Einführung: Kalebs Zeugnis und die Landverteilung
Ich habe für heute einen Abschnitt aus dem Buch Josua, Kapitel 14, ausgewählt. Es handelt sich um Kaleb, den wir als Kundschafter und Freund Josuas kennen. Die Stelle umfasst Josua 14,6-15.
Es geht um die Verteilung des verheißenden Landes. Da trat Herr Zudi von Juda zu Josua in Gilgal, und Kaleb, der Sohn Jefunnes, der Kenasiter, sprach zu ihm: „Du weißt, was der Herr zu Mose, dem man Gottes sagte, meinet und deinetwegen in Kades-Barnea. Ich war vierzig Jahre alt, als mich Mose, der Knecht des Herrn, aussandte von Kades-Barnea, um das Land zu erkunden und ihm Bericht zu geben, so gut ich konnte.
Meine Brüder, die mit mir hinaufgezogen waren, machten dem Volk das Herz verzagt. Ich aber folgte dem Herrn, meinem Gott, treu. Da schwor Mose an jenem Tag und sprach: ‚Das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dein und deiner Nachkommen Erbteil sein für immer, weil du dem Herrn, meinem Gott, treu gefolgt bist.‘
Und nun siehe, der Herr hat mich am Leben gelassen, wie er mir zugesagt hat. Es sind nun fünfundvierzig Jahre her, dass der Herr dies zu Mose sagte, als Israel in der Wüste umherzog. Und nun siehe, ich bin heute fünfundachtzig Jahre alt und bin noch heute so stark, wie ich war an dem Tag, da mich Mose aussandte.
Wie meine Kraft damals war, so ist sie noch jetzt, zu kämpfen und aus- und einzuziehen. So gib mir nun dies Gebirge, von dem der Herr an jenem Tag gesprochen hat. Denn du hast am selben Tag gehört, dass dort die Anakiter wohnen und große und feste Städte sind. Vielleicht wird der Herr mit mir sein, damit ich sie vertreibe, wie der Herr zugesagt hat.“
Da segnete ihn Josua und gab Kaleb, dem Sohn Jefunnes, Hebron zum Erbteil. Daher wurde Hebron das Erbteil Kalebs, des Sohnes Jefunnes, des Kenasiters, bis auf diesen Tag, weil er dem Herrn treu gefolgt war. Aber Hebron hieß früher Stadt des Arba, der der größte Mensch unter den Anakitern war. Und das Land war zur Ruhe gekommen von dem Krieg.
Lebensfreude und Herausforderungen im Glauben
Sie haben sich heute sicher genauso gefreut wie ich an diesem herrlichen Frühlingstag, nach all den kalten Wintertagen. Da lebt man richtig auf und beginnt zu planen, was im Frühjahr alles kommen wird und was man vorhat. Lebenspläne sind wunderbar.
Vorhin, beim Lied von Peter Strauch, stand plötzlich mitten in den Versen etwas, das von Tränen und Schwierigkeiten sprach. Das wirkte sehr merkwürdig. Auch an so einem herrlichen Frühlingstag kann diese wunderschöne, erquickende und freudenvolle Schöpfung oft ein müdes Herz nicht erquicken.
Ich hatte vorhin auf der Fahrt einen Enkelsohn dabei. Da habe ich ihn gefragt, ob er manchmal auch traurig ist. Er sagte: „Manchmal schon.“ Im Leben eines Kindes, wo man denkt, es müsse doch alles voller Freude sein, sagte er: „Es ist doch ganz normal, dass man auch traurig ist.“
Und Sie kennen das: Wie unsere Welt uns manchmal das Leben schwer machen kann, richtig schwer. Wenn Menschen mit Krankheit kämpfen, wenn ihnen der Erfolg versagt bleibt, wenn sie Fehler gemacht haben und aus ihren Sackgassen nicht mehr herauskommen, wenn sie nicht mehr weitersehen und plötzlich keine Perspektive mehr haben.
Sie laufen wie betäubt durch einen Frühlingstag und sagen: „Das alles richtet mich nicht auf. Ich habe keine Perspektive mehr für mein Leben. Ich weiß nicht mehr, wo es hingeht.“ Es tut fast weh, wenn junge Leute erzählen und zeigen, wie sie in der ganzen Welt waren, und dann sagen: „Bei mir ist kein Weg, den ich gehen kann.“
Es ist immer wieder wichtig, dass auch wir Christen erkennen: Wir bekommen die Perspektive nur, indem wir im Glauben zum lebendigen Gott aufblicken. Der Herr ist da, der Herr gibt mir die Perspektive. Gerade in den Sackgassen weist er mir den Weg, und dann kann ich meinen Weg gehen.
Das Schlimmste ist, wenn man in der Schande lebt, weil man versagt hat, in der Verstrickung durch Schuld. Doch aus jeder noch so dunklen Ausweglosigkeit will Jesus herausführen. Plötzlich habe ich Perspektive für mein Leben, ich habe einen Weg, den ich gehen kann, Hoffnung und Zuversicht.
Darüber will ich jetzt reden: dass Christen fröhliche Leute sind, die eine Hoffnung und eine Zukunft haben.
Begegnung mit Zuversicht in schwierigen Zeiten
Und das will ich deshalb tun, weil mich gerade auch die jungen Leute angesteckt haben. Einen von ihnen habe ich ganz zufällig im letzten Jahr getroffen. Er litt an so schlimmer Malaria, und sie hatten keine Medikamente mehr. Mich hat das tief getroffen. Ich weiß, wie gebrochen der Körper dieses jungen Mannes schon war und wie sehr er litt. Doch er war nicht am Ende. Er war voller Zuversicht und Mut. Wer seinen Blick auf Jesus, den Herrn, richtet, sieht seinen Weg fröhlich.
Als ich damals in Madagaskar unterwegs war, hatten wir an diesem Tag noch eine weite Strecke vor uns. Es waren sehr turbulente Tage: Das Kriegsrecht war ausgerufen, und ab 19 Uhr galt eine Ausgangssperre. Wir hatten genau geplant, wie wir die noch etwa 200 Kilometer Fahrt bewältigen sollten. Die Straßen waren sehr schlecht. Doch dann passierte, wie es oft so ist: Der erste Reifen war platt. Wir wechselten ihn schnell. Unser Mitarbeiter fragte, ob wir nicht irgendwo versuchen sollten, den Reifen reparieren zu lassen. „Das musst du wissen“, sagte ich, „ich weiß nicht, wie es ist. Unsere Zeit ist knapp, wir müssen unbedingt vor Einbruch der Dunkelheit ankommen.“ Also fuhren wir weiter.
Dann kam, was kommen musste: Der Ersatzreifen war auch platt. Wir hatten keinen weiteren Ersatzreifen dabei. Wieder ein Plattfuß. Und wir standen an einer sehr ungünstigen Stelle auf der Straße. Schließlich kam ein Lastwagen vorbei und sagte, die nächste Möglichkeit, den Reifen zu reparieren, sei 47 Kilometer entfernt. Wann würde ein Auto kommen, das den Fahrer mitnehmen kann? Um 19 Uhr begann die Ausgangssperre. Es war dramatisch. Die Nacht brach herein, und wir standen auf der Straße.
In Afrika hat man keine große Angst mehr. Wenn die Leute ein wenig hell sind, nehmen sie einem wenigstens das Geld ab. Das ist oft die Gelegenheit, um an etwas zu kommen. Ein Afrikaner war noch dabei. Er erzählte die ganze Zeit, dass die madagassischen Christen sehr von okkulten Mächten beschäftigt sind. Das war gerade noch das richtige Thema vor Einbruch der Dunkelheit: Geistererscheinungen. Jetzt hörten wir endlich auf und redeten vom Sieg Jesu. Doch ich konnte mich ohne Dolmetscher nicht mit ihm verständigen, weil er kein Englisch sprach.
Es war 19 Uhr, und wir mussten die Nacht irgendwo verbringen. Es war kalt, es regnete, und die Stimmung war belastet. Es wurde halb zehn Uhr. Es kamen keine Autos mehr. Ich ging etwas weiter oberhalb vom Auto weg, um, falls doch noch ein Wagen kommt, zu winken, damit er nicht hineinfährt. Dann begann ich, laut Bibelworte zu sprechen:
„Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Warum sprichst du denn, mein Weg sei dem Herrn verborgen, mein Recht gehe an meinem Gott vorüber?“
Plötzlich kam Freude auf: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ In einer ganz fremden Welt war ich doch umgeben von der großen Gegenwart Gottes. Was sollte hier geschehen können? Blick doch auf! Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Machen Sie es auch so: sprechen Sie sich laut selbst zu und hören Sie, wie Sie geborgen sein können und Perspektive haben – auch in einer scheinbar perspektivlosen Lage.
Um halb zehn Uhr sahen wir plötzlich Lichter in der Ferne. Dann kam doch noch ein Kleinbus. Unser Mann war hinten drin und hatte den reparierten Reifen dabei. Der Reifen wurde gewechselt, und wir fuhren weiter.
Das war nichts weiter als ein lustiges Erlebnis am Rande und auch eine Erfahrung der Güte Gottes, der alles unter seiner Kontrolle hat.
Die Chancen, die Gott uns bietet
Darum möchte ich zunächst aus diesem Text sagen: Uns bieten sich ungeahnte Chancen.
Kaleb kennen wir als Kundschafter. Schon als junger Mann wurde er ausgesucht. Das war ein Zeichen dafür, dass die anderen ihn schätzten und seine Gaben hochwürdigten. Der Grund, warum er damals ausgewählt wurde, war, dass er unter die Leute in das verheißene Land ziehen sollte. Das war ein schwieriger Auftrag, das Land auszukundschaften. Man musste clever, begabt und fit sein – das war Kaleb.
Aber die tollste Stunde kam für ihn, als die Kundschafter berichteten. Sie sagten: „Mensch, das Land ist gefährlich, es hat Städte mit hohen Mauern, und es ist bewohnt. Das können wir gar nicht erobern!“ Daraufhin fiel Schrecken über die Israeliten. Sie schrien und weinten die ganze Nacht. Das Volk war verzweifelt und sagte: „Wir sind in einer ausweglosen Lage, das hat gar keinen Wert. Wir sind wie Grashüpfer vor diesen starken Kriegern. Wir können das Land nicht erobern.“
Wir kennen solche Stunden, in denen man verzagt und mutlos ist. Das war die Stunde von Kaleb – ein Mann mit Vertrauen zum lebendigen Gott, ein Mann, der nicht wackelt und in der Krise standhaft bleibt. Kaleb trat zusammen mit seinem Freund Josua unter die Leute und sagte: „Halt, halt, halt! Was macht ihr denn da? Das stimmt doch gar nicht!“
Dann wies er nur darauf hin: „Da ist doch Gott, der Herr. Wenn der Herr uns gnädig ist, dann gibt er uns dieses Land. Wir müssen es uns gar nicht holen. Er hat uns doch dorthin gestellt. Fallt nur nicht ab vom Herrn! Der Schutz ist doch von diesen Leuten gewichen. Der Herr ist mitten unter uns.“
Ihr lieben Coworker, das wünsche ich euch zum Abschluss für eure Freizeit: Dass ihr ein ganzes Leben lang diesen Blick habt – nicht auf euch selbst, sondern auf den lebendigen Herrn. So wie ihr es in euren schwierigen Situationen genau so eingeübt habt: Ein Leben lang den Blick dorthin richten, wo der Herr ist. Der Herr ist mit uns, und ich will bei dem Herrn bleiben.
Jetzt, als die Stunde der Landverteilung kam, war diese kleine Szene für mich besonders wichtig.
Kalebs mutige Bitte und Lebensziel
Wie er da zu seinem Freund Joshua sagt: „Joshua, ich habe noch eine Bitte. Gib mir das Gebirge!“
Den anderen stockt der Atem. Was willst du auf dem Gebirge? Wer einmal in Israel gereist ist, weiß, außer Steinen ist im Gebirge nichts zu holen. Es ist doch kein wertvolles Gebiet. Das sind nur die Täler, wo der fruchtbare Ackerboden ist. Was willst denn du, Kaleb, auf den Bergen?
Kaleb hat einen Blick für Gott, um in dieser Welt etwas zu erobern. Und wenn es das steinigste Land ist, das Gott mir zugesprochen hat, das will ich auch erobern und gewinnen. Ich habe einen starken Herrn, einen mächtigen Herrn. Und mit diesem Herrn will ich etwas Großes vollbringen.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie Ihr ganzes Leben lang diesen großen Glaubensmut, diese Courage nie verlieren. Ich will nie von den Hindernissen sprechen, ich will nie von den Schwierigkeiten sprechen. Ich will mich nicht abhalten lassen von schlechten Erfahrungen. Ich will nicht von meinen Leiden und von meinen Krankheiten reden. Ich will für meinen Herrn noch einmal etwas erobern. Und das steinige Gebirge, das er mir vor 45 Jahren schon zugesprochen hat, da will ich noch hin. Und wenn es im hohen Alter ist, ich will für ihn etwas tun, etwas Mächtiges wirken.
Wir müssen da aufpassen. Es war ja nicht aus wirrer Fantasie entsprungen, was Kaleb sich da vornimmt, seine Planungen. Manchmal kann es sein, dass wir aus einem überhitzten Kopf vielleicht unsere Ideen haben, was wir für Gott noch vollbringen wollen. Aber es war eine Verheißung Gottes, das hat er aus dem Wort Gottes gehört. Und er klammert sich an das Wort Gottes. Was er aus dem Wort Gottes weiß, das will er eingelöst haben. Herr, du hast das gesprochen? Und dein Wort ist wahr und trüb nicht. Und dann halte ich mich daran und will etwas Großes für dich vollbringen.
Ich wünsche es euch, Herr Coworker, dass es nicht bloß ein Abschnitt eures Lebens war, sondern dass ihr sagt: Das ist mein Lebensziel für Gott. Und wenn es sein muss, das Gebirge zu erobern. Und ganz gleich, was kommt, ich will ein Leben lang in dieser großen Erwartung sein, dass Gott in mein Leben große Aufgaben hineinlegt.
Ein Lied heißt: „Ermache uns im Glauben kühn, wir wollen Leute sein, die für Gott etwas wagen.“ Und das heißt von Abraham in Römer 4: „Er zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung, sondern wurde stark im Glauben, gab Gott die Ehre und wusste aufs Allergewisseste, was Gott verheißt, kann er auch tun.“
Dabei wollen wir bleiben: nicht bloß die großen Worte hören, sondern sagen: Ja, und dafür wollen wir eintreten. Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Seid Leute mit einer weiten und großen Perspektive, also große Chancen. Ein Leben mit einem weiten Blick brauchen wir. Das will uns Gott schenken. Ich hoffe, dass Sie Mut kriegen, die Schwierigkeiten, die in Ihrem Leben liegen, im Glauben unter die Füße zu kriegen und fröhlich voranzugehen.
Kein Stillstand im Glauben bis ins hohe Alter
Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen: Kein Stillstand im Alter. Wenn man 85 Jahre alt wird, dann setzt man sich aufs Altenteil. Das klingt schön – ich weiß zwar nicht genau, was Altenteil bedeutet, aber es muss ein schöner Platz sein.
Ich werde oft gefragt, besonders wenn man mich ärgern will: „Wie fühlen Sie sich im Ruhestand?“ Für gläubige Menschen gibt es keinen Ruhestand! Wissen Sie das? Sicher, wir sind nicht mehr im Arbeitsprozess aktiv, und ich wünsche Ihnen, dass Sie eine gute Rente bekommen. Aber es geht darum, dass es bei Gott keine Portionierung gibt. In der Bibel sieht man, dass auch ältere Menschen wichtig sind. Das ist besonders für junge Leute wichtig, das richtig zu verstehen.
Viele ältere Menschen haben einen ungeheuren, weiten Blick des Glaubens gehabt. Sie haben den großen Plan Gottes verfolgt und die jungen Leute mitgezogen. Gerhard Bräuning zum Beispiel hatte vor ein paar Jahren eine Krise. Er war Ingenieur in einem großen Leitungsbereich der Industrie, und das Werk, in dem er tätig war, wurde geschlossen. Die große Frage für ihn war: „Wo werde ich gebraucht?“ Als ich davon hörte, sagte ich: Bei Gott gibt es niemanden, den er nicht braucht.
Ich hätte nie gedacht, was Gott durch Gerhard Bräuning geschaffen hat – ganz allein. Viele junge Leute haben dadurch eine Aufgabe auf der ganzen Welt gefunden. Es begann ganz schlicht mit Suchen und Warten. Und plötzlich wurde das die erfüllte Zeit, die erfüllte Zeit!
Dabei muss man nicht unbedingt in die Mission gehen. An jedem Ort, wo man ist – auch im Altenheim – sind Christen niemals langweilige Leute, die nur auf den Boden starren, in ihrem Lebensschicksal versinken und über das Schwere träumen, das ihnen widerfährt. Sie wissen, dass unser Gott in dieser Welt noch viel wirken will und Großes vorhat.
Man wird gebraucht – egal ob man Besuche macht, sich um andere kümmert oder um Kinder. Das ganze Leben ist interessant, und es gibt keinen Stillstand. Kaleb zum Beispiel ist mit 85 Jahren nicht müde oder alt geworden. Es kann sein, dass unser Körper etwas von seiner Spannkraft verloren hat, aber es ist schön, wie es dort heißt: „Bei diesem Kaleb bin ich heute noch so stark, wie ich war an dem Tag, da mich Mose aussandte.“
Vielleicht sieht es so aus, als würden die Alten nicht mehr so schnell rennen oder durch den Wald zucken. Aber sie haben eine innere Kraft – vielleicht sogar mehr als die Jungen. Wenn man einen Blick dafür hat, sieht man, wie die Alten die großen Dinge verfolgen. Oft beginnen sie auch Dinge und leiten sie in die Wege. Sie können euch raten: Lebt einmal von diesem Weitblick!
In ihnen steckt oft eine sprühende Lebensaktivität, die wir bis zu unserer Todesstunde nicht verlieren sollten – eine Aktivität, die aus dem Glauben kommt.
Glaubensmut und die Geschichte von Goans und Roland Bingham
Lassen Sie mich einfach erzählen, wie das oft so ging. Man könnte ganz verschiedene Geschichten nennen. Nennen wir mal eine.
Da war ein junger Kanadier schottischer Abstammung namens Goans. Er hatte die Idee, im neunzehnten Jahrhundert in Westafrika in den riesigen Sudan aufzubrechen. Damals lebten in diesem Sudan – das ist der anglo-ägyptische Sudan, also ein großer Gürtel, der ganz Afrika durchzog – heute würden wir sagen, es war Nigeria, das große und weite Nigeria.
Dort wollte er das Evangelium predigen. Von Lagos ausgehend wollte er hoch in den Norden ziehen. Aber er fand keine Mission, die bereit war, dort überhaupt zu arbeiten. Das war unmöglich, weil es dort sehr ungesund war und man noch kein Mittel gegen Malaria hatte.
Dieser Goans war ganz allein. Er hatte eine Mutter, merkwürdig, eine ältere Frau, die ihn unterstützte. Sie sagte: Du tust richtig, wir beten darum, dass dir Gott Leute zur Seite stellt.
Dann traf sie in der Heilsarmee einen jungen Heilsarmeeoffizier namens Roland Bingham und lud ihn ein: Kommen Sie morgen zum Kaffee zu mir. Der Mutter war es gegeben, diesem jungen Roland Bingham die Dringlichkeit zu vermitteln, dass in Nigeria das Evangelium gepredigt werden muss.
Vierzehn Tage später war Roland Bingham schon auf der Ausreise. Dann sind sie ausgereist und kamen dort an. Roland Bingham wurde gleich an der Küste krank und konnte nicht weiterreisen. Die zwei anderen reisten nach Norden und starben, auch dieser Goans.
Roland Bingham kam wieder heim, und immer noch war die Mutter von Goans überzeugt: Das bleibt die Aufgabe. Sie suchten neue Leute, die ausziehen sollten. Schon in Lagos sagten die alten Missionare: Ihr seid verrückt, eure Enkel werden nicht darauf gehen können. Das ist ein Land des Todes, das kann man nicht erobern.
Aber sie antworteten, gestützt von der Mutter von Goans: Aber Gott will es. Das war 1911 die Geburtsstunde der Sudan- und Thirjumischen Mission, der größten evangelischen Mission auf der ganzen Welt bis heute.
Eine Frau hat gesagt: Gott hat es mir gezeigt, das ist dran. Sie gingen durch alle Schwierigkeiten hindurch. Das war gar nicht wichtig. Im Gehorsam, weil sie Gottes Wort vertrauten, schenkte Gott den Sieg.
So ging es oft in vielen anderen Unternehmungen, wo sie den Hauskreis machten und sich kümmerten. Eine Großmutter betete für ihre Enkel.
Es geht immer durch diese Glaubensschwierigkeiten hindurch. Wenn einer, der im hauptamtlichen Dienst steht, sagt: Ich gebe auf, da kommt nichts mehr raus, dann heißt es: Bleibt doch dran!
Habt diesen weiten Blick vom Kaleb: „Ich will auch das Gebirge erobern, ich lasse mich doch von nichts abhalten. Wenn Gott mich sendet, dann gehe ich, und dann werde ich etwas erreichen.“
Die Quelle der Zuversicht und das Leben im Glauben
Deshalb zum Abschluss noch: Woher kommt eigentlich diese Zuversicht? Woher hat Hadi, dieser Kaleb, seine Kraft?
Er sagte bereits, dass es schlimm ist, wenn man aus einem überhitzten Denken oder aus einem Feuereifer heraus verrückte Pläne für Gott macht. Das hat keinen Wert. Bei Kaleb war es ein ganz schlichtes Hören – so wie damals, vor 45 Jahren, als Gott schon gesprochen hatte. Er hielt sich an den, den er nicht sah.
Haben Sie täglich diese Perspektive, auch in Ihrer Krankheitsnot? Haben Sie die Perspektive, sich an Gott zu halten, auch wenn Sie ihn nicht sehen? Habt ihr als junge Leute diese Perspektive, fröhlich für den Herrn zu gehen und nicht auf Erfolg zu warten? Sondern zu glauben, dass das, was der Herr verheißen hat, er auch tun wird?
Es geht durch Glauben. Kaleb sah ganz genau die Schwierigkeiten, die seiner Unternehmung im Wege standen. Gleichzeitig wusste er, dass er Gott nicht im Gebet kommandieren kann. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, man könne Gott durch Gebet unter Druck setzen. Quatsch! Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott, nicht das Ausüben von Druck.
In den Sprüchen steht das schöne Wort: Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, verlass dich nicht auf deinen Verstand. Dann kann dich Gott führen auf dem Weg, den er für dich bestimmt hat, und er wird es recht machen.
Das ist jetzt für uns ganz wichtig: dass wir ganz eng verbunden sind in dieser engen Glaubensgemeinschaft mit unserem Herrn – gerade angesichts der Schwierigkeiten.
Mich überrascht immer wieder, wenn ich sehe, wie heute junge Leute hinausgehen in ganz schwierige Aufgaben, die alle menschliche Kraft übersteigen. Wie Gott uns auf wunderbare Weise stark macht zum Siegen. Und oft schenkt Gott auch jungen Leuten Dinge, die reifen Christen nicht mehr geschenkt werden.
Was hat Jesus verlangt? Was ist nur nötig? Dass wir Reben sind am Weinstock. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Jeder von euch bringt viel Frucht, wenn er in Jesus bleibt, an den Verheißungen bleibt und an dem Auftrag, zu dem er gestellt ist.
Lasst das nicht los! Reißen Sie es jetzt nicht einfach weg, sondern sehen Sie es! Ich will auch das Gebirge noch erobern. Ich werde mich nicht mit der Gottlosigkeit in meinem Ort abfinden.
Wenn ich die Menschen sehe, möchte ich ein Zeuge Jesu sein. Ich will andere zu Jesus führen. Unser Land ist ja längst das größte Missionsland. Es gibt kein Land auf der Welt, wo sich die Gottlosigkeit so frech regt wie bei uns.
Es ist am allerwichtigsten, gerade da, wo wir sind, ein Zeuge Jesu zu sein. Und dass Sie hier erleben, wie Jesus größer ist als alle Hindernisse und alle Schwierigkeiten. Dass Sie erleben: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.
Ich brauche nicht zurückzuschrecken, auch wenn ich dafür nicht begabt bin. Aber der Herr hat es verheißen. Ich will mich an seine Verheißungen halten.
Und Jesus hat es seinen Jüngern zugesagt: Ihr werdet noch größere Dinge tun – größere Dinge als Jesus getan hat. Weil er mächtig wirken will, auch in unseren Zeiten großer Schwierigkeiten und großer Anfechtung.
Schlusswort: Hingabe und Dienst für Gott
Sie kennen ja alle dieses herrliche Andachtsbuch von Oswald Chambers. Lassen Sie mich schließen mit diesem wunderbaren Motto, meinem Äußersten für sein Höchstes: Ich will alles für den Herrn geben.
Gestern hatten wir mit unseren jungen Leuten eine Bibelarbeit, in der es darum ging, dass wir unsere Leiber geben als ein Opfer, das heilig und gottwohlgefällig ist. Das wollte ich hier noch einmal aufgreifen. Es ist etwas ganz Tolles, wenn wir uns heute erneut davon anstoßen lassen.
Ja, ich möchte mein ganzes Leben ganz neu Jesus weihen – zum Dienst, zur Hingabe, wo immer er mich braucht. Ich will seine großen Zusagen festhalten und viel mit ihm wagen. Ich will mich ihm ganz hingeben: mein Äußerstes für sein Höchstes. Und dann wird er etwas daraus machen – zu seinem Lob und zu seiner Ehre.
Es kann sein, dass ich nur sehe, wie ein Weizenkorn in die Erde fällt und erstirbt. Das muss gar nichts Großes für mich sein, aber ich weiß, dass daraus etwas Großes wird – für die Ewigkeit.
Als die Frau von Oswald Chambers einmal sagte, er habe gerade die Schuhe geputzt und sie seien gespannt, was Gott tut, antwortete er: „Mich interessiert nicht, was Gott tut. Mich interessiert, dass Gott ist, dass er der Herr ist, dass er der Sieger ist und dass er sein Reich baut.“ Es braucht von mir nur, dass ich dranbleibe und dass ich auf einmal entdecke: Das macht mein Leben so reich, das macht dein Leben so reich – diesem Herrn zu dienen und alles für ihn hinzugeben.
Herr, gib mir das Gebirge, lass mich für dich noch einmal etwas tun. Ich möchte mein Leben nicht für mich leben, sondern bis ins hohe Alter zu deinem Lob und zu deiner Ehre, damit etwas für dich und deine Sache herauskommt. Wohlbeken! Danke, Herr, dass du uns gebrauchen willst – wir, die wir doch so kompliziert und so ich-bezogen sind.
Ach, das Wunder ist, dass du uns so viel schenkst, dass wir mithelfen dürfen, dein Reich zu bauen, auch in all den verschiedenen Aufgaben in unseren Gemeinden und Orten, wo wir leben, in den Familien und dort, wo wir mit Freunden zusammentreffen.
Herr, verzeih uns unsere Glaubenslosigkeit, wenn wir all das vergessen, was du willst, und in deiner Größe nicht mehr sehen. Herr, verzeih uns unseren Kleinmut, unsere Angst und unser Verzagtsein. Gib uns diese große Spannkraft zurück, dass wir etwas wagen, und gib uns bis ins hohe Alter hinein die Kraft, für dich etwas zu wirken – zu deinem Lob und zu deiner Ehre.
Wir bitten dich auch für dieses Werk der Eidlinger Schwestern. Du weißt, wo jede dieser Schwestern heute in schwierigen Aufgaben steht. Segne jeden Einzelnen! Aber wir bitten dich auch für das, was uns zu Hause erwartet, dass wir dort brauchbar werden für dich – als deine Boten, als deine Zeugen.
Amen!
