Ich habe euch heute Morgen einen Fahrschein der Deutschen Bahn mitgebracht. Wenn ihr von euren Sitzen aus nicht genau erkennen könnt, was das Besondere daran ist, erkläre ich es euch.
Dieser Fahrschein ist speziell, weil kein Preis darauf steht. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise sind auf jedem Fahrschein ein Preis und die Zone angegeben, innerhalb derer der Fahrschein gültig ist. Bei diesem Fahrschein ist das nicht der Fall, da es sich um einen Freifahrtschein handelt, den die Deutsche Bahn ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellt.
In diesem Fall hat Manuel Siemens aus unserer Gemeinde, der bei der Bahn arbeitet, mir diesen Freifahrtschein besorgt. Ein gewisses Kontingent davon steht den Mitarbeitern der Deutschen Bahn zur Verfügung.
Das Tolle daran ist, dass man das Datum eingibt und sich für einen Tag entscheidet. An diesem Tag kann man dann überall innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland mit jedem Zug der Deutschen Bahn fahren – auch mit dem IC.
Das heißt, du kannst an diesem Tag so viel und so weit fahren, wie du möchtest. Wenn du kontrolliert wirst, hat das keinerlei Konsequenzen, denn der Freifahrtschein ist eine Vorabgenehmigung. Du darfst also ohne Angst vor Folgen einfach drauflosfahren.
Gnade als Freifahrtschein – eine falsche Vorstellung
Viele Christen verstehen die Gnade Gottes manchmal als Freifahrtschein für die Sünde. „Gott ist gnädig, ich kann darauf lossündigen, denn er ist reich an Gnade.“ Mein Predigtthema heute Morgen lautet: Gnade im Überfluss – ein Freifahrtschein für die Sünde.
Paulus hat im Römerbrief bisher sehr viel über die Gnade gesprochen. In Kapitel 3 beispielsweise sagt er in Vers 24: „Wir werden umsonst gerechtfertigt aus Gnade.“ Das heißt, wir als Menschen – Paulus hat ja vor uns einen verdorbenen Zustand dargestellt – sind durch und durch Sünder und können nicht gerecht vor Gott sein. Aber Gott greift ein. Er schickt seinen Sohn Jesus Christus ans Kreuz. Jesus stirbt für unsere Sünden, und wenn wir unser Vertrauen auf Jesus setzen, erklärt Gott uns für gerecht und spricht uns frei von der Schuld. Das ist Gnade.
Dann haben wir in Kapitel 5 gesehen, welche Konsequenzen die Gnade beziehungsweise die Rechtfertigung für unser Leben hat. Dort heißt es in Römer 5,1-2: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind durch den Glauben an Jesus Christus, haben wir …“ und dann zählt Paulus auf: Frieden mit Gott, aber auch Zugang zur Gnade, in der wir stehen. Vielleicht erinnert ihr euch noch an meine Illustration mit diesem Ball im Wasser – dieser Schutzraum der Gnade. Wir stehen in der Gnade als Christen, wir atmen Gnade. Wenn wir fallen, nehmen wir die Gnade wieder in Anspruch. Ein wunderbarer Text über die Gnade Gottes.
Im zweiten Teil von Kapitel 5 – das war meine letzte Predigt zum Römerbrief – zoomt Paulus noch einmal zurück und zeigt uns nicht nur die persönlichen Konsequenzen der Gnade, sondern auch die Makroperspektive, die heilsgeschichtliche Perspektive. Durch Adam ist die Sünde in die Welt gekommen, dadurch der Tod. Christus als der zweite Adam hat das Menschsein gelebt, wie Gott es sich wünscht. Er hat die Sünde besiegt, er hat den Tod besiegt. Und dann heißt es ganz am Ende von Kapitel 5, Vers 20: „Wo aber die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade überreich geworden.“ Das heißt, da, wo die Sünde sich wie ein Waldbrand vermehrt und viel kaputtgemacht hat, ist die Gnade wie ein Ozean, der alles überschwemmt und jede Sünde vergibt.
Nach meiner letzten Predigt muss ich euch sagen: Eine Person kam zu mir und sagte: „André, wenn wir die Gnade hier so groß machen, wenn wir so viel Gnade predigen, laufen wir da nicht Gefahr, dass Menschen sich ermutigt fühlen zu sündigen, weil Gott ja gnädig ist?“ Ich habe der Person gesagt: Genau das ist die Frage, die jetzt am Ende von Kapitel 5 aufkommen könnte. Paulus antizipiert diese Frage.
In unserem heutigen Text in Römer 6 greift Paulus diese rhetorische Frage gleich zweimal auf: Ist die Gnade denn jetzt ein Freifahrtschein für die Sünde? Der Text geht eigentlich von Vers 1 bis Vers 23. Ich habe mich gestern ganz spontan dazu entschieden, zwei Predigten daraus zu machen. Der Text hat eigentlich zwei Punkte. An den beiden rhetorischen Fragen in Vers 1 und Vers 15 lässt sich der Text gliedern.
Ich habe heute deswegen nur einen Punkt in meiner Predigt, weil ich heute nur den ersten Teil behandle. In drei Wochen bin ich wieder dran, dann schauen wir uns den zweiten Teil von Römer 6 an.
Die Frage nach dem Missbrauch der Gnade
Ist die Gnade ein Freifahrtschein für die Sünde? Wir kommen zum ersten Punkt: Auf keinen Fall! Wir sind für die Sünde gestorben.
Ich lese zunächst noch einmal die Frage vor, die Paulus hier stellt: „Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunimmt?“ Das ist die Frage, die sich stellt. Wenn wir Vers 20 aus Kapitel 5 noch einmal lesen, heißt es dort: „Wo die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade überreich geworden.“ Daraus könnte jetzt die Frage entstehen: Wenn die Sünde groß ist und die Gnade größer, dann wird die Gnade ja noch größer, wenn wir mehr sündigen.
Das ist eine Überlegung, die aufkommen könnte. Doch Paulus weist in Vers 2 diese Überlegung als völlig absurd zurück. Dort heißt es: „Das sei ferne!“ Mit anderen Worten: Auf keinen Fall! Niemals dürfen wir die Gnade auf diese Weise missbrauchen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind am Grill und tragen ein weißes T-Shirt. Sie essen Ihr Steak – tut mir leid für alle Vegetarier hier im Raum – und ein Tropfen Barbecue-Sauce kleckert auf Ihr weißes T-Shirt. Da wird doch niemand auf die Idee kommen, jetzt das ganze weiße T-Shirt in Barbecue-Sauce einzutauchen, nur um die Qualität der Waschmaschine zu demonstrieren, oder? Das wäre doch völlig bescheuert.
Wir brauchen die Waschmaschine sowieso, weil wir uns immer wieder beschmutzen. Aber die Waschmaschine zu missbrauchen oder ihre Qualität zu demonstrieren, indem wir uns absichtlich total besudeln, darauf kommt doch niemand.
Oder nehmen wir ein seelsorgerliches Beispiel: Wenn ein Mann Ehebruch begeht und seine Frau sich trotzdem entscheidet, bei ihm zu bleiben. Sie sagt: „Ich vergebe dir, du warst mir untreu, aber ich bin dir treu, ich halte trotzdem zu dir.“ Schaut mal, da wird die Treue der Frau umso schöner, umso größer, weil man sieht, was für einen Mann sie hat, und dass er ihr fremdgegangen ist.
Aber es wäre doch völlig pervers, wenn der Mann auf die Idee kommt: „Dann begehe ich jetzt noch öfter Ehebruch, weil dann wird die Treue meiner Frau ja noch größer.“ Versteht ihr, das ist absurd, das ist pervers.
Doch kann es sein, dass du manchmal so über die Gnade Gottes denkst? Gott vergibt immer wieder, also kann ich einfach weiter darauf lossündigen. Wenn wir ehrlich sind, hatten wir doch alle schon mal so einen Gedanken, oder? Die Sünde vernebelt uns, unser Herz betrügt uns, und manchmal bauen wir uns ein Rechtfertigungssystem für die Sünde zusammen: „Einmal ist kein Mal, Gott wird schon wieder vergeben.“
Wir missbrauchen die Gnade Gottes für unsere Sünde. Paulus sagt, das ist pervers. Niemals dürfen wir die Gnade als Freifahrtschein für die Sünde missbrauchen – auf gar keinen Fall!
Die theologische Begründung gegen den Missbrauch der Gnade
Und dann begründet Paulus das theologisch. Er sagt in den nächsten Versen: Wir, die wir der Sünde gestorben sind – wie können wir noch in ihr leben? Paulus spricht hier von „wir“, also von uns Christen. Dieser Text richtet sich an Christen. Wenn wir der Sünde gestorben sind, dann können wir doch nicht einfach weiter in der Sünde leben. Das ist eine ganz einfache Logik: Wer gestorben ist, lebt nicht mehr. Oder? Wer gestorben ist, lebt nicht mehr.
Paulus sagt, genauso ist es mit der Sünde. Wenn wir für die Sünde gestorben sind, dann können wir nicht in ihr leben.
Stell dir mal vor, ein verstorbener Verwandter aus deinem Familienkreis steht plötzlich vor deiner Haustür. Schwer vorstellbar, ein makabrer Moment. Aber wie würdest du dich fühlen? Das wäre doch ein ungeheuerlicher Moment. Du machst die Tür auf und plötzlich steht da jemand, den du vor drei Jahren beerdigt hast. Ich weiß nicht, wie wir uns fühlen würden. Ich glaube, wir wären schockiert – nicht in erster Linie erfreut. Wir wären schockiert. Du bist tot, was machst du hier?
Aber genau so ungeheuerlich ist es, wenn ein Christ, der für die Sünde gestorben ist, wieder anfängt, bewusst in ihr zu leben. Das ist Totenauferstehung. Er lebt plötzlich wieder, obwohl er in der Taufe bekannt hat: Ich bin tot für mein altes Leben.
Versteht ihr? Wir müssen aber den Unterschied machen zwischen „in Sünde leben“ und „in Sünde fallen“. Wir alle fallen immer wieder in Sünde, ich auch. Aber es macht einen großen Unterschied. Ich möchte das mal illustrieren anhand eines Schweins und eines Lammes.
Ein Schwein lebt im Matsch, es fühlt sich wohl im Dreck und will da auch nicht raus. Ein Lamm hingegen, wenn es in den Matsch fällt, fühlt sich unwohl. Es möchte raus und wieder gereinigt werden. Es lebt nicht im Dreck, aber es fällt auch mal hinein.
Und genauso ist es mit uns Christen: Ja, wir fallen, aber wir dürfen nicht auf die Idee kommen, die Sünde zu genießen und in ihr zu leben. Das geht nicht.
Ich mache es jetzt mal persönlich: Du kannst hier nicht sitzen und sagen, ich bin Christ, und gleichzeitig in einer unehelichen sexuellen Beziehung leben. Dann lebst du in dieser Sünde. Du kannst nicht vorgeben, Christ zu sein, mit Christus für die Sünde gestorben zu sein, und gleichzeitig Drogen nehmen, dich immer wieder betrinken oder Alkohol missbrauchen und in dieser Sünde leben. Das funktioniert nicht.
Paulus sagt: Wir sind doch gestorben. Wie sollten wir denn in der Sünde leben? Das ist ungeheuerlich.
Das illustriert Paulus in den nächsten Versen mit dem Beispiel der Taufe. Ich lese die Verse 3 und 4:
„Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln.“
Paulus verwendet hier das Bild der Taufe – ein Bild, das uns sehr geläufig ist. Er sagt, genau das symbolisiert doch die Taufe. Ich meine, wir haben es hier vor einigen Wochen gesehen: Mit dem Untertauchen wird symbolisiert, dass ich mit Christus gestorben bin. Mit dem Auftauchen aus dem Wasser sagen wir: Ich habe jetzt ein neues Leben. Ich bin nicht mehr der Alte.
Das haben wir öffentlich gezeigt. Sein Tod ist unser Tod, seine Auferstehung ist unsere Auferstehung.
Schaut mal: Wenn Deutschland ein Spiel bei der Europameisterschaft gewinnt, so wie gestern, dann sagen wir doch: Wir haben gewonnen, oder? Vielleicht hast du das heute Morgen schon gesagt oder gestern: Wir haben gewonnen. Die Frage ist: Wer ist „wir“? Keiner von uns war auf dem Platz. Die wenigsten von uns – oder wahrscheinlich keiner – war in München und hat angefeuert. Wir waren nicht dabei. Warum sagen wir dann „wir haben gewonnen“? Weil wir uns mit der Mannschaft identifizieren. Sie repräsentieren Deutschland. Wenn sie gewinnen, haben wir gewonnen. Das ist Identifikation.
Aber Paulus geht noch einen Schritt weiter und sagt: Wir als Gläubige leben in einer tatsächlichen Vereinigung mit Jesus Christus.
Ich möchte das mal illustrieren. Da heißt es in Vers 5:
„Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit seiner Auferstehung sein.“
Die Schlachterübersetzung sagt: Wir sind eingesackt in seinem Tod und damit auch in seiner Auferstehung.
Die Bibel spricht davon, dass wir in Jesus Christus sind als Gläubige.
Ich habe hier mal so eine russische Matroschka-Puppe ausgeliehen für diese Predigtillustration. Das Tolle daran ist, dass man das Einssein in Christus damit gut illustrieren kann.
Die Bibel sagt: Wir sind in Christus. Das ist unsere Vereinigung. Wir sind eins geworden bei unserer Wiedergeburt mit Christus. Deswegen ist sein Tod unser Tod, weil wir in ihm sind, und seine Auferstehung ist unsere Auferstehung.
Wir sind eins mit Christus und sind auferweckt zu einem neuen Leben.
Aber das muss sich dann auch zeigen. Das muss sichtbar werden. Da kann man doch nicht gegen sein Bekenntnis handeln.
Schau mal: Wenn du in Sünde lebst, dann lebst du eine Lüge. Denn du hast hier im Taufbecken öffentlich bekannt: Ich bin gestorben. Ich bin gestorben für mein altes Leben. Ich bin auferstanden mit Christus zu einem neuen Leben.
Wenn du jetzt aber wieder in der Sünde lebst, lebst du entgegen deines öffentlichen Bekenntnisses. Du widerrufst in gewisser Weise dein Bekenntnis. Du gibst nach außen hin immer noch den Christen, aber in Wahrheit lebst du in Sünde.
Und Paulus sagt: Gebrauche die Gnade nie als Freifahrtschein für die Sünde, denn wir sind gestorben in Christus. Halte an diesem Bekenntnis fest.
Schaut mal: Ein Toter regt sich nicht mehr. Wenn du einen Toten rufst, passiert nichts, weil er tot ist. So sollen wir uns als Christen für tot halten – tot für die Sünde.
Die Bedeutung der Kreuzigung und Auferstehung für das Leben
Ab Vers sechs wechselt Paulus das Bild: Er geht von der Taufe zur Kreuzigung über. Es ist dieselbe Wahrheit, aber ein anderes Bild. Wir erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei und wir der Sünde nicht mehr dienen. Paulus sagt, unser alter Mensch ist mit Jesus mitgekreuzigt worden, damit wir der Sünde nicht mehr dienen.
Das bedeutet: Wenn wir mit Christus gestorben sind, dann sind wir nicht mehr unter der Macht der Sünde. Hier steht ein sehr starkes Wort: das Wort für dienen bedeutet eigentlich Sklavendienst. Wenn wir mit Jesus gestorben sind, stehen wir nicht mehr unter dem Zwang der Sünde. Wir müssen nicht mehr sündigen. Die Sünde hat kein Anrecht mehr auf uns. Wenn wir sündigen, dann tun wir das freiwillig, weil wir es wollen. Niemand kann sagen: „Ich muss sündigen, ich kann nicht anders.“ Doch, als Christ kannst du anders; als Nichtchrist nicht. Aber als Christ kannst du anders, weil du mit Christus gestorben bist und zu einem neuen Leben auferstanden bist.
Warum ist das so? Warum unterliegen wir nicht mehr dem Zwang der Sünde? Vers 7 sagt: „Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ Diese Aussage muss richtig verstanden werden, sonst landen wir bei der Allversöhnung. Sie bedeutet nicht, dass jeder, der leiblich stirbt, automatisch freigesprochen ist – egal wer es ist. Sonst könnte man sagen, jeder kommt in den Himmel, der stirbt. Aber das sagt der Text nicht. Es geht hier um das Gestorbensein mit Jesus für das alte Leben.
Paulus macht deutlich, dass das Wort „freigesprochen“ ein juristischer Begriff ist. Man könnte auch sagen: Wer gestorben ist, ist rechtskräftig allen Verpflichtungen entbunden. Ich möchte das anhand eines Arbeitnehmers erklären. Ein Arbeitnehmer hat bestimmte Verpflichtungen seinem Arbeitgeber gegenüber. Diese sind vertraglich geregelt. Zum Beispiel steht dort: Arbeitszeit Montagmorgen um acht Uhr. Aber wenn dieser Arbeitnehmer gestorben ist, kann der Chef doch nicht am Montag nach der Beerdigung einen Aufstand machen und sagen: „Warum bist du am Montag nicht um acht Uhr da?“ Der Vertrag ist hinfällig. Es gibt keinen rechtskräftigen Anspruch mehr, weil der Arbeitnehmer tot ist.
Das ist eine geistliche Wahrheit, die befreiend ist. Wenn du mit Jesus gestorben bist, stehst du nicht mehr unter der Macht der Sünde. Das heißt, es kann einen Sieg in deinem Leben über die Sünde geben, mit der du vielleicht gerade am meisten zu kämpfen hast. Wir kämpfen nicht mehr um den Sieg, sondern vom Sieg her. Jesus hat den Sieg bereits errungen, aber dieser muss jetzt in unserem Leben realisiert werden. Manchmal fühlt es sich so an, als könnten wir nicht anders. Aber als Christen können wir anders, weil die Sünde kein Anrecht mehr auf uns hat.
Von der Kreuzigung kommt Paulus nun zur Auferstehung in den Versen acht bis zehn: „Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden; da wir wissen, dass Christus aus den Toten auferweckt ist und nicht mehr stirbt. Der Tod herrscht nicht mehr über ihn, denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er lebt, das lebt er Gott.“
Ich mag, wie Paulus es hier formuliert, besonders in Vers acht: „Wir glauben.“ Und schau, wie Vers neun beginnt: „Da wir wissen.“ Wir glauben, weil wir es wissen. Christlicher Glaube beruht auf Tatsachen, und die Tatsache ist die Auferstehung Jesu Christi. Darauf setzen wir unser Vertrauen. Wir wissen es auch, weil es eine Tatsache ist. Diese Tatsache ist die Grundlage dafür, dass wir freigesprochen sind von der Sünde, weil Jesus den Tod besiegt hat. Jesus hat uns freigesprochen und uns zu einem neuen Leben mit ihm bestimmt.
Das neue Leben zeigt sich schon hier und jetzt, aber es wird vollendet, wenn wir bei ihm sind. Das waren die ersten zehn Verse, und das war die Theorie. Wir kommen jetzt gleich zur Praxis. Das war die Theorie, das waren alles Seinsaussagen. Paulus sagt: Ihr seid gestorben, ihr seid auferstanden. Grammatikalisch ist das der Indikativ. Und jetzt kommt der Imperativ ab Vers elf. Jetzt kommen die Sollensaussagen, weil das in eurem Leben passiert ist. Deswegen sollt ihr jetzt auch so leben.
Praktische Anwendungen im Kampf gegen die Sünde
Drei Anwendungen möchte ich dir mitgeben, wenn du mit Sünde zu kämpfen hast.
Ich glaube, wir alle haben mit Sünde zu kämpfen. Auch ich kämpfe mit Sünde.
Dieser Text hat mich ermutigt, und ich hoffe, dass er auch dich ermutigt, heute radikaler gegen die Sünde zu kämpfen.
Die neue Identität verinnerlichen
Drei Dinge, die uns Paulus hier weitergibt
Erstens: Verinnerliche deine neue Identität.
In Vers 11 heißt es: „So auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus.“ Schaut mal, was Paulus hier macht. Er sagt, ihr seid gestorben. Und jetzt, in Vers 11, fordert er euch auf: Haltet euch auch für gestorben. Ihr seid mit Christus auferstanden, haltet euch aber auch für auferstanden.
Das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist „logizomai“. Daraus leitet sich unser Wort „Logik“ ab. Es geht um etwas, das in unserem Denken passiert, in unserem Inneren, was wir glauben. Man könnte das Wort auch übersetzen mit: „Denkt über euch nach“ oder „Haltet euch für“. Es hat also viel mit unserer Selbstwahrnehmung zu tun. Wie sehen wir uns? Wie denken wir über unsere Identität, wer wir sind?
Paulus sagt, dass diese Haltung im Griechischen im Präsens steht. Das bedeutet, dass dieses Denken andauernd unser Bewusstsein bestimmen soll – wer du wirklich bist in Jesus Christus.
Schaut mal, wenn eine Frau heiratet, nimmt sie in der Regel den Nachnamen ihres Mannes an. Das ist zumindest im deutschen Kulturkreis so. Ich glaube, das ist nicht in allen Kulturen üblich, aber hier bei uns verstehen wir dieses Beispiel.
Am Anfang, also in den ersten Tagen, hat so manch eine Frau noch ein bisschen Probleme damit. Sie meldet sich am Telefon manchmal noch mit ihrem alten Namen Müller, obwohl sie schon Schmidt heißt. Das kommt vor. Aber irgendwann pendelt sich das ein. Dann hat sie ihre neue Identität so verinnerlicht, dass sie sagt: „Ich bin nicht mehr Frau Müller, ich bin Frau Schmidt.“
Sie geht immer mit dem Namen Schmidt ans Telefon. Sie wird nie mehr mit Müller rangehen, denn das war ihre Vergangenheit vor der Hochzeit.
Schaut mal, was passiert, wenn die Versuchung bei uns anruft. Die Versuchung sagt: „Ich hätte gern Frau Sündig gesprochen.“ Wie gehst du ran? Sagst du: „Ja, hier ist Frau Sündig“? Dann gehst du auf die Versuchung ein. Oder sagst du: „Nein, im Moment ist Frau Sündig nicht zu sprechen. Frau Sündig ist gestorben. Ich bin jetzt Frau Heilig.“
Und die Versuchung wird weitermachen und sagen: „Nein, nein, nein, ich erkenne deine Stimme. Wir haben doch noch vor ein paar Monaten miteinander telefoniert. Du bist Frau Sündig.“
Doch du antwortest: „Nein, ich bin Frau Heilig, weil Frau Sündig gestorben ist.“
Weißt du, was ich dir mitgeben möchte? Ich möchte dich ermutigen: Wenn morgen die Versuchung bei dir anruft oder heute Nachmittag, geh mit dem richtigen Namen ran!
Geh mit dem richtigen Namen ran! Sage: „Hier ist Frau Heilig“, oder „Hier ist Herr Heilig.“ Ich bin gestorben mit Christus. Ein Toter reagiert nicht mehr auf einen Anruf.
Nimm das mit: Der Kampf gegen die Sünde beginnt in unserem Denken und in dem, was wir glauben. Erst dann folgen konkrete Aktivitäten.
Aber nimm das mit: Wer du in Christus bist, das brauchst du. Du bist ein neuer Mensch. Lebe das auch!
Den Begierden keinen Gehorsam leisten
Wir kommen zum zweiten Punkt: Verweigere den Begierden deinen Gehorsam. Vers 12 lautet: „So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche.“
Die Sünde darf uns nicht mehr beherrschen. Wenn Paulus das sagt, antizipiert er, dass es immer wieder dazu kommen kann. Es kann passieren, dass die Sünde wieder Neuland in unserem Leben gewinnt. Das würde sich darin zeigen, dass wir den Begierden gehorchen.
Was sind Begierden? Lassen Sie uns das kurz erklären. Begierden sind Wünsche, und zwar ganz starke Wünsche – nicht einfach kleine Wünsche, sondern starke Verlangen. Das Wort „Begehren“ drückt ein starkes Verlangen in uns aus.
Der biblische Begriff kann manchmal positiv sein. Jesus sagt zum Beispiel, dass es ihn verlangte, mit seinen Jüngern das Abendmahl zu feiern – ein gutes Verlangen. Meistens ist es in der Bibel jedoch ein böses oder negatives Verlangen.
Diese Begierden sind nach wie vor in uns vorhanden. Sie sind da. Wenn wir uns mit dem Wortstudium beschäftigen, stellen wir fest, dass sie trügerisch sind. Kennt ihr das auch aus eurem Leben, dass euch die Sünde manchmal attraktiver vorkommt als der Wille Gottes? Ich kenne das aus meinem Leben. Es gibt Phasen, da scheint mir die Sünde attraktiver als der Wille Gottes.
Warum ist das so? Weil die Begierden trügerisch sind, sagt Paulus. Das ist wie ein Köder, der verlockend aussieht, aber einen Haken hat. Wenn wir dann in Sünde gefallen sind, denken wir im Nachhinein: „Warum konnte ich nur so blöd sein?“ Genau, die Sünde und die Begierden haben uns betrogen.
Die Begierden haben das Endziel, uns kaputtzumachen, sagt Petrus. Das ist schockierend: In uns ist etwas, das uns selbst zerstören will – unsere Begierden. Entscheidend ist, den Kampf gegen sie rechtzeitig zu beginnen.
Schaut mal: Eine Schlange ist viel leichter im Ei zu töten als, wenn sie geschlüpft ist. Genauso ist es mit den Begierden. Ganz am Anfang, wenn wir nur mit der Sünde spielen und die Sache vielleicht noch auf unserem Rechner haben, obwohl wir sie dort nicht haben sollten – nur so „für den Fall der Fälle“ – dann treiben wir Vorsorge für das Fleisch, und die Begierden werden stärker.
Es wird immer schwieriger, je mehr wir schon auf die Sünde eingehen, gegen sie zu handeln. Entscheidend ist, ganz am Anfang gegen sie zu handeln.
In der Tierwelt kommt es manchmal vor, dass Krähen Adler angreifen – meistens sogar mit mehreren Krähen. Das ist eigentlich Wahnsinn, oder? Der Adler ist der König der Lüfte, und die Krähen greifen ihn an. Sie machen es tückisch: Sie setzen sich dem Adler hinten drauf und picken ihn in den Nacken.
Wenn es mehrere Krähen sind, können sie sogar einen Adler töten. Der Adler, wenn er die Krähe hinter sich hat, kann nicht viel machen. Das Einzige, was der Adler dann tut, ist, er steigt höher und höher.
Je höher der Adler steigt, desto dünner wird die Luft für die Krähen. Die Krähen können nicht so hoch fliegen. Je höher der Adler steigt, desto schwächer wird die Krähe. Irgendwann muss sie aufgeben und runterfliegen, weil sie sonst nicht mehr genug Luft bekommt.
Je näher wir am Herrn sind, desto schwächer ist die Begierde. Deswegen ist es wichtig, die Beziehung zum Herrn zu pflegen.
Wie nah bist du momentan dem Herrn? Pflegst du die Gemeinschaft mit ihm jeden Tag? Nimmst du dir die Zeit, um mit ihm Gemeinschaft zu haben? Das ist der Schlüssel im Kampf gegen die Sünde.
Jakobus gibt uns im Jakobusbrief 1,14-15 eine gute Illustration anhand einer Geburt, wie Begierden funktionieren. Ich möchte das gerne mitgeben, weil es hilfreich für die Praxis ist. Ich lese Jakobus 1,14-15 vor:
„Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor. Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“
Wenn wir nur die Verben anschauen, sehen wir ein fünfstufiges Schema:
Es beginnt immer damit, dass wir fortgezogen werden – fortgezogen aus einer engen Gemeinschaft zu Gott.
Dann, an zweiter Stelle, wenn wir nicht mehr nah bei Gott sind, kommt die Versuchung und redet uns die Sünde schön.
Wenn wir auf die Versuchung eingehen, findet die Zeugung statt. Das ist leicht nachzuvollziehen: Die Versuchung plus unsere Einwilligung führt zur Zeugung.
Wie bei einer leiblichen Zeugung kommt das Kind. Hier ist das Kind die Sünde.
Wenn du dich auf die Versuchung eingelassen hast, wird es zur Sünde kommen.
Die letzte Stufe ist die Sünde, die immer verheerende Konsequenzen hat. Jakobus beschreibt sie mit dem Tod.
Wisst ihr, was ich lange dachte in meinem persönlichen Kampf gegen die Sünde? Ich dachte, der Kampf muss zwischen Verführung und Zeugung ansetzen – wenn mich etwas versucht und ich nicht darauf eingehe.
Aber irgendwann habe ich festgestellt: Nein, der Kampf muss viel früher ansetzen, ganz am Anfang. Ich darf mich erst gar nicht aus einer engen Gemeinschaft mit Gott fortreißen lassen.
Vielleicht sitzt du hier und bist einsam, weil du Single bist. Du hast viel mit Einsamkeit zu kämpfen, und das verstehen wir. Ich kann es nicht ganz nachvollziehen, weil ich verheiratet bin.
Aber die Bibel sagt: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist.
Satan will diese Situation nutzen, um dich erst einmal von Gott wegzuziehen. Weißt du, wie er das macht? Er wird dir einreden: „Schau mal, Gott meint es nicht gut mit dir. Du bist immer noch alleine. Gott meint es nicht gut mit dir.“
Und er wird dir einflößen: „Schau mal, wie wirst du sterben? Du hast keine Kinder, keine Enkelkinder. Wer wird dich im Alter versorgen?“
Das sind Gedanken, Sorgen und Ängste, die Satan in dich hineinlegt. Irgendwann zweifelst du an der Güte Gottes für dein Leben: „Meint Gott es wirklich gut mit mir, auch in diesen Umständen?“
Und wisst ihr, was dann passieren kann? Dann kommt Versuchung.
Plötzlich lädt dich der ungläubige Arbeitskollege, der mit Gott nichts am Hut hat, auf einen Kaffee ein. Du weißt: „Oh, das könnte Heike werden, das ist voll mein Typ.“
Und du triffst dich mit ihm trotzdem auf einen Kaffee, dann auf einen zweiten, auf einen dritten. Nach dem dritten Kaffee lädt er dich zu sich nach Hause ein. Du bleibst über Nacht bei ihm. Den Rest der Geschichte ersparen wir uns.
Schaut mal: Der Kampf ist nicht verloren, als du zu ihm in die Wohnung gegangen bist. Der Kampf ist verloren, als du angefangen hast zu glauben: „Gott meint es nicht gut mit mir.“
Deswegen will ich dich ermutigen: Wenn du in so einer Situation bist, halte daran fest: Gott hat eine gute Absicht für dein Leben. Lass dir keine Lügen von Satan einreden. Lass dich nicht fortreißen aus einer Nähe und vertrauten Beziehung zu Gott.
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke im Kampf gegen die Versuchung.
Da kommt ein Mann nach Hause aus der Gemeinde. Er war viel im Einsatz, hatte eine Besprechung. Seine Frau schläft – es war ein harter Tag.
Er setzt sich aufs Sofa und sagt: „Gut, jetzt habe ich dem Herrn heute wunderbar gedient.“ Seine Frau schläft, er ist noch nicht müde. Er verbringt den Abend einfach mal für sich und lässt es sich gut gehen. Er schaut sich eine Serie an.
In dieser Serie kommt eine Szene mit einer ziemlich attraktiven Frau. Diese Bilder erinnern ihn an seine Pornovergangenheit. Das Kopfkino geht los. Der Laptop steht da, die Frau schläft im Schlafzimmer. Er geht an den Laptop.
Ihr Lieben, wo ist der Kampf verloren worden? Nicht erst da, wo er an den Laptop gegangen ist. Der Kampf ist verloren, als er nach Hause kam und sagte: „So, jetzt machen wir Pause mit der Anbetung. Gott, ich habe dir bis jetzt gedient, jetzt geht es um mich.“
Auch wenn er am Anfang noch nicht direkt die Absicht hatte, Pornos zu schauen – diese Haltung hat ihn von Gott und der Nähe zu Gott wegziehen lassen.
Ihr Lieben, was wir lernen müssen, ist, mit Gott auszuruhen und mit ihm zusammen zur Ruhe zu kommen – in enger Gemeinschaft mit ihm.
Deswegen möchte ich dich ermutigen: Fang den Kampf gegen die Begierden rechtzeitig an. Wie der Adler nahe am Himmel ist und dort die Krähen besiegt, so sei auch du nah beim Herrn.
Sich Gott und dem Körper zur Verfügung stellen
Ich komme zum letzten Punkt: Stell dich und deinen Körper Gott zur Verfügung. In Vers 13 heißt es: „Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.“
Paulus erwähnt hier unseren Körper. Schaut mal: Mit unserem Körper haben wir gesündigt. Wir sündigen auch im Inneren, aber in der Regel zeigt sich Sünde in unserem Körper. Mit unserem Mund sagen wir Dinge, die wir nicht sagen sollten. Mit unseren Füßen gehen wir an Orte, an die wir nicht gehen sollten. Mit unseren Händen tun wir Sachen, die wir nicht tun sollten.
Wir sündigen in der Regel auch mit unserem Körper, und Paulus sagt: Das war eure Vergangenheit. Ihr habt der Sünde euren Körper gegeben. Jetzt gebt euch selbst Gott hin und gebt euren Körper Gott. Stellt ihm euren Körper zur Verfügung. Eure Hände – Gott will eure Hände gebrauchen, um anderen Menschen Gutes zu tun. Gott will den Mund, mit dem du früher gelogen hast, Menschen beschimpft hast und über sie gelästert hast, benutzen, um andere zu ermutigen. Gott will dich völlig verändern.
Aber wisst ihr, was mich an diesem Vers so ermutigt? Es geht im Kampf gegen die Sünde nicht nur um eine Defensive. Es geht nicht darum, dass wir die ganze Zeit die Sünde vor Augen haben und sagen: „Das dürfen wir nicht, das dürfen wir nicht, das dürfen wir nicht.“ Der Text sagt auch: Das bedeutet Offensive. Geh und schmeiß dich in die Gegenwart Gottes. Es geht um Anbetung, es geht darum, dass du sagst: „Jesus, es geht um dich. Ich liebe dich mehr als alles andere. Ich will für dich leben. Ich gebe dir mein ganzes Leben hin.“
Das ist das, was Paulus sagt, wenn er in Galater 2, Vers 20 schreibt: „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“
Ihr Lieben, es geht letztendlich um Jesus. Es geht darum, dass wir ihm sagen: „Herr, ich liebe dich. Ich will voll für dich leben. Ich will nicht nur defensiv sein, sondern ich will auch offensiv für dich vorangehen. Hier hast du mich, mach du mit mir, was du willst.“
In 2. Korinther 5 heißt es: „Er ist darum für alle gestorben, damit die, die da leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ Dazu will ich dich heute ermutigen: Stell dich wieder selbst Gott zur Verfügung, mit Haut und Haar. Sag: „Gott, ich will für dich leben. Vergib du mir, dass ich es immer wieder nicht ernst genug gemeint habe. Ich stelle mich dir zur Verfügung. Gebrauche du mich, gebrauche du meinen Körper. Ich will für dich leben. Ich will meinen Körper nicht der Sünde zur Verfügung stellen, sondern ich will Sklave der Gerechtigkeit sein. Ich will ganz von dir ergriffen sein. Lebe du durch mich.“
Schaut mal, wie der Text in Vers 14 schließt: Er endet mit einer Zusage: „Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter der Sünde, sondern unter der Gnade.“
Schaut mal, wir werden heute hier hoffentlich neu motiviert weggehen, um gegen die Sünde zu kämpfen. Aber es wird vermutlich auch wieder Niederlagen geben. Das setzt der Text voraus, denn sonst bräuchten wir nicht die ständige Aufforderung. Es wird Niederlagen geben, aber dann können wir wieder die Gnade in Anspruch nehmen und neu sagen: „Herr, jetzt geht es weiter. Ich werde mich nie mit Sünde in meinem Leben zufrieden geben.“
Unsere Motivation ist nicht das Gesetz, unsere Motivation ist nicht die Verdammnis, unsere Motivation ist die Gnade. Aber dann ist die Gnade doch kein Freifahrtschein für die Sünde. Die Gnade ist die Motivation, um gegen die Sünde zu kämpfen. Die Gnade ist unsere Motivation, das auszuleben, was wir durch die Gnade geworden sind. Genau darum geht es. Dazu möchte ich dich ermutigen.
Vielleicht hast du in letzter Zeit so viel Niederlage erlebt mit Sünde in deinem Leben. Vielleicht warst du schon kurz davor, den Kampf aufzugeben. Du sagst: „Ich schaffe es nicht, immer wieder, schon seit Jahren, immer wieder dieselbe Sünde, und ich komme da nicht raus.“ Weißt du was? Jesus sagt dir heute: Du musst der Sünde nicht dienen. Du bist ein neuer Mensch geworden, und er will dir helfen, die Sünde zu besiegen. Sonst wäre die Bibel nur Theorie, aber wir glauben, dass sie keine Theorie ist. Deswegen kann der Sieg in deinem Leben über die Sünde vollzogen werden. Glaube daran, ergreife ihn.
Und wenn du Hilfe brauchst, dann komm doch auf uns zu. Wir möchten dich auch gern seelsorgerlich begleiten. Gerade bei Süchten und Abhängigkeiten tut es gut, mit jemandem zusammen Schritt für Schritt aus dieser Sucht herauszugehen. Aber der Sieg ist möglich, und motiviert werden wir durch die Gnade, nicht durch das Gesetz.
Vielleicht hast du dein Leben Jesus noch nie übergeben. Du stellst fest: „Ich bin Sklave der Sünde, und ich bin fertig. Ich weiß auch nicht, was ich damit machen soll.“ Gnade – was ist Gnade? Kann mir Gott überhaupt noch vergeben? Ich möchte dir sagen: Er kann dir vergeben, und er will dir vergeben. Weißt du was? Gott liegt so viel daran, dich von deiner Sünde zu befreien. Gott möchte das, Gott möchte dir vergeben.
Wenn du diese Entscheidung heute treffen möchtest, lade ich dich ein, gleich im Anschluss an den Gottesdienst zurückzubleiben. Wir beten gerne mit dir. Dann kannst du deine Sünde Jesus bekennen. Er hat bezahlt, ein für alle Mal, und er möchte aus dir einen neuen Menschen machen. Du darfst das gerne heute annehmen.
Ich möchte eine dritte Gruppe ansprechen: Vielleicht ist das in deinem Leben schon passiert, dass du gestorben bist, für die Sünde auferstanden bist, du hast dich bekehrt, aber du hast es noch nie öffentlich gezeigt in der Taufe. Wenn du heute die Entscheidung treffen willst, am dritten Oktober dabei zu sein, wenn wir die nächste Taufe haben, kannst du auch einfach nach dem heutigen Gottesdienst zurückkommen, zurückbleiben und uns das sagen. Dann nehmen wir dich schon mal auf die Liste auf.
Aber lass uns auf diese Predigt antworten. Seid ermutigt und gestärkt! Wir sind im Kampf gegen die Sünde. Wir sind ein neuer Mensch geworden in Christus. Wir müssen der Sünde nicht dienen, und Gott will uns dabei helfen. Amen!
Wir wollen jetzt noch zwei Lieder gemeinsam singen. Darf ich bitten, dass die Musiker und Sänger nach vorne kommen? Wir können alle dazu aufstehen und gerne von Herzen mitsingen. Gerade das erste Lied ist eine wunderbare Antwort auf die Predigt.