Einleitung
Wenn wir aber im Lichte wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. 1.Joh.1,7.
I. Gemeinschaft mit Gott
Johannes berichtete von Leuten, die behaupten, sie lebten mit Gott in Gemeinschaft. Doch zeugte ihr Leben von der Finsternis. Mögen sie noch so eine scheinbare Frömmigkeit haben. Nun beschreibt er die Christen, die in rechter Weise ihren Glauben leben, dabei gibt es einen grossen Unterschieden. Die anderen sagen sie hätten Gemeinschaft mit Gott, aber diese formulieren sich nicht, sondern, und das ist entscheidend, sie leben in dieser Gemeinschaft, und das drückt Johannes aus, indem er sagt: Wenn wir im Lichte wandeln wie er im Licht ist. Mit anderen Worten: Sie leben so wie es Gott gefällt. Sie sind im Einklang mit Gott, der Licht ist und in ihm absolut keine Finsternis ist. Ihr Leben ist durch die Heiligkeit Gottes bestimmt und Jesus stellt diesbezüglich gegenüber seinen Jüngern eine hohe Anforderung auf wenn er sagt: Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Mt.5,48.
Gott meint es ernst, dass wir ihm ähnlich sein sollen. Er will, dass wir anders leben, als Menschen, die mit ihm nicht in Verbindung sind. Seine Eigenschaften sollen in unserem Leben zum Ausdrück kommen, wie Wahrhaftigkeit, Treue, Gerechtigkeit und Heiligkeit. Das Leben im Licht zeigt ganz konkrete Auswirkungen, die Paulus als Früchte des Heiligen Geistes bezeichnet, welche sind: Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, / Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Gal.5,22-23.
Wer so lebt, lebt im Licht und hat Zugang zu Gott. Er sucht auch immer wieder die Nähe Gottes. Die Fähigkeit so zu leben kommt aber nicht aus uns heraus, dass wir das aus eigener Kraft schaffen würden. Jesus hat uns dies durch seinen Tod ermöglicht. So lesen wir im Hebräerbrief: Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum, / ... / so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenen Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser. Hebr.10,19 + 22. So können wir im Licht Gottes leben, aber das Licht, wie gesagt, zeigt im Alltag Auswirkungen. Die Eigenschaften Gottes sollen zum tragen kommen. Und wie Paulus sich ausdrückt, sollen wir die Waffen des Lichts anzuziehen: Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. / Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht; / sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt. Rö.13,12-14.
Wir können zu Gott ganz offen sein. Im Licht leben heisst für uns jetzt, dass wir zu Gott ein offenes Verhältnis pflegen. Wir verbergen unser Leben nicht, sondern wir leben wie es ihm gefällt. Das erfahren wir aus dem Wort Gottes. Petrus sagt: Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. 2.Petr.1,19. Wir lesen das Wort nicht mit der Frage: was ist verboten oder wie weit darf ich gehen? Die Frage, der Menschen, die im Licht leben ist: Was gefällt Dir Gott? Wie kann ich Dir eine Freude machen? Man kann es auf einen Nenner bringen, indem man sagt: Leben im Licht Gottes heisst, dass ich so lebe, dass Gott zusehen kann. Wenn ich sündige, dann kann Gott nicht zusehen. Alles, wo ich sagen müsste, Gott schau bitte schnell weg, das gehört nicht unser Leben. Von dem französischen Physiker Ampère (gest. 1836), berühmt geworden auf dem Gebiet der Elektrodynamik, gibt es ein einprägsames Wort: Nimm dich in acht, dass du nicht so ausschliesslich mit den Wissenschaften dich beschäftigst! Arbeite im Geiste des Gebets! Erforsche die Dinge dieser Welt, das gebietet dir die Pflicht deines Berufs. Aber blicke sie nur mit einem Auge an, damit dein anderes Auge beständig durch das ewige Licht gefesselt sei. Höre die Weltweisen, aber höre sie nur mit einem Ohr, dass das andere immer bereit sei, die sanften Töne deines himmlischen Freundes aufzunehmen. Schreibe nur mit der einen Hand, mit der andern halte dich am Kleide Gottes, wie ein Kind sich liebend an den Kleidern seines Vaters hält. Bsp.560.
Im Licht Gottes Leben heisst, zuerst einmal in dieses Licht zu kommen. Das kann durchaus ein schmerzhafter Prozess sein. Wie wir das im Johannesevangelium sehen. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Joh.3,20. Es ist schmerzhaft, wenn ein Leben aufgedeckt wird, das voll von Sünden ist. Es ist schmerzhaft sich einzugestehen, dass man bis jetzt die Ziele falsch gesteckt hat. So verbirgt man sich lieber vor dem Licht Gottes.
Sonniges Christentum „Ich bin der Meinung, die Pfarrer treiben es zu toll. So schwarze Sündenböcke sind wir doch gar nicht, wie in der Predigt immer behauptet wird. In der Kirche soll es schön sein. Ich lobe mir einen Gottesdienst, der so richtig feierlich ist. Es können in der Kirche einem gemütvollen Menschen auch einmal ein paar Tränen kommen. Obwohl mir das noch nie widerfahren ist, so habe ich doch dafür volles Verständnis. Aber das ewige Sündengesäusel der heutigen Pfarrer geht mir auf die Nerven. Damit soll man uns doch endlich verschonen. Verstehen Sie nun, was ich mit sonnigem Christentum meine?“ „Sagen Sie, haben Sie schon einmal die Geschichte von den beiden Rheumakranken gehört?“ „Nein, aber Geschichten höre ich immer gern.“ „Also, da waren zwei Kranke, die ganz grässlich unter Rheuma zu leiden hatten. Deshalb verschrieb ihnen der Arzt Massagen. Eines Tages lagen sie wieder nebeneinander im Massageraum. Der eine wand sich unter Schmerzen, wenn ihm das kranke Bein gestrichen wurde...“ „Das verstehe ich, denn auch ich habe das einmal mitgemacht. Ich weiss Bescheid. Da kann man die Wände hochgehen. Eine schreckliche Sache, dieses Rheuma...“ „Nun also, dann können Sie sich vorstellen, wie es dem zumute war. Also der eine wand sich wie eine Schlange beim Massieren. Der andere aber hatte ein verstohlenes Lächeln im Gesicht. Dem schien es gar nicht so weh zu tun. Jedenfalls ertrug er die Folterung ganz gut. Als sie dann wieder draussen standen, sagte der andere: Mensch, tut dir das denn gar nicht weh, wenn der Kerl mit seinen groben Händen dir die Knochen streicht? Ich könnte dem links und rechts... Nein, mir tut das nicht weh. Du musst eben den richtigen Kniff raushaben. Was heisst Kniff? Fragte der andere. Mensch, ich halte ihm doch immer das gesunde Bein hin...“ „Einer, der sich das gesunde Bein massieren lässt, ist natürlich ein Dummkopf. Der kann doch niemals gesund werden. Solcher Blödsinn!“ „Verstehen sie jetzt, warum es im Christentum ohne Busse und Reinigung nicht abgeht? Wie bei dem Rheumakranken keine Heilung eintreten kann, wenn er nicht das kranke Bein trotz aller Schmerzen hinstreckt, so kann auch Christus nie an uns seinen heilenden Dienst tun, wenn wir nicht den Mut haben, uns ihm völlig anzuvertrauen. Auch ich bin für ein sonniges Christentum. Aber ein solches Christentum gibt es nicht ohne das, an dem Sie so Anstoss nehmen: ohne Bekehrung und ohne Preisgabe der Sünde.“
Aber wer in Gemeinschaft mit Gott leben will, der muss durch diesen Prozess hindurch. Es ist ein Prozess den Jesus mit dem Sterben vergleicht wenn er sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. / Wer sein Leben lieb hat, der wird’s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s erhalten zum ewigen Leben. / Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren. Joh.12,24-26. So treten wir in Gemeinschaft mit Gott. Wir kommen einzig über das Sterben von Jesus Christus in das Licht Gottes. Aus eigener Kraft wird es niemand schaffen sich Gott zu nähern und es ist auch gar nicht nötig. Dafür hat Gott selbst gesorgt. Willst Du Dich nicht Gott öffnen und Dein Leben vor ihm in Ordnung bringen, auch dann wenn es schmerzt?
II. Gemeinschaft untereinander
Nun überrascht uns Johannes mit seinem Gedankengang. Nicht, was wir nun erwarten würden kommt. Denn würden wir den Satz vollenden müssen, ohne seinen Gedanken zu kennen, würden wir vermutlich zum Schluss kommen, dass es heissen müsste: Wenn wir im Lichte wandeln wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft mit ihm. Aber das heisst es eben geraden nicht. Überraschenderweise schreibt Johannes: so haben wir Gemeinschaft untereinander Somit erwächst aus der Gemeinschaft mit Gott, aus dem Leben im Licht fast zwangsläufig die Gemeinschaft untereinander. Die Beziehung zu Gott führt nie in die Isolation. Sie führt immer zum Nächsten. Wer sich Gott öffnet schliesst sich nicht von seinen Glaubensgeschwistern ab, sondern er wird in die Gemeinschaft mit ihnen geführt. Gott will die Gemeinschaft der Gläubigen. Er hat es sich so gedacht. Wer mit Gott lebt, der lebt zwangsläufig in der Gemeinschaft mit Gläubigen. Gott hat es nicht anders gewollt. Wie wurde denn die menschliche Gemeinschaft zerstört? Zuerst lebte der Mensch in Übereinstimmung mit Gott. Als sich der Mensch von Gott löste, so fing es an, dass sich Mensch gegen Mensch erhoben, wie wir das beispielhaft bei Kain und Abel sehen. Wenn wir nun mit Gott in übereinstimmung Leben, dann ist es selbstverständlich, dass die Gemeinschaft unter denen die denselben Gott ehren wieder hergestellt wird. Nochmals zum verdeutlichen. Gemeinschaft heisst nicht einfach: Wir haben es schön miteinander. Gemeinschaft heisst: Wir teilen das Leben miteinander. Leben teilen heisst durch glückliche und traurige Zeiten zusammenbleiben. Leben teilen heisst einander aushelfen. Leben teilen heisst Opfer erbringen. Wie war es denn bei den ersten Christen: Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. / Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte. Apg.2,44-45. Gott hat sich das so gedacht von Anfang an.
Es ist, gemäss der Schrift, ein unverkennbares Zeichen, ob wir im Licht Leben, denn wenn wir im Licht leben, haben wir Gemeinschaft untereinander, wir teilen Leben. Weder die Bibel noch Gott kennt ein individualistisches Christsein. Gott will, dass wir in Gemeinschaft leben. Es gibt Christen, die sich zum Teil aus verständlichen Gründen zurückziehen und sie Leben ihr Christsein allein. Sie haben genug von dem, was sie erlebten. Sie ziehen sich aus der Gemeinschaft zurück und begnügen sich mit lesen von christlicher Literatur und dem Hören von Botschaften über Radio, Fernsehen, Video usw. So hat sich Gott das wirklich nicht gedacht. So werden Christen auch nie geistlich Reifen. Vielleicht werden ihre Ideen und Ihr Wissen gesteigert, aber sie werden nicht wachsen. Bei ihnen hat das Leben im Licht nicht die Auswirkung, die es haben muss, nämlich, dass man Gemeinschaft hat. Jesus bittet auch seinen Vater: Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, / damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Joh.17,20-21. Diese enge Verbundenheit unter Christen ist Jesus ganz wichtig. Wir sind in unserer Gesellschaft so individuallistisch geprägt, dass wir uns mit dieser Seite unseres Glaubens eher schwer tun. Aber lassen wir es uns gesagt sein: Es gibt kein echtes christliches Leben ohne Gemeinschaft unter Christen.
III. Jesus macht die Gemeinschaft möglich
Diese Gemeinschaft, wenn sie aus dem Leben im Licht entstanden ist, kennt nun eine besondere Qualität. Johannes sagt: und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Oder anders übersetzt: und das Blut Jesu, seines Sohnes ist reinigend unter uns. Es ist hier nicht von einer einmaligen Reinigung die Rede, sondern von einer andauernden Reinigung. Das Blut Jesu ist reinigend unter uns. Ja es reinigt uns von unseren Sünden. Ist denn das noch nötig, wenn wir Christen zusammen sind. Brauchen wir dann noch diese Reinigung? Sind wir dann nicht so perfekt, dass alles vorbildlich läuft? Nein, wir wissen das. Wir kennen alle Stunden, in denen wir über die Gemeinschaft untereinander innerlich stönten und enttäuscht waren. Natürlich brauchen wir diese Reinigung unbedingt! Gerade wenn wir Leben teilen, kommen die verschiedenen Seiten unserer Persönlichkeit an den Tag. Solange wir auf den Stühlen sitzen und Bibelstunden und Predigten konsumieren und dann vielleicht noch eine Tasse Kaffee miteinander trinken. Da können wir ein Leben lang ganz unbehelligt als sogenannte Christen unbeschadet über die Runde kommen. Teilen wir aber Leben. So kommen unsere weniger schönen Seiten auch ans Licht. Denn niemand kann sich auf Dauer verbergen. Das ist auch gut so und ist keine Schande. Gerade so wachsen und reifen wir im Glauben. Und hier macht Johannes deutlich, dass das Blut Jesu reinigend unter uns ist. Er vergibt uns und wir können so miteinander reifen. Paulus fordert die Gläubigen zum Schluss des 2. Korintherbriefes auf und sagt: Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 2.Kor.13,11.
Sind wir bereit dazu, uns zurechtbringen zu lassen? Oder halten wir uns von der Gemeinschaft fern, damit meine weniger schönen Seiten verborgen bleiben? Vielleicht sogar verborgen vor mir selber? Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Christen zurückziehen, weil sie nicht an sich arbeiten wollen. Sie ziehen sich auf eine Insel zurück und teilen durch ihre Haltung mit: Fass mich ja nicht an, ich bin schon recht so wie ich bin. Ich lasse keine Veränderung zu. Willst Du mit mir verkehren, dann halte dich bitte an meine Spielregeln. Gott hat es sich anders gedacht. Er möchte uns verändern und er braucht dazu in besonderer Weise die Gemeinschaft unter den Christen. Wenn wir uns aber dieser Gemeinschaft entziehen, entziehen wir uns der Erziehung und der Reinigung und Heiligung die wir durch das Blut Jesu bekommen können. Echtes geistliches Wachstum geschieht nicht ausserhalb christlicher Gemeinschaft. Wir wachsen, wenn wir Leben teilen.
Schluss
Wer mit Gott lebt, so wie es Gott gefällt, der hat automatisch Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern. In dieser Gemeinschaft werden unsere Kanten geschliffen und wir wachsen und reifen aneinander und miteinander, wenn wir bereit sind uns zum Guten zu verändern. Und nicht alle um mich herum sich mir anpassen müssen. Das Blut Jesu ist reinigend unter uns, damit wir miteinander wachsen und reifen. Johannes hat recht: Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu seines Sohnes macht uns rein von aller Sünde. 1.Joh.1,7. Amen