Einführung in die Predigtserie und Rückblick
Ja, guten Morgen zusammen! Ich hoffe, ihr seid heute munter, egal ob ihr gestern beim Feiern dabei wart oder nicht. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht gehabt zu haben. Heute Morgen möchte ich den dritten Teil der Predigtserie zum Thema Gemeinde fortsetzen.
Ganz kurz zur Wiederholung: Im ersten Teil dieser Serie ging es um die Gemeinde Gottes geniale Idee. Das biblische Symbol dafür ist das Gebäude, der Bau des Tempels. Wir haben festgestellt, dass die Gemeinde aus Menschen besteht. Das Fundament der Gemeinde sind die Apostel, also Menschen. Jesus Christus ist der Eckstein und Baumeister. Er sagt: „Ich will meine Gemeinde bauen.“ Dabei kommt er zu seinem Ziel nicht nur trotz der Fehlerhaftigkeit der Bausteine, sondern gerade mit dieser Fehlerhaftigkeit. Das war die Hauptlektion im ersten Teil.
Im zweiten Teil, falls ihr euch erinnert, ging es um die Gemeinde als eine tolle Familie. Dabei war es uns wichtig, zu begreifen – beziehungsweise mir wichtig, weiterzugeben –, dass Verbindlichkeit etwas ganz Wesentliches in einer Familie ist. Es geht auch darum, sich Autoritäten unterzuordnen. Der letzte Punkt dieser Predigt war, sich der Gefahr oder der Chance des Rauswurfs auszusetzen, falls ihr euch daran erinnert.
Gedanken zur Gemeinde und vielfältige Möglichkeiten des Engagements
Heute kommt nun der dritte Teil. Der dritte Teil entsteht, weil ich mir auch Gedanken über unsere Gemeinde gemacht habe. So habe ich mir einige Dinge überlegt und versucht, mir am geistigen Auge die Personen vorbeiziehen zu lassen, die dort so alles kommen. Dabei habe ich überlegt, welche Dinge ich gerne anpacken würde.
Wisst ihr, es gibt so vieles, was man tun könnte, oder? Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Gemeinde zu engagieren. Einige dieser Dinge würden mir wirklich Spaß machen, andere sind mir einfach wichtig – oder beides zugleich. Manchmal sind wichtige Aufgaben auch mit Freude verbunden, manchmal muss man sie einfach tun, weil sie wichtig sind.
Man könnte zum Beispiel Menschen in ihrer Einsamkeit besuchen. Das wäre doch ein wichtiger Dienst. Einige in der Gemeinde sind am Bauen und Renovieren. Da könnte man die Ärmel hochkrempeln und mithelfen. Man könnte evangelistische Aktionen planen. Mir fallen spontan viele Leute ein, mit denen ich gern mal ein intensives, tiefes, persönliches Gespräch führen würde. Ich würde sie fragen: Wo möchtest du persönlich in fünf oder zehn Jahren stehen?
Uns als Familie, uns als Ehepaar macht es auch Freude, immer wieder größere Gruppen einzuladen – die Jugend zum Grillfest, die Männer zum Gesprächskreis oder eine kleine Feier mit dem Hauskreis, nicht nur am Dienstagabend. Solche Feiern und Treffen bringen natürlich immer auch Arbeit mit sich. Aber wir haben einen großen Garten und ein großes Wohnzimmer. Vor einigen Jahren haben wir extra eine Wand herausgenommen, damit es schön groß ist und Platz für solche Gruppen bietet.
Es gäbe so viel zu tun, man könnte so viel machen. Aber ich habe festgestellt: Wir sind begrenzt. Wir sind beschränkt durch die Zeit, durch die Möglichkeiten und durch unsere Kräfte. Man könnte sehr, sehr viel machen, aber in der Praxis ist es manchmal schwierig.
Organisatorische Herausforderungen und das Bild der Gemeinde als Körper
Und dann ist mir noch etwas aufgefallen, das ich euch gerne richtig vor Augen führen möchte. Es ist schon einige Zeit her, dass ich einmal eine Grafik erstellt habe – ein sogenanntes Organigramm. Ihr müsst darin nichts lesen können. Ich möchte euch nur zeigen, dass es prinzipiell ein Organigramm unserer Gemeinde gibt, das die Struktur abbildet. Es ist noch nicht fertig und muss auch nicht genau so sein, wie es dort steht. Es sind verschiedene bunte Farben verwendet.
Dann habe ich Folgendes gemacht: Ich habe mir die Gemeindeliste und die Besucherliste genommen. Die meisten von euch stehen auf einer dieser Listen, wenn ihr halbwegs regelmäßig zum Gottesdienst kommt. Dann habe ich die verschiedenen Aufgaben und Dienste, die es in der Gemeinde gibt, auf diese Liste übertragen. Die Liste sieht dann ungefähr so aus.
Ich habe die Namen extra ein bisschen unkenntlich gemacht, damit hier niemand nach seinem eigenen Namen sucht. Aber ich denke, auf Anhieb wird eine Sache ziemlich schnell deutlich. Merkt ihr etwas? Es wird sofort sichtbar, wer eine Aufgabe hat, wer zwei, drei, vier, fünf oder sechs Aufgaben übernimmt. Gleichzeitig sieht man, dass ganz, ganz viele gar nicht eingetragen sind.
Es wäre interessant zu sehen, wo euer Name steht, oder? Gut, das ist vielleicht auch nicht ganz korrekt, denn ich habe nicht alle Dienste erfasst. Es mag ja sein.
Warum erzähle ich euch das alles? Nun, es hat mit dem Thema heute Morgen zu tun – mit dem Problem, dass man noch so viel tun könnte. Es hat auch mit dem Problem zu tun, dass die Aufgaben bei uns etwas ungleich verteilt sind, wie ihr gesehen habt. Und mit dem Problem, dass man nur begrenzt Zeit hat und viele Leute sich noch nicht wirklich engagieren.
Für dieses Problem gibt es eine ganz einfache Lösung. Diese Lösung heißt Gemeinde. Diese Lösung heißt Gemeinde – und zwar Gottes Konzept und Idee von Gemeinde.
Verschiedene biblische Bilder für Gemeinde und das Bild des Körpers
Die Gemeinde – die Bibel verwendet verschiedene Symbole, um diese Idee Gottes darzustellen. Wir haben bereits das Bauwerk als Bild gesehen, auch die Familie. Die Ehe wird noch in der vierten Predigt dieser Serie behandelt. Man könnte außerdem die Stadt als Bild für die Gemeinde nehmen – eine Stadt mit Bürgern, vielleicht mit einem König, ein Land mit einem König.
Ein weiteres Bild könnte der Hirte mit seiner Herde sein. Auch ein Baum mit Früchten ist denkbar, oder andere Symbole. Doch heute Morgen möchte ich ein anderes Bild verwenden, das mir ganz besonders gut gefällt. Weißt du, warum? Dieses Bild steht mir am nächsten, und ich denke, dir auch.
Es ist ein Bild, das dich eigentlich jeden einzelnen Tag deines Lebens daran erinnert, dass du ein Teil der Gemeinde bist, wenn du Jesus nachfolgst. Und diesem Bild, diesem Symbol von Gemeinde, kannst du nie entfliehen – außer du stirbst. Selbst dann ist dieses Symbol nicht einfach zerstört.
Das Bild für Gemeinde ist dir mehr als auf den Leib geschneidert – es ist dein Leib, dein Körper. Das, was du morgens als Erstes siehst, wenn du aufstehst und durch deine verschlafenen Äuglein in den Spiegel schaust. Dein Körper ist ein Bild, ein Symbol für Gemeinde. Deshalb habe ich das Thema heute Morgen auch so genannt: Gemeinde – ein Körper, ein Team.
Manche sind zufrieden mit ihrem Körper, ja, sie sagen sogar, alles ist gut im Griff. Andere würden am liebsten sofort tauschen. Aber dieses Bild, dieses Symbol trägt jeder mit sich – egal, ob du zufrieden bist mit deinem Körper oder nicht, egal ob er in deinen Augen den Idealmassen entspricht oder nicht.
Egal, ob du gesund und fit bist und alles wunderbar funktioniert, oder ob du vielleicht krank bist und jeden Tag Schmerzen spürst. Du weißt, was es bedeutet, wenn ein Körper nicht gut funktioniert. Dein Körper ist eine lebendige Predigt, die in jedem Stadium eine enorme Botschaft in sich trägt.
Ich möchte uns heute Morgen helfen, diese Botschaft zu hören und zu sehen. Ich hoffe wirklich sehr, dass du dich immer wieder daran erinnerst, wenn du vielleicht in den Spiegel schaust. Oder wenn du dich beim Joggen, beim Ballspielen oder beim Werfen und Fangen freust, dass alles so super funktioniert.
Oder wenn vielleicht auch das nächste Mal dein Körper dich schmerzhaft daran erinnert, was es bedeutet, wenn nicht alles super funktioniert.
Das biblische Bild vom Leib Christi in 1. Korinther 12
Der Körper, auch dein Körper, ist ein Symbol, ein Bild für Gemeinden. Es gibt mehrere Stellen, an denen vor allem Paulus dieses Bild von der Gemeinde verwendet – mal mehr, mal weniger ausführlich. Die ausführlichste Stelle finden wir in 1. Korinther 12. Darauf werde ich heute Morgen immer wieder Bezug nehmen.
In diesem Kapitel hat Paulus gerade über die Gaben gesprochen, also über Fähigkeiten, die Menschen von Gott erhalten. Dann wechselt er zu diesem Bild, diesem Gleichnis, dem Symbol des Körpers. Ihr könnt gerne mit mir in der Bibel nachschlagen. Ich werde den Text auch hier vorne an die Wand werfen, für diejenigen, die in der Übersetzung mitlesen möchten, die ich gewählt habe. In diesem Fall ist es die NGÜ.
In 1. Korinther 12, Vers 12 heißt es: „Denkt zum Vergleich an den menschlichen Körper. Er stellt eine Einheit dar, die aus vielen Teilen besteht.“ Oder andersherum betrachtet: „Er setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die alle miteinander ein zusammenhängendes Ganzes bilden.“
Und jetzt kommt etwas Erstaunliches. Paulus schreibt: „Genau so ist es bei Christus.“
Ich muss sagen, ich hätte erwartet, dass Paulus vielleicht schreibt: „Genau so ist es bei der Gemeinde.“ Dieses Bild ist ja ein Bild für die Gemeinde. Aber er schreibt: „Genau so“, also genauso wie bei einem Leib, der aus vielen Teilen besteht und ein zusammenhängendes Ganzes bildet, „genau so ist es bei Christus.“
Was bedeutet das? Beschreibt Paulus hier Jesus in seinen Details als Mensch? Will er sagen, dass Jesus als Mensch auf die Erde gekommen ist? Was bedeutet es, wenn es heißt: „Genauso wie bei einem Körper mit verschiedenen Gliedern und Körperteilen, so ist es bei Christus“?
Wenn wir den Abschnitt ganz lesen würden – was wir jetzt nicht vollständig tun, sondern immer wieder einzelne Teile herausgreifen – dann sehen wir, dass Paulus am Ende dieses Abschnitts Klartext redet. Er sagt: „Ihr seid der Leib Christi, und jeder einzelne von euch ist ein Teil dieses Leibes.“
Er spricht zu Gläubigen, zu Menschen, die mit Jesus unterwegs sind, die Jesus Herr sein lassen und in ihrem Leben bestimmen lassen. Ihnen sagt er: „Ihr seid dieser Leib, dieser Körper von Jesus.“ Ihr, also ihr alle zusammen, seid der Leib. Und jeder Einzelne ist ein Teil. Alle zusammen bilden den Körper.
Wenn du an Jesus glaubst, bist du Teil des Körpers von Jesus. Das ist eine interessante Aussage, oder? Du bist ein Teil des Körpers von Jesus. Du bist nicht nur ein Heiliger – das sagt die Bibel auch –, und manche aus dem katholischen Hintergrund könnten ins Grübeln kommen, wenn wir sagen: „Okay, ich gehe jetzt in die Versammlung, und da sind viele Heilige.“
Aber du bist nicht nur ein Heiliger, du bist ein Teil des Körpers von Jesus. Das heißt: Jesus ist weggegangen, er ist in den Himmel aufgefahren. Und jetzt bist du sozusagen die Inkarnation, die Fleischwerdung Jesu auf Erden.
Gott, der Geist ist, hat in Jesus einen menschlichen Körper angenommen, um den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen zu dienen. Und jetzt, wo Jesus weg ist und keinen menschlichen Körper mehr hat, bildest du einen Teil dieses Körpers, mit dem Jesus deinen Mitmenschen begegnet und ihnen dient.
Ist das nicht krass?
Gottes Wirken durch den Leib Christi und die Grenzen menschlicher Möglichkeiten
Wenn wir vom Handeln Jesu und vom Wirken Gottes sprechen, kommen uns verschiedene Dinge in den Sinn. Wir überlegen, wie Gott wirkt, und denken oft: Er tut Wunder, er heilt, er nimmt uns die Grippe weg, wenn wir beten. Er schenkt uns schönes Wetter für einen Ausflug oder Bewahrung auf der Autofahrt.
Aber weißt du, was viel wesentlicher ist? Wie Gott viel, viel häufiger handelt? Ja, durch seinen Körper – durch dich und mich, durch Gläubige, durch Menschen. Denn du bist Teil seines Körpers, wenn du bekehrt und wiedergeboren bist.
Ich weiß nicht, wie es dir geht. Vielleicht bist du gerade auf dem Höhepunkt deines Lebens, geistig und körperlich fit wie ein Turnschuh, und denkst: Wenn alle Körperteile von Jesus so gut drauf sind wie ich, dann kann es jetzt richtig vorwärtsgehen.
Aber ich glaube, wenn wir ehrlich sind und aufrichtig hinschauen, erkennen wir, wie begrenzt unsere Möglichkeiten sind. Wir wollen viele Dinge tun, aber es gelingt uns nicht immer. Wir würden gerne viel mehr können, aber wir können es einfach nicht – auch wenn wir uns anstrengen.
Dann müssen wir eigentlich sagen: Mensch, schade eigentlich. Schade, dass Jesus so einen Körper hat. Der ist doch eigentlich gar nicht leistungsfähig. Der bringt gar nicht viel zustande.
Wenn ich Teil vom Körper Jesu bin, würde ich gern so viel bewegen und mithelfen. Ich möchte sagen: Jawohl, der Körper von Jesus, von dem ich ein Teil bin, ist schlagkräftig und handlungsfähig. Es geht vorwärts – und zwar wegen mir.
Aber oftmals stoßen wir an unsere Grenzen. Wenn wir schauen, was wir alles nicht können, wenn uns unsere charakterlichen Schwächen in die Schranken weisen, wenn wir unsere körperlichen Grenzen spüren oder Lebenssituationen uns einschränken, so dass wir nicht so viel tun können, wie wir gerne möchten, dann denken wir vielleicht: Das kann nicht sein! Ich, die Inkarnation Jesu, ein Teil seines Körpers, mit dem er hier auf der Erde handelt? Mir wäre es viel lieber, wenn er übernatürlich handeln würde – mit Blitz und Donner, mit Zeichen und Wundern und irgendetwas anderem.
Dann würde es funktionieren, dann würde es vorwärtsgehen im Reich Gottes. Aber mit mir und mit den Leuten links, rechts, vor und hinter mir, hier in der Gemeinde? Das ist schon mühsam, oder? Ja, das ist schon mühsam.
Ich bin ein Körperteil von Jesus – ja, ganz genau.
Umgang mit Schwächen im Leib Christi: Zwei Wege
Und wenn du dir bewusst machst und darüber nachdenkst, wie schwach und begrenzt du oft bist, dann hast du jetzt zwei Möglichkeiten.
Die eine Möglichkeit ist, dass du deine Schwächen ausmerzen kannst. Du kannst versuchen, deine Schwächen zu überwinden. Du sagst also: Wenn ich ein Körperteil von Jesus bin, dann muss ich mich mehr anstrengen. Gerade in den Bereichen, in denen ich begrenzt oder schwach bin, in denen ich nicht so durchtrainiert oder nicht so gut drauf bin, muss ich schauen, dass ich besser werde. Denn ich möchte dem Körper keine Schande machen. Alle anderen sollen an mir lernen, was es heißt, ein Körperteil zu sein, das sich Mühe gibt, besser zu werden, mehr Aufgaben zu übernehmen und seine Schwächen auszumerzen.
Meint ihr, das ist eine gute Idee, Schwächen auszumerzen? Nun, es könnte sein, dass es die Nachbarn in deinem Wohnblock gewaltig stört, aber du lädst trotzdem alle drei Wochen komplett die Jugend ein. Ja, das wäre Schwächen ausmerzen. Es ist eine Schwäche deiner Lebenssituation, eine Begrenztheit, aber du sagst: Ist mir egal, ich mache das jetzt trotzdem.
Oder du bist überhaupt nicht musikalisch, aber sagst: Okay, das ist eine Schwäche, ich will ein gutes Körperglied sein. Also trete ich jetzt in den Chor ein und strenge mich richtig an. Vielleicht tun sich die Leute schwer, dir zuzuhören, weil du eine sonore Stimme hast. Kennt ihr solche Leute? Manche Menschen haben eine sonore Stimme und können die spannendste Geschichte erzählen, aber es ist überhaupt nicht interessant, ihnen zuzuhören, weil man immer denkt, sie lesen aus dem Telefonbuch vor.
Es gibt Leute, die Dinge nicht so richtig gut erklären können. Vielleicht bist du so einer und denkst: Das ist meine Schwäche, ich will daran arbeiten. Ich gehe jetzt in die Hauskreisleitung und will irgendwann auch vorne auf der Kanzel stehen.
Bruder Ottokar braucht dringend Hilfe beim Rasenmähen. Jetzt ist das Problem: Du hast keinen Rasenmäher, aber du kennst jemanden, der einen kennt. Und der kennt jemanden, der einen Rasenmäher hat und ihn gegen Geld verleiht. Bei dem leihst du dir den Rasenmäher aus, gehst dann fünf Kilometer zu Fuß zum Haus von Ottokar und mähst seinen Rasen.
Oder du hast dich vielleicht in der Schule immer schwer getan mit dem Sprachenlernen. Das ist deine Schwäche. Aber jetzt sagst du: Ich möchte ein gutes Körperteil am Leib Christi sein, deswegen lerne ich jetzt Englisch, damit ich endlich auch beim Simultanübersetzen mithelfen kann.
Oder vielleicht kommst du nicht so gut mit Kindern klar. Aber wenn Not am Mann ist in der Kinderstunde, dann siehst du das als Handlungsauftrag. Die Kinder müssen ja auch lernen, mit Notsituationen klarzukommen.
Hört sich das für dich clever an? Ist es klug, ist es weise, so zu handeln? Sollte so eine Gemeinde funktionieren? Oder anders gefragt: Funktioniert so dein Körper?
Versuch mal, dich mit deinem großen Zeh hinter dem Ohr zu kratzen. Ich meine, das geht schon. Mit reichlich gutem Willen und ordentlich Training gibt es Leute, die das hinkriegen. Die können sich mit dem großen Zeh hinter dem Ohr kratzen. Aber das sieht im wahrsten Sinne des Wortes nicht normal aus.
Probier nachher mal, auf den Händen zum Auto zu laufen. Ja, es gibt Leute, die können das, die machen das. Aber es ist nicht normal. Normalerweise benutzen wir Körperteile zum Laufen, die genau dafür geschaffen sind, nämlich die Füße. Das ist normal.
Es gibt die Geschichte von dem kleinen Jungen, dem der Lehrer erklärt hat, wozu die Körperteile gut sind. Der Lehrer sagt: Der Mund spricht, die Nase riecht und die Füße laufen. Darauf antwortet der kleine Junge: Also, Herr Lehrer, bei mir ist es genau umgekehrt – die Nase läuft und die Füße riechen.
Wir merken: Wenn wir bei den Körperteilen die Aufgaben vertauschen, wenn sie das tun, wozu sie nicht geschaffen, nicht berufen und nicht befähigt sind, dann wird es für den Leib unangenehm und vielleicht auch für das Umfeld.
Die Kraft der Stärken nutzen und fördern
Was wäre, wenn wir uns darauf konzentrieren, unsere Stärken zu nutzen, anstatt uns hauptsächlich darauf zu fokussieren, unsere Schwächen auszumerzen? Wenn wir unsere Fähigkeiten ausbauen und gezielt überlegen würden: Was kann ich besonders gut? Wo hat Gott mir Gaben geschenkt, die andere nicht in diesem Maße haben?
Man kann auch mit anderen darüber sprechen. Was sagen andere über mich? Wovon profitieren sie am meisten – von meinem Dienst, meiner Gegenwart oder vielleicht von den Opfern, die ich bringe, wie Zeit, die ich investiere?
Dann würde vielleicht nicht unbedingt das Ehepaar im Hochhaus die Jugendgruppe einladen, sondern das Ehepaar, das einen großen Garten hat. Derjenige, der gut singen kann und ein gutes Gehör hat, würde eher in den Chor gehen. Männer in der Gemeinde, die gut erklären können und denen andere gerne zuhören, würden ermutigt und gefördert, Hauskreisleiter zu werden.
Bruder Otto K. würde den Rasenmäher benutzen, den er ohnehin schon hat, vielleicht auch einen Anhänger, mit dem er fahren kann, damit er nicht fünf Kilometer zu Fuß laufen muss. Die Kinderstunde würden diejenigen leiten, die es gut können, ein Herz dafür haben und eine entsprechende Begabung besitzen.
Ich brauche keine Fragen zu stellen, in welcher Gemeinde du lieber wärst. Je nachdem, wie du geprägt bist, denkst du vielleicht jetzt: „Oh Mann, Daniel, hör mal zu. Heute Morgen sind wir in eine Predigt gekommen, um Gottes Wort zu hören, und jetzt kommt der mit irgendwelchen Lebensweisheiten. Er predigt uns Dinge, die eher in ein Managementseminar von einer Firma gehören, aber doch nicht in die Gemeinde.“
Ich meine: Keine Schwächen ausmerzen, sondern auf die Stärken konzentrieren – das klingt ja fast wie ein Tipp aus einem Billigratgeber für 1,99 Euro im Supermarkt, oder?
Das göttliche Prinzip und seine Umsetzung im Leib Christi
Nun, wenn du so denkst – und auch wenn du nicht so denkst – möchte ich dir jetzt zwei Dinge zeigen.
Ding Nummer eins: Dieses Prinzip, das wir gerade eben gesehen haben, ist ein göttliches Prinzip.
Ding Nummer zwei: Wenn wir so handeln, wird Gott verherrlicht. Ich werde euch zeigen, warum ich davon überzeugt bin.
Es geht darum, Stärken zu stärken, auszubauen und zu nützen, anstatt uns schwerpunktmäßig darauf zu konzentrieren, Schwächen auszumerzen.
Bitte versteht mich richtig – das muss ich jetzt natürlich dazusagen: Wenn ich von Schwächen rede, dann meine ich in diesem Zusammenhang nicht Sünde. Ganz klar, ich meine Begrenztheiten meiner Person, aber nicht Sünde.
Wenn jemand sagt: „Ich tue mich einfach so schwer, die Wahrheit zu sagen, das sollen die anderen übernehmen“, dann meine ich das natürlich nicht. Oder wenn jemand sagt: „Ich bin so schlecht darin, meine Geschwister zu lieben, die anderen können das richtig gut, aber das überlasse ich dann lieber denen.“ Oder: „Ich kann Lästern richtig gut, das ist meine Stärke.“ Das meine ich natürlich nicht.
Es geht mir nicht um diese Art von Schwächen, sondern um Schwäche im Sinne von fehlender Begabung oder fehlender Möglichkeit, wie ich es an den Beispielen ja schon deutlich gemacht habe.
Stärken nutzen und ausbauen – das ist das göttliche Prinzip. Paulus benutzt das Bild des Körpers in 1. Korinther 12, um uns das zu verdeutlichen.
Täglich leben wir dieses Prinzip. Ich glaube, Gott hat unseren Körper nicht zufällig so gebaut. Wir tragen ihn überall mit uns herum und benutzen die Körperteile für bestimmte Aufgaben, für die sie am besten geeignet sind.
Wir benutzen die Hände, um Messer und Gabel zu bedienen. Wir benutzen die Augen, um uns zu orientieren und zu schauen.
Wir sehen an blinden Menschen, wie kompliziert es ist, wenn man plötzlich versuchen muss, mit den Händen zu schauen. Das ist ganz, ganz schwierig.
Wir brauchen die Zähne, um Nahrung zu zerkleinern. Die Hände machen erst mal das Grobe, die Zähne dann das Feine. Normalerweise machen wir das so.
Wenn wir das so machen, setzen wir damit auch automatisch Dinge in Gang, für die unser Körper optimiert ist.
Wenn wir mit den Zähnen ordentlich beißen, klappt das auch mit dem Speichel, der Enzyme enthält und damit dem Magen bei der Verdauung hilft.
Das ist eine super Sache, oder?
Wenn wir den Körper so benutzen, wie er gedacht ist, wie er von Gott geschaffen ist, dann funktionieren die Dinge super.
Natürlich leben wir in einer Welt, in der viele Dinge manchmal auch nicht so super funktionieren. Wir haben Krankheiten und andere Probleme.
Aber vom Prinzip des Körpers her, wenn wir ihn so benutzen, wie er geschaffen ist, und die einzelnen Körperteile so einsetzen, dann klappt es prima.
Weitere biblische Grundlagen zum Leib Christi
Ich möchte euch einige Verse aus dem zwölften Kapitel des ersten Korintherbriefs vorlesen, und zwar ab Vers 17. Wenn ihr die Bibel dabei habt, lest gerne mit. In 1. Korinther 12,17 heißt es:
„Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Ohr wäre, wo bliebe der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die Glieder jedes einzelnen so im Leib eingefügt, wie er gewollt hat. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Leib? Nun aber gibt es zwar viele Glieder, doch nur einen Leib.“
Weiter heißt es: „Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Oder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.“ Wir brauchen einander. Warum? Weil der andere Stärken hat, die ich nicht habe. Der andere kann Dinge gut, die ich nicht gut kann.
Egal, ob man das auf Geistesgaben bezieht, auf vielleicht vererbte Fähigkeiten, auf charakterliche Stärken oder auf Lebensumstände und sonstige Möglichkeiten, Begabungen und Stärken – was ich nicht habe, hat vielleicht der andere.
Manfred Siebald hat mal ein Lied gedichtet, das viele von euch gut kennen. Darin heißt es: „Jeder lebt von allen anderen, jeder macht die anderen satt.“ Und da ist etwas Wahres dran.
Stärken zu nutzen und auszubauen – bei einem normalen Körper ist genau das das Prinzip, das der Kopf als Befehl an die einzelnen Körperteile gibt. Füße, ihr habt zu laufen, das ist normal. Der Kopf, das Gehirn, steuert das unter Zuhilfenahme von Gleichgewichtssinn und anderen Sinnen. Ohren, ihr habt zu hören. Ich verwerte die Information, die das Ohr mir liefert. Hände, ihr sollt zugreifen!
Was aber passiert, wenn Körperteile plötzlich nicht mehr das tun, was das Gehirn ihnen eigentlich befiehlt? Solche Körperteile nennen wir behindert. Wenn deine Hand Dinge tut, die dein Kopf nicht will, dann ist das eine Krankheit. Der ganze Körper leidet darunter.
Ein krasses Beispiel dafür ist Parkinson. Der ganze Körper leidet darunter, und die anderen Körperteile müssen das irgendwie ausgleichen, wenn der Körper noch halbwegs funktionieren soll.
Es ist das göttliche Prinzip, dass der Kopf, das Haupt, das Gehirn die Befehle gibt und die Körperteile darauf gehorsam reagieren. In einem gesunden Körper bekommen die Körperteile normalerweise die Aufgaben, für die sie am besten geeignet sind. Dabei wird kein Körperteil überfordert oder durch die Aufgaben krank. Der ganze Körper profitiert und wird entlastet, weil es funktioniert.
In einem Brief an die Gemeinde in Ephesus schreibt Paulus in Epheser 4,16:
„Christus ist das Haupt“, das macht er dort deutlich. Er sagt: „Von ihm aus, also von Christus dem Haupt aus, vollbringt der ganze Leib das Werk. Er ist zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun, nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes. Und von ihm, vom Christus aus, vollbringt der Leib das Wachstum des Leibes zur Auferbauung, zum Wachstum seiner selbst in Liebe.“
Das ist das Ziel: Wachstum, Auferbauung in Liebe. Jeder trägt dazu bei – jedes Körperteil, jedes Gelenk, alle Muskeln, Knochen, Bänder und Sehnen. Auch das, was im Körper ist und man von außen gar nicht sieht, das erkennt man erst auf dem Röntgenbild.
Mir gefällt an dieser Übersetzung besonders der Ausdruck „nach dem Maß der Leistungsfähigkeit“. Es geht nicht darum, dass du keine Schwächen haben darfst, dass du überall gut sein musst oder alles können musst. Du musst nicht alles können. Das war eine ganz wesentliche Lektion, die Mose lernen musste.
Mose als Beispiel für das göttliche Prinzip der Stärken und Schwächen
Als Mose von Gott den Auftrag erhielt, zum Pharao zu gehen, möchte ich euch an zwei Beispielen aus der Bibel deutlich machen, dass dies ein göttliches Prinzip ist – eines aus dem Alten und eines aus dem Neuen Testament.
Bei Mose war es so: Gott gab ihm den Auftrag, zu Pharao zu gehen. Was sagte Mose darauf? Er antwortete: „Ach mein Herr, ich bin kein Mann, der reden kann. Ich bin es von jeher nicht gewesen und auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht geredet hast; denn ich habe einen schwerfälligen Mund und eine schwere Zunge.“ Mit anderen Worten sagte er: „Lieber Gott, du gibst mir eine Aufgabe, für die ich gar nicht geeignet bin. Ich habe von Geburt an keine Redegabe erhalten, auch nicht als Geistesgabe bei meiner Bekehrung. Ich kann immer noch nicht gut reden, auch nachdem du mir den Auftrag gegeben hast, bin ich nicht plötzlich rhetorisch besser geworden.“ Man hört ihn fast sagen: „Mensch, ich war vierzig Jahre lang bei den Schafen in der Wüste – da verlernt man das Reden, das ist doch klar.“
Was antwortet Gott auf diese eigentlich logischen Einwände? Er sagte zu ihm: „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht ihn stumm oder taub, sehend oder blind? Bin ich es nicht, der Herr? So geh nun hin! Ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du sagen sollst.“ Das ist eine beeindruckende Zusage. Eine andere Übersetzung sagt sogar: „Ich will dein Mund sein.“ Wenn Gott mit meinem Mund ist, kann ja nichts mehr schiefgehen. Es gibt keine größere Zusage.
Was hat Gott im Sinn, wenn er sagt: „Ich will mit deinem Mund sein“? Will er Mose über Nacht zum fähigen Redner machen? Wird Gott ein übernatürliches Wunder tun, um Mose zu befähigen, ihm etwas zu schenken, was er bisher nicht hatte, sodass Mose plötzlich gut reden kann? Mose glaubt nicht so recht daran und sagt: „Ach Herr, sende doch, wen du senden willst.“
Das ist der Moment, in dem Gott zornig wird. Das Gespräch zwischen Gott und Mose war lang und Gott ging immer wieder liebevoll auf Mose’ Einwände ein. Doch jetzt, wo Mose sagt: „Schick, wen du schicken willst, aber lass mich aus dem Spiel. Ich kann es nicht, ich bin raus. Es entspricht nicht meinen Fähigkeiten,“ wird Gott zornig.
Warum? Mose sieht nur seine Unfähigkeit und Schwäche, übersieht aber Gottes Fähigkeit, Allmacht und Allwissenheit. Gottes Größe zeigt sich in dieser Geschichte nicht dadurch, dass er Feuer vom Himmel fallen lässt oder Moses Lippen berührt, damit Mose plötzlich super gut reden kann. Gottes Allmacht zeigt sich darin, dass er bereits drei Jahre vor Moses Geburt an einer Lösung für dieses Problem gearbeitet hat.
Drei Jahre vor Mose wurde sein Bruder Aaron geboren. Gott sagt zu Mose: „Weißt du denn nicht, dass dein Bruder Aaron, der Levit, gut reden kann? Siehe, er zieht dir entgegen, und wenn er dich sieht, wird er sich von Herzen freuen.“ Drei Jahre vor Moses Geburt war das alles schon vorbereitet, und Aaron ist bereits unterwegs zu ihm. Mose soll nicht auf seine Schwäche schauen, sondern auf Gottes Lösung.
Was könnte Gottes Lösung für deine Schwäche sein? Könnte es nicht dein Bruder, deine Schwester oder jemand aus der Gemeindefamilie sein, den Gott schon vor deiner Geburt mit Stärken ausgestattet hat, weil er wusste, dass er dir diese Stärke nicht geben würde?
Einige Zeit später erhielt Mose eine zweite Lektion. Während der Odyssee der Israeliten durch die Wüste hatte Mose sich auf seine Stärken konzentriert. Er führte das Volk Israel an und war das Sprachrohr Gottes gegenüber dem Volk. Er hatte eine innige Beziehung zu Gott, und Gott benutzte ihn. Aber Mose nutzte diese Stärke so intensiv, dass er kurz vor dem Burnout stand.
Von morgens bis abends kamen die Leute zu ihm, um Gottes Willen zu hören. Dann kam ein besonderer Mensch zu ihm: sein Schwiegervater, der Herr Jethro. Jethro war ein Priester, vermutlich ein Götzenpriester in Midian. Doch nach allem, was er vom Volk Israel gesehen und erlebt hatte, war für ihn klar: Der Gott Israels ist der wahre Gott. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, Jethro hat sich bekehrt.
Einen Tag nach diesem Erlebnis, wenn man es so nennen will, sieht Jethro Mose und sagt zu ihm: „Mose, das, was du tust, ist nicht gut. Du wirst müde und kraftlos – sowohl du als auch das Volk, das bei dir ist. Die Sache ist zu schwer für dich, du kannst sie nicht alleine ausrichten.“ Jethro sagt: „Mein lieber Schwiegersohn, du machst dich kaputt, und das Volk leidet auch unter dir.“
Mose wollte doch dem Volk dienen, ihm helfen, wenn es sein musste bis zum Umfallen. Aber Jethro rät ihm: „Verteile die Last auf mehrere Schultern. Schau dich um, es gibt andere fähige Männer mit Potential im Volk. Das macht es allen leichter, wenn du die Lasten verteilst.“
Was ich erstaunlich finde: Gott nimmt diesen frisch bekehrten Götzenpriester, um dem erfahrenen Gottesmann Mose ein paar, entschuldigt den Ausdruck, Management-Tipps zu geben. So kommt es jedenfalls rüber.
Was tut Mose? Es heißt in 2. Mose 18,24: „Da folgte Mose der Stimme seines Schwiegervaters und tat alles, was er sagte.“ Warum hört Mose auf einen Mann, der gerade frisch bekehrt ist und ihm Tipps gibt, die heute wie aus einem Managementseminar klingen? Weil Mose erkannt hat, dass ein göttliches Prinzip dahintersteht und dass es von Gott kam, was dieser Mann zu ihm gesagt hat.
Das hierarchische System, das Mose dann einführte – Verantwortliche über Tausend, über Hundert, über Fünfzig und über Zehn einzusetzen – wurde zum Vorbild für viele Organisationen und Firmen bis heute. Vorher gab es das nicht in diesem Maß. Das ist eine göttliche Idee.
Nicht die Gemeinde sollte von Firmen abkupfern, sondern diese Organisationen und Firmen haben von Gott abgekupfert, weil es funktioniert. Unser Körper lehrt uns genau das: Wenn Last uns zu schwer wird, verteilen wir sie. Lass nicht die Körperteile Dinge tun, die sie nicht gut können oder nicht dafür geschaffen sind, sondern lass es die tun, die dafür geschaffen sind. Das sind göttliche Prinzipien.
Auch im Neuen Testament verfahren die Gläubigen nach diesen Prinzipien.
Die Urgemeinde und die Lösung von Konflikten durch Aufgabenteilung
Da gab es eine Situation, in der es Genörgel und Kritik gab. Es handelte sich um berechtigte Kritik an den – man muss wirklich sagen – mangelhaften Strukturen in der Urgemeinde. Diese Strukturen waren nicht perfekt. Warum? Die Gemeinde wuchs und wuchs, aber die Strukturen wuchsen nicht entsprechend mit.
Dann entstand Kritik. So heißt es, es kam zu einem Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Hilfeleistung übersehen wurden (Apostelgeschichte 6,1). Es gab also einen organisierten Versorgungsdienst für Frauen, die ihren Mann verloren hatten, für Witwen, die sich nicht mehr selbst versorgen konnten. Doch dieser Hilfsdienst war auf einem Auge blind. Das heißt, es wurden einfach Leute übersehen und vergessen.
Das kann passieren. Es passiert in den besten Gemeinden, dass Dinge vergessen werden oder nicht gut gemacht sind. Wichtig ist, dass die Sprache kommt. Man darf solche Probleme nicht einfach totschweigen oder die Situation schönreden. Es ist nicht richtig zu sagen: „Bei uns ist alles super.“ Wenn etwas schlecht ist, dann darf man das sagen. Aber das sollte im richtigen Kreis geschehen, nicht im kleinen Kreis hinter dem Rücken geredet werden. Es ist immer das Beste, im großen Kreis direkt zum Verantwortlichen zu gehen.
Was tun nun die zwölf Apostel in dieser Situation der Urgemeinde? Als sie hören, dass es organisatorische Probleme gibt, fangen sie nicht an, ihre Schwächen auszumerzen und sagen: „Oh Mensch, das tut uns leid. Wir haben uns zu sehr aufs Predigen fokussiert.“ Dabei ist es doch so wichtig, praktisch gelebte Liebe den anderen vor Augen zu führen, erst recht in Bezug auf Witwen.
Sie sagen nicht: „Leute, wo ist der Stadtplan? Petrus, du gehst jetzt nach Ostjerusalem, Bartholomäus, du kümmerst dich um die Versorgung der Witwen dort im betreuten Wohnen am Teich Bethesda.“ Tun sie das? Nein, sie merzen ihre Schwächen nicht selbst aus. Warum? Sie sagen, dafür gibt es andere. Dafür gibt es die Stärken von anderen Körperteilen, die genau wie sie zum Leib gehören.
In der Folge fordern sie – das kann man ausführlich in Apostelgeschichte 6 nachlesen – die Gemeinde auf, sieben Männer zu bestimmen, die die Aufgabe der Essensverteilung übernehmen können. Das ist das göttliche Prinzip.
Die Gefahr von Stolz und die Bedeutung der gegenseitigen Ergänzung
Ich habe mal gehört, jemand hat gesagt: Die Gemeinde ähnelt viel zu oft einem Fußballspiel. Es gibt 22 Leute, die dringend mal Pause bräuchten, und 40, die dringend Bewegung bräuchten. Manchmal ist es wirklich so.
Aber das göttliche Prinzip lautet: stärken, nützen und ausbauen. Überlege, wo Gott dir persönlich Gaben geschenkt hat. Denn dort, wo er dir Gaben gegeben hat, kann es sehr gut sein, dass er dir auch Aufgaben gegeben hat.
Wenn er dich gesegnet hat mit Gutem, mit Dingen, die du hast, die du kannst, mit denen du ausgestattet bist auf allen Ebenen, dann ist es deine Aufgabe, diesen Segen zu vermehren. Und zwar, indem du andere daran teilhaben lässt, indem du andere einlädst, an deinem Segen teilzuhaben.
Ich habe gesagt, es ist das göttliche Prinzip. Und so wird Gott groß gemacht. Wenn wir das in der Gemeinde praktizieren, warum wird so Gott groß gemacht?
Seht ihr, wenn wir Menschen meinen, alles selber machen zu müssen, wenn wir an unseren Schwächen herumdoktern, sie auszumerzen versuchen und so tun, als hätten wir keine, was ist die Folge?
Nun, wir werden stolz. Wir denken, wir bräuchten niemanden. Wir fühlen uns unabhängig. Wir schauen auf die anderen herab, die sich nicht so anstrengen, die nicht so ihre Schwächen ausmerzen.
Wir kommen dahin, dass wir irgendwann sagen: Also, wenn alle so wären wie ich in dieser Gemeinde, dann hätten wir eine tolle Gemeinde, oder? Das ist doch die Gefahr.
Und das Gegenteil ist ja der Fall. Wenn alle so wären wie du, wenn du überall versuchst, der Beste in allen Bereichen zu sein, dann wäre Gemeinde gar kein Körper. So sagt es nämlich Paulus in 1. Korinther 12,17:
„Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn der ganze Leib Ohr wäre, wo bliebe der Geruchssinn?“
Kurz darauf heißt es: „Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Körper?“ Das wäre ja gar kein Körper.
Ein Körper, der nur Fuß ist, ist kein Körper. Er könnte nur laufen, aber nicht sehen, nicht schmecken, nicht hören – nur laufen. Gut, vielleicht noch riechen, je nach Definition.
Gemeinde ist ein Körper, Gemeinde ist ein Leib – nicht irgendeiner. Gemeinde ist der Körper von Jesus.
Und du persönlich darfst ein Teil davon sein. Wenn du bekehrt und wiedergeboren bist, bist du ein Teil vom Körper von Jesus.
Wenn du jetzt nur an deinen Schwächen arbeitest, dann ist die Gefahr groß, dass du stolz wirst, dich unabhängig fühlst, undankbar wirst und vielleicht irgendwann im Burnout landest. Weil du denkst: Mensch, hier in dem Laden muss man ja alles selber machen.
Kennt ihr solche Gedanken? Muss man alles selber machen, weil sonst macht es ja keiner? Oder zumindest nicht so gut wie ich?
Wenn du dir aber eingestehst: Mensch, ich kann längst nicht alles, und ich muss auch nicht alles. Es gibt andere, die Stärken haben, wo ich Schwächen habe, oder die mir helfen können, meine Last mitzutragen – was ist dann die Folge?
Weißt du, was die Folge davon ist? Dann wirst nicht mehr du als Körperteil bewundert. Wenn du einfach nur das tust, was du gut kannst, dann liegt die Bewunderung nicht mehr auf dir, sondern auf dem Haupt, das alles so gut koordiniert.
Dann wird Jesus groß, der schon vor deiner Geburt wusste, welche Stärken und Schwächen er dir mal mitgeben würde und welche Stärken und Schwächen die Brüder und Schwestern aus deiner Gemeinde bekommen würden.
Das Bild vom Team und die Bedeutung der Zusammenarbeit
Ich habe gedacht: Wenn wir uns Artisten anschauen – Leute, die Kunststücke machen, im Zirkus oder auf YouTube oder auf irgendeine andere Weise – dann erkennt man oft nicht sofort, wie beeindruckend das eigentlich ist. Zum Beispiel eine Person, die gerade mit einer Hand einen Handstand macht, oder Menschen, die mit bestimmten Körperteilen Dinge tun, wofür diese eigentlich nicht bestimmt sind. Sie laufen auf den Händen, stehen auf dem Kopf, drehen sich, stehen auf einer Hand und halten dabei ihren ganzen Körper. Dabei hat man das Gefühl, sie können alles – das ist genial. Man bewundert sie, und die Aufmerksamkeit wird auf sie gelenkt.
Das Gegenbild für mich ist eigentlich das Fußballspiel. Was passiert bei einem Fußballspiel? Jeder tut einfach das, was er am besten kann. Der Stürmer schießt Tore, der Verteidiger lässt keinen durch, der Torwart hält seinen Kasten sauber. Natürlich können wir die Leistung des Einzelnen bewundern, aber wir bewundern auch den Trainer. Der hat alle so gut aufeinander abgestimmt, fördert die Stärken der Einzelnen und stellt die Spieler dorthin, wo sie ihr Potenzial voll ausspielen können. Der Trainer wechselt clever ein und aus. Wenn man ein Fußballspiel anschaut, hört man oft die Kommentare der Spieler in diese Richtung: „Ja, wir haben heute als Team gut zusammengearbeitet“ oder „Ich war froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“ Solche Aussagen kommen da manchmal.
Wenn Gemeinde wie ein Team funktioniert, das zusammenspielt, wie ein Körper, der funktioniert, weil jeder sich an seinem Platz für das Wohl des Ganzen einsetzt, wird nicht in erster Linie der Einzelne groß. Klar, der Einzelne macht seine Sache vielleicht toll, aber das ist eine Gabe, die er geschenkt bekommen hat. Er macht einfach das, wozu er da ist und was er gut kann. Es wird das Ganze groß. Die Leute denken nicht zuerst gut über den Einzelnen, sondern sie denken gut über die Gemeinde – und damit auch über den, der das Ganze erfunden und steuert, den Architekten, den Trainer, das Haupt.
Paulus sagt mal: „Leute, werdet nicht hochmütig!“ Und dann ergänzt er: „Denkt daran, ihr seid ein Leib. Da kann und braucht keiner stolz auf sich zu sein.“ Wörtlich heißt es in Römer 12, dass keiner mehr von sich halten soll, als angemessen ist. „Werdet nicht stolz!“ Danach fährt er fort: Es ist wie bei unserem Körper, der aus vielen Körperteilen besteht, die einen einzigen Leib bilden. Jeder hat seine besondere Aufgabe. Genau derselbe Gedanke wie in 1. Korinther 12. So hatte er ihn hier in Römer 12 genauso und sagt: Wir brauchen nicht stolz zu sein. Wir sind alle ein Körper und jeder hat eine besondere Aufgabe.
Da, wo Körperteile einfach nur treu ihren Dienst tun, jeder nach seiner Fähigkeit und nach seinen Gaben, da kann kein Körperteil stolz auf sich sein. Jeder tut ja nur das, was eine von Gott geschenkte Gabe ist. Darauf kann sich keiner etwas einbilden. Aber der Leib wird groß. Und der Leib, das seid ihr. Der Leib ist Christus.
Ich weiß nicht, wie du darüber denkst. Jetzt sagst du vielleicht – oder hoffentlich: Das hört sich gut an. Aber eigentlich möchte ich gerne eingewechselt werden. Ich möchte auch Teil dieses Teams sein, wenn ich in dieser Liste hinten dran stehe und keine Aufgabe habe. Also möchte ich eigentlich gerne Teil des Ganzen sein.
Nun, dann kannst du Folgendes machen: Du kannst einfach sitzen bleiben und warten. Du kannst warten, bis dich jemand anspricht, ob du einen bestimmten Dienst übernehmen willst. Aber ich kann dir sagen, da kannst du vielleicht lange warten. Warum? Vielleicht ist es ein Problem in unserer Gemeinde, dass man Leute nicht einfach anspricht. Das kann sein. Vielleicht denken die Leute, wenn du nur rumsitzt, dass das das ist, was du am besten kannst – rumsitzen. Leute, die rumsitzen, haben genug. Wenn das dann eine besondere Gabe ist, haben sie gerade Verwendung dafür am Sonntagmorgen im Gottesdienst, aber sonst eher wenig.
Fang doch einfach mal an! Mach dir mal ganz konkret Gedanken darüber, was deine Gaben und damit vielleicht auch deine Aufgaben sein könnten. Was für ein Körperteil bist du in diesem Leib, in dem jeder, wie es in Römer 12 heißt, seine besondere Aufgabe hat? Was für ein Körperteil bist du?
Wir haben kürzlich eine Umfrage in der Jugend gemacht, als Vorbereitung auf diese Predigt heute Morgen. Es kamen ganz interessante Dinge dabei heraus. Die Leute haben sich Gedanken gemacht und in kleinen Gruppen überlegt, was ihre Aufgabe sein könnte, womit Gott sie begabt hat. Ich gebe die Frage an dich weiter: Was für ein Körperteil bist du? Und wenn du dir darüber nicht im Klaren bist – selbst wenn du denkst, du bist es –, dann rede mit anderen darüber. Rede bitte mit anderen, vielleicht heute schon beim Mittagessen. Wenn du heute beim Mittagessen bist und nicht alleine, umso besser! Wenn du alleine bist, lade doch einfach jemanden dazu ein. Das geht ganz einfach. Mein kleiner Kebab kostet 2,50 Euro, das ist nicht teuer. Lade jemanden ein, rede beim Mittagessen darüber und frage: Was denkst du, was ist meine besondere Stärke? Oder: Was sind Schwächen von mir, Aufgaben, die andere besser können?
Vielleicht machst du das heute Abend im Bettgespräch mit deinem Ehepartner: Wie denkt ihr darüber? Wofür wollen wir als Ehepaar in fünf oder zehn Jahren bekannt sein?
Ich habe in der Jugend eine Umfrage gemacht und die Jugendlichen gefragt: Wenn eine Veranstaltung in der Gemeinde ist und ihr Hilfe braucht – beim Aufbauen, Abspülen, Kochen oder sonst irgendwie –, wen würdet ihr fragen? Was meint ihr, was die Leute gesagt haben? Sofort wurde aus der Pistole geschossen: Friedrich und Edeltraud! Dann kam noch mal jemand und sagte: Ja, Friedrich und Edeltraud! Ein anderer sagte: Ja, eigentlich Friedrich und Edeltraud! Und dann haben einige gesagt: Ja, Hubert und Ulrike! Interessant, Leute sind bekannt für Dinge, die sie einfach treu tun.
Als vor Kurzem von Joachim die Anfrage kam, dass seine Tochter Hilfe beim Umzug bräuchte und auch ein Fahrzeug gesucht wurde, fiel mir sofort mein Chef Simeon ein. Ich sagte: Ja klar! Ich habe die Anfrage sofort weitergeleitet. Ich habe mir nicht im Kopf ausgemalt, wo man das mieten könnte oder so. Warum? Weil ich wusste, dass jemand die Stärke hat und das Potenzial dazu. Also leite ich es einfach weiter. Das ist doch Gemeinde, oder?
Andere sind gut im Musizieren, andere machen den Büchertisch, besuchen ältere Geschwister, helfen Müttern beim Babysitten oder beim Bühnen- und Wäschedienst. Wieder andere sind Vorbilder im Dienen und nehmen Geschwister mit hinein in verschiedene Dienste. Manche sind Vorbilder im Gebet und ermutigen andere Geschwister zum Beten. Es gibt Leute, die mähen den Rasen. Es gibt tausend Dienste. Wie im Körper auch, der einwandfrei funktioniert, tun unglaublich viele Körperteile einfach ihren Dienst – im Vordergrund und im Hintergrund.
Nun noch ein, zwei Bemerkungen zum Abschluss, damit nachher keiner deprimiert hier rausgeht. Mir ist ganz, ganz wichtig: Funktionierende Körperteile im Leib von Jesus zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie in einer Tabelle verzeichnet sind oder in einem Organigramm auftauchen. Das soll heute niemand falsch verstehen. Die Frau, die ihre Mutter 24 Stunden am Tag hingebungsvoll pflegt, ist ein wundervolles Bild dafür, wie der Leib Christi funktioniert – ganz unabhängig davon, ob die Menschen das sehen oder nicht.
Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit jemandem, wir haben uns über dieses Thema in der Gemeinde unterhalten, und er sagte so in etwa: „Mitarbeiter in einer Gemeinde, schön und gut, aber ich sehe das ein bisschen anders, weil ich auch noch Zeit für andere Dinge haben möchte. Ich habe nämlich vor, in einen weltlichen Verein einzutreten.“ Wenn ihr denjenigen kennen würdet – einige von euch kennen ihn – dann würdet ihr wissen, dass er nicht in einen Verein eintritt, um sich die Zeit totzuschlagen. Natürlich macht ihm die Vereinsaktivität Spaß, aber er möchte dorthin, um Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. So kann er seinen Freunden und Bekannten das beste Liebesgeschenk machen, das er hat: die Liebe Gottes und das Evangelium. Das ist seine Motivation.
Was ich dir mit dieser Geschichte sagen möchte – oder besser: Das ist tatsächlich so: Wenn du ein Teil des Leibes Christi bist, des Körpers von Jesus auf dieser Erde, dann ist es nicht wichtig, welcher Körperteil du bist. Paulus spricht ja in 1. Korinther 12 davon, dass gerade die Glieder, die vielleicht Dinge tun, die wir für weniger ehrenwert halten, Glieder, die schwächer sind als andere, besonders wichtig sind und besondere Anerkennung bekommen. Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht definieren, was wichtig und was unwichtig ist.
Leute, denkt nur einmal an Körperteile, die euch nicht so wichtig vorkommen – die Niere zum Beispiel. Die denkt man nicht so sehr. Aber lasst sie mal versagen! Dann merkt man plötzlich, wie wichtig dieses Körperteil ist. Es war mir einfach wichtig, das deutlich zu machen: Ob du eine Aufgabe hast, die du als groß wahrnimmst oder kaum jemand Notiz davon nimmt – wichtig ist, dass du deine Aufgabe treu erledigst. So wie bei der Niere: Sie arbeitet einfach. Solange sie treu arbeitet, bemerkt das kein Mensch. Man merkt es erst, wenn sie nicht mehr treu arbeitet. Aber sie ist sehr, sehr wichtig.
Noch eine Sache, bevor ich zum Abschluss komme: Es gibt natürlich Dinge, die kaum jemand richtig gerne tut in der Gemeinde. Wer wird schon sagen: „Ich habe entdeckt, dass meine Stärke im Toilettenputzen liegt – das ist mein Ding!“ Natürlich gibt es Aufgaben, die mit gewissen Charaktereigenschaften zu tun haben, die jeder Gläubige haben sollte. Charaktereigenschaften von Jesus, wie Dienstbereitschaft, Demut, Geduld, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung, Aufopferungsbereitschaft, Hingabe oder Treue.
Wenn es Aufgaben in der Gemeinde gibt, bei denen vielleicht niemand da ist, die man als besondere Stärke sehen könnte, dann darfst du dich auch melden, um einfach ein Vorbild zu sein, wie Jesu Charakter ist. Nicht, weil du es kannst oder sagst: „Das ist meine Stärke“, sondern vielleicht gerade, weil du es nicht kannst. Dann darfst du ein Vorbild für andere Gläubige sein – in Demut, Dienstbereitschaft, Liebe und Treue.
Bist du bereit? Mach dir Gedanken darüber, am besten mit anderen, am besten am Mittagstisch, am besten gleich jetzt. Hol dir Leute, sprich mit ihnen darüber. Ich würde mich sehr freuen, wenn in ein paar Monaten unsere Aufgabenliste, unsere Gemeindeliste ein bisschen ausgeglichener aussehen würde. Wenn wir zusammengewachsen sind wie ein Team, weil Einzelne angefangen haben zu sagen: „Ja, ich möchte die Gabe, die Gott mir geschenkt hat, einsetzen.“
Ganz klar: Es ist nicht wichtig, ob du dann auf dieser Liste auftauchst. Das ist Organisation, das ist zweitrangig. Wichtig ist, ob du tatsächlich deine Aufgabe treu am Leib erfüllst, weil du dir von Gott hast zeigen lassen: Wofür hast du mich begabt? Wo willst du mich haben? Ich freue mich sehr, wenn wir das auch hier in der Gemeinde sehen und spüren können. Wenn wir Menschen werden, die Freude daran haben, ihre Schwächen einzugestehen und ihre Stärken einzusetzen – die Gott verherrlichen, der schon vor unserer Geburt wusste, welche Stärken und Schwächen wir haben werden.
Ich hoffe, dein Körper erinnert dich noch oft an diese Lektion von heute Morgen. Amen.
Ich möchte noch mit uns beten. Darf ich euch bitten, aufzustehen?
Lieber Vater im Himmel, ich möchte dir sehr danken, dass Gemeinde, Gemeinschaft, das Verteilen von Lasten und das Ausgleichen von Schwächen anderer nicht irgendwelche menschlichen Managementkonzepte sind. Heiland, das ist deine Idee, das sind göttliche Prinzipien. Andere haben es oft kopiert und versucht nachzumachen, aber du hast Gemeinde erfunden. Du hast gesagt: Es ist der Leib deines Sohnes Jesus Christus. Heiland, wir sind Teile dieses Leibes. Wenn der Leib nicht gut funktioniert, dann liegt es nicht an dir. Dann müssen wir uns Gedanken machen. Heiland, schenke uns, dass wir das wollen. Schenke du uns das Wollen und auch das Vollbringen. Lass uns begreifen, wo du uns Gaben geschenkt hast, wo du uns Dinge mitgegeben hast – seien es Geistesgaben, seien es charakterliche Stärken, seien es Möglichkeiten aufgrund des Ortes, an dem wir wohnen, aufgrund dessen, was auf unserem Konto ist, oder wie du uns sonst ausgestattet hast, durch die Familie, die du uns geschenkt hast.
Heiland, hilf uns, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir das zum Wohl des Leibes einsetzen können, damit wir ein guter, funktionierender Körper sind. Jetzt, wo dein Sohn Jesus Christus nicht mehr körperlich anwesend ist, übernehmen wir diese Aufgaben auf eine Art und Weise, die dich groß macht. Nicht, damit wir groß rauskommen und alles toll hinkriegen, sondern damit du groß wirst – du, der Architekt der Gemeinde, und dein Sohn Jesus Christus, der das Haupt dieses Leibes ist.
Heiland, das wünschen wir uns so sehr. In so einer Gemeinde möchten wir gerne sein. Ich bitte dich, motiviere jeden Einzelnen, ein guter Teil davon zu sein. Es ist wunderschön, dazu zu gehören. Ich bitte dich für die kommende Woche, dass du uns immer wieder daran erinnerst, wenn wir unseren Körper in irgendeiner Art und Weise spüren, dass wir daran denken: Was bin ich für ein Teil am Leib Christi? Heiland, so schenkst du uns, dass wir auch da dir dienen und deine Ehre groß machen können. Amen.
Ermutigung und Wertschätzung aller Dienste im Leib Christi
Nun noch ein, zwei Bemerkungen zum Abschluss, damit nachher niemand deprimiert hier rausgeht. Mir ist eine Sache ganz, ganz wichtig: Funktionierende Körperteile im Leib von Jesus zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie in einer Tabelle verzeichnet sind oder in einem Organigramm auftauchen. Ich möchte, dass mich da heute Morgen keiner falsch versteht.
Die Frau, die ihre Mutter 24 Stunden am Tag hingebungsvoll pflegt, ist ein wundervolles Bild dafür, wie der Leib Christi funktioniert – ganz unabhängig davon, ob die Menschen das sehen oder nicht.
Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit jemandem. Wir haben uns in der Gemeinde über dieses Thema unterhalten. Er sagte so in etwa: „Mitarbeiter einer Gemeinde, schön und gut, aber ich sehe das ein bisschen anders, weil ich auch noch Zeit für andere Dinge haben möchte. Ich habe nämlich vor, in einen weltlichen Verein einzutreten.“
Nun, wenn ihr denjenigen kennen würdet – und einige von euch kennen ihn –, dann würdet ihr wissen, dass er nicht in einen Verein eintritt, um sich die Zeit totzuschlagen. Natürlich macht ihm die Vereinsaktivität Spaß. Aber er möchte dorthin, um Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. So will er seinen Freunden und Bekannten das beste Liebesgeschenk machen, das er hat, nämlich die Liebe Gottes und das Evangelium. Das ist seine Motivation.
Was ich dir mit dieser Geschichte sagen möchte – oder besser gesagt, das ist ja keine Geschichte, sondern tatsächlich so: Wenn du ein Teil des Leibes Christi bist, des Körpers von Jesus auf dieser Erde, dann ist es nicht wichtig, welcher Körperteil du bist. Paulus spricht ja in 1. Korinther 12 davon, dass gerade die Glieder, die vielleicht Dinge tun, die wir für weniger ehrenwert halten, also Glieder, die schwächer sind als andere, besonders wichtig sind und besondere Anerkennung bekommen.
Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht definieren, was wichtig und was unwichtig ist. Leute, denkt nur einmal an irgendein Körperteil, das euch nicht so wichtig vorkommt – ja, die Niere zum Beispiel. „Ja, brauchen wir nicht so, lasst die mal versagen!“ Da merkt man plötzlich, wie wichtig dieses Körperteil ist.
Es war mir einfach wichtig, das deutlich zu machen: Ob du eine Aufgabe hast, die du als groß wahrnimmst und groß empfindest, oder ob kaum jemand Notiz davon nimmt – wichtig ist, dass du deine Aufgabe treu erledigst. So wie bei der Niere: Sie arbeitet einfach. Solange sie es treu tut, bemerkt das kein Mensch. Man bemerkt es erst, wenn sie es nicht mehr treu tut. Aber es ist sehr, sehr wichtig.
Und noch eine Sache, die ich einfach noch kurz sagen muss, bevor ich zum Abschluss komme: Es ist mir klar, dass es natürlich Dinge gibt, die keiner oder kaum einer richtig gerne in der Gemeinde tut. Wer wird schon sagen: „Ich habe einfach entdeckt, dass meine Stärke im Toilettenputzen liegt. Das ist einfach mein Ding.“
Es ist natürlich so, dass manche Aufgaben mit gewissen Charaktereigenschaften zu tun haben, die jeder Gläubige haben sollte. Charaktereigenschaften von Jesus, wie Dienstbereitschaft, Demut, Geduld, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung, Aufopferungsbereitschaft, Hingabe oder eben Treue.
Und wenn es Aufgaben in der Gemeinde gibt, bei denen vielleicht gerade niemand da ist, die man nicht als besondere Stärke bezeichnet, dann darf ich mich auch melden, um einfach darin ein Vorbild zu sein, wie Jesu Charakter ist. Nicht einfach, weil ich es kann oder weil ich sage, das ist meine Stärke, sondern vielleicht gerade, weil ich es nicht kann. Dann darf ich darin ein Vorbild für andere Gläubige sein – in Demut, Dienstbereitschaft, Liebe und Treue.
Also, bist du bereit? Mach dir Gedanken darüber, am besten mit anderen, am besten am Mittagstisch. Jetzt gleich, damit es nicht verloren geht. Hol dir Leute, sprich mit ihnen darüber.
Ich würde mich sehr freuen, wenn in ein paar Monaten auch unsere Aufgabenliste, unsere Gemeindeliste vielleicht ein bisschen ausgeglichener aussehen würde. Wenn wir zusammengewachsen sind wie ein Team, weil Einzelne angefangen haben zu sagen: „Ja, ich möchte die Gabe, die Gott mir geschenkt hat, einsetzen.“
Ganz klar: Es ist nicht wichtig, ob du dann auf dieser Liste auftauchst. Das ist Organisation, das ist zweitrangig. Wichtig ist, ob du tatsächlich deine Aufgabe treu am Leib erfüllst, weil du dir hast von Gott zeigen lassen: Wofür hast du mich begabt? Wo willst du mich haben?
Aber ich freue mich sehr, wenn wir es auch hier in der Gemeinde einfach sehen und spüren können. Wenn wir Menschen werden, die Freude daran haben, ihre Schwächen einzugestehen, die Freude daran haben, ihre Stärken einzusetzen und die einen Gott verherrlichen, der schon vor unserer Geburt wusste, welche Stärken und welche Schwächen wir haben werden.
Ich hoffe, dass dein Körper dich an diese Lektion von heute Morgen noch ganz oft erinnert. Amen.
Schlussgebet
Ich möchte noch mit uns beten und euch bitten, aufzustehen.
Lieber Vater im Himmel, ich möchte dir von Herzen danken, dass Gemeinde, Gemeinschaft, das Verteilen von Lasten und das Ausgleichen von Schwächen anderer nicht irgendwelche menschlichen Managementkonzepte sind. Heiland, das ist deine Idee, das sind göttliche Prinzipien.
Andere haben oft versucht, das nachzumachen und zu kopieren. Aber du hast die Gemeinde erfunden und gesagt, sie ist der Leib deines Sohnes Jesus Christus. Heiland, wir sind Teile dieses Leibes. Wenn der Leib nicht gut funktioniert, dann liegt das nicht an dir. Dann müssen wir uns Gedanken darüber machen. Heiland, schenke uns, dass wir das auch wollen.
Schenk du uns in uns das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns zu begreifen, wo du uns Gaben geschenkt hast, wo du uns Dinge mitgegeben hast – seien es Geistesgaben, seien es charakterliche Stärken, seien es Möglichkeiten aufgrund des Ortes, an dem wir wohnen, oder aufgrund dessen, was wir auf dem Konto haben. Hilf uns auch, zu erkennen, wie du uns sonst ausgestattet hast, durch die Familie, die du uns geschenkt hast.
Heiland, hilf uns, darüber nachzudenken, wie wir das alles zum Wohl des Leibes einsetzen können. Dass wir ein guter, funktionierender Körper sind. Dass wir jetzt, wo dein Sohn Jesus Christus nicht mehr körperlich anwesend ist, diese Aufgaben übernehmen. Und zwar so, dass du groß gemacht wirst. Nicht, damit wir groß herauskommen, weil wir alles toll hinkriegen und alles gut machen, sondern damit du groß wirst – du, der Architekt der Gemeinde, und dein Sohn Jesus Christus, der das Haupt dieses Leibes ist.
Heiland, das wünschen wir uns so sehr. In so einer Gemeinde möchten wir gerne sein. Ich möchte dich bitten, jeden Einzelnen wirklich zu motivieren, ein guter Teil davon zu sein, weil es wunderschön ist, dazu zu gehören.
Ich möchte dich auch für die Woche, die vor uns liegt, bitten. Erinnere uns immer wieder daran, wenn wir vielleicht unseren Körper in irgendeiner Art und Weise zu spüren bekommen, dass wir daran denken: Was bin ich für ein Teil am Leib Christi? Heiland, schenke uns, dass wir auch dann dir dienen und deine Ehre groß machen können.
Amen.