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Du wohnst im Himmel!

Unser Vater!, Teil 2/6
02.01.2014Matthäus 6,9

Du wohnst im Himmel!

Reihe: Unser Vater! (2/6)

Matthäus 6,9

Einleitende Gedanken

"So, Bertha, zeig mal dem Herrn Pfarrer, wie schön du beten kannst", sagte die Mutter zu ihrer kleinen Tochter, als der Pfarrer einen Hausbesuch machte. Bertha betete widerwillig mehrere kleine Gebete. "So, und nun, liebe Frau Meier, zeigen sie mir einmal, wie schön sie beten können“, sagt der Pfarrer zur Mutter. Erschrocken und verlegen entgegnet sie: „Nein, Herr Pfarrer, das können sie von mir doch nicht verlangen, das ist ganz was anderes." Mit dieser Aufforderung machte der Pfarrer dieser Frau bewusst, dass Gebete nicht gebetet werden, um jemandem zu zeigen, wie schön man beten kann. Etwas ähnliches erlebte August Hermann Franke. Er beobachtete tief beeindruckt zwei Jungs, die kniend miteinander beteten. Doch plötzlich hörte er den einen zum andern sagen: "Du, habe ich heute nicht schön gebetet?" Wem es um „schönes“ Beten geht, der hat die Bedeutung des Gebets noch nicht verstanden. Eigentlich gibt es gar keine schönen Gebete, sondern es gibt nur aufrichtige und ehrliche Gebete und dazu fehlen uns die Instrumente, um den Grad der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu messen. Aber Gott sieht in unser Herz und er weiss genau, wie wir es meinen. Ob nun ein Gebet schön formuliert ist, das ist absolut nebensächlich. Jesus gab seinen Jüngern ein Mustergebet mit auf den Weg. Das wohl bekannteste Gebet: das „Unser Vater“. Dieses Gebet überrascht nur schon durch seine Kürze. Ohne sich zu beeilen braucht man etwa 45 Sekunden für dieses Gebet. Jesus hat uns ein 45 Sekundengebet gegeben! Ist das nicht sehr erstaunlich? Erstaunlich ist auch, wie mit einfachen Sätzen unglaublich viel ausgesagt wird. Deutlicher hätte Jesus nicht zeigen können, dass es beim Beten weder auf viele Worte ankommt, noch die Länge des Gebets einen Einfluss auf seine Wirkung hat. Jesus sagt einfach: „Ihr sollt so beten.“ Mt.6,9. Wir werden uns für dieses kurze Gebet fünf Sonntage nehmen, um dieses tiefgründige Gebet besser zu verstehen. Wir beginnen also mit der Anrede und der ersten Bitte: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.“ Mt 6,9

I. Unser Vater

Welche Vorstellungen und Gefühle wir mit dem Begriff Vater verbinden, wird wesentlich durch unsere eigene Erfahrung, unsere Erziehung und dadurch gebildet, welchen Platz unsere Gesellschaft den Vätern zuordnet. Die einen haben ihren leiblichen Vater gar nie gekannt oder wenn sie ihn kannten, ist er ihnen trotzdem fremd geblieben. Viele sprechen von der vaterlosen Gesellschaft. Kinder, die ohne ihre Väter aufwachsen oder die ihre Väter kaum wahrnehmen. Ich weiss nicht, wie deine Beziehung zu deinem Vater aussieht, ob du ihn überhaupt kennst und ob du ihn liebst oder ob du einen inneren Groll gegen ihn hegst. Je negativer ich meinen Vater erlebt habe, desto schwerer kann es mir fallen, Gott als meinen Vater zu verstehen. Schnell verbinden sich mit diesem Wort negative Gefühle. Falls das bei dir so ist, dann ist es wichtig, dass du dich von dieser Vorstellung lösen kannst, denn Gott ist ein völlig anderer und ein viel besserer Vater, als das je ein Vater sein könnte. Im Grunde ist es nämlich sehr erstaunlich, dass Jesus ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass wir den Schöpfer des Himmel und der Erde Vater nennen dürfen. Das ist schlicht und ergreifend eine Sensation! Wenn wir Gott Vater sagen dürfen, bedeutet das, dass wir uns vor ihm nicht fürchten müssen. Er ist ein Vater, an den wir uns vertrauensvoll und ohne Angst wenden dürfen. Dazu sagt Paulus: Der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, durch ihn rufen wir, wenn wir beten: „Abba, Vater!“ Rö.8,15. Wenn wir zu Gott Vater sagen dürfen, ist das nicht nur eine schöne religiöse Floskel. Gott ist tatsächlich unser Vater. Weil das so grossartig und schwer zu begreifen ist, muss Johannes den Christen diese Tatsache einschärfen: „Seht doch, wie gross die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“ 1.Joh.3,1. Kein Zweifel – wir sind Kinder von Gott. Kinder haben einen rechtlichen Anspruch gegenüber ihren Eltern. Sie sind erbberechtigt. Deshalb sind Kinder Gottes Teilhaber am Reich Gottes geworden. Paulus schreibt: „Wenn wir aber Kinder sind, sind wir auch Erben – Erben Gottes und Miterben mit Christus.“ Rö.8,17. Wenn wir Gott Vater nennen dürfen, dann ist das sehr bedeutungsvoll und ein grossartiges Privileg. Interessant ist auch, dass Jesus uns nicht auffordert die Ansprache Gottes persönlicher zu formulieren z.B. „Mein Vater“. Das würde zwar zu unserem individuellen Lebensstil, der oft von Egozentrik bestimmt wird, sehr gut passen. Aber Gott ist eben nicht mein Vater, sondern er ist unser Vater. Gott hat keine Einzelkinder, sondern er hat eine riesengrosse Familie. Als Christ bin ich in die Gemeinschaft der Kinder Gottes eingefügt. Ich habe viele, ja unzählige Geschwister. Der Menschen ist seit Beginn der Schöpfung auf Gemeinschaft angelegt und Christen sind dies in besonderer Weise. Deshalb ist es auch ganz normal, dass Christen sich verbindlich in einer Gemeinde einbringen. Im Zentrum dieser Gemeinschaft steht der Vater – unser Vater. Jesus hat uns diese privilegierte Stellung ermöglicht. So sagt Johannes: „All denen, die Jesus aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“ Joh.1,12. Wenn du Jesus aufgenommen hast, dann bist du ein Kind Gottes mit allen Rechten und Pflichten. Wie diese Veränderung vor sich geht, erklärt Johannes gleich im nächsten Satz: „Sie wurden Gottes Kinder weder aufgrund ihrer Abstammung noch durch menschliches Wollen, noch durch den Entschluss eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden.“ Joh.1,13. Deshalb sind wir Kinder Gottes, weil wir durch den Glauben an Jesus von Gott geboren sind. Das ist unsere zweite Geburt. Wer das erlebt hat, der kann mit Recht Gott als Vater ansprechen, ganz egal ob du in einer Chrischona, FEG, VFMG oder wie die Denomination heissen mag, deine engere Gemeinschaft mit anderen Christen pflegst. John Wesley, der Gründer der Methodisten-Kirche in England, hatte einmal einen merkwürdigen Traum. Er war gestorben und kam an ein grosses Tor und klopfte an. "Ist hier der Himmel?", fragte er. "Nein", war die Antwort, "hier ist die Hölle!" Er erschrak, aber dann fragte er weiter: "Gibt es hier Leute von der englischen Kirche?" - "Ja, sehr viele!" - "Gibt es hier auch Baptisten?" - ,,Ja, sehr viele!" - "Gibt es hier auch Lutheraner?" - "Ja, sehr viele!" Und dann dachte er an seine eigene Kirche und fragte: "Gibt es hier auch Methodisten?" - "Ja, sehr viele!" Erschrocken eilte er weiter und kam an die Himmelstür. Wieder fragte er: "Gibt es hier im Himmel Methodisten?" - "Nein, keinen einzigen!", war die Antwort. Tief traurig fragte er weiter: "Sind etwa Lutheraner hier?" - "Nein!" -"Aber vielleicht Leute von der englischen Kirche oder Baptisten?" - "Nein, auch nicht!" - "Ja, was für Leute sind denn im Himmel?" Da hörte er: "Hier gibt es nur arme Sünder, die durch das Blut von Jesus am Kreuz reingewaschen sind!" Im Himmel sind Menschen, deren Vater Gott selbst ist!

II. Unser Vater wohnt im Himmel

Natürlich wohnt unser Vater an einem besonderen Ort. Ein Ort, der jedes Schloss, jeden Prunkbau auf dieser Welt übertrifft: Er wohnt im Himmel. Deshalb sollen wir unser Gebet damit beginnen: „Unser Vater im Himmel!“ Mt.6,9. Mit den ersten Worten des Gebets ist klar, mit wem wir sprechen wollen. Jede Religion kennt Formen und Formulierungen des Gebets. Menschen beten, selbst wenn sie sich als Atheisten bezeichnen. Deshalb ist es wichtig zu Beginn des Gebets ganz deutlich zu sagen, mit wem wir jetzt sprechen wollen. Der Schöpfer soll wissen, dass wir nicht irgendeine Gottheit anrufen, sondern dass wir mit ihm sprechen, mit unserem Vater, der im Himmel wohnt. Unser Vater wohnt nicht irgendwo auf der Welt als Götze, der an verschiedenen Orten aufgestellt ist. Unser Vater lebt in der unsichtbaren Welt – eben im Himmel. Als der König Salomo für Gott einen riesigen und prunkvollen Tempel in Jerusalem baute, betete er bei der Einweihung: „Herr bist du nicht viel zu erhaben, um bei uns Menschen zu wohnen? Ist doch selbst der ganze weite Himmel zu klein für dich, wieviel mehr dann dieses Haus, das ich gebaut habe.“ 1.Kön.8,27. Dieser riesige Tempel, in dem sich Menschen wie kleine Ameisen vorkommen mussten, war tatsächlich zu klein für Gott. Salomo war klar, dass der Tempel nur als Symbol der Gegenwart Gottes dienen konnte. Ein Ort, den Gott ganz besonders in den Augen behält, aber kein Ort, an dem er sich niederlassen könnte. Paulus sagt den Griechen in Athen: „Gott, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschen erbaut wurden.“ Apg.17,24. Wie sollte er auch? Es gab Propheten, die in Visionen kleine Einblicke in den Palast Gottes bekamen. Der Prophet Micha war einer von ihnen. Er schreibt: „Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen. Rechts und links vor ihm stand das ganze Heer der Engel.“ 1.Kön.22,19. Das ist ein Ort, zu dem wir keinen Zugang finden können – noch nicht. Paulus schreibt über den Wohnort Gottes: „Er ist der, der als einziger Unsterblichkeit besitzt und der in einem unzugänglichen Licht wohnt, er ist der, den kein Mensch je gesehen hat und den kein Mensch je sehen kann.“ 1.Tim.6,16. Aber der Tag wird kommen, dann werden wir zu unserem Vater gehen und dann werden wir selber in dieser unbeschreiblichen Umgebung leben. Dort wo der Vater jetzt ist, dort werden auch wir einmal leben und dann werden wir ihn sehen.

III. Unser Vater ist heilig

Natürlich erstaunt es nicht, dass angesichts der Grösse und Herrlichkeit unseres Vaters Jesus die erste Bitte äussert: „Dein Name werde geheiligt.“ Mt.6,9. Mit anderen Worten: Gott soll in Ehren gehalten werden. Unser Vater verdient höchsten Respekt! Diese Bitte verbietet uns, von Gott dem Vater zu sprechen, als ob er ein gutmütiger Opa sei, den man nicht mehr wirklich ernst nehmen kann. Sie verbietet uns respektlos über unseren Vater im Himmel zu sprechen und ihn gar zu beschimpfen, wie man das leider auch in christlichen Kreisen empfiehlt. Niemand hat das Recht Gott zu beschimpfen. Ich kann wohl eine Führung Gottes nicht verstehen. Ich kann mich bei Gott beklagen und jammern, aber ich darf Gott nie beschimpfen. Gott ist heilig! „Dein Name werde geheiligt.“ Mt.6,9. Es gibt verschiedene Begebenheiten in der Bibel, die uns die Heiligkeit Gottes erahnen lassen. Eine eindrückliche Situation erlebte Mose. Gott gab ihm eine schwierige Aufgabe, die ihm verschiedene Male Morddrohungen einbrachte. Eines Tages wollte Mose Gott sehen. Ihn mit eigenen Augen anschauen. Er hatte zwar schon oft mit Gott gesprochen, aber jetzt wollte er ihn sehen. „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ 2.Mo.33,18. Fleht er. Erstaunlicherweise war Gott bereit, seine Bitte zu erfüllen. Er sagte zwar, dass er ihn nicht direkt ins Gesicht schauen könne, denn wer Gott sieht, der muss sterben. Er würde aber an ihm vorübergehen und er dürfe ihm hinterher sehen. So geschah es. Gott ging an Mose vorüber und rief: „Ich bin der HERR! ‘Ich bin da’ ist mein Name! Ich bin ein Gott voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos. Ich erweise Güte über Tausende von Generationen hin, ich vergebe Schuld, Verfehlung und Auflehnung; aber ich lasse auch nicht alles ungestraft hingehen.“ 2.Mo.34,6-7. Als Mose das hörte und Gott ihm den Blick auf ihn zuliess, was denkt ihr, hat Mose gemacht? Konnte er vor lauter Staunen den Blick nicht mehr von Gott abwenden? Ist er in grossen Jubel ausgebrochen und tanzte er vor Freude? Nein! „Mose warf sich anbetend vor dem Herrn nieder.“ 2.Mo.34,8. Er war von der Heiligkeit Gottes dermassen beeindruckt, dass er sie nicht bestaunen konnte, sondern anbeteten vor Gott niederfiel. Und er betet: „Herr, wenn ich in deiner Gunst stehe, dann sei doch in unserer Mitte und zieh mit uns in das Land! Es ist ein widerspenstiges Volk, aber vergib uns unsere Schuld und unseren Ungehorsam und nimm uns als dein Volk an!“ 2.Mo.34,9. Auf eine eindrückliche Begegnung im Neuen Testament möchte ich euch noch aufmerksam machen. Es war das erste Mal, als Jesus Petrus begegnete. Petrus warf auf Anweisung von Jesus, das Netz nochmals in den See Genezaret, entgegen aller Fischerskunst. Doch als das Netz widererwarten zum Platzen voll wurden, realisierte Petrus plötzlich, mit wem er es hier zu tun hat. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie und sagte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Lk.5,8. Gott ist heilig und wenn er jetzt in unserer Mitte erscheinen würde, würden wir alle auf unser Angesicht fallen und ihn anbeten. Also – begegnen wir unserem Vater mit dem nötigen Respekt. Das hat nichts damit zu tun, in welcher Stellung wir beten. Es hat einzig und allein damit zu tun, mit welchem Respekt wir Gott begegnen. Wir sollten Gott nie durch Respektlosigkeit beleidigen. Einmal beklagte sich Gott über die Respektlosigkeit der Israeliten. Durch den Propheten Maleachi lässt er sagen: „Ihr bringt mir als Opfer ein blindes Tier und denkt: 'Das ist doch nicht schlimm!' Ihr bringt mir ein lahmes oder krankes Tier und denkt: 'Das ist doch nicht schlimm!' Versucht das doch einmal beim Statthalter! Meint ihr, dass ihr damit seine Gunst gewinnen könnt?“ Mal.1,8. Deshalb ist es uns wichtig für Gott das Bestmögliche zu machen. Das ist einer der wichtigsten Grundwerte unserer Kirche. Es ist der achte Grundwert, der lautet: „Wir sind überzeugt, dass bestmögliche Qualität Gott ehrt und Menschen inspiriert.“ Das Bestmögliche für Gott tun, das ehrt Gott und damit zeigen wir, dass unser Vater ein heiliger Vater ist.

Schlussgedanke

Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, ist unser Vater. Wir dürfen uns dem heiligen Gott als seine Kinder nahen und uns darauf freuen, dass wir einmal bei ihm sein werden. Zuhause bei unserem Vater im Himmel! Möglich gemacht hat das einzig und allein Jesus Christus. Weil er uns mit Gott versöhnt hat, können wir in dieser bevorzugten Beziehung zu Gott stehen. Im Hebräer werden wir ermutigt zu unserem Vater, dem heiligen Gott zu kommen: „Jesus ist nicht ein Hoherpriester, der uns in unserer Schwachheit nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir – Versuchungen aller Art ausgesetzt, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass er ohne Sünde blieb. Wir wollen also voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen.“ Hebr 4,15-16