Ein Gottesdienst als Dienst Gottes an uns
Jetzt freue ich mich auf heute Abend. Für mich ist es ein wunderbarer Eindruck, wie die jungen Leute hier alles vorbereitet haben.
Man kommt ja heute manchmal zu solchen Gottesdiensten, und dabei habe ich oft den Eindruck – ich merke das auch im Gespräch –, dass es ein großes Missverständnis gibt. Manche sagen: „Wir wollen Gott dienen, wenn wir Gottesdienst machen.“ Hier gerät etwas durcheinander. Unser ganzes Leben soll ein Gottesdienst sein, nicht nur zu einer Stunde, wenn wir uns montags oder in der Nacht versammeln. Unser ganzes Leben ist ein Dienst für Gott.
Aber was ist dann der Gottesdienst? Durch die Jahrhunderte hindurch bedeutet das Wort Gottesdienst, dass Gott uns bedient. Ich habe mich gefreut, dass das in eurer ganzen Ordnung schon sichtbar wurde.
Wir sind heute die Beschenkten. Wir wollen die Augen öffnen, wir wollen hören und gestärkt von Gott nach Hause gehen. Er dient uns.
Das steht in Psalm 105, den ich so liebe: Die, die niedergeschlagen und bedrückt sind – und das sind heute viele unter uns – will Gott aufrichten und ermutigen.
Aber wo tut Gott das? Nicht, dass wir ihn sehen oder durch unsere Gefühle erfahren, sondern wie tut Gott das? Durch sein Wort. In seinem Wort lässt er sich finden. Er hat sich an sein Wort gebunden. Und das Wort ist lebendig und stark, wirksam und dringt durch bis in die Ewigkeit hinein. Kein Buchstabe von Gottes Wort wird aufgehoben. Es bleibt gültig.
So möchte ich jetzt das Wort lesen, das die lieben Freunde hier für heute Abend, für diesen Gottesdienst, ausgesucht haben. Ich danke euch für die Klarheit, dass wir hören wollen, wie Gott uns beschenkt und wie er uns dient.
Die Liebe als Fundament des Glaubens
Ihr Lieben, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist von Gott. Wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe.
Darin ist die Liebe Gottes unter uns erschienen, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen.
Versteht man mich, oder schreie ich zu laut? Geht es mit dem Mikrofon? Es geht so, sonst würden Sie es ja merken.
Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben – das ist es nicht –, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat.
Ihr Lieben, so hat uns Gott geliebt. So sollen wir uns auch untereinander lieben.
Die Herausforderung der Liebe in der Welt
Wir sind immer wieder gerne mit unserer Gemeinde in der Stuttgarter Innenstadt in die Fußgängerzone gegangen, um dort zu predigen. Der Jugendchor hat Lieder gesungen, und das Klavier wurde mitgenommen. Es war eine tolle Atmosphäre.
Aber wenn man dort einen Abschnitt vorlesen würde, in dem es heißt: „Alles hören, lasst uns lieben“, wissen Sie, was dann passieren würde? Die Leute würden sagen: „Das tun wir doch, das machen wir doch alle.“ Ein verliebtes Pärchen käme vielleicht und würde sagen: „Wir liegen uns ja Tag und Nacht in den Armen, wir schmusen ohne Ende.“ Die älteren Menschen würden sagen: „Ja, ja, ja, doch, das mit der Liebe – endlich habt ihr es entdeckt. Liebe ist das Allerwichtigste.“
Dann kämen die Atheisten, die überhaupt nicht an Gott glauben, und würden sagen: „Lasst doch eure alten Dogmen fahren, Liebe ist das Wichtige!“
Als junger Mann war ich einmal mit der Schule im Theater in Stuttgart, wo „Nathan der Weise“ aufgeführt wurde. Dort spricht der alte Nathan über ein Kind und die Frage, ob es auch von einem Muslim richtig erzogen werden kann. Nathan sagt in dem Stück von Lessing: „Das Kind braucht Liebe.“ Zum Christentum hat es damals noch lange Zeit gedauert.
Das Stück wurde mit tosendem Beifall im Stuttgarter Schauspielhaus aufgenommen. Die Leute sagten: „Endlich sagt es mal jemand, diesen verklemmten Christen, die ewig mit ihren theoretischen Dogmen herumlaufen: Auf die Liebe kommt es an, wir sind Leute der Liebe.“
Das finden sie bei den Humanisten, bei den Buddhisten, bei den Muslimen – auch dort zählt die Liebe. Und die jungen Leute sagen: „Endlich merkt ihr, ihr Frommen, ihr seid ja so verklemmt. Wir leben die total freie Liebe. Es geht ja um die Liebe.“
Es ist toll, dass ihr es in der Bibel auch so habt: Liebe ist alles, lasst uns liebhaben.
Die Realität der Liebe und ihre Enttäuschungen
Erschütternd ist es, wie heute selbst in der freien Liebe gelebt wird. Die Leute sagen: „Mensch, wir brauchen nicht mal einen Trauschein dafür, wir machen die Liebe ganz unbekümmert.“ Das ist übrigens ein Problem von Alten und Jungen gleichermaßen.
Was wollt ihr denn noch mit eurem Wort? Toll, dass das auch in der Bibel drinsteht: Liebe ist alles. Die Römer hatten schon vor Christus der Venus und dem Amor, den römischen Gottheiten der Liebe, ihre Tempel gebaut. Dort betrieben sie sinnigerweise auch Tempelprostitution, die es übrigens in allen Religionen der Welt gibt – im Hinduismus und überall sonst.
Heute wird Liebe in allen Formen und Variationen gelebt. Doch es gibt viele Enttäuschte in der Liebe. Wenn ich mich umschaue und umhöre, ist das ja traurig. Als Gemeindepfarrer komme ich mit vielen Leuten zusammen. Wenn man durch die Hochhäuser in der Stuttgarter Innenstadt geht, sieht man viele enttäuschte Menschen. Fragt man sie, woran das liegt, sagen sie: an der Liebe.
Es gibt Leute, die haben dreimal im Leben geheiratet, immer wieder mit einem neuen Partner, und haben nie Liebe gefunden. Sie sagen, dass ihr Partner nur an sich gedacht hat, oder dass der Mann nur sein Geschäft im Kopf hatte und nichts für sie übrig hatte. Alle sagen, es geht um die Liebe, und sie hatten eigentlich die Liebe gefunden – doch sind enttäuscht von ihr.
Ich denke an einen jungen Mann, der in Stuttgart studiert hat. Seine Mutter hat sich das Leben genommen, sein Vater war ein Geschäftsmann, sehr auf Geld aus und gierig. Dieser junge Mann sagte mir: „Mich hat noch nie ein Mensch geliebt.“ Das gibt es doch nicht, oder? Doch, er sagte: „Mir hat noch nie ein Mensch geliebt.“ Plötzlich merkt man, das ist das große Problem heute. Ja, sie lieben doch alle, sagen wir, sie lieben doch – aber es ist keine echte Liebe drin.
Wenn man dann mit jungen Menschen spricht, sagen sie: „Irgendwann muss die Liebe kommen.“ Ich habe schon einen Kreis an einer privaten Hochschule erlebt, da wollte der Schulleiter, dass man auch über christliche Themen spricht. Das ist ein interessanter Kreis, es kommen viele Leute zusammen, Studenten, die gar nicht Christen sind, aber man kann so frei diskutieren.
Wenn man über das Thema Liebe redet, herrscht atemlose Stille. Es ist die Sehnsucht junger Leute. Ich sage: „Ihr lebt ja ganz anders.“ Sie sagen: „Wir haben die große Hoffnung, diese Liebe zu finden, und das suchen wir – eine erfüllende, große Liebe überhaupt zu finden.“ Ja, aber habt ihr sie gefunden? Wenn man fragt: „Hast du sie gefunden?“ – sagen sie: „Nein, wir haben sie nicht gefunden.“ Es ist wie eine Luftspiegelung in der Wüste, so sagt der Vater Morgan.
Leute sagen: „Irgendwann muss das kommen“, fast wie ein Märchen. „Irgendwann muss die ganz große Liebe kommen.“ Bis ins hohe Alter sagen die Leute: „Ich warte immer noch auf das ganz große Glück.“ Dann wird ein Partner ausgetauscht und gewechselt.
Viele junge Leute sagen: „Ich habe jetzt so viele Bücher gelesen, wie man richtig Liebe macht, aber das war nur Technik, ein Handling, gar keine Liebe.“ Als ob Liebe mit irgendwelchen Berührungen und Streicheleinheiten zu tun hätte.
Wenn eine Mutter ihr Baby hat – Mutterliebe und das Baby – das ist doch nicht nur eine Sache, wie man das streichelt und wie man das macht, damit ein Kind Liebe fühlt. Wir meinen immer, das sei technisch zu lernen.
Junge Leute laufen von einem Ort zum anderen und fragen: „Wo finde ich denn überhaupt Liebe? Wie kann ich das finden? Gibt es überhaupt richtige, erfüllende Liebe?“ Ja, es gibt sie – die ganz, ganz große Liebe.
Und wenn man da anfängt, sagen manche schon: „Jetzt redest du von Gott.“ Ja, ich rede von Jesus. An keiner anderen Stelle der Welt kannst du diese eine, große Liebe finden.
Die wahre Liebe nach Paulus
Unsere Liebe, so wie wir sie leben, ist sehr eigensinnig und kurzlebig. Herr Paulus hat die Liebe einmal wunderbar beschrieben im ersten Korintherbrief, Kapitel 13. Es ist immer schön, wenn Paare kommen und sagen: „Mensch, das nehme ich mir als Trauspruch.“ Doch schaut man genau hin, was Paulus schreibt, passt das oft gar nicht.
Unsere Liebe ist nicht langmütig. Sie ist sehr selbstsüchtig, eigennützig und hält nicht lange. Sie sucht das Ihre. „Ich habe doch meine Frau aus Selbstsucht geheiratet.“ Warum? Weil sie eine tolle Frau ist. Also habe ich aus Selbstsucht geheiratet. All meine Liebe – auf wen trifft das denn zu?
Das, was Paulus in 1. Korinther 13 beschreibt, trifft nur auf einen zu: auf Jesus. Nur er hat so geliebt. Er hat sich nicht selbst gesucht, nicht gegeifert und das Böse nicht zugerechnet. Das trifft nur auf Jesus zu.
Das hat überhaupt nichts mit Sex zu tun, sondern mit dem Wunderbaren, dieser einen großen Liebe. Das ist das Entscheidende im christlichen Glauben.
Die Erfahrung der Liebe Jesu als Lebenswende
Ich erinnere mich an einen Abend mit unseren Jugendmitarbeitern in unserer Gemeinde. Wir saßen zusammen und sprachen über das Thema: Wie kann man Menschen am besten das Evangelium erklären?
Jeder erzählte ein bisschen, wann bei ihm der Groschen gefallen ist. Am Ende des Abends merkten wir, dass bei allen der Groschen erst richtig gefallen war, als sie begriffen hatten, dass Jesus Christus sie mit einer unsagbar heißen Liebe liebt.
Vorher war das nur ein Spruch für sie. Doch wenn man diese Liebe wirklich spürt, entdeckt und erkennt, wenn man sagt: „Mensch, das ist wirksame, echte Liebe“, dann ist das nicht bloß ein Gedanke, sondern gilt einem persönlich.
In solchen Momenten dreht sich das Leben junger Menschen um. Plötzlich stand in ihrer Mitte der lebendige Gott, und sie verstanden, worum es eigentlich geht.
Die Liebe Gottes inmitten von Leid und Elend
Auf meinen Reisen, bei denen ich Brüdern Hilfe brachte, kam ich auch einmal nach Santiago de Chile. Das ist die Hauptstadt von Chile, einem Land an der Westküste des südamerikanischen Kontinents, das sich sehr lang zieht. Dort leben in der Hauptstadt Millionen Menschen.
Man brachte mich in das dunkelste Viertel von Santiago, gleich in die Nähe der großen Mülldeponie. Dort herrscht ein starker Gestank, und es liegt viel Dreck herum. Einige chilenische Frauen haben dort eine Arbeit für drogensüchtige Kinder aufgebaut. Das ist das Allerschlimmste: Wenn man diese Kinder sieht, die nicht nur durch Prostitution, mit der sie ihr Geld verdienen, von allen Geschlechtskrankheiten befallen sind, sondern deren Augenhöhlen leer sind. Neunjährige und zehnjährige Jungen, die irgendwo nach etwas suchen.
Diese Frauen sind einfach Hausfrauen, die das Herz am rechten Fleck haben. Sie haben sich der Not dieser Kinder angenommen und in einem alten Haus eine Stätte geschaffen, wo diese obdachlosen Kinder Zuflucht finden.
Eine Frau zeigte mir ein großes Plakat, das an der Eingangstür hing. Darauf hatte sie mit ihrer ungelenken Schrift geschrieben: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, Jesus.“ Sie sagte: „Das muss das Erste sein, was diese jungen Leute mit ihrem kaputten Leben begreifen. Jesus ist da und hat dich lieb – in deinem Dreck, in deinem kaputten Leben, in deinem Elend. Er sieht dich, er kennt dich.“
Aber wissen Sie, die Botschaft von der Liebe Gottes wird bei uns mit Füßen getreten. Wir alle haben sie mit Füßen getreten und gesagt: „Das ist doch nur ein Spruch.“ Wir wollten sie nicht hören und haben uns die Ohren zugehalten. Wo soll denn Gott sein?
Ich erinnere mich noch an den Schlossermeister in meiner Gemeinde, der im Sterben lag. Er war ein Trinker, und seine Leber war kaputt. Er sagte: „Nein, also gehen Sie mal weg mit dem Gott. Wenn der Gott bloß ein Funken Liebe hätte, würde er nicht zulassen, dass Kinder in der Dritten Welt so schrecklichen Hunger sterben.“ Was ist das für ein Gott der Liebe?
Und da können Sie jetzt alles noch daran knüpfen: Warum bin ich krank? Warum mussten meine Eltern im Krieg ihre Heimat verlassen? Warum geschieht so schreckliches Unrecht? Warum kann der Terrorismus so toben? Warum stoppt Gott das Böse nicht? Warum habe ich meine Arbeitsstelle verloren? Wo ist denn der Gott der Liebe? Wo ist denn der Gott der Liebe?
Die Liebe Gottes am Kreuz als Antwort auf das Leid
Ich sage Ihnen, wo er ist. Er war Pastor im Westfälischen. Eigentlich hatte er eine tolle Herkunft: Sein Vater war Minister, er kam aus adligem Hause, war Jugendfreund von Kaiser Friedrich, mit ihm zusammen zur Schule gegangen und war dort Dorffacher in Westfalen.
Gerade als sie sich auf Weihnachten vorbereiteten, erkrankten vier Kinder im Haus an Stickhusten und Diphtherie. Es war ganz erschütternd, wie diese Kinder eins nach dem anderen an diesem schrecklichen Stickhusten starben – alle vier innerhalb von vier Wochen. So etwas kann man sich kaum vorstellen.
Der Vater war gebrochen. Im Stall standen die Ponys, die die Großeltern den Kindern als große Weihnachtssurprise geschenkt hatten. Doch von der Freude an den Ponys war nichts mehr übrig. Dieser Pastor Friedrich von Bodelschwing zimmerte sich eine Bank vor den vier Kindergräbern und saß im Frühjahr vor diesen frisch aufgerichteten Grabhügeln. Er fragte Gott: „Warum kannst du so hart sein?“
Er sagte, ihm sei nur an einer Stelle Gottes Liebe aufgegangen – und zwar nur an einer einzigen. Nicht in der Welt, nicht in der Zeitung, nicht in den Abläufen, nicht in den schrecklichen Geschehnissen. Das einzige, wo er Gottes Liebe erkennen konnte, war der Bericht vom Kreuz, wie Jesus am Kreuz stirbt – für seine Schuld. „Ist das wirklich wahr, dass er mich so liebt?“ Das war für ihn die einzige Stelle, an der er Gottes Liebe sehen konnte.
Ja, es war nötig. Es gab keinen anderen Weg. Jetzt will ich es Ihnen sagen, ihr Lieben: Keiner von uns – selbst wenn er das beste Leben führt – kann vor Gott bestehen. Keiner kann vor Gott gerecht sein, keiner! Der Apostel Paulus sagt einmal: „Ich weiß, dass an meinem Fleisch, also in meinem Leben, nichts Gutes ist.“ Wissen Sie das? An mir ist nichts Gutes, an Ihnen ist nichts Gutes.
Sie können Gott gar nicht begegnen. Sie können schöne Lieder singen, aber Ihr Leben steht unter der schrecklichen Schuld. Jeder von uns ist verkauft an all die dummen Dinge unseres Lebens. Und das ist wie ein unüberbrückbarer Berg zwischen uns und Gott. Doch Gott hat seine große Liebe erwiesen und diesen Berg abgebaut.
Das ist in so einem wunderbaren Evangelium beschrieben. Man muss immer wieder lesen, wie sie Jesus hinausführen und durch die Gassen von Jerusalem tragen. Da stehen Frauen, die ganz gerührt sind und sagen: „Ach, armer Jesus, was machen sie mit Jesus?“ Über mich braucht er nicht zu weinen. Weint über euch! Eure Lage ist hoffnungslos!
Und als sie dann am Kreuz die Nägel durch die Hände von Jesus treiben und er dort hängt, bewegen sich seine Lippen. Was will Jesus sagen? Klagt er die Leute an? Zischt er: „Ihr Bösen, was tut ihr mit mir?“ Nein, trotz der Schmerzen spricht er kein Wort des Vorwurfs, nur eins: „Vater, vergib ihnen!“
Das bewegt Jesus. Es bewegt ihn, wie dein Leben frei wird von Schuld. Und das musst du wissen, auch wenn du sagst: „Ich kümmere mich nicht darum.“ Das bewegt Jesus bis zu deiner Sterbestunde – wie du diese ausgestreckte Liebeshand Gottes ergreifst. Er will dein Leben freimachen von der Schuld.
An dem Kreuz hingen ja zwei Menschen neben Jesus. Es ist erschütternd, wie sie bis zum Tod ihre Haltung zeigen. Der eine sagt: „Ich bin ein guter Mensch, ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Der andere war ein Ganove, ein Mörder mit einem ganz schrecklichen Leben. Und der erste sagt zu Jesus: „Warum bin ich nicht frei? Du könntest doch auch ein Wunder tun.“ So sprechen wir ja dauernd Anklagen zu Gott: „Warum geschieht mir das Schwere?“
Der andere aber sagt: „Strafe ihn nicht! Was redest du? Wir empfangen, was unsere Taten wert sind.“ In dieser Welt des Leidens und Sterbens gibt es sehr schwere Schicksale. Doch der Ganove bittet Jesus: „Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Das heißt, Jesus sagt diesem Verbrecher mit der schrecklichen Kriminalgeschichte, der sich still verhält: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Ich habe dich lieb, ich trage die Last deines Lebens und ich will dich bei mir haben in der Ewigkeit. Das ist so wichtig.
Gottes Liebe als unvergängliche Kraft
Deshalb steht es so richtig im Johannesevangelium: So sehr hat Gott die Welt geliebt, so sehr, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden.
Im Johannesbrief heißt es: Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat – uns Todeskandidaten, Schuldigen, gottlosen Menschen –, dass wir Gottes Kinder heißen sollen. Das ist die ganz große Liebe.
Woanders können Menschen keine solche Liebe finden. Dort müssen sie sie erst entdecken und erleben. Das gilt auch für dich. Es ist für dich geschehen, damit du Frieden mit Gott hast.
Du musst diese Liebe auskosten, annehmen und erleben. Es nützt nichts, sie nur zu hören. Gott will mit dir nach Hause gehen und dir diesen Frieden schenken. Ich habe es nie für mich angenommen. Ich will es heute Abend für mich annehmen. Ich will mich meiner Not, meiner Sünde stellen. Ich will deinen Frieden haben, deine Vergebung und deine Liebe.
In mein liebeleeres Herz lass mich deine Liebe fühlen, erfahren und entdecken, dass du mich liebst.
Jetzt muss ich noch etwas dazu sagen: Lass diese Liebe in deinem Leben wirken. Mir war das wichtig, denn es gibt so viel Enttäuschung in Sachen Liebe. Es gibt nur eine Liebe – die Liebe, die Gott uns verlorenen Menschen erwiesen hat.
Wir sind verlorene Menschen ohne Jesus. Nicht fromme Taten machen uns selig, sondern der Opfertod Jesu, der uns freimacht. Sein Blut löst uns los. Seine Liebe können wir nur dort unter dem Kreuz erfahren.
Wenn Sie diese Liebe wirklich erlebt haben, wissen Sie, dass manche Menschen vor Freude losgeweint haben. Sie sagen: Das kann doch nicht wahr sein, hat mich Gott so lieb? Hat mich Gott so lieb?
Und dann merken sie: Auch all das andere kann mich nicht mehr von seiner Liebe trennen – die schweren Dinge, meine böse Lebensführung und die Menschen, die mir so übel wollen, sowie das, was an Schrecklichem passiert. Tod oder Leben, schreckliche Krankheiten, Verfolgung oder Leiden – das kann mich nicht mehr von seiner Liebe trennen.
Herr Fussel-Paule, sagen Sie mal: Die Liebe von Christus ist ausgeschüttet in unser Herz. Er hat das erlebt, wie wenn man mit einem Eimer Wasser ausschüttet. Wissen Sie, so richtig? In großen Strömen fließt die Liebe von Christus.
So habe ich das erlebt, muss ich Ihnen sagen. Kein Tag in meinem Leben vergeht, an dem ich nicht mit alter Schuld und unsäglichen Versäumnissen zu Jesus komme und sage: Herr Jesus, du musst in deiner Liebe wieder alles gut machen.
Manche Frommen sagen: Ich möchte Gott bitten, gib mir Liebe. Das ist ein Quatschgebet, wissen Sie. Es ist ein Quatschgebet. Sie brauchen Gott nicht um Liebe bitten. Es geht nämlich nicht.
Ein Kind kann auch nicht kommen und sagen: Mama, gib mir Liebe, damit ich dich lieben kann. Das ist ein Quatschgebet.
Sie brauchen Gott nicht zu bitten: Gib mir Liebe ins Herz. Stattdessen können Sie sagen: Herr, ich komme zu dir und bringe dir mein notvolles Leben, in dem so viel Bitterkeit und Hass ist, wo gar keine Liebe wächst.
Aber ich will deine Liebe ganz neu erfahren, deine vergebende Liebe, die mich neu macht, wo ich bei dir auftanken kann in deiner Liebe.
Die Bedeutung der kirchlichen Trauung und das Fundament der Liebe
Jetzt für junge Leute ganz wichtig: Warum machen wir eigentlich eine kirchliche Trauung, wenn zwei heiraten? Man fragt sich oft: Warum überhaupt heiraten?
Die Antwort ist: Weil die Ehe fest sein muss und bunt. Das ist nicht nur für die Älteren wichtig, bis der Tod uns scheidet. Liebe kann ja nie aufhören.
Es ist wunderbar, wenn wir sagen, dass die Trauung eigentlich ein Fürbittegottesdienst ist. Herr Jesus, da kommen zwei Menschen zusammen. So habe ich damals meiner Braut gesagt: Weißt du, auf meine Liebe kannst du dich nicht verlassen. Ich weiß ja gar nicht, ob ich morgen noch da bin. Ich bin ein Mensch mit einem ganz bösen Herzen. Aber wir wollen auf Jesus bauen. Wir wollen oft miteinander beten. Und wir machen es gern, vor Jesus niederzuknien.
Wenn wir vor Jesus niederknien, sagen wir: Herr Jesus, da war wieder so viel Unrecht vor mir, so viel Eigensüchtiges und so wenig von dieser Liebe aus dem Hohenlied der Liebe in 1. Korinther 13. Ich komme zu dir, bring dir mein altes Herz und danke dir, dass du mich annimmst.
Das Wunderbare ist: Die Liebe wird in unser Herz geschüttet, wenn wir auf das Kreuz sehen, wenn wir auf den Opfertod von Jesus blicken. Dann wird unser Herz bewegt, erneuert und total verändert.
Die Kraft der Liebe in der Gemeinschaft der Gläubigen
Ich war einmal bei einem Missionsfest, bei dem Menschen aus ganz verschiedenen Völkern zusammenkamen: Afrikaner, Südamerikaner, Belgier und Holländer. Dort versuchte man herauszufinden, welches Lied man gemeinsam singen könnte. Natürlich dachte man sofort an "Lob der Herren, den mächtigen König".
Haben Sie eine Ahnung? Die deutschen Choräle sind in der Welt kaum verbreitet. Also, was kann man denn singen? Es gab nur ein Lied, das alle Jesusleute rund um die Welt mitsingen können.
Ich muss den Kirchenmusikern recht geben: Über die Melodie kann man streiten. Es ist eigentlich eine Weihnachtslied-Melodie. Aber der Text „Gott ist die Liebe“ lässt mich erlösen, „Gott ist die Liebe“ liebt auch mich. Darum sage ich es noch einmal in allen Sprachen der Welt, darum sage ich noch einmal: Gott ist die Liebe.
Ich fand es so wunderbar, dass ihr das gesungen habt. Es ist manchmal so toll, was in einem Lied drinsteht, dass man das einfach sagen kann: „Er hat mich lieb.“ Das ist das Motto meines Lebens, die Triebkraft.
Da waren Menschen, die ihr ganzes Leben Jesus zur Verfügung gestellt haben. Nicht weil sie besonders moralisch oder liebevoll waren, sondern weil sie von der Liebe Jesu getrieben wurden. Sie sagten: „Ich muss wieder lieben, so wie diese Christen in Nordnigeria. Und wenn die Muslime unseren Vater getötet haben, müssen wir euch lieben und wünschen euch, dass ihr Jesus entdeckt.“
Diese große Liebe bewirkt viel. Ganz viele Muslime dort in Nordnigeria wachen durch diese Liebe auf. Nichts bewegt einen Muslim so sehr wie diese Liebe, diese Märtyrerliebe, die sagt: „Ich habe dich einfach lieb, ich habe dich einfach lieb, und ich will das weitergeben.“ So steht es im Neuen Testament.
Eine Frau kam mit einem ganz liederlichen Lebensmantel, die große Sünderin, von der man gar nicht hören wollte, was alles in ihrem Leben gewesen war. Ihr Ehemann sagte: „Das war keine Liebe, es war Missbrauch. Männer haben mich benutzt und liegenlassen. Es war schrecklich, es war nur eine Hülle.“
Sie kniete vor Jesus, und da liefen ihr die Tränen herunter. Jesus sagte: „Sie hat es gefunden.“ Sie hat es gefunden – war es bei dir auch so? Sie hat gefunden, worauf es ankommt: diese Liebe.
Und dann findet man diese Liebe überall. Studieren Sie sie einmal im ganzen Neuen Testament, suchen Sie sie im Alten Testament, suchen Sie sie in unseren herrlichen Liedern.
Paul Gey hat das so schön gesungen in dem herrlichen Loblied „Soll dich meinem Gott nicht singen“. Da heißt es: „Denn weder Ziel noch Ende findet sich in Gottes Liebe.“ Es gibt keine Grenzen, Gottes Liebe ist unendlich, unsere Liebe ist endlich, Gottes Liebe ist unendlich.
Oder in dem Passionslied heißt es: „O Liebe, Liebe, du bist stark, du steckst den in Grab und Sarg, vor dem die Felsen zittern.“ Der große Jesus, der König und Herr, macht sich so klein, um dir das Einzige zu zeigen, was du brauchst.
Du darfst das einfach für dich nehmen und dich daran freuen. Und du darfst es leben und entdecken.
Persönliche Erlebnisse der Liebe Gottes
Ich habe viele Erlebnisse in Hülben. Im Jahr 1945, ich war damals sechs Jahre alt, erlebte ich schreckliche Tage während der französischen Besatzung in Hülben. Kein Bus fuhr, und wir mussten nach Metzingen, um eine Todesnachricht zu überbringen.
Morgens fuhr man mit dem Lastwagen. Es war ein Glück, dass wir mitfahren durften, denn der Lastwagen transportierte die Milchkannen. Das war das Einzige, was noch von Hülben nach Metzingen fuhr. Danach mussten wir, die kleinen Kinder, zurücklaufen.
Auf dem Weg ging es bei Kohlberg zum Jussi hoch. Die Sonne brannte herunter, und es war furchtbar heiß. Wir hatten wahnsinnigen Durst und wollten nur ein Glas Leitungswasser haben.
An irgendeiner Tür in Kohlberg klopften wir, und eine Frau kam heraus. Ich sehe sie noch vor mir, in einer Zeit, in der es nichts gab, in der man nichts mehr bekam. Sie kochte gerade ihren Saft ein und schenkte uns diesen Saft in das Wasser.
Zum ersten Mal erlebte ich, wie wunderbar es ist, wenn die Jesusliebe in einem Menschen überstrahlt. Damals rechnete jeder mit Marken und Bezugsscheinen, und sie wollte einfach nur die Jesusliebe weitergeben.
Ist das nicht herrlich, wenn das auch in deinem Leben so ist? Lasst uns lieben, auch dort, wo man uns Fusstritte gibt oder über uns spottet. Jesus, du sollst mein Herz erfüllen, du sollst mich regieren, und ich will mich von dir beherrschen lassen.
Es kommt darauf an, ob wir die Jesusliebe erleben, ob wir sie entdecken und annehmen. Ja, Jesus, ich lasse mich von dir lieben und von dir treiben und bewegen.
Einladung zur Entdeckungsreise der Liebe Jesu
Ach, ich wünsche Ihnen, dass Sie auf eine Entdeckungsreise gehen. Manchmal habe ich selbst erst ein kleines Stück davon entdeckt. Doch ich möchte noch viel mehr von dieser Jesusliebe entdecken.
Das ist die Mitte meines Lebens, und so soll es auch sein. Es soll die Mitte deines Lebens sein: Jesus liebt dich!
Denken Sie doch einmal darüber nach. Entdecken Sie diese Liebe und lassen Sie sich von ihr treiben. Jesus lässt dich niemals los! Amen!
