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Fest verbürgt

02.04.1999
 Lukas 23,27-56

 27 Es folgte ihm aber eine große Volksmenge vom Volk und Frauen, die wehklagten und klagten um ihn.
28 Jesus aber wandte sich zu ihnen um und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder!
29 Denn es kommt die Zeit, da wird man sagen: Selig die Unfruchtbaren, die nicht geboren haben und nicht gesäugt haben!
30 Dann werden sie anfangen, zu sagen zu den Bergen: Fallet auf uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns!
31 Denn wenn man das grüne Holz so tut, was wird dann mit dem trockenen geschehen?

32 Es wurden auch zwei andere mit ihm weggeführt, um hingerichtet zu werden.

33 Als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie ihn dort sowie die Übeltäter, einen rechts und einen links.
34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

35 Das Volk aber stand und sah zu. Die Oberen aber spotteten über ihn und sprachen: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen!
36 Er ist der König Israels; er steige nun vom Kreuz herab, so wollen wir glauben!
37 Auch die Soldaten verspotteten ihn und traten zu ihm heran, reichten ihm Essig und sagten: Bist du der Juden König?
38 Über ihm aber war eine Aufschrift angebracht: Dies ist der Juden König.

39 Einer der Übeltäter, die mit ihm gekreuzigt wurden, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? So hilf dir selbst und uns!
40 Der andere aber antwortete und wies ihn zurecht: Fürchtest du Gott nicht, obwohl du doch dasselbe Urteil empfängst?
41 Wir sind zwar zu Recht hier, denn wir bekommen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.

42 Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!
43 Jesus aber sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

44 Es war aber schon um die sechste Stunde, und Finsternis kam über das ganze Land bis zur neunten Stunde,
45 weil die Sonne ihren Schein verlor. Und der Vorhang im Tempel zerriss mitten entzwei.

46 Jesus aber rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

47 Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sprach: Wahrhaftig, dieser Mensch war gerecht!

48 Und alle, die das sahen, erschraken und kehrten um.

49 Es standen aber alle seine Bekannten und die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren, von ferne da und sahen dies alles.

50 Es war aber ein Mann namens Joseph, ein Mitglied des Rates, ein guter und gerechter Mann.
51 Der hatte sich nicht mit dem Beschluss und dem Handeln der anderen eingelassen. Er kam aus der Stadt Arimathäa und wartete auf das Reich Gottes.

52 Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.
53 Und er nahm ihn herunter, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, das man noch nie benutzt hatte.

54 Es war aber der Vorbereitungstag, und der Sabbat begann.
55 Die Frauen aber, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, sahen das Grab und wie sein Leib hingelegt wurde.
56 Dann kehrten sie um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Am Sabbat aber ruhten sie nach dem Gebot.

Jesu Weg zum Kreuz und die Klage der Frauen

Es folgte Jesus eine große Volksmenge, darunter auch Frauen, die klagten und ihn beweinten.

Jesus wandte sich zu ihnen um und sprach: „Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder! Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: ‚Selig sind die Unfruchtbaren, die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben.‘

Dann werden sie anfangen zu sagen: ‚Fällt auf uns, ihr Berge, und bedeckt uns, ihr Hügel!‘ Denn wenn man das am grünen Holz tut, was wird erst am dürren geschehen?“

Die Kreuzigung und Jesu Gebet für die Vergebung

Es wurden aber auch zwei Übeltäter mitgeführt, damit sie zusammen mit Jesus hingerichtet würden.

Als sie an die Stätte kamen, die Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie Jesus dort. Die Übeltäter wurden mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.

Jesus aber sprach: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Die Soldaten verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. Das Volk stand dabei und sah zu.

Spott und Verhöhnung am Kreuz

Aber die Soldaten der Wache spotteten und sagten: „Er hat anderen geholfen, er soll sich selbst helfen. Ist er der Christus, der Auserwählte Gottes?“

Auch die Soldaten verspotteten ihn, traten ihn und brachten ihm Essig zu trinken. Dabei sagten sie: „Bist du der Judenkönig, so hilf dir selbst!“

Über ihm war außerdem eine Aufschrift angebracht: „Dies ist der Judenkönig.“

Die Begegnung der Übeltäter am Kreuz

Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte Jesus und sagte: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“

Da wies ihn der andere zu Recht und sprach: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen. Dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“

Er aber sprach: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“

Und Jesus antwortete ihm: „Amen, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Die Bedeutung des Kreuzes in der heutigen Zeit

Helmut Dielecke erzählt, wie er einmal das UNO-Gebäude in New York besichtigte. Dabei fragte er: Gibt es hier eine Kapelle?

Daraufhin sagte man ihm: „Ach, Sie meinen vielleicht den Meditationsraum?“

Man führte ihn in einen Raum mit weißen Wänden, ein paar Stühlen und einigen Lampen, die ihr Licht auf eine Wand bündelten. Zilie sagte, wenn man auf diese Wand schaute, war dort nichts – gar nichts. Kein Symbol, kein Zeichen.

In seiner Erzählung beschreibt er diesen Raum als einen Tempel der grausigsten Verlassenheit, Leere und Hilflosigkeit. Es sei ein Trümmerfeld längst verlorenen Glaubens.

Inzwischen hat diese Art von Meditationsräumen Schule gemacht. Solche Räume werden heute im Bundestag und in anderen öffentlichen Gebäuden eingerichtet, damit sich alle Religionen dort vereinen können.

Dabei sind sich alle Religionen schnell einig: Das Kreuz hat keinen Platz darin.

Das Kreuz ist ein Anstoß – auch für manche Bundesbürger heute, die es als eine Bedrohung ihrer Freiheit ansehen, wenn sie dem Symbol des Kreuzes gegenüberstehen.

Die ökumenische Herausforderung des Kreuzes

Vor 250 Jahren schrieb Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf: Heute sind wir schon so weit, so schrieb er, dass sich alle Religionen eigentlich leicht in einer Ökumene der Religionen vereinigen könnten. Denn alle Religionen sind sich darin einig, auch die meisten Christen, dass wir auf das Kreuz verzichten können.

Zinzendorf sagt dann weiter: In unseren Tagen – das war 1747 – fällt das ganz arg unter den Christen auf. Wenn einer vom Kreuz redet, so wie man zu Jesu Zeiten sagt, das muss ein Galiläer sein, ein ganz seltener Vogel, dem das so wichtig ist.

Es ist auch heute wieder wichtig bei vielen, dass man sagt: Wir können uns zusammenschließen, es interessiert uns. Warum kann man denn das Kreuz nicht mit hineinnehmen in diese Ökumene der Religionen? Und warum war es bei Zinzendorf so wichtig?

Er hat ja den Vers gedichtet:
Ich bin durch manche Zeiten,
wohl gar durch Ewigkeiten
in meinem Geist gereist,
nichts hat mir das Herz genommen,
als da ich angekommen auf Golgatha.
Gott sei gepreist.

Die Anziehungskraft des Kreuzes trotz Leid und Schmerz

Was hat ihn denn dort so angezogen? Viele empfinden das doch als abstoßend. Ein Sterbender sieht doch den zerschlagenen Körper, so wie wir angewidert sind, wenn wir heute Gräuelberichte von misshandelten Menschen hören.

Was soll daran schön sein? Was soll daran ermutigend sein? Es ist so wichtig, dass man das erkennt.

In Christus, in seinem Leiden und Sterben, kommt die Liebe des Vaters zum Ausdruck. So kostbar bin ich ihm. Und das war ihm so wichtig: mich herauszureißen aus den Bindungen der Sünde, mich zu lösen von dem, was mich knechtet.

Das Kreuz als Zeichen der Hoffnung und Erlösung

Im letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung, schreibt Johannes immer wieder über das grauenvolle Geschehen in der Endzeit und das Kommen des Antichristen.

Dabei zeigt er immer wieder einen Blick in die Ewigkeit, wo Christus zur Rechten des Vaters sitzt. Dort sind viele Tausend Stimmen zu hören, die Loblieder singen. Johannes beschreibt dabei stets die Gestalt des siegenden Jesus im Bild des zerschlagenen, leidenden Christus – das Lamm, das geschlachtet ist.

Dies ist das schönste Ehrenzeichen, das Jesus trägt. Man kann ihn kaum anders darstellen. Wenn man Jesus anderen beschreiben möchte, was er einem bedeutet, muss dieses Bild unbedingt mit einbezogen werden. Denn gerade dort hat er am eindrucksvollsten das ausgedrückt, was er für uns sein will: seine Wundmale, sein Leiden und sein Sterben für uns.

Die Freude am Kreuz trotz Leid

Ach, mein Herr Jesu, wenn ich Dich nicht hätte und wenn Dein Blut nicht für die Sünder redete, wo sollte ich mich sonst ernsthaft unter den Elenden hinwenden?

Es war ein Lied von einem der Zinzendorfleute, Christian Gregor, das von der Freude am Kreuz handelt – von dem, was mir dort geschenkt ist.

Wenn wir uns jetzt verstehen, was das für uns bedeutet, dieses Leiden, das im Evangelium erzählt wird, zeigt uns das Kreuz zunächst, dass es einen Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit der Welt gibt.

Da standen einige Frauen am Wege, als Jesus diesen schweren Kreuzbalken trägt. Simon von Kyrene springt ihm zur Seite und nimmt ihm ein wenig von dieser Last ab. Das zeigt, dass es in Jerusalem doch Menschen mit Gefühl gab. Das war echt. Es waren nicht nur Spottende und hassende Leute.

Jesus bleibt stehen und geht auf diese Frauen zu. Er redet sie ganz liebevoll an: „Ihr Töchter von Jerusalem.“ Das hat bei den Propheten eine besondere Bedeutung. Ich kenne das Lied von Tochter Zion: „Ihr Töchter von Jerusalem!“

Dann wird Jesus ganz ernst und sagt: „Weint doch nicht über mich!“

Die Mahnung zur Selbstreflexion und Hoffnung

Es mag heute so sein, dass viele Christen diesen Karfreitag als einen Gedenktag begehen – ähnlich wie einen Volkstrauertag. Wir erinnern uns an die Treueltaten der Welt und an die schrecklich geschundenen Körper, von denen Jesus von Nazareth der erste war.

Doch Jesus sagt: Danke, ich will deine Tränen nicht. Du brauchst mich nicht zu beweinen. Jesus stirbt nicht, weil er hilflos oder am Ende wäre. Es wäre ihm ein Leichtes, vom Kreuz herunterzusteigen. Kein Mensch kann die Sache Jesu wirklich schädigen. Jesus ist der Herr und der König.

Wir brauchen Jesus und seine Sache also nicht zu beweinen. Stattdessen sagt Jesus: Weint über euch und über eure Kinder! Jesus trägt durch dieses Schicksal das Leben eines Menschen auf Erden.

Er erinnert auch an das, was die Kinder dieser Frauen später erleben werden – die Zerstörung Jerusalems und all das, was von Menschen noch kommen wird. Jesus sagt: Wer keine Hoffnung hat, ist verloren. Wer in diesem grausamen Geschehen der Welt nicht in Gott geborgen sein kann, den muss man beweinen.

Die Dramatik der Verzweiflung ohne Heil

Es wird uns in unseren Tagen oft gar nicht bewusst, wie hoffnungslos eine Existenz ist – ein Menschenleben – ohne die Vergebung Jesu, ohne sein Heil, ohne seine Rettung.

Genau das bringt Jesus an diesem Kreuz zum Ausdruck.

Ihr könnt weinen, sagt er. Ein Mensch, der keine Hoffnung hat, ist verloren. Ludwig Hofacker hat es in seiner drastischen Sprache so formuliert: „Lieber will ich ein Pferd sein, das man an seinem Karren zu Tode schindet, lieber ein Stier, den man mästet auf dem Schlachttag, als ein Mensch, der im Sterben keinen Heiland hat.“

Der ungeheure Ernst liegt über der Passionsgeschichte Jesu. Wer das Heil Jesu am Kreuz für uns erworben nicht versteht, der hat keine Hoffnung, der hat kein Heil.

Er kann vor Verzweiflung schreien und weinen – doch er hat nichts.

Jesu Vergebung trotz Spott und Leiden

Und als Jesus ans Kreuz genagelt wird, stehen manche einfach nur da und schauen neugierig, interessiert oder gelangweilt zu. Einige spotten sogar und wollen Jesus noch einmal herausfordern: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig jetzt vom Kreuz herunter und zeig uns, was du kannst.“

Unter diesen furchtbaren Schatten und der Atemnot bewegen sich plötzlich die Freunde Jesu. Vielleicht schreit Jesus um Linderung der Schmerzen, vielleicht stöhnt er nur. Vielleicht sind es auch Worte, wie sie bei uns kommen – Worte des Zorns, des Hasses oder „Weh euch“. Doch nein, das Einzige, was aus dem Mund Jesu in seiner letzten Stunde auf Erden kommt, ist: „Vater, vergib ihnen.“

Das war Jesus bis zu seinem Tod so wichtig: Sie müssen frei sein und los von aller Schuld, die sie anklagt. In ihrem Leben darf kein Stückchen sein, das sie nicht mit Gott bereinigt haben.

Die zentrale Bedeutung der Vergebung

Es hat Jesus bis zu seinem letzten Lebensaugenblick umgetrieben, ob wir Vergebung der Sünden haben. Obwohl die Menschen es gar nicht wert waren, obwohl sie ihn noch mit Füßen traten, spotteten, quälten und folterten – das war Jesus wichtig. Hoffentlich nehmen sie die Vergebung an, die einzige, die möglich ist. Es gibt keine andere.

Sie können ihre Schuld nicht selbst abbüßen. Ihre guten Werke können ihre Versäumnisse nicht abdecken. Was leben wir doch in einer gleichgültigen Zeit, in der die Menschen vergessen, dass das das Vordringlichste ist. Es ist auch bei Christen außer der Mode gekommen, selbst dort, wo wir in einer Leidenszeit bewusst auf das Sterben zugehen und sagen: „Ich möchte doch ganz bewusst noch einmal die Vergebung aller meiner Schuld zugesprochen haben.“

Es gibt doch keine halbe Stunde in ihrem Leben, in der sie nicht viele Versäumnisse auf sich laden. Es hat Jesus umgetrieben, in der Hoffnungslosigkeit der Schuldverhaftung unserer Welt, das Heil Gottes zu ergreifen und seine Vergebung zu empfangen. Das ist nötig.

Jesu Annahme aller Menschen am Kreuz

Der erste Punkt war die Hoffnungslosigkeit der Welt. Es gibt jedoch einen Ausweg, eine Rettung und ein Heil aus dieser Hoffnungslosigkeit.

Das Nächste, was am Kreuz sichtbar wird, ist: Jesus stößt niemanden hinaus, der zu ihm kommt. Neben Jesus wurden zwei Personen gekreuzigt. Diese beiden hatten ihr Leben missbraucht und sich grausam an anderen Menschen vergangen. Sie scheuten nicht einmal davor zurück, jemanden umzubringen.

Es ist sehr merkwürdig, dass man, egal was im Leben passiert ist, bis zum Sterben seine Rolle spielen kann. Man kann das Theater weiterspielen und so tun, als wäre man ein guter Mensch.

Die Reaktion der Übeltäter und die Bedeutung von Buße

Und während der eine noch die Sprache des Kampfes und des Hasses spricht und zu Jesus hinaufschreit: „Wenn du doch etwas kannst, hilf uns doch!“, kann er anklagen und fordern. Das ist ganz normal, so wie dieser Schrei – das gehört zu unserer Welt.

Das Außergewöhnliche war eigentlich der andere, auf der anderen Seite. Sein Leben war keinen Deut besser; er war ein unwürdiger Mensch. Doch er spricht das aus, was wir so schlecht über die Lippen bringen: Wir empfangen, was unsere Taten wert sind.

Oder fragen Sie sich nicht auch immer: „Womit habe ich das verdient?“ Wir empfangen, was unsere Taten wert sind. Wir haben den Tod verdient, unser Leben war verfehlt, und wir haben es nicht Gott zur Ehre gelegt.

Wo ist denn die Erkenntnis bei uns? In der Bibel nennt man das Buße oder Bekehrung. Wenn einer plötzlich begreift: „Ich muss das vor Gott aussprechen, mein Leben war falsch, und es reut mich,“ und er...

Der rettende Glaube in der Todesstunde

Ich wollte es noch einmal gutmachen, aber ich kann es nicht mehr. Man versteht oft nicht, was im Evangelium steht: Jesus spricht solchen Menschen, die offen ihre Versäumnisse und ihre Schuld eingestehen, sofort und ohne Vorbedingungen die völlige Auslöschung ihrer Schuld zu.

Doch nur denen, vielleicht macht es sie sogar jetzt ruhig. Und wenn ich in meiner Todesstunde noch Zeit hätte, könnte ich ja noch zuwarten. Nein, das wäre eine Verführung des Teufels.

Ich sage immer, ich kann an einer Hand abzählen, wie oft sich Menschen in meinem Leben auf dem Sterbebett bekehrt haben. Viel wichtiger ist, dass sie es jetzt wissen, heute, wenn sie die Schuld vor Gott drückt. Bei ihnen kam es wahrscheinlich ganz plötzlich: Sie merkten, mein Leben war verfehlt, ich habe nicht das getan, was Gott wollte. Ich habe mir selbst gelebt, ich habe mich mitreißen lassen.

Wenn jemand das vor Jesus bekennt und dann nur sagt: „Herr, denk an mich“, das ist Glauben. Er hängt sich an Christus, er kann gar nicht mehr vom Kreuz weg. Er kann es nur noch rufen: „Jesus, denk an mich!“ Das ist der große Glaube, der die Welt überwindet. Einen größeren Glauben gibt es nicht, obwohl er kaum etwas von den Geheimnissen Gottes wusste und das Wort Gottes kaum kannte.

Das ist rettender Glaube, der selig macht.

Die Entscheidung zwischen Verlorenheit und Rettung

Und da tut sich auf einmal diese furchtbare Scheidung auf. Ich sage immer, auf jeder Seite der Bibel kann man das lesen: Es gibt ein Verlorensein, bei dem man die Gnade Jesu ausschlägt.

Das wird überall von Jesus bezeugt, auch in seinen Worten und im Evangelium, stets mit großem Ernst. Noch auf diesem Hügel Golgata, ganz nah beim rettenden Kreuz Jesu, kann man verloren gehen – allerdings nur, wenn man Jesus nicht erkennt. Wenn man bis zum Schluss meint, man könne über sein Leben sagen, es war recht, und man habe sich nichts vorzuwerfen. Wenn man meint, so war es eben, und man ist in den Verhältnissen nicht anders geworden.

Auf der anderen Seite steht der, der gerettet wird. Er sagt: Nein, meine Untaten sind keine harmlosen Bagatellen, sondern dafür ist Jesus gestorben. Darum will ich immer mehr auf ihn blicken und mich freuen, dass er meine Schuld getragen hat.

Die Gnade Jesu als unverdientes Geschenk

Heute gibt es das Telefonbanking: Man ruft an, und wenn man die Geheimzahl kennt, kann man sogar vom fremden Konto abbuchen.

Ich muss Ihnen das nicht näher erläutern. Doch das Besondere im Glauben ist, dass Sie vom Konto Jesu abbuchen dürfen – von seiner Vergebung nehmen können. Er macht Sie reich.

Sie können Ihr eigenes Konto nicht ausleihen und auch ein Manko nicht ausgleichen. Aber Sie dürfen von seiner Gerechtigkeit und seiner Vergebung leben.

Das ist die Mitte des Evangeliums und die zentrale Botschaft, die Christen in dieser Welt verkünden sollen.

Die ewige Geborgenheit in Jesus

Und auch das Letzte: Jesus gibt ewige und felsenfeste Geborgenheit.

Drüben in Korntal, auf dem alten Friedhof vor der Hochschule für Missionen, stehen diese Tafeln, alle gleich – diese Gräber. Auf der Platte des ostafrikanischen Pioniermissionars aus Gerlingen, Johannes Rebmann, steht nur ein Satz: „Saved in the Arms of Jesus“, auf Deutsch „Geborgen in den Armen Jesu“. Das ist so wunderbar gesagt, wie man es schöner kaum ausdrücken kann.

Heute herrscht bei vielen Christen eine Unsicherheit. Wenn ich die Frage stelle: „Sind Sie gewiss in Ihrem Glauben? Und wenn Sie sterben, sind Sie ganz sicher, dass Sie jetzt zur Herrlichkeit eingehen?“, höre ich oft die Antwort: „Ich hoffe es.“ Nein, das ist zu wenig. Man muss es fest wissen. Wir können uns nicht auf Vermutungen verlassen, denn unser Leben dürfen wir nicht auf Risiko leben.

Jesus sagt es diesem Gauner, diesem Schwerverbrecher, diesem Lumpen – Hofacker nannte ihn „Galgenzwängel“, weil er am Galgen rumpampelte –, zu dem ich auch gehöre: Amen, Amen. Das sind die Worte, die Jesus ganz besonders dick unterstrichen hat als die Worte des Offenbarers. Worte, auf die man sich stützen kann in der Anfechtung.

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

Die Hoffnung auf das Paradies und die Auferstehung

Ich verstehe auch nicht genau, wie das mit der Totenauferweckung und Ähnlichem ist. Ich denke, die Zeitverhältnisse sind ganz anders. Dennoch darf ich Ihnen Folgendes sagen: Im Augenblick des Sterbens dürfen Sie in der Herrlichkeit aufwachen und Jesus sehen.

Wer an Jesus glaubt, wird den Tod nicht schmecken. Er ist ewiglich die Auferstehung und das Leben. Das sagt Jesus im Johannes 11, ganz fest und verbürgt.

Man möchte bei diesem herrlichen Wort stehen bleiben: Paradies. Es muss irgendwo an der vollkommenen Schöpfung Gottes wieder anfangen. Wir können uns die Ewigkeit kaum vorstellen. Wir haben gesehen, wie die Engel sich freuten, als Jesus den ersten, ausgerechnet einen schlimmen Mörder, mit in die Ewigkeit brachte.

Die Engel freuten sich mit, denn im Himmel ist die größte Freude, wenn ein sündiger Mensch Buße tut – vor hundert Gerechten oder Selbstgerechten. Das war Jesus wichtig als ein Zeichen für uns. Er will uns absolute Gewissheit geben.

Gerade dieser Mann mit seiner schlimmen Vergangenheit ist erlöst. Im Himmel wird nicht mehr von seiner Schuld gesprochen. Er kommt nicht mehr ins Gericht. Er ist vom Tod zum Leben hindurchgegangen.

Die Gewissheit des Glaubens und die Freude am Leben

Haben sie ihre Schuld abgelegt, sind sie mit Gott im Frieden. Haben sie diese Gewissheit, dann freuen wir uns, wenn der Herr uns heimholt zur Herrlichkeit und zur Vollendung.

Es ist ganz groß, dass Jesus der Bürge ist. Das, was uns immer wieder bedrängt und belastet, können wir ganz schnell unter seinem Kreuz ablegen. Dann dürfen wir uns freuen, dass Jesus heute als der auferstandene Herr in unserem Leben Neues wirken will.

Ja, das Kreuz ist ein Zeichen eines wunderbaren Sieges. Kein Freitag ist ein Trauertag, sondern ein Freudentag. An diesem Tag kommt unser Leben in Ordnung, und wir dürfen mit Mut und Zuversicht weiterleben – auch wenn wir am Rand des Todes stehen oder nur noch Stunden auf Erden zählen.

Ich will meinem Gott Lob singen. Ich freue mich, dass mir der Himmel aufgeschlossen wird und dass das fest garantiert ist, fest verbürgt im Opfer Jesu. Keine Hoffnungslosigkeit mehr, Vergebung der Schuld und fest verbürgt, dass mich nichts mehr aus der Hand Jesu reißen kann! Amen!