual, bei dem du allein durch den Gang zwischen den Tieren gegangen bist.
Wir danken dir und beten dich an. Amen.