Erntedank als Anlass zum Dank und Lobpreis
Dies ist ein Tag des Dankens, und wir freuen uns, dass Sie mit uns an diesem Erntedankfest feiern.
Mir ist ein Wort Jesu besonders wichtig geworden, in dem er sagt: „So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht vielmehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?“ Die ganze Herrlichkeit dieser wunderbaren Schöpfung möchte Gott in unser Leben hineinlegen.
Darum sind wir heute zusammen, um ihm dafür zu danken. Wir singen das Lied „Lobe den Herrn, den mächtigen König“, das in der Sammlung der Lieder unter der Nummer 234 zu finden ist. Wir singen die Verse eins bis vier.
Nun wollen wir beten:
Du, unser lieber himmlischer Vater, es ist nur ein armes und brüchiges Lob, das wir dir singen können. Doch es kommt aus der Erfahrung deiner Wunder. Wenn wir zurückdenken, erkennen wir, dass du uns so oft hindurchgeholfen hast. Du hast uns durch viele Engpässe geführt, aus Not errettet, wenn wir keinen Ausweg mehr sahen.
Wir denken an all die vielen äußeren Gaben, die wir oft als selbstverständlich ansehen. Zuallererst danken wir dir, dass du uns den Frieden in unserem Land erhalten hast. Das ist nicht unser Verdienst, sondern dein Wunder.
Du hast unser Leben bewahrt bis heute, trotz aller Bedrohungen, Gefahren und Krankheiten. Und du hast uns so viel Freude geschenkt.
Herr, hilf uns, dass wir deine Liebe immer mehr entdecken und uns noch viel mehr für dein Wirken öffnen.
Jetzt wollen wir dir jeder für sich in der Stille danken für all deine Güte und Liebe, die wir erfahren haben.
Wir beten in der Stille.
„Dank dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewig.“ Amen.
Gebet und Choralsingung als Ausdruck des Glaubens
Der Choral „O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben, ohne den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben“ bittet darum, einen gesunden Leib zu erhalten. Gleichzeitig soll in diesem Leib eine unverletzte Seele und ein reines Gewissen bewahrt bleiben.
Als Schriftlesung lesen wir Lukas 12,16-21. Jesus erzählt uns die Geschichte vom reichen Kornbauern. Diese Geschichte warnt vor einer großen Gefahr, die zu allen Zeiten besteht: dass man sich nur noch mit irdischen Sorgen beschäftigt.
Es gehört zum Leben, dass wir alle viel zu tun haben, damit wir auch vor Gott unsere Aufgaben erfüllen. Doch wir sollten dies bewusst tun und dabei alles einplanen, was zum Leben gehört.
Jesus sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: „Es war ein reicher Mensch, dessen Feld gut getragen hatte. Er dachte bei sich selbst und sprach: ›Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wohin ich meine Früchte legen kann.‹ Dann sagte er: ›Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen. Dort will ich all mein Korn und meine Vorräte sammeln. Und ich will zu meiner Seele sagen: Du hast nun einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und hab guten Mut.‹“
Es ist immer eindrücklich, dass hier von einer Seele gesprochen wird, denn viele vergessen das heute.
Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“ So geht es dem, der sich Schätze sammelt, aber nicht reich ist in Gott.
Nun wollen wir eine ganze Reihe von Versen aus dem Lied „Ich singe dir mit Herz und Mund“ singen. Dabei tut einem schon das Leid, was man nicht singen kann. Vielleicht singen Sie die restlichen Verse noch zuhause. Wir singen die Verse 1 bis 3 und dann 13 bis 17.
Praktische Hinweise und Gemeindeleben
Nur an so einer kurzen Wendung hängen, wo es im nächsten Vers heißt: „Red ihm nicht darein.“ So ein praktischer Rat – red ihm nicht darein. Schön, wenn man so seine Lebenssorgen in die Hand Gottes geben kann.
Ein paar Menschen bekümmert es immer wieder, was hier geschieht, wenn einige uns verlassen. Diese sind Helfer drüben in der Kinderkirche. Wir haben immer eine kleine Personaldecke, viele Zuhörer, aber nur eine kleine Anzahl an Helfern. Da sind wir immer dankbar für jede Unterstützung.
Manche müssen deshalb gleichzeitig in der Kinderkirche und im Posaunenchor mitarbeiten.
Als Predigttext haben wir aus Psalm 104 einige Verse ausgewählt: Psalm 104, das wunderbare Lied von der Schöpfung Gottes. Es ist eine Beobachtung über die Schönheit der Welt, ähnlich wie das Lied „Geh aus, mein Herz“. Dort wird von den Vögeln und vom Weizen gesprochen, und hier geht es von den Bergen über das schöne Antlitz des Menschen bis hin zum Brot und den Vögeln.
Neulich hatten wir ja auch eine Predigt über den Klippdachs aus diesem Psalm. Heute wollen wir die Verse 27 bis 30 zugrunde legen:
„Es warten alle auf dich“, also die Fische, die Vögel und die Tiere auf dem Felde. Sie warten alle auf dich, Herr, dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Atem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.“
Herr, hilf uns, dass wir das Wunder deiner Schöpfung neu begreifen und verstehen. Amen.
Junge Menschen und das Bewusstsein für Gottes Versorgung
Für mich ist es immer wieder schön, mit jungen Leuten zu sprechen. Sie bringen die Dinge oft direkt auf den Punkt. Sie haben eine besondere Art, das Wesentliche hervorzuheben.
Manchmal schnitzt man zuerst an einem Thema herum, doch später merkt man, dass man nicht wirklich zum Kern der Sache vorgedrungen ist. Vor kurzem haben wir mit einigen jungen Leuten über die Wunder der Schöpfung gesprochen. Dabei ging es auch darum, warum heute so wenig Dankbarkeit gezeigt wird und warum vieles in unserer Generation als selbstverständlich angesehen wird.
Ein junger Mensch sagte daraufhin: „Tja, wir hatten auch nicht das Glück, hungern zu dürfen.“ Wie bitte? Ihr hattet nicht das Glück, hungern zu dürfen? Weißt du überhaupt, was du da sagst? Man möchte sich ärgern und sagen: „Junge Leute, wie könnt ihr so etwas Freches sagen, wenn ihr überhaupt nicht wisst, wie es damals war?“ Doch dann merkt man, dass er Recht hat.
Erst in dem Moment, als wir Mangel erlebt haben, haben wir wirklich begriffen, wie Gott uns versorgt. Erst in Zeiten des Mangels sind uns die Augen aufgegangen. Viele von Ihnen haben das sicher schon erzählt.
Ich wollte den jungen Leuten auch sagen, dass es auch heute genügend Gründe gibt, über die Güte Gottes zu staunen. Heutzutage sind alle Zeitungen und Nachrichtensendungen voll davon, uns zu berichten, wie es in der Welt zugeht und wie furchtbar die Gefahren sind, die uns umgeben.
Vielleicht ist das ein Anlass, einmal darüber nachzudenken, ob das, was wir so von zu Hause aus mitbekommen haben, immer stimmt.
Die Natur und die Suche nach dem Übersinnlichen
Verbreitete Anschauung der Natur ist seit der Lehre der Evolution, dass das Füllhorn der Natur unerschöpflich sei. Aus toter Materie, vielleicht sogar aus dem Nichts – woher soll es denn kommen? – ergoss sich mit einem lauten Urknall die herrliche Welt. Im Kampf ums Dasein wird alles nur noch schöner und vielgestaltiger. Immer bessere Formen entstehen, man kann nur staunen, wie dieser Vulkan der Schönheit der Natur ein unerschöpfliches Reservoir ohne Ende ist.
Kein Wunder, dass manche sagen: Den kann man plündern, da kann man so viel holen, wie man will. Wenn dann in unseren Tagen manche ins Fragen kommen und sagen: Wie ist das jetzt wirklich mit dieser Welt, wo man das Sterben sieht? Wo die Seehe wimmelt von toten Fischen und wo die Bäume absterben? Dann kann man auch wieder anfangen, die Wunder der Schöpfung Gottes ganz neu zu verstehen – wie einst im Hungerlager.
Mein erster Punkt: Wir sind ganz von Gott abhängig. Wir sind ganz von Gott abhängig.
Sie wissen, dass heute viele Leute sich wieder bemühen, die Natur neu zu verstehen. Sie sagen, dieses Bild, die Natur nur so materialistisch betrachtet in ihrem Überfluss, das sei falsch. Und das sind ja in den letzten Jahren – vielleicht haben Sie das gar nicht beobachtet – ungeheuer viele Bewegungen, die aufgebrochen sind. Man schätzt, dass schon heute 30 bis 50 Prozent der am meisten gelesenen Bücher der sogenannten Esoterik stammen. Das sind alles Lehren, die letztlich mit dem Übersinnlichen zusammenhängen und auf den Geisterglauben zurückgehen.
Um sie herum ist eine große Suche losgegangen. Vielleicht haben es die meisten Christen nicht richtig registriert in den Gesprächen mit ihren Kollegen. Man sucht, die geheimen Zusammenhänge zu erfassen. Da wird plötzlich wieder von der Mutter Erde gesprochen, und die alten Indianer kommen wieder zu Ehren.
Schon im Remstal drüben sitzen sie zusammen in sogenannten Schwitzkästen, um noch einmal den Gebärvorgang aus der Mitte der Natur nachzuerleben. Unheimlich mythische Vorgänge von Schamanen und Hexen kommen wieder auf, und die Leute sagen: Da gibt es doch einen übersinnlichen Zusammenhang. Die Natur ist doch nicht bloß so, wie wir sie sehen.
Sie kennen die Lehren der Anthroposophen und was alles auch in ihrem Gefolge über uns kommt. Und was sagen wir? Wir sagen: Diese ganze Natur kann nur verstanden werden aus den Händen des großen Schöpfers. So war es schon bei den alten Israeliten, wenn sie damals dem Fruchtbarkeitskult Baal gegenübergetreten sind und sagten: Und wir wissen, das alles hat Gott gemacht. Die ganze Welt – und es ist ein Wunder seiner Schöpferkraft.
Erst aus unserer Gottesoffenbarung, so wie sie uns auch im Alten Testament dargebracht wird, verstehen wir das Wunder der Welt. Es stimmt ja gar nicht, dass die Welt und der ganze Kosmos ein sprühender, sich selbst herausgebärender Vulkan ist. Sondern wir leben in einer ganz schmalen Lebenszone, so sagt die Bibel, und das Universum ist erfüllt von Tod. Das ist kein Lebensraum für den Menschen.
Erinnern Sie sich noch einmal, wie Noah dasteht, sein Opfer darbringt und staunt über das Wunder, das er leben darf? Es soll nicht aufhören: Sommer und Winter, Saat und Ernte, Frost und Hitze. Da hat Gott uns einen Raum gegeben, eine kleine Insel. Und wir spüren dauernd, dass diese Insel bedroht ist vom Tod. Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gibst zu seiner Zeit. Auch die Not des Hungernmüssens, des Wartens auf das Essen. Die ganzen Bedürfnisse, die diese Welt hat.
Und dann die Katastrophenmeldungen, die uns immer wieder erreichen, wie die Fluten des Ganges über die Ufer treten. Sicher ist, dass wir Menschen überall, wo wir hinkommen, unsere schrecklichen Todesspuren hinterlassen. Aber da wird uns gezeigt: Da ist der lebendige Gott da, der dies alles wunderbar macht und uns beschenken will mit seiner Güte.
Gottes Schöpfermacht und menschliche Verantwortung
Nun erleben wir, dass die meisten Menschen das gar nicht entdecken können. Wenn wir mit ihnen über Gott, den Schöpfer, reden, schütteln sie den Kopf und sagen: „Was redest du denn? Mein Gehalt hole ich auf meinem Bankkonto ab, und was ich mit meinem Körper mache, hängt ganz von meiner Pflege oder den Anabolika ab, die ich einnehme. Also bin ich schließlich ganz dafür verantwortlich, was ich mit meinem Körper tue.“
Vielleicht können sie nicht einmal aus der Betrachtung der Weite des Universums Gott erkennen. Das, was sich in ihrem Kopf als Gotteserkenntnis findet, ist nur ein Gespenst – das sogenannte höhere Wesen, das diese Welt ins Leben gerufen hat. Was ist denn das, dieses höhere Wesen? Selbst wenn sie durch den Wald gehen und sagen, sie spüren die Größe Gottes, was spüren sie eigentlich? Ihren eigenen Pulsschlag, sie hören das Rauschen der Wipfel, sie sehen ein Stück schöner Natur.
Wie ging es denn den Menschen damals im Neuen Testament? Sie saßen beim Abendessen, und Jesus nahm das Brot, brach es, und plötzlich erkannten sie ihn. Es wird auch heute so sein, dass wir nur immer wieder in Augenblicken plötzlich in Jesus das Geheimnis Gottes sehen. Dann geht es uns auf, wir verstehen und sagen: „Ach, das ist Gott wirklich! Ja, da ist er in seiner großen Güte und Liebe, wie er mir nachgeht und mich sucht.“
Darum will ich am Erntedankfest nicht eine Naturpredigt halten. Ich will nicht über Tiefenökologie reden, sondern über Jesus, der uns all die Güter des Lebens darreicht und schenkt. Er hat uns vom ersten Augenblick unseres irdischen Lebens an bekleidet und bewahrt – nicht erst, als wir geboren waren, sondern schon im Mutterleib. Er will unser Leben führen und mit uns leiden. Erst dann verstehen wir die Schöpfungswunder Gottes richtig: Er hat mich gewollt, er hat mich gemacht.
Ist das nicht ganz vermessen, wenn wir uns so in die Mitte setzen? Wir, ich, und die Weite des Universums mit 500 Millionen Sternsystemen – und ich setze mich so in den Mittelpunkt. Ich ja, aber anders als der titanenhafte Mensch, der alles in seine Hand reißt, sondern so, wie Luther in der Auslegung unseres Glaubensbekenntnisses von der Schöpferkraft des Vaters sagt: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat.“
Dann haben Sie das Erntedankfest begriffen, wenn Sie sagen: „Mich hat Gott so in dieses Leben hineingestellt – mich!“ Und das ist gar nichts Großes. Ich habe immer wieder Mühe, Ihnen jetzt zu helfen, dass Sie Ihren Werktag so sehen. Dazu gehören die Zahnschmerzen, oder wenn wir schon über die ausfallenden Haare predigen, der verbeulte Kotflügel im Auto, der Ärger mit den Kindern und Ihr übervoller Schreibtisch. Da hat Gott Sie hingestellt. Das ist die Welt, in der Sie die Schöpfermacht Gottes erfahren.
Und danach, wenn Sie wieder an dem Tisch sitzen, ist es doch kein alter Zopf, wenn wir die Hände falten und Gott danken, sondern eine Begegnung mit dem Gott, der uns von allen Seiten umgibt. Er ist da, wenn wir in der Nacht nicht schlafen können und uns die Sorgen quälen. Dann sehen wir zu ihm auf, danken ihm, rühmen und preisen ihn.
Ich habe ihn entdeckt und gefunden. Durch Jesus habe ich ihn als Schöpfer erkannt, der mir all die Güter dieser Welt schenkt. Es ist heute schlimm, dass viele sich als Christen bezeichnen, aber die Schöpfergüte Gottes in Jesus nicht mehr erkennen. Denn nur dort kann man sie erkennen.
Wie uns Gott von allen Seiten umgibt – das meint ja Luther, wenn er sagt: „Augen, Ohren und alle Glieder.“ Und die Konfirmanten müssen immer ein wenig grinsen, wenn es dann kommt: „Haus und Hof, Weib und Kind.“ Sie haben doch noch gar keine Frau mit ihren dreizehn Jahren. Aber dass Gott schon das in seine Fürsorge hinein nimmt – wie anders wollen sie denn den richtigen Lebensgefährten finden, wenn sie ihn nicht aus der Hand des lebendigen Gottes nehmen können? Wenn er ihnen nicht in all den Gütern dieser Welt begegnet?
Das ist die christliche Antwort auch auf die ökologischen Fragen unserer Zeit. Nicht zurück zum Heidentum, zu den alten Geisterpraktiken und okkulten Riten, sondern so, wie es damals Israel begriffen hat: Die ganze Welt ist mir von Gott anvertraut, eine wunderbare Welt mir gegeben. Wozu denn das alles? Zum Gehorsam, dass ich ihm diene. Dass ich ihm diene aus lauter göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würde, unverdient anvertraut.
Also sind wir ganz von ihm abhängig, und die ganze Welt, die wir sehen, hängt ab von der großen Güte und Barmherzigkeit Gottes.
Die wachsende Abhängigkeit von Gottes Gnade
Ein zweiter Punkt ist, dass wir immer abhängiger von Gott werden. Für heute sind nur diese beiden Dinge wichtig: Wir sind abhängig von ihm und werden immer abhängiger. Wir sind reich beschenkt, reich – und doch ist es interessant. Auch heute, am Erntedankfest, lesen Sie mal die Kommentare, die Zeitungen bringen, und die Fernsehanstalten. Da kommt immer wieder etwas wie: „Aber da war doch ein Taifun in Jamaika und in Mexiko“ oder „die Hochwasser in Bangladesch oder im Sudan“. Bei uns sind die Krankenhäuser auch randvoll. Wie ist das denn mit der Schöpfergüte Gottes? Haben Sie das schon mal diskutiert? Warum hört das plötzlich auf? Wir wachen ja immer erst auf und erinnern Gott an seine Versäumnisse, wenn es nicht mehr läuft.
So wie Sie mit Ihrem Auto erst in die Reparaturwerkstatt gehen, wenn Sie einen Plattfuß oder eine andere Panne haben. Davor läuft es ja ganz gut. Solange es läuft, denken wir gar nicht daran, dass wir abhängig sind. Ach so, richtig, ja, wir sind ja abhängig – auch von Gott. Gott lässt ganz bewusst schwere Dinge geschehen.
Letzten Mittwoch war die Losung: „Gott schafft nicht nur das Licht, sondern auch die Nacht.“ Gott schickt in unser Leben auch das Schwere. Und da muss man nicht nur vom Dankfest reden, das steht auch hier: „Wenn du dein Angesicht verbirgst, so erschrecken sie; nimmst du deinen Atem weg, so vergehen sie und werden wieder zu Staub.“ Wenn Gott seinen Atem von dieser Welt wegnimmt, dann zerfällt alles wieder.
Das erleben wir ja in diesen Tagen: Wenn die Meere tot werden, wenn die Wälder sterben, ist der Atem Gottes weg – sicher durch die Schuld der Menschen. Noch einmal mit den Worten junger Leute: Einer sagte mal in einer Diskussion zu mir: „Wenn ich Gott wäre, wenn ich Gott wäre, dann würde ich es machen – besonders wenn ich lieb und gütig wäre. Dann würde ich es so machen, dass niemand mehr in sein Kissen weinen muss, dass es keine Kranken mehr gäbe und dass kein Kind mehr hungern müsste.“
Es ist doch toll, wie junge Leute das so aussprechen können – den Nagel auf den Kopf treffen. Aber Gott ist anders, als wir wären. Denn wir begreifen erst dann, wenn Gott uns etwas entzieht, dass nicht die Dinge das Leben sind. Das meinen wir ja immer wieder.
Die jungen Leute leben mit den Gaben Gottes, wie sie mit sechzehn, achtzehn, zwanzig Jahren im Vollgefühl ihrer ganzen herrlichen Kraft leben und ihr Leben gestalten. Doch dann wird man älter und merkt: Ich kann nicht so, wie ich will. Ich habe Grenzen. Dann fangen wir an zu fragen und stoßen auf den lebendigen Gott, der sagt: „Lass, ich nehme dir das nicht weg.“
Ich will Ihnen so anstößig verkündigen, dass Gott nicht immer Heilung schenkt. Viele Wunder schenkt Gott – hören Sie das richtig: viele Wunder – und im entscheidenden Moment der Reife ihres Glaubens hält Gott vielen Menschen Dinge vor und gibt sie ihnen nicht mehr.
Der Apostel Paulus, der in seiner großen Not und seinen schweren Schmerzen – und viele von uns wissen, wie das ist, wenn man Schmerzen hat – dreimal zum Herrn gefleht hat. Und der Herr hat gesagt: „Lass, lass, meine Gnade ist genug für dich.“
Es gehört zum Erntedankfest dazu, dass uns Gott so führt – auch eine Welt zwischen Überfluss und Mangel. Ja, wozu denn das alles? Du sollst lernen, auf mich zu blicken. „Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist du doch, Gott, alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Warnung vor materialistischem Erntedank und Ermutigung zum Glauben
Liebe Schwestern und Brüder,
oft habe ich Angst, dass unsere Erntedankfeste zu heidnischen, materialistischen Lobpreisfeiern entarten könnten. Wir wollen doch nicht Erntedankfest feiern, wie man es einst im Dritten Reich in Bückeburg getan hat. Vielmehr wollen wir Erntedankfest feiern und verstehen, dass Gott in unserem Leben immer größer werden will.
Es kann passieren, dass heute jemand im Gottesdienst sitzt und sagt: „Ich habe mich heiß geschrien“, so heißt es einmal im Psalm. Er fragt sich: „Warum muss ich so lange auf meinen Gott harren? Wo bleibst du denn?“ Und dann sagt Gott zu ihm: „Du hast meine Gnade, und das reicht.“ Wir wissen, dass Gott uns Gesundheit schenken kann. Aber er kann uns auch lange warten lassen. Er kann uns schwere Sorgen und Lasten auferlegen und sie in einem Nu wieder wegnehmen.
Ein ganz klares Wort noch: Die Heilungswunder, die Gott schenkt, hängen nicht an irgendwelchen Personen. Sie hängen nicht an Namen von Heilungstätern oder Wundertätern – auch nicht in unserer Zeit. Wenn Wunder geschehen, dann tut Gott sie. Er tut sie durch sein Wort, weil er es denen versprochen hat, die an ihn glauben. Dafür brauchen wir keine Wunderheiler, die es übrigens auch in der Esoterik, im okkulten Spiritismus und überall sonst gibt.
Gott tut so viele Wunder, weil er ein großer und mächtiger Gott ist, den wir erfahren dürfen. Wir erleben es: Jeder Tag ist voll von Wundern. Unbegreifliche Wunder seiner Größe. Und doch bleibt es dabei, dass wir immer abhängiger werden von seiner Gnade. Die Älteren unter uns, die mit dem Stock kommen, können schon ein Lied davon singen. Und die Jungen tun gut daran, auf das Zeugnis dieser Erfahrung zu hören.
Denn dann merken wir: Es geht gar nicht um den gesunden Leib allein, um die kraftstrotzenden Olympiamuskelpakete, die das Idol unserer Zeit sein sollten. Es geht darum, dass Gott mich so geschaffen hat, mit meiner Begrenzung. Gott will mich in diesem Leben vorbereiten auf die Ewigkeit. Und in der Ewigkeit wird nur noch er die Mitte sein. Gott wird mitten unter ihnen sein.
Dann ist das schon die Erfüllung dieses Lebens, wenn wir immer näher an ihn, den lebendigen Gott, heranrücken, ihm dienen und ihn suchen. Wenn sein Name in unseren Stirnen steht, dann ist es gar nicht so wichtig, ob das ein kranker oder ein gesunder Leib ist. Wichtig ist, dass ich ihm diene und ihn suche. Dann wird uns in diesem Leben Jesus immer größer mit seiner Gnade, seiner Barmherzigkeit und Güte geschenkt.
Jesus wird uns immer größer in der Vergebung der vielen dunklen Stellen unseres Lebens. Die Schuld, die uns anklagt vor Gott und uns von ihm trennt, wird durch ihn überwunden. Jesus wird uns immer wunderbarer. Wir wollen immer mehr ihn suchen, immer mehr ihn entdecken und von ihm immer mehr Gnade nehmen. Immer mehr – ich habe nie genug, ich brauche immer mehr von ihm.
Alle, die auf sich selbst schauen, die leidende Kreatur, die auch in unseren Zeiten sehr leidet, wartet auf die Offenbarung der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Paulus sagt: Sie sehnen sich danach, bis die Gnade, die in Jesus schon angefangen hat zu wirken, sich über die ganze Welt ausbreitet. Sie dürfen nehmen von der Fülle Gottes – Gnade um Gnade, immer und immer wieder erleben, wie Gott sich ihrer erbarmt und sie sucht.
Amen!
Abschluss mit Dank, Lobpreis und Fürbitte
Wir wollen noch einmal Dank und ein Loblied singen: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, 233. Diese Verse sind so schön, dass wir den zweiten, dritten, sechsten und siebten Vers singen.
Herr, du führst uns immer wieder an die notvollen Punkte unseres Lebens, an Stellen, wo wir nicht mehr weitersehen, wo wir belastet und bedrückt sind und an die Grenzen unseres Vermögens stoßen. Gerade dort möchtest du uns neu begegnen – mit einer Wundermacht. Doch nicht nur im Geben der Güter, sondern auch, damit wir dich ganz neu erkennen. Du suchst uns, liebst uns und trägst uns dein Leben lang, bis du uns in dein Reich holst.
Herr, lass dies in uns immer größer werden, auch in den Spannungen und Problemen unseres Lebens. Hilf uns, dass wir dies immer besser entdecken. Wir wollen dir danken, dass du dies auch wahr machst, besonders jetzt bei unseren Kranken und Alten, die pflegebedürftig sind. Hilf uns, wenn wir es mit brüchigen Worten ihnen bezeugen wollen, wie du auch dort bist, wenn unser Leib zerfällt, wenn Krankheit uns bedroht.
Wir dürfen dich um Wunder und Heilung bitten und diese erleben. Darüber dürfen wir dich preisen. Aber auch dann, wenn du uns die Heilung nicht schenkst, dürfen wir dich preisen, weil wir wissen, dass du dann unseres Herzens Freude und Trost umso mehr sein willst. Mach uns immer gewisser in diesem Glauben, immer fester. Hilf uns auch zum rechten Umgang mit den Gütern, die du uns anvertraut hast.
Lass uns mit diesen Gaben Gutes tun, Liebe weitergeben und denen ein Zeichen deiner Nähe setzen, die in großem Mangel leben. Segne du all die Gaben, die wir geben, dass sie etwas ausrichten zu deinem Lob.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Dank an Gemeindemitglieder und organisatorische Hinweise
Es ging Ihnen sicher so wie mir: Wenn man hier in die Kirche kommt und den schönen Altar sieht, möchte man ganz besonders unserer Frau Ludwig danken, die ihn so schön gestaltet hat. Vielen Dank, Frau Ludwig!
Die Familie Ludwig ist nun seit zehn Jahren unter uns. Die ganze Familie ist immer daran beteiligt, dass unsere Gottesdienste trotz des beengten Raums überhaupt stattfinden können. Dafür sprechen wir ihnen unseren herzlichen Dank aus. Sie tun das als Dienst nicht für Menschen, sondern für Gott.
Am letzten Sonntag, glaube ich, mussten einige von Ihnen in die Tasche greifen, weil sie neben dem Opfer hier auch noch ein Bußgeld wegen Falschparkens zahlen mussten. Wir bemühen uns stets, solche Schwierigkeiten zu vermeiden. Ich habe mit dem Vorsteher der Polizeiwache Neckarstraße gesprochen und ihm gesagt, dass wir es schwierig finden, wenn die Autos die ganze Woche im Halteverbot stehen und keine Parkkarte haben – und dann gerade während des Gottesdienstes eine Strafe bekommen.
Er erklärte mir, dass sonntags Zeit sei, weil sie ihre Waffen reinigen müssten, was sie am besten am Sonntagmorgen erledigen. Trotzdem hat er mir versprochen, dass er später kommen wird. Wenn Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn bitte von uns. Wir sind dankbar und wollen uns auch an die Regeln halten.
Ich habe ihm gesagt, dass es zwischen den beiden Gottesdiensten oft chaotisch zugeht und die Ampel den vielen Autos nicht gewachsen ist. Hoffentlich können sie uns da unterstützen. Er sagte, er sei dankbar, wenn sie öfter kontrollieren würden, denn das helfe auch, dass man nicht falsch parkt. Vorbeugen ist besser als Strafen.
Wir wollen aber auch um der Anwohner willen nicht falsch parken und danken Ihnen für Ihr Verständnis. Ich weiß, wie schwierig das ist. Aber Sie meistern alle Herausforderungen, und dafür danke ich Ihnen. Das Problem besteht in allen Stadtteilen, nicht nur bei uns.
Glücklicherweise haben wir noch einige Stauraumplätze, und der Gang dorthin tut uns allen gut, sofern man nicht gehbehindert ist.
Heute liegt auf Ihrem Platz ein neuer Notizzettel. Bitte nehmen Sie ihn mit, damit Sie informiert bleiben. Auch wenn Sie jemanden einladen möchten, steht darauf Wichtiges. Alles, was dort steht, gebe ich nicht mehr mündlich bekannt. Manche sagen, sie hätten den Zettel nicht gelesen – das ist schade, denn er enthält wichtige Informationen, kurz und knapp.
Wir werden diesen Notizzettel diesmal wieder in die Häuser bringen. Er wirkt zwar etwas blass, aber das ist schön, weil die Helfer durch ihr persönliches Erscheinen und ihren Gruß daraus etwas Persönliches machen. Wenn ich zum Beispiel schreibe: "Sehr verehrte liebe Gemeindeglieder, herzlich will ich Sie begrüßen", klingt das in einem Brief oft kalt. Sie können das viel herzlicher gestalten.
Ich bin dankbar, wenn alle Helfer vom Gemeindedienst die Mappen mitnehmen und in den kommenden Tagen an die Gemeindeglieder verteilen. Dabei grüßen sie von der Gemeinde und laden wieder herzlich ein.
Heute Nachmittag wollten wir ja in die Stadt gehen. Das Wetter macht mit, was wunderbar ist. Nach allem, was wir im Wetterbericht gelesen haben, können wir auf die Königstraße gehen.
Allerdings gibt es eine kleine Änderung: Um halb sechs beginnt das Glockenspiel, und zum Erntedankfest werden Volksliedweisen gespielt. Deshalb haben wir uns kurzfristig entschieden, unsere Straßenversammlung auf 16 Uhr vorzuziehen.
Vielleicht wissen Sie noch, dass wir uns über jede Unterstützung freuen, auch wenn jemand heute Morgen nicht da war und uns heute Nachmittag helfen möchte. Wir sind dankbar für alle, die mitgehen, auch wenn sie nur als Zuhörer dabei sind. Das schafft eine andere Atmosphäre und fördert die Kontakte.
Die Versammlung findet um 16 Uhr etwa an der Königstraße statt, dort, wo die Schulstraße in die Königstraße mündet. Bitte achten Sie darauf, dass es 16 Uhr und nicht 17 Uhr ist.
Unterstützung für Notgebiete und Entwicklungshelfer
Unser Opfer heute drängt uns immer wieder dazu, für die Notgebiete zu geben. Wir haben auch größere Beträge für Brüder in Bangladesch und Jamaika zur Verfügung gestellt.
Die größte Not besteht derzeit jedoch bei der Entsendung unserer Entwicklungshelfer. In diesem Monat reisen die beiden Münzenmais mit ihren zwei Kindern aus den inzwischen vier Kindern wieder nach Äthiopien. Dort werden sie Bäume pflanzen in den kahlen Bergen des Südens Äthiopiens.
Es ist schon eine große Sache, wenn sie sich für mehrere Jahre, nämlich für drei Jahre, verabschieden und die Großeltern ihre Enkel so lange nicht sehen können. Wenn man dann alles richtet und mit so einem kleinen Päckchen reist, ist das eine Herausforderung.
Wenn Sie heute für diesen Dienst Ihre Opfer geben können, ist das sehr wertvoll. Wir haben allein in Äthiopien mehrere Mitarbeiter: Rose Bechthold, die in einem medizinischen Programm arbeitet, sowie Doktor Pfahler mit seiner Familie. Er führt in Addis Abeba ein Landwirtschaftsprogramm mit 200 Jugendlichen durch, die dort in einem Waisenhaus aufgewachsen sind. Dieses Programm wird weiter ausgebaut.
Das sind wichtige Dienste, um ganz konkret dort zu helfen, wo Not ist. Sie sind ein sichtbares Zeichen der Güte Jesu. Vielen Dank für alle Gaben.
Trauer und Trost im Glauben
Bestattet wurden in der vergangenen Woche Frau Luise Wieder, 88 Jahre, wohnhaft in der Danningerstraße 4, sowie Frau Hedwig Preiss, 89 Jahre, früher wohnhaft in der Wächterstraße.
Bei der Bestattung hörten wir das Wort: „Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.“
Nun gehen wir in diesen Tag, und mit ihnen geht Jesus und segnet sie.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.