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Vom Säen und Ernten

Jesu Leben und Lehre, Teil 110/653
10.02.2022Johannes 4,35-38
SERIE - Teil 110 / 653Jesu Leben und Lehre

Einführung in das Thema der Erweckung

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 110: Vom Säen und Ernten

Gestern konnte ich das Thema von heute nur anreißen. Also lassen Sie uns bei dem Gedanken weitermachen, mit dem wir gestern aufgehört haben: Denken außerhalb der Box.

Hätten die Jünger Jesu erwartet, dass in Samaria eine Erweckung ausbricht? Dass die Samariter so ziemlich die Ersten sein würden, die ihren Meister als Messias erkennen und als Retter der Welt feiern? Wohl kaum.

Ihnen war es wahrscheinlich schon ein bisschen unangenehm, überhaupt durch Samaria zu reisen. Wie tief ihre Abneigung gegen die Samariter sitzt, merkt man übrigens circa zwei Jahre später, als Jesus wieder durch Samaria zieht und eine Unterkunft braucht. Ein samaritisches Dorf verweigert ihm diese.

Jakobus und Johannes – ja, unser Johannes, der das Johannesevangelium geschrieben hat – sind so sauer, dass sie fragen: „Herr, willst du, dass wir sagen, dass Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll?“ (Lukas 9,54).

Das ist die Box, das ist der Rahmen, in dem sie denken können: Feuer vom Himmel. Aber Samariter, die sich scharenweise zu Jesus, also ihrem Messias, bekehren und in ihm den Retter der Welt sehen – das hatten sie nicht im Sinn, das war keine Option. Aber genau das war Gottes Realität.

Und das ist, was sie lernen müssen: Wenn der Geist Gottes wirkt, dann ist sein Tun nicht vorhersehbar. Der Wind weht, wo er will. Es kann sein, dass wir denken, hier ist geistlich tote Hose, aber in Wirklichkeit bahnt sich gerade eine Erweckung an.

Die Ernte ist näher als gedacht

Oder wie Jesus es seinen Jüngern erklärte: Johannes 4,35 sagt: „Sagt ihr nicht, es sind noch vier Monate bis zur Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an! Denn sie sind schon weiß zur Ernte.“

Ihr sagt also, es ist noch lange hin bis zur Ernte. Doch schaut genau hin – ihr irrt euch! Die Felder sind bereits weiß zur Ernte.

Natürlich spricht Jesus hier in Bildern. Er redet von Feldern, meint aber damit Menschen. Ihr denkt, hier sei geistlich nichts zu holen. Doch in Wirklichkeit warten viele Menschen darauf, ihn im Glauben als den Messias und Retter der Welt anzunehmen.

Das ist die Realität.

Gründe für das falsche Denken der Jünger

Frage: Warum irren sich die Jünger? Liegt es nur an ihren Vorbehalten gegenüber den Samaritern? Ich glaube, es gibt einen viel wichtigeren Grund.

Menschlich betrachtet hatten sie keinen Grund, eine Erweckung zu erwarten. Sie waren erst wenige Stunden vor Ort, und es gab weder eine Predigt ihres Rabbis noch Zeichen und Wunder. Warum sollte also irgendjemand an Jesus interessiert sein?

Hier zeigt sich wieder, wie eng ihr Denkrahmen ist. Sie denken: Wir sind die Einzigen. Aber das stimmt nicht. Wenn sie erleben, wie sich viele Samariter bekehren, dann ernten sie, wo andere gesät haben – andere, deren Namen wir nicht kennen.

 Johannes 4,38: "Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten." Vor ihnen gab es andere – wer auch immer sie waren – die Vorarbeit geleistet haben.

Es braucht immer beide: den, der sät, und den, der erntet. Und beide dürfen sich freuen.

 Johannes 4,36-37: "Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit beide, der da sät und der da erntet, sich gemeinsam freuen. Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da sät, und ein anderer, der da erntet."

Die Bedeutung von Säen und Ernten im Glaubensleben

Ich kann die Jünger gut verstehen – dieses Denken innerhalb der Box. Ich sehe mich mit meinen Möglichkeiten, meinen Erfahrungen, meinen Erfolgen oder Misserfolgen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich nicht alles sehe, dass die Realität ganz anders und irgendwie größer sein könnte. Dass sich „Erweckung“ um die Ecke, hinter einem Gespräch mit einer Frau an einer Quelle verbirgt. Wie soll man auf so eine verrückte Idee kommen?

Oder was ist mit dem, der sät? Ja, unsere Geschichte ist eine Erntegeschichte. Erweckung macht sich gut in den Rundbriefen von Missionaren: „Der Stamm hat sich bekehrt, Halleluja!“ Aber was ist mit dem Sämann, der jahrelang predigt, bei dem sich fast keiner bekehrt? Der jahrelang treu seinen Büchertisch betreut, Traktate auslegt, betet und fastet, damit sein Stadtteil erweckt wird, aber kaum oder gar keine Frucht sieht?

Was Jesus uns hier präsentiert, ist eine Theologie der Erweckung, die den einzelnen Gläubigen als Teil einer großen Geschichte beschreibt, deren Autor Gott ist. In dieser Geschichte gibt es die unterschiedlichsten Rollen. So gibt es den Sämann und den, der mit dem Mähdrescher aberntet. Beide werden gebraucht, beide sollen sich freuen. Aber beide müssen auch vorsichtig sein, nicht falsch von sich zu denken.

Der Sämann darf nie am Wert seines treuen Dienstes verzweifeln, nur weil er keine Ernte sieht. Und der mit dem Mähdrescher darf nie denken, dass die Bekehrungen, die er erlebt, seiner eigenen klugen Planung zuzuschreiben wären.

In Gottes großer Geschichte haben wir eine Rolle, aber wir suchen uns die Rolle nicht aus. Noch einmal: Johannes 4,37: Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es, der da sät, und ein anderer, der da erntet.

Gottes Reich und unser Dienst

Vielleicht kann man so viel sagen: Erstens baut Gott sein Reich, und wir dürfen mitmachen. Dabei suchen wir uns unseren Platz nicht selbst aus. Die einen säen, die anderen ernten.

Zweitens ist Gott kreativ und überraschend, wenn er sein Reich baut. Wir müssen sehr vorsichtig sein, nicht zu schnell zu denken, dass alles von uns abhängt oder dass wir genau wissen, was als Nächstes passieren wird.

Wenn ich das so sage, hoffe ich, dass diese Einschätzung vielen motivierten Christen den Druck nimmt, etwas Besonderes leisten zu müssen. Das musst du nicht.

Damit meine ich nicht, dass du nicht fleißig, treu und hingebungsvoll Gott dienen darfst. Aber bitte tue es aus Liebe zum Herrn Jesus, nicht weil du denkst, ihn beeindrucken zu müssen, oder weil du Erfolge für dein eigenes Ego brauchst.

Bitte vergiss nie: Gott liebt dich, nicht deine Performance. Soll ich das noch einmal sagen? Gott liebt dich, nicht deine Performance.

Demut und Dankbarkeit im Dienst für Gott

Und noch etwas ist wichtig: Wenn Gott dich benutzt und du staunend erlebst, dass Menschen sich durch deinen Dienst bekehren, dann denke immer an den Schluss des Liedes „Balem“ von Don Francisco.

Dort heißt es: „The Lord's the one who makes the choice of the instrument he's using. We don't know the reasons and plans behind his choosing.“ Übersetzt: Es ist Gott, der das Instrument aussucht, das er benutzt. Wir kennen die Gründe und Pläne hinter seiner Wahl nicht.

So, when the Lord starts using you, don't you pay it any mind. Also: Wenn der Herr anfängt, dich zu benutzen, lass dir das nicht zu Kopf steigen.

He could have used the dog next door if he'd been so inclined. Er hätte genauso den Hund deines Nachbarn benutzen können, wenn er das gewollt hätte.

Abschluss und Segenswünsche

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir das Lied „Balaam“ anhören. Den Link zum Lied mit Text findest du im Skript.

Das war es für heute. Das Skript zu dieser Episode findest du auf frogwords.de und in der App.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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