Einführung und Lesung des Predigttextes
Das ist ganz großartig, die Fülle wunderbarer Beiträge. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt einmal erheben. Wir haben kein Lied zum Singen, aber ich lese das Textwort vor, und dann kommt Ihr Kreislauf wieder in Bewegung.
Ich möchte heute Mittag noch einmal etwas aus der Botschaft zusammenfassen: Die Zeit ist fortgeschritten. Ich lese aus dem Kolosserbrief, Kapitel 1.
Zu diesem Thema, das wir heute Mittag überschrieben haben – Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit – schreibt Paulus von Vers 24 bis Vers 29 ganz unerwartet:
„Nun freue ich mich in den Leiden.“ Haben Sie auch Leiden? Freuen Sie sich auch! „Ich freue mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden von Christus noch fehlt für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“
Die anderen haben den Profit: Wenn einer in die Presse kommt, dann kriegen die anderen das Öl, das da herausfließt aus der Presse.
„Ich bin der Diener der Gemeinde geworden durch das Amt, das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll, wie beim Essen, nimmer auch reichlich, nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses ist unter den Heiden, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
„Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt.“
Nehmen Sie wieder Platz. Ich hoffe, dass Sie erfrischt sind.
Das Geheimnis des Glaubens und die Realität des Leidens
Man ist zunächst überrascht, dass Paulus von einem Geheimnis spricht. Was ist denn dieses Geheimnisvolle? Wir kennen ja immer wieder Geheimnisse – aber was ist hier gemeint? Manche denken vielleicht an etwas ganz Mysteriöses, so wie einen Geheimkult, bei dem man gar nicht dahinterkommt.
Doch das, was Paulus meint, ist eigentlich ganz schlicht. Es ist der natürlichen Vernunft nicht zugänglich. Du kannst es mit deinem Verstand nicht erfassen; es dringt nicht in deine Gedanken ein. Da muss dich Jesus darauf stoßen, und der Heilige Geist muss dir das Licht darauf setzen. Es muss dir erst erleuchtet werden. Deshalb kommen viele Menschen in dieser Welt nicht darauf, obwohl sie vielleicht vier Doktortitel haben, einen Nobelpreis und vieles mehr. Im natürlichen Verstand ist das nicht zugänglich.
Und was sagt Paulus über die Leiden dieser Welt? Wissen Sie, dass diese Welt voller Leiden ist, so schön sie auch sein mag? Wenn man irgendwo im Schwarzwald einen Ausflug macht und hinunterschaut auf Calw oder Nagold oder einen anderen Ort, dann habe ich immer so ein Denken – das kommt durch die Seelsorge. Unter jedem Dach sitzen verzweifelte Menschen, überall.
Da liegt ein Kranker seit Jahren, da gibt es einen Ehekrach, das Haus steht schief, die Kinder schauen immer zu den Eltern, Todesangst, Trauer, Einsamkeit. Ganz schlimm ist die Verleumdung. Was wird alles mit unserem Mund Böses geredet! Das sind natürlich Fake News, die wir verbreiten. Wenn man das stoppen wollte, könnte bald kein Wort mehr bestehen.
Schuld ist ganz schlimm, Schande auch. „Das verzeihe ich mir nie, und ich bekomme es nicht mehr los.“ Versäumnisse, Unrecht, Gewalt, wirtschaftliche Nöte. Menschen, die nachts nicht mehr schlafen können, psychische Nöte, Depressionen.
Die Ohnmacht des Menschen und die Kraft Jesu
Jetzt herrscht in unserer Zeit ein maßloser Optimismus: Wir können alles schaffen. Es beginnt beim Berliner Flughafen, setzt sich bei Stuttgart 21 fort. Wir sagen: „Wir schaffen das, yes!“ Wir kennen unsere Politiker, bauen Hoffnungen auf und wiederholen es uns immer wieder vor.
Es ist kaum noch erlaubt, Zweifel zu äußern oder zu sagen, dass man nicht ganz überzeugt ist, ob sie es wirklich schaffen. Zweifel anzumelden gilt fast schon als ein Staatsverbrechen. Niemand darf mehr offen diskutieren, was er über die Probleme unserer Zeit denkt.
Jeder macht die Erfahrung, dass er im Leiden zerbricht. Selbst die stärksten Menschen, die größte Seelenkraft reicht nicht aus, weil wir den Problemen hilflos gegenüberstehen.
Was ich hier erwähne: Ich habe vor jedem Krankenbesuch gezittert und mich gefragt, was ich sagen soll. Ich habe kein Rezept für solche Situationen. Die Frau von der Diakonie kann wenigstens das Leintuch glattziehen, aber ich kann doch nichts Heilsames geben. Ich habe nur den Mund.
Wissen Sie, was das Geheimnis ist? Die einzige Lösung aller Leiden liegt in Jesus, denn der Herr ist da. „Er ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“
Ich kann Ihnen nichts sagen, wenn jemand auf der Intensivstation liegt. Ein Mensch, der nicht mehr lange zu leben hat, hat gerade diese Nachricht gehört. Und dann sagen Sie mir: Aber Jesus ist da, und er sagt dir, dass du jetzt kommst und mir das sagst.
Ich bin immer wieder erstaunt, dass derjenige das auf einmal fassen kann. Und dass er sagt: „Ich freue mich auf die Herrlichkeit.“ Besonders wenn es ein junger Mensch ist, weil das Geheimnis sich geöffnet hat.
Das ist das Ganze Mysteriöse. Wir können es mit allen Mitteln nicht erschaffen, es gibt kein Rezept, wie man das so wunderbar machen kann. Paulus sagt: „Ich freue mich an meinen Leiden.“ Verstehen Sie das jetzt?
Die Bedeutung des Vorbildes in Schwachheit
Wenn ich der Gemeinde das Vorleben kann, spielt das bei vielen eine Rolle. Viele wollen das perfekte Leben vorleben. Das ist jedoch Blendung und Dummheit. Die Leute sehen ja an uns allen Fehler. Ihre Kinder sehen alle Fehler der Eltern, und so weiter. Die Nachbarn sehen in uns oft nur scheinheilige Leute, Kirchenspringer und Ähnliches.
Mit dem Vorleben des Vorbildlichen erreichen wir das nicht. Vielmehr dürfen wir ihnen in unserer Schwachheit und in unseren Leiden zeigen, dass wir am Grab nicht ohne Hoffnung sind – wie die, die keine Hoffnung haben. Stattdessen sind wir getröstete Menschen. In den schweren Erlebnissen haben wir einen Herrn, der hilft und vom Tod errettet.
Liebe Freunde, ganz schlicht: Das soll ich – ich will mein Wort einfach jetzt noch einmal kurz zusammenfassen. Ich mache kein langes Wort mehr, damit Sie das begreifen. Das ist die Botschaft, die wir sagen können.
Paulus hat es ja gesagt: Was hat er durchgemacht? Jahrelang war er unschuldig im Gefängnis. Es war noch schlimmer als bei dem Journalisten, der jetzt bei Erdogan in der Türkei sitzt. Zwei Jahre saß Paulus dort, ohne dass eine Anklageschrift verfasst wurde.
Dann gab es Verleumdungen innerhalb der Gemeinde. Was haben die sogenannten Superapostel ihn abgekanzelt? Paulus wurde als eine mickrige Person dargestellt, und sein Auftritt sei jämmerlich gewesen. Offenbar war er keine Erscheinung, die Eindruck machte – ein Misserfolg! Dazu kamen Anfeindungen, Spott und dann noch Krankheit.
Diejenigen, die Schmerzen haben, wissen, was ein Pfahl im Fleisch ist. Es ist nicht nur ein Spreisel, sondern ein Pfahl im Fleisch – Satans Engel, der mich mit Fäusten schlägt. Paulus sagt: Es ist gut, dass die Gemeinde an mir sieht, wie schwach ich bin. So kann die Kraft Gottes durch ihn zum Zug kommen.
Die Kraft Gottes in der Schwachheit
Und das dürfen sie wissen, wenn sie nach Hause gehen: „Ich darf mit der Kraft Gottes reichen. Das sieht man äußerlich nicht, und man kann es den Menschen auch nicht demonstrieren. Herr, ich will, dass du in meinem Leben wirkst. Ich will gar nichts mehr aus mir selbst machen“, sagt er angesichts seines angeschlagenen Körpers.
Das ist so wunderbar. Er rühmt sich seiner Schwachheit und sagt, es ist die ganz, ganz große Gefahr. Man hat schon morgen gesagt, dass er sich überhebt. Wissen Sie, wie das ist, wenn ein Gewichtheber ankommt und sagt: „Acht Zentner, kein Problem, ich packe das“, und dann will er es hochheben – und es klappt eben nicht.
Ich habe heute die große Sorge, dass viele unserer jungen, feurigen Prediger, die Gemeinden gründen, sich überheben. Wir machen das ganz groß, Tausende kommen, und nach 40 Jahren sind sie alle depressiv, weil sie an den Schwierigkeiten zerbrochen sind. Wissen Sie, das passiert, weil man sich überhebt. Das kann man nicht. Stattdessen wollen wir von Anfang an sagen: „Ich bin schwach.“ Dann wird er wissen, dass er stark ist. Das weiß auch ich. Das ist das Geheimnis unseres Dienstes.
Ich kann gar nichts machen, nur im Namen Jesu will ich beginnen. Ich freue mich, dass ich es den Leuten in den Gemeinden immer wieder sagen kann. Wir müssen es den Gemeinden sagen. Die Gemeinden machen ja gerne aus den Missionaren Helden. Ich habe immer gesagt: Schreibt von euren großen Anfechtungen, von euren Glaubenstiefen, von euren Zweifeln, damit die Christen richtig beten können und auf Christus harren.
Ich habe ja auf Bali einen amerikanischen Missionar kennengelernt, von der ersten Gruppe dieser Auca-Missionare. Er war dabei, Roger Lewis, der 40 Jahre gearbeitet hat, ohne eine Bekehrung zu sehen. Und dann brachte er Vigur aus auf Bali.
Das müssen wir für unseren Dienst lernen. Wir wollen es immer so „hoppla hopp“ machen, mit den heutigen Methoden. Aber wir müssen ganz schlicht werden und sagen: „Herr, setze mich zum Segen, ich gebrauche mich.“ Seine allmächtige Stärke beweist sich in den Ohnmächtigen als mächtige Kraft.
Die Realität des Leidens und die Hoffnung in Christus
Und das ist immer schon so. Mir fallen diese Liedstrophen ein, weil im Lied, auch im Reim, uns oft so leicht das Herz hängen bleibt, wenn wir wissen, dass es ein Vorrecht ist, auch wir sagen zu können: Wir erleben das dauernd in der Schwachheit unseres Lebens. Auch im Versagen und in Enttäuschungen. Aber der Herr ist treu, und der Herr arbeitet mit solchen Leuten. Das ist ganz wunderbar.
Darauf möchte ich mich nicht rühmen: Leiden ist ein Normalzustand der Christenheit. Darum gibt es nichts, womit man prahlen könnte. Die Welt prahlt dauernd damit, was sie alles machen kann, die Gottlosen prahlen. Wir Christen wollen uns nur damit rühmen, dass wir einen Heiland haben, den Sohn Gottes. Und das ist so wunderbar.
Jetzt sagt Paulus etwas Merkwürdiges: In der Christenheit wird das oft totgeschwiegen. Deshalb ist es so geheimnisvoll. Viele Christen, mit denen man zusammenlebt, haben noch gar nie entdeckt, dass Christus in uns Wohnung macht, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes wird. Dass Christus – ja, wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kind zu sein.
Ich darf Jesus in mein Leben aufnehmen, und er will in meinem Leben herrschen. Der Jesus mit seiner Auferstehungskraft will sich in ihrer Schwachheit vollenden und ganz wunderbar wirken. Erst im Untergang unserer menschlichen Kräfte ist das Reich Gottes da. Ganz wunderbar!
Und so war es zu allen Zeiten, dass man nur staunen kann, wie das gewesen ist und wie das kommt. Ich habe mich so gefreut, wie unsere Musiker das heute Morgen gespielt haben, die sicheren Jesu-Arme. Denn Stefanie Crosby hat das gedichtet. Sie war doch neunzig Jahre blind, durch den Fehler eines Kurpfuschers.
Aber als ihr einziges Kind gestorben ist – wissen Sie das? – in Amerika ist das Trostlied der Mütter, die ihre Kinder verloren haben, die sicheren Jesu-Arme. Wo das andere seligstes Wissen ist: Jesus ist es. Sie meinte, hätte sie nicht die Leiden gehabt, wäre sie nie darauf gekommen, dass diese Welt nie Erfüllung gibt.
Die wahre Erfüllung in Christus
Was ist es? Keine Sünde unseres Lebens gibt uns Erfüllung, gar keine. Vielleicht meinen Sie kurzfristig, Ihre Leute seien ganz herrlich, oder ein Seitensprung und betrogenes Geld in der Hand befriedige doch. Doch das tut es nicht. Es zerstört dein Leben, statt es zu bereichern.
Nur Gott gibt in der Fülle, und das ist offenbart in der Herrlichkeit. Wir haben das heute im Thema immer wieder gesehen, und die Verse sind uns eine große Hilfe. Paul Gerhard, im September sind wir wieder dort zu Diensten. Dann gehen wir in die Kirche, wo er gewirkt hat, ebenso wie später Philipp Jakob Späner.
Diese Kirche ist längst entwidmet und ein Staatsmuseum, aber dort sind noch all die Bilder und die Gräber der Kinder. Dann kommt die Erkenntnis: Nichts kann mich verdammen, der Mut, nichts nimmt mir meinen Mut. Die Hölle und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut.
Kein Urteil erschreckt mich, kein Unheil betrübt mich, weil mich mit Flügeln deckt mein Heiland, der mich liebt. Darum sind wir Sieger, weil Jesus der Sieger ist. Wir sind fröhliche Leute, und nichts kann uns mehr traurig machen.
Und ihr sagt das morgen und übermorgen an den Krankenbetten weiter sowie bei den Verzweifelnden und Gebrochenen. Dann heißt es: „Mein Herz geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freude und Singen, sieht lauter Sonnenschein.“
„Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesus Christ. Das, was mich singend macht, ist, was im Himmel ist.“
Die Hoffnung auf die Herrlichkeit
Ja, die Kommunisten haben gesagt: Ihr wollt die Leute vertrösten. Ja, was denn sonst? In dieser Welt gibt es doch gar keinen anderen Trost, außer dass ich von der Herrlichkeit reden kann, die kommt.
Und da sagt er ja: Die Hoffnung der Herrlichkeit – denken Sie mal – ist das Allergrößte. Ich sage immer: Wenn heute jemand abgerufen wird, heute Abend, gibt es etwas Schöneres, als zur Herrlichkeit berufen zu sein, vor den Herren zu stehen, in den Scharen? Oder freuen Sie sich nicht?
Hängen Sie noch an den paar irdischen Sorgen wegen Ihres Sparbuchs? So eklatant ist es mir egal. Dragi hat alles kaputtgemacht. Was ist denn das noch in Ihrem Haus? Und es gibt nur Streit bei den Engeln? Freuen Sie sich, dass wir eine Hoffnung haben, dass das, was wir in dieser Welt haben, nur ein schwacher Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit ist.
Paulus hat dieses Thema immer wieder aufgegriffen, nicht nur im Kolosserbrief: Christus in uns. In der großen Weltstadt Ephesus, der drittgrößten Stadt des Römischen Reichs, gab es Wahnsinnstempel, die von dem reichen Großus erbaut wurden. Die schreckliche Sechsköttin Artemis – sie will gar nicht sagen, was da schon in ihrem Bild alles drin war. Man kann es kaum angucken.
Und was hat Paulus erzählt? Das Wunder ist passiert: Menschen haben das Geheimnis begriffen, sind gläubig geworden. Gaukler, Wahrsager, okkulte Mächte waren plötzlich weg. Diese Tempel der Artemis wurden nicht mehr von den Juwelieren gewollt. Stattdessen haben sie die Zauberbücher verbrannt und Jesus angebetet.
Paulus hat im Epheserbrief gesagt: „Ich beuge meine Knie.“ Das Geheimnis, wie er das Mysterium aufschließt, das Geheimnis ist: Ich beuge meine Knie, dass der Vater im Himmel das schafft. Was denn? Dass Menschen durch Glauben und Liebe Jesus in ihren Herzen aufnehmen – Glaube, ja, und Liebe. Liebe zu Jesus aufnehmen.
Herr, du sollst mich regieren, und das soll so geschehen, dass wir Menschen werden, nicht wie Laub im Wind, sondern feste Leute, belastbare Leute. Und wenn Jesus in unserem Herzen regiert, ...
Die Herrschaft Jesu im Herzen
Dein Ich ist doch das größte Problem. Wir haben im Auge gesagt: Das muss gekreuzigt werden. Aber er will in dir wohnen, und das ist so wunderbar.
Darf ich noch einmal im Originalton Jesus zitieren aus Johannes 14: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“
Wissen Sie, was vor Ihnen steht im nächsten Teil? Dass Jesus bei Ihnen Wohnung machen will – obwohl Sie doch ein schmutziges Herz haben. Er will das reinigen. Er macht das. Er hat Macht, viel größere Macht, als Sie mit Ihrer Willenskraft und Ihrem frommen Eifer meinen.
Er macht das mit überschwänglicher Kraft. Er macht frei von Süchten und Begierden, wo du hoffnungslos unterlegen bist. Hör doch auf mit deinem eigenen Ringen! Richte deinen Blick auf den Herrn Jesus, der in dir wohnen will – auch wenn der äußere Mensch das bei uns verdirbt.
Ihr wisst gar nicht, wie flott wir früher waren, als wir achtzehn waren. Der äußere Mensch verdirbt natürlich im Lauf des Lebens. Was hatte ich für Haare! Die konnte ich mir in den Mund nehmen.
Also: Wenn der äußere Mensch verdirbt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert. Und da ist eine Vitalität, die Jesus in uns wirken muss – eine Glaubenskraft und Vitalität, damit Christus in unserem Leben herrscht.
Die Gefahr der Überheblichkeit und die Kraft in der Schwachheit
Jetzt haben wir heute eine ganz große Krise in der Christenheit, das muss ich doch noch erwähnen. Man will das Evangelium immer aufmotzen. Wissen Sie, was das bedeutet? Man will es so kostümieren und dann sagen: ganz toll, mehr Power heißt es überall. Wir machen mit Power ganz große Dinge, und da gehören viele Wunder hinein, ganz große Erlebnisse und was wir alles haben.
Aber der Herr Jesus braucht das alles nicht, das werden Sie merken. Er hat immer nur durch ganz normale, stinknormale, schwache Leute gewirkt. Schauen Sie sich die ganze Geschichte an. Es war eine Zeit voller Armut und Einfachheit. Es waren Leute, die das ehrlich mit Jesus erlebt haben.
Ich erzähle immer wieder so gern: Im neunzehnten Jahrhundert gab es eine große Erweckungsbewegung, die unser ganzes süddeutsches Land erfasst hat. Sie reichte sogar bis nach Indien und bis in den Osten Deutschlands. Sie begann mit der Bekehrung vieler katholischer Kapläne in Memmingen. Dort gibt es ein schönes Büchlein darüber, "Gospels" im CLV Verlag, super.
Es hat angefangen am Sterbebett einer Frau, einer katholischen Frau. Der katholische Priester Martin Boos kam ans Sterbebett und sagte: „Sie können doch gut sterben, Sie haben keinen Gottesdienst ausgelassen, haben gebetet und Ihre Opfer immer gegeben.“ Da antwortete sie: „Das rettet mich doch nicht.“ Und der Kaplan sagte: „Ja, was meinen Sie denn dann?“ „Nur das Blut Jesu“, sagte sie, „ich kann mich doch nicht selber retten.“
Das hat plötzlich bei den Kaplänen angefangen. Sogar ein katholischer Bischof, Seiler, kam ins Gefängnis, weil er plötzlich das Evangelium nicht mehr verleugnete – Christus in uns, Christus für uns. Der Hennhöfer war katholischer Priester in Mühlhausen bei Mühlacker. Die badische Erweckung breitete sich überall aus. Johannes Gosner wollte evangelisch werden. Der Kaufmann Kiesling in Nürnberg, ein Mann der Erweckung, sagte zu ihm: „Bloß nicht evangelisch werden, die evangelische Kirche ist so schwarz wie die katholische.“ Er blieb katholischer Priester, hielt in Petersburg riesige Bibelstunden, bis er ausgewiesen wurde.
Später war er in der Bethlehemskapelle in Berlin, wo die ganzen Erweckungen stattfanden. Gosner hatte über seinen Freund, dem Ignaz Lindl, und viele Namen der Erweckungsgeschichte zu Herrn Ludwig Hofacker die Verbindung zu diesen Kreisen. Aber das Wichtigste ist: Du musst entdecken, dass Jesus, der mächtige Jesus, in deinem Leben wirken will. Er will das Innerste sein.
Johannes Gosner hat später „Das Herzbüchlein“ geschrieben, das kennen Sie doch noch mit den Bildern. Dieses Buch wurde später in Amerika mit den vier geistlichen Gesetzen bekannt. Das Ich muss entthront werden, Christus muss in der Mitte stehen – das haben andere später wiederentdeckt. Das war der Große in Amerika, und auch bei uns die vier geistlichen Gesetze: Jesus muss in deinem Herzen wohnen. Wenn Jesus nicht da ist – das haben wir doch als Kinder schon gebetet: „Ich bin klein, mein Herz mach rein.“ Das ist nicht rein, auch bei Kindern nicht. „Mach, dass niemand drin wohnt als Jesus allein. Er ist mein Herr, auf mich kann ich gar nicht mich verlassen.“
Und da hat Gosner über Martin Boos geschrieben, das muss ich Ihnen doch noch vorlesen: Wie er im Gefängnis war, war die Ausstrahlung von Martin Boos am lebendigsten und kräftigsten. Dieser katholische Priester wurde so verfolgt, und sein Glaube war unerschütterlich. Wenn er im Feuer der Verfolgung stand, wenn er körperlich schwach war und dazu noch von allen Seiten angefochten wurde durch Lästerungen, Drohungen, Inquisition und Einkerkerungen, lernten viele mehr kennen als durch seine Verkündigung: Dass es das wirklich gibt – Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Die Kraft der Auferstehung und das Ziel der Ewigkeit
Und das dürfen Sie wissen: Das war die Erweckung, als die Menschen plötzlich verstanden, wie es funktioniert und was Jesus tut.
Aus der Missionsgeschichte könnte ich Ihnen immer wieder erzählen, dass die Missionsboten oft zerbrochen sind und nicht mehr weiterkonnten – bis sie begriffen haben: Jetzt ist Jesus dran.
Das dürfen Sie in Ihrem Leben erleben: Nicht ich soll leben, sondern Christus soll in mir leben. Paulus hat das in Galater 2 den galatischen Gemeinden so wichtig gemacht.
Einer der größten Missionspioniere ist Henri Martin. Interessanterweise haben viele dieser Pioniere nicht lange gelebt und sind oft auch krankheitsbedingt zerbrochen. Henri Martin war ein großer Intellektueller, aber körperlich sehr schwach. Er war der erste Missionspionier, der nach Indien aufbrach. In wenigen Jahren übersetzte er in einer großen seelischen Schwäche das Neue Testament ins Hindi. Später folgten Übersetzungen ins Urdu, Arabisch und Persisch.
Mit nur 31 Jahren ist er gestorben. In Tokat, in der Türkei, saß er in einem Gasthaus und hatte nur eine Sehnsucht: Wann wird diese böse Zeit der Ewigkeit weichen? Wann wird der neue Himmel und die neue Erde erscheinen, wo Gerechtigkeit wohnt?
Dort wird nichts Unreines hineinkommen, nichts von Bosheit, die die Menschen schlechter gemacht hat. Dort wird es keine wilden Tiere geben, keine Verkommenheit, die den Jammer des Sterbens nur vergrößert. Dort wird jemals hörbar sein.
Wir haben eine Ewigkeitssehnsucht, weil Jesus in unserem Leben heute schon anfängt, seine Herrschaft auszubreiten.
Es war 1812, als Henri Martin in Tokat starb. Armenische Christen begruben ihn. Aber die Ewigkeit war sein Ziel.
Für uns ist es wichtig, dass sich immer mehr Christus in uns entdeckt und die Kraft seiner Auferstehung spürbar wird.
Wir halten gar nichts vom Frommsein und allen Riten und Ordnungen. Wir wollen erleben, dass der auferstandene Christus in uns herrscht und aus unserem jämmerlichen, sündigen Leben etwas macht – zum Lob seiner Herrlichkeit.
Schlussgebet und Bitte um Bewahrung
Wir wollen noch beten. Lieber Herr, wir danken dir für dieses Geheimnis, das so wunderbar ist, so groß, dass du da bist – also lebendig und auferstanden, Herr.
Wir haben deine Macht schon so oft erfahren, auch im Dienst vieler Christen, besonders hier in Verbindung mit diesem Freizeit- und Erholungsheim Felsengrund. Wir danken dir für alle Menschen, in denen du gewirkt hast. Es ist lauter Gnade; es ist nichts von Eigenruhm oder Stolz und Überheblichkeit da. Was wir können, das kannst du. Du machst das, und wir bitten dich, dass du es weitermachst.
Bewahre dieses Werk vor allem vor Stolz. Bewahre auch uns in der Christenheit vor diesem schrecklichen Aufblasen, das man überall sieht, vor der Angeberei: „Wir sind die bessere Gemeinde“, „Wir sind wunderbar“, „Es sind alles neu“. Du bist es von Anfang an gewesen, und du wirst es am Ende immer wieder sein.
Wir können dir nur danken, dass wir mit deinen Verheißungen rechnen dürfen. Wir bitten dich jetzt auch, dass wir das weitersagen können bei so vielen zerbrochenen Menschen um uns herum – bei den Kranken, bei den Sterbenden, bei den Enttäuschten, bei den Depressiven. Wir wollen unsere Zuversicht setzen auf den Herrn, der Tote lebendig macht.
Wir haben dies erfahren und bitten dich, dass du immer wieder unseren Glauben neu erwachsen lässt durch dein Wort. Dass unsere Liebe und die Freude an dir immer größer wird.
Wir danken dir auch für diesen Tag, für das Zeugnis und die vielen Worte, dass du uns das so wichtig gemacht hast. Herr, gebrauche uns, dass wir fröhlich unsere Straße ziehen zur ewigen Heimat. Amen.