Bevor ich uns Gottes Wort predige, möchte ich noch einmal mit uns beten. Wir neigen uns zum Gebet.
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass wir wissen dürfen: Bei dir können wir feststehen. Du bist der Gott, der uns Halt gibt und uns durchträgt. Du bist der Gott, der uns sieht und für uns sorgt.
Du bist ein Gott, der sich bitten lässt. So wollen wir mit unseren Bitten und Anliegen vor dich kommen, im Vertrauen darauf, dass du als liebender Vater Freude daran hast, wenn deine Kinder zu dir kommen, ihre Abhängigkeit bekennen und um deine Hilfe bitten.
Herr, wir wollen beten für die Geschwister aus unserer Gemeinde, die durch schwere Zeiten gehen. Du weißt um die, die krank sind, du weißt um die, die trauern. Du weißt um die, die andere Nöte und Sorgen haben. Herr, wir wollen sie dir anbefehlen und dich bitten, dass du ihnen ganz nahe bist – mit deinem Trost, mit deiner Stärke, mit Weisheit und Zuversicht.
Herr, wir wollen dir danken, dass wir als Gemeinschaft von dir zusammengestellt sind, um auch füreinander Sorge tragen zu können. Zeig uns, wie wir das immer besser tun können.
Herr, wir wollen beten auch für die, die von uns ausgegangen sind, um das Evangelium an anderen Orten zu predigen. Wir wollen dir danken für die Pastoren, die wir hier ausbilden und dann aussenden durften.
Wir wollen dir danken für Jotham Bucker, der in Karlsfeld der Gemeinde dient. Wir wollen beten für Manuel Klemm in der FG Rosenheim. Wir danken dir für Alex Heistermann in der FG Hamburg Farmsen und für Jonas Bültermann in der Gemeinde am Bolweg in Münster.
Wir wollen dir für die Brüder danken, die wir aussenden durften, um Gemeinden zu gründen. Wir wollen beten für Sascha Beer in der FG München West und für Hans Martin Wanner in der FG München Südwest. Wir danken für Jonathan Oliveira in München Süd sowie für Robin Dammer und Timon Kupsch in der FG München Ost.
Danke auch für Gemeinden, die schon vor vielen Jahren von hier ausgegründet wurden. Wir wollen dich bitten, dass du sie ganz nah bei dir erhältst, dass dein Evangelium in ihnen viel Platz hat und große Wirkung entfaltet.
Wir wollen dir danken, dass wir uns auch verbunden wissen dürfen mit anderen Gemeinden. Danke, dass wir das erleben durften am Freitag beim Gebet und Fasttag, beim frohen Miteinander und dem gemeinsamen Gebet mit der Freikirche Köln, mit der Arche in Hamburg und mit der Sankt Martini Gemeinde in Bremen.
Mit Brüdern wie Ulrich Pazani, Peter Krell aus der Hoffnungskirche Kaiserslautern und Michael Wiche aus der Hoffnungskirche Sankt Augustin danken wir, dass wir auch diese Gemeinde mit unterstützen dürfen. Danke, dass du dort so viel Gutes wirkst.
Wir wollen dich bitten, dass du deine Gemeinde an vielen Orten in diesem Land baust. Und danke für die Geschwister, die von uns ausgegangen sind, um in fernen Ländern das Evangelium zu verkündigen. Herr, rüste du sie immer wieder aus mit festem Vertrauen auf die Kraft deines Wortes, so dass sie nicht müde werden, auch wenn sie in Zeiten keine Frucht sehen.
Herr, wir wollen beten für unsere verfolgten Geschwister. Du weißt um Christen in vielen Ländern, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden und Leid erleben müssen. Sei du ihnen mit deinem Trost ganz nahe, stärke sie. Wenn es sein darf, bringe doch ihre Verfolger dazu, dass sie dich erkennen, umkehren von ihren bösen Taten und zu Menschen werden, die ihre Macht nicht missbrauchen, sondern dir damit dienen.
Das wollen wir auch für die Machthaber in unserem Land beten. Herr, wir wollen dir danken, dass die Koalitionsverhandlungen zu einem Abschluss gekommen sind. Wir bitten dich, dass du der zukünftigen Regierung viel Weisheit schenkst, damit sie uns wohlregieren und wir in Frieden unseren Glauben leben können.
So wollen wir dich nun auch bitten, dass du unseren Glauben stärkst und durch dein heiliges Wort zu uns sprichst. Tu unsere Herzen auf, damit wir wirklich Acht haben auf das, was du uns heute Morgen zu sagen hast.
Verändere du uns, stärke uns in unserem Glauben und rüste uns aus, so dass wir leben können zu deiner Ehre und Zeugen deiner großen Gnade sein dürfen.
Deshalb bitten wir alles durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.
Die Bedeutung der Karwoche und die Herausforderung des Evangeliums
Mit dem heutigen Sonntag, dem Palmsonntag, beginnt die wichtigste Woche im Kirchenjahr, die sogenannte Karwoche. Das Wort „Kar“ ist uns heute eher fremd. Es stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie Trauer oder Klage.
Diese Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag und endet letztlich mit dem Ostersonntag. Sie blickt zurück auf das Leiden, das Sterben und die Auferstehung unseres Retters und Herrn Jesus Christus. Doch vielen Menschen, auch hier in unserem Land, ist nicht ganz klar, was es wirklich mit dieser Woche auf sich hat.
Das war tatsächlich schon am Palmsonntag so. Die Menschenmassen jubelten Jesus zu, als er auf seinem Weg zum Kreuz nach Jerusalem einzog. Sie verstanden aber noch nicht, was er dort tun würde und warum das notwendig war.
Im Laufe der Kirchengeschichte haben wir immer wieder erlebt, dass Menschen für eine Zeit diese großen Wahrheiten wirklich verstanden und ihre Bedeutung erkannt haben. Doch immer wieder kam und kommt es vor, dass diese Erkenntnis schnell wieder verloren geht.
Ich denke, das darf auch uns ein warnendes Beispiel sein. Es ist eine Warnung, dass wir wirklich darauf bedacht sein müssen, das, was in der Osterwoche und in der Karwoche geschehen ist, klar vor Augen zu haben, festzuhalten und nicht loszulassen.
Das Evangelium muss bewahrt werden. Der beste Weg, das Evangelium zu bewahren, ist, sich immer wieder neu darauf zu besinnen. Deshalb gibt es in der Osterwoche so viele Gottesdienste, in denen wir ganz bewusst Jahr für Jahr die grundlegenden Dinge des Evangeliums bedenken.
Deshalb predigen wir das Evangelium Woche für Woche und singen es einander zu. So möchte ich heute das Evangelium noch einmal neu vor Augen stellen und gemeinsam mit Ihnen einen Text anschauen, der wohl die älteste und prägnanteste Zusammenfassung des Evangeliums ist, die wir in der ganzen Bibel finden.
Ich lese aus Gottes heiligem und irrtumslosen Wort, aus 1. Korinther 15, die Verse 1 bis 4:
„Ich erinnere euch aber, liebe Brüder – und ich glaube, ich darf ergänzend Schwestern sagen – an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt und in dem ihr auch feststeht. Durch dieses Evangelium werdet ihr auch selig, wenn ihr es festhaltet, in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe. Es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.
Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift.“
Die vier zentralen Aspekte des Evangeliums
Diese Verse lehren uns, dass das Evangelium verkündigt werden muss. Nein, das Evangelium muss zunächst definiert werden, dann verkündigt, geglaubt oder im Glauben angenommen und vor allem bewahrt werden. Ich glaube, das ist der eigentliche Fokus dieser Passage.
Das sind die vier Punkte dieser Predigt, die ihr auch im Gottesdienstblatt findet: Das Evangelium muss definiert, verkündigt, geglaubt und bewahrt werden.
Paulus erinnert hier an das Evangelium. So schreibt er es auch. Evangelium ist ein griechisches Wort, das wir nahezu unverändert in die deutsche Sprache übernommen haben. Es bedeutet so viel wie „gute Nachricht“ oder „frohe Botschaft“. Paulus definiert das Evangelium in den Versen 3 und 4. Die frohe Botschaft, an die er die Korinther erinnert, lautet, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, dass er begraben wurde – was bedeutet, dass er wirklich tot war – und dass er am dritten Tag auferstanden ist, so wie es in der Schrift angekündigt wurde. Sein Sterben und seine Auferstehung bilden die zentrale Botschaft.
Es beginnt also mit der Beschreibung der Ereignisse vom Karfreitag: Christus ist für unsere Sünden gestorben. Das klingt auf den ersten Blick eher nach einer schlechten Nachricht als nach einer guten, denn hier wird uns gesagt, dass wir ein Problem haben, nämlich dass wir Sünder sind. Es ist wichtig, dass wir das verstehen, denn sonst macht das ganze Evangelium, die frohe Botschaft, keinen Sinn, wenn wir das Grundproblem nicht begreifen.
Sünde ist laut Bibel alles, was wir tun, denken oder sagen und das gegen Gottes Gebote verstößt. Es ist ein Handeln gegen Gottes gute Gebote. Jesus fasst die Gebote Gottes an einer Stelle zusammen, was für uns sehr hilfreich und prägnant ist. Er erklärt, dass wir Gott mit allem lieben sollen, was wir sind und haben, und unseren Nächsten wie uns selbst. Das ist das sogenannte Doppelgebot der Liebe.
Ich glaube, allein wenn wir hier anfangen, wird uns klar, dass die Beschreibung unserer Sünden auch auf uns zutrifft. Wer von uns kann schon für sich beanspruchen, Gott immer und in allem mit allem, was er ist und hat, geliebt zu haben? Und wer kann sagen, dass er immer jeden anderen so geliebt hat wie sich selbst? Ich glaube, niemand von uns tut das.
Wir alle haben dieses Grundproblem: die Trennung von Gott. Sünde ist das, was uns von Gott unterscheidet und trennt. Sünder können nicht in die Gegenwart eines heiligen Gottes treten. Deshalb ist der Ruf, den wir vorhin gesungen haben – Hosianna, erbarme dich – der einzige Ruf, den Sünder rufen können. Und Gott hat diesen Ruf gehört.
Gott ist nicht nur ein gerechter Richter, der uns bewertet, schaut, ob wir es schaffen, und uns verurteilt, wenn wir scheitern. Nein, Gott ist zugleich ein gnädiger Retter. Deshalb sandte Gott der Vater seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in diese Welt. Er allein war immer voller Liebe – voller Liebe zu Gott, dem Vater, und voller Liebe zu den Menschen.
In seiner großen Liebe zu den Menschen hat Jesus das getan, was wir nicht tun konnten: Er hat das aus dem Weg geräumt, was uns von Gott trennt. Er hat unsere Sünde auf sich genommen. Deshalb ist Karfreitag so wichtig. Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben, so wie es die Schrift angekündigt hatte.
Das bedeutet, dass mit „nach der Schrift“ hier ein Rückbezug gemeint ist. Wir haben das in Jesaja 53 gehört: 700 Jahre bevor all das geschah, wurde angekündigt, dass der Knecht des Herrn, Jesus Christus, kommen würde, um unter unserer Missetat zu leiden und getötet zu werden.
So, wie es der Prophet Jesaja und viele andere Bibelstellen angekündigt haben, ist es gekommen: In Jesus Christus kommt Gott zu uns und stirbt für uns.
Am Palmsonntag verstanden die Menschen nicht, dass Jesus das tun müsste. Aber als er angeklagt wurde und die Mächtigen ihn nicht feierten, weil er nicht den Thron der Mächtigen bestieg, kippte die Stimmung im Volk. Sie hatten mehr von ihm erwartet, als dass er für ihre Sünden sterben würde. So wurden sie selbst zu Handlangern des großen Planes Gottes, als sie schrien: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“
Preist den Herrn, dass er diesen Weg gegangen ist – nach Jerusalem hinein bis zum Kreuz, dort gestorben für unsere Sünden, so wie er es geplant hatte und wie es in der Schrift angekündigt war.
Karfreitag ist so wichtig, und wir müssen diesen Tag und die Ereignisse dieses Tages festhalten und bewahren.
Die zentrale Bedeutung der Auferstehung
Zum Evangelium gehört auch die frohe Botschaft vom Ostermorgen, nämlich dass Christus am dritten Tag auferstanden ist. Dazwischen liegt, dass er am Abend des Karfreitags begraben wurde und den ganzen Samstag über im Grab lag, bis zum Sonntagmorgen. Er war wirklich tot. Es war keine optische Täuschung, dass er zwar wie tot aussah, aber eigentlich nicht tot war. Nein, er ist wirklich gestorben und wirklich auferstanden.
Die Auferstehung Jesu gehört ganz zentral zum Evangelium. Die Schriften des Alten Testaments hatten das angekündigt. Wir haben das auch in Jesaja 53 gehört, zum Beispiel, dass er, nachdem er sein Leben gegeben hat, in die Länge leben wird. An anderen Stellen wird angedeutet, dass der Gottesknecht ein ewiger König sein wird, der nicht sterben wird oder zumindest nicht ewig sterben wird, sondern leben wird.
Ab Vers 5 und im weiteren Verlauf des Kapitels zeigt Paulus auf, dass es ein gut belegtes historisches Ereignis ist, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist. Tatsächlich ist die Auferstehung von größter Bedeutung. Wäre Jesus nicht auferstanden, dann wäre er ein Lügner gewesen. Immer wieder hat er angekündigt, dass er nach Jerusalem gehen müsse, um dort zu sterben und am dritten Tag aufzuerstehen.
Jesus hat das Evangelium gepredigt, bevor es geschehen ist. Nur die Menschen haben es nicht verstanden oder nicht wahrhaben wollen. Das war damals so, und leider ist es heute oft noch so.
Jesu Auferstehung ist nicht nur deshalb wichtig, weil Jesus sonst ein Lügner gewesen wäre und damit überhaupt nicht fähig, uns aus unseren Sünden zu retten. Dann hätte er ja selbst eigene Sünden gehabt, für die er hätte sterben müssen. Seine Auferstehung ist auch deshalb wichtig, weil er damit zeigt, dass er wirklich Macht über den Tod hat.
Seine Auferstehung gibt uns echte Hoffnung über das Leben hier auf Erden hinaus. Diese Hoffnung wünsche ich dir. Und ich hoffe, du verstehst, wie wichtig, wie froh und gut diese Botschaft ist: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist und am dritten Tag auferstanden ist. So definiert Paulus es hier. Dies ist grundlegend.
Wenn du Fragen dazu hast, dann stelle sie gerne und komm ins Gespräch über diese frohe Botschaft.
Die Notwendigkeit der Verkündigung des Evangeliums
Als Christen sollten wir darauf bedacht sein, diese frohe Botschaft weiterzutragen. Das ist wirklich der zweite Punkt: Das Evangelium muss verkündigt werden. Genau das hatte der Apostel Paulus getan. Er war so beseelt von der frohen Botschaft, dass er sein Leben dafür einsetzte. Nachdem er selbst verstanden hatte, warum Jesus am Kreuz für Sünder sterben musste, dass er wirklich für Sünder gestorben ist und siegreich über Tod und Sünde auferstanden ist, konnte er nicht anders.
Nachdem Gott ihm die Augen und das Herz geöffnet hatte, konnte Paulus seinen Mund nicht mehr schließen über diese Botschaft. So ließ er sich senden und zog von Ort zu Ort, um die frohe Botschaft zu verkündigen. Er unternahm mehrere lange Missionsreisen. Auf der zweiten dieser Reisen kam er nach Korinth. Daran erinnert er die Korinther, wenn er schreibt: „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe.“
Ich hoffe, wir können nachvollziehen, was Paulus erlebt hat. Ich hoffe, du kannst sagen: „Ich durfte diese frohe Botschaft hören, sie hat mich beseelt, und mein Herz ist voll davon.“ Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Manche Christen meinen, dass wir das Evangelium nicht unbedingt mit Worten bezeugen müssten. Ganz im Sinne des bekannten Zitats: „Verkündige das Evangelium, und wenn nötig, gebrauche Worte.“
Ich bin mir unsicher, ob das Zitat wirklich von Franz von Assisi stammt, wie oft behauptet wird. Sicher ist auf jeden Fall, dass es extrem missverständlich ist. Denn eins muss uns klar sein: Ohne Worte kann das Evangelium nicht verkündigt werden. Gute Werke können sehr hilfreich sein und das Gehör von Menschen öffnen. Sie sehen, wie wir leben, dass wir ihnen zugewandt sind und gute Dinge tun. Vielleicht sind sie dann eher bereit, das Evangelium zu hören.
Aber gute Werke allein sind keine gute Nachricht für Sünder. Es ist eine sehr reale Gefahr, und deswegen sage ich das so direkt: Es ist eine sehr reale Gefahr, dass wir meinen, dem biblischen Auftrag, Botschafter an Christi statt zu sein, dadurch nachzukommen, dass wir diakonisch tätig sind. Ich möchte ganz bewusst und deutlich sagen: Diakonie ist gut und richtig. Als Christen sollten wir ein Anliegen haben, gute Werke zu tun.
Aber Diakonie, das Tun guter Werke, darf nie an die Stelle der Evangelisation treten, nie an die Stelle des Bezeugens mit Worten des Evangeliums. Sie sollte diese immer begleiten. Die Versuchung ist sehr groß, lieber gute Werke zu tun, als das Evangelium zu verkündigen. Warum? Selbst wenn gute Werke manchmal anstrengend sind, finden sie letztendlich den Applaus der Welt. Ich kann dir garantieren, du wirst eine gewisse Anerkennung bekommen.
Wir als Gemeinde hätten einen guten Ruf in der Nachbarschaft, wenn wir uns darauf zurückziehen, vielleicht einen Spielplatz zu bauen und zu betreiben, Müll zu sammeln oder an warmen Tagen Wasserflaschen auf der Theresienwiese auszuteilen. Die Menschen würden sagen: „Das ist toll, das ist gut.“ Und das können wir auch gerne tun. Aber es wird den Menschen letztlich nicht helfen. Sie brauchen die frohe Botschaft, dass Jesus für ihre Sünden gestorben und auferstanden ist.
Wenn wir das verkündigen, erleben wir immer wieder, dass es keinen Applaus findet. Tatsächlich hat Paulus den Korinthern das sogar angekündigt. Im 1. Korinther 1,18 schreibt er, dass das Wort vom Kreuz eine Torheit ist für die, die verloren werden. Im 2. Korinther 2,16 beschreibt er die Verkündigung des Evangeliums als einen Geruch des Todes – um es in unsere Sprache zu übersetzen.
Leute werden uns für bescheuert halten, wenn wir ihnen sagen, dass Christus für ihre Sünden gestorben ist. Sie werden sagen, dass ihnen diese Botschaft so richtig stinkt: dass man sie Sünder nennt und dann soll einer von den Toten auferstanden sein? Wie absurd ist das? Das ist dann unser Grundinstinkt, das Evangelium vielleicht doch lieber ein bisschen mehr zu verschweigen.
Deshalb stehe ich heute hier. Ich möchte uns ermutigen und motivieren, diesen Grundinstinkt zu überwinden. Ich glaube, wir schaffen das nur, wenn wir verstehen, warum es so wichtig ist, dass Menschen das Evangelium hören. Wir müssen uns das immer wieder klar machen, wenn wir durch die Stadt gehen: Das sind verlorene Menschen. Der einzige Weg, dass sie aus der Verlorenheit und dem ewigen Gericht gerettet werden, ist, indem wir ihnen Jesus Christus verkündigen, der für ihre Sünden gestorben und am dritten Tag siegreich auferstanden ist.
Wie Petrus vor dem Hohen Rat und in Gefahr seines Lebens bekannte: „In keinem anderen ist das Heil; auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir selig werden sollen.“ Oder wie Paulus den Römern später schreibt: „So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt durch das Wort Christi.“
Ich hoffe, uns ist klar, dass das Evangelium eine frohe Botschaft ist, die verkündigt werden muss. Ich bin sehr dankbar, dass der Herr uns als Gemeinde so viele Möglichkeiten gibt und so viele von uns treu dabei sind, diese Möglichkeiten zu nutzen, um das Evangelium weiterzusagen.
Ich höre regelmäßig davon, wie Geschwister in ihrem persönlichen Umfeld die frohe Botschaft weitergeben – zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit, im Sportverein, an der Uni. Immer wieder treffe ich Sonntag für Sonntag Menschen an der Tür, die von einem von euch mitgebracht wurden, weil ihr eingeladen habt.
Weil ihr Menschen eingeladen habt, diese frohe Botschaft zu hören, sie vielleicht schon durch eure eigenen Worte vorbereitet habt und sie dann hier in die Gemeinschaft geführt habt. Dafür bin ich sehr dankbar. Vielleicht denkt ihr manchmal, die Gemeinde wächst zu schnell, es wird zu voll, es kommen immer neue Leute. Ich freue mich über jeden, der die frohe Botschaft hört und im Glauben annimmt.
Da können wir meinetwegen am Sonntagmorgen stehen. Ich bin dankbar für Geschwister, die die Chance nutzen und rausgehen, um einen Büchertisch vor der Gemeinde oder in der Innenstadt zu betreiben. So bringen sie Menschen die frohe Botschaft näher. Ich bin dankbar für einige von euch, die evangelistische Kinderstunden zuhause anbieten und so Kinder aus der Nachbarschaft und Schulfreunde eurer Kinder einladen, damit sie schon in jungen Jahren das Evangelium hören.
Ich preise Gott für die Möglichkeit, die er uns vor knapp einem Jahr mit dem One Book Shop gegeben hat. Lasst mich euch eine kurze Geschichte von der Wirkung des One Book Shops erzählen – gerade von dieser Woche.
Ich hatte am Mittwoch ein Gespräch mit einer jungen Frau, die zum Christian-Decken-Kurs aus dem One Book Shop mitgebracht wurde. Ich fragte sie, wie sie in den One Book Shop gekommen sei, ob sie einen christlichen Hintergrund habe und was sie motiviert habe.
Nur zur Erklärung: Der One Book Shop ist ein kleines Ladengeschäft neben dem Liebfrauendom. Es wird uns zu sehr günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt, um dort das eine Buch, die Bibel, Menschen weiterzugeben. Den Laden betreiben wir seit vielen Monaten. Wir haben niemanden dafür angestellt; das seid ihr, die den Laden immer aufmachen, wenn jemand bereit dazu ist.
Die junge Frau sagte: „Ich bin in meinem Leben gerade ohne Orientierung. Ich weiß nicht genau, wie es weitergehen soll, und suche Orientierung. Vor einigen Jahren habe ich mal Hare Krishna ausprobiert. Eine Zeit lang fand ich das spannend, aber es war dann doch nicht das Richtige.“
Dann sah sie den One Book Shop und dachte: „Vielleicht kann die Bibel mir Orientierung geben.“ Sie schaute in den Laden, aber der war leider zu. Sie fand das schade und ging weiter. Am nächsten Tag, weil sie immer daran vorbeigeht, schaute sie wieder rein und dachte: „Heute gehe ich rein.“ Aber der Laden war wieder zu.
Sie sagte: „Also, wenn das hier was sein soll und der richtige Weg, dann bitte mach mal die Tür auf, Gott, falls es dich gibt.“ In der nächsten Nacht ging sie vorbei, und die Tür war offen. Sie ging hinein und kam mit Geschwistern ins Gespräch. Die Geschwister zeugten ihr ihren Glauben und luden sie ein, mit ihnen die Bibel zu lesen. So wurde sie in den Christian-Decken-Kurs eingeladen und kam hinein.
Vielleicht darf uns das motivieren zu sagen: Wie wäre es, wenn der Laden immer offen wäre? Wenn du Lust hast, dich ab und zu an einem schönen Ort mitten in der Innenstadt aufzuhalten, musst du gar nichts Großes machen. Du musst nicht rausgehen und Leute ansprechen, sondern einfach da sein, damit Menschen uns ansprechen können.
Sie sagte mir übrigens, sie habe schon Büchertische gesehen, aber das sei nicht ihr Ding. Wenn Leute sie ansprechen, gehe sie lieber im großen Bogen drumherum. Aber da, wo man reingehen kann, fand sie es richtig gut. Vielleicht ist das ein Weg, wenn du nicht der Straßen-Evangelist bist, aber dich dort reinsetzen kannst. Du kannst sogar von dort arbeiten und einfach nur den Laden aufschließen.
Ich bin so dankbar, dass viele in der Gemeinde sehen, wie wertvoll es ist, dass wir die vielen Kinder, die Gott uns schenkt, in jungen Jahren mit dem Evangelium ausrüsten können. Das Evangelium muss auch ihnen verkündigt werden. Wir haben gerade für Levi und Aaron gebetet, und es ist gut, dass wir für sie beten.
Aber lasst uns unsere Gebete auch dadurch wahr werden lassen, dass wir uns jetzt einsetzen, damit sie im Kindergottesdienst in jungen Jahren das Evangelium hören dürfen. Auch hier können wir immer noch Mitarbeiter gebrauchen. Falls dich das bewegt und du dich fragst, wie du dich einbringen kannst: Vielleicht ist der Kindergottesdienst, vielleicht sogar nur eine Helferrolle dort, ein Weg, wie du die Verkündigung in dieser Gemeinde stärken kannst.
Ich hoffe, wir sind uns alle einig: Das Evangelium ist eine wunderbare Botschaft, die verkündigt werden muss.
Die Bedeutung des Glaubens an das Evangelium
Und das Evangelium muss im Glauben angenommen werden. Das hatten die Korinther getan, daran erinnert Paulus weiter in Vers 1, wenn er sagt: „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt.“
Das Evangelium allein zu hören, hilft nicht. Es muss auch im Glauben angenommen werden. Viele Menschen hören das Evangelium, aber sie glauben es nicht. Manche haben sogar gesehen, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und haben ihn dafür verspottet. Andere haben gehört, dass er auferstanden ist, und fanden das verrückt oder konnten damit nichts anfangen.
Ich hoffe, uns ist klar, dass das Evangelium nur für diejenigen eine wirklich gute Nachricht ist, die es im Glauben annehmen. Sonst bringt es nichts. Es ist dann auch keine frohe Botschaft, denn nur wer das Evangelium im Glauben annimmt, wird gerettet werden.
Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was es genau bedeutet, das Evangelium im Glauben anzunehmen – den rettenden Glauben. Vielleicht ist es für dich heute besonders wichtig, das zu verstehen: Rettender Glaube ist mehr als nur ein „für wahr halten“.
Ich kann etwas glauben im Sinne von „für wahr halten“. Ich kann das Evangelium sogar so glauben, dass ich es für wahr halte, ohne gerettet zu sein. Vielleicht kann ich das mit einem profanen Beispiel veranschaulichen.
Stellt euch vor, ich würde jetzt eine Ankündigung machen und sagen: „Heute, weil es so ein schönes Wochenende mit viel Sonnenschein war, haben wir uns eine besondere Aktion überlegt. Wir haben die besten Eiscremesorten der Welt unten vor dem Gemeindehaus aufgebaut – kostenlos für jeden nach dem Gottesdienst. Natürlich erst nach dem Gottesdienst, nicht dass hier vorher schon losgeht. Beste Eiscreme ever, und deine Lieblingssorte ist garantiert dabei!“
Nach dem Gottesdienst und mit einer gewissen Zurückhaltung, weil man ja nicht zu gierig erscheinen will, bewegen wir uns alle hin. Irgendwann denke ich: „Ach, na ja, dann esse ich heute auch mal Eis.“ Doch Matthias sitzt da einfach nur alleine herum.
Dann kommt jemand raus, geht wieder zu mir und sagt: „Matthias, hast du es nicht gehört? Eis!“
„Doch, ja, natürlich habe ich es gehört, ja, ja.“
„Glaubst du das denn nicht?“
„Doch, natürlich glaube ich das. Ich habe es doch selbst weitergesagt.“
„Warum holst du dir keines?“
„Ich mag es nicht, ich mag kein Eis, interessiert mich nicht.“
Siehst du, man kann etwas hören und glauben, ohne es wirklich mit Freude anzunehmen. Es gibt Menschen, vielleicht auch hier in der Gemeinde, die das Evangelium gehört und irgendwie geglaubt haben, aber nicht wirklich froh darin geworden sind. Sie sagen nicht: „Das will ich, das brauche ich.“
Jakobus warnt vor einem solchen Glauben, denn so einen Glauben haben sogar die Dämonen. Sie wissen, dass es Gott gibt, aber sie lieben ihn nicht. Wahrer, rettender Glaube erkennt, dass die Botschaft von Jesus’ stellvertretendem Sühnetod und seiner Auferstehung wirklich gut und herrlich ist. So gut und herrlich, dass es wert ist, alles andere stehen und liegen zu lassen und zu sagen: „Das will ich haben!“
Ich möchte dich fragen: Ist das dein Glaube? Wenn das bisher noch nicht der Fall ist, dann ist es meine Hoffnung – und es war in dieser Woche auch schon mein Gebet für dich –, dass dir diese Predigt und vielleicht die ganze Karwoche hilft, vielleicht zum ersten Mal nicht nur intellektuell zu verstehen, dass das, was dort geschehen ist, wirklich geschehen ist, sondern auch, was es mit dir zu tun hat und wie gut und befreiend es ist.
Der Apostel Paulus hilft uns dabei, weil er den Korinthern direkt im Fortgang erklärt, warum das Evangelium wirklich eine gute Nachricht ist. Er nennt nämlich zwei wesentliche Auswirkungen, die das Evangelium für jeden hat, der ihm wirklich vertraut. Dabei erwähnt er einen gegenwärtigen und einen zukünftigen Nutzen.
Wir sehen das im Fortgang. Ich lese immer wieder die gleichen Verse oder denselben Vers, weil unser Predigttext so kurz ist:
„Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, indem ihr auch feststeht, durch das ihr auch selig oder man könnte auch sagen, gerettet werdet.“
Es gibt also einen gegenwärtigen Nutzen: Wir können im Evangelium, im Glauben an das Evangelium, feststehen.
Manchmal wird behauptet, das Evangelium sei eine reine Ewigkeitsvertröstung, etwas, das nur für die Zukunft relevant sei und keine Bedeutung für hier und jetzt habe. Aber das stimmt nicht. Das Evangelium ist eine befreiende Botschaft, von der die Gläubigen schon heute profitieren.
Ich glaube, wir alle kennen das Gefühl im Leben, wenn Dinge richtig schieflaufen. Eine Situation, in der etwas geschieht, was uns völlig unvorbereitet trifft und wo wir das Gefühl haben, uns wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Vielleicht hast du das schon einmal erlebt: eine ärztliche Diagnose, eine Kündigung bei der Arbeit, die dich völlig unerwartet trifft, oder eine andere Nachricht, bei der du denkst: Das kann nicht sein. Vielleicht sogar eine Todesnachricht.
Ich glaube, viele von uns kennen dieses Gefühl, wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren. Ich habe zwei, drei Situationen in meinem Leben erlebt, an die ich gerade denken könnte, in denen es so war.
Habt ihr dann schon einmal erlebt, wie es ist, wenn ein Christ in dein Leben tritt und dir die Hoffnung des Evangeliums zuspricht? Wenn er dich an Wahrheiten erinnert, die du eigentlich weißt, aber neu hören musst – Evangeliumswahrheiten, dass Gott der Allmächtige ist und wir nichts fürchten müssen? Vielleicht jemand, der mit dir Psalm 23 liest, der auch im finsteren Tal wandert: „Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“
Die Botschaft, dass der Herr bei dir ist, dich führen wird zu einer grünen Aue und zu einem großen Mahl. Die Botschaft, dass nichts und niemand uns von der Liebe Gottes trennen kann, dass der Herr, der seinen eingeborenen Sohn für uns gegeben hat, uns mit ihm alles geben wird, was wir wirklich brauchen.
Und dass selbst die schwersten Dinge im Leben letztlich nicht verschwendet sind, denn „alle Dinge werden denen, die Gott lieben und nach seinem Ratschluss berufen sind, zum Besten dienen.“
Kennst du diesen Trost und Zuspruch des Evangeliums? Hast du erlebt, wie du in Zeiten, in denen du denkst, der Boden unter deinen Füßen verschwindet, neuen Halt im Evangelium findest? Ich hoffe, das hast du erlebt.
Und ich hoffe, dass wir eine Gemeinschaft von Geschwistern sind, die dort, wo jemand das erleben muss, dass ihm der Boden unter den Füßen wegbricht, nicht schnell lapidar etwas dahinsagen. Nein, wir weinen mit den Weinenden und stehen ihnen zur Seite – mit Trost, aber mit dem Trost des Evangeliums.
Das ist es, woran Paulus hier erinnert: Im Evangelium können wir feststehen.
Wir können das auch verstehen, weil wir nicht auf uns allein gestellt sind. Zum einen haben wir die Gemeinschaft der Gemeinde, die uns zur Seite steht, uns ermutigt und tröstet. Zum anderen sendet der Herr jedem, der auf ihn vertraut und das Evangelium im Glauben annimmt, seinen Heiligen Geist. So können wir einen festen Stand, einen sicheren Halt haben inmitten einer unsicheren Welt.
Durch den Heiligen Geist können wir verstehen. Durch seinen Geist gibt Gott seinen Kindern Trost – er ist der Geist des Trostes, der Tröster. Er gibt uns nach 2. Timotheus 1,7 Wegweisung, Kraft, Liebe und Besonnenheit inmitten schwieriger Situationen.
Ich hoffe, du kennst das, wie Gott uns befähigt, durch das Evangelium festzustehen. Das ist ein gegenwärtiger Nutzen, den die Welt nicht kennt.
So erreichen Christen auch das letztendliche Ziel ihres Glaubens: die ewige Rettung, von der hier zu Beginn von Vers 2 die Rede ist – noch in der Zukunftsform –, „dass ihr auch gerettet werdet“ oder „selig werdet“.
In gewisser Weise sind wir Christen schon gerettet. Jesus Christus hat uns bereits herausgerettet aus der Verlorenheit eines Lebens ohne Gott. Christen sind bereits Bürger von Gottes Reich, wir haben schon das ewige Leben. Die gerechte Strafe für unsere Sünden ist bereits bezahlt; Jesus hat sie am Kreuz auf sich genommen.
Doch wir leben noch in einer gefallenen Welt. Wir sehnen uns noch nach der endgültigen Rettung. Wir leiden noch unter den Sünden anderer und auch immer wieder unter unseren eigenen. Wir haben Sehnsüchte, die unerfüllt sind – Sehnsüchte nach Fülle, nach vollkommener Freude, nach echter, wahrer, beständiger Liebe, nach dem perfekten Frieden, dem Schalom Gottes, der ewigen Ruhe, dem Abfall aller Lasten und Mühen.
Gott hat uns das zugesagt, aber erst für die Zukunft, wenn er uns herausretten wird aus dieser geplagten Welt. Das ist uns im Evangelium versprochen, und Gott ist treu. Eines Tages wird er uns befreien aus dieser Welt und aus unseren sterblichen Leibern.
Er wird uns hineinbringen in die verheißene Herrlichkeit. Diese endgültige Rettung ist das große Ziel, der große Siegpreis, dem wir als Christen entgegenstreben.
Seht ihr das besser als das beste Eis vor dem Gemeindehaus? Im Evangelium können wir feststehen, und wir werden in ihm selig, wenn wir es wirklich im Glauben annehmen.
Die Herausforderung, das Evangelium treu zu bewahren
Das Evangelium muss im Glauben angenommen und schließlich bewahrt werden. Paulus macht dies im Fortgang von Vers 2 ganz deutlich. Es ist wirklich die zentrale Aussage des gesamten Abschnitts, wenn er sagt: „Wenn ihr das Evangelium, das ich euch verkündigt habe und das ihr geglaubt habt, festhaltet, dann seid ihr nicht umsonst gläubig geworden.“
Ich gebe zu, diese Aussage ist schwierig, weil sie im ersten Moment im Widerspruch zu allem zu stehen scheint, was wir aus der Heiligen Schrift wissen. Wie kann man umsonst gläubig geworden sein? Paulus hatte doch den Christen in Rom geschrieben, dass niemand uns von der Liebe Gottes trennen kann. Den Philippern schrieb er, dass er davon überzeugt ist, dass der Herr das gute Werk des Glaubens, das er in uns begonnen hat, auch vollenden wird. Das heißt, unser Feststehen und vor allem unser Ankommen im Ziel der Rettung hängt damit zusammen, dass Gott unser Retter ist, dass er handelt, bewahrt und uns durchträgt.
Viele andere Bibelstellen lehren uns, dass wahre Christen nicht verloren gehen können, dass sie bereits das ewige Leben haben und dies nicht nur potenziell oder eventuell irgendwann ewig werden könnte. Wir sind bereits vom geistlichen Tod zum Leben übergetreten. Wie kann Paulus dann den Korinthern eine solche Warnung schreiben? Nun, weil er offensichtlich befürchtet, dass es unter ihnen Menschen gibt, die das Evangelium gehört und irgendwie geglaubt haben, aber das Evangelium nicht in der ursprünglichen Gestalt bewahren werden.
Die Menschen standen in der Gefahr, den festen Stand zu verlieren, den das Evangelium gibt, und eventuell sogar das ewige Heil zu verpassen. Ich glaube, wir tun gut daran, solche ernsten Passagen sehr ernst zu nehmen und uns durch sie herausfordern zu lassen.
Die meisten von uns, aber zumindest viele unter uns, kennen Menschen, die sich irgendwann mal zu Jesus bekannt haben, vielleicht eine Zeit lang in der Gemeinde waren, sich vielleicht sogar haben taufen lassen, und die sich dann entfernt haben. Heute glauben sie nicht mehr, sie vertrauen nicht mehr dem wahren, dem unverfälschten Evangelium. Warum? Ich glaube, es kann verschiedene Gründe dafür geben.
Vielleicht sind sie in der Gemeinde aufgewachsen, und der Glaube hat einfach immer irgendwie dazugehört, ohne dass sie sich wirklich bekehrt hatten. Vielleicht war es eine kurzzeitige emotionale Regung. Sie wurden eingeladen, die Stimmung war gut, die Emotion war da, und sie dachten: „Das ist irgendwie gut, das will ich.“ Aber sie sind weitergegangen. Vielleicht hat ihnen die Atmosphäre in der Gemeinde gefallen, vielleicht die gute Gemeinschaft, da wollten sie dabei sein. Irgendwann war die Stimmung nicht mehr so gut, und dann sind sie weitergegangen.
Vielleicht fanden sie sogar bestimmte Lehren der Kirche gut, bestimmte Morallehren, die in der Welt zu wenig vorkommen. Es gibt viele Menschen, die eine gewisse Zuwendung, eine Hinwendung zum Evangelium haben, die einen gewissen oberflächlichen Glauben besitzen, die in gewisser Weise Schönwetterfans sind. Sie jubeln der Mannschaft zu, solange sie erfolgreich ist, aber wenn es dann mal eine Niederlagenserie gibt, wenden sie sich ab. Das ist natürlich nur eine scheinbare Niederlagenserie, weil der FC Gott immer gewinnt. Aber ich glaube, wir wissen, was ich damit meine.
Es gibt Menschen, die für eine Weile verharren und das ganz gut finden, dann aber weiterziehen und woanders weitersuchen. Ein solcher Glaube bleibt abstrakt, er ist letztlich mehr ein Lippenbekenntnis als eine wirkliche Herzensveränderung, ein zutiefstes Überzeugtsein.
Ich habe allein in den letzten Wochen drei Gespräche mit jungen Menschen geführt, die hier in die Gemeinde gekommen sind. Sie sagten mir, sie seien im gläubigen Kontext aufgewachsen, immer in der Kirche gewesen, aber erst als sie hier regelmäßig das Evangelium gehört hätten, hätten sie sich bekehrt. Sie waren gar nicht wirklich bekehrt. Sie hatten es zwar gehört und irgendwie auch für wahr gehalten, aber nicht danach gelebt. Jesus war nicht ihr Herr.
Andere berichteten davon, dass sie irgendwie eine Bekehrung erlebt hatten, aber erst im Laufe der Zeit hier in der Gemeinde durch die klare, unverfälschte Verkündigung des Evangeliums wirklich verstanden, was sie rettet, was das Evangelium ist.
Ich sage das nicht, um uns jetzt zu loben, als ob wir alles richtig machen und uns selbst auf die Schulter klopfen sollten. Eines muss klar sein: Wenn so etwas geschieht, ist das immer Gottes Wirken. Alle Ehre gebührt Gott für jeden Menschen, der das Evangelium wirklich versteht.
Nein, ich sage das, weil ich uns motivieren und herausfordern möchte, mit allem, was wir sind und haben, das Evangelium zu bewahren. Es ist so wichtig, diese Botschaft zu bewahren.
Wir tun das, indem wir das Evangelium immer wieder ins Zentrum rücken. Unsere Gemeinde baut auf nichts anderes als auf diese frohe Botschaft. Wir wollen eine evangeliumszentrierte Gemeinde sein. Unsere Lieder, unsere Predigten, die Lehren, unsere Kleingruppen und Gespräche sollen vom Evangelium durchflutet sein. So bewahren wir das Evangelium.
Wir bewahren das Evangelium auch, indem wir darauf achten, dass wir nicht zulassen, dass Menschen, die kommen, diese wahre Botschaft verdrehen oder verfälschen wollen. Wir treten dem entgegen und lehren dagegen an, auch wenn das manchmal nicht populär ist, weil wir dann negativ über Dinge sprechen.
Aber ich glaube, es ist wichtig, denn wir müssen dieses eine Evangelium bewahren – in der Gestalt, in der es uns überliefert wurde. Feinde der Überlieferung des wahren Evangeliums gibt es überall.
Aktuell ist es in evangelikalen Kreisen sehr populär geworden, Sünde umzudefinieren. Da gibt es ganz neue Ethiken, in denen gesagt wird: „Sünde ist nur das, was schlecht für dich und andere ist, alles andere ist okay.“ Das heißt, wenn du für dich definierst, das ist okay, und anderen schadet es nicht wirklich, dann ist es keine Sünde – völlig egal, ob es im Widerspruch zu dem steht, was Gott gesagt hat, und völlig egal, ob du überhaupt richtig beurteilen kannst, was gut für dich und andere ist.
Dann brauchst du auch das Kreuz nicht mehr so dringend. Überhaupt wird das Kreuz gerne wegdefiniert. Die Sühnetat Jesu wird dann nur noch als eine mögliche Lesart des Evangeliums betrachtet und irgendwann gar nicht mehr als legitime Lesart.
Lasst uns als Gemeinde darauf achten: Wenn ich oder jemand anders, der die Gemeinde lehrt, oder die Lieder, die wir singen, das Evangelium nicht mehr klar verkündet, dann steht auf. Wir alle haben die Verantwortung, Bewahrer des einen unverfälschten Evangeliums zu sein.
Und noch ein letzter Weg, wie wir das Evangelium in unserer Gemeinde bewahren: Wir bewahren es, indem wir es von Generation zu Generation weitergeben.
Vielleicht ein Wort an die Eltern: Am Tag von zwei Kindersegnungen darf man das in besonderer Weise sagen, aber es gilt nicht nur für diese Eltern, sondern für alle Eltern. Lasst uns sicherstellen, dass wir auch in der geistlichen Erziehung unserer Kinder darauf bedacht sind, ihnen wirklich das Evangelium zu lehren.
Es ist so leicht, als Eltern mehr darauf bedacht zu sein, dass die Kinder Leistung bringen, dass wir sie trimmen, dass sie anständig und gehorsam sind. Dann lehren wir ihnen vieles, und das sind auch gute Dinge. Ich habe nichts gegen anständige Kinder, die Leistung bringen.
Aber wenn das alles ist, was unsere Kinder von uns hören, dann lehren wir sie nicht das Evangelium.
Das Evangelium ist die Botschaft, dass wir nicht so sind, wie wir sein sollten, und dass gerade deshalb Gott seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt hat, um für unsere Sünden zu sterben. Er ist auferstanden, und bei ihm ist Vergebung.
Lasst uns unseren Kindern beibringen, dass bei uns viel Raum ist für Gnade, für Vergebung! Lasst uns ihnen vorleben, dass auch wir das aus unserem Leben wissen. Lasst uns nicht so tun, als würden wir immer alles richtig machen.
Lasst uns als Eltern auch mal zu unseren Kindern gehen und sagen: „Bitte vergib mir, ich brauche Gnade. Ich weiß, ich habe sie bei Jesus, und ich möchte sie auch von dir. Wärst du bereit, mir zu vergeben? Ich habe versagt.“
Diese Botschaft wollen wir unterstützen, indem wir im Kindergottesdienst genau dasselbe lehren. Auch im Kindergottesdienst ist es so leicht, die Bibelgeschichten, gerade aus dem Alten Testament, zu nehmen und nur Morallehre weiterzugeben. Dabei werden die biblischen Botschaften verdreht, weil wir nicht mehr das Evangelium predigen.
Wir werden demnächst mit 1. Samuel weitermachen. Das nächste Kapitel, das kommt, ist Kapitel 17, in dem es um David und Goliath geht. Dann fangen wir an, den Kindern zu sagen: „Sei wie David! Du brauchst die drei Steine – Glaube, Liebe, Hoffnung oder was auch immer – dann kannst du Goliath besiegen.“
Anstatt zu sagen: „Nein, du brauchst einen wie David, von Gott gesalbt, von allen für nichts geachtet, der gekommen ist, um den großen Feind für uns zu besiegen. Wir predigen Jesus Christus.“
Seht ihr, wir wollen schon im Kindergottesdienst damit anfangen, das Evangelium zu verkündigen. So bewahren wir das Evangelium von Generation zu Generation.
Und so haben wir dann auch einen festen Stand, Tag für Tag.
Darum lasst uns einander immer wieder das unverfälschte Evangelium weitersagen, lasst uns daran erinnern, denn diese frohe Botschaft ist eine Botschaft, die richtig verstanden werden will, die verkündigt werden muss, im Glauben angenommen werden muss und unverfälscht bewahrt werden muss.
Schlussgebet und Lobpreis für das Evangelium
Ich bete: Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein wunderbares Evangelium. Wir danken dir, dass es eine Heilsbotschaft ist für jeden, der daran glaubt.
Herr, ich bete, dass, wenn hier unter uns jemand ist, der diese Botschaft noch nicht wirklich im frohen Glauben angenommen hat, du in deiner großen Gnade Herzen öffnest. Dass du Herzen veränderst und uns Freude sowie Begeisterung für diese Botschaft schenkst, sodass wir ganz für dich leben.
In dir ist unser ganzer Halt. In dir ist unsere ganze Hoffnung. In dir allein können wir leben – für alle Ewigkeit.
Gelobt seist du, unser Retter und Herr. Amen.