Wir möchten uns einen Text anschauen, der schon sehr alt ist. Es handelt sich um eine Weihnachtsgeschichte, die wahrscheinlich viele von euch kennen. Allerdings ist diese Geschichte etwas untypisch, weil sie schon Hunderte Jahre vor der eigentlichen Geburt Jesu erzählt wird.
Diese Weihnachtsgeschichte spielt etwa 700 bis 750 Jahre vor Christus. Genau in diesem Zeitraum befinden wir uns in der Erzählung. Es ist eine dunkle Zeit, eine sehr dunkle und hoffnungslose Phase im Reich Juda.
Ihr wisst, Juda und Israel hatten sich nach der Zeit König Salomos getrennt. Es gab das Südreich Juda und das Nordreich Israel. Die Zeit zwischen 750 und 700 v. Chr. war für das Reich Juda besonders düster.
Der Grund dafür liegt hauptsächlich an der damaligen Regierung, die als komplett unfähig beschrieben wird. Ich beziehe mich hier nur auf diese damalige Zeit, nicht auf heute. Die Regierung war schlichtweg unfähig, und das lag vor allem an einem König namens Ahas.
König Ahas wurde mit zwanzig Jahren auf den Thron gesetzt. Sein Großvater war König Usia, sein Vater König Jotham. Diese beiden Könige hatten eigentlich einen sehr guten Job gemacht.
Usia begann seine Herrschaft unter schwierigen Bedingungen. Die Schatzkammern, sowohl die des Tempels als auch die des Königs, waren leer. Sie waren von dem König vor ihm, also von Ahas’ Urgroßvater, vollständig ausgeräumt worden. Das war die Ausgangslage für Usia.
Trotz dieser widrigen Umstände gelang es Usia, das Land wieder ein Stück weit zur Blüte zu bringen. Er erzielte militärische Erfolge und brachte Wohlstand zurück ins Land.
Sein Sohn Jotham übernahm später die Herrschaft und baute das Erreichte weiter aus. Beide Könige waren, zumindest zum größten Teil, wirklich gottesfürchtig. Sie taten, was Gott von ihnen verlangte, und Gott segnete sie dafür.
Das Land und die Bevölkerung Judas erlebten wieder eine gute Zeit.
Und dann kommt König Ahas. Dieser König hat zwei großartige Vorbilder: seinen Großvater und seinen Vater. Doch diese sind ihm eigentlich völlig egal. Stattdessen nimmt er sich ein ganz anderes Vorbild – nämlich die schlechten und verdorbenen Könige von Israel.
Das führt dazu, dass seine Regierungszeit von Gottlosigkeit geprägt ist. Dementsprechend herrscht auch moralischer Verfall in der ganzen Bevölkerung. Genau in diese Zeit spielt der Text, mit dem wir uns heute beschäftigen möchten.
Ahas beginnt seinen Abstieg mit dem klassischen Einstieg in den Abgrund: Götzendienst. Er baut Götterstatuen, die er selbst anfertigt und anbetet. Das ist eigentlich völliger Unsinn, aber genau das ist es, was Götzendienst ausmacht. Doch er bleibt nicht dabei stehen. Er geht noch einen Schritt weiter.
Wir lesen, dass er im ganzen Land Opferstätten für allerlei Götzen errichten lässt. Es heißt wörtlich, dass er unter jedem grünen Baum eine Opferstätte anbringt – also überall. Damit reißt er das ganze Volk mit in den Abgrund. Er spornt das Volk an, ebenfalls bei diesem Götzendienst mitzumachen.
Überall gab es Götterstatuen und Götzenbilder, die man anbeten konnte. Warum? Wie wir im Römerbrief lesen, erfreuen sich Menschen, die so etwas tun, nicht nur selbst daran, sondern auch daran, wenn andere dasselbe tun.
Ein gottloser Mensch freut sich immer an der Gottlosigkeit anderer. Ein verdorbener Mensch empfindet Freude, wenn er einen anderen sieht, der genauso schlecht und verdorben ist wie er selbst. Das sehen wir auch bei Ahas.
Doch auch das reicht ihm nicht. Was macht er? Er führt in Juda die Anbetung des Molochs ein. Vielleicht ist euch bekannt, was das bedeutet.
Die Anbetung des Molochs war ein Kult der damaligen Kanaaniter. Die Kanaaniter waren die Bevölkerung, die in diesem Land lebte, bevor Israel dort eingezogen ist und das Land eroberte. In diesem Kult war es üblich, eigene Kinder als Brandopfer darzubringen.
Genau das tut König Ahas: Er opfert seine eigenen Kinder und lässt sie verbrennen. Nicht nur er selbst, sondern auch die ganze Bevölkerung zieht er damit hinein. Er bringt das Volk dazu, dass auch sie diese grausamen Opfer bringen.
Interessant ist, wo diese Geschichte stattfindet, nämlich an dem Ort, an dem die Anbetung des Molochs geschieht. Es handelt sich um ein Tal namens Hinnom oder auch Ben Hinnom, benannt nach dem Sohn Hinnoms. Dieses Tal, das Hinnom-Tal, liegt westlich von Jerusalem.
Wir lesen zum Beispiel bei König Osir, der einige Zeit nach Ahas regierte, dass es in diesem Tal Scheiterhaufen gab. Auf diesen Scheiterhaufen wurden Kinder verbrannt, um den Götzen Moloch zu opfern.
Dieses Tal ist besonders interessant, weil es auf Hebräisch Gehinnom heißt, was einfach Tal Hinnom bedeutet. Doch das, was dort geschah, war so schrecklich und pervers, dass aus diesem Begriff Gehinnom der griechische Begriff Gehenna abgeleitet wurde.
Vielleicht klingt das dem einen oder anderen bekannt vor: Gehenna ist das griechische Wort, das im Neuen Testament mit „Hölle“ übersetzt wird. Im Talmud, einem jüdischen Gesetzbuch, heißt es über das Hinnom-Tal, dass dort der Eingang zur Hölle sei, wo zwischen zwei Palmen Rauch aufsteige.
Es ist nicht verwunderlich, dass gerade dieses Tal zum Symbol der Hölle wurde, wenn man bedenkt, was Ahas dort getan hat. Er opferte seine eigenen Kinder, indem er sie auf einem Scheiterhaufen verbrannte.
Im gesamten Alten Testament, besonders bei den Königen, sehen wir deutlich, dass Gott Gottlosigkeit niemals ungestraft lässt. Er kann bei Gottlosigkeit und Sünde kein Auge zudrücken – so auch nicht bei Ahas. Deshalb geschehen viele Dinge, die das Volk der Judäer, dieses Land, regelrecht in den Abgrund stürzen.
Mehrere Könige greifen das Volk Juda von verschiedenen Seiten an. Da ist zum Beispiel König Rezin von Aram. Er kommt aus dem Nordosten und greift von dort aus Juda an. Gleichzeitig gibt es einen weiteren König, nämlich König Pekach von Israel, dem Brudervolk von Juda. Auch er schließt sich dem Angriff auf Juda an. So wird das Land von Norden und Nordosten bedroht.
Beide Könige töten zahlreiche Soldaten und wichtige Persönlichkeiten. Unter anderem fällt auch der Sohn von Ahas in diesen Kämpfen. Tausende werden gefangen genommen. Doch die Strafe Gottes hört hier nicht auf.
Auch die Philister erheben sich. Diese befinden sich nicht im Norden von Juda, sondern im Westen. Wenn man die Karte vor Augen hat, erkennt man, dass die Philister im Westen von Juda liegen. Sie nutzen die Gelegenheit, da ohnehin schon zwei Länder gegen Juda kämpfen. Sie kämpfen sich frei und erobern Gebiete zurück, die zuvor Usir, der Großvater von Ahas, zurückgedrängt hatte.
Doch das ist noch nicht alles. Nun greifen auch die Edomiter an. Sie nutzen ebenfalls diese Gelegenheit und kommen aus dem Südwesten, um das Volk Juda anzugreifen. Auch sie führen Gefangene fort.
So wird Juda aus allen Himmelsrichtungen angegriffen. Die Feinde Judas kommen von allen Seiten als Strafe Gottes, weil das Volk so gottlos gehandelt hat und Ahas ein gottloser König war.
In dieser Zeit gibt es jedoch auch eine Verheißung von Gott an Ahas. Durch Jesaja erhält Ahas diese Zusage. Gott versichert ihm, dass Aram und Israel, die die Juden angreifen, keinen Erfolg haben werden. Sie werden die Juden nicht vollständig zerstören.
Gott gibt Ahas diese Verheißung und macht ihm zusätzlich ein Angebot durch Jesaja. Jesaja sagt zu Ahas: „Du kannst von Gott ein Zeichen verlangen. Du kannst einen Beweis fordern, dass es wirklich so eintreffen wird, dass Aram und Israel keinen Erfolg haben werden. Bitte, gib mir ein Zeichen.“ Das ist die Botschaft, die Gott durch Jesaja an Ahas richtet.
Die Reaktion von Ahas ist jedoch ablehnend. Er lehnt dieses Angebot mit der Begründung ab: „Ich will Gott nicht versuchen“, sagt er zu Jesaja. Im Hintergrund, wie man in 2. Chronik 28 oder 2. Könige 16 nachlesen kann, räumt Ahas jedoch den kompletten Tempelschatz leer. Er flieht zum König von Assyrien, um dort um Hilfe zu bitten.
Ahas zeigt sich somit als Heuchler und Gottloser. Seine Regierungszeit ist geprägt von innen- und außenpolitischem Totalversagen. Zusätzlich ist sie durch den moralischen Verfall von Ahas selbst und dem ganzen Volk gekennzeichnet. Auch die moralische Heuchelei, die Ahas an den Tag legt, gehört zu dieser Zeit.
Und in dieser dunklen Zeit, in dieser dunklen Zeit spricht Gott zu Jesaja in Kapitel 8. Ihr könnt es schon mal aufschlagen: Kapitel 8 in Jesaja. Gott fordert Jesaja ausdrücklich auf: „Das, was ich dir jetzt sage, schreibe auf, notiere es.“
Er gibt diesem Dokument, all dem, was Jesaja aufschreiben soll, auch einen Titel. Der Titel dieser Botschaft lautet: „Bald kommt Plünderung, rasch Raub.“
Im Hebräischen klingt das vielleicht nicht ganz so holprig, aber wie der Titel schon verrät, ist dies keine positive Botschaft, die Gott Jesaja übermittelt. Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels, keinen Hoffnungsschimmer zu sehen.
In Kapitel 8 sehen wir dann, wie Gott androht, dass Assyrien – also das Volk, zu dem Ahas um Hilfe gebetet hat – nicht nur über Israel herfallen wird, nicht nur über Aram, sondern auch große Teile Judas überrennen wird.
Gott verwendet dabei das Bild eines Flusses, der über die Ufer tritt und ganz Juda einfach überschwemmt, sodass sie gerade noch ihre Köpfe aus dem Wasser halten können.
Also keine guten Aussichten für Juda. Gott lässt Gottlosigkeit niemals ungestraft.
Nun, das eigentliche Schlimme ist nicht nur, dass die Zeiten so dunkel sind, die auf sie zukommen und gleichzeitig auch in denen, die sie leben.
Das Schlimme ist vielmehr, dass Jesaja und all die übrig gebliebenen gottesfürchtigen Juden – all diejenigen, die mit Jesaja auf Gottes Seite stehen – dieses angedrohte Gericht selbst miterleben müssen. Sie alle sind mittendrin dabei.
Und nicht nur das: Jesaja bekommt zur selben Zeit, in der er diese Verheißung erhält, einen Sohn. Gott gibt ihm den Auftrag, diesem Sohn einen Namen zu geben, der auch der Name dieser Botschaft ist, nämlich „Bald kommt Plünderung, Raschraub“.
Das heißt: Immer wenn Jesaja gefragt wurde: „Hey, du bekommst doch bald ein Kind, habt ihr eigentlich schon Namen für dieses Kind?“, oder wenn er seinen Sohn beim Namen rief, wurde er immer wieder an dieses Gericht Gottes erinnert, das auf sie zukommt. Er wurde quasi täglich daran erinnert, welche dunklen Zeiten auf sie zukommen.
Zusätzlich zu dem moralischen Verfall, den er sowieso schon im Volk gesehen hatte, und der Gottlosigkeit, die er eh schon tagtäglich erlebte, wurde er also auch noch täglich daran erinnert, was noch auf sie zukommt.
Es wäre nicht verwunderlich, muss man sagen, wenn Jesaja ähnlich depressive Gedanken gehabt hätte wie Jeremia. Jeremia, vielleicht wisst ihr es, verflucht den Tag seiner Geburt und wünscht sich, nie geboren zu sein.
Jesaja schreibt über die Tage, die auf ihn und das Volk zukommen, die folgenden Worte in Vers 21 am Ende von Kapitel 8: „Wenn sie, das Volk, sich dann nach oben wenden oder wenn sie auf die Erde sehen, also egal wohin sie schauen, siehe, so ist da Drangsal und Finsternis, beängstigendes Dunkel, und in dichte Finsternis wird es verstoßen.“
Beängstigend, besorgniserregend, deprimierend – diesen Vers könnte man wahrscheinlich auch auf die heutige Zeit anwenden, oder? Wenn man sich in den Medien so ein bisschen umsieht, ein paar Nachrichten liest, dann hat man das vielleicht schon mitbekommen.
Es gibt da diese sogenannte „Letzte Generation“, die in letzter Zeit sehr häufig in den Medien war. Ich habe ein bisschen recherchiert, was sie selbst über sich und ihre Organisation sagen, auf ihrer Webseite nachgeschaut. Sie sehen sich als den Überlebenswillen der Gesellschaft – als letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann.
Also alles andere als rosig, was sie da vor sich sehen. Sie sehen dunkle Zeiten auf sich zukommen.
Oder wenn wir in den Osten blicken, sehen wir den Krieg in der Ukraine und irgendwie noch immer die Frage: Wird es vielleicht irgendwann – vielleicht nicht in diesem Krieg, aber in den nächsten Jahren – zum Einsatz von Atomwaffen kommen? Und was passiert dann?
Da schwebt die ständige Angst mit.
Oder wenn wir einfach die nächsten Wochen und Monate betrachten, dann schwebt vielleicht bei dem einen oder anderen die Sorge um einen möglichen Energienotstand mit. Irgendwann sind die Lichter aus.
In Frankreich hat man in den letzten Tagen schon versucht, regional begrenzt den Strom abzuschalten, um auf so etwas vorbereitet zu sein. Also buchstäblich beängstigendes Dunkel und dichte Finsternis, wenn man auf die Erde blickt, oder?
Nicht umsonst nennt das Bundesministerium für Gesundheit die Depression mittlerweile eine Volkskrankheit. Sie schreiben, dass 16 bis 20 Prozent, also jeder Fünfte der Bevölkerung, irgendwann in seinem Leben an Depressionen leidet.
Die Zahl der Krankmeldungen aufgrund von Depressionen hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Die Zahl der Suizidversuche bei Kindern hat sich im Vergleich zu den Jahren vor Corona verdreifacht.
Wir sehen eine große Hoffnungslosigkeit, eine Machtlosigkeit und Angst, die die Bevölkerung heute dominieren – Angst und Sorge vor der Zukunft. Heute genauso wie damals bei Jesaja.
Der Theologe Enneüde übersetzt diesen Vers 22 so: „Der Mensch blickt nach oben und starrt auf die Erde und sieht nur bedrückende Finsternis, Not und Verzweiflung. Er ist hineingestoßen in lichtlose Nacht.“
In seinem Kommentar zu diesen Versen schreibt er die folgenden Worte: Er stellt zwei rhetorische Fragen. Er sagt: „Sie werden nach oben schauen, doch der Himmel wird finster auf sie blicken und düster aussehen. Und wie kann es auch anders sein, wenn sie ihren Gott verfluchen? Sie werden auf die Erde schauen, doch was für Ermutigung kann es denen geben, die sich mit Gott im Krieg befinden?“
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Und genau in diesen Versen der Verzweiflung gibt Gott eine Verheißung. Er schenkt Jesaja und den gläubigen Israeliten einen Grund zur Hoffnung. Er zeigt den gottesfürchtigen Juden das Licht am Horizont.
Aber wie? Wie kann Gott in dieser trostlosen Zeit Hoffnung geben? Was kann Gott Jesaja und den anderen gottesfürchtigen Juden mitgeben, woran sie sich festhalten können? Das Licht am Ende des Tunnels, der Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammern können, ist ganz einfach: Gott erzählt ihnen die Weihnachtsgeschichte. Er gibt ihnen die einfache Botschaft mit: Der Retter ist geboren! Der Retter ist geboren!
Schlagen wir dazu Jesaja auf, und zwar in Kapitel 8, dem letzten Vers, oder je nach Übersetzung möglicherweise schon in Vers 1 von Kapitel 9. Wenn Kapitel 8 nur 22 Verse hat, dann ist es Vers 1 von Kapitel 9, sonst Vers 23 von Kapitel 8. Dort heißt es:
„Doch bleibt nicht im Dunkel das Land, das bedrängt ist. Wie in der ersten Zeit das Land Sebulon und das Land Naftali gering gemacht hat, so wird er in der letzten Zeit den Weg am See zu Ehren bringen, jenseits des Jordan das Gebiet der Heiden. Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen. Über den Bewohnern des Landes der Todesschatten ist ein Licht aufgeleuchtet. Du hast das Volk vermehrt, hast seine Freude groß gemacht. Sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie die Sieger jubeln, wenn sie Beute verteilen. Denn du hast das Joch zerbrochen, das auf ihm lastete, und den Stab auf seiner Schulter und den Stecken seines Treibers wie am Tag Midians. Denn jeder Stiefel derer, die gestiefelt ein Herr stapfen im Schlachtgetümmel, und jeder Mantel, der durchs Blut geschleift wurde, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Man nennt seinen Namen Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich. Er wird es gründen und festigen mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn, des Herrschers, wird dies tun.“
Nun, das ist die Weihnachtsgeschichte in ihrer alttestamentlichen Version. Ihr merkt, wie viel Jesaja schon siebenhundert Jahre vor Jesu Geburt über Jesus wusste, über diesen kommenden Retter. Er wusste nicht einfach nur, dass der Retter geboren wird, sondern auch, dass der Retter Licht bringen wird. Das sehen wir in den ersten beiden Versen.
Der Retter bringt Licht, der Retter bringt Freude, und der Retter bringt Friede. Er bringt Licht, er bringt Freude, er bringt Friede.
Wir möchten zum ersten Punkt kommen: Der Retter bringt Licht. Wenn ihr in Vers 23 oder je nach Verszählung Vers 1 schaut, dann stellt ihr fest, dass es erst einmal ein wenig wirr klingt. Es ist dort die Rede vom Land Sebulon und vom Land Naftali. Das bekommt man vielleicht noch hin, wenn man weiß, dass es sich um Stämme Israels handelt. Wahrscheinlich ist damit einfach das Gebiet gemeint, in dem diese Stämme beheimatet waren, beide im Norden von Israel.
Dann ist die Rede von einer Zeit, in der beide Länder gering gemacht wurden, klein gemacht wurden. Vielleicht verstehen wir das auch, wenn wir ein bisschen Geschichte anschauen, sowohl im Buch Jesaja als auch in den Königsbüchern, was dort passiert. Wie gesagt, beide Stämme befinden sich im Norden Israels. Grundsätzlich sind sie anfällig für Angriffe feindlicher Völker, zum Beispiel der Assyrer, die im Nordosten Israels liegen. Das heißt, Naftali und Sebulon sind so ziemlich die Ersten, auf die die Assyrer treffen werden.
Und genau das passiert. Es gibt einen König Tiglat-Pilneser, den König, den Ahas eigentlich auch um Hilfe anfleht. Dieser König ist der Herrscher von Assyrien. Kurz vor dieser Prophezeiung ist er in dieses Gebiet gekommen und hat es einfach ausgelöscht. Er hat es komplett plattgemacht, dem Erdboden gleichgemacht – das Gebiet von Naftali und Sebulon. Damit sehen wir, was gemeint ist, wenn hier die Rede davon ist, dass sie gering gemacht wurden: Sie wurden im Erdboden gleichgemacht, sie wurden ausgelöscht.
Aber dann ist da irgendwie die Rede von einem Weg am See, einer Straße, die auch noch zu Ehren gebracht wird, und von einem Gebiet der Heiden. Was kann damit gemeint sein? Warum ist plötzlich von einem Weg, von einer Straße die Rede? Und warum ist es so wichtig, dass sie am Wasser liegt, am See? Wie kann man einen Weg überhaupt zu Ehren bringen? Was ist das Besondere an einem Weg, dass man ihn zu Ehren bringt? Was ist mit diesem Weg am Wasser, diesem Weg am See?
Vielleicht ist es ein Bild, vielleicht ein Symbol für etwas anderes. Ist mit dem Weg vielleicht nicht ein buchstäblicher Weg gemeint? Ist damit vielleicht der Lebensweg gemeint? Ist es ein Bild für den Lebensweg? Und ist mit diesem Wasser, diesem See etwas Ähnliches gemeint wie in Psalm 1?
In Psalm 1 lesen wir von jemandem, der Gottes Wort liebt, der Gottes Wort liest und darüber nachdenkt. Er wird verglichen mit einem Baum, der an Wasser gepflanzt ist. Vielleicht meint Jesaja, dass derjenige, der seinen Lebensweg am Wasser des Wortes Gottes geht, zur Ehre gebracht wird. Ist das das, was Jesaja hier meint?
Das klingt irgendwie ganz gut. Vielleicht würdest du jetzt sagen: „Oh ja, kann schon sein.“ Aber eigentlich ist das völliger Blödsinn, völliger Humbug. Ich möchte euch warnen, dass ihr das, was ich gerade als Negativbeispiel genannt habe, niemals tut, nämlich etwas in die Bibel hineinzulegen, was dort gar nicht steht.
Gerade im Alten Testament sind wir sehr in der Gefahr, irgendetwas in den Bibeltext hineinzulegen, es bildlich oder allegorisch auszulegen. Dann wird etwas in den Text hineingelegt, was dort gar nicht steht. Aus einer biblischen Erzählung wird plötzlich ein Bild für etwas komplett anderes, was aber gar nicht im Text steht und nicht aus dem Text hervorgeht.
Wir sollten die Bibel grundsätzlich wörtlich auslegen. Das heißt: Wenn hier von einem Weg am See die Rede ist, dann sollten wir grundsätzlich davon ausgehen, dass hier von einem Weg am See die Rede ist. Es sei denn, wir finden im Zusammenhang etwas, das deutlich darauf hinweist, dass dieser Weg am See bildlich gemeint ist. Aber das ist hier nicht der Fall. Es ist tatsächlich ein Weg, eine Straße an einem See.
Was wir hier haben, ist eine extrem erstaunliche Prophezeiung von Jesaja. Nämlich die Prophezeiung, dass in diesem Gebiet im Norden Israels etwas beginnen wird. Dieses Gebiet, das so sehr unter Gottes Gericht durch die Assyrer gelitten hat, das Gottes Zorn so erbarmungslos zu spüren bekommen hat.
Das Volk, das in der Finsternis wandelt, hat ein großes Licht gesehen. Dieses Gebiet wird der Beginn einer großartigen Errettung. Dieses Gebiet, das zum Inbegriff für Gottes Zorn wurde, wird zum Ausgangspunkt für Gottes Barmherzigkeit und Gnade.
In Vers 23 ist von einem Gebiet der Heiden die Rede. Es sind die hebräischen Worte Galil ha-Goyim. Von diesen hebräischen Worten wird das neutestamentliche Galiläa abgeleitet.
Und jetzt, was geschieht in Galiläa? Was passiert dort? Schlagen wir gemeinsam Matthäus 4 auf. Matthäus zitiert in Kapitel 4 Verse 13 bis 16 aus Jesaja. Dabei handelt es sich um Verse, die ursprünglich aus Kapitel 8, Vers 23, und Kapitel 9, Vers 1, von Jesaja stammen. Man erkennt hier schon, dass diese beiden Verse zusammengehören und dass die Kapiteleinteilung in Jesaja nicht optimal ist. Tatsächlich gehört Vers 23 aus Kapitel 8 eigentlich noch zu Vers 1 aus Kapitel 9.
Interessant ist, wie Matthäus dieses Zitat einleitet. In Matthäus 4, Vers 12 heißt es: „Als aber Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er weg nach Galiläa.“ Johannes der Täufer war gefangen genommen worden, und Jesus verließ daraufhin Nazareth, eine Stadt in Galiläa im Norden Israels. Er kam und ließ sich in Kapernaum nieder.
Achten Sie auf die Betonung, die Matthäus hier setzt: Jesus ließ sich in Kapernaum nieder, das am See liegt. Dieses „am See“ befindet sich im Gebiet von Sebulon und Naphtali. Damit wurde erfüllt, was durch den Propheten Jesaja gesagt wurde: „Er spricht vom Land Sebulon und vom Land Naphtali, am Weg des Meeres, jenseits des Jordan, im Galiläa der Heiden.“ Das Volk, das in der Finsternis wohnte, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land des Todesschattens saßen, ist ein Licht aufgegangen.
Von da an begann Jesus zu verkündigen und zu sprechen: „Denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.“ Gott sagt hier durch Jesaja, dass in der Gegend von Galiläa, an diesem kleinen See im Norden Israels, der Ort sein wird, an dem die große Errettung beginnen wird. Der König, der Messias, wird nach Galiläa kommen.
Was ist das Erstaunliche an dieser Prophezeiung von Jesaja? Es ist erstaunlich, weil niemals jemand vorausgesagt hätte, dass der Messias nach Galiläa kommen würde. Kein menschlicher Prophet hätte das gewagt zu sagen. Vielleicht hätte man erwartet, dass er nach Jerusalem kommt, der großen Stadt. Aber Galiläa? Galiläa war und ist der schäbigste Ort unter den Juden.
Das zeigt sich auch schon bei Jesaja. Er bezeichnet Galiläa als das Gebiet der Heiden. Es ist eine Grenzprovinz im Norden Israels, angrenzend an nichtjüdisches, heidnisches Gebiet. Deshalb lebten dort viele Heiden, verschiedene heidnische Gruppen und Bevölkerungen. Aus diesem Grund verachteten die Juden Galiläa.
Jesus verbrachte jedoch mehr als dreißig Jahre seines Lebens in Galiläa, wie es die Prophezeiung von Jesaja vorausgesagt hatte. Er erfüllte diese Vorhersage buchstäblich. Danach kam er nach Jerusalem. Und was sagte die Bevölkerung, als er dort ankam? „Kann aus dieser Gegend überhaupt etwas Gutes kommen?“ Oder wörtlich: „Kann aus Nazareth, dieser Stadt in Galiläa, etwas Gutes kommen?“ Sie fragten sich das, weil Jesus aus Galiläa kam.
In den Propheten bei Micha lesen wir, dass der Messias eigentlich aus Bethlehem kommen soll. Ja, Jesus wurde in Bethlehem geboren, aber danach zog er nach Galiläa. Damit erfüllte er auch die Prophezeiung in Jesaja, dass er aus Galiläa kommt, aus diesem Gebiet, dessen Geschichte von Gottes Zorn geprägt ist.
Dieses verachtete Land der Heiden ist der Ausgangspunkt von Gottes großer Errettung. Das Volk, das in der Finsternis wandelte, hat ein großes Licht gesehen. Über denen, die im Land des Todesschattens wohnen, ist das Licht aufgegangen. Was für ein starker Kontrast, den Jesaja aufzeigt! Es war dunkel, doch das Licht ist aufgegangen.
Die Menschen, die in einer dunklen Welt leben, werden dieses Licht sehen und Jesus Christus erkennen. In Johannes 1, Vers 9 heißt es: „Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt.“ Das bedeutet, Jesus bringt nicht nur das Licht, er ist das Licht.
Das Licht ist aufgegangen, aber die Menschen zogen sich lieber wieder unter ihren Stein zurück, in ihre Dunkelheit, weil sie diese so liebten. So war es, als Jesus das erste Mal auf die Erde kam. Doch es wird nicht so sein, wenn er ein zweites Mal kommen wird.
Damit kommen wir zum zweiten Punkt, den ich nur ganz kurz überfliegen möchte, da er zurück zu Jesaja führt: Der Retter bringt Freude, ab Vers 2 bis Vers 4.
Der Retter bringt Freude: „Du hast das Volk vermehrt, hast seine Freude groß gemacht. Sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie die Sieger jubeln, wenn sie Beute verteilen. Denn du hast das Joch zerbrochen, das auf ihm lastete, und den Stab auf seiner Schulter und das Stecken seines Treibers, wie am Tag Midians. Denn jeder Stiefel derer, die gestiefelt an Herstapfen im Schlachtgetümmel waren, und jeder Mantel, der durchs Blut geschleift wurde, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt werden.“
Dieses Königreich wird kommen, und es wird Freude und Jubel sein. Es wird Sieg und das Ende aller Kriege sein. Es wird Frieden geben – das Reich des Messias, das noch kommen wird, wenn er wiederkommt. Also quasi ein Weihnachten 2.0.
Ein Weihnachten 2.0, das diese Welt nicht mehr feiern wird, weil sie keine Gelegenheit mehr dazu haben wird. Dieses Weihnachten 2.0 wird eine Freude mit sich bringen, die es so noch nie gegeben hat. Natürlich nicht für alle Menschen, aber es wird eine unbeschreibliche Freude sein.
Das sehen wir schon, wenn wir die Bilder anschauen, die Jesaja verwendet, um diese Freude zu beschreiben. Denn eigentlich könnten die Bilder, die er nutzt, nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite das Bild der Freude über die Ernte, auf der anderen Seite die Freude über einen siegreichen Kampf – die Freude eines Soldaten nach einem erfolgreichen Gefecht.
Beim einen Bild pflanzt man an und kümmert sich im Schweiße seines Angesichts um das Feld. Man hofft auf einen guten Ertrag, um am Ende, wenn man erntet, voller Freude zu sein. Auch wenn die Ernte anstrengende Arbeit ist, ist es doch eine große, erleichternde Freude über die reiche Ernte.
Auf der anderen Seite verwendet Jesaja das Bild eines Soldaten, der im Kampf wahrscheinlich nicht nur einmal Todesangst gelitten hat, am Ende aber siegreich ist. Mit erleichterter Freude verteilt er die Beute.
So wird es sein, wenn Jesus wiederkommt. Es wird eine erleichternde, unbeschreibliche Freude sein, weil es vorbei ist. All das Leid auf dieser Erde ist vorbei – nicht nur das Leid, das wir selbst erleben, sondern auch das ganze Leid, das wir in der Welt sehen.
Es wird keinen Krieg mehr geben, keine Ungerechtigkeit mehr und keinen ungerechten Gerichtsspruch. Stattdessen wird Friede und Freude herrschen.
Diese Freude, auch wenn wir sie hier auf der Erde nicht vollkommen erleben werden, können wir jetzt schon schmecken.
Und damit kommen wir zum Höhepunkt dieser Weihnachtsgeschichte: Der Ritter bringt Frieden.
Warum können wir diese Freude jetzt schon schmecken? Weil ein Kind uns geboren ist, ein Sohn uns gegeben wurde. Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, und er nennt seinen Namen: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaften und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich. Er wird es gründen und festigen mit Recht und Gerechtigkeit – von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn, der Herrscher, wird dies tun.
Nun stellt sich die erste Frage, die einem beim Lesen dieser Zeilen in den Sinn kommt. Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, lautet: Ist das denn ernst gemeint? Wir haben gewaltige Probleme hier auf der Erde – heute genauso wie damals zu Jesajas Zeiten. Was mag Jesaja gedacht haben, als Gott ihm diese Zusage gab, als Gott ihm diese Prophezeiung offenbarte?
Wahrscheinlich dachte Jesaja: „Hey, das Volk hasst dich doch, oh Gott. Sie treiben wirklich perverse Rituale, bei denen sie ihre eigenen Kinder verbrennen. Sie beten alle möglichen, selbst erfundenen und selbstgemachten Götzen an. Der König ist ein totaler Versager. Er ermutigt das Volk sogar zur Gottlosigkeit und ist in dieser Gottlosigkeit das größte Vorbild. Um uns herum sind lauter Feinde, die uns angreifen und unseren Tod sehen wollen. Und dann stehen auch noch die Assyrer vor der Tür – sie schlagen ihre Feinde brutal nieder und hängen deren Köpfe an die Bäume um die Stadt. Und deine Lösung ist ein Kind? Ernsthaft?“
Ein Kapitel vorher haben Jesaja und seine Frau auch einen Sohn bekommen. Dieser Sohn, dieses Kind, erinnerte Jesaja durch seinen Namen ständig an das Gericht Gottes. Wie also soll dieses Kind Hoffnung geben? Wie soll dieses Kind Licht in unsere Dunkelheit bringen?
Ich weiß, ihr alle kennt diese Verse. Ihr hört sie wahrscheinlich jedes Jahr, ihr habt sie immer wieder gelesen. Aber versetzt euch einmal in die Lage von Jesaja: Assyrien steht vor der Tür – wahrscheinlich eines der brutalsten Völker der Menschheitsgeschichte. Und das eigene Volk, inklusive König, schert sich einen Dreck darum. Sie treiben es sogar noch schlimmer.
Ahas, der König, wird kurze Zeit später, als Assyrien schon teilweise Judah bedrängt, jeglichen Gottesdienst komplett beenden. Er macht die Tore des Tempels einfach zu. Er stellt einen anderen Altar in den Vorhof des Tempels hinein und beendet den gesamten Gottesdienst. Er wird immer gottloser.
Und dann sagt Gott: „Diese Finsternis wird weichen, Jesaja. Diese Finsternis wird weichen. Ihr werdet ein helles Licht sehen, eure Freude wird groß sein, eure Feinde werden vernichtet, und ihr werdet befreit werden.“ Aber wie, Gott? Wie wirst du das tun? Nur so: Es wird ein Kind geboren.
Also wie soll dieses Kind die Lösung für Gottlosigkeit und Unmoral sein?
Und schau dir den Text an: Es heißt dort „Ein Kind ist uns geboren“. Nun, geboren – was heißt das? Jesus ist geboren wie ein Mensch. Jesus war ein echter Mensch. Er war ein ganz normaler Mann. Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt, er war so menschlich wie jeder andere Mensch. Er nahm Fleisch an. Paulus sagt in Philipper 2, er erniedrigte sich selbst und wurde wie ein Mensch erfunden.
Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt, er wurde in allen Punkten versucht wie wir, doch ohne Sünde. Weil er also ein Mensch war, weil er fühlte, was wir fühlen, und weil er litt, wo wir leiden, kann er uns beistehen. Er ist in der Lage, mit uns mitzufühlen, und er ist ein treuer und mitfühlender Hohepriester.
Aber er war mehr als nur ein Mensch. Auch das sehen wir schon in Jesaja, im zweiten Teil dieses Satzes. Dort heißt es nämlich: „Uns ist ein Kind geboren, uns ist ein Sohn gegeben.“ Was steht dort? „Uns ist ein Sohn geboren?“ Nein, „uns ist ein Sohn gegeben“. Gegeben von wem? Gegeben von Gott. Das unterstreicht die Gottheit dieses Kindes. Es ist nicht nur ein Mensch, er war Gott. Er war Gott, der Mensch geworden ist.
Er musste Gott sein, er musste Mensch sein, um die Sünde des Menschen zu tragen. Aber er musste Gott sein, um die Sünde und den Tod zu besiegen. Das sehen wir auch schon zwei Kapitel vorher, in Jesaja 7,14. Dort heißt es, da prophezeit Jesaja, dass Jesus Gott sein würde. Es heißt: „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben – Gott mit uns.“ Das ist die Bedeutung von Immanuel: Gott mit uns.
Wer war Jesus Christus? Jesus Christus war Gott mit uns, Gott in Menschengestalt, ein Kind, auf dessen Schultern die Herrschaft ruht. Ein Kind, auf dessen Schultern die Herrschaft ruht. Das heißt nicht, die Herrschaft über dieses oder jenes Land. Das heißt auch nicht die Herrschaft über die ganze Erde. Es heißt einfach nur: Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Alle Herrschaft ruht auf seiner Schulter – und das immer noch bezogen auf dieses Kind. Er ist der König der Könige, das Kind, über das die Menschen so spotten, das Kind, das sie im Grunde genommen auslachen.
Vielleicht haben Sie es schon mal gesehen, bei den Bildern, bei den Krippen: Da liegt dieses Jesuskind immer in der Krippe, und um es herum sind lauter kleine, dicke, halbnackte Babys mit Flügeln, die Engel darstellen sollen. Und das ist das Bild, das man von Jesus hat. Aber dieses Kind ist der Sohn Gottes.
Seine wunderbaren Eigenschaften sehen wir dann auch in seinen Namen, die ihm gegeben werden. Es werden ihm vier Namen gegeben. Das Erste, was dort steht, ist Wunderrat oder wunderbarer Ratgeber. Ich weiß, einige Übersetzungen sehen das als zwei verschiedene Worte, „wunderbarer“ und „Ratgeber“, aber ich denke, dass beide Begriffe zusammengehören: wunderbarer Ratgeber.
Das erste Wort ist das hebräische Wort für Wunder. Wunder ist etwas, das erstaunlich ist, etwas, das unbeschreiblich ist, etwas, das Staunen hervorruft. Und Ratgeber – dieses Wort, das hier verwendet wird – ist jemand, der zu bestimmten Handlungsweisen und Denkweisen rät, und zwar auf eine Art und Weise, dass sein Rat als besonders wertvoll und weise erachtet wird.
Dieses Wort für Ratgeber, das hier steht, wird in den englischen Bibeln mit Counselor übersetzt. Das ist die englische Bezeichnung für einen Seelsorger. Also ist Jesus ein erstaunlicher, unbegreiflicher Seelsorger, ein Wunder von einem Ratgeber.
Wir suchen heute nach Weisheit, wir suchen nach Antworten, wir suchen nach dem Sinn des Lebens. Wir suchen nach Lösungen für unsere Probleme. Vielleicht gehen wir zu einem Psychologen, zu einem Psychiater, zu irgendeinem Berater. Wir suchen in Büchern nach Lösungen für unsere Probleme, wir versuchen alles, aber wir bekommen keine Hilfe.
Das Wort Gottes sagt uns hier: Wenn du einen wunderbaren Ratgeber suchst, dann biete ich dir Jesus Christus an, den Sohn Gottes, den vollkommenen, wunderbaren Ratgeber und Seelsorger. Erst Gott und Mensch gleichzeitig. Als Gott weiß er alles und sieht alles in deinem Herzen. Er weiß alles über dich, er kennt alle deine Bedürfnisse, er weiß, wie er diese Bedürfnisse stillen kann, er weiß, was das Beste für dich ist, er weiß, wie du deine Probleme lösen kannst. Er gibt dir einen weisen Ratschlag.
Er ist nicht wie Satan, der dich anlügt. Er gibt dir einen ehrlichen Ratschlag. Er weiß, was du brauchst, und er kann auch mit dir mitfühlen, weil er auch hundert Prozent Mensch ist wie du – ohne Sünde, aber versucht wie wir – und kann dementsprechend mitfühlen und Empathie mit uns zeigen.
Aber er ist nicht nur ein guter Ratgeber. Du kannst der beste Seelsorger auf der ganzen Erde sein. Du kannst dich so gut mit der Bibel auskennen, dass du zu jedem Problem, das dir zugetragen wird, sofort eine biblische, richtige und gute Lösung anbieten kannst. Das bringt dir aber gar nichts, denn es mag sein, dass jemand zu dir kommt, du hast den besten Rat für ihn, einen biblischen Rat, aber du kannst ihn nicht dazu bringen, deinen Rat zu befolgen.
Du kannst deinem Gegenüber einen richtigen und biblischen Rat geben, aber das heißt nicht, dass er ihn befolgt. In der Regel wollen Ratsuchende meistens sowieso keinen wirklichen biblischen Rat, sondern einfach nur die Bestätigung für ihr Tun.
Aber Jesus ist nicht einfach nur ein wunderbarer Seelsorger. Er ist auch ein starker, mächtiger Gott. Das heißt, er kann dir nicht nur sagen, was du tun sollst, den richtigen Rat geben, sondern er kann dich auch dazu befähigen, das auszuführen.
Diese Stärke, diese Macht Gottes, die hier beschrieben wird, sehen wir auch im Evangelium selbst. Paulus schreibt, es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt. Dieses Kind, dieser Sohn, den Gott gegeben hat, dieses Geschenk Gottes ist uns gegeben, um seine Macht zum Ausdruck zu bringen.
Er hat die Macht, die Sünde zu besiegen, er hat die Macht, Satan zu vernichten, er hat die Macht, den Tod zu töten, Menschen vor der Hölle zu erretten, zu heilen, Tote auferstehen zu lassen und Gebete zu erhören. Eines Tages wird er auch zurückkehren, und seine Macht wird voll zum Ausdruck gebracht werden.
Er ist fähig, Menschen zu erlösen, er hat die Macht, er ist ein starker Gott.
Der dritte Name, von dem wir hier lesen, ist „Ewigvater“. Wörtlich heißt es „Der Vater der Ewigkeit“. Jesus Christus hat quasi die Ewigkeit gezeugt. Er ist Gott, er ist einst mit dem Vater, der von Ewigkeit zu Ewigkeit ist.
Er ist der Urheber des ewigen Lebens. Aus ihm gehen die Ewigkeiten hervor, und er ist für dich und für mich, für jeden, der ihn liebt und annimmt, die Quelle des ewigen Lebens.
Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Es ist kein gewöhnliches Baby, das hier beschrieben wird, kein gewöhnliches Kind. Er hält die Ewigkeit in seiner Hand. Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist er Gott.
Und das Letzte, was wir sehen, ist, dass er der Friedefürst ist. Er bringt Frieden – und zwar in dreierlei Hinsicht: Erstens bringt er Frieden zwischen Gott und Menschen.
Wenn wir zu Jesus kommen, ist der Krieg zwischen dir und Gott vorbei. In Römer 5 heißt es: „Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erlangt haben zu der Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“ Durch dieses Kind haben wir Frieden mit Gott.
Und nicht nur Frieden mit Gott – das ist das Zweite, was er bringt – er bringt Frieden mit uns selbst, Frieden in unserem Herzen. In Philipper 4,7 heißt es: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.“ Ein Frieden, der nicht erklärbar ist.
Dieses Wort „Verstand“ kann auch mit „Vernunft“ übersetzt werden. Ein Frieden, der eigentlich irgendwie komplett unvernünftig ist, der nicht erklärbar ist. Ein Frieden, der in uns herrscht, für den es keine vernünftige Erklärung gibt.
In Epheser 2,14 heißt es: „Er, Jesus, ist unser Friede.“ Das ist wirklich innerer Friede.
Was wir hier sehen, ist eigentlich alles, was ein Mensch will, oder? Alles, was ein Mensch sucht, findet er in Jesus. Das sehen wir an diesen Namen, die Jesus gegeben werden.
Und er wird dann zum Ende auch einen vollkommenen Frieden bringen, wenn er wiederkommt. Bei seinem zweiten Wiederkommen wird er sein Reich in vollkommenem Frieden aufbauen und regieren.
Alles, was wir hier gesehen und in diesen Versen gelesen haben, entspricht dem, was wir ständig in unseren Weihnachtsliedern besingen. Die Lieder zu Weihnachten drehen sich immer wieder um dieses Licht, um die Freude und den Frieden, die Jesus, das Kind, gebracht hat und die eines Tages über die ganze Erde kommen werden.
Deshalb singen wir in all diesen Liedern vom Licht, von der Freude und vom Frieden. Wir singen vom Licht, das unsere Nacht erhellt, und davon, dass wir ein Licht am Himmel sahen. Wir singen das Lied: „Finsternis beherrscht die Erde, aber es gibt noch Hoffnung.“
Wir singen „Freue dich, Welt“ und „Herbei, o ihr Gläubigen“, fröhlich und triumphierend. Wir besingen dieses Licht, diese Freude und den Frieden, die uns der Retter Jesus Christus gebracht hat. Wir besingen das, was uns dieses Kind geschenkt hat, das uns geboren und gegeben ist.
Und ich möchte zum Schluss euch noch eine Sache zeigen. Schaut dazu noch einmal in Vers fünf hinein. Ein letzter Gedanke, ein Wort, auf das ich eingehen möchte: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“
Nun, wer ist mit „uns“ gemeint? Wen meint Jesaja mit „uns“? Wem wird dieses Kind gegeben? Für alle Menschen ist es geboren?
Wen meint Jesaja mit „uns ist ein Kind geboren“? Bedeutet „uns“ alle? Nein. Wenn ihr den Zusammenhang lest, werdet ihr das auch feststellen: „Uns“ ist nicht auf das ganze Volk Israel bezogen. Gott unterscheidet den Zusammenhang gerade in Kapitel acht explizit zwischen denen, die einen Anstoß nehmen werden an Jesus, und denen, die ihn lieben. Also ist „uns“ nicht auf das ganze Volk Israel bezogen.
Wer ist mit „uns“ gemeint? Für wen ist dieses Kind geboren? Es ist „uns“ geboren, die wir glauben. Jesaja spricht hier zu dem gottesfürchtigen Überrest der Israeliten. Denen ist dieses Kind geboren.
Denn für diejenigen, die Jesus nicht annehmen, gibt es keinen Retter. Für diejenigen, die Jesus nicht annehmen, gibt es keine Hoffnung, keinen Frieden. Für diejenigen, die Jesus nicht annehmen, gibt es kein ewiges Leben. Es gibt keine mächtige Kraft, keinen weisen Rat für diejenigen, die Jesus nicht annehmen und an ihn glauben. Es gibt keinen wunderbaren Seelsorger, keinen inneren Frieden.
Gott bietet dir heute das an, was er durch Jesaja auch damals angeboten hat. Nur mit dem Unterschied, dass Jesaja in die Zukunft geblickt hat und wir in die Vergangenheit blicken – auf das, was Jesus getan hat, auf das Kommen des Retters. Jesus Christus, der Erlöser, ist geboren.
Nimm ihn an und alles, was er dir anbietet. Amen.