Herr, wir kommen heute Abend zusammen, um still zu sein und zu hören, was du uns zu sagen hast. Wir kommen aus einem Tag voller Druck und Arbeit. Wir sind müde und matt, doch du kannst uns aufrichten, beflügeln und neue Freude schenken.
Wir möchten dich bitten, dass du durch dein Wort zu uns sprichst. Amen.
Wir stehen bei Nehemiah 6. Dort begegnet Nehemiah den Nachstellungen seiner Feinde. Bis jetzt haben wir besprochen, dass dieses Buch anschauliche Berichte über ein Ereignis enthält, als Nehemiah die Stadt Jerusalem wieder aufbaut.
Trotzdem ist das Ganze auch für uns gleichnishaft interessant und wichtig. Es zeigt uns, wie man das Werk Gottes ausrichten soll.
Die Herausforderung beim Aufbau des Werkes Gottes
Darum interessiert uns dies: Wir haben ein Ziel. Wir wollen die Stadt Gottes bauen und mithelfen, dass die Sache Gottes in unserer Welt verwirklicht wird.
Heute haben wir mit den Nachstellungen der Feinde zu tun. Als Sanballat, Tobija, Geschem der Araber und unsere anderen Feinde erfuhren, dass ich die Mauer gebaut hatte und keine Lücke mehr darin war – obwohl ich die Türen zu der Zeit noch nicht in die Tore gehängt hatte –, sandten Sanballat und Geschem zu mir und ließen mir sagen: „Komm, und lass uns im Tal Ono, in Kefirim, zusammenkommen.“ Sie hatten aber vor, mir Böses anzutun.
Ich aber sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: „Ich habe ein großes Werk auszurichten und kann nicht hinabkommen. Es könnte das Werk liegenbleiben, wenn ich die Hand abtäte und zu euch hinabkäme.“ Sie sandten aber viermal auf diese Weise zu mir, und ich antwortete ihnen stets gleich.
Da sandte Sanballat zum fünften Mal seinen Diener zu mir, mit einem offenen Brief in der Hand. Darin stand geschrieben: „Unter den Leuten geht das Gerücht um, und Geschem hat es gesagt, dass du und die Juden abfallen wollt. Deshalb baust du auch die Mauer, und du möchtest ihr König werden. Du hast dir Propheten bestellt, die in Jerusalem von dir ausrufen und sagen sollen: ‚Er ist der König von Juda.‘ Nun, das wird vor den König kommen. Komm nun, und lass uns miteinander Rat halten.“
Ich aber sandte zu ihm und ließ ihm sagen: „Es ist nichts von dem geschehen, was du da sagst. Du hast es dir in deinem Herzen ausgedacht.“ Denn sie alle wollten uns furchtsam machen. Sie dachten, sie sollten die Hand vom Werk abziehen, damit es nicht fertig werde.
Da stärkte ich umso mehr meine Hände. Ich kam ins Haus Shemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabels, der gerade behindert war. Er sprach: „Lass uns zusammenkommen im Hause Gottes, im Innern des Tempels, und die Türen des Tempels zuschließen. Denn sie werden kommen, dich zu töten. In der Nacht werden sie kommen, damit sie dich töten.“
Ich aber sprach: „Sollte ein Mann wie ich fliehen? Sollte ein Mann wie ich in den Tempel gehen, um am Leben zu bleiben? Ich will nicht hineingehen.“ Denn ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte. Er sagte die Weissagung über mich, weil Tobija und Sanballat ihm Geld gegeben hatten, damit ich mich fürchte, so handle und mich verfehle. Dadurch sollte ein böses Gerücht entstehen, damit sie mich verhöhnen könnten.
Gedenke, mein Gott, Tobija und Sanballat nach ihrem Tun, auch der Prophetin Noatja und der anderen Propheten, die mich abschrecken wollten.
Die Mauer wurde am fünfundzwanzigsten Tag des Monats Elul in zweiundfünfzig Tagen fertig. Als alle unsere Feinde das hörten, fürchteten sich alle Völker, die um uns her wohnten. Der Mut verließ sie, denn sie merkten, dass dieses Werk von Gott war.
Interne Schwierigkeiten und der Abschluss der Bauarbeiten
Auch sandten viele Vornehme aus Juda an jenen Tagen Briefe an Tobija. Von Tobija kamen ebenfalls Briefe zu ihnen. Es gab nämlich viele in Juda, die sich ihm verschworen hatten. Er war ein Schwiegersohn Shechanjas, des Sohnes Arachs. Sein Sohn Johannan hatte zur Frau die Meschulams, die Tochter Berechias.
Sie sagten vor mir Gutes von ihm und trugen ihm Worte zu. Daraufhin sandte Tobija Briefe, um mich abzuschrecken.
Wir lesen die paar Verse noch aus dem siebten Kapitel:
Als wir nun die Mauer gebaut hatten, hängte ich die Türen ein. Es wurden Türhüter, Sänger und Leviten eingesetzt. Ich setzte über Jerusalem meinen Bruder Hanani und den Burgvogt Hananja ein. Hananja war ein treuer Mann und gottesfürchtig, mehr als viele andere.
Ich sprach zu ihnen, dass die Tore Jerusalems nicht geöffnet werden sollen, ehe die Sonne heiß scheint. Während sie noch am Himmel steht, sollen die Tore geschlossen und verriegelt werden. Außerdem sollen Wachen aus den Bürgern Jerusalems aufgestellt werden. Einige bei ihrer Wachmannschaft, andere ihrem Haus gegenüber.
Dann folgen die Listen mit den Bewohnern.
Der Glaube an das Unmögliche und die Realität von Widerständen
Warum lesen wir eigentlich die ganze Geschichte? Nehemia hat ein Unternehmen gestartet, das verrückt und wahnsinnig erschien. Eigentlich war es kaum zu leisten. Selbst für einen tollkühnen Planer war dies einfach undenkbar.
Ich möchte Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen, wie es war, als Nehemia mit seinem Esel bei Nacht um die Stadt reiten wollte. Er konnte nicht vor den Trümmern sehen, denn die Mauern waren völlig zerstört. Nun kam Nehemia und sagte: Lasst uns das wieder aufbauen. Niemand von den Nachbarn hielt es für möglich, dass das Werk gelingen könnte.
Und das ist für uns wichtig zu verstehen. Wenn wir an das Werk Gottes gehen – und genau darum handelt es sich beim Wiederaufbau Jerusalems – mag es unsinnig und viel zu schwer erscheinen. Doch wenn es im Glauben begonnen wird, stellt sich die Frage: Geht das? Und plötzlich bringen wir es fertig, weil Gott dahintersteht.
Das ist jetzt ganz wichtig, wenn wir das Buch Nehemia lesen: Alle Dienste, die für Gott je gewagt wurden, waren von Anfang an aussichtslose Unternehmungen. Ich habe mir heute Abend wieder überlegt, ob ich Ihnen nicht erneut von den Gründungen im Reich Gottes erzählen sollte. Dort wurden solche kühnen und mutigen Unternehmungen begonnen.
Mich fasziniert immer wieder dieses Buch, das ich Ihnen schon oft empfohlen habe, in dem beschrieben wird, wie William Booth die Heilsarmee gegründet hat. Er war nur ein ganz schlichter Kaufmannslehrling in einer Pfandleihe. Doch er wollte für Gott etwas tun in diesem völlig zerrütteten London, unter den leidenden Menschen, denen niemand half.
Er sagte: Da muss man doch etwas tun, Gott will das, und ich will für Gott kämpfen. Und so gelang es ihm, ein Werk aufzubauen. Aber das ist jetzt wichtig: Von Anfang an sind Feinde da. Nicht weil die Christen böse Leute wären oder nicht im Frieden leben könnten, sondern weil, wo man für Gott einen Dienst tut, der Teufel mit Macht dagegen kämpft.
Das müssen Sie verstehen. Wahrscheinlich ist das überhaupt das Schwerste im Dienst für Gott.
Widerstände im Dienst für Gott am Beispiel von Evangelisation und Heilsarmee
Wenn wir jetzt im Sommer die Evangelisation auf dem Schillerplatz planen, müssen Sie wissen: Dort herrscht in der Hölle Großalarm. Der Teufel will nicht, dass hier Menschen zum Glauben kommen. Das Einzige, womit man gegen all diese Widerstände der Finsternis, des Teufels und der dunklen Mächte ankämpfen kann, ist die Kraft Gottes und der Glaube.
So wie wir am Sonntag auf die Königstraße gegangen sind. Ich war in den Stunden davor so müde, vielleicht war es doch ein Wahnsinn. Wenn der Jugendchor noch mitgegangen wäre und dann ein paar aus Mitterlebe, wir waren dann – wie viele waren wir denn? Um fünf Uhr waren wir sieben oder neun. Ich habe gesagt, so, es ist recht. Zwei nette Mädchen aus Rohrager sind auch noch gekommen. Ich sagte, von der OM waren sie ganz erfüllt vom Treffen in Bonn. Ich meinte, heute klappt es nicht, wir müssen es absagen.
Dann haben wir angefangen zu singen. Ich habe gesagt, es gibt keine Botschaft. Nach dem dritten Lied fragte ich, warum wir weiter singen, wenn heute niemand stehen bleibt. Doch dann geschah es, dass die Menschen hörten. Ich will fast sagen: In aller Schwachheit – das war diesmal eigentlich zu selten – hat man so gespürt, dass die Menschen irgendwo sogar nickten und mit der ganz schlichten Botschaft vom Auferstandenen zuhörten.
Ich wollte ein Clown sein wie Krok und mit sechs Pauken schlagen, aber ich kann das nicht. Ich kann nur die Botschaft von Jesus und der Bibel ausrichten, und dann wirkt Gott. Man hat beides gespürt: alle Hindernisse und doch den Herrn, der wirkt. Jeder Dienst muss im Glauben ergriffen werden.
Ich habe einen Brief an unsere Entwicklungshelfer geschrieben und ihnen gerade gestern noch ein wenig erzählt, um sie zu ermutigen. Bei mir war so eine Hilfe meine Frau. Sie hatte immer mehr Ausdauer. Ich wollte immer davonlaufen. Aber sie sagte: Jetzt machen wir es, und jetzt geht es. Wir müssen einander stärken, damit wir im Dienst für Gott nicht umkippen und nicht wackeln, sondern sagen: So, jetzt machen wir es.
Ich weiß auch nicht, warum so viele gesagt haben, ich habe es auf dem Notizzettel nicht gelesen. Ich sage ja: Sitzt ihr auf euren Ohren oder Augen? Oder wie macht ihr das? Habt ihr Binden vor den Augen? Aber es waren diesmal alle Widerstände da, und der Herr gab Segen.
Das ist die Feindschaft, die bei jedem Werk des Herrn kommen muss. Als William Booth die Heilsarmee gründete, kamen Widerstände aus seiner eigenen Kirche. Sie wollten nicht, dass er das macht. Lesen Sie nach, wie er in der Synodenversammlung saß, wo man ihn verdonnerte und sagte, er solle sich dem Kommando der Kirche unterwerfen.
Der junge Mann sagte: Ich muss doch raus auf die Straßen evangelisieren. Dann drehte er sich um, und seine Frau Katharine stand auf und lief hinaus. Es war der Bruch mit der Methodistenkirche. Von diesem Tag an gründeten sie eine eigene Kirche.
Für William Booth war klar: Gott ruft mich zu diesem Dienst. Selbst wenn alle mich verlassen, ich mache weiter. Nicht weil er streitsüchtig war, sondern weil Spaltungen sogar sein müssen. Es gibt Spaltungen, die aus menschlichem Ehrgeiz, Eifersucht und eitler Ehre entstehen. Und es gibt Spaltungen, die sein müssen – um der Wahrheit willen.
Ich bekenne mich jedenfalls mit Nachdruck zur Spaltung der Reformation und zu vielen anderen Spaltungen, die segensreich waren. Da müssen wir uns immer prüfen, woher das kommt.
Die Anfänge großer Glaubenswerke und die Realität von Feindschaft
Wenn man sich die Anfänge der Mission anschaut, erkennt man, wie mühselig und kümmerlich sie oft waren. Am 1. Mai hatten wir die große Gelegenheit, dass der Leiter der Sudan Interior Mission aus Äthiopien, Dr. Bruce Adams, bei uns war. Wahrscheinlich wird er nach dem Gottesdienst noch etwas darüber erzählen, was sie dort gerade erleben und wie die Kirche in Äthiopien entstanden ist.
Wenn man zurückblickt, sieht man, dass am Anfang oft nur ein einzelner Mann stand, ganz allein. Dieser Mann wurde nicht einmal von seiner eigenen Kirche verstanden. Dennoch begann er das Werk trotz aller Widerstände. Lesen Sie dazu die Lebensgeschichte von Nommensen oder informieren Sie sich über die Diakonie. Ich erzähle das gern anhand von Friedrich von Bodelschwing, dem Gründer von Bethel. Ihm wurde zweimal das Haus in Ebenezer angezündet, damit er keine Kranken mehr nach Bethel bringt – insbesondere keine Geisteskranken.
Es gab so viele Widerstände, so viel Hass und Feindschaft von Seiten der Bielefelder Bevölkerung. Dabei sollte man registrieren, dass es damals nie Beifall gab. Anerkennung kam erst hundert Jahre später. Stattdessen herrschten Feindschaft, Widerstand und Hass.
Alle gesegneten Werke müssen solche Phasen durchlaufen. Auch beim Aufbau Jerusalems unter Nehemia war es so. Zuerst waren es die Feinde aus der Umgebung, die das Werk behindern wollten. Nachdem die Mauern endlich fertiggestellt waren und die Arbeiter mit der einen Hand den Speer hielten und mit der anderen Hand die Kelle führten, um Zement unter die Steine zu werfen und sie zu setzen, kamen noch weitere, die das Werk behindern wollten.
Die unterschwelligen Gefahren nach dem Erfolg
Jetzt wird es trickreich. Zuerst kommt der massive Ansturm, und dann der trickreiche Ansturm. Wir müssen beides unterscheiden. Heute erleben wir den trickreichen Ansturm, als das Werk schon vollendet war. Das ist besonders schlimm.
Das Werk ist gelungen, und dann versucht der Feind, oft der Teufel, die Gläubigen untereinander zu zerstreiten. Es kommt häufig vor, dass die gesegnetsten Werke am Streit der Gläubigen zerbrechen. Hier versucht der Teufel eine ganz andere Methode: Er will Nehemia hinunter ins Tal Ono locken, wo offenbar eine Falle gebaut wurde. Dort wollten sie Nehemia einfach überfallen.
Wir sind alle erschüttert über Flugzeugentführungen und was Menschen dazu fähig sind. Besonders schlimm finde ich, dass ausgerechnet Yasir Arafat, der oberste Zauberpriester aller Terroristen, sich als Vermittler und Friedenstifter anbietet. So verlogen kann die Welt sein, wenn man bedenkt, wie viele Menschen er auf dem Gewissen hat. Trotzdem gilt er als Friedensengel, der allen um den Hals fällt und sie küsst – trotz des schrecklichen Blutbads bei den Olympischen Spielen in München und vieler weiterer Taten.
Aber das war schon immer so: Nehemia stand in wirklicher Lebensgefahr. Sie bauten ihm eine Falle und sagten: „Komm herunter, wir wollen nur reden.“ Das war nur eine List, um Nehemia zu fangen und verschwinden zu lassen. Das ist eine gefährliche Situation. Wie soll man das durchschauen können? Wie kann man wissen, dass es eine Verführung ist?
Verführung kann in verschiedenen Gestalten kommen: Jemand lädt uns ein, sagt: „Komm doch, mach mit!“ Oder ein Ratgeber versucht, uns etwas Neues einzureden. Es kann auch Druck sein, wenn jemand sagt: „Das darfst du nicht mehr so machen, du musst dich anpassen.“ Wir kennen diese Art des Hineinredens in vielfältiger Form, auch im Dienst für Gott.
Schon ein einzelner Christ erlebt das, wenn er klar seinen Weg geht und sagt: „Ich möchte meinem Gott dienen.“ Er hat sich klare Weisungen aus dem Wort Gottes geholt, und dann kommt von irgendwoher jemand, der sagt: „Du kannst heute nicht mehr so nach dem Wort Gottes leben, lass das doch.“ Das ist Verführung.
Mir ist wichtig, dass Nehemia diese Verführung durchschaut. Wie das geht, weiß ich nicht genau. Aber er durchschaut sie. Gottes Geist sagt ihm: Geh nicht! Uns beschäftigt oft die Frage: Wie sollen wir so etwas erkennen können?
Mein Rat ist: Halten Sie sich an Christen, von denen Sie wissen, dass sie die Gabe haben, falsche Dinge schneller zu durchschauen. Wir haben ja verschiedene Gaben. Der Apostel Paulus nennt die Gabe, Geister zu unterscheiden – ob es gute oder böse Geister sind. Manche Menschen haben diese Gabe mehr als andere.
Der eine ist herzlich und kann auf alle zugehen, hat aber kein kritisches Bewusstsein. Andere haben ein kritisches Denken. Ich bin froh, Brüder zu haben, auf deren Urteil ich mich verlassen kann, von denen ich weiß, dass sie durchschauen können.
Wie ist das heute mit Geistesbewegungen und theologischen Fragen? Das weiß ja nicht jeder. Deshalb ist es gut, Menschen zu haben, denen man vertrauen kann und deren Meinung man hören kann. Soll man sich öffnen? Ist das gut oder weniger gut?
Wir sind heute auch dankbar für eine Fülle von Literatur, die uns hilft, durch den Nebel der Zeit hindurchzusehen. Aber ich bin überzeugt, dass Gott uns leitet. Ich will dich mit meinen Augen leiten: Soll ich da hingehen oder nicht? Ist das eine Falle oder nicht? Wir wissen das oft nicht.
Wir stehen oft vor vielen Entscheidungen: Ist das eine Verführung oder kommt das von Gott? Wir können uns nicht nur davon bestimmen lassen, ob uns etwas beeindruckt oder gefällt. Das kann erst recht eine Falle sein. Wir müssen klar wissen, was von Gott ist. Wir müssen es durchschauen können.
Nehemia hat dieser Versuchung viermal widerstanden – viermal hat er Nein gesagt. Eine wunderbare Sache ist, dass Gott uns das Wörtchen Nein geschenkt hat. Von Kindern wissen wir, dass das Wort Nein gefährlich sein kann, wenn sie in der Trotzphase sind. Aber immer Nein zu sagen, ist schlecht.
Wir dürfen guten Gewissens auch Nein sagen. Wir dürfen zu Einladungen Nein sagen, wenn andere uns mitnehmen wollen. Wir sind ja nicht die ewigen Neinsager. Aber es gibt Dinge, bei denen wir Nein sagen müssen – um des Glaubens willen, zur Rettung unseres Lebens, zum Gehorsam im Dienst für Gott.
Wir kennen das von Micha, dem Propheten zu Ahab-Zeiten. König Ahab sagte über ihn: „Er ist mir lästig, er sagt immer Nein.“ Aber was sollte der arme Prophet Micha am Hofe Ahabs tun, wo es so gottlos zuging? Er konnte nur Nein sagen.
Das kann auch heute so sein, dass wir in einer verkehrten Zeit oft Nein sagen müssen. Micha machte das nicht demonstrativ, lief nicht herum und sagte überall Nein. Wenn er eingeladen wurde, sagte er Nein und machte die Tür zu.
Nein, wir müssen uns nicht mit allem auseinandersetzen. Wir müssen nicht alles durchschauen. Nehemia wusste auch nicht genau, warum es nicht ging. Er sagte einfach Nein und machte die Tür zu.
Das gehört dazu. Nehemia war nicht nur ein grandioser Baumeister und ein guter Organisator, sondern auch ein Mann, der in der richtigen Stunde Nein sagen konnte.
Ich hoffe, das war mir heute wichtig, dass das in Ihr Leben hineinspricht – in ganz konkrete Situationen, wo Sie sagen: Das gibt mir wieder Klarheit und Mut, jetzt in bestimmten Dingen meines Lebens Nein zu sagen und meinen Weg fröhlich weiterzugehen.
Umgang mit falschen Propheten und falschen Ratschlägen
Nun kommt das Nächste, Vers 5 bis 7: Hier begegnet uns die böse Nachrede, vertreten durch den Samballa. Das ist ein Schuft, der Samballa. Er sagt: „Aha, aha!“ Also, wissen Sie, ich rede jetzt nicht direkt über die Sache, aber es liegt einem immer wieder nahe. Wir haben das aus manchen Gesprächen gespürt, wie es auch an Ihr Ohr dringt: „Wollt ihr denn mit der Gründung von Hilfe für Brüder vielleicht eine Gegenkirche aufbauen oder was?“ Nein, wir wollen den armen Menschen der Dritten Welt helfen, sonst gar nichts.
Es ist erstaunlich, wie die Gerüchte ins Kraut schießen. Wie hier die Gerüchte ins Kraut schießen, hat immer jemand gesagt: „Das machst du ja nur, um dich selbst zu profilieren, das machst du ja nur, weil du König werden willst, du willst ein Pöstchen haben, das machst du ja nur.“ Jetzt wird das ganze gesegnete Reichsgotteswerk miesgemacht. Erstaunlich!
Das, was wir neulich in Indien erlebt haben, in Bengalo, wo ich gerade dabei war – ein wunderbares Missionswerk, das von einem jungen Christen geführt wurde –, wurde in einer ganz hinterhältigen und fiesen persönlichen Attacke zerstört. Der junge Evangelist hat einen großen Fehler gemacht: Er hat unerfahren alle angestellten Evangelisten in sein Komitee aufgenommen. Und dann kam der Tag, an dem die im Komitee sagten: „Der Chef kann gehen.“ Da haben sie ihn rausgesetzt.
Dabei war er die geistlichste Person und ein wirklicher demütiger Diener. Ich bin mit ihm im Flugzeug von Puna nach Bengalo zurückgeflogen, und wir haben miteinander gerungen. Ich sagte zu ihm: „Der Herr wird deinen Weg in die Weite führen, auch wenn du noch einmal ganz neu anfangen musst.“ Es ist so schwer, was Menschen kaputtmachen können, besonders im Reich Gottes. Man erlebt da zuweilen böse Dinge.
Hier ist interessant, wie er auf dieses Gerücht reagiert. Er sagt ganz ruhig, ohne große Gegenattacke: „Es ist nicht wahr.“ Manchmal wird uns nicht einmal möglich sein, auf alle falschen Gerüchte zu antworten. Wir können nur sagen: „Es ist nicht richtig.“ Und das genügt. Der Herr wird das durch gute und böse Gerüchte zurechtbringen.
Wir sollten auch hier ein wenig darauf achten, nicht alles zu glauben, was über Einzelne gesagt wird. Wir sollten uns erkundigen, dann wissen wir, was los ist. Es ist nichts von dem geschehen, was du sagst. Du hast es dir in deinem Herzen ausgedacht.
Vers 8. Und nun kommt ab Vers 10 die dritte Versuchung mit einer falschen Freundschaft. Einer, der zu den engen Freunden Nehemias gehörte, geht ins Haus und offenbar hat er öfter mit ihm gesprochen und auch auf dessen Urteil etwas gegeben. Er sagt: „Nehemiah, jetzt wird es gefährlich. Versteck dich schnell im Tempel, dort bist du sicher, und dann kann nichts passieren.“
Das war wirklich ein gut gemeinter Rat. In der Panik der damaligen Angriffe könnte man sagen, es war ein guter Rat: „Unterwirf dich ihm.“ Diese Versuchung war noch einmal riskant und konnte das bereits Geschaffene gefährden.
Dieser Mann sagt: „Ich bin Prophet, Gott hat es mir gezeigt.“ Doch er war gar kein Prophet. Der Mann erzählte nur seine eigenen Gedanken. Man sollte nicht auf jeden hereinfallen, der heute sagt, er rede im Namen Gottes. Manche Leute bekommen schon das richtige Herzklopfen, wenn jemand kommt und behauptet, er hätte einen Traum gehabt.
Ich habe auch schon Träume gehabt. Aber Gott sei Dank muss ich nicht auf meine Träume hören, sondern kann mich am Wort der Bibel orientieren. Wer Träume hat, der folge den Träumen, wer das Wort hat, der folge dem Wort.
Ich glaube gar nicht, dass Gott es heute nötig hat, durch Träume zu reden, da er durch sein Wort so glasklar sagt, was heute zu tun ist. Es gibt Leute, die sagen: „Aber mit Israel, das wird schon wichtig, 40 Jahre, denn 40 Jahre ist immer ...“ Wir glauben doch nicht an Zahlensymbolik! Mensch, wir hören doch nicht auf diese Zukunftsdeutung! Das sind drei Planeten hintereinander in einer Kette, jetzt kommen Erdbeben, jetzt wird es gefährlich.
Seit wann schauen wir auf die Sterne? Sind wir denn Astronomen oder was sind wir allmählich? Wir wollen auf das Wort hören. Viele werfen sich zu Propheten auf und sagen, sie hätten etwas entdeckt und gehört. Wie schnell das auch wieder vergeht, dann ist es vorbei. Wir brauchen doch nicht darauf zu hören.
Hier geht es um einen Rat, der so gut gemeint aussieht, weil er um den Schutz Nehemias besorgt ist. Dabei ist er nicht von Gott. Besonders brauchen wir uns nicht zu verstecken. Der Herr wird uns bewahren und beschützen. Das gilt auch, wenn wir in schwieriger Lage sind.
Wir denken immer wieder im Missionsdienst: Wenn unsere Leute draußen sind, brauchen sie sich nicht zu schützen, der Herr wird sie bewahren. Sie stehen unter seinem Schutz. Das war bei Markus Sattler so schön in seinem Brief, den ich Ihnen am Ostertag, Ostermontag, vorgelesen habe. Dort sagt er: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, ist der Schatten über meiner rechten Hand.“ So lebt er unter der Bewahrung Gottes und bei ihm.
Dann brauche ich gar nicht nach der tuberkuloseverseuchten Milch zu schauen und mich über die Bakterien im Kaffee oder den Dreck im Brot zu bekümmern. Sondern ich lebe aus Glauben und werde im Glauben bewahrt.
Das sind alles Gefährdungen des Werkes Gottes. Wie viele sind unbrauchbar geworden, weil sie übertriebene Angst hatten oder sich von anderen warnen ließen: „Das ist gefährlich!“ Nichts ist so gefährlich wie das eigene Bett. Die meisten Leute sind im Bett gestorben.
Also, es ist da, wo man sich frei hinauswagt, in den Ruf Gottes. Jedes Mal werden Sie das erleben. Uns ist es immer so bei diesen Straßeneinsätzen gegangen, dass es herrliche Erfahrungen waren, wenn man bewegt nach Hause geht und sagt: „Der Herr war um uns her.“ Man versteht gar nicht, wie die – was waren das, so sechs Punks – durchgezogen sind, die uns jeden Tag in die Luft hätten jagen können, unseren kläglichen Chor. Und sie sind lautlos abgezogen. Wie der Herr wirkt, überströmend! Man kann nur staunen.
Dieser Nehemiah ist in seinem ganzen Tun immer auch ein Zeuge des Glaubens, für uns ein Vorbild. Wie im Alten Testament die ganzen Gestalten ja wieder Vorbilder auf Jesus sind, das können wir bei Jesus am allerbesten erkennen. Er beugte sich nie unter Druck und hörte nie einem falschen Ratgeber zu.
Wie kann ich das unterscheiden? Ich kann es nur durch ein geistliches Gespür unterscheiden, sodass ich die Stimme meines Herrn von der Stimme eines Mietlings unterscheiden kann. So wird es in der Rede vom guten Hirten bezeichnet. Ein Mietling, das ist nur ein gekaufter Hirte, der hat nicht die richtige Hirtenstimme. Ich will wissen, wo mein Herr spricht.
Auch heute, wo viele hierhin und dorthin rennen und sagen: „Da muss ich hören, und das muss ich noch wissen!“ Halt! Höre die Stimme deines Herrn, steh an deinem Platz und diene deinem Herrn unerschrocken. Es ist schwer, das Werk des Herrn auszurichten.
Ermutigung zum Durchhalten im Dienst
Setzen wir unsere Arbeit fort, ganz gleich, ob in der Familie, im Beruf, im Hauskreis oder im Herdienst. Machen Sie getrost und unbekümmert weiter. Schon jedes Unternehmen Ihres Hauskreises, wie die Besuchsaktion, die Sie durchführen, hat viele Gründe, die dagegen sprechen, viele Hindernisse. Machen Sie trotzdem fröhlich weiter.
Wir wollen uns dabei von der Geschichte Nehemia inspirieren lassen. Sie haben das Werk vollendet. Es ist wunderbar, dass wir trotz aller Widerstände und Feindschaften das Werk vollenden dürfen. Die Gefahr besteht nur darin, dass wir uns durch Streit und Zank mit den Leuten, die dazwischenfunken, aufhalten lassen. Das hilft nichts. Diese Menschen kann man nicht überzeugen oder belehren.
Trotzdem möchte man nicht schweigen. Der Herr gebe uns das richtige Wort im richtigen Augenblick. Nehemia sagte schön: „Ich fliehe nicht, es geht ja nicht um mein Leben. Und wenn ich sterbe, dann lässt es Gott geschehen.“ Das ist wichtig. Darum hatte er keine Angst. Gott hat die Umstände seines Sterbens geordnet, das macht ihn ruhig.
Im Vers 12 heißt es, dass Gott ihn gesandt hatte. Möge Gott uns in jeder Stunde dieses klare Urteil über Menschen geben. Die Gegner wollten ihn eigentlich nur verhöhnen, später lächerlich machen und verspotten. Doch es ist wunderbar: In 52 Tagen war die Mauer fertig. Es war ein grandioses Werk. Auch in unserer Zeit wird das Reich Gottes gebaut, und es darf so viel geschehen. Das ist immer wieder enorm und wunderbar.
Ich bin überzeugt, dass in diesen Tagen Großes geschieht. Wir hätten noch von Glaubenswerken unserer Zeit erzählen müssen. Bruder Klapproth und Bruder Kiene berichten anschaulich von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen. Wenn ich an die Klostermühle denke, an alle Hindernisse und Feindschaften, die überwunden wurden, erkennt man, dass ein Werk aufgebaut wurde, obwohl es kein Geld, keine Unterstützung und keine Baugenehmigung gab. Man wartete und wartete.
Es ist merkwürdig: Selbst unser kleines Bauvorhaben mit 320 Mark im Tobelgarten ist seit Monaten stillgelegt, wegen Schwierigkeiten mit den Nachbarn. Der Herr führt uns ins Gebet, das brauchen wir. Die Nachbarn wollen nicht, dass dort oben noch gespielt wird. Das ist verständlich, aber wir brauchen den Tobelgarten.
Der Herr zeigt immer wieder, dass es weitergeht. Seit 80 Jahren ist der obere Spielplatz da, noch bevor Häuser in der Nachbarschaft standen. Er wurde von Stuttgarter Kaufleuten eingerichtet, damit Lehrlinge abends spielen können. Jetzt soll das wegfallen. Für unsere Gemeinde ist das lebensnotwendig. Unsere jungen Leute brauchen Fußball. Beten ist wichtig, aber Fußball gehört auch zur Gemeinde Jesu und zum Reich Gottes.
Es geht überall durch viele Glaubensproben hindurch. Wenn wir erzählen wollen, was wir in der Gemeinde schon erlebt haben – Schwierigkeiten mit der Verwaltung, mit den Finanzen – so oft geschah das alles im Stillen. Aber es ist wunderbar, dass man hier lernt: Der Herr erhört Gebet und bekennt sich zu seiner Sache. Am Ende staunen die anderen und fragen, wie das überhaupt möglich war. Rückblickend versteht man es kaum, weil der Herr die Weichen stellt und alles geschehen lässt.
Dann hängen sie die Türen ein, und niemand kann mehr etwas tun. Aber sie stellen Wachen auf. Im Werk Gottes muss man sehr wachsam sein. Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und will das Werk zerstören. Er will sich einschleichen und alles durcheinanderbringen. Wir wollen wachsam sein, damit der Feind das Werk nicht zerstören kann.
Diese Andeutungen sollen Sie heute Abend zum Nachdenken anregen: Wo kommt das bei Ihnen vor? Wo sind Ihre Auseinandersetzungen? Es ist so wunderbar, dass wir das Buch Nehemia haben als Anleitung, wie man das Reich Gottes baut und wie das Werk des Herrn auch am Ende des 20. Jahrhunderts gebaut wird.
Nicht nur in der Mission, nicht nur in der Diakonie und nicht nur in der Evangelisation, sondern auch zuhause, da, wo Sie kämpfen, damit Ihre Kinder zum Glauben kommen. Da, wo Sie Missionsarbeit in Ihrer Nähe tun, da, wo Sie unter Kollegen Zeugnis geben. Vielleicht sind Sie in einem kleinen Bibelkreis.
Ich hörte von einem jungen Abteilungsleiter in der Mikroelektronik, einer der aufstrebendsten Fabriken in Stuttgart. Ein Viertel seiner Belegschaft gehört jetzt schon zum Gebetskreis, einer ganz weltlichen Firma. Ein Viertel seiner Abteilung besucht den Gebetskreis. Das Reich Gottes wird in seiner Firma gebaut, ganz schlicht. Er ist ein ruhiger Mann, dem man das gar nicht zutraut, wenn er am Sonntag in unserem Gottesdienst sitzt.
So möchte ich Ihnen einfach Mut machen. Es ist das Werk des Herrn, es ist ja gar nicht unser Werk. Der Herr will so etwas in unseren Tagen tun. Und es gibt ein paar Leute, die sich im Süddeutschen Rundfunk zur Gebetsgemeinschaft treffen, darunter der Personaldirektor.
Dann fangen wir an. Irgendwo machen Sie Ihren Hauskreis. Das ist schwer, das ist anstrengend, aber Sie brauchen nicht müde zu werden. Lassen Sie sich nicht verunsichern, machen Sie tüchtig weiter und bleiben Sie dran.