Liebe Brüder und Schwestern, liebe Freunde und Gäste!
Der Kirchenvater Augustin hat vor sechzehnhundert Jahren folgenden Satz gesagt: Wer Gott sucht, der findet Freude. Wer Gott sucht, der findet Freude.
Ich möchte uns nun etwas vorlesen über einen Menschen, der Gott gesucht hat und Freude gefunden hat. Die Geschichte stammt aus dem Neuen Testament, aus der Apostelgeschichte, Kapitel 8, ab Vers 26.
Wir nennen diesen Abschnitt "Der Kämmerer aus dem Morgenland". Es gibt ja auch heute noch Kämmerer, zum Beispiel Stadtkämmerer, oder in manchen Ländern Kämmerer als Amtspersonen. So war es auch damals. Dieser Kämmerer war Finanzminister, wie wir heute sagen würden, von dem Land Äthiopien. Er hat sich aufgemacht, um Gott zu suchen.
Der Ruf zum Dienst und die Begegnung mit dem Kämmerer
Ein Engel des Herrn sprach zu Philippus: Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser Weg ist öde. Philippus stand auf und ging.
Siehe, ein Äthiopier, ein Kämmerer, ein hoher Beamter oder Minister der Kandake, der Königin der Äthiopier, der über ihren ganzen Schatz gesetzt war, war gekommen, um in Jerusalem anzubeten. Er war auf der Rückkehr und saß auf seinem Wagen, während er den Propheten Jesaja las.
Der Geist sprach zu Philippus: Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an. Philippus lief herbei, hörte ihn den Propheten Jesaja lesen und fragte: Verstehst du auch, was du liest? Der Äthiopier antwortete: Wie könnte ich das, wenn mich nicht jemand anleitet? Er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.
Die Stelle der Schrift, die er las, lautete: Er wurde wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm, das stumm ist vor seinem Scherer, so tat er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht weggenommen. Wer aber wird sein Geschlecht beschreiben? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.
Der Kämmerer fragte Philippus: Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet dies? Von sich selbst oder von einem anderen? Philippus öffnete seinen Mund, begann bei dieser Schriftstelle und verkündigte ihm das Evangelium von Jesus.
Als sie auf dem Weg weiterzogen, kamen sie an ein Wasser. Der Kämmerer sagte: Siehe, da ist Wasser! Was hindert mich, getauft zu werden? Er befahl, den Wagen anzuhalten. Beide stiegen ins Wasser hinab – Philippus und der Kämmerer – und Philippus taufte ihn.
Nachdem sie aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Er zog seinen Weg mit Freude weiter.
Philippus aber wurde an einem anderen Ort angetroffen. Er zog hindurch und verkündigte das Evangelium in allen Städten, bis er nach Caesarea kam.
Soweit diese Begebenheit aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.
Drei Zielgruppen der Botschaft
Wer Gott sucht, findet Freude. Heute möchte ich drei bestimmte Personengruppen ansprechen, die hier unter uns sind.
Zuerst wende ich mich an alle Christen, an alle Brüder und Schwestern, an alle, die Gott bereits gefunden haben.
Als Nächstes spreche ich diejenigen an, die vielleicht ähnlich wie dieser Mann Gott suchen, die aber noch nicht sagen können, dass sie die Freude gefunden haben, Gott zu kennen.
Und schließlich möchte ich als Drittes und Letztes ein Wort an die Täuflinge richten, die hier vorne so brav sitzen.
Philippus als Vorbild für gehorsames Christsein
Zuerst möchte ich mich an die Kinder Gottes, also die Christen unter uns, wenden. Dabei schauen wir uns besonders Philippus an, den Philippus, von dem hier die Rede ist. Es handelt sich nicht um den Jünger Philippus, einen der zwölf Jünger Jesu, der ebenfalls so hieß, sondern um den Diakon Philippus, den späteren Evangelisten.
Er war einer von sieben Männern, die in der Gemeinde in Jerusalem gewählt wurden, um die Tische zu bedienen. Das bedeutet, sie übernahmen sozialdiakonische Arbeit, halfen den Armen und dienten auf diese Weise. Dieser Mann wurde später von Gott zu einem anderen Dienst berufen – nämlich zur Verkündigung des Evangeliums.
Zuerst verrichtete er treu und mit Hingabe seinen diakonischen Dienst. Er half Menschen, deckte Tische, räumte auf und erledigte Arbeiten, die sonst nicht gern gemacht wurden. Doch Gott führte ihn weiter in den Dienst eines Evangelisten.
Philippus ging in die Stadt Samaria, eine große Stadt im damaligen Israel, genauer gesagt in der Provinz Samaria. Die Hauptstadt trug denselben Namen. Dort verkündigte er das Evangelium, und viele Menschen kamen zum Glauben. Es entstand eine richtige Erweckung, eine Aufbruchstimmung. Menschen fragten nach Gott, hörten von Gott und fanden zu Gott. Sie fanden Frieden mit Gott – all das geschah in der Stadt Samaria.
Übrigens gab es auch in unserem Land solche Zeiten, in denen viele Menschen Gott suchten. Zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Schaufenster leer waren und die Kirchen voll. Heute hingegen sind die Schaufenster voll, aber die Kirchen leer.
Dennoch gab es eine Zeit, in der viele Menschen in unserem Land nach Gott suchten. Das mag heute seltener sein, aber auch heute treffe ich immer wieder Menschen, höre von ihnen und lese über sie, die Gott gesucht haben und Freude in ihm gefunden haben. So war es auch in der großen Stadt Samaria.
Gehorsam trotz unerwarteter Wege
Aber jetzt passen Sie auf, was geschah:
Mitten in dieser blühenden Arbeit, in dieser Erweckung in der Stadt Samaria, bekommt Philippus den Auftrag: Geh hin auf die Straße nach Süden, von Jerusalem nach Gaza, in den heutigen Gazastreifen. Dieser Weg ist öde. Gaza war damals zerstört; die Stadt war niedergerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Dort lag alles in Schutt und Asche.
Und ausgerechnet aus dieser blühenden Erweckungsarbeit in Samaria soll Philippus in diese öde Gegend gehen. Die normale Reaktion wäre gewesen: „Ich muss mich doch verhört haben, das kann doch nicht wahr sein. Was soll ich denn da in dieser öden Gegend? Soll ich dort den Schakalen predigen?“ Aber Philippus reagiert anders. Es heißt hier: Er stand auf und ging hin.
Da lesen wir so drüber – das ist gewaltig. Er stand auf und ging hin. Das finde ich ganz großartig. Philippus war verfügbar. Ein Freund von Silvia und mir, von meiner Frau und mir, hat gesagt: Verfügbarkeit ist das Geheimnis aller Brauchbarkeit. Verfügbarkeit bedeutet, sich zur Verfügung zu stellen, wenn Gott ruft, wenn Gott einen Auftrag hat – auch wenn es zunächst seltsam erscheint oder nicht gleich einsichtig ist.
Philippus ging. Er stand auf und ging.
Noch mehr ist mir aufgefallen: Er hat Gottes Stimme überhaupt gehört, obwohl er in so einer tollen Arbeit stand und so beschäftigt war. Da war ein großer Aufbruch. Er hatte alle Hände voll zu tun: Menschen kamen zum Glauben, Menschen mussten weitergeführt werden, getauft werden, betreut werden, anderen das Evangelium gesagt werden. Da war so viel zu tun. Und trotzdem hat er die Stimme Gottes gehört. Das ist für uns Christen vorbildlich. Da können wir nur von diesem Mann lernen.
Ich möchte auch von ihm lernen. Ich möchte auch dann, wenn ich viel beschäftigt bin, wenn ich viel zu tun habe und vielleicht auch offene Türen hier und da sehe, großartige Gelegenheiten, trotzdem auf Gott hören, was jetzt vielleicht dran ist von ihm.
Philippus hatte also eine ständige Verbindung nach oben, und er war gehorsam. Er stand auf und ging hin. Wir hören keine Widerrede: „Herr, was machst du? Hier kann ich Hunderten predigen, und du schickst mich in die Wüste?“ Philippus war ein Mensch wie wir. Glaubt ihr, er hätte diesen Weg gleich verstanden? Ganz sicher nicht. Aber er ging.
Hier sehen wir, was es heißt, voll Geistes zu sein. Denn das wurde über Philippus gesagt, als er ausgesucht wurde, an den Tischen zu dienen, also den Frauen Essen zu bringen, den Witwen. Da wurde von ihm gesagt, er war einer der Männer, die voll Geistes waren. Und hier sehen wir, was das heißt: Voll Geistes sein heißt hörend sein, horchend und gehorchend, also auch gehorsam. Er war hörbereit und folgte Gottes Wink.
Das erwartet Gott von seinen Kindern. Über einem Christenleben sollte unsichtbar geschrieben stehen: Gehorsam dem Herrn. Das sollte an unseren Stirnen unsichtbar geschrieben stehen: Gehorsam dem Herrn. Denn wir folgen einem Herrn, Jesus Christus, über dessen Leben ebenfalls stand: Gehorsam dem Herrn.
Darum erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Im Hebräerbrief heißt es, er habe an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Über seinem Leben stand Gehorsam Gott dem Vater. Jünger Jesu folgen den Fußstapfen ihres Herrn, und darum steht auch über ihrem Christenleben: Gehorsam dem Herrn.
Nur sieht das bei uns in der Praxis leider manchmal anders aus, auch leider bei mir noch immer wieder, muss ich feststellen. Dann habe ich das Wort ausradiert, dann habe ich es zugedeckt, dann habe ich es weggewischt und denke nicht daran, so wie Philippus dem Herrn gleich zu gehorchen.
Aber er stand auf und ging nach Gaza. Er ist ein großes Vorbild. Er hat gehorsam am Tisch gedient in Samaria. Er hat gehorsam den Weg nach Gaza auf sich genommen, in die Wüste. Er ging voll Heiligen Geistes dorthin und hat auch im Gehorsam diesem Mann gedient. Er wusste ja noch gar nicht, was auf ihn zukommt. Aber das sehen wir jetzt gleich im zweiten Gedankengang.
Lasst mich vorher nur noch einen Satz sagen: Ich glaube, dass die vier Täuflinge, die hier vorne sitzen, heute auch einen Schritt des Gehorsams tun. Sie haben erkannt, was der Herr geboten hat, was Mike uns eben vorgelesen hat. Sie haben erkannt, dass das auch für sie gilt, und sie möchten diesen Schritt des Gehorsams tun.
Mir hat einmal eine ältere Glaubensschwester gesagt, sie war schon etwa 65 Jahre alt. Dann sagte sie: „Weißt du, Wilfried, ich kann in meinem Alltagsleben meinem Herrn oft nur so schwach zeigen, dass ich ihm gehorsam sein möchte. Dann passiert mir noch dies, und dann passiert mir das, und das mache ich nicht, obwohl ich es sollte. Aber hier ist ein Punkt, da kann ich meinem Herrn wirklich zeigen, dass ich ihm gehorsam sein will. Er hat es geboten, dass Menschen, die an ihn glauben, getauft werden sollen. Darum möchte ich ihm das auch zeigen, dass ich hier gehorsam sein will, möchte diesen Schritt tun.“
Und dann ließ sie sich mit 65 Jahren taufen. Und 65 ist noch keiner von euch. Aber zwei von euch sind schon ein bisschen fortgeschritten: Teenager, Spätlese, und ein Teenager und ein junger Erwachsener sitzen hier vorne. Sie wollen Gott heute zeigen, ihrem Herrn zeigen, dass sie gehorsam sein wollen.
Die Suche des Kämmerers nach Gott
Ein zweiter Gedankengang: Wer Gott sucht, findet Freude.
Ich möchte etwas zu denen sagen, die Gott suchen. Vielleicht ist heute Nachmittag jemand hier, der wirklich auf der Suche nach Gott ist.
Hören wir von einem Finanzminister, einem Äthiopier, einem Kämmerer, einem wichtigen Mann der Kandake, der Königin der Äthiopier. Er war über den ganzen Schatz der Königin gesetzt und war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.
Äthiopien war damals kein armes Land wie heute, kein Dritte-Welt-Land, sondern eine Perle. Dort gab es einen großen Hof bei der Kandake, der Königin der Äthiopier. Ihr Finanzminister war sicher kein armer Mann.
Er hatte eine dunkle Hautfarbe und war ein Eunuch. Das heißt, im Altertum wurden Männer in hohen Positionen am Hof einer weiblichen Regentin zeugungsunfähig gemacht. Das war damals üblich, so auch bei ihm.
Dieser Mann war reich und lebte an einem goldenen Hof voller Schätze. Trotzdem merkte er, dass ihm etwas fehlte. Er hatte keinen Frieden in seiner Seele. Er war ein Gottsucher.
In den heidnischen Religionen seines Heimatlandes hatte er offenbar keine Erfüllung gefunden. In Äthiopien gab es damals auch Religionen. Die Menschen beteten irgendwo, sie beteten Bäume, Berge, Tiere und Statuen an. Das kannte er auch.
Aber das erfüllte seine Seele nicht. Er war auf der Suche nach dem lebendigen Gott.
Nun hatte er vom Gott Israels gehört. In der Vielgötterei des Altertums wurden Menschen immer wieder unwiderstehlich von dem einen Gott der Juden angezogen.
Vielleicht können wir das ein wenig nachvollziehen: Da war Vielgötterei, es wurde alles Mögliche angebetet – jeder Stein und jeder Busch. Und jetzt hörte man von einer Religion, in der es einen Gott gibt, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Das faszinierte und zog die Menschen damals an.
So suchte dieser Mann nach Gott. Er hätte vielleicht die Worte aus Psalm 42 nachsprechen können: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele nach Gott. Zu dir, Gott, meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Wann werde ich Gott finden?“
Der Kämmerer suchte Gott von ganzem Herzen.
Wir sehen das daran, dass er eine zweitausend Kilometer lange Reise von Äthiopien nach Israel auf sich nahm. Das war zu der damaligen Zeit gefährlich.
Jetzt kommt er nach Jerusalem, um anzubeten. Er sucht Gott von ganzem Herzen.
Ohne es zu wissen, steht er unter einem großen Versprechen Gottes.
Gott hat in der Bibel versprochen: Wer mich von ganzem Herzen suchen wird, von dem werde ich mich finden lassen.
Haben wir das gehört? Das hat Gott versprochen. Das gilt für jeden Menschen auf dieser Erde.
Gott sagt: Wenn mich jemand von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von ihm finden lassen.
Und wenn das im Dschungel von Neuguinea ist, wird Gott dort einen Missionar hinschicken oder Radiowellen senden, die das Evangelium bringen.
Gott wird diese Seele finden lassen.
Wir können den Satz aber auch umkehren: Solange wir Gott noch nicht gefunden haben, haben wir vielleicht noch nicht von ganzem Herzen gesucht.
Von ganzem Herzen – er sagt nicht, wer Gott mit halbem Herzen sucht, wird ihn finden. Oder mit drei Vierteln. Man muss Gott mit ganzem Herzen suchen.
Enttäuschungen auf der Suche nach Gott
Aber nun muss ich noch etwas sagen: Dieser Mann erlebt zwei große Enttäuschungen, als er in Jerusalem ankommt – zwei große Enttäuschungen.
Das Erste: Da war ein großer Tempel, von dem er gehört hatte. Natürlich wollte er in diesem Tempel Gott suchen und finden, so hatte er es sich vielleicht ausgemalt. Doch es kam zu einer großen Enttäuschung. Er durfte gar nicht in den Tempel hinein. Als Heide, als Nichtjude, musste er im Vorhof der Heiden stehenbleiben. Der Zutritt war verboten, er war nicht erwünscht.
Das war eine große Enttäuschung für ihn. Dort stand er also mit etlichen Heiden im Vorhof, draußen im Vorgarten, und musste dort beten. Auf jeden Fall gab er nicht auf. Dann besorgte er sich mit viel Geld und wahrscheinlich auch mit guten Beziehungen eine Rolle der Bibel – eine Jesaja-Rolle.
Die Bibel war damals noch nicht als Buch gedruckt, sondern wurde auf Rollen geschrieben. Eine Jesaja-Rolle kostete ein Vermögen. Aber dieser Mann suchte Gott, und das war ihm gleichgültig. Er wollte Gottes Wort haben. So kaufte er sich eine Rolle, und wenigstens auf dem Heimweg hatte er eines erlangt: diese Jesaja-Rolle.
An dieser Stelle ist mir noch etwas aufgefallen: Er war in der frömmsten Stadt, die es wohl auf diesem Erdboden gibt. Benjamin und ich waren vor dreieinhalb Jahren mal in Jerusalem. Das ist eine ganz religiöse Stadt. Überall laufen Männer mit langen Gewändern und langen Bärten herum, sitzen an der Klagemauer und beten. Überall atmet die Stadt Religion, auch heute noch.
Und da war er, in der frommsten Stadt dieser Welt, und wollte bei lauter frommen Menschen Gott finden. Doch er ging aus Jerusalem zurück – und hatte Gott immer noch nicht gefunden. Er hatte in der frommen Stadt, in der religiösen Stadt Jerusalem, Gott nicht gefunden.
Ich glaube, das haben vielleicht auch manche von uns erlebt: In ihrem Herzen war ein Suchen aufgebrochen, ein Sehnen nach Gott, ein Hungern und Dürsten nach Sinnerfüllung, nach Liebe, nach Geborgenheit. Sie fingen an, Gott zu suchen. Aber manchmal sucht man an der falschen Stelle.
Man sucht in beruflicher Selbstverwirklichung, man sucht in Vergnügungen dieser Welt, man sucht in Partnerschaften. Man kann Gott an der falschen Stelle suchen. Und dann heißt es, wie in einem Liedvers: „Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe, Ehre und Glück, und kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.“
Doch wenn der Drang stark genug ist, geht die Suche weiter – meistens dann auf religiösem Gebiet. Dann kommt vielleicht erst einmal Yoga, TM, Zen-Buddhismus, Esoterik und New Age.
Wenn das alles nichts bringt, wenn man merkt, auch dort ist nicht das Eigentliche zu finden, dann versuchen es manche auch noch mit dem alten Christentum. Dann kommen sie vielleicht doch noch zur Bibel, zu Gott. Sie betreten ehrwürdige Gebäude, und zuerst erleben sie eine lange Liturgie, Riten von Menschen, Zeremonien.
Aber das, was sie hören wollen, wonach ihr Herz im tiefsten Grund verlangt, das bekommen sie vielleicht nicht einmal in religiösen Gebäuden. Vielleicht hören sie nur: „Seid nett zueinander, und dann wird alles gut“ oder andere politische Parolen.
Der Finanzminister war enttäuscht; er hatte Gott nicht gefunden in der frommen Stadt. Ob es das auch heute noch gibt? Er war also enttäuscht. Aber er hatte die Jesaja-Rolle.
Nun sitzt er auf seiner Kutsche – wenn wir uns das Bild vorstellen: eine tolle Kutsche, goldverziert, sechs Kamele davor oder wie sie gezogen wurde, und dann noch Leibwache rund um ihn herum. Er sitzt da und liest die Jesaja-Rolle. Er sucht in Gottes Wort.
Die Bedeutung der Bibel für die Gottesfindung
Ich möchte an dieser Stelle sagen: Ich glaube, wenn jemand wirklich Gott sucht, wird er früher oder später zur Bibel, zu Gottes Wort, hinfinden. Denn das ist das Mittel, durch das sich Gott finden lässt. In seinem Wort hat er sich offenbart.
So ist der Kämmerer jetzt dabei, das Wort Gottes zu lesen. Er liest Abschnitt für Abschnitt, Satz für Satz, Kapitel für Kapitel, versteht aber nicht, was da geschrieben steht. Die Bibel ist nicht so leicht zu verstehen wie beispielsweise die Fuldaer Zeitung oder eine andere Lektüre. Vor allem, wenn man anfängt zu lesen, gibt es noch manche Hindernisse.
Philippus setzt sich zu ihm. Der Philippus ist im Gehorsam hingegangen. Er sieht, da ist ein Wagen, sonst war ja nichts da außer Wüste. Dann hält er sich zu dem Wagen, lädt ihn ein: „Komm, setz dich rauf auf den Kutschbock oder hier auf die Bank.“ Dann fragt er: „Verstehst du auch, was du liest?“
Das war eigentlich eine freche, eine unerhörte Frage. Stell dir vor, du sitzt im Zugabteil, im Intercity auf dem Weg nach Hamburg, und liest gerade den Spiegel. Vielleicht hast du ihn mitgenommen, weil Spiegelleser mehr wissen. Dann sitzt dir jemand gegenüber und fragt: „Verstehst du auch, was du liest?“ Da würdest du ihm doch den Spiegel rechts und links um die Ohren hauen, oder?
Trotzdem antwortet der Kämmerer tolerant. Er sagt: „Nein, ich verstehe nicht. Von wem redet der Prophet hier?“ Und schau die göttliche Führung: Er war genau an der entscheidenden Stelle.
In den sechsundsechzig Kapiteln des Propheten Jesaja gibt es ein entscheidendes Kapitel, das Kapitel 53. Übrigens haben Computeruntersuchungen ergeben, dass es genau die Mitte der Bibel ist: Jesaja 53. Und dort war er genau an dem Punkt.
Er liest: „Er wurde wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, wie ein Lamm, stumm vor seinem Scherer, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht weggenommen. Wer wird sein Geschlecht beschreiben? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“ Er fragt sich: Von wem ist hier die Rede? Redet der Prophet von sich, ist es Jesaja, oder von welchem Menschen redet er?
Philippus weiß, hier kann er anknüpfen. Er beginnt bei dieser Schriftstelle, bei Jesaja 53, und erklärt ihm das Evangelium von Jesus. Er sagt: „Da ist die Rede von Gottes Sohn. Er ist auf diese Erde gekommen, ist Mensch geworden, hat hier in diesem Land gelebt, Wunder getan, Predigten gehalten, Kranke geheilt und Tote auferweckt. Er hat Großartiges getan, den Willen Gottes verkündet und ist am Kreuz gestorben, am Ende seines Lebens.
Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Er ist wahrhaftig auferstanden und lebt. Und das ist der Weg zu Gott. So kann man Gott finden: Du musst an ihn glauben, dein Vertrauen auf ihn setzen, deine Sünde bekennen und umkehren von deinem falschen Weg.
All die religiösen Dinge musst du beiseitelassen und deine Selbstgerechtigkeit ablegen. Du bist nicht gut genug, um zu Gott in den Himmel zu passen. Lass das alles, aber Jesus Christus ist für dich gestorben. Er hat das Heil für dich erworben. Auch für dich hing er dort am Kreuz, und er ist am Ostermorgen auferstanden.“
Für Philippus war das jetzt nicht mehr schwer. Wenn man einen suchenden Menschen vor sich hat, einen, der schon gemerkt hat: „So wie ich bin, so kann ich nicht bleiben. So darf es nicht bleiben mit mir. So gehe ich verloren. So ist mein Leben sinnlos. Eines Tages wird man mich irgendwo verscharren, und dann sind siebzig, achtzig Jahre gelebt. Was wird mit mir dann?“ Wenn jemand schon verstanden hat, dass wir nicht nur hier sind, um zu essen, zu trinken, ein bisschen Sexualität zu haben und auch ein bisschen Urlaub, wenn jemand schon kapiert hat: Das ist nicht alles, dann ist es nicht mehr schwer, ihm das Evangelium zu erklären.
Vielleicht sind auch suchende Menschen hier, an diesem Nachmittag. Vielleicht waren sie nur eingeladen zu dieser Taufe, aber sie merken: „Mensch, das hat ja auch mit mir zu tun, mit meinem Leben. Ich bin ja auch auf der Suche nach Gott. Ich möchte auch Freude finden für mein Leben.“
Die Bibel sagt: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab. Gott hatte nur einen Sohn, und der kam, um für uns zu sterben. So sehr hat Gott die Welt geliebt und die Sünde gehasst, dass er seinen Sohn ans Kreuz gab.
Dann verstand das dieser Mann, der Kämmerer. Er sagte: „Wenn das so ist, dann soll dieser mein Herr sein. Dann will ich ihm mein Leben anvertrauen. Dann will ich mich zu ihm wenden. Dann soll er jetzt in mein Leben kommen. Ich will an ihn glauben und von jetzt an mit ihm leben und für ihn leben.“
Er hat auf das Evangelium geantwortet, reagiert, in seinem Herzen geglaubt und es für sich angenommen. Es gab kein Halten und kein Zögern mehr für ihn. Endlich konnte er Freude finden. Wer Gott sucht, der findet Freude.
Dann hat er sich bekehrt, hat das Heil angenommen. Die Bibel nennt das Bekehrung. Er wurde gerettet, wurde Christ, ein Kind Gottes. Er fand Freude, Frieden und Leben in der Botschaft von Jesus Christus.
Die Taufe als Ausdruck des Glaubens und Gehorsams
Aber dass er sich dann taufen ließ, als sie an einem Wasser vorbeikamen – an einem Fluss oder See – und er gleich sagte: "Hier ist Wasser, was hindert es, dass ich getauft werde? Was hindert mich?" Das zeigt, dass Philippus ihm, als er ihm das Evangelium verkündete, bereits von der Taufe gesprochen hatte. Das gehört einfach dazu, es ist ganz natürlich und untrennbar damit verbunden.
Im ersten Jahrhundert war es selbstverständlich, dass Menschen, die Christus gefunden hatten, sich taufen ließen – oft schon wenige Minuten oder Stunden nachdem das geschehen war. So schnell kann das heute meistens nicht sein, aber das spielt keine Rolle. Auch wenn das Christusfinden schon einige Jahre zurückliegt, oder Monate, oder – in meinem Fall – sogar elf Jahre, spielt das keine Rolle. Wenn man sich dann noch taufen lässt, holt man diesen gehorsamen Schritt nach.
Wenn hier zum Beispiel Christen sind, die sagen: "Ach, ich bin doch schon vor zwanzig Jahren zum Glauben gekommen, vor dreißig, vor vierzig," dann gilt: Wenn du noch nicht getauft bist, dann hole diesen Gehorsamsschritt nach. Das kann man auch nach vierzig Jahren noch tun.
Und wenn hier andere sind, die vielleicht erst vor kurzer Zeit zum Glauben gekommen sind, sollten sie sich Gedanken darüber machen, was Gott erwartet. Ob sie so wie Philippus gehorsam sein möchten.
Und damit bin...
Die Bedeutung der Taufe im Auftrag Jesu
Zum Schluss möchte ich noch etwas über die Taufe sagen, und zwar speziell zur dritten Gruppe, unseren lieben Täuflingen, um die es gleich ganz zentral gehen wird.
Mike hat eben schon aus Matthäus 28 vorgelesen. Dort heißt es: Jesus sagt, geht hin in alle Welt, macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe.
Wir sehen hier, dass Jesus Christus die Taufe geboten hat. Es liegt nicht in unserem Ermessen, sondern es ist ein Gebot, ein Befehl unseres Herrn im Neuen Testament. Die Apostel haben diese Anweisung praktiziert und auch so verkündet.
Auch die Apostel haben den Menschen gesagt, was sie tun sollen, um gerettet zu werden. Als sie in Jerusalem gefragt wurden, antwortete Petrus in seiner Predigt in Apostelgeschichte 2: Glaubt an den Herrn Jesus und lasst euch taufen.
Einige Zeit später, als Menschen aus den Nationen – also Heiden und keine Juden – zum Glauben kamen, wie etwa der Kämmerer, wurde gefragt, ob man ihnen das Wasser der Taufe verwehren könne. Da sie bereits mit dem Heiligen Geist getauft und gläubig geworden waren, konnte man ihnen die Taufe nicht verweigern. Daraufhin befahl man, sie im Namen Jesu Christi zu taufen.
Wir sehen also: Jesus Christus hat die Taufe geboten, die Apostel haben sie gepredigt und praktiziert, und alle Christen seit zweitausend Jahren haben diesen Schritt immer wieder getan.
Wir haben heute auch Gäste aus Amerika unter uns. Dort ist es ganz selbstverständlich, dass Menschen durch Untertauchen getauft werden. Die Praxis der Säuglingsbesprengung, wie wir sie hierzulande kennen, ist dort eher eine Ausnahme.
Bei uns hat sich kirchengeschichtlich eine andere Praxis entwickelt, und die Säuglingstaufe ist hier häufiger. Doch es spielt keine Rolle, was wo mehr praktiziert wird. Wichtig ist, was die Bibel sagt. Alle, die der Bibel folgen, sind auf der richtigen und sicheren Seite.
Darum finde ich es großartig, dass ihr vier heute diesen Schritt gehen wollt – auch wenn es für manche fremd ist, auch wenn manche es nicht verstehen oder vielleicht sagen, das hätte ich an eurer Stelle nicht getan.
Lasst euch davon nicht abhalten. Ihr tut diesen Schritt heute bewusst, und in wenigen Minuten wird es so weit sein.
Abschließende Ermutigung: Freude durch Gottes Suche und Gehorsam
Wir haben in dieser Predigt einen Satz gesagt: Wer Gott sucht, der findet Freude.
Diesen Satz möchte ich zum Abschluss noch einmal an die Suchenden unter uns richten – und wenn es nur eine Person ist. Wer Gott sucht, der findet Freude. Suche ihn so lange, bis du ihn gefunden hast.
Aber auch an die Christen unter uns richtet sich diese Botschaft: Wer Gott gehorcht, findet ebenfalls Freude, so wie es Philippus getan hat. Wer Gott gehorcht, der findet Freude und behält sie in seinem Leben.
Darum gilt diese Botschaft für uns alle. Ich hoffe, dass wir das von diesem Nachmittag mitnehmen können – ganz besonders auch ihr Täuflinge: Wer Gott sucht und wer ihm gehorcht, der findet Freude.
