Geld und Spenden

Jürgen Fischer
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Serie | 7 Teile

Maleachi

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Gott ändert sich nicht

Nein, ich, der HERR, ich habe mich nicht geändert; aber ihr, Söhne Jakob, ihr habt nicht aufgehört. Maleachi 3,6

Israel dachte, Gott wäre über die Jahrhunderte hinweg irgendwie anders geworden, aber dem stellt der HERR sein autoritatives “Ich habe mich nicht geändert!” entgegen. Gott ist unveränderlich in seiner Liebe und seiner Heiligkeit (vgl. Jakobus 1,17; Psalm 102,26-28; Hebräer 13,8).
Er geht mit uns um, wie zur Zeit Maleachis mit den Israeliten. Niemand muss Angst haben, dass Gott gestern gnädig war und es heute nicht mehr ist.

Bei der Übersetzung stellt sich die Frage: womit? Zwei Möglichkeiten stehen im Raum. Entweder übersetzt man „ich habe mich nicht geändert und ihr […] habt deshalb nicht aufgehört“ zu existieren, d.h. weil Gott sein Volk immer noch liebt, deshalb gibt es sie noch.
Oder man übersetzt „ich habe mich nicht geändert, aber ihr […] habt nicht aufgehört“ zu sündigen, d.h. Gott ist immer noch ein heiliger Gott, aber das hat Israel nicht davon abgehalten immer weiter zu sündigen.

Die erste Möglichkeit passt gut zum Anfang von Maleachi, die zweite vielleicht ein bisschen besser zum nächsten Vers. Wie Gott sich, so sind leider auch die Söhne Jakobs sich selbst treu geblieben: Gott in Liebe, sie in Untreue.

Maleachi 3,7: Seit den Tagen eurer Väter3 seid ihr von meinen Ordnungen4 abgewichen und habt _sie_ nicht beachtet. Kehrt um zu mir! Und ich kehre um zu euch, spricht der HERR der Heerscharen. Ihr aber sagt: »Worin sollen wir umkehren?«

Israel glaubt, Gott hätte sich verändert und würde Sünde nicht mehr so wichtig nehmen (Maleachi 3,15), aber das Gegenteil ist der Fall. Gott sieht ihre Sünde heute wie in den Tagen der Väter, die von Gottes Ordnungen abgewichen waren. Die Geschichte des Volkes Israel ist von Untreue gegen Gottes Gebote gekennzeichnet.

Sie waren von den Ordnungen abgewichen, indem sie sie nicht beachteten. Und indem sie die Gebote Gottes nicht hielten, drehten sie Gott selbst den Rücken zu.

Chance zur Umkehr

Aber es gibt Hoffnung: Buße. Wenn sie zu Gott umkehren, wird er es ebenso tun. Bei Sünde ist Buße (vgl. Lukas 18,13) möglich, weil Gott liebt, aber auch nötig, weil Gott richten wird. Egal wie lange eine falsche Haltung anhält, Gott ruft jeden mit seinem Kehrt um zu mir! Und er verspricht uns seine Nähe, wenn wir aufrichtig Buße tun, aber ohne vorangehende Einsicht in die eigene Sünde kommen wir nicht weiter.

Und genau an dieser Stelle scheitert Israel: Sie sehen ihre Schuld nicht ein: Worin sollen wir umkehren? Diese Frage ist mehr als tragisch! Wer wie der Pharisäer im Gleichnis in Lukas 18,9-14 (vgl. Lukas 18,21) die eigene Verlorenheit nicht erkennen kann, der wird auch nicht zu Gott umkehren und kann nicht gerettet werden.

Maleachi 3,8 Darf ein Mensch Gott berauben? Ja, ihr beraubt mich! — Ihr aber sagt: »Worin haben wir dich beraubt?« Im Zehnten und im Hebopfer.
Umkehr bezieht sich immer auf ganz praktische Dinge. Buße ist nie nur ein allgemeines Konzept, das keinen Niederschlag in meinem Denken oder Verhalten findet.
Gott zeigt seinem Volk nun einen vierten Bereich, in dem sie umkehren können: Abgaben für den Tempel.

Dabei ist sich das Volk einmal mehr seiner Verfehlung gar nicht bewusst: Worin haben wir dich beraubt? Es muss hier offen bleiben, ob ihre Rückfrage aus Unwissenheit oder Unwilligkeit herrührt. Vielleicht hatten die Priester ihnen nicht das ganze Gesetz gelehrt (vgl. Maleachi 2,7.8) und sie wussten es nicht besser, vielleicht kannten sie aber doch Gottes Gebote und waren einfach nicht dazu bereit, das an Abgaben zu leisten, was das Gesetz vorsah.

Gott gibt ihnen auf ihre Frage eine sehr präzise Antwort. Sie geben nicht den Zehnten und nicht das Hebopfer. Die Abgabe von 10% der Einnahmen für den Tempel und den Staat war ein weitverbreitetes Prinzip im Nahen Osten und ist für die Kanaaniter, Phönizier, Araber, Karthager und Lydier belegt.
Wir lesen zum ersten Mal davon in 1Mose14,20, wo Abram dem Priesterkönig Melchisedek den Zehnten seiner Beute gibt, und dann wieder bei Jakob, der Gott den Zehnten in Bethel als Ausdruck seiner Hingabe verspricht (1Mose 28,22).

Im Gesetz des Mose werden verschiedene Themen angesprochen - z.B. „Opfertiere“ (Maleachi 1,14), „Mischehen“ (Maleachi 2,11) und Scheidung (Maleachi 2,14). Weitere allgemeine Sünden werden in Maleachi 3,5 aufgezählt und die Priester hatten sich ganz grundsätzlich an ihrer Berufung schuldig gemacht (Maleachi 1,1,6-2,9). Wie sie eben auch nicht bereit waren die Opfer zu bringen, von denen sie wussten, dass sie angemessen gewesen wären (Maleachi 1,14). Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Priester dem Volk nicht genau erklärten, was sie zu geben hätten, lebten sie doch wesentlich von diesen Abgaben!

Maleachi 3,9: Mit dem Fluch seid ihr verflucht, mich aber beraubt ihr _weiterhin_, ihr, die ganze Nation!
Obwohl Gott sie verflucht hatte, sind sie nicht dazu bereit, ihr Verhalten zu ändern. Auf eine für das Volk nachvollziehbare Weise muss sich der Fluch bereits manifestiert haben, aber obwohl sie mitbekommen, dass etwas nicht stimmt, denken sie nicht daran, Gott den Zehnten zu geben. Und es sind nicht nur einzelne, sondern die ganze Nation macht sich schuldig.

Maleachi 3,10: Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich doch darin, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!

Was muss das Volk tun, um zu Gott umzukehren? Es müsste den ganzen Zehnten in den Tempel bringen, dann würde Gott ihnen die Fenster des Himmels öffnen und seinen Segen im Übermaß ausgießen.
Maleachi schlägt dem Volk hier kein Verhalten vor, sondern Gott befiehlt („bringt“). Alle im Volk (s. Maleachi 3,9) waren schuldig geworden und hatten willkürlich weniger gegeben als gefordert war. Jetzt mussten sie Buße tun oder untergehen.

Bei dem Vorratshaus handelte es sich entweder um ein gesondertes Gebäude auf dem Tempelbezirk oder um die Nutzung der direkt am Tempel angebauten Räume (1Könige 6,5-10; 2Chronik 31,11; Nehemia 10,38).

Wir dürfen Gott nicht versuchen (vgl. Psalm 95,9; Maleachi 3,15), aber hier schlägt Gott vor, ihn zu testen: Prüft mich doch!

Segen im Übermaß? Es ist deine Wahl!

Maleachi 3,11: Und ich werde um euretwillen den Fresser bedrohen, damit er euch die Frucht des Erdbodens nicht verdirbt und damit euch der Weinstock auf dem Feld nicht fruchtleer bleibt, spricht der HERR der Heerscharen.

Wenn Gott „Segen bis zum Übermaß“ gibt, dann spricht er nicht nur von Regen, sondern wird sie auch vor Heuschreckenplagen (Fresser) bewahren. Sie werden die Frucht des Erdbodens ernten und der Weinstock wird nicht fruchtleer sein.

Was hier nach einem typisch alttestamentlichen Prinzip klingt, wird von Paulus aufgegriffen, wenn er in 2Korinther9,6.8 schreibt: „[…] Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. […] Gott aber vermag auf euch überströmen zu lassen jede Gnade, damit ihr in allem allezeit alles Genüge habt […]."

Maleachi 3,12: Und alle Nationen werden euch glücklich preisen, denn ihr, ihr werdet ein Land des Wohlgefallens sein, spricht der HERR der Heerscharen.

Ein Israel, das Gott gehorcht, ist gesegnet und wird für alle Nationen ein Gegenstand der Freude. Als ein Land des Wohlgefallens wird es nicht mehr die „Schmähung der Nationen […] und das Höhnen der Völker“ (Hesekiel 36,15) abbekommen, sondern zum lebendigen Hinweiszeichen auf den Gott, der Motor und Garant ihres Erfolges ist.

Zusammenfassung

Wichtige Lektionen aus dieser Predigt:

  • Gott ist unveränderlich
  • Sünde neigt dazu, uns zu versklaven und zu täuschen
  • Wenn du merkst, dass Gott dich straft (vgl. Hebräer 12,4-6), dann tu Buße und verstecke deine Sünde nicht
  • Echte Buße hat mit dem echten Leben zu tun und findet nicht nur irgendwie im Kopf oder auf der Gefühlsebene statt
  • Man darf Gott nicht berauben
  • Wer den Dienst in der Gemeinde durch seinen Mangel an Freigebigkeit (Spendenfreudigkeit) behindert, der macht sich schuldig; wir müssen nicht geben, was wir nicht haben, aber wir dürfen auch nicht für uns behalten, was uns anvertraut ist
  • Gott versorgt den, der freudig und großzügig in Gottes Sinn das Geld spendet, was ihm zur Verfügung steht (vgl. 2Korinther 9,6-8)

Hinweise/Fußnoten zum Thema

Im Alten Testament werden drei Zehnte unterschieden:

  • Der jährliche Zehnte für die Leviten und den Unterhalt des Tempeldienstes (4Mose 18,21-24.29-32),
  • der jährliche Zehnte für das Feiern vor Gott (5Mose 14,22-27) und
  • ein Zehnter alle drei Jahre für die Armen (5Mose 14,28.29).
    Vom ersten Zehnten erhielten die Priester wiederum den zehnten Teil. Zusätzlich erhob wahrscheinlich der König noch einen Zehnten (1Samuel 8,15-17) und das Volk sollte allezeit bereit sein, den Armen zu helfen (5Mose 15,11).

Erst Nehemia löste tatsächlich das Habsuchts-Problem im Volk Israel (Nehemia 13,12). Maleachis Ruf zur Buße war allein also nicht wirksam!

Man versucht Gott, wenn man ihn um seiner eigenen Wünsche willen manipulieren will (Psalm 78,18). Als das Volk sich fragt, ob es gut ist, angesichts von Missernten, den ganzen Zehnten zu spenden, lädt Gott sie zu einem Versuch ein und verspricht ihnen Segen. Wenn sich die Fenster des Himmels öffnen, dann regnet es. Der Segen bis zum Übermaß besteht also zuerst einmal in ausreichenden Niederschlägen. Bleibt der „Regen […] zu seiner Zeit“ aus und gibt Gott „den Frühregen und den Spätregen“ nicht (5Mose 11,13.14; vgl. Joel 2,23.24), dann ist das schon Fluch Gottes.

Hinweise

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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