Einführung in das Thema Kleinglaube
Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 397: Die Heilung des Fallsüchtigen, Teil 4.
Jesus hat gerade einen jungen Mann von einem schlimmen Dämon geheilt und erklärt anschließend seinen völlig verblüfften Jüngern:
Matthäus 17,19-21
Da traten die Jünger für sich allein zu Jesus und sprachen: „Warum haben wir ihn nicht austreiben können?“
Er aber spricht zu ihnen: „Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: ‚Heb dich weg von hier, dorthin!‘, und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein.“
Lasst uns heute einen Blick auf das Thema Kleinglaube werfen. Die Jünger wollen wissen, warum sie den Dämon nicht austreiben konnten. Jesus erklärt, dass so ein Dämon nur durch Gebet ausfährt. Er sagt das, doch wir lesen nichts davon, dass er selbst betet.
Deshalb habe ich in der letzten Episode gesagt, dass Jesus mit „Gebet“ – in einigen Übersetzungen auch „Gebet und Fasten“ – nicht Gebet als Waffe im Prozess des Austreibens meint. Vielmehr versteht er Gebet als Ausdruck der Glaubensbeziehung. Diese Glaubensbeziehung ist notwendig, um auch mit richtig gefährlichen Dämonen und sicherlich auch mit anderen Problemen klarzukommen.
Die Bedeutung von Glauben und Kleinglaube
Dass diese Auslegung stimmig ist, erkennt man daran, wenn Jesus den Jüngern ihren Kleinglauben vorwirft. Die Frage lautet: Muss mein Glaube wachsen? Die Antwort darauf ist sowohl Ja als auch Nein, je nachdem, was man unter Glaube versteht.
Unter Christen gibt es manchmal eine merkwürdige Vorstellung davon, was es bedeutet zu glauben. Glaube wird nicht als Vertrauen in Gott verstanden, sondern als eine innere Kraft, die befähigt, Wunder zu wirken. Glaube wird als magische Größe gesehen, die einen, je mehr sie wächst, als Überchrist dastehen lässt, der mit Zeichen und Wundern mehr Glauben und mehr Macht besitzt.
Die Jünger haben durchaus so gedacht. In Lukas 17,5 heißt es: „Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den Glauben!“ Der Herr aber sprach: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.“
Die Jünger bitten also: „Mehre uns den Glauben, Herr Jesus, mach unseren Glauben größer!“ Doch die Antwort von Jesus ist nicht etwa: „Na klar, toll, dass ihr fragt!“ Stattdessen sagt er: „Wenn ihr Glauben habt, so klein wie ein Senfkorn, dann wäre das mehr als genug.“
In unserem Text antwortet Jesus ganz genauso. In Matthäus 17,20 sagt er: „Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! Und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein.“
Glaube ist also nicht die Kraft hinter den Wundern, und je mehr ich davon habe, desto größere Wunder kann ich tun. Dieses Denken ist magisch. Es erinnert an Star Wars oder Harry Potter. Aktuell ist es in der christlichen Szene durchaus wieder populär, bleibt aber weiterhin falsch.
Vertrauen als Kern des Glaubens
Beim Thema Glaube geht es um Vertrauen, darum, dass ich mich mit meinem Leben ganz auf Gott verlasse. Es ist nicht die vermeintliche Größe meines Glaubens, sondern die Echtheit meiner Beziehung, mein Auf-Gott-Geworfensein, mein wirkliches An-Ihm-Hängen, mein von ganzem Herzen auf ihn Hoffen.
Ein Senfkorn, also nur ganz wenig eines solchen Glaubens, ist alles, was ich brauche. Echtheit ist Trumpf. Wenn Jesus in diesem Zusammenhang von Kleinglauben spricht, dann geht es ihm nicht um die Frage, wie viel Glauben ich habe. Es geht nicht um Quantität, sondern darum, wie sehr ich glaubend an Gott hänge. Es geht um Qualität.
Schaut man sich die Stellen an, in denen Jesus den Kleinglauben der Jünger tadelt, merkt man deutlich, dass das Problem des Kleinglaubens ein Problem des Vertrauens ist. Kleinglaube ist zweifelnder, vergesslicher oder anmaßender Glaube.
In Matthäus 14,31 heißt es: „Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn, das ist Petrus, und spricht zu ihm: ‚Kleingläubiger, warum zweifelst du?‘“
In Matthäus 16,8-9 sagt Jesus: „Als aber Jesus es erkannte, sprach er: ‚Was überlegt ihr bei euch selbst, Kleingläubige? Weil ihr keine Brote habt, versteht ihr noch nicht, erinnert ihr euch auch nicht?‘“
Zu diesen beiden Stellen kommt dann die Stelle, die wir gerade betrachten. Kleinglaube ist zweifelnder, vergesslicher oder anmaßender Glaube. Kleinglaube ist klein, weil ich auf die Umstände, auf die Gegenwart oder auf mich selbst schaue.
Kleinglaube als unreifer Glaube
Es ist wichtig, dass wir das verstehen: Kleinglaube ist nicht zu wenig Glaube, sondern unreifer Glaube. Kleinglaube ist ein Glaube, der sich noch entfalten muss. Der Kleingläubige muss noch lernen, weniger von sich selbst und alles von Gott zu erwarten.
Ich hatte gefragt, ob mein Glaube wachsen muss. Wenn es dabei um geistliche Stärke geht, um die Macht, Wunder zu tun, dann ist die Antwort Nein. Ein senfkorngroßes Stück echten Glaubens kann Berge versetzen.
Trotzdem fordert der Apostel Paulus seinen Kollegen Timotheus auf: "Die Jugendlichen begierden aber, fliehe, strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen." (2. Timotheus 2,22) Strebe also nach Glauben.
Wir merken: Glaube ist etwas, das bewahrt und gepflegt und ein Leben lang gefördert werden will.
Wege zur Reifung des Glaubens
Wie macht man das? Wie strebt man nach Glauben? Wie sorge ich dafür, dass mein Glaube reift?
In einem anderen Podcast habe ich dazu drei Tipps gegeben, die werde ich hier nicht wiederholen. Heute ist nur wichtig, dass wir verstehen, worum es geht.
Glauben heißt Vertrauen. Kleinglaube bedeutet tatsächlich, dass es an echtem, tiefem Vertrauen fehlt.
Das Bild vom Berge versetzen war zur Zeit Jesu ein geflügeltes Wort unter den Juden. Es diente dazu, die Erledigung einer sehr schweren Aufgabe zu beschreiben. Achtung: Es ist ein Bild. Es geht nicht darum, wortwörtlich Berge zu versetzen.
Deshalb endet Jesus auch mit den Worten: „Und nichts wird euch unmöglich sein.“ Wo echter Glaube am Werk ist, da ist Gott am Werk. Und bei Gott sind alle Dinge möglich.
Warnung vor falschen Erwartungen
Aber Vorsicht! Wenn Jesus den Jüngern verspricht, dass ihnen nichts unmöglich sein wird, wenn sie nur ein Senfkorn echten Glaubens haben, dürfen wir diese Zusage nicht falsch verstehen.
Es ist Gott, der durch uns wirkt. Auch wenn uns nichts unmöglich ist, bedeutet das nicht, dass uns alles möglich wird. Gott will durch uns hindurch wirken. Wo es uns an Vertrauen fehlt, stehen wir ihm im Weg.
Darum ging es bei der Heilung des Fallsüchtigen. Wenn wir jedoch Allmachtsfantasien entwickeln und denken, dass wir Gott manipulieren können, sollten wir damit sofort aufhören. Auch wenn uns grundsätzlich alles möglich ist, heißt das noch lange nicht, dass Gott alles durch uns tun will.
Manchmal sagt Gott Nein, und er hat seine Gründe. Echter Glaube hat kein Problem damit, seinem Gott auch dann noch zu vertrauen, wenn dieser nicht erfüllt, worum wir ihn bitten.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du über das Thema Glaube denkst. Was bedeutet Glaube für dich?
Das war es für heute. Ich bin ein großer Freund davon, Bibelverse zu lernen. Fang doch heute damit an. In der App findest du eine Liste mit dreihundert Starterversen. Den Link dazu findest du im Skript.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.