Allein die Gnade

Sola Gratia
Thomas Powilleit
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Serie | 3 Teile

Die Soli der Reformation

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„Solia Gratia“. Kernsäule von Evangelium und Reformation.


Die vier Soli der Rerformation

Wir beginnen heute eine neue Predigtserie. Es geht um die vier Soli der Reformation. Also um die vier Kernaussagen, die mir helfen, zu verstehen: Darum soll es in meinem Leben gehen, damit Gott sich über mein Leben freut! Wenn diese vier Kernaussagen die Leitplanken meines Lebens sind, kann ich mich sogar mit der Frage beschäftigen: Wo werde ich die Ewigkeit verbringen, ohne Angst zu bekommen. Wenn mein Glauben von diesen vier Grundsätzen bestimmt wird, weicht die Unsicherheit - der Gewissheit. Die Angst vor dem Tod verliert ihre Dominanz, weil die Freude auf den Himmel mehr Gewicht in meinem Leben bekommt. Diese vier Kernaussagen sind:

Allein die Gnade, allein der Glaube, allein die Schrift und allein Christus.

Im Lateinischen beginnen diese Grundsätze jeweils mit soli oder solus. Heute Morgen beschäftigen wir uns mit dem ersten Soli: Allein die Gnade. Jedes Soli sagt mit dem deutlichen ALLEIN gleichzeitig ein klares NEIN zur Irrlehre. „Allein die Gnade“ heißt: Nicht durch meine Anstrengung. „Allein der Glaube“ heißt: Nicht durch meine Werke. „Allein die Schrift“ heißt: Nicht durch kirchliche Traditionen und „allein Christus“ heißt: Nicht durch einen anderen angeblichen Mittler. Die Soli sind keine Sätze aus der Bibel. Aber es sind Grundsätze, die sich mit vielen Bibelversen beweisen lassen.

Ablass: Geld und Schuld

Durch die 95 Thesen, die Martin Luther 1517 veröffentlichte, begann das Licht des Evangeliums wieder Hoffnung in eine Welt zu bringen, die verdunkelt war vom Jahrhunderte alten röm.-katholischen Nebel der Irrlehre. Ihr könnt die Thesen in unserem Foyer selbst nachlesen. Luther war nicht der Erste, der den Mut hatte, der Irrlehre mit dem Wort Gottes entgegen zu treten. Ansätze gab es auch u.a. unter Jan Hus, der 1415 in Konstanz verbrannt wurde und auch unter Savonarola in Florenz, der 19 Jahre vor Luthers Thesen erhängt und dann verbrannt wurde. Luther war auch nicht der einzige Reformator. Gott gebrauchte ihn neben Zwingli und Calvin, die das Anliegen der Reformation, also der Wiederherstellung und Erneuerung, teilten. Luther hat wie ein Archäologe das wertvolle Gefäß des Evangeliums aus dem Schutt der katholischen Irrlehre ausgegraben und es wieder in seinem alten Glanz in den Mittelpunkt gestellt. Auslöser war der Ablasshandel, gegen den Luther schrieb. Also der Glaube, ich kann durch den Kauf eines Papieres der Strafe für meine eigenen Sünden entgehen. Oder die falsche Überzeugung: Ich kann meinen verstorbenen Verwandten helfen, schneller aus dem Fegefeuer zu kommen, in dem sie für ihre Sünden büßen müssen. Der Ablasshandel begann weil Albrecht von Brandenburg sich die Position des Erzbischofes und auch des Kurfürsten von Mainz kaufen wollte. Dazu hatte er sich Geld beim Bankhaus Fugger geliehen.

Man hatte ausgerechnet: Wenn wir acht Jahre lang den Ablass predigen, ist Albrecht von Brandenburg schuldenfrei. Ein Teil des Geldes war Rückzahlung und Zinsen an das Bankhaus Fugger, das bei den Ablass-Werbe-Kampanien immer dabei war. Als Luther sich vor Kardinal Cajetan in Augsburg verantworten musste, fand dieses Treffen deshalb natürlich auch im Stammhaus der Fugger statt. Den anderen Teil bekam der Papst, um den Petersdom zu bauen. Dafür schrieb er auch eine Begründung für den Ablass, durch die der Verkauf der Papiere begann. Diese Praxis: Durch mein Tun kann ich der Strafe für meine Sünde entgehen, gibt es bis heute. Wenn ihr Rom besucht, schaut euch mal die Scala sancta an – die heilige Treppe. Menschen rutschen dort auf Knien hinauf, um Ablass für ihre Sündenstrafen zu bekommen. So wird es ihnen auf dem Schild unten an der Treppe versprochen. Dieses Versprechen könnt ihr auch in der Gnadenkapelle in Altötting lesen. Deshalb rutschen Menschen mit einem Kreuz auf dem Rücken um die Kapelle, damit sie Ablass für ihre Sünde bekommen. Dieser Gedanke: Ich kann meine Sünde abarbeiten scheint für uns Menschen sehr attraktiv zu sein. So müssen wir nicht zugeben: Wir sind unverbesserlich schlecht in Gottes Augen.

Die heftige Wahrheit: Ablass hilft nicht

Wir meinen: Wir könnten wie auf einer Waage mit guten Taten unsere schlechten Taten ausgleichen. Doch Gott sagt energisch: Nein, du kannst nichts ausgleichen. Du kannst deine Sünden nicht abarbeiten. Wenn Gott mir nicht gnädig ist, dann bin ich verloren für ewig. Das ist die heftige Wahrheit über mein Schicksal. Ich habe nicht den Hauch einer Chance, die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. Egal, wie ich mich auch anstrenge. Wenn es einen Weg geben würde, durch das was ich leiste, meine Sünde ungeschehen zu machen, hätte Jesus nicht für mich sterben müssen. Ich bin der Grund für seinen Tod. Ich bin so hoffnungslos verloren, wie ein Mensch nur verloren sein kann. Gott ist unerreichbar für mich. Wenn ich Jesus in meinen Gedanken am Kreuz sehe, beginne ich zu ahnen, wie schrecklich meine Sünde ist und wie groß der Riss zwischen mir und Gott ist. Wenn die Bibel von Sünde redet, dann meint sie auch mein moralisches Versagen. Meinen Egoismus, der andere verletzt und benutzt, meine außerehelichen sexuellen Phantasien, in denen Menschen zu Lust-Befriedigungs- Objekten degradiert werden oder das ich dem Geld wie einem Götzen diene und ihm meine Beziehungen und Überzeugungen opfere.

Sünde

Aber vor allem meint die Bibel, wenn sie von Sünde redet, meine Einstellung, ohne Gott im Leben unterwegs sein zu wollen. Meine Haltung: Gott hat in meinem Leben in wichtigen Bereichen nichts zu sagen. Ich will nicht, dass Gott mir in mein Leben redet. Das ist Sünde. Denn Sünde ist Zielverfehlung. Ich bin geschaffen, um in einer tiefen Gemeinschaft mit Gott zu leben. Wenn ich ohne Gott unterwegs bin, verfehle ich das Ziel, für das Gott mich gemacht hat. Ich verfehle das Ziel hier auf der Erde und ich komme nie an dem Ziel an, an dem Gott mich sehen möchte: Im Himmel. Diese Diagnose ist hart, aber sie ist wahr. Aber – meine Lage ist nicht hoffnungslos. Weil Gott mitten in mein Getrenntsein von ihm sagt: Rö5,20: Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade viel mächtiger geworden (LUT). Was für ein Satz! Ich wünsche Dir, dass du diesen Satz immer wieder erlebst und lebst. Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade viel mächtiger geworden. Deshalb kannst du eine Beziehung zu Gott bekommen. Das ist mein erster Gedanke. Ja, es stimmt: Die Sünde ist mächtig. Ich kann oft gar nicht anders, als gegen Gottes Willen zu handeln. Es gibt in mir eine Kraft, die mich eher das tun lässt, was Gott hasst - als das zu tun, was Gott liebt. Manchmal will ich selbst nicht so egoistisch oder arrogant handeln, wie ich es tue. Aber ich merke: Ich muss. Ohne Gott kann ich gar nicht mit einem anderen Lebensstil unterwegs sein. Mir fehlt die Kraft dazu.

Lies dir nur mal die zehn Gebote durch und frage dich ehrlich: Kann ich das leben? Nicht nur äußerlich, sondern auch in meinen Gedanken? Hat der Neid mich noch nie im Griff gehabt? Habe ich dem Anderen noch nie etwas Schlechtes gegönnt? Ging es mir noch nie darum, meinen Willen durchzusetzen, egal was Gott in der Frage denkt? Ja, es stimmt: Die Sünde ist mächtig und sie hat mein Leben im Griff, wenn ich ohne Gott unterwegs bin. Diese Einsicht, ist der erste und der wichtigste Schritt, um Gottes Gnade zu erleben.

Gottes große Gnade

Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden. Das heißt: Die Gnade ist immer stärker als die Sünde. Deshalb sollte die Hoffnung, die Christen haben, auch immer größer sein als der Frust, den sie mit der Sünde erleben. Gnade ist das Alleinstellungsmerkmal des Evangeliums. Das ist das Besondere am Evangelium. Gnade heißt: Ich habe in meinem Leben eine Sündenliste. Diese Sündenliste wird durchgestrichen, weil Gott mir gnädig ist. Aber Gott würde ja nicht mehr gerecht sein, wenn es für die Schuld keine Strafe gibt. Dann wäre Gott wie ein Schiedsrichter, der einem eine rote Karte zeigt und dem Anderen das gleiche Foul einfach durchgehen lässt, obwohl er es gesehen hat.

Gottes Gnade ist nicht einfach nur Straferlass, sondern Strafvollzug. Gott heftet meine Sünde an das Kreuz des Herrn Jesus. Der Herr Jesus bezahlt für meine Schuld. Gnade heißt: Der Schuldige darf gehen und der Unschuldige trägt seine Strafe. Das ist in menschlichen Augen so etwas von ungerecht. Meine Schuld ist nachgewiesen, aber ein anderer, der nachweislich nichts Strafwürdiges getan hat, wird für meinen Sündenmüll bestraft. Das ist der Kern des Evangeliums. Darum geht es: Jesus stirbt für mich, damit ich mit Gott leben kann. Die Initiative für dieses neue Leben mit Gott geht zuerst von Gott aus und nicht von mir. Auch das ist ein der großen Wahrheiten des Evangeliums. Deshalb wird in einer Reformation zuerst das zerbrochene Bild von Gott wieder an die Wand gehängt. Nachdem ich mir eingestanden habe, wie sündig ich bin, werde ich davon erfasst, wie Gott ist. Gott ist nicht der Erfüllungsgehilfe für meine Wünsche, bei dem ich bestellen kann, was mir noch fehlt. Nein, ER ist der Gott, dessen Liebe ich nicht verstehen kann, die ich aber glauben darf. Was hat Gott an mir gefunden, dass ich seine große Liebe bin? Er kennt mich doch – trotzdem liebt er mich. Warum? Wieso hat ER seinen Sohn für mich sterben lassen? Warum will Gott mir völlige Vergebung schenken, ohne, dass ich etwas dafür tue?

Warum will Gott seine Gnade in meinem Leben sichtbar machen? Der Prophet Micha bekommt bei ähnlichen Gedanken seinen Mund vor Staunen nicht mehr zu (7,18): Wo ist ein Gott wie du, der Schuld vergibt und Vergehen verzeiht … der Gefallen hat an Gnade? Gott möchte: Ich soll ihn lieben, ihn anbeten und mich über ihn freuen. In Gott selbst meine ganze Erfüllung finden. Der Gott, dem ich vertraue ist ein Gott, der mir gnädig ist. Was für ein Glück! Freue dich über diesen Gott, wenn du ihn kennengelernt hast. Gott ist ein Gott der Gnade, dem es weh tut, wenn die brutalen Assyrer, die damaligen IS-Kämpfer, in eine Ewigkeit hineingehen, in der sie in der Hölle landen und nicht im Himmel. Deshalb schickt Gott seinen Propheten Jona um Ninive, heute wäre es Rakka, seine Gnade anzubieten. Und die Leute kehren tatsächlich zu Gott um und sind nun schon fast 3000 Jahre mit Gott im Himmel zusammen. Jona kann das nicht verstehen. Der Prophet explodiert vor Wut: Ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist. Ja – das stimmt. Gott ist gnädig. Das war die große Entdeckung der Reformation. Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade viel mächtiger geworden. Deshalb kann ich als Mensch eine Beziehung zu Gott bekommen.

Leben aus Gnade

Dieser Vers betont aber noch eine zweite große Wahrheit: Die Gnade ist viel mächtiger geworden. Deshalb musst du nicht mehr unter der Macht der Sünde leben. Auch in deinem Leben als Christ ist die Gnade mächtiger als die Sünde. Glaubst du das? Du sagst: Aber wenn ich nur an meinen Chef denke, kommt schon der Hass in mir hoch – das kann ich förmlich spüren. Auch auf dem Weg mit Jesus merke ich: Mir fällt es schwer, Gott zu vertrauen – ich will immer alles selbst in die Hand nehmen. Ich finde es ätzend – aber es geht immer wieder um mich selbst. Um meinen Vorteil, um mein Recht … Ich merke also: Die Sünde will auch weiterhin in meinem Leben an der Macht bleiben. Die gute Nachricht ist aber: Du kannst NEIN sagen. Du musst dich nicht weiter beherrschen lassen. Die Gnade Gottes ist mächtiger. Du nimmst diese Gnade in Anspruch, indem du die Sünde zugibst. Ja, der Neid will mich beherrschen und die sexuelle Unreinheit will mich bestimmen. Danke, Herr Jesus ich muss das nicht leben. Ich darf dem anderen jetzt bewusst etwas gönnen, weil du in mir stärker bist als die Sünde. Ich muss meinen Leidenschaften nicht folgen, weil du mir die Kraft gibst, meinen sündigen Gedanken keinen Raum zu geben.

Es ist so hilfreich, wenn ich in diesen Kämpfen nicht alleine bleibe, sondern mit anderen Christen bete. Vielleicht auch hier nach dem Gottesdienst mir einen Gebetspartner suche. Gott hat ein so großes Versprechen auf das gemeinsame Gebet gelegt. Wenn ich weiß: Der andere kämpft auch, macht mir das doch Mut, den Kopf nicht hängen zu lassen. Wir dürfen doch ehrlich zueinander sein. Ich finde das so schade, dass man in konservativeren evangelikalen Gemeinden so oft frommes Theater spielt, damit der andere ja nicht schlecht von mir denkt. Dann bleibe ich doch in meinem Kampf mit der Sünde alleine, obwohl Gott mir doch meine Mitchristen in der Gemeinde an die Seite gestellt hat, damit sie mich ermutigen und meinen Blick immer wieder auf Jesus lenken. Ich bin in einer Gemeinde groß geworden, in der äußerlich alles so perfekt war. Klar hat man gesagt: Wir haben ja alle mit Sünde zu kämpfen. Aber wenn du nachgefragt hättest: Mit welcher denn konkret, fürchte ich, wären nur sehr allgemeine Aussagen gekommen. Erst viel später habe ich verstanden: In den Bereichen, in denen Gott mir zeigen wollte: Erlebe es doch, Thomas: Meine Gnade ist mächtiger als deine Versuchung – mit diesen Bereichen hatten auch andere zu kämpfen.

Plagiate

Wer begreift, wie befreiend Gnade ist, der kann sich mit Sünde in seinem Leben beschäftigen. Aber ich muss da doch nicht stehen bleiben. Ich kann erleben: Die Gnade ist mächtiger als die Sünde. Deshalb muss ich nicht mehr unter der Macht der Sünde leben. Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade viel mächtiger geworden. Deshalb musst du Plagiate der Gnade ablehnen. Von Markenartikeln werden oft Plagiate hergestellt. Die sehen der Marke sehr ähnlich, sind aber nicht das Original. Wenn du in der Türkei bist, wirst du sehen: Die Bauarbeiter laufen dort mit Kleidern von BOSS herum. Das sind aber Plagiate und keine Originale. Die Kleider sehen aus wie BOSS, sind aber keine BOSS-Kleider und du bekommst sie dort viel billiger, als wenn du am Stammsitz Metzingen einkaufen gehst. Auch von Gottes Gnade hat es durch die Jahrtausende hunderte von Plagiaten gegeben. Da steht Gnade drauf – aber das ist keine Gnade drin. Zum Beispiel weil das Plagiat nicht nur ein Geschenk ist. Ich muss dafür arbeiten. Aber Gottes Gnade ist unverkäuflich. Entweder ich nehme sie geschenkt oder ich bekomme sie gar nicht. Die katholische Kirche lehrt bis heute: Die Gnade gibt es nur in der Doppelpackung mit deiner eigenen Leistung und als Bedingung hängt da auch noch die Mitgliedschaft in der allein seligmachenden Kirche dran.

Das ist nicht Gnade. Das ist ein Plagiat. Lass dich nicht täuschen. Gottesdienste, wie der im Hildesheimer Dom vor zwei Wochen, der die Versöhnung zwischen der katholischen und evangelischen Kirche voranbringen soll, verkaufen Gnade als Fälschung. Lasst dich nicht täuschen von Leuten wie Rainero Cantalamessa, den Prediger des Papstes. Er spricht zunehmend auf evangelikalen Treffen. Aber dieser Mann glaubt nicht: Jesus hat ein für alle mal sein Blut am Kreuz gegeben. Der Theologieprofessor hält als überzeugter Katholik daran fest: Jesus wird in der Eucharistie, im Abendmahl, jedesmal unblutig geopfert. So wurde es auf dem Konzil in Trient beschlossen und so wird es gelebt und gelehrt. Plagiate darf man nicht oberflächlich anschauen. Man muss genau darauf achten: Ist es wirklich das Original? Der Handel mit Gnadenplagiaten floriert. Pass auf, dass Du dir keines unterjubeln lässt. Denn du bezahlst mit deinem Leben. In Gottes Licht wird jede Fälschung sichtbar werden. Aber dann ist es zu spät. Dann habe ich auf Gnadenplagiate vertraut, die am Ende nicht zählen, weil es nicht Gottes Original ist. Achte auf das Prädikatsmerkmal: ALLEIN – die Gnade und auf den Aufkleber: Unverkäufliches Geschenk. Dann ist die Chance groß, dass du das Original vor dir hast.

Das gelebte Original

Das gelebte Original siehst du, wenn du das Leben des Herrn Jesus in den Evangelien studierst. Der Apostel Johannes sagt zu unserem Thema: Wir sahen seine Herrlichkeit, als einen Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Der Herr Jesus hat Gnade und Wahrheit in seiner Person verkörpert. Menschen fühlten sich von ihm angezogen, vielleicht weil sie gespürt haben: Jesus hat mich lieb und er gibt mir eine Chance. Die Menschen haben gemerkt: Die Gnade, die der Herr Jesus verkörpert: Die ist kein Plagiat, die ist echt. Diese Gnade ist mächtiger als die Sünde. Sie lässt sich nicht abhalten, Menschen zu lieben, die offensichtlich noch unter der Herrschaft der Sünde leben. Es ist bemerkenswert: Der Herr Jesus hat mit diesen Sündern mehr Zeit verbracht, als in der Synagoge mit den Frommen. Ich wünsche mir: Diese Gnade des Herrn Jesus soll in meinem Leben auch für andere sichtbar werden. Man kann Gottes gelebte Gnade in meinem Leben auch daran erkennen: Ich gebe dem anderen eine zweite Chance, wenn er versagt hat und mich enttäuscht hat. Normalerweise bin ich ja schnell fertig mit dem anderen. Ein Glück ist mein gnädiger Gott nicht so schnell mit mir fertig. Gott gibt mir so viele zweite Chancen.

Deshalb gibt Gott mir auch die Kraft, nach dem Prinzip zu leben: Wie Jesus mir, so ich dir. Das heißt vor allen Dingen: Wie Paulus in Gal6 zu sagen: Gib dem, der vom Fehltritt übereilt wird, die Chance für einen Neuanfang. So betont Paulus es auch in 2Kor7, indem er die Korinther ermahnt: Vergebt dem, der soviel Ärger in die Gemeinde gebracht hat, denn seine Sünde tut ihm leid. Wenn ich z.B. Verantwortung in einer Firma habe und Fehler passieren, werde ich nicht die Fehler in den Mittelpunkt stellen, sondern nach Lösungen suchen. Auch wenn ich Fehler ansprechen muss, ich verstehe Fehler aber als Chancen. Das ist gelebte Gnade. Wenn ich Gottes Gnade verstanden habe, bleibe ich auch nicht bei der Selbstanklage stehen. Ich gebe zu: Ich bin schlechter, als ich es für möglich gehalten habe. Manchmal muss ich auch Dinge in Ordnung bringen – Falsche Angaben in der Steuererklärung muss ich zum Bespiel beim Finanzamt korrigieren. Aber ich weiß: Gott ist ein Gott der Gnade. Deshalb muss ich gedanklich nicht immer wieder an meinem Versagen hängen bleiben. Ich darf mich über Gottes Gnade freuen. Deshalb kann ich mich mit meiner Sünde und meinem Versagen beschäftigen und muss nichts verstecken, weil es Vergebung gibt. Die gibt es, weil es Gnade gibt.

Diese Gnade Gottes lässt mich jubeln, denn wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden. Deshalb kann ich eine Beziehung zu Gott bekommen. Wenn du noch ohne die Gewissheit unterwegs bist: Ja, ich gehöre zu Gott: Suche das Gebet mit einem überzeugten Christen und lass dir helfen, eine Beziehung mit diesem gnädigen Gott zu bekommen. Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden. Deshalb musst du nicht mehr unter der Macht der Sünde leben. Wenn die Sünde dich beherrschen will: Rechne damit: Die Gnade ist stärker – das Leben des Herrn Jesu in dir, ist da und will sichtbar werden und zeigen: Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden. Deshalb musst du Plagiate der Gnade ablehnen. Nicht überall, wo Gnade drauf steht, ist Gnade drin. Es gibt eine Menge schädlicher Zusatzstoffe. Deshalb achte auf Sola gracia – allein die Gnade. Aber verliere dich nicht bei der Plagiatsuche. Verbringe deine Zeit lieber damit, Gottes Gnade anderen gegenüber zu leben. Indem du bekannt wirst als jemand, der nicht Fehler, sondern Lösungen betont. Der andere nicht abschreibt, sondern ihnen Chancen gibt – weil Gott es mit mir genauso macht. Mensch, was ist das für ein Privileg, wenn ich diesen gnädigen Gott als Vater kennen darf.