Wir sind heute Morgen im Namen Jesu zusammengekommen. Unser Herr will uns alle stärken, erquicken, aufrichten und ermutigen. Der Herr gibt den Müden Kraft und den Unermüdlichen Stärke genug.
Diejenigen, die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft. Sie steigen auf wie Adlerflügel, laufen und werden nicht matt, sie wandeln und werden nicht müde.
Wenn wir in diesem Gottesdienst gemeinsam das Abendmahl halten, soll uns dies ganz deutlich machen, dass Jesus allen seine ganze Liebe schenkt. So dürfen wir im Frieden Gottes leben.
Vorbereitung auf das Abendmahl und Beichte
Wir singen miteinander „Treuer Heiland, wir sind hier“, Lied 434.
Im Licht Gottes bekennen wir Schuld, bereuen, legen sie ab und empfangen Vergebung. Jeder von uns bringt in der Stille Gott all das, was uns belastet – Gedanken, Worte und Werke.
Wir beten in der Stille:
„Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit, denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt und Übles vor dir getan. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist. Rüste mich aus.“
Ist dies euer Bekenntnis und eure Bitte, so antwortet mit einem aufrichtigen „Ja“.
Euch geschehe nach eurem Glauben: Der allmächtige Gott hat sich über euch erbarmt. Durch seinen lieben Sohn Jesus Christus vergibt er euch alle eure Sünden, die ihr bekennt und bereut. Weil Jesus es so geordnet hat, dass wir einander in seinem Namen die Sünden vergeben, darf ich euch die Gnade Gottes verkünden.
Ich verkünde euch die Vergebung aller eurer Sünden im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wer es glaubt, der spreche „Amen“. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.
Einleitung zum Abendmahl und biblische Bedeutung
Wir hören den Kinderchor.
In der Nacht, da Jesus verraten wurde und mit seinen Jüngern zu Tisch saß, nahm er das Brot, sagte Dank, brach es, gab es seinen Jüngern und sprach: „Nehmt hin und esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Es ist ja in dieser Nacht, die schon damals beim Wüstenzug des Volkes Israel eine Nacht des Todes, des Hasses und der Fremdherrschaft war, in der alle dunklen Mächte los waren. Damals hat Gott seine Bewahrung zugesagt. Und Jesus, in der Nacht vor seiner Hinrichtung, der Nacht des Verrats, versprach seinen Jüngern, dass er sie bewahre.
Desgleichen, nach dem Mahl, nahm Jesus den Kelch, sagte Dank, gab ihn ihnen und sprach: „Trinkt alle daraus, das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Darf ich die Mitarbeiter bitten, dass sie vorkommen?
Wenn wir das Mahl so im Gottesdienst feiern, soll das niemand bedrängen. Es soll ein Angebot sein, mitzufeiern. Sonst gehen Brot und Kelch an ihnen vorbei. Es ist uns wichtig, dass sie beim Weitergeben des Kelches sich ein Wort sagen, weil wir einander einen priesterlichen Dienst tun.
Das ist ja eine biblische Ordnung, das allgemeine Priestertum: Nicht nur einer in unserer Gemeinde tut priesterliche Dienste, sondern jeder am anderen. Und dass wir auch in diesem Wort dem anderen zusprechen: „Christus vergiss dich nicht, er ist bei dir und hält dich.“
Lobpreis und Psalmgebet als Ausdruck des Glaubens
Wir wollen uns erheben und dem Herrn Dank sagen, indem wir gemeinsam den Anfang des einhundertdritten Psalms beten:
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Er vergibt dir alle deine Sünden und heilt alle deine Gebrechen. Er erlöst dein Leben vom Verderben und krönt dich mit Gnade und Barmherzigkeit.
Nun wollen wir singen: "Ich will dich lieben, meine Stärke", Psalm 254, Vers 1 sowie die Verse 3, 4 und 5.
Einführung in die Predigt: Psalm 18 als Siegeslied
Psalm 118 habe ich heute für unsere Predigt ausgesucht. Sie finden ihn in den ausgelegten Bibeln mit festem Einband auf Seite 513 im Alten Testament.
Ich hoffe, Sie haben auch solche Freude im Glauben, wie wir eben in diesem Lied gesungen haben – vom Glanz, der strahlt wie die Sonne. Vielleicht sagen Sie: „Ich entdecke das täglich in meinem Leben, wie mich die Gegenwart meines Herrn Jesus aufrichtet und stärkt.“
Dieser Psalm 18 ist ein ganz eindrucksvolles Siegeslied. Es ist ein Psalm Davids, und wir lesen ab Vers 2. Leider können wir nicht den ganzen Psalm lesen.
Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke!
„Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz! Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten, so werde ich vor meinen Feinden errettet.
Es umfingen mich die des Todes Bande und die Fluten des Verderbens erschreckten mich. Des Totenreichs Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Als mir Angst war – auch Gläubige haben Angst – rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihm zu seinen Ohren.“
Nun lesen wir von Vers 17:
„Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich und zog mich aus großen Wassern. Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren. Sie überwältigten mich zur Zeit meines Unglücks, aber der Herr ward meine Zuversicht.
Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.“
Und jetzt lesen wir von Vers 29:
„Ja, du machst hell meine Leuchte, der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis Licht. Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschlagen und mit meinem Gott über Mauern springen.
Gottes Wege sind vollkommen, die Worte des Herrn sind durchläutert. Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr? Oder ein Fels, wenn nicht unser Gott?
Gott rüstet mich mit Kraft und macht meine Wege ohne Tadel. Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellt mich auf meine Höhen. Er lehrt meine Hände streiten und meinen Arm, den ehren Bogen, spannen.
Du gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärkt mich. Deine Huld macht mich groß. Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Knöchel nicht wanken.“
Zum Schluss noch ein Vers, den Vers 47:
„Der Herr lebt, gelobt sei mein Fels, der Gott meines Heils! Sei hoch erhoben!“
Herr, mach uns auch so stark und kräftig. Amen!
Sehnsucht nach göttlicher Stärke im Alltag
Das ist nicht nur ein Sehnsuchtstraum von Kindern, dass sie ganz stark wären. Ich habe oft zu Gott gebetet: Herr, gib mir mehr Stärke und mehr Kraft!
Immer wenn ich in der Innenstadt an den Bauzäunen vorbeilaufe und dort die schönen Poster sehe von diesen starken Männern, die aus den Fitnessstudios kommen, mit ihren fettstrotzenden Bizeps, dann denke ich daran. Dort wird in den Anzeigen versprochen: In wenigen Sitzungen machen wir aus einem Winzling einen Tarzan, der Bäume ausreißt. Dann denke ich immer wieder: Ach, wenn das doch bei mir auch so wäre! In den Aufgaben, die man anpacken muss, wäre es schön, mehr Kraft und mehr Energie zu haben und mehr leisten zu können. Wenn man über viel mehr Vermögen, Kraft und Können verfügen würde.
Aber jetzt ist das alles ganz, ganz anders. Wir haben alle zu kämpfen und zu ringen. Viele von Ihnen heute Morgen, auch an diesem Sonntagmorgen, sind bedrückt und belastet, weil sie so viel in den vergangenen Tagen nicht gemeistert haben.
Jetzt sagt ihnen niemand, was sie müssen. Niemand sagt ihnen jetzt: Du musst mehr haben. Niemand drängt sie mit Worten wie: Du musst mehr können! So reden all die anderen Menschen in der Welt: Du musst dich durchbeißen, du musst deinen Mann stehen, du darfst nicht aufgeben!
Und wenn man das Erschöpften zuruft, die sowieso keine Kraft mehr haben, was sollen sie denn dann noch tun oder sagen? Ich kann doch sowieso schon nicht mehr!
Sollen sie heute Morgen wissen, dass das Evangelium anders redet. Es ist eine Freudenbotschaft und eine Ermutigung für schwache und müde Leute. Es gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden.
Die Quelle der Kraft im Glauben
Ja, wie bekommt man denn die Kraft? Viele sagen: Ich habe so oft gebetet, aber es ist nichts anders geworden. Alles bleibt so schwer, wie es bisher schon war.
Genau das möchte der Herr ihnen zusagen: Ich bin bei dir. Wenn Sie das verstehen, dann sind Sie stark – auch wenn Sie in einem schwachen Leib leben und sich mitten in Bedrängnissen durchkämpfen.
Der Glaube ist eine wunderbare Möglichkeit, die eigenen Möglichkeiten zu erweitern. Wir bleiben zwar so schwach wie zuvor, doch wir fassen die starke Hand unseres Gottes.
Und er, der Herr, ist so freundlich. Er kommt zu uns, mitten hinein in unsere Schwierigkeiten, dorthin, wo wir nicht mehr weiterwissen, und beugt sich zu uns herunter.
David als Vorbild im Glauben
Dieser Psalm ist der Psalm des Hütejungen David. Es fällt uns wirklich auf, wie oft in der Bibel gerade kleine Leute vorkommen, die über nichts Besonderes verfügten – außer über ihren Glauben. Ohne Glauben sind sie nichts.
Dabei geht es nicht um irgendeinen Glauben, sondern um den Glauben, der die Zusagen Gottes festhält. Dieser Glaube zieht den lebendigen Gott in das eigene Leben hinein.
Findet das heute Morgen so groß, denn der lebendige Gott ruft uns alle: Er will mit uns leben und in uns wirken.
Verschließe jetzt nicht dein Herz und mache deine Ohren nicht zu. Schwache, Müde und Verzagte dürfen im Glauben den starken, mächtigen Herrn in ihr Leben einladen. Sie können sagen: „Komm her, ich will dein Eigen sein. Ich komme heute Morgen mit der Bedrängnis, die mich belastet, mit dem Unvollkommenen, mit der Schuld und mit dem, was ich nicht meistern kann. Aber du kannst das meistern.“
Gottes Nähe in der Not
Gott ist ganz nah – das ist mein erster Teil: Gott ist ganz nah.
Die Psalmen sprechen uns so stark an, weil sie Lebensberichte sind. Hier wird nicht in großen, schwierigen Gedankengängen über Gott nachgedacht oder werden schwere Überlegungen angestellt. Stattdessen erzählt jemand, wie er Gott im Leben erfahren hat.
Er sagt: „Wisst ihr, wie es bei mir war, als ich ganz unten war, verzweifelt am Leben und keinen Mut mehr hatte? Da konnte ich nur noch schreien in der letzten kreatürlichen Lebensangst.“ Und er schrie – aber nur eines war anders: Er schrie zu seinem Gott.
Was bei David für uns alle vorbildlich ist, ist, dass er mit dem lebendigen Gott ein ganz persönliches Verhältnis hat. „Mein Gott“ – das ist ein Besitzverhältnis! Er spricht nicht bloß über irgendeinen Gott, so wie man es manchmal in Glaubensgesprächen unserer Tage erleben kann, sondern er sagt: „Mein Gott, dem gehöre ich!“
David hat für sein Leben klar gemacht: „Ich will nicht mehr mir selbst gehören, sondern meinem Gott will ich dienen. Er soll mein Herr sein.“
Davids Not und Gottes Rettung
Wir wissen nicht genau, welche Not es war. Aus der Fülle der schweren Erfahrungen, die David durchlitten hat, können wir Verschiedenes herausgreifen. Er spricht hier dreimal von den Todesstricken und von des Todes Banden.
Offenbar befand er sich in einer Lage, in der er selbst keine Hoffnung mehr hatte, herauszukommen. Er war in der letzten Todesangst verzweifelt. Er spricht von den Fluten des Verderbens. War das damals, als Saul ihm nachstellte, ihn in der Wüste jagte und mit seinen Soldaten gefangen nehmen wollte? Wir wissen es nicht. Es ist auch gar nicht so wichtig.
Wichtig ist, dass diese Erfahrung Davids für uns heute Morgen aufleuchtet. Am Rande seiner Lebenskraft, als er ganz, ganz unten war und immer weiter wusste, da plötzlich erlebt er, als er zu Gott schrie: Was denn? Da fasste die Hand Gottes ihn.
Was war denn passiert? War das bloß der Augenblick, als er ruhig wurde und wusste: Ich stehe in meines Herren Hand und will darin stehen bleiben? Nicht Erdennot, nicht Erdentod soll mich daraus vertreiben.
Er wusste in diesem Augenblick: Ich falle nicht in die Tiefen der Todesflut, sondern ich bin auch jetzt, in diesem Moment, von Gott gehalten und getragen. Da fasste die Hand Gottes ihn.
Glaube in der Verzweiflung
In unseren Tagen gibt es viele psychologisierende Erklärungen des Glaubens. Es erscheint verständlich, wenn man sagt, der Glaube sei gleichsam eine Suggestivkraft des positiven Denkens. Man redet sich ein, dass da etwas sei, und hält sich mit so einem Stimulans aufrecht.
Aber David sagt: So war es bei mir nicht. Ich konnte mir nicht einmal mehr etwas einreden. Vielleicht ist es deshalb notwendig, dass Gott uns bis in die letzten Verzweiflungsstunden hineinführt. Dort, wo wir uns nichts mehr einreden können, wo unsere Glaubenskraft zerfällt und unser Gefühl uns völlig durcheinanderwirbelt.
Dann erleben wir die starke Hand Gottes, die uns ruhig macht. Und plötzlich redet Gott und ruft uns seine großen Worte in Erinnerung: Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht.
Wenn Menschen dies sagen, hat es keinen Wert. Wenn es nicht mit göttlicher Autorität hineingeredet wird: Fürchte dich nicht!
Heute Morgen will ich zu denen sprechen, die ganz verzagt und mutlos sind und nicht wissen, wie es in der nächsten Woche weitergehen soll. Der Herr sagt dir: Fürchte dich nicht! Du bist doch in der Hand Gottes. Leg dein Leben und deine angeschlagenen Nerven in die Hand Gottes!
Jesus als Quelle der Zuversicht
Das hat Gott ein für allemal klargemacht, was wir eben im Abendmahl gefeiert haben. Das gilt für dich. Jesus Christus lässt dich nicht los, weil er sündige, schwache und versagende Menschen nicht loslässt. Zu denen gehöre ich, und zu denen gehörst du. Fürchte dich nicht, er ist dir ganz, ganz nah.
Doch die Hand Gottes zog mich heraus. Du darfst kommen, schreien und rufen. „Kommt her zu mir“, sagt Jesus, „die mühselig und beladen sind, ich will euch erquicken.“ Er will zu denen reden, die gar keinen Mut mehr haben.
„Unterher ward meine Zuversicht“, sagt David, „und ich habe es wieder entdeckt.“ Ja, was war denn vorher? Er hat es in dieser Tiefe gar nicht erkannt. Man muss immer wieder ganz unten durch und dann dort erleben. Ja, so ist es.
Gott ist viel, viel größer als alle Not, die mich bedrängen mag, und alles, was mir Angst macht. Mein Herr hilft mit seiner starken Hand. Er ist ganz nah bei dir.
Gott führt ins Weite trotz Schwierigkeiten
Und dann spricht David im Zweiten Psalm davon: Er führt mich ins Weite. Wir wünschen uns oft, dass mehr Probleme bei uns gelöst würden. So geht es auch mir. Ich warte auf schnelle Veränderungen, die Gott schenkt – und das tut er oft.
Aber die entscheidenden Glaubensproben kommen gerade dann, wenn die Änderungen nicht eintreten. Wenn wir zum Beispiel mit einer Krankheit weiterleben müssen oder wenn schwierige Situationen nicht aufhören, sondern andauern. Dann fragen wir: Warum lässt Gott das zu? Gott lässt das bei seinen Leuten manchmal sehr gerne zu.
Auch bei David haben sich die schwierigen Verhältnisse nicht so schnell geändert. Sie dürfen das nicht falsch verstehen, wenn David dieses fröhliche Siegeslied singt, als ob Saul plötzlich in einem Moment verschwunden wäre und seine Verfolgung beendet hätte. Als ob die Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt wären und David munter und schnell seinen Weg hätte gehen können. Das stimmt nicht. Es hat Jahre gedauert.
Da wird man verzagt und mutlos. Aber gerade in solchen Zeiten erlebt David: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Die Mauern sind noch da, der Weg ist versperrt. Aber mit meinem Gott, den ich im Glauben fasse, kann ich darüber springen.
Ich halte immer den Atem an, wenn ich miterleben darf, wie Menschen, die trauern, plötzlich trotz allem Schmerz getrost sind. Wenn ich Menschen mit schweren Krankheiten sehe, die sagen: „Ich nehme es an und gehe diesen Weg weiter, auch über die Hindernisse hinweg. Mein Herr geht mit! Und ich bin gar nicht allein, er führt mich ins Weite.“
Und David sagt: „Und wenn sich selbst eine ganze Armee gegen mich aufstellt, ich werde siegen.“ Aus dem Glauben folgt zwangsläufig die Tapferkeit. Sie dürfen sich keinen Glauben wünschen, bei dem sie keine Proben der Tapferkeit ablegen müssen. Gott will sie tapfer machen – so wie David, der dem Goliath unerschrocken entgegengetreten ist und ihn nicht überrascht hat.
Natürlich ist die Welt voller Feinde Gottes. Natürlich ist die Welt voll von Glaubenshindernissen und Anfechtungen. Und die, die Gott dienen, müssen auch hart hindurch. Aber David sagt: „Das macht doch nichts, der Herr ist da. Ihm vertraue ich, er führt mich ins Weite.“
Gottes Kraft im Alltag
Er zählt all das auf: Der Herr rüstet mich mit Kraft. Nicht so, wie diese Tarzantypen auf dem Plakat von einem Fitnesscenter, sondern so, dass schwache Menschen im Glauben mit Gottes Kraft rechnen können. Gott gibt uns jeweils so viel, wie für den einzelnen Tag nötig ist.
Er wird das bis zu meiner Todesstunde wissen. Er weiß, wie er mich hindurchbringen will und was für mich gut ist. Ich lege mein Leben in seine Hand.
Martin Luther hat diesen Psalm außerordentlich geliebt. Es gibt viele Aufzeichnungen Luthers zu diesem Psalm, die sehr beeindruckend zu lesen sind. Darunter findet sich auch ein Brief, den er an Melanchthon geschrieben hat.
Melanchthon war ein großer Denker, ein Mann, der schon mit siebzehn Jahren Professor in Tübingen war. Er erreichte früh höchste Ehren und schlief nachts oft nur drei Stunden, weil er viel arbeitete. Doch über seiner Philosophie und Rhetorik, wie Luther manchmal zu ihm sagen konnte, war er nicht der Mann des Glaubens. „Du willst so viel mit deinem Kopf“, sagte Luther ihm.
In diesem einen Brief schreibt Luther: „Gott will im Finstern wohnen.“ Er hatte Finsternis zu seinem Zelt gemacht, heißt es dort, Vers 12: „Er macht Finsternis ringsum zu seinem Zelt.“ Dieses Wort erinnert Luther und sagt: Du kannst nicht wissen, wie morgen die Wege Gottes weitergehen, weil Gott durch Glauben wirken will und nicht durch Philosophie.
Dann erinnert Luther an Mose und sagt: Hätte Mose den Weg durch die Wüste vorher gesehen, mit all den Schwierigkeiten, denen er trotzen musste, hätte er gar nicht erst aufgebrochen. Er hätte keinen Mut mehr gehabt. Darum hat Gott es ihm verborgen.
Doch es war das Geheimnis Gottes, dass er mit diesem Volk durch die Wüste ging. In der Hitze, im Hunger, in der Einsamkeit und in der Kriegsbedrohung war er bei seinem Volk mit seinem Schutz.
Darum ist Glaube das, was uns durchhält. Vertraue dich Gott an, und du darfst durch die Tiefen hindurchgehen – in der großen Freude, dass Gott dich hält.
Jubel und Liebesverhältnis zu Gott
Und noch das Dritte: Wir dürfen auftrumpfen. Dieses Lied im Psalm 18 ist ein großes Siegeslied. Man kann sagen, es ist ein Jubellied.
In den letzten Sonntagen haben wir so viel über unsere menschliche Schwäche gesprochen, dass ich dachte, an diesem Sonntag muss ich auch kräftig das andere sagen. Wir können einhergehen und unsere Lieder singen – laut und fröhlich, unbekümmert –, auch wenn wir zitternd sind, schwach und voller Fragen.
Trotz Anfechtungen ruht unsere Freude doch da: „Mein Gott, mein Herr, herzlich lieb habe ich dich.“ So können Sie sprechen. Das ist eine Liebessprache. Haben Sie mit Gott ein Liebesverhältnis? Vielleicht sagen Sie: „Ein Liebesverhältnis habe ich mit meiner Frau, aber mit Gott ein Liebesverhältnis? Die ganze Sprache kommt mir merkwürdig vor.“
Vielleicht haben Sie Gott noch nie ins Herz gesehen. Sie müssen gerade jetzt in diesen Passionstagen sich noch einmal vergegenwärtigen, was der ewige Gott in großer Liebe tut: wie er Ihnen nachgeht und Sie sucht, der Ihnen alle Ihre Sünden vergibt, der über aller Empörung und dem Aufruhr Ihres Lebens nur vergeben, zudecken und wegschaffen will. Er kommt nicht als der Verurteilende, sondern als der Regende.
Obwohl in diesem Psalm David so viel von der Heiligkeit Gottes erlebt hat – er hat es selbst so erfahren –, über die Schuld seines Lebens betet David: „Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“ Dieses Gebet findet sich in Psalm 51, das auch heute uns vor dem Mahl des Herrn zugerüstet hat. „Mach mich ganz rein, entsündige mich, Herr!“
David hat dabei gemerkt, wie groß die Liebe Gottes ist. Über dieser Liebe ist er so bewegt, dass er sagt: „Ich liebe dich, Herr.“ Diese Liebe ist das Zeichen seines Glaubens. Es ist ein persönliches Liebesverhältnis zwischen zwei Personen: du und der ewige Gott.
Du und Jesus Christus, die zusammenkommen und nicht mehr auseinandergerissen werden können, weil seine Hand dich hält – auch in den Tiefen der Not, in der Einsamkeit und in der Traurigkeit. Wenn du keine Hoffnung mehr hast und am Leben verzweifeln willst, dann ist er da.
Er spricht es so schön aus: „Herr, meine Stärke, mein Fels!“ Mein Fels – da habe ich ein Fundament unter den Füßen. Das wissen Bauleute, wie wichtig ein fester Grund ist, sonst hält die Mauer nicht. Unser Glaube ruht nicht auf unseren Gedanken, Gefühlen oder Wünschen, sondern auf der Gegenwart des lebendigen Herrn Jesus Christus, der mich liebt und trägt.
Das ist die Freude meines Glaubens. Darum kann mich niemand mehr von ihm wegreißen. Dann werden meine Knöchel fest, und du gibst meinen Schritten weiten Raum. Ja, die Folge des Glaubens ist Tapferkeit.
Dann wollen wir mutig und kühn wieder losziehen und uns senden lassen von unserem Herrn, weil wir wissen: Es gibt keinen Fels wie ihn. Wir sind sicher und geborgen in ihm und bei ihm. Was sollen jetzt noch die Ängste und Nöte, die mich bedrängen?
Ich gehe einher in der Kraft des Herrn, gehe einher in der Kraft des Herrn. Amen!
Schlusslied und Gebet
Singen wir dieses Lied: Herzlich lieb habe ich dich, o Herr, zweihundertsiebenundvierzig.
Herr Jesus Christus, wir kommen zu dir – auch mit all den Anfechtungen und Nöten, die uns bedrängen. Dann wollen wir wegschauen von uns, uns nicht mehr so wichtig nehmen, sondern dir glauben und deinem Wort vertrauen.
Herr, mehre unseren Glauben und mach uns fest in deinem Wort, damit das wirklich geschieht, dass wir dich von Herzen lieben können. Wir danken dir, dass du uns alte Schuld weggenommen hast und jedem von uns dies auch wieder durch dein Mahl zugesprochen hast.
Du willst uns tragen bis ins Alter und bis wir grau werden. Du willst uns tragen – auch mit all den Versäumnissen und mit all der Untreue. Aber, Herr, mach uns dann tapfer, mutig und unerschrocken!
Wir wollen all das jetzt auch als deinen Auftrag nehmen, wo du uns hingestellt hast, damit wir dort dienen und wirken können für dich und viel Frucht schaffen, die bleibt.
Wir wollen dich jetzt besonders für alle unter uns bitten, die verzagt und mutlos sind, schwermütig, die keinen Ausweg mehr sehen. Da wollen wir ihnen dein Wort zurufen, und du musst es bekräftigen, damit sie glauben können.
Wir wollen dich für alle bitten, die im Zweifel stehen. Herr, hilf ihnen heraus, dass sie loslassen und dir mehr glauben als ihren Zweifeln. Lass dein Wort gewiss sein.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Mitteilungen und Segensbitte
Bleiben Sie noch einen Moment stehen. Wir möchten nur noch mitteilen, dass das heutige Opfer für die Jugendarbeit Youth Alive in Soweto bestimmt ist. Dort übernehmen wir jeden Monat 1.600 Mark an Gehältern für schwarze Mitarbeiter, die in dieser schwarzen Vorstadt tätig sind. Die Geisterversöhnung Jesu versucht, einen Dienst zu leisten.
Vor 14 Tagen ist eine kleine Panne passiert: Der Abkündigungszettel ging verloren. Deshalb wurde versäumt, damals die Trauung unseres Kirchenpflegers Hans Burckhardt Gut anzukündigen. Das möchte ich hiermit nachholen.
Wir freuen uns sehr, dass eines der elf jungen Paare aus unserer Gemeinde in diesem Jahr heiratet: Hans Burckhardt Gut und Herrad, geborene Schüll. An dieser Stelle möchten wir Ihnen Gottes Segen wünschen und Ihnen von Herzen zu Ihrem gemeinsamen Lebensweg gratulieren.
Beide sind langjährige Mitarbeiter in unserer Jugendarbeit gewesen. Hans Burckhardt Gut hat zudem seinen Zivildienst in unserer Gemeinde geleistet.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.