Einleitung und Überblick über die Themen
Für heute ist dies der letzte Beitrag zum Thema „Gottes Reich gelebt in meinem Alltag“. Ich habe meine Ausführungen in vier Teile gegliedert.
Der erste Teil ist der längste. Hier wird einiges aus dem Matthäusevangelium behandelt, insbesondere im Hinblick auf die Lehre des Herrn und die Aufforderung, sie zu bewahren. Anschließend möchte ich nachweisen, wie Paulus denselben Gedanken in seinen Schriften aufgreift. Dabei werde ich mich schwerpunktmäßig mit Römer 12 beschäftigen.
Falls die Zeit noch reicht, komme ich im dritten Teil auf den ersten Petrusbrief zu sprechen. Die entsprechenden Passagen werden wir uns kurz anschauen. Am Ende werde ich dann einige Worte zum Judasbrief sagen.
Mein Anliegen ist es, aufzuzeigen, dass der Aufbau des Reiches Gottes, das Halten der Gebote des Herrn, das Leben mit dem Herrn und sein Leben in uns die entscheidende Antwort darauf sind, wie Gottes Reich in meinem Leben, in meinem Alltag heute noch Realität werden kann.
Wer seine Bibel dabei hat, kann jetzt bitte in die Bergpredigt schauen.
Die Bergpredigt als Grundlage für das Leben im Reich Gottes
Von der haben wir heute schon einiges gehört, und zwar das Ende der Bergpredigt:
Matthäus 7,21:
"Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmel ist."
Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: "Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?"
Und dann werde ich sie bekennen: "Ich habe euch niemals gekannt, weicht von mir, ihr Übeltäter!"
Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute.
Der Platzregen fiel herab, die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus. Doch es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.
Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann verglichen sein, der sein Haus auf den Sand baute.
Der Platzregen fiel herab, die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus. Es fiel, und sein Fall war groß.
Dann als zweite Stelle lese ich diese Passagen jetzt einmal hintereinander im Matthäusevangelium, damit wir am Ende auch merken, wie wunderbar sich Gottes Wort hier ergänzt und erklärt.
Weitere Schlüsselstellen im Matthäusevangelium
Matthäus 28, vom Missionsbefehl hörten wir bereits kurz. In Vers 20 heißt es: „Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“
Außerdem lesen wir in Matthäus 13, Vers 23: „Bei dem aber, der auf die gute Erde gesät ist, also vom vierfachen Ackerfeld, dieser ist es, der das Wort hört und versteht. Er bringt wirklich Frucht, und einer trägt hundert, ein anderer sechzig, ein weiterer dreißigfältig.“
Nun noch Kapitel 16 in Verbindung mit der Frage, die der Herr stellt: „Was sagt ihr, wer ich bin?“ In Vers 24 spricht unser Herr zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.“
Es geht um das Thema, das Reich Gottes im Alltag zu leben. Ich hoffe, wir haben bereits erkannt, was diese Stellen miteinander verbindet.
Wir finden hier auch einige Inhalte dazu, wie das Reich Gottes in der Praxis wirkt, nämlich in der Zeit, von der wir bei Siegfried hörten. Das Reich Gottes ist in geheimer, verborgener Form unter uns wirksam. Dies kann sich auf unseren Alltag auswirken – und sollte es auch.
Glaube und Tun als Einheit im Reich Gottes
In der ersten Stelle heißt es nicht „jeder, der zu mir sagt“, sondern „wer den Willen meines Vaters tut“. Im Tun wird deutlich, wer echt ist.
Das ist sehr wichtig, gerade in unseren Kreisen, in denen wir den Glauben stark betonen. Wir weisen immer wieder klar darauf hin, dass wir nicht durch unser Tun gerettet werden, sondern dass der Glaube das Entscheidende ist.
Daraus schließen jedoch einige, ich hoffe, von uns hier niemand, aber wir begegnen solchen Leuten nicht selten, die sich auf den Glauben berufen, wenn sie wenig tun. Manchmal hat man sogar den Eindruck, jemand denke, der am wenigsten tut, sei am besten gläubig.
Das entspricht mit Sicherheit nicht der Lehre des Neuen Testaments und auch nicht der Lehre unseres Herrn. Glaube und Tun sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. Das rechte Tun ergibt sich aus dem rechten Glauben.
Tun ohne den lebendigen, rettenden Glauben bringt uns nicht weiter und führt in die Irre. Jakobus hat seinen Brief gerade deswegen geschrieben, um deutlich zu machen, dass der echte Glaube, der Glaube, der rechtfertigt, auch durch das Tun gerechtfertigt wird – zumindest in den Augen der Menschen. Denn Gott weiß, was im Herzen ist.
Vor Menschen ist es jedoch wichtig, dass in unserem Tun, in unseren Werken deutlich wird, dass der Antrieb dazu der lebendige Glaube an einen lebendigen, auferstandenen und in uns durch seinen Geist gegenwärtigen Herrn ist. Im Tun wird deutlich, wer echt ist.
Die Bedeutung der Herzensentscheidung für das Reich Gottes
Und Jesus sagt: Nicht jeder, der „Herr, Herr“ sagt – ein großartiges Bekenntnis –, wird in das Himmelreich kommen.
In unserem Malachi-Kreis legen wir ebenfalls großen Wert darauf. Zwar habe ich noch keine Umfrage unter allen Malachi-Brüdern durchgeführt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle diese Auffassung teilen: Echte Bekehrung, Umkehr und Wiedergeburt bedeuten nicht nur, den Heiland anzunehmen, sondern auch den Herrn.
Dabei geht es nicht nur um Worte, sondern um eine Herzensentscheidung. Diese zeigt sich darin, dass dieser Herr wirklich die Leitung über mein Leben hat. Er ist der Führer meines Lebens. Jeden Tag habe ich den Wunsch im Herzen: Diesem Herrn will ich gefallen.
Aus Liebe zu ihm, überwältigt von seiner Liebe zu mir, möchte ich in seinem Dienst stehen und am Reich Gottes mitbauen. Das Reich Gottes, die Herrschaft Jesu und der Wille Gottes sollen in meinem Leben sichtbar werden – durch eine Veränderung.
Darüber haben wir auch schon etwas gehört, zum Beispiel bei meinem Vorgänger. Diese Veränderung zeigt sich einerseits im Wandel des Herzens, andererseits im veränderten Tun.
Entscheidend ist dabei in erster Linie der Wille Gottes.
Warnung vor falschen Gaben und eigenmächtigem Dienst
Hier haben wir Menschen, und wir wenden das natürlich sehr schnell auf die Charismatiker an. Das fällt ja direkt ins Auge.
Wir können es vielleicht anders formulieren: Es sind Leute, denen die Demonstrationsgaben Gottes besonders am Herzen liegen. Dazu gehören Zungenreden, die Auslegung der Zungen, Wunder und Heilungen – Dinge, die auffallen, die den Menschen erheben, groß machen, wichtig erscheinen lassen und zu allgemeiner Anerkennung führen.
Jesus gibt in seiner Antwort zu erkennen, dass diese Menschen keinen Auftrag von ihm hatten. Damit möchte ich nicht sagen, dass Gott heute keine Wunder mehr wirken kann. Entscheidend ist jedoch, dass der Mensch, der sich vom Herrn gebrauchen lassen will, seinen Auftrag wirklich von ihm erhält.
Die Aufgabe definiert sich aus der Gabe. Je nachdem, welche Gabe der Herr mir gegeben hat, ist auch meine Aufgabe entsprechend. Diese Menschen hatten sich selbst beauftragt. Sie führten ihren eigenen Dienst, den eigenwilligen Gottesdienst, wie er auch im Kolosserbrief genannt wird.
Sie waren nicht vom Herrn beauftragt, und das nützt auch nichts. Wenn man sich auf Jesus beruft, kann man noch so laut den Namen Jesus hinausposaunen – wenn man nicht von ihm gesandt ist, fehlt das Entscheidende.
Das haben sie nicht erkannt. Gott hat uns hier gelassen, um seinen Willen zu tun. Davon ist an vielen Bibelstellen die Rede.
Das Reich Gottes als mehr als Gemeinde und die Sichtbarkeit des Reiches
Ich habe eben schon zu Uli gesagt, es ist ja ein Glück, dass ich fünf Minuten länger sprechen kann. Das war ein großes Thema, das schaffen wir natürlich nicht in der vorgegebenen Zeit.
Aber ich möchte einfach einige Anregungen geben, über die nachzudenken sich lohnt. Ich glaube, dass es hier wirklich um das Entscheidende geht: Dass unser Herr auch heute durch uns sein Reich baut.
Wir haben ja heute Morgen ganz am Anfang gehört, dass das Reich Gottes mehr ist als die Gemeinde. Die Gemeinde ist darin mit enthalten, aber das Reich Gottes beginnt früher und hört später auf. Ich denke, das haben wir noch im Ohr.
Wir sollen auch darauf hinweisen, dass eines Tages die Zeit kommt, in der das Reich Gottes sichtbar wird. Zunächst soll es aber sichtbar werden in unserem Leben.
Nicht jede Berufung kommt von Gott. Es gibt diese attraktiven Gaben, die ich gerade genannt habe, die ohne göttlichen Auftrag angesehen sind in den Augen der Menschen. Aber sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und nicht Gott.
Was ist das Ergebnis? Der Verlust des ewigen Lebens. Diese Leute werden als Übeltäter bezeichnet. Sie haben im Namen Jesu geweissagt, und der Herr sagt, ihr habt Übles getan.
Wir erinnern an die falschen Propheten im Alten Testament. Wenn die Weissagung nicht eintraf, war deutlich, wer ihnen den Auftrag gegeben hatte. Sie mussten getötet werden. So streng war das Gesetz im Hinblick auf Leute, die sich anmaßen, im Namen Gottes welchen Dienst auch immer zu tun, aber nicht vom Herrn gesandt waren.
Deswegen ist es so entscheidend, liebe Brüder und Schwestern, dass wir, so fest wir auch im Glauben stehen, erkennen, wie der Wille Gottes aussieht.
Der allgemeine Wille Gottes, über den ich heute noch etwas sagen möchte, hilft uns, auch in speziellen Situationen den individuellen Plan Gottes für uns persönlich zu erkennen. Für jeden Einzelnen von uns ist das dann unterschiedlich.
Aber im allgemeinen Willen Gottes fordert uns die Heilige Schrift alle zu gewissen Verhaltensweisen auf, die uns gleich noch beschäftigen sollen.
Die Lehre Jesu als Gleichsetzung mit dem Willen Gottes
Auf einen weiteren wichtigen Punkt möchte ich noch hinweisen, der sehr interessant ist.
Im ersten Abschnitt, in dem es um jene Menschen ging, die weissagen und Ähnliches tun, sagt der Herr: „Geht von mir!“ Dabei beginnt er mit der Aussage, dass entscheidend sei, den Willen Gottes zu tun. Im zweiten Abschnitt erwähnt er den Willen Gottes nicht mehr. Stattdessen spricht er von seiner Lehre. Wir erkennen, dass der Herr seine Lehre, die er bis dahin verkündete und die später auch durch die Apostel weitergegeben wurde, gleichsetzt mit dem Willen Gottes.
Das sollten wir uns einmal vorstellen: Da steht ein etwa dreißigjähriger Mann, Sohn eines Zimmermanns. Im Mittelalter hätte man ihm vielleicht einen Heiligenschein angedichtet, doch damals trug er keinen. Er war ganz einfach, ohne besonderes Aussehen oder herausragende äußere Gestalt – davon hatten wir bereits gehört.
Er sagt: Das Entscheidende für euer Leben, auch im Hier und Jetzt, ist eure Anbindung an mich und an meine Lehre. Darum geht es zunächst. Der Hausbau, von dem die Rede ist, bezieht sich zunächst auf unser Leben hier auf Erden. Das ewige Leben kommt erst später ins Spiel. Entscheidend ist, wie wir unser Leben gestalten.
Für uns ist das heute selbstverständlich, doch für die Menschen damals war das eine ungeheure Botschaft. Es war die erste große öffentliche Rede, die wir von unserem Herrn kennen. Er sagt ganz klar: Alles entscheidet sich an meiner Person. Was ihr bisher gelernt habt, war wichtig und richtig – auch zu seiner Zeit gültig. Aber jetzt ändert sich alles dadurch, dass ich unter euch bin.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: „Ich aber sage euch.“ Und dann folgt das neue Gebot. Wenn wir die Bergpredigt durchlesen, auf die sich diese Rede zunächst bezieht, merken wir, wie viel uns darin tatsächlich mitgeteilt wird. Zum Beispiel in den Seligpreisungen werden bestimmte Verhaltensweisen beschrieben: das Streben nach Frieden, die Gerechtigkeit, das rechte Trauern, das reine Herz und vieles mehr.
Wir hören von ihm auch über das rechte Beten und über das gute Zeugnis nach außen. Viele dieser Gedanken wird Petrus später in seinem ersten Brief aufgreifen und in einem größeren Zusammenhang weiter ausbauen.
Revolutionäre Gedanken und praktische Lebensführung in der Bergpredigt
Von der Bergpredigt hören wir vom veränderten Verhalten in der Ehe, von Ehe und Ehescheidung. Der Herr bringt ganz revolutionäre Gedanken vor. Dabei wird manches zurechtgerückt, besonders bei der Feindesliebe.
Wie war es im Alten Testament für die Juden? Dort galt das Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Im Neuen Testament heißt es jedoch: „Ihr aber betet für eure Feinde und tut Gutes denen, die euch verfolgen.“ Was für eine Botschaft! Manche meinen, dass das Neue Testament viel einfacher sei als das Alte. Ich frage mich jedoch, ob diese Menschen die Bibel überhaupt richtig gelesen haben. Wir werden das gleich noch hören.
Im Neuen Testament geht es viel weiter als im Gesetz, aber auf einer anderen Ebene. Das ist sehr beglückend zu sehen. Der Herr fordert nicht nur etwas von uns, er bewirkt es selbst durch seinen in uns wohnenden Geist. So können wir verändert werden und ihm ähnlicher werden. Es geht um Versöhnungsbereitschaft und um Treue im Kleinen.
Die Befreiung von den Sorgen haben wir eben gehört. Auch der Umgang mit Geld und die goldene Regel sind wichtig. Ich erinnere mich noch, wie ich herzlich lachen musste, als wir Immanuel Kant und seinen kategorischen Imperativ behandelten. Ich war schon ganz gespannt und dachte, das müsse etwas ganz Außergewöhnliches sein. Doch dann erklärte uns der Philosophie-Lehrer den kategorischen Imperativ, und ich musste wirklich herzlich lachen.
Das war ja ein Plagiat, würden wir heute sagen. Immanuel Kant hatte damals die goldene Regel aus Matthäus 7 übernommen. Es ist fast wortwörtlich dasselbe: „Was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen.“ Wenn der Mensch etwas Wertvolles dem anderen mitzuteilen hat, dann ist das schon längst in der Bibel an uns weitergegeben worden. Das gilt genauso in der Psychologie. Was dort an echten Erkenntnissen vorhanden ist, finden wir schon längst in der Heiligen Schrift. Wir brauchen nicht alles Mögliche zu studieren.
Der Herr sagt: „Seht mal, das sind die Dinge, um die es geht.“ Wenn ihr das verinnerlicht und erkennt: In mir ist es möglich – diese Veränderung, diese Befreiung von den Sorgen, die Befreiung von der Geldgier, ein neues Verhältnis zum Mitmenschen, Vergebungsbereitschaft, Freiheit vom Groll und all diese Dinge – dann ist das Gottesreich im Alltag. So können wir es Tag für Tag neu erleben.
Das Fundament des Glaubens und die Stabilität im Leben
Und dann baut er diesen Gedanken im Verlauf des Matthäusevangeliums immer weiter aus. Es kommen immer wieder neue Situationen, in denen der Herr die Jünger etwas lehrt, zum Beispiel das Bild vom Hausbau auf dem Fundament. Später wird Paulus diese Vorstellung übernehmen. Er sagt: Der Fels ist Christus. Auf diesem Fundament habe ich gebaut (1. Korinther 3,11). Jeder sehe nun zu, wie er darauf baut – auf diesen Felsen, Jesus Christus.
In Matthäus 16 sagt der Herr: „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Dieses Thema zieht sich durch den gesamten ersten Petrusbrief. Dort geht es darum, wie man auch unter Verfolgung und Druck ein fröhlicher Christ bleiben kann, mit einem tiefen Frieden im Herzen.
In vielen Variationen wird uns dieses Thema immer wieder vor Augen geführt. Hier, mit dem Bild vom Hausbau auf dem Fundament, geht es um Stabilität. Die Stürme des Lebens, was auch immer kommen mag, können einem nichts anhaben, wenn man auf dem Felsen gegründet ist, der Jesus Christus heißt.
Ich bin sehr dankbar für das Lied, das du uns am Schluss noch einmal gesungen hast. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mehr alle Strophen so genau im Kopf hatte, aber darum geht es ja: Dieses Wissen, dass er da ist, mich festhält und nicht loslässt. Auf ihn ist Verlass, er hält sein Wort und ist vertrauenswürdig. Das gibt Stabilität.
Wenn wir uns dieses Gleichnis anschauen, merken wir, dass das, was auf den Gläubigen, auf den in Christus gegründeten Menschen zukommt, sich äußerlich eigentlich nicht von dem unterscheidet, was auf andere Leute zukommt. Alle werden mit sogenannten „Schicksalsschlägen“ konfrontiert – ich setze das jetzt in Anführungszeichen. Aber die Reaktion darauf ist unterschiedlich.
Unterschiedliche Reaktionen auf Lebensschicksale
Vor neunzehn Jahren erhielt eine mir sehr liebe Person die Diagnose Parkinson. Zur selben Zeit bekam ein berühmter Filmschauspieler dieselbe Diagnose.
Der Filmschauspieler beendete daraufhin sein Leben und ging in den Tod. Die mir sehr liebe Person hingegen hat die Diagnose aus Gottes Hand angenommen. Dadurch kann sie ein großartiges Zeugnis für den Herrn sein. Es war dieselbe Diagnose, aber die Reaktion darauf war völlig anders.
Wer auf den Felsen gebaut ist, braucht nicht zu verzweifeln. Damit möchte ich nicht sagen, dass Christen nicht weinen können. Es gibt Situationen, in denen wir nicht sofort Halleluja rufen. Wir brauchen auch eine Zeitspanne, gerade in der Trauer. Diese Zeit sollten wir uns auch gönnen.
Es wird nicht verurteilt, auch Paulus verurteilt das nicht. Er spricht von echter, begründeter Trauer. Aber er sagt auch: „Auch wenn wir trauern, sind wir nicht ohne Hoffnung.“
Ich werde oft zu Beerdigungsdiensten herangezogen. Ab und zu habe ich auch Selbstmörder beerdigt. Da kann man am Grab einiges erleben. Dabei denke ich an die Stelle in 1. Thessalonicher 4: „Wir sind nicht wie die, die ohne Hoffnung sind.“
Diese Menschen leben in Verzweiflung, haben keinen festen Standpunkt, keinen Felsen, auf dem sie gegründet sind. Wie dankbar dürfen wir sein! Wer Jesus Christus kennt, braucht nicht zu verzweifeln. Er wird uns wieder aufrichten und aus dem Tal der Tränen herausführen.
Und einige hier unter uns haben das auch in letzter Zeit erfahren. Gott sei Dank dürfen wir das zur Ehre des Herrn bezeugen.
Die Gedanken des Paulus in Römer 12 als Ergänzung
Paulus greift diesen Gedanken in 1. Korinther 15 auf, wenn er sagt: „Ich habe euch das Evangelium verkündigt, ihr habt es angenommen.“ In diesem Evangelium steht ihr auch – das ist die Festigkeit. Oder in Römer 8,28: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ Luther sagt: „Zum Besten dienen.“ Ja, wir wissen das, aber manchmal vergessen wir es. Deshalb wollen wir uns daran wieder erinnern: Wir sind wirklich besser dran.
Matthäus 28,20 lehrt uns: „Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Jesus sagt nicht nur, was ich euch gelehrt habe. Ihr Lieben, das sind die Gebote des Herrn. Wenn wir uns über Gebühr Sorgen machen – das ist jetzt ein hartes Wort, ich habe überlegt, ob ich das sagen soll –, dann müssen wir uns dieser Botschaft stellen. Wenn wir unsere Sorgen nicht beim Herrn ablegen und auf ihn werfen – wir haben es ja eben gehört –, wenn wir uns immer wieder zerkriegen, dann sind wir ungehorsam dem Gebot des Herrn.
Er ist besorgt für uns, aber dann trauen wir ihm einfach zu wenig zu. Wahrscheinlich haben wir nie so weit gedacht, aber wir sollten eine Haltung zu Ende denken: Was bedeutet das auch für den Herrn, wenn wir so wenig Vertrauen in seine vollkommene Führung haben? Dieser Teil ist auch ein unverzichtbarer Bestandteil des Jüngerschaftsprogramms. Jesus sagt ja vorher: Verkündigt das Evangelium und macht alle Nationen zu Jüngern. Sie taufen – so heißt es eigentlich im Griechischen der Vorgang. Durch die Taufe werden Menschen zu Jüngern, natürlich nachdem sie vorher geglaubt haben – das ist damit eingeschlossen.
Zum Jüngerschaftsprogramm gehört auch, dass sie anschließend gelehrt werden. Und zwar nicht nur irgendwelche Dinge, die einem so gut gefallen, sondern, wie Paulus sagt, der ganze Ratschluss Gottes – alles. Wenn Jesus von bewahren spricht, wäre es auch ein schönes Programm für die Verkündiger, mal über das Wörtchen „bewahren“ eine Bibelwoche zu halten. Das kommt sehr häufig vor. Was es alles gilt zu bewahren, auf unserer Seite, und auf der anderen Seite, wie der Herr uns bewahrt – das einmal gegenüberzustellen, ist einfach großartig, das so zu sehen.
Hier geht es darum, dass wir das bewahren. Er sagt es den Jüngern, Paulus und Petrus machen deutlich, dass das auch für uns gilt, nicht nur für die Jünger. Die Jünger haben es uns vorgemacht. Was gilt es noch zu bewahren, neben dem, was der Herr in der Bergpredigt lehrte? Zum Beispiel die Himmelreichsgleichnisse. Wir haben eben gehört: Matthäus ist der einzige, der vom Reich der Himmel spricht, vom Königreich der Himmel. Alle anderen sprechen vom Königreich Gottes. Unter anderem das vierfache Ackerfeld.
Was ist das Ergebnis? Ich rekapituliere noch einmal: In der ersten Stelle, bei denen, die es nicht taten, war das Ergebnis der Verlust des ewigen Lebens. Diese gingen verloren. In der zweiten Stelle, die auf dem rechten Fundament, auf dem Felsen, bauten, war das Ergebnis Stabilität. Und hier, im vierfachen Ackerfeld, haben wir das Ergebnis Frucht – Frucht im Leben für den Herrn.
Ja, wir sind mittendrin beim Bau des Reiches Gottes, beim Bau seiner Gemeinde. Es geht um Frucht, Geistesfrucht, die der Heilige Geist in uns bewirkt. Werden wir verändert in das Bild Christi, wie Paulus das in 2. Korinther 3,18 schreibt: „Indem wir auf ihn schauen, die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden wir verwandelt in sein Bild, werden ihm ähnlich.“ Die Geistesfrucht beschreibt im Grunde Christus. Diese neunfache Frucht finden wir in seinem Leben in wunderbarer Weise.
Aber, ihr Lieben, das alles verlangt auch einen Preis. Deswegen habe ich Matthäus 18 gelesen: Sich selbst verleugnen, das Kreuz aufnehmen, Jesus nachfolgen. Damit leite ich über zu dem Apostel Paulus und dem, was er uns in Römer 12 mitteilt. Und da merken wir, obwohl Paulus nicht dabei war und den irdischen Jesus nicht kennengelernt hat – der Herr sprach zu ihm vom Himmel her –, dass der Herr ihn durch den Heiligen Geist belehrte. So wie er das den Jüngern auch gesagt hat, dass der Heilige Geist sie in die ganze Wahrheit einführen würde. Paulus kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
Lesen wir Römer 12,1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmung Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“ Das ist genau das, was der Herr sagt: Sich selbst verleugnen, das Kreuz aufnehmen und Jesus nachfolgen. Hier geht es darum, dass unser Leib dem Herrn gehört und dass auch unser Leib wichtig ist im Hinblick auf die Verkündigung.
Das war eine Revolution für damalige Zeiten, vor allem für die Griechen. Wer etwas von Platon oder Aristoteles gelesen hat, weiß, dass diese Urphilosophen – von denen viele andere mehr oder weniger abschrieben – sehr stark betonten, dass entscheidend bei Platon, noch stärker als bei Aristoteles, ist, was in unseren Gedanken vor sich geht, unsere Vorstellungen und Ideen. Was der Leib tut, ist gar nicht so entscheidend.
Daraus haben einige den Schluss gezogen, der Askese, und andere haben gesagt: Schlemmerei und so weiter. Wenn der Leib nicht entscheidend ist, können wir ja tun und lassen, was wir wollen. Es kann uns ja nichts passieren, Hauptsache gute Ideen und gute Gedanken. Es gibt auch eine Entwicklung im Mittelalter, die man bezeichnete mit Vita activa einerseits und Vita contemplativa andererseits.
Das kontemplative Leben ist das Leben mit guten Gedanken. Die Werke sind nicht so entscheidend. Bei den anderen waren die Gedanken nicht so wichtig, sie waren aktiv. Gottes Wort sagt: Beides ist wichtig. Wir müssen die rechte Vorstellung von Gott haben, die rechte Überzeugung. Der Verstand wird eingeschaltet, aber auch das, was der Leib tut, ist mitentscheidend.
Dass der Leib – also die Materie, die unseren Geist umschließt – ein wichtiges Werkzeug in Gottes Hand ist, ist eine Lehre, die bis dahin relativ selten bekannt war. Dass der Leib ein Opfer sein soll für Gott, auf den Altar Gottes gelegt – ein Opfer hatte nicht mehr lange zu leben. Ein Opfer diente dazu, zum einen Gott zu versöhnen – diese Funktion haben wir nicht mehr –, aber auch Gott zu verherrlichen, für Gott da zu sein. Ein Opfer lieblichen Geruchs heißt es vom Brandopfer in 3. Mose 1.
So soll unser Leben sein – und das ist das Leben in der Selbstverleugnung.
Gegenüberstellung von christlicher und weltlicher Lebensweise
Was lehrt die Welt heute? Angeführt natürlich von den deutschen Pädagogen, lautet das Motto: Selbstverwirklichung! Tu, was dir gefällt, lebe dich aus! Die Psychologie unterstützt diese Haltung und will uns weismachen, dass jeder Druck zu Neurosen und ähnlichen Verhaltensweisen führt.
Demgegenüber steht die Aufforderung, unseren Leib Gott zur Verfügung zu stellen. Was bedeutet das? Paulus geht darauf im zweiten Vers ein. Er sagt: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, damit ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.“
Hier merken wir, dass es um das Reich Gottes geht, um den Willen Gottes und die Herrschaft Jesu. Wir können den Willen Gottes nur prüfen, wenn wir bereit sind, ihn zu tun. Diese Bereitschaft zeigt sich darin, dass ich mich Gott zur Verfügung stelle, dass ich meinen Leib wie ein Opfer auf seinen Altar lege.
„Nicht gleichförmig dieser Welt“ – früher habe ich gelernt, das bedeute, weltliche Moden um jeden Preis zu meiden, da sich diese ständig ändern. Darum ginge es hier. Ich will nicht sagen, dass dieser Aspekt nicht gemeint ist, aber ich glaube nicht, dass er der entscheidende Gedanke ist.
Der entscheidende Gedanke ist nach meiner Überzeugung folgender: Ein Weltmensch – oder, etwas freundlicher ausgedrückt, ein christusferner Mensch, also jemand, der nicht im lebendigen Glauben an Jesus Christus steht und daher auch nicht den Heiligen Geist in sich wohnen hat – will sich selbst verwirklichen. Er sucht Anerkennung, wie auch immer.
Demgegenüber führt die Erneuerung unseres Sinnes dazu, dass wir Gott verwirklichen wollen. Er soll die Herrschaft haben und zu seinem Recht kommen. Das ist der fundamentale Unterschied zwischen einem Christen und einem, der es nicht ist.
Wir wollen Gottes Willen tun. Daran können wir uns auch prüfen: Haben wir wirklich zu Recht die lebendige Hoffnung, dass wir dabei sein werden, wenn Jesus wiederkommt? Wollen wir wirklich Gottes Willen tun?
Dann kommen natürlich auch Fragen auf, etwa zur Art und Weise, wie wir uns kleiden. Das möchte ich nicht ausklammern, aber es ist nicht der Ursprung, sondern ein Ergebnis. Das wird im Römerbrief sehr deutlich.
Die Entdeckung der Gaben und die praktische Umsetzung
Wenn wir prüfen, was der Wille Gottes ist, sagt Paulus, dass wir uns als Nächstes selbst prüfen sollen. Dabei geht es darum, zu erkennen, was Gott uns anvertraut hat.
In den folgenden Versen finden wir die Aufforderung, nicht höher von uns selbst zu denken, als es angemessen ist. Vielmehr soll jeder erkennen, wie Gott ihn begabt hat, liebe Brüder und Schwestern.
Es gibt ungefähr zwanzig Geistesgaben, was ein Thema für sich ist. Wer sich schneller orientieren möchte, sollte sich folgende Bibelstellen merken: zweimal ein viertes Kapitel und zweimal ein zwölftes Kapitel. Konkret sind das 1. Petrus 4, Epheser 4, sowie zweimal ein zwölftes Kapitel, nämlich Römer 12 und 1. Korinther 12. Dort finden sich alle zwanzig Geistesgaben beziehungsweise Gnadengaben.
Wir sollten uns prüfen, um zu erkennen, welche Gaben wir besitzen. In der Regel haben wir mehrere Gaben. Durch die Entdeckung dieser Gaben können wir unsere Aufgaben wahrnehmen. Der Herr überlastet uns nicht. Er schickt uns besonders auf solche Felder, die er vorbereitet hat. Dabei gibt er uns auch die entsprechenden Gaben, um den Aufgaben gerecht zu werden.
So beginnt das Prüfen des Willens Gottes. Gott will uns gebrauchen und hat uns deshalb Gaben gegeben.
Praktische Anweisungen für das Leben im Reich Gottes
Damit das nicht irgendwo auf Wolke sieben bleibt, also im luftleeren Raum, spricht Paulus hier in diesem Kapitel durch den Heiligen Geist ganz konkret verschiedene Situationen an.
Dabei wird deutlich, wie Römer 12 eine großartige Ergänzung zur Bergpredigt und zu manchem anderen, was wir schon gehört haben, darstellt. Was sagt Paulus ab Vers 9? „Die Liebe sei ungeheuchelt.“
Interessant, oder? Gibt es denn auch eine geheuchelte Liebe? Darüber können wir nachdenken. Ich glaube, dass jeder, der eine Antwort darauf hat, hoffentlich nicht nur an seinen Nachbarn denkt, sondern auch sich selbst prüft: Ist die Liebe ungeheuchelt? Verabscheue ich das Böse? Halte ich fest am Guten?
Wenn ich Menschen in der Seelsorge habe, die Probleme mit einer Leidenschaft oder einer Gebundenheit haben, sage ich ihnen etwas, das ich auch selbst versuche zu praktizieren: Um von einer Sache frei zu werden, müssen wir zunächst einmal diese Sache so sehen, wie Gott sie sieht. Wir müssen lernen, Dinge, die der Herr verabscheut, auch zu verabscheuen. Wir müssen lernen, die Sünde zu hassen.
Bei Kindern sagen wir oft: Sünde erkennen, bekennen – damit fängt das Christsein überhaupt erst an. Hassen und lassen. Wenn ich die Sünde nicht hasse, werde ich auch nicht davon frei.
Und ich finde, wenn es um den Bau des Reiches Gottes geht, dann müssen wir vor allem an den denken, der ja der Hauptbaumeister ist. „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Das war das Bekenntnis des Petrus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Er will bauen, aber er möchte, dass wir alle mitbauen.
Dabei ist das Motiv das Entscheidende. Eine ungeheuchelte Liebe werden wir nur dann praktizieren können, wenn wir mit dem Fest verbunden sind, der die Liebe in Person ist. Von dessen Liebe wir so genießen und worüber wir immer wieder staunen.
Ich bin so froh, dass in den Brüdergemeinden jeden ersten Tag der Woche auch das Mahl des Herrn gefeiert wird. Aber wir können uns auch im Herzen jeden Tag immer wieder mit Golgatha beschäftigen – mit seiner Liebe, von der die Bibel sagt, dass sie unsere Liebe anzündet. Unsere Liebe ist eine Antwort auf seine Liebe.
Im 1. Johannesbrief heißt es: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ Auch die Liebe ist von Gott, sie geht von Gott aus. Diese Liebe, die wir vom Herrn empfangen haben, geben wir weiter.
Die Liebe wird auch dann ungeheuchelt sein, wenn wir uns vom Herrn die neue Sicht auf den Bruder und die Schwester schenken lassen: Sie sind geliebte Menschen. Der Herr liebt diese Person mit allen Eigenarten, die sie hat. Diese Eigenarten liebt er natürlich nicht, aber die Person. Und wir dürfen sie auch lieben.
Wir können das, wenn wir uns bewusst machen, wie viel der Herr uns vergeben hat und jeden Tag neu vergibt. Auch wir sind ganz auf seine Liebe angewiesen. Wir haben einen wunderbaren Herrn.
Paulus sagt, diese Art, uns auf den Altar Gottes zu legen, ist unser vernünftiger Gottesdienst – im Grundtext steht „logischer Gottesdienst“. Aber ich sage noch einmal: Um einander so zu dienen, ist rechte Selbsterkenntnis erforderlich und eine neue Christusliebe.
Praktische Lebensregeln für das Zusammenleben in der Gemeinde
Dann kommt das andere auch. Wenn wir lernen, das Böse zu verabscheuen, das Gute zu lieben und daran festzuhalten, in der Bruderliebe herzlich zueinander zu sein sowie in Ehrerbietung den anderen vorangehen, dann ist das auch heute noch ein wichtiges Thema.
Vor 50 Jahren, als ich noch ein Kind oder Heranwachsender war, hatten wir ein ganz anderes Verhältnis zur älteren Generation. Ich möchte nicht beschreiben, wie es heute ist, doch auch heute kenne ich durchaus Familien, in denen die Kinder noch diese Ehrerbietung pflegen. Man muss nicht dem Trend der Zeit folgen. In Ehrerbietung – wenn ich daran denke, dass auch für diese Person der Herr sein Leben gelassen hat, so wertvoll ist sie in Gottes Augen – dann wird uns das gelingen.
Und zwar nicht nur vor Brüdern, die große Vorträge halten, sondern vor jedem Kind Gottes. Ob Bruder oder Schwester, alt oder jung, das ist nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass wir wissen, sie sind vom Herrn geliebt. So wollen wir einander begegnen.
"In Hoffnung freut euch, im Bedrängnis haltet aus, im Gebet bleibt beharrlich!" (Römer 12,12)
Ich habe eine kleine Broschüre mitgebracht, die einige von euch bereits kennen. Sie heißt Erhörliches Gebet. Das passt gut zu unserem Thema „Bau am Reich Gottes im Alltag“ – dem Beten. Lernen, erhörlich zu beten, ist wichtig. Die Broschüre liegt vorne vor den Türen auf dem Tisch aus, man kann sich gerne bedienen.
Anhaltendes Gebet bedeutet auch, an den Bedürfnissen der Heiligen teilzuhaben. Wenn wir ein offenes Haus haben, freuen wir uns, wenn wir Brüder und Schwestern bewirten können. Wir laden sie gern ein. Oder wollen wir nur für uns selbst leben? Haben wir wirklich erkannt, welch ein Vorrecht es ist, seine Zeit dem Volk Gottes zu widmen? Ich sage nicht „zu opfern“, sondern „zu widmen“, denn im Grunde ist es ein Vorrecht und kein Opfer.
Wir dürfen Brüder und Schwestern bewirten und aufnehmen, als ob es der Herr selbst wäre. Das ist Gottes Reich im Alltag.
Umgang mit der Außenwelt und Feindesliebe
Paulus macht deutlich, dass wir nicht nur Aufgaben innerhalb der Gemeinde haben, sondern auch in anderen Wirkungsfeldern tätig sind. Die Menschen draußen, die noch ohne Hoffnung sind – unsere Nachbarn, Berufskollegen oder wer auch immer – gehören dazu. Selbst unsere Verfolger sollen wir segnen. Paulus sagt: Segnet, die euch verfolgen, und fluchet nicht.
Wir erinnern uns an die Bergpredigt. Schon ganz am Anfang hat der Herr betont, wie wichtig es ist, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wenn wir zum Beispiel einen unangenehmen Nachbarn haben, der regelmäßig sein Unkraut auf unser Grundstück wirft, wie reagieren wir darauf? Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Ich habe einige gute Lösungen, die ich später verraten kann.
Durch dieses Verhalten gewinnen wir die Menschen. Gleich im Anschluss hören wir bei Petrus, dass genau diese Methode auch seine Art war, das Evangelium zu verkünden. Sein gelebtes Vorbild und der Überraschungseffekt, dass wir völlig anders handeln, als die Leute erwarten, sind entscheidend. So können wir das bis zum Schluss weiterlesen, wo Paulus deutlich macht, dass der erneuerte Mensch eine neue Gesinnung hat.
Christus in uns, schreibt Paulus später im Kolosserbrief, ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Er schafft und wirkt das, was wir nicht aus eigener Kraft können. In den Briefen an die Römer, besonders in Kapitel sechs, sieben und acht, wird beschrieben, wie das vonstattengeht. Aus Zeitgründen können wir darauf jetzt nicht näher eingehen.
Der erste Petrusbrief und das Leben in Nachfolge Christi
Dann der erste Petrusbrief. Ich habe bereits erwähnt, dass sich durch den ganzen Brief ein bestimmter Gedanke zieht. Wer den Brief genauer erarbeiten möchte, dem empfehle ich, dies unter diesem Gesichtspunkt zu tun: Einerseits beginnt der Brief damit, den Empfängern deutlich zu machen, was sie in Christus alles besitzen – sie sind schon vor Grundlegung der Welt auserwählt usw.
Anschließend folgt ein Abschnitt, der beschreibt, was das für die praktische Nachfolge und den Alltag bedeutet. Dieser Teil ist genauso aufgebaut. Petrus arbeitet diesen Gedanken bis zu einem bestimmten Punkt durch. Danach wird wieder erzählt, was wir im Himmel haben und was wir in Christus besitzen. Daraus folgt wiederum eine Konsequenz für den Alltag. So zieht sich dieses Wechselspiel durch den ganzen Brief: Was wir in Christus sind einerseits und was wir für ihn tun dürfen beziehungsweise wie er in uns wirkt, wenn wir ihn nicht hindern.
Eines der größten Themen in diesem Brief ist das Leiden um Christi willen. Verfolgt zu werden, um für ihn zu leiden, gilt als ein großes Vorrecht. Petrus sagt, es ist besser, für Gutes zu leiden, als für Böses. Viele Verse widmen sich diesem Thema ausführlich. Dabei wird auch deutlich: Wir können das Leiden nur ertragen, wenn wir ein Vorbild haben. Wer ist unser Vorbild? Christus.
Dietrich Georg bringt es auf den Punkt: Wenn man das alles kurz zusammenfasst, dann heißt es eigentlich, dass der Bau des Reiches Gottes oder das Reich Gottes selbst bedeutet, in Christus zu sein. Genau das sagt Petrus auch.
Er schreibt in 1. Petrus 2, dass Christus unser Vorbild ist. Wir sollen von ihm lernen, indem wir in seine Fußstapfen treten. Christus, der Gescholtene, widerspricht nicht, leidet, ohne zu drohen, sondern übergibt sich dem gerechten Richter. Er geht uns voran.
Wenn wir geschmäht werden, dürfen wir daran denken, wie oft Christus geschmäht worden ist. Wenn wir vielleicht finanzielle Verluste erleiden, weil wir keine Kompromisse eingehen wollen, dann denken wir an unseren Herrn. Vielleicht auch an Mose, der die Schmacht Christi für größeren Reichtum achtete als alle Schätze Ägyptens.
Es gibt so viele Vorbilder in Gottes heiligem Wort.
Der Hauptauftrag und das soziale Evangelium
Und dann sagt Petrus: Unser Hauptauftrag – und davon haben wir auch gehört. Das soziale Evangelium oder das Retten von Menschen hat Siegfried in seinem ersten Vortrag aufgezeigt. Auch Lukas 4 behandelt das Retten von Menschen.
Petrus sagt: Unser Hauptauftrag ist, seine Tugenden zu verkündigen. Damit sind die Tugenden dessen gemeint, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht geholt hat. Das ist das königliche Priestertum, 1. Petrus 2,9 – das königliche Priestertum.
Im Zusammenhang damit sagt er dann: Es ist der Wille Gottes. Das wäre auch ein Thema, mal in der Bibel nachzuschauen, wo der Ausdruck „Wille Gottes“ vorkommt. Man findet dort wunderbare verschiedene Verhaltensweisen, die uns mitgeteilt werden. Eines haben wir eben schon gehört, Römer 12, und jetzt in 1. Petrus 2 heißt es: Es ist der Wille Gottes, dass wir durch gutes Tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringen.
Seht, dafür braucht man keine besonderen Geistesgaben, sondern ein herzvolles Liebe für den Herrn und auch für die Mitmenschen, ein herzvolles Erbarmen. Durch gutes Tun bringen wir ihre Unwissenheit zum Schweigen. Petrus sagt nicht, dass sich alle bekehren werden, aber sie werden erkennen, wenn wir so handeln.
Wir handeln nicht, weil wir naiv sind. So wie neulich zwei Busfahrer sich über ihre Kaffeegesellschaften unterhielten, die sie durch die Gegend fuhren. Der eine sagte zum anderen: „Neulich hatte ich doch eine Gruppe Christen bei mir im Bus.“ Der andere fragte: „Woran hast du das denn erkannt?“ Er antwortete: „Die glaubten mir alles, was ich denen erzählte.“ Ja, das waren die Christen – sie glaubten alles, was er ihnen erzählte.
So werden wir manchmal angesehen – als einfältig, jemandem, dem man alles erzählen kann, ohne dass es geprüft wird, der alles glaubt. Nein, so ist es eben nicht. Wenn die Außenwelt überrascht ist, dann weil wir anders handeln. Nicht, weil wir dumm wären und ihre Intrigen nicht erkennen oder was auch immer der Anlass ist, sondern weil Christus in unserem Herzen ist.
Weil Geld für uns nicht die Bedeutung hat, die es allgemein in der Welt hat, und auch andere Dinge nicht. Das sollen sie erkennen – das ist der Wille Gottes.
Bei Petrus wird das deutlich. Das wird auf die Ehe angewandt, auf die Familie, auf die Gesellschaft, auf die Obrigkeit und am Ende auch auf die Gemeinde. Wir sollen einander dienen mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Der Judasbrief und der Kampf für den Glauben
Ich komme so zum Ende. Ich habe noch den Judasbrief erwähnt. Es geht jetzt immer schneller, das merke ich schon. Der Judasbrief ist ja auch sehr viel kürzer.
Im Judasbrief geht es darum, was auch dazugehört. Es gibt Momente, in denen wir kämpfen müssen – kämpfen für den einmal überlieferten heiligen Glauben. Wir hätten uns auch Judaskreis nennen können, aber da es noch einen anderen Judas gibt, haben wir darauf lieber verzichtet.
Darum geht es auch: Wenn der Glaube verdreht wird – und zwar von solchen, die sich als gläubig bezeichnen. Vor den Atheisten brauchen wir keine Angst zu haben. Aber wenn Leute im Namen Jesu kommen und sagen, man müsse es nicht mehr so genau nehmen, dass das nicht mehr in unsere Zeit passe, das sei eben Zeitgeschichte und nicht Heilsgeschichte – das ist ein ganz beliebter Ausdruck. Was nicht in unsere Zeit passt, sei einfach Zeitgeschichte und könne vergessen werden.
Nein, das können wir nicht. Es sei denn, Gottes Wort macht selbst deutlich, dass das nur für eine bestimmte Situation galt, wie zum Beispiel die Aussendung der Siebzig, die der Herr aussandte. Das wird nirgendwo mehr als Beispiel für Gemeindegründung genommen. Das können wir nicht einfach so übernehmen, wie es leider einige tun und dadurch Probleme schaffen. Aber die Bibel erklärt das dann selbst.
Kämpfen für den einmal überlieferten heiligen Glauben, ihr Lieben, hat auch den Grund, dass wir hier zusammen sind. Ich hoffe, wir haben alle gemerkt: Wir kämpfen nicht nur, wir möchten auch Speise darreichen und weiterhelfen.
Wenn wir etwas sagen – das haben wir sicher auch bei allen Referenten gemerkt – dann reden wir auch zu uns selbst. Wenn ich eine ernste Ermahnung weitergebe, ermahne ich mich vielleicht auch selbst. Ich weiß sehr gut, dass ich selbst keineswegs perfekt bin und es manches gibt, wofür ich wirklich kämpfen muss, auch in meinem eigenen Leben.
Aber wenn wir dem Herrn vertrauen und mit seiner Hilfe treu sein möchten, dann werden wir trotz des Bewusstseins unserer eigenen Schwachheit bei gewissen Gelegenheiten den Mund öffnen müssen. Wir müssen zur Feder greifen, einen Artikel verfassen – wie das auch einige unter uns tun – um vor Entwicklungen zu warnen, die nicht dort enden, wo sie enden sollten.
Dazu brauchen wir uns gegenseitig, auch eure Hilfe. Ich stehe in Verbindung mit einigen, die mich oder auch den Malachi-Kreis auf Dinge aufmerksam machen, die in ihren Augen nicht so biblisch sind. Ich denke sehr gut darüber nach. Ich kann nicht alles akzeptieren, was mir da geschrieben oder gesagt wird, aber es ist immer nachdenkenswert. Manches war für mich auch wichtig und hilfreich. Wir sind dafür offen.
Brüderliche Korrektur ist ungeheuer wichtig, auch in unserem Dienst. Es ist für uns auch eine Ermutigung, wenn solche Angebote wie diese Tage genutzt werden. Wir freuen uns über jeden, der gekommen ist. Es sind natürlich noch etliche Plätze frei, aber wir wollen nicht traurig sein, wenn nicht noch mehr kommen. Jeder ist wertvoll, und auch Korrektur ist durchaus willkommen – vor allem, wenn sie aus einem guten Herzen herauskommt.
Herausforderungen der heutigen Zeit und Ermutigung
Ihr Lieben, wir leben in einer schweren Zeit. Was Verführung und Verfolgung angeht, haben wir in diesem Land bisher noch nicht viel erlebt. Es könnte allerdings noch kommen, und dann wird sich zeigen, was uns Christus wert ist.
Die Bibel macht deutlich: Verfolgung gibt es nicht immer. Es gibt Zeiten der Ruhe, für die wir beten dürfen (1. Timotheus 2). Und es gibt Zeiten der Verfolgung (2. Timotheus). Alle, die gottselig leben wollen in Christus, werden verfolgt werden. In den ruhigen Zeiten gilt es, sich auf die stürmischen Zeiten vorzubereiten.
Je größer uns Christus wird und je mehr wir von seiner herrlichen Person ergriffen sind, desto weniger brauchen wir Verfolgung zu fürchten. Denn dann haben wir eine solche Freude und einen solchen Frieden im Herzen, einen solchen Trost und auch Widerstand und Kraft, dass wir wissen: Der Feind wird uns nicht aus der Bahn werfen. Der Herr wird uns festhalten.
Dafür habe ich noch ein paar Dinge dabei, die uns weiterhelfen können. Ich habe hier ein Büchlein, das uns viel Mut machen kann. Es ist geschrieben von einem ganz gewöhnlichen Menschen, der Erlebnisse mit einem außergewöhnlichen Gott hat. Afrika war nur der Anfang, und wir geben hier wieder, wie wunderbar Gott sich erweist, wenn wir ihm vertrauen.
Das Buch ist so geschrieben, dass wir das auch in Deutschland erleben können. Es soll Mut machen, die ganze Sache mit dem Herrn zu machen. Wer das mitnimmt – und ich hoffe, möglichst viele tun es, denn ich habe genügend Exemplare dabei – der sollte auch dieses Missionsheft vielleicht mitnehmen. Darin berichten wir, wie wunderbar Gott auch heute noch wirkt.
Hier in Deutschland ist es oft frustrierend, weil wenige zum Glauben kommen. Aber weltweit erntet der Herr noch eine große Ernte. Es ist einfach überwältigend, zu erleben, was der Herr heute noch tut. Bitte bedient euch hier!
Literatur und Materialien zur Vertiefung
Und damit das auch wirksam wird, dieses grüne Heft über Erhörliches, denn das ist ja gerade, wenn wir für Missionare beten, für die Missionsarbeit wie auch vielleicht für unsere spezielle Situation, ganz entscheidend.
Damit wir euch noch öfter wiedersehen, haben wir auch Flyer dabei. Sie liegen alle hier vorne vor der Tür, wo das große Malachi-Emblem ist. Dort findet ihr alles über den Malachi-Kreis, die Malachi-Tage und Malachi-Konferenzen. Das sind drei verschiedene Flyer, die ziemlich ähnlich sind. Man muss also die Texte genau anschauen, um alle drei mitzunehmen.
Dann habe ich hier ein Buch entdeckt, das es noch gar nicht lange gibt. Ich bin geradezu begeistert davon: "Frau sein, Mann sein in der Gemeinde – Brennpunkt Frauenfrage". Ich habe noch nie so etwas Gutes gelesen. Ich will nicht sagen, dass es nichts Vergleichbares gibt, aber ich selbst habe noch nichts Besseres gelesen. Ich habe davon jede Menge aufgekauft. Ihr könnt es auch mitnehmen, es kann sehr hilfreich sein. Meiner Einschätzung nach geht es nicht über die Bibel hinaus, aber was die Bibel dazu zu sagen hat, finden wir in diesem Buch.
Der Malachi-Kreis hat auch zwei weitere Sachen herausgebracht, die wir jetzt wieder neu aufgelegt haben. Das eine ist "Gefährliche Stille". Das sollte von uns jeder gelesen haben. Hier geht es um Fehlentwicklungen im evangelikalen Bereich, gerade im Hinblick auf das Gebet und auch einige andere Dinge. Es wird gezeigt, wie wir uns auf die richtige Weise verhalten können. Gefährliche Stille gibt es in ausreichendem Maße. Ich habe eine ganze Kiste dabei.
Das zweite ist ein neues Buch: "Die Bibel fasziniert mich – unsere Stellung zur Bibel". Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Bibel von 1. Mose 1,1 bis Offenbarung 22,20 Gottes Wort ist, inspiriert durch den Heiligen Geist, ohne Irrtum und widerspruchsfrei. Auch wenn wir nicht alles erklären können, wissen wir, dass Gott zu uns spricht. Wir wollen für dieses kostbare, heilige Gotteswort eintreten.
Davon ist auch noch eine Menge da, ihr könnt euch gerne bedienen. Es ist alles kostenlos. Wer kein Geld hat, kann sich so eindecken. Wer aber etwas geben möchte, kann das natürlich auch tun. Es gibt ein kleines Kästchen, das etwas verdeckt steht, aber wer geben möchte, wird es schon entdecken. Irgendwo auf dem Tisch ist es auch postiert.
Ich werde mich nicht dorthin begeben, um zu schauen, wer ohne Spende etwas nimmt oder nicht. Ihr sollt völlig frei sein. Wichtig ist, dass wir das verinnerlichen. Das hilft uns auch persönlich im Umgang mit solchen Leuten, die unter Umständen verführt werden, damit wir ihnen helfen und ihnen gute Literatur an die Hand geben können.
Ich wünsche uns allen in jeder Hinsicht Gottes Segen und dass Gottes Reich wirklich in unserem Alltag sichtbar wird.