Einführung in die Heilungen Jesu und ihre Bedeutung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 127: Der Messias tut Wunder, Teil zwei.
Gestern haben wir gesehen, dass der Herr Jesus Menschen heilt. In Lukas 4,40-41 heißt es: Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die an mancherlei Krankheiten litten, sie zu ihm. Er aber legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie. Auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie schrien und sprachen: „Du bist der Sohn Gottes!“ Er aber bedrohte sie und ließ sie nicht reden, weil sie wussten, dass er der Christus war.
Der Herr Jesus heilt. Matthäus informiert seine Leser darüber, dass diese Heilungen die Erfüllung einer Prophetie sind, die der Heilige Geist durch Jesaja auf den Messias hin getan hatte. Damit werden die Heilungen zu Zeichen. Sie weisen über die konkrete Not hinaus auf den hin, der die größte Not heilen kann, die ein Mensch hat – nämlich die Sünde.
Indem der Herr Jesus Jesaja 53,4 erfüllt, wird deutlich, dass er der Messias ist.
Kritische Betrachtung der Interpretation von Jesaja 53,4
Leider wird Jesaja 53,4 gerne instrumentalisiert, um zu „beweisen“, dass Christen ein Recht auf Gesundheit haben, wenn sie nur richtig glauben. Dazu an dieser Stelle nur kurz drei Anmerkungen.
Erstens: In Jesaja 53,4 geht es nicht um das, was am Kreuz geschieht, sondern um das, was der Herr Jesus zu Lebzeiten für Kranke in Israel getan hat. Matthäus macht ganz deutlich, dass sich dieser Text im ersten Jahrhundert erfüllt hat.
Zweitens: Krankheit und vor allem ihre schlimmste Steigerung, der Tod, sind ein normaler Bestandteil der irdischen Erfahrung aller Gläubigen. Paulus hat einen Dorn im Fleisch und vermutlich schlechte Augen. Timotheus hat Probleme mit dem Magen, Trophimus musste krank in Milet zurückbleiben. So wünschenswert es auch wäre, dass wir als Christen ein Recht auf Gesundheit hätten – es stimmt nicht. Die Zeit, wenn Schmerzen ein Ende finden und Heilung im Überfluss unser Leben durchströmt, liegt noch vor uns. Es ist die Zeit, wenn wir die Erlösung von diesem unserem Leib erfahren.
Drittens: Nirgendwo im Neuen Testament wird ein Kranker als jemand hingestellt, der nicht genug glaubt. So kommt niemand auf die Idee, dass zum Beispiel Tabitha, die krank wird und stirbt, nicht genug Glauben gehabt haben könnte. Ganz im Gegenteil. Es gibt diesen Gedanken im Neuen Testament so nicht, und das ist auch gut so. Denn wenn es wahr wäre, dass jeder wahrhaft Glaubende nicht krank wird – wie gesagt, wenn er nur richtig glaubt –, dann müsste jeder, der sich bekehrt, im Moment der Bekehrung völlig gesund werden. Und der Tod müsste ohne vorangehende Erkrankung ganz plötzlich aus dem Nichts über den Glaubenden kommen.
Umgang mit Krankheit und Glaube in der Gemeinde
Das ist aber nicht so. Wollen wir wirklich allen Christen mit kurzer Sichtigkeit, einem Tinnitus, einer Glutenallergie, Karies, Bluthochdruck oder einem Tumor einen Mangel an Glauben unterstellen? Das ist doch absurd!
Bei so etwas mache ich nicht mit. Ich halte das nicht nur für unbiblisch und falsch, sondern auch für böse, weil es jedem kranken Christen den Glauben abspricht. Damit fügt es denen, die ohnehin schon leiden, zum körperlichen Leid noch immenses seelisches Leid hinzu.
Nur damit mich keiner falsch versteht: Ich glaube an Wunder und ich glaube an Heilungen. Ich bin Ältester einer Gemeinde und salbe die kranken Geschwister, die zu mir kommen. Ich habe wundersame Heilungen erlebt und wünsche sie mir für jeden Christen. Aber weder sehe ich ein Recht auf Heilung – das hatte nach 2. Korinther 12 nicht einmal der Apostel Paulus.
Noch denke ich, dass Krankheiten ein Ausdruck von Unglauben sind, auch wenn sie eine Folge von Sünde sein können. Lasst uns füreinander beten, einander salben und an Wunder glauben. Wenn die Kranken dann doch nicht gesund werden, lasst uns einander ermutigen, Trost spenden und ganz praktisch unterstützen.
Der Kranke braucht die Gemeinschaft, aber er braucht niemanden, der ihm seinen Glauben abspricht. Schon deshalb nicht, weil es in Gottes Augen womöglich keinen kostbareren Glauben gibt als den, der sich durch Ausharren im Leid zeigt. Oder wie sollten wir die Begeisterung Gottes für Hiob sonst deuten?
Im Schmerz beten, danken und auf Gott hoffen – das ist Glaube, dem es nicht an Vertrauen, Tiefgang und Zuversicht fehlt. Möge Gott uns allen solchen Glauben schenken. Wir werden ihn irgendwann brauchen.
Die Herausforderung des Glaubens an Wunder in der modernen Theologie
Jürgen, was sagst du dazu, dass heute viele Menschen an die Wunder Jesu einfach deshalb nicht glauben, weil sie den Naturgesetzen widersprechen?
Tja, was soll man dazu sagen? Es stimmt. Seit dem 19. Jahrhundert sind in den liberalen Kreisen der Theologie die Wunder „out“. Das Argument läuft etwa so: Jesus kann keine Wunder getan haben, weil es Wunder nicht gibt. Und warum gibt es keine Wunder? Weil sie den Naturgesetzen widersprechen.
Was sage ich dazu? Ich würde vielleicht so argumentieren: Ein Naturgesetz kann beschreiben, was normalerweise passiert, aber es beschreibt nicht, was alles passieren kann.
Immer dann, wenn Gott etwas tut – egal, ob er die Welt ins Dasein spricht, einen Kranken gesund macht, einen Toten zum Leben erweckt oder einen neuen Himmel und eine neue Erde erschafft – kann kein Naturgesetz sein Handeln beschreiben.
Ein Naturgesetz ist der Schöpfung von Gott als Ordnungsprinzip mitgegeben. Aber Gott selbst unterliegt nicht den Grenzen irgendwelcher Naturgesetze. Wie es in den Psalmen heißt, Psalm 115,3: „Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm gefällt, das führt er auch aus.“
Naturgesetze helfen uns, die Welt besser zu verstehen. Aber wehe, wir denken, sie würden Gott begrenzen. Das tun sie nicht. Deshalb dürfen wir sehr gern an Wunder glauben.
Heilung als Zeichen der Errettung zum Dienst
Aber lassen Sie uns abschließend noch einmal zur Schwiegermutter des Petrus zurückkehren. Bei Matthäus, Markus und Lukas wird berichtet, dass sie nach ihrer Heilung diente.
Das ist ein schöner Schlussgedanke für heute. Wenn wir über Errettung nachdenken, dann ist Errettung immer aus Gnade, durch Glauben und zum Dienst. Den letzten Punkt sieht man besonders gut an der Schwiegermutter des Petrus illustriert.
Gott rettet uns nicht ohne Ziel. Errettung ist immer eine Errettung zum Dienst. Wenn er uns aufrichtet und uns neues Leben schenkt, dann will er, dass wir als erneuerte Menschen für ihn leben. So wie Paulus es formuliert in 2. Korinther 5,15: „Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“
Darum geht es: dass wir als solche, die das Wunder der Wiedergeburt erlebt haben, dem dienen, der uns vor dem ewigen Tod gerettet hat.
Abschluss und praktische Anregungen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welche Bedeutung Krankheit in deiner Theologie hat.
Das war's für heute. Falls du die Sommerbibelschule im Kloster Volkenroda noch nicht kennst, schau dir im Skript den Link dazu an.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
