Jesu Bild vom Weinstock und der Rebe
Christus spricht: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg. Jede Rebe aber, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt.
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch gesprochen habe. Bleibt in mir, so bleibe ich in euch. Wie die Rebe von sich aus keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr nichts tun, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, bringt viel Frucht. Ohne mich könnt ihr nichts tun.
Herr, mach uns dies nun ganz praktisch und verständlich! Amen!
Die Suche nach neuem Leben in der Kirche
In unseren Tagen wird in den Christengemeinden sehr viel über Erneuerung gesprochen. Es gibt ein großes Sehnen nach neuem Leben im ganzen Land. Die Krise unserer Christenheit und unserer Kirchen ist längst offensichtlich geworden. An vielen Orten sind Kirchen oder Versammlungsstätten leer, und die, die sich oft noch versammeln, machen nicht gerade den lebendigsten Eindruck.
Man sucht nach Wegen, wie ein neuer Anfang gewagt werden kann. Was könnte man tun, damit wieder neues Leben in die alten Ruinen kommt? Es gibt zahlreiche moderne Versuche, das wieder in Schwung zu bringen.
Heute ist Schulung sehr beliebt. Man besucht Kurse und trainiert fleißig, um wieder in Schwung zu kommen. Das ist nicht schlecht, bestimmt nicht. Aber ich frage mich, ob dadurch wirklich neues Leben entsteht.
Ich traf neulich einen Kollegen, der sagte: „Jetzt haben wir das ganze Programm mit unserer Mitarbeiterschaft durch. Ein Acht-Tage-Programm. Und nächste Woche fangen wir mit einem Kurs einer anderen amerikanischen Einrichtung an. Das wird ein fortlaufendes Bemühen.“ Irgendwann muss es doch Leben geben.
Andere schwärmen von Spiritualität – ein Modewort, das heute durch die Blätter rauscht. Man sagt, man müsse mehr Frömmigkeit haben. Dabei denken viele an Kerzen. Ich warte nur auf den Tag, an dem man bei uns noch mit den Gerüchen von Weihrauch versucht, neues Leben zu produzieren. Man versucht es mit mehr Sammlung. Es ist wichtig, dass das Leben durch Frömmigkeit geprägt ist. Aber ob es dadurch wirklich neues Leben gibt, bleibt fraglich.
Dann experimentiert man weiterhin mit den Formen. Man will alles umstellen, umkrempeln und ganz neu machen. Andere wiederum versuchen es mit einer radikalen Weltoffenheit. Sie holen die Debatten des Bundestags auf die Kanzel. Doch ob es dadurch neues geistliches Leben gibt, bleibt fraglich.
In unserer eigenen Lebensgeschichte erleben wir, dass wir traurig sind und durch eine Durststrecke hindurchgehen. Dann fragt man sich, was man tun soll. Soll man sich einen Prediger suchen, bei dem es einem unter die Haut geht? Hilft das vielleicht? Oder was kann man tun, damit man wieder in Bewegung kommt? Wie kann man neues Leben gewinnen? Wie gelingt eine Aufmöbelung im Glauben?
Die Kraft der Verbindung mit Jesus
Hier steht es, so hat es Jesus uns gezeigt. Wir sind heute Morgen Christen. Was Ihnen Not tut, ist keine Handauflegung, keine neue Weihe, keine besondere Form. Es ist vielmehr, dass Sie das ergreifen, was Sie von früher Jugend an wissen: Ihre Beziehung zu Jesus überhaupt erkennen und festmachen.
Mehr können Sie gar nie bekommen, etwas Höheres können Sie nie finden. Es gibt für Christen überhaupt nichts Größeres, keine andere Kraft, nichts Gewaltigeres, als dass sie mit Jesus in Verbindung stehen, als dass sie mit Jesus Christus leben.
Es erschreckt mich dann, wenn da und dort mit einem so spöttischen Unterton von uns gesagt wird: „Und er kommt halt immer mit Jesus.“ Ja, mit was sollen wir denn sonst kommen? An die Kirche glaube ich nicht mehr, und an die Pfarrer glaube ich auch nicht, und an das Geld der Kirche glaube ich auch nicht. Aber dass wir an Jesus glauben, das ist das Einzige, was unserem Leben Mitte, Inhalt, Kraft und Hoffnung gibt.
Und wenn wir sterben, ist das Einzige, was uns lösen kann, dass wir mit Jesus in Verbindung stehen. Wenn Sie heute im Gottesdienst sind und unlösbare Probleme mit sich herumschleppen, nur wenn Sie aus der Verbindung mit Jesus leben, wird es neu.
Und wenn Sie sagen: „Mein Leben ist voll von verkehrten Dingen und von Sünde“, nur mit Jesus bekommen Sie das weg, nichts anderes. Alles andere sind Fluchtversuche.
Und wenn in unserer Christenheit, besonders in unserer deutschen und württembergischen Kirche, noch einmal neues Leben geschehen kann, dann nur durch eine radikale und entschlossene Umkehr zu Jesus hin.
Vier zentrale Gedanken zur Verbindung mit Jesus
Ich habe heute vier Punkte. Der erste ist...
1. Die Kraft, die wir durch Jesus haben
Was wir mit Jesus alles können
Viele Menschen beruhigen sich mit dem Gedanken: „Ich bin doch Christ, ich gehöre doch dazu.“ Oft hört man dann auch: „Ich bin getauft.“ Dabei entsteht manchmal Zorn darüber, wie man das missverstehen kann. Jesus hat doch ganz klar gesagt, dass es nicht auf die äußere Mitgliedschaft ankommt. Er hat sogar von denen gesprochen, die mit großem Gefühlsüberschwang sagen: „Herr, Herr!“ – zweimal begeistert. Von solchen hat er gesagt, es kommt nicht darauf an, was man sagt, sondern ob man lebt und handelt.
Paulus hat immer wieder die Wendung gebraucht, dass man „in Christus sein“ muss. Aber was bedeutet das eigentlich? Ich fürchte, vielen ist das heute gar nicht klar. „In“ ist eine räumliche Bezeichnung. Ich setze mich in ein Auto und kann dabei noch meinen Fuß draußen lassen, die Tür zuklappen und losfahren. Oder ein anderes Beispiel: Ich kann nicht fliegen, auch wenn ich mit meinen Händen flattere. Aber wenn ich in Echterdingen ein Flugzeug besteige, sitze ich drin, und das Flugzeug hebt ab. So kann ich tausende Kilometer weit fliegen, weil ich im Flugzeug bin.
Auch wenn Menschen ganz schwach sind, Versager, Sünder und fehlbare Personen, können sie über ungeahnte Möglichkeiten verfügen. Das ist nur dann möglich, wenn man „in Christus“ ist.
Verstehen Sie, warum oft die Trostworte des Evangeliums an uns abprallen und wir uns danach nur wund und angeschossen fühlen? Wir hören all die schönen Trostworte, jemand betet mit uns, aber wir haben in dem Moment gar keine Gewissheit, ob wir wirklich in Christus sind. Dann wissen wir nicht, ob uns das gilt, ob wir wirklich so getrost, mutig und zuversichtlich sein können, wie es Jesus hier sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm.“ In Jesus „drin“ sein heißt, wie in einem Raum eingeschlossen sein von ihm.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Wie komme ich denn in Christus hinein? Wie geht das? Indem Sie sagen: Er ist für mich gestorben. Meine Schuld hat er getragen. Er ist auferstanden, damit seine Auferstehungskraft heute, am zwanzigsten September 1989, in meinem Alltag durchbricht und sichtbar wird. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft.
Und in Ihrer Seele – das sind ja sonst die Abgründe, die der tiefen Psychologe erforscht. Aber wenn in unserem Innersten, in unserem Denken und Fühlen, Christus ist, wenn unser ganzes Leben nicht mehr aus einem verborgenen Ich besteht, sondern ich alles Jesus ausgeliefert und ihm hingegeben habe, dann können wir Ungeahntes tun.
Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Schöpfung. „Er in mir und ich in ihm“, sagt Jesus. Das ist die Verbindung, um die es geht: ein „in Jesus sein“. Als die Kolonisten einst nach Amerika ausgewandert sind, haben sie sich ein Stück Land zuweisen lassen. Man weiß nicht, wie es ihnen zumut war, als sie ankamen – ob das Stück Land vielleicht noch eine unkultivierte Steppe war. Aber dann schauten sie und dachten: „Da bis zum Horizont, das alles gehört mir. Das darf ich jetzt bebauen, anpflanzen und zu fruchtbarem Land machen.“
So dürfen Sie als Christ hoffnungsvoll hinaussehen. Lassen Sie sich nicht anstecken von den pessimistischen Sprüchen Ihrer Umgebung. Wir Christen sehen, wie Jesus uns ruft, und er will jetzt aus unserem Leben etwas Neues machen. Sie dürfen die Jahre, die vor Ihnen liegen, füllen, weil Christus Ihnen Kraft gibt. Sie überwinden Sünde, niederringen das Böse und treten den Satan unter Ihre Füße. Das hat Gott mit Ihnen vor. Er will sich mächtig in Ihnen erweisen.
Wenn ich vorher über diese Kinder, über diese kleinen wunderbaren Geschöpfe sprechen durfte: Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott. Jetzt stehen Sie doch einmal in Ihrem Glaubensleben hin und seien Sie nicht so ängstlich, weil Jesus sich an Sie bindet.
Es gibt kein Christentum ohne klare Entscheidung. Wer das in der Christenheit schlechtmacht, macht es selbst unmöglich, dass man ihn ernst nehmen kann. Denn der Ruf Jesu erfordert eine Entscheidung: von mir das klare Ja, eine Bindung und das Wissen, ob ich in Christus bin. Wenn ich das weiß, kann ich das annehmen und will das Land erobern, den Raum, den er mir gibt.
Gehen Sie fröhlich in die neue Woche hinein – in Christus!
Es gab Menschen, die das erkannt haben. Wir lesen das immer wieder in Biografien. Zum Beispiel William Carey. Er hat erkannt: Jesus will etwas mit mir machen. Er wurde Missionspionier und Wissenschaftler, hatte Ehrendoktorate. Er hat es ergriffen: Jesus will etwas mit mir machen. Er dachte nicht: „Ich bin eben so ein Versager.“
Da waren Pfarrer in Westfalen, wie Friedrich von Bodelschwing. Er hat gemerkt: Meine kleine Tat der Liebe ist wichtig. Und Jesus hat das bestätigt. So durfte er Land ergreifen.
Ich habe nur die Sorge, dass wir bei solchen Beispielen immer denken, das sei doch nur für große Leute. Da sage ich der Mutter, die denkt: „Was mache ich schon? Wenn ich Lehrerin wäre, hätte ich einen tollen Job. Aber ich muss mich mit meinen Kindern herumärgern, und die sind nicht so brav wie die von den Nachbarn.“ In deinem Raum will dich Jesus groß machen, segnen und dir Aufgaben zuteilen.
Nimm den Raum an, in den du gestellt wirst – aber in Jesus! Windeln wickeln, in Jesus! Kochen und spülen, in Jesus! Denk nicht, es gehe um größere Dinge. Die Treue im Kleinen ist es, die verlangt wird, wo Jesus etwas durch uns wirken will.
Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Jesus hat nie nach hohen Ehren gesucht. Dort liegt das Geheimnis ihres Lebens. Aber in Christus müssen sie sein. Das Zweite...
2. Die Bedeutung der Frucht im Leben eines Christen
Die Frucht, die hier gemeint ist – was ist denn diese Frucht? Jesus sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Ja, Frucht – das sind doch die Dienste, die wir für unseren Herrn tun, oder? Stopp, das ist falsch. Wir sprechen automatisch von Werken, aber in der Bibel wird immer zwischen Frucht und Werk unterschieden.
Ein Werk ist das, was wir tun. Aber was ist Frucht? Die Frucht wächst. Man muss nie vor einem Baum stehen und sagen: „Im Frühjahr, blühe, blühe!“ Man muss sich auch nicht zusammenreißen, damit der Baum blüht oder Frucht hervorbringt. Die Frucht wächst ganz natürlich, organisch und spontan.
Ein anderes Bild ist die Quelle. Eine richtige Quelle sprudelt, Tag und Nacht, Sommer wie Winter. Niemand muss sie ab und zu wieder in Gang setzen. Wenn sie aufhört zu sprudeln, ist es kein Quellwasser mehr, sondern eher ein kaputter Wasserhahn. Eine echte Quelle sprudelt einfach.
Jesus weist darauf hin, dass unser christliches Leben dort neu wird, wo Erneuerung geschieht: in ihm sein, in Jesus sein. Alle unsere Berufsarbeit und unseren Alltagsärger sollen wir in Jesus hineinpflanzen, mit ihm leben und mit ihm Tag und Nacht bewältigen. Paulus beschreibt, wie die Frucht aussieht: Liebe, Freude, Friede, Geduld.
Darauf wären wir nicht unbedingt gekommen, dass dies zu den wichtigen Dingen gehört. Wir hätten eher an große Evangelisationen, Missionseinsätze oder leitende kirchliche Dienste gedacht. Das wäre doch sicher das, was wir tun müssen, um Frucht zu bringen. Doch für uns abgearbeitete Väter bedeutet Frucht auch, Geduld mit unseren Kindern zu haben, die manchmal an unserem Glauben zweifeln.
Frucht bringen – das will Jesus. Das ist das Programm für die neue Woche. Und dann denken wir vielleicht, das sei nur die kleine Lebenssphäre. Heute ist es modern, ständig von großen Dingen zu reden. Doch es gibt kaum noch Bewährung des Glaubens im Alltag, kaum noch Christen, die das unter Beweis stellen und praktizieren.
Jesus meinte, dass dies die Folge sei. Das Größte, was wir tun können, ist, unsere irdische Persönlichkeit wieder zu einem Ebenbild Gottes zu machen. Doch ich möchte daran erinnern, dass es noch mehr ist als nur die Wiederherstellung der alten Persönlichkeit.
Paulus sagt einmal: Wer in Christus ist, der ist eine neue Schöpfung. Das ist etwas völlig Neues! Es ist ein Unterschied, wie wenn Schüler in der Schule ihre Leihbücher bekommen. Diese Bücher sind oft schon beim dritten oder vierten Schüler mit Eselsohren versehen und viele haben darin ihr Mittagessen gehabt. Wenn sie ein neues Buch bekommen, strahlen sie, weil es frisch ist. Doch es ist immer noch das alte Buch, nur unbenutzt.
Wenn Paulus von der neuen Schöpfung spricht, meint er eine völlig neue Ausgabe, eine ganz revidierte Version, in der alle Schwächen und Fehler verschwunden sind. Wer in Christus ist, hat eine neue Persönlichkeit.
Deshalb sind wir auch immer wieder skeptisch gegenüber Psychologen, die von diesem Wunder nichts wissen. Wir sagen: Ein Wunder ist Gott doch noch möglich! Er kann selbst in einer verkrampften Seele etwas Neues schaffen, nämlich eine neue Schöpfung. Er kann alte, tiefe Narben unseres Seelenlebens heilen und zurechtbringen.
Uns hat besonders beeindruckt, wie junge orthodoxe Christen in der Sowjetunion dies zum Ausdruck bringen. In den religiösen Jugendseminaren der orthodoxen Kirche sind viele Menschen zum Glauben an Christus gekommen. Sie betonen immer wieder, dass sie am Evangelium am meisten anzieht, dass es eine echte Alternative bietet.
Russland ist uns in manchen Bereichen ein paar Jahre voraus. Dort steht die Abtreibung im Raum. Viele junge Menschen haben kein Interesse an freier Moral, sondern suchen Liebe. Sie entdecken plötzlich in dem Leben der Christen – die in unseren Augen oft sehr traditionell oder streng geprägt sind, ähnlich wie die Mentalität der Familien in Russland – eine Alternative.
Sie sagen und bezeugen: Diese Familien sind eine Alternative. Hier werden Werte gelebt, die für uns groß und leuchtend sind. Und sie haben das Ziel: So will ich sein.
In diesem Jahr wurde einer der Leiter dieser Jugendseminare, Poresch, zu fünf Jahren Straflager verurteilt. Vor seiner Verurteilung sagte er in seinem Schlusswort: „Was Sie hier zu verurteilen versuchen, ist eine neue geistige Realität, eine neue gemeinschaftliche christliche Weltanschauung.“
Diese Christen sind keine politisch aktiven Menschen. Sie wollen für ihr russisches Volk neue Werte entdecken, die sie bereits bei den russischen Klassikern in der Literatur gefunden haben.
Die Zuhörermenge im Gerichtssaal stand auf und sang vor der Urteilsverkündung „Christ ist erstanden“. Die Auferstehungskraft zeigt sich in einem neuen Wesen. Das ist heute ein Zeugnis aus der Sowjetunion.
Die großen Verantwortlichen der Ideologie geraten darüber in Unruhe. Sie haben die religiösen Jugendseminare aufgelöst und die Verantwortlichen des Landes entweder ausgewiesen oder zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Weil diese Menschen das Evangelium leben, leben sie Frucht – Frucht im Leben. Drittens...
3. Die Abhängigkeit von Jesus als Jünger
Ohne Jesus ist nichts möglich. Jesus hat immer wieder das Wort „Jünger“ gebraucht im Umgang mit seinen Jüngern. Doch was ist ein Jünger? Man kann das Wort „Jünger“ nicht einfach übersetzen. Wenn man „Schüler“ sagt, ist das falsch. Dann denkt man an Schüler – die armen Lehrer heute, die mit Schülern umgehen müssen. Ein Schüler weiß ja oft alles besser als sein Lehrer oder zumindest viel besser. Oder man denkt an einen Lehrling. Wer mit Lehrlingen zu tun hat, weiß, dass es heute reife Persönlichkeiten sind, die schon viele Geheimnisse der Welt kennen.
Darum ist das Wort „Schüler“ oder „Lehrling“ für „Jünger“ nicht passend. Jesus meinte mit „Jünger“ ein völlig eigenartiges Verhältnis. Ein Jünger ist nie über seinem Meister, sondern bleibt ganz abhängig von Jesus. Das ist nicht von uns erfunden, sondern wir kommen immer wieder auf den einen Punkt unseres Glaubens zurück: dass wir in Jesus bleiben sollen.
Heute gibt es den Versuch, dass Menschen im Überschwang ihres geistigen Selbstbewusstseins die Worte Jesu umzudeuten oder gar zu sagen, welche Worte original von Jesus sind und welche nicht. „O großer Geist, der 2000 Jahre gebraucht hat, bis diese Enthüllungen in unserer modernen Welt möglich sind.“ Jesus braucht aber keine, die es besser wissen als er. Er braucht auch nicht diejenigen im zwanzigsten Jahrhundert, die durch eigene Offenbarung meinen, Neues dem Evangelium Jesu hinzufügen zu müssen, weil sie sagen: „Mir hat geträumt, der Herr hat zu mir gesprochen.“
Wir bleiben Schüler des Wortes Jesu. Wir wollen in ihm sein. Wer in ihm bleibt, bewahrt sein Wort, hält sein Wort und lebt dieses Wort. Die Jünger haben auch immer wieder versucht, es in eigener Kraft zu schaffen – und sie sind furchtbar gescheitert.
Petrus dachte doch: „Herr Jesus, wenn es jetzt ernst wird, dann will ich für die Sache deines Reiches meinen Kopf hinhalten.“ Es war nicht böse gemeint, es war gut gemeint. So wie wir oft meinen, wir müssen uns einsetzen, und dabei das Kleine in Jesus vergessen.
„Ohne ihn könnt ihr nichts tun.“ Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. Auch in unserem Leben gehören die Krisen des Glaubens dazu, weil wir lernen müssen: Ohne ihn nichts, gar nichts. „Aber ich kann doch viel machen!“ – und Jesus sagt: „Was ist denn dein Beruf ohne ihn? Vergeh doch! Was ist dein Leben ohne ihn?“ So ein Wort Jesu: „Nichts, nichts könnt ihr tun.“ Aber wir machen doch so viel! Er sagt: „Nichts.“ Aber mit mir viel, viel Frucht.
Das ist eine Ermutigung: Es gibt kein Unmögliches mehr für uns in Jesus. Und noch das Vierte...
4. Der ernste Ruf zur Treue in der Verbindung mit Jesus
Der heilige Ernst in diesem Wort zeigt sich darin, dass Jesus abschneiden kann, dass er Rebzweige wegnimmt und sie verdorren lässt. Das sehen wir täglich und sind erschüttert, wie um uns herum viele sterben. Da waren doch noch einige, die mit uns in der Jugendarbeit waren – und wo sind sie jetzt? Sind sie irgendwo, aber haben die Verbindung zum Weinstock verloren.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist ein heiliger Ernst: Man kann in dieser Welt geistlich zugrunde gehen, verdorren und verloren gehen. Sie müssen sich daran festhalten, am Weinstock zu bleiben. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist der Hauptkampf eines Christen, in Jesus zu bleiben.
Dann erschrecken viele und sagen vielleicht: „Ja, aber ich bin doch so unrein, ich habe in meinem Leben so viel Verkehrtes getan.“ Ich möchte, dass Gott Ihnen jetzt zeigt, dass Sie vielleicht denken: „Schneidet er mich dann auch ab? Ich bin doch ein unreiner Trieb.“ Sie sollen wissen: Sie bleiben ein unreiner Trieb. Bei allem neuen Wesen, bei aller Frucht bleiben Sie ein unreiner Trieb.
Wo Christen meinten, sie seien schon darüber hinaus in dieser Welt, war das immer eine schreckliche Täuschung. Jesus sagt im Vers 2 – wenn Sie noch einmal in Ihre Bibel schauen: „Eine jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen. Eine jede Rebe, die Frucht bringt, wird er reinigen.“
Hat also auch die Rebe, die Frucht bringt, noch Reinigung nötig? Ja, auch die Rebe, die Frucht bringt, braucht tägliche Reinigung. Bis an unsere Todesstunde brauchen wir das Blut Jesu, das uns reinmacht von aller Sünde. Ohne das geht es gar nicht.
Unser Leben wird nicht neu, ohne dass wir dauernd wieder erschüttert zurückkehren und sagen: „Herr, wir haben es wieder ohne dich probiert, jetzt reinige uns, dass wir mehr Frucht bringen.“ Dann gehören die Krisen dazu, auch die Erschütterungen und die Sehnsucht: „Ich will neues Leben.“ Aber neues Leben gibt es nur in der Umkehr, immer wieder zurück.
„Ich will Rebe an dir sein“ – schöner kann man Jüngerschaft Jesu nie umschreiben. Das ist das, was es heißt, Christ zu sein: wie am Rockschoss Jesu hängen, unlösbar zusammengefügt, organisch zusammengewachsen, sodass er und ich nicht mehr getrennt werden können.
Zan und Opoch, Lennart und Lein, Jesus und ich – wir gehören zusammen, wir sind eins, organisch, Weinstock und Rebe, eins. Und das andere ist, dass ich mit ihm zusammenwachse und viel Frucht bringe.
Die Notwendigkeit der Erneuerung in der Gemeinschaft mit Jesus
Erneuerung tut not. Es gibt viel Sehnsucht nach Erneuerung. Jesus will uns jetzt erneuern. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, wie es heißt: „Wie der Vater in Jesus, so bin ich in euch.“ Wenig später sagt er im hohenpriesterlichen Gebet: „Wie er in mir und ich in euch.“
Das ist die einzige Ökumene, die biblisch ist und zu der wir von Herzen Ja sagen. Diese Gemeinschaft in Jesus, mit ihm und mit denen, die ihm gehören – weltweit – suchen wir.
Nehmen Sie heute an, dass Sie in Jesus hineingepflanzt sind. Jesus sagt: „Ihr seid Reben an mir. Lasst euch reinigen, damit ihr noch mehr Frucht bringt.“ Amen.
