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Missverstanden und von den eigenen Leuten verworfen

Gott hat den Überblick, Teil 1/7

Missverstanden und von den eigenen Leuten verworfen

1.Mose 37 Reihe: Gott hat den Überblick! (1/7)

Einleitende Gedanken

Unser Leben verläuft selten gradlinig. Obwohl wir das alle wissen, erwarten wir im Stillen doch, dass wir als Christen mehrheitlich auf der Sonnenseite des Lebens sein sollten. Immerhin ist Gott mit uns unterwegs. Doch die Bibel zeigt uns eine andere Wirklichkeit. Grosse Gottesmänner wie Abraham, David, Josia, Daniel, ich könnte noch viele Namen aufzählen, erlebten Niederlagen, Tiefschläge und unglaubliche Enttäuschungen, obwohl sie ein Gott hingegebenes Leben führten. Auch Josef gehört zu diesen aussergewöhnlichen Persönlichkeiten. Mit seiner Geschichte werden wir uns in dieser Predigtreihe beschäftigen. Wir werden entdecken, was wir theoretisch alle wissen, dass ein Leben in der Nachfolge von Jesus uns an die Grenze des Erträglichen bringen kann. Wer Jesus nachfolgt, hat nicht automatisch sichtbaren Erfolg. Im Buch Prediger steht sogar: „Da sind Menschen, die immer das Rechte tun, und es ergeht ihnen, wie es Verbrechern gehen sollte. Und es gibt Verbrecher, denen es so gut geht, als hätten sie immer das Rechte getan.“ Pred.8,14. Das ist die Wirklichkeit, in der wir Leben und doch wollen wir diese Tatsache lieber verdrängen. Wir glauben lieber den Behauptungen, dass es uns in jedem Fall besser geht, wenn wir mit Gott unterwegs sind. Natürlich stimmt das 100%ig, bezieht man die Ewigkeit mit ein. Doch solange wir in dieser Welt leben, kann uns verschiedenes zustossen. Diese Predigtreihe soll uns ermutigen, in jeder Lebensphase Gott ganz und gar zu vertrauen und zwar unabhängig davon, ob wir das, was mit uns geschieht einordnen und verstehen können oder nicht. Die Hauptsache ist, dass wir wissen, dass Gott die Übersicht hat. Heute beschäftigen wir uns mit der Familie, in der Josef aufgewachsen ist.

Die heilige Familie im Unfrieden

Josef war der zweitjüngste Sohn Jakobs. Die Familie Jakobs ist eine heilige Familie, denn Gott erwählte diese Familie, um seinen Rettungsplan durchzuführen. So könnte man erwarten, dass diese Familie als eine Art Vorzeigemodell für alle Familien gelten könnte – eine Bilderbuchfamilie. Alle Familienmitglieder seien sich in Liebe zugetan und würden sich unterstützen, wo sie nur können. Selten gäbe es Spannungen und wenn sie trotzdem vorkämen, würde sofort darüber gesprochen und alles in Ordnung gebracht. Eben so, wie wir uns eine Musterfamilie vorstellen – die es vermutlich nirgendwo gibt. Jedenfalls treffen diese romantischen Vorstellungen auf die Familie von Jakob gar nicht zu. Jakobs Familie war ziemlich spannungsgeladen. Die Geburten der Kinder wurden nicht aufgrund gegenseitiger Zuneigung, sondern durch die Rivalitäten der beiden Schwestern, Lea und Rahel, vorangetrieben. Jakob liebte Rahel. Ihre Schwester Lea wollte er gar nicht zur Frau nehmen, aber sein Schwiegervater täuschte ihn und gab ihm zuerst die ältere Tochter. Danach durfte er auch Rahel heiraten. Rahel blieb jedoch seine grosse Liebe. Irgendwie schaffte es Jakob nicht, Lea die nötige Zuneigung zu zeigen. So ergriff Gott eine drastische Massnahme. „Der Herr sah, dass Jakob Lea zurücksetzte, deshalb schenkte er ihr Kinder, während Rahel kinderlos blieb.“ Gen.29,31. Lea gebar ihren ersten Sohn Ruben. Sie war zuversichtlich, dass Jakob ihr nun seine Liebe schenken würde. Sie sagte: „Der Herr hat meinen Kummer gesehen; jetzt wird mein Mann mich lieben.“ Gen.29,32. Doch die Zuneigung Jakobs galt trotz des Sohnes ungeteilt Rahel. Lea gebar drei weitere Söhne: Simeon, Levi und Juda. Trotzdem liebte Jakob allein Rahel und nicht Lea. Nun hatte Lea bereits vier Söhne geboren und Rahel war immer noch kinderlos. Das ertrug Rahel nicht, sie beneidete ihre Schwester und bedrohte Jakob: „Sorge dafür, dass ich Kinder bekomme, sonst will ich nicht länger leben!“ Gen.30,1. Jakob war geschockt über diese Drohung und wurde sehr zornig. Was konnte er dafür, dass sie keine Kinder bekam? Er herrschte sie an: „Kann denn ich etwas dafür? Ich bin doch nicht Gott, der dir Kinder versagt!“ Gen.30,2. Rahel wusste sich zu helfen. Sie gab – nach der damaligen Sitte – ihre Magd Bilha dem Jakob zur Frau. Sie soll an ihrer Stelle dem Jakob Kinder gebären. Und tatsächlich, Bilha gebar zwei Söhne: Dan und Naftali. Das galt in der damaligen Welt, wie wenn Rahel die Kinder selbst geboren hätte. Lea realisierte in der Zwischenzeit, dass sie selber keine Kinder mehr bekam, während die Magd von Rahel dem Jakob Kinder schenkte. Kurzerhand gab sie Jakob ihre Magd Silpa zur Frau. Silpa gebar dem Jakob weitere zwei Söhne: Gad und Asser. Jetzt waren es bereits acht Söhne. Eines Tages kam Ruben, der erste Sohn Leas, mit Liebensäpfeln nach Hause. Rahel wollte diese Äpfel unbedingt für sich haben. Lea entrüstete sich über die Rücksichtslosigkeit ihrer Schwester. Sie herrschte sie an: „Reicht es dir nicht, dass du mir meinen Mann weggenommen hast? Musst du mir auch noch die Liebesäpfel meines Sohnes nehmen?“ Gen.30,15. Rahel liess nicht locker. Sie wollte diese Äpfel. So bot sie Lea einen Tauschhandel an: „Wenn du die Liebesäpfel mir gibst, soll Jakob meinetwegen heute Nacht bei dir schlafen.“ Gen.30,15. So geschah es. Lea ging Jakob entgegen, als er vom Feld zurückkam. Sie sagte ihm, dass er heute zu ihr kommen müsste, weil sie ihn mit den Liebesäpfeln gekauft habe. Jakob fügte sich und die Folge war ein weiterer Sohn: Issachar. Und Lea gebar danach noch ihren letzten Sohn: Sebulon. Und immer noch hoffte Lea, Jakob für sich zu gewinnen, denn sie sagte nach der Geburt ihres letzten Sohnes: „Gott hat mir ein kostbares Geschenk gemacht. Jetzt endlich wird mein Mann mich annehmen, nachdem ich ihm sechs Söhne geboren habe.“ Gen.30,20. Zum Schluss gebar sie auch noch eine Tochter: Dina. Rahel litt immer noch darunter, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Sie flehte vor Gott und er erhörte sie. Sie wurde schwanger und gebar ihren ersten leiblichen Sohn: Josef. Einige Jahre später bekam sie noch Benjamin, bei dessen Geburt sie starb und in Betlehem begraben wurde. So ist also die heilige Familie entstanden und wir können uns lebhaft vorstellen, wie spannungsgeladen dieses Familienleben gewesen sein musste. Josef arbeitete mit seinen Brüdern, den Söhnen der Bilha und Silpa bei den Schafen. Er war sozusagen bei ihnen in der Ausbildung. Josef pflegte seinem Vater zu berichten, wenn die Brüder etwas nicht gut gemacht hatten. Dieses Verhalten von Josef war für die Bruderliebe nicht besonders förderlich. Hinzu kam der Umstand, dass Josef Jakobs Lieblingssohn war. „Jakob hatte Josef von allen seinen Söhnen am liebsten, weil er ihm erst im Alter geboren worden war.“ Gen.37,3. Vielleicht nicht nur weil er mit Benjamin das Nesthäkchen war. Vermutlich war seine Liebe zu Josef so stark, weil er der Sohn seiner grossen Liebe war. Wie auch immer. Jakob gab seiner besonderen Liebe zu Josef offensichtlichen Ausdruck. Er liess ihm ein edles Kleid schneidern. Jetzt war es für alle Brüdern sichtbar, dass Josef im Herzen von Jakob einen besonderen Platz einnahm. Das kam bei ihnen aber gar nicht gut an. „Als seine Brüder sahen, dass der Vater ihn mehr liebte als sie alle, begannen sie ihn zu hassen und konnten kein freundliches Wort mehr mit ihm reden.“ Gen.37,4. Sie rächten sich an Josef, obwohl er nichts dafür konnte. Der Unfriede und Hass nahm zu, als Josef eines Tages, er war etwa 17 Jahre alt, einen Traum hatte. Den erzählte er seinen Brüdern: „Wir waren miteinander auf dem Feld, schnitten Getreide und banden es in Garben. Auf einmal stellt sich meine Garbe auf und bleibt stehen. Und eure Garben, die stellen sich im Kreis um sie herum und verneigen sich vor meiner.“ Gen.37,7. Uiuiui! Das kam bei seinen Brüdern gar nicht gut an. Sie schrien ihn an: „Du willst wohl noch König werden und über uns herrschen?“ Gen.37,8. Die Brüder hassten ihn noch mehr. Trotzdem erzählte Josef auch seinen zweiten Traum: „Ich sah die Sonne, den Mond und elf Sterne. Stellt euch vor: Die alle verneigten sich vor mir.“ Gen.37,9. Das ging jetzt selbst Jakob zu weit. Er schimpfte mit Josef: „Was ist das für ein dummer Traum, den du da geträumt hast? Ich und deine Mutter und deine Brüder, wir alle sollen uns vor dir niederwerfen?“ Gen.37,10. Josef wurde weder von seinen Brüdern noch von seinem Vater verstanden. Was hatte er denn Böses getan? Er hatte doch nur erzählt, was er träumte. Er erdachte sich den Traum nicht selber. Was konnte er dafür, dass er das träumte? Natürlich könnten wir sagen, er hätte die Träume nicht gleich seinen Brüdern erzählen sollen. Vielleicht wäre das besser gewesen. Doch es musste wohl so sein. Was mich fasziniert ist, dass Gott mit dieser Familie, die alles andere als heilig erscheint, grosse Pläne hat. Gott will mit dieser Familie Geschichte schreiben, die wichtigste Geschichte, die sich auf dieser Erde ereignet. Müssten wir entscheiden, ob die Familie von Jakob sich für eine so wichtige Aufgabe im Reich Gottes eignet, würden wir das bestimmt bezweifeln. Neid, Hass, Missgunst, Lüge, Lieblosigkeit usw. bilden in unseren Augen keine geeignete Grundlage für eine wichtige göttliche Aufgabe. Gut hat uns Gott nicht gefragt! Er wollte diese Familie in seine Rettungsaktion mit einbeziehen. Die Familie war eben nicht heilig, weil alle Familienmitglieder gute und nette Menschen waren. Sie waren heilig, weil Gott sie erwählte. Jakob ist der Segensträger des Bundes, den Gott mit Abraham machte. Wenn sich Gott im Alten Testament offenbart, sagt er: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Und die zwölf Söhne Jakobs sind die Stammväter des Volkes Israel. Ob uns das gefällt oder nicht. Aus diesem Volk kam unser Retter Jesus Christus. Gott erreicht sein Ziel mit unvollkommenen und oft chaotischen Menschen. Sie sind nicht heilig aus sich heraus. Sie sind heilig, weil Gott sie in seinen Dienst genommen hat. Weil er sie heilig macht. Ich weiss, dass wir das mit unseren hohen Idealen kaum begreifen können. Doch Gott zeigt uns damit, dass er den Überblick behält und dass er trotz uns unvollkommenen Menschen seine Versprechen erfüllen wird. Und Gott erreicht sein Ziel nicht, indem er auf die Mitwirkung der Menschen verzichtet, sondern indem er sie in seinen Plan einbezieht. Ich glaube Gott will uns damit zeigen, dass er die Lösung für unser Leben ist. Wäre Jakobs Familie eine Bilderbuchfamilie gewesen, dann würden wir heute vielleicht diese Familie verehren und wir wären ihnen dankbar für unsere Rettung. Gott will aber, dass wir klar erkennen, dass er den Überblick hat und dass er durch seine Weisheit und Allmacht seine Versprechen erfüllt. Ihm allein gehört Ehre und Anbetung! Das Ermutigende ist, dass Gott mich und dich in seinem Reich einsetzen kann, obwohl wir nicht perfekt sind. Vielleicht denkst du, dass dein Leben verpfuscht sei. Vielleicht bist du auch in einer chaotischen, schwierigen und zerstrittenen Familie gross geworden. Vielleicht leidest du immer noch darunter, dass man dich nicht ernst genommen hat. Vielleicht hast du durch Fehlverhalten und Fehlentscheidungen dein Leben selber verpfuscht. Egal, wie dein Leben verlaufen ist. Gott kann und will dich in seinem Reich einsetzen. Er kann aus einem verpfuschten Leben Grossartiges hervorbringen. Gott behält immer den Überblick, denn Gott erreicht seine Ziele, trotz uns Menschen und zwar nicht ohne uns, sondern mit uns. Du kannst sogar ein Teil im Wirken Gottes sein, ohne dass du dir dessen bewusst bist.

Der Störefried muss verschwinden

Es ist zu erwarten, dass es in der Familie von Jakob zu einer dramatischen Entwicklung kommen musste. Doch was dann vorgefallen war, nahm ein schockierendes Ausmass an. Die Brüder Josefs weideten mit ihren Herden im Gebiet von Sichem. Josef und Benjamin blieben beim Vater in Hebron. Eines Tages schickte Jakob Josef zu seinen Brüdern. Er soll sich nach ihrem Ergehen erkundigen und wie es den Herden geht und seinem Vater Bericht erstatten. Josef zog los, bekleidet mit dem vornehmen Gewand, das er vom Vater erhalten hatte. Er reiste nach Sichem und von dort weiter nach Dotan, wo er seine Brüder fand. Und als sie ihn kommen sahen, spotteten sie: „Da kommt der Kerl, dem seine Träume zu Kopf gestiegen sind!“ Gen.37,18. Sie wussten, was sie machen werden. Das war für sie eine beschlossene Sache. „Schlagen wir ihn tot und werfen ihn in die nächste Zisterne! Wir sagen einfach: Ein Raubtier hat ihn gefressen. Dann wird man schon sehen, was aus seinen Träumen wird!“ Gen.37,20. Sie wollten tatsächlich ihren Bruder ermorden und sie wussten auch schon, wie sie das Verbrechen verbergen wollten. Niemand würde erfahren, was sie getan hatten. Einzig Ruben, der Älteste, war entsetzt, als er merkte wie entschlossen sie zu dieser Tat waren. Er wollte Josef retten und schrie: „Lasst ihn am Leben!“ Gen.37,21. Er macht ihnen einen anderen Vorschlag: „Vergiesst kein Blut! Werft ihn in die Zisterne da drüben in der Steppe, aber vergreift euch nicht an ihm!“ Gen.37,22. Ruben hoffte, er könne Josef, wenn sich seine Brüder etwas beruhigt hätten oder spätestens wenn sie sich von der Zisterne entfernten, retten. Kaum war Josef bei seinen Brüdern angekommen, zogen sie ihm sein Kleid aus und warfen ihn in die ausgetrocknete Zisterne. Danach setzten sie sich hin und assen. Sie assen vermutlich das, was Josef ihnen mitbrachte. Wie herzlos ist dieses Verhalten! Das geschieht, wenn man dem Hass freien Lauf lässt. Kaltblütig wird ein Leben zerstört. Während sie assen bemerkten sie eine Karawane von Gilead herkommend, die sich ihnen näherte. Es waren ismaëlitische Handelsleute, eine Volksgruppe, die zu den Midianitern gehörte. Sie brachten kostbares Harz, Salben und Myrrhe nach Ägypten. Da hatte Juda eine Idee: „Was nützt es uns, wenn wir unseren Bruder umbringen? Wir werden nur schwere Blutschuld auf uns laden.“ Gen.37,26. Das stimmt in der Tat. Doch sein Vorschlag war nicht wesentlich menschenfreundlicher: „Lassen wir ihn leben und verkaufen ihn den Ismaëlitern; er ist doch unser Bruder, unser eigen Fleisch und Blut!“ Gen.37,27. Das klingt ja schon fast nach einer guten Tat. Es ist interessant, wie Menschen böse Handlungen beschönigen können. Die Brüder waren einverstanden. Gesagt getan! Als die Kaufleute vorüberkamen verkauften sie Josef für zwanzig Silberstücke. So wurde Josef zum Sklaven, der in Ägypten weiter verkauft wurde. Als Ruben zur Zisterne zurückkam, vermutlich war er in der Zwischenzeit mit den Tieren beschäftigt, war Josef schon weg. Ruben war empört und zerriss sein Kleid. Er stellte seine Brüder zur Rede. Doch schlussendlich beugte er sich seinen Brüdern. Er hätte Josef nachreisen können und ihn zurückkaufen. Doch er willigte offensichtlich stillschweigend diesem Verbrechen zu. Eine Lösung wie sie das dem Vater beibringen könnten, hatten sie sich ja auch schon ausgedacht. Sie nahmen Josefs Kleid, tränkten es im Blut eines Ziegenbocks und schickten das blutgetränkte Kleid ihrem Vater. Das erweckte den Anschein, Josef sei von einem Tier getötet worden. Jakob war zutiefst erschüttert. „Er zerriss seine Kleider, band den Sack um seine Hüften und betrauerte Josef lange Zeit.“ Gen.37,34. Später kamen die Söhne zu Jakob und sie versuchten ihn zu trösten. Wie heuchlerisch war das! Selbst Ruben, der sich für Josef einsetzte, wagte es nicht, seinem Vater die Wahrheit zu sagen. Jakob war untröstlich. Er weinte bitterlich und sagte seinen Söhnen: „Voll Kummer und Gram gehe ich zu meinem Sohn in die Totenwelt hinunter!“ Gen.37,35. Nun lastete über Jahre ein dunkles Geheimnis über dieser Familie. Wir können uns wohl kaum erahnen, wie es Josef auf dem Weg nach Ägypten ging. Verstossen von seiner eigenen Familie mit der Aussicht, in Ägypten als Sklave verkauft zu werden. Würden wir es nicht besser wissen, könnte man denken, dass dies das Ende der Geschichte Josefs ist. Nun würde er in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Doch Josef ist eine ganz besondere Persönlichkeit. Er gehört zu den Personen, die als Typus für Christus gelten. So wie z.B. die Opferung von Isaak ein Typus auf die Kreuzigung von Jesus ist. So ist Josef ein Typus in Bezug auf das Leben von Jesus. D.h. sein Leben hat vom Verlauf und von dem, was er erlebte, gewisse Ähnlichkeiten zum Leben von Jesus. Das kommt in dem, was wir jetzt angeschaut haben deutlich zum Ausdruck. Josef wird von seiner Familie, also von seinen eigenen Leuten nicht verstanden. So wie Jesus: „Er kam zu seinem Volk, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen.“ Joh.1,11. Sie wollten Josef sogar töten. So wie die Pharisäer Jesus töten wollten. Ein Jünger verkaufte Jesus den Pharisäern. „Sie zahlten ihm dreissig Silberstücke.“ Mt.26,15. Und die Pharisäer schleppten Jesus zu Pilatus, um ihn von ihm hinrichten zu lassen. Jesus war von allen verlassen worden. Am Kreuz schrie er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Mt.27,46. Die Pharisäer und selbst die Jünger glaubten, dass nun die Geschichte mit Jesus zum Abschluss gekommen sei. Aber die Geschichte mit Jesus war nicht beendet. Gott hat den Überblick behalten und er hat seinen Sohn auferweckt. „Gott hat Jesus aus der Gewalt des Todes befreit und hat ihn auferweckt; es zeigte sich, dass der Tod keine Macht über ihn hatte und ihn nicht festhalten konnte.“ Apg.2,24. Was aussah, als ob es das Ende gewesen sei, wurde der Beginn eines neuen und grossartigen Abschnitts. Durch die Auferstehung von Jesus, hat Gott uns den Weg in den Himmel geöffnet. Paulus schreibt: „Der Tod kam durch einen Menschen in die Welt; entsprechend kommt es nun auch durch einen Menschen zur Auferstehung der Toten.“ 1.Kor.15,21. Dieser eine Mensch ist Jesus! Die Macht des Todes ist gebrochen und jeder, der sich vor Gott demütigt und Jesus als seinen Retter annimmt, der wird gerettet werden. Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?“ Joh.11,25-26. Glaubst du das? Egal wie dein Leben bis jetzt verlaufen ist. Wenn du meinst, es gäbe keine Hoffnung mehr für dich, dann sage ich dir: Es ist nicht das Ende. Wenn du Jesus nachfolgst, dann geht der Weg immer weiter. Gott hat den Überblick und er wird dich ans Ziel bringen.

Schlussgedanke

Selten verläuft ein Leben gradlinig. Früher oder später wird es in unserem Leben schwierige Abschnitte geben. Einige von uns werden Situationen erleben, die sie nie für möglich gehalten hätten. In solchen Zeiten könnten wir mit dem Psalmschreiber rufen: „Wach auf, Herr, warum schläfst du? Wach auf, verstosse uns nicht für immer!“ Ps.44,24. Wir meinen, weil wir das, was wir erleben nicht einordnen können, hätte Gott sich von uns abgewandt. Doch das ist ein Irrtum. Gott behält die Übersicht. Paulus schrieb in Bezug auf die Führungen des Volkes Israel, die nicht leicht zu verstehen sind: „Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie tief ist seine Weisheit, wie unermesslich sein Wissen! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!“ Röm.11,33. Wir werden in unserem Leben vieles nicht verstehen und einordnen können. Unser Leben mag einen ganz anderen Verlauf nehmen, als wir uns das vorgestellt haben. Dabei können wir den Überblick verlieren, den wir – wenn wir ehrlich sind – gar nie wirklich hatten. Doch eines wissen wir: Gott behält die Übersicht! Er behält auch die Übersicht über mein Leben. In den Sprüchen finden wir einen guten Rat: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn! Denk an ihn bei allem, was du tust; er wird dir den richtigen Weg zeigen.“ Sprüche 3,5-6