Einführung in das Thema Vergebung
Matthäus 18 lesen wir auf Seite 26 im Neuen Testament. Es handelt sich um Matthäus 18, die Verse 21 bis 35, die von der Vergebung handeln. Dieses Thema zieht sich heute wie ein roter Faden durch unseren ganzen Gottesdienst.
Da trat Petrus zu Jesus und fragte: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Reicht es, siebenmal zu vergeben?“ Aus der Sicht von Petrus war die Zahl sieben eine enorm hohe Anzahl. Siebenmal vergeben, wenn jemand sich schlimm an mir vergangen hat, erschien ihm schon viel.
Jesus antwortete ihm: „Ich sage dir nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“
Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht
Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte.
Als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der ihm zehntausend Zentner Silber schuldig war – eine ungeheuer große Summe. Da dieser Knecht nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn samt seiner Frau, seinen Kindern und allem, was er hatte, zu verkaufen, um die Schuld zu begleichen.
Der Knecht fiel dem Herrn zu Füßen, flehte ihn an und sagte: „Hab Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen.“ Daraufhin hatte der Herr Erbarmen mit ihm. Nach der alten Lutherübersetzung: Es jammerte ihn. Er ließ ihn frei und erließ ihm die Schuld.
Doch als dieser Knecht hinausging, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Silbergroschen schuldig war – eine lächerlich kleine Summe im Vergleich. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: „Bezahle, was du mir schuldig bist!“
Der Mitknecht fiel nieder, bat um Geduld und versprach zu bezahlen. Doch der erste Knecht wollte nicht nachgeben. Stattdessen ließ er ihn ins Gefängnis werfen, bis die Schuld beglichen wäre.
Als die anderen Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt. Sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war.
Da forderte der Herr den Knecht vor sich und sagte zu ihm: „Du böser Knecht, ich habe dir deine ganze Schuld erlassen, weil du mich darum gebeten hast. Hättest du dich da nicht auch über deinen Mitknecht erbarmen sollen, so wie ich mich über dich erbarmt habe?“
Nun folgen zwei Verse, die sehr hart klingen. Dabei sollte man immer wieder bedenken, dass wir vielleicht ein falsches Bild von Jesus haben, wenn wir ihm das so nicht abnehmen können.
Sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war.
So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, jedem seinem Bruder.
(Matteus 18,23-35)
Die zentrale Bedeutung der Vergebung im Leben
Heute haben wir viele interessante Themen, die uns eigentlich alle bewegen. Kann man Arbeitslosigkeit besiegen? Gibt es ein Heilmittel gegen Krebs? Was ist mit unserer wirtschaftlichen Entwicklung los?
Es gibt viele aktuelle Themen, über die wir sprechen könnten. Doch Jesus spricht davon nicht. Deshalb haben wir heute Morgen ein anderes Thema.
Von was spricht denn Jesus? Von einem Thema, das uns zunächst überhaupt nicht interessiert, das für Jesus aber das Allerwichtigste ist. Er spricht von uns. Nicht von den Problemen der Welt. Man könnte die Predigt falsch verstehen und denken, wir sollen über die großen Themen der Zeit reden. Aber Jesus will mit uns über das Wichtigste sprechen – nämlich über uns.
Wenn Jesus von uns redet, dann trifft er ganz tief hinein in Dinge, die wir verdrängen. Dinge, die wir normalerweise gern übersehen. Plötzlich werden Dinge aufgedeckt, bei denen wir merken: Ja, das ist wirklich notvoll. Jesus spricht von einer Giftmülldeponie ganz tief in uns drin. Dort gehen unheimlich tödliche Gifte aus. In uns steckt etwas, wo schmutzige Abwässer fortlaufen – tief in unserem Herzen.
Das geht immer weiter und vergiftet unser ganzes Leben, unsere ganze Person. Was ist das, was in uns drin ist? Die Bitterkeit. Keiner unter uns ist davon verschont. Jeder wird irgendwann von dieser großen Not getroffen, bitter zu werden – bitter gegen Menschen.
Warum werden wir so leicht bitter? Weil das Schlimmste, was einem passieren kann, im Vers 15 steht: „Sündigt dein Bruder an dir...“ Wissen Sie, Feinde können uns verletzen, das ist schon schlimm. Menschen, die uns kaum kennen, können Böses tun. Aber wenn dein Bruder sich an dir versündigt, dann wissen Sie, wie weh das tut. Wie weh das tut, ausgerechnet von dem Menschen verletzt zu werden, den ich liebe.
Und dann noch der Bruder! In der Bibel ist das immer gefüllt mit dem, mit dem ich bete, mit dem ich den gleichen Glauben teile. Das ist eine ungeheure Wunde, und damit wird man oft gar nicht fertig.
Die zerstörerische Kraft der Bitterkeit
Zündige deinen Bruder an dir an – oh, das kann bitter machen. Aber es zerstört unser ganzes Leben. Viele wissen, wie sehr das Frauen schmerzt, wenn ihr liebster Mann sie betrogen hat und wie bitter das ist. Ebenso wissen viele, wie sehr es Eltern weh tut, wenn die eigenen Kinder, die man mit Mühe und Opfern aufgezogen hat, einen mit Füßen treten und ein Hohnwort ins Gesicht werfen.
In dieser Bitterkeit können wir viel erzählen – alte Geschichten, uralte Geschichten. Die Eltern waren immer ungerecht zu mir, immer wurden die Geschwister bevorzugt, mein Vater hatte nie Zeit für mich. Und das trage ich ihm ein Leben lang nach. Doch diese Bitterkeit zerstört unser Leben. Sie ist wie ein Krebs, der sich tief ins Fleisch hineinfrisst.
Von dieser Bitterkeit spricht Jesus. Dein Bruder versündigt sich an dir oder irgendein lieber Mensch, und das sitzt tief in deinem Leben. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, jeder von uns trägt so etwas mit sich herum.
Der neue Mensch sagt: „Das macht Lady Di so sympathisch.“ Genau wie bei uns – er ist so ungerecht wie der Pfarrmier auch. Ich habe es bei allen Menschen so erlebt: „Ach ja, so eine Märtyrerrolle, und ich stecke drin.“ Und das macht bitter.
Darum erzählt Jesus diese Geschichte. Er will, dass ganz tief in unserem Innersten, in unserem Herzen, das Reich Gottes anbricht. Dass nicht unsere alte menschliche Art, die immer aus Selbstschutz und Selbstverteidigung reagiert, bestehen bleibt. Dass wir nicht nur etwas unter die Füße kriegen und bewältigen können, sondern dass sich etwas Grundlegendes verändert.
Die Schuldenfalle als Bild für unsere Schuld vor Gott
Jesus zeigt uns ein Bild. Die Gleichnisse sind wie ein Foto. Schaut euch das einmal an, schaut euch das Bild an: Das bist du, das bist du. Wir schauen hin und sagen: „Auf dem Schnappschuss soll ich sein? Das kann nicht sein, so habe ich mich noch nie gesehen.“ Aber ihr sagt: „Das bist du, das bist du.“
Deshalb zuerst: Wir sitzen in der Schuldenfalle, wir sitzen in der Schuldenfalle.
Wenn man die Gleichnisse einmal betrachtet, diese Erzählungen Jesu, muss man zuerst sagen: Stimmt ja überhaupt nicht, was Jesus erzählt. Sagen Sie mir, wo gibt es denn einen König, bei dem Leute borgen können? Ich kenne viele Herrscher, ich habe auch immer wieder gerne Geschichte studiert, aber ich habe noch nie einen König oder einen Herrscher getroffen, der seinen Untertanen etwas borgt. Im Gegenteil, es ist meist so, dass er sie ausplündert bis aufs Hemd, bis nichts mehr da ist. Also, wo gibt es denn so einen König, bei dem man borgen kann?
Ja, der König, das ist einer, den gibt es nur einmal. Das ist ein ganz Außergewöhnlicher. Das ist schon der erste Punkt, den Jesus uns da erzählt: Wo gibt es denn so einen Herrscher? Da zeichnet Jesus den ewigen Gott, den großen Herrscher. Er hat uns ein riesenhaftes Kapital anvertraut, unheimlich viele Güter. Massenweise hat er uns einfach geliehen, in die Hand gegeben.
Er hat uns das Leben geschenkt, er hat uns einen gesunden Leib gegeben, Gaben, Fähigkeiten. Er hat uns Menschen zur Seite gestellt, er hat uns Wohnung, Haus, Essen und Trinken gegeben. Er hat uns Geld im Überfluss gegeben. Wir sind unheimlich reich auf dieser Welt.
Kein König der Welt macht das so mit seinen Untertanen. So macht es bloß Gott. Er schenkt das alles in großer Üppigkeit. Man braucht den Blick des Heiligen Geistes, den Blick Jesu, um einmal richtig ermessen zu können, was wir alles unverdient von Gott bekommen haben.
Wir merken das erst in dem Augenblick, wenn etwas knapp wird oder wenn etwas nicht mehr stimmt, etwa mit der Gesundheit. Was wir bisher so selbstverständlich genossen haben, ist eine riesenhafte Kapitalanlage, die uns Gott, der Herr, in die Hand gelegt hat. Und er will mit uns darüber rechnen. Er will, dass wir es vor ihm verwalten, dass wir Rechenschaft ablegen.
Es ist gut, dass heute Morgen wieder in Erinnerung gerufen wurde: All die Gaben, die uns Gott gegeben hat, sind für ihn bestimmt. Dass wir sie handhaben und gebrauchen für ihn.
Und auf einmal, wenn der Geist Gottes ihnen einen klaren Blick gibt, erschrecken sie bis in den Tod und sagen: „Ach, das ist ja furchtbar, ich habe ja alles nur selbstsüchtig für mich verbraucht, verprasst. Ich.“ Ich habe das immer nur genommen, damit ich meine Lust habe, meinen Spaß. Ich habe nie gedacht, dass ich das in der Verantwortung vor Gott gebrauchen soll, zu seiner Ehre, zu seinem Lob.
Wir sind ja tief verschuldet, wir sitzen in der Schuldenfalle. Man kann das ja nie mehr wiedergutmachen, was wir versäumt haben.
Das Gleichnis spricht so deutlich, wie plötzlich dieser Knecht so unheimlich erschrickt und auf den Boden fällt vor seinem Herrn und merkt: „Ich kann überhaupt nichts mehr machen, ich kann überhaupt nichts mehr machen.“ Es ist eigentlich töricht, dass er sagt: „Ich will alles bezahlen!“ Aber so blöd reden wir eigentlich bloß vor Gott heraus, wenn wir meinen, wir könnten das irgendwie noch in Ordnung bringen.
Wir können es ja nicht mehr. Wir sind Schuldner vor Gott durch und durch, und wir haben alles nur verspielt, verbraucht. Man merkt es erst viel zu spät, dass es unwiederbringlich weg ist. Wir können es nicht mehr wiedergutmachen.
Gottes Erbarmen als unvergleichliche Gnade
Und was passiert in dieser Schuldenfalle? Da geschieht etwas Außergewöhnliches, das es nirgendwo in einer Kreditabteilung einer Bank gibt. Es ist besonders auffällig, wenn man die Punkte betrachtet, die überhaupt nicht mit dem Leben übereinstimmen.
Wo gibt es das zum Beispiel bei der Volksbank oder bei der Landessparkasse? Oder irgendwo anders, dass ein Schuldner kommt und sagt: „Entschuldigung, ich habe es verprasst, ich kann nicht mehr zahlen.“
Wissen Sie, was dann passiert? Ein Mechanismus kommt in Gang, eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wird gestellt. Aber hier steht: Da hatte der Herr Erbarmen.
Das ist in der Bibel. Wir hatten es neulich auch in der Bibelstunde, ein ganz interessantes Wort, das im Neuen Testament vorkommt. Im Altlutherischen hieß es immer: „Es jammerte ihn.“ Dieses Wort wird nur bei Jesus verwendet. Wenn wir jammern, ist das etwas anderes. Bei Jesus bedeutet das Jammern Mitleiden mit einer verkrachten Existenz.
Bei anderen Menschen gibt es auch ein gewisses Mitleid oder Sympathie: „Ach der Arme, wie schlimm er es hat.“ Aber bei Jesus ist es so, dass es ihm das Herz im Leib herumdreht. Gott leidet mit denen, die nicht mehr bezahlen können, mit Menschen, deren Leben in der Schuld zerbrochen ist. Und er leidet so sehr darunter, dass er alles tut – ja, sogar das, was der Knecht gar nicht erbeten hat: Er streicht ihm alle Schulden aus.
Verstehen Sie das, wer es will? Das Evangelium erzählt uns von solchen ungeheuren Tatsachen, dass man nur den Kopf schütteln kann. Gibt es das wirklich, dass Gottes Erbarmen so groß ist? Dass kein Mensch so reagieren würde, sondern nur der lebendige Gott allein? Der die ganze alte Schuld, alles, was war, mit einem Federstrich einfach auslöscht und wegtut. Er sagt: vergeben und vergessen, ausgelöscht und in die Tiefe des Meeres versenkt.
Der Knecht kniet vor ihm in der Schuldenfalle, er kann ja gar nichts mehr bezahlen. Sie wissen, dass das nicht bloß Sprüche sind, sondern dass der ewige Gott das festgemacht hat. Und das ist für Sie jetzt wichtig – für alles, was Sie heute in Ihrem Leben belastet, für Ihre bewusste Sünde und für Ihre unbewusste Sünde, die heimlichen und die offenkundigen, die ganzen schlimmen Dinge Ihres Lebens.
Das Herzstück des Evangeliums: Da kommt man zum Glauben, da sieht man erst ins Herz Gottes hinein. Da erkennt man erst seine Liebe und sein Erbarmen, wenn man mitempfindet, wie Gott es jammert, wie er Erbarmen hat mit verkrachten Existenzen.
Wie er über meiner schlimmen Schuld, meiner boshaften Schuld, meiner fiesen Gemeinheit einfach alles auslöscht – ganz wunderbar, ganz wunderbar. Das Evangelium ist unvergleichbar. Es gibt nirgendwo auf der Welt, in keiner Religion, keine Botschaft wie diese.
Davon leben wir: das Herzstück des Evangeliums – Vergebung, Rechtfertigung des Sünders.
Die unerwartete Wendung im Verhalten des Knechtes
Aber jetzt müssen wir über die unerwartet jähe Wende sprechen, über eine wirklich überraschende Wendung.
Dieser eben begnadigte Knecht verlässt das Haus des Königs und trifft draußen auf der Straße, wie es der Zufall so will, einen alten Bekannten. Er schuldet ihm ein paar lächerliche Markstücke – wirklich Peanuts, echte, richtige Kleinigkeiten, die kaum der Rede wert sind.
Doch da gerät der Knecht in Rage, packt ihn am Hals und würgt ihn. Oh, wie kennt Jesus uns! „Bezahle, bezahle, bezahle!“ Wir wissen doch genau, wie es ist: Wir sind manchmal so wahnsinnig kleinkarierte Leute, wenn es um die Schuld der anderen geht. Sündigt dein Bruder an dir, dann können wir genau die Dinge beim Namen nennen: „Oh, was der in mir getan hat!“ Dabei geht es nur um ein paar lächerliche Markstücke.
Wir können dann noch hinzufügen, dass es uns ja gar nicht ums Geld ging, sondern mehr ums Prinzip. „Wenn das in der Welt Schule macht, dann bricht die ganze öffentliche Ordnung zusammen. Da wächst ja nur noch die Kriminalität. Man muss ja den kleinen Anfängen wehren.“
Wir können all die Sprüche sagen, in unserem Gerechtigkeitsfanatismus, warum wir so hart durchgegriffen haben. Die jähe Wende. Das stimmt ja auch: Vergebung ist etwas ganz Unsittliches. Vergebung macht die Leute erst recht frech.
Wissen Sie, warum Christen so gerne schamlos werden? Weil sie Vergebung empfangen haben. Und das macht sie am Ende frech. Es gibt so eine Ganovenmentalität: Auch Sündigen ist bei Gott nicht schlimm, es kommt ja nicht darauf an, er vergibt sowieso wieder.
Wir wissen doch genau, dass es eine heilige Vergebung, eine heilige Barmherzigkeit ist, die sichtbar wird, wenn wir unseren Mitmenschen genau vorrechnen können, was sie uns schuldig sind.
In manchen Ehen ist das ja von morgens bis abends ein Rechnen, ein ständiges Rechnen. Unheimlich – alles wird wieder aufgetischt: Schon vor vielen Jahren, damals hast du bei den Kindern das und dann hast du jenes gemacht, in der Verwandtschaft und überall. Und das geht dann weiter mit den Kollegen, mit denen wir zusammenleben, mit Nachbarn und Bekannten.
Da zeigt Jesus, wer wir wirklich sind, und er macht ein Foto von uns, ein zweites Foto. Einmal sind wir die in der Schuldenfalle, und dann sind wir diese Leute, die für Gerechtigkeit und Anstand kämpfen.
Wir sind Menschen, denen wirklich wichtig ist, dass diese Welt verändert wird. In der Welt muss Gerechtigkeit herrschen, da muss Ordnung sein. Das kann man doch nicht einfach durchgehen lassen. Und Vergebung? Das ist ja frech! Wenn man das anfängt, dann würde der andere ja morgen wieder mit mir kegeln wollen. Da muss ich mich schon verteidigen.
So treiben wir mit der Güte Gottes Schindluder. Wer will denn eigentlich widersprechen, dass wir so handeln müssen und genau darauf achten, dass das Recht siegt?
Wissen Sie, wer widerspricht? Nur Jesus widerspricht. Und er ist in der Tat der Meinung, dass im Leben von Christen die Barmherzigkeit siegen müsste.
Damit kann man in dieser Welt nicht reich werden. Damit kann man auch sicher keine Machtposition erringen. Aber das war Jesus auch nicht wichtig. Er will, dass wir Kinder des Vaters im Himmel sind.
Der ernste Abschluss und die Forderung zur Herzensvergebung
Und deshalb noch ein letzter Teil: der große Ernst. Wir sprachen von der Schuldenfalle, wir sprachen von der jähen Wende der Geschichte und jetzt plötzlich noch vom großen Ernst.
Ja, was da am Schluss des Gleichnisses steht, wird ja normalerweise nicht ernst genommen. Wir haben uns angewöhnt, viele der harten Worte Jesu, und es gibt sehr viele, gerade die Worte des Gerichts, einfach zu leugnen. Es ist heute für viele Christen sogar ein Kennzeichen, dass sie sagen: „Ich glaube an den edlen und gütigen Jesus.“ Das ist der edle und gütige Jesus, und sie finden das überall in der Bibel, auch in der Bergpredigt. Übrigens sind dort die harten Worte fast noch am härtesten. Dieser gütige, edle Jesus spricht mit einem heiligen Ernst.
Was denn? Wenn Jesus nicht unser Leben, unser ganzes Denken, unser Fühlen, unser Herz und unsere Gedanken in der Welt umgestaltet und revolutioniert, dann sind wir verlorene Leute. Komisch, dass viele Menschen sich als bibeltreu ansehen oder sich als evangelikal bezeichnen und das nur als Lippenbekenntnis leben.
Wissen Sie, dass Jesus heute mich trifft, Sie trifft, uns beide? Es geht jetzt um uns alle. Ich sage: Jesus redet von uns. Und da liegt das größte Problem. Jesus will mit uns jetzt nicht über die dritte Welt reden, er will mit uns über unser Herz reden. Denn wir fahren daran in die Hölle, wenn es nicht zu einer Bekehrung kommt, zu einem Kurswechsel, zu einem totalen Kurswechsel.
Und das fängt im Leben an, nicht nur auf der Lippe. Da muss eine Veränderung stattfinden. Jesus will Herr unseres Lebens sein – mit seiner Güte, mit seiner Sanftmut und mit seiner Barmherzigkeit.
Petrus hat es ja so klar bei Jesus gefragt: „Wie ist denn das?“ Er hat irgendwie geahnt, dass das Reich Gottes ein bisschen anders ist als sein bisheriges Leben. Er hat gedacht: „Jetzt gehe ich mal ganz weit.“ Und wenn ich das so umrechne, siebenmal mehr für das unerwartet Große. Aber Jesus sagt, das ist so total anders. Das ist einfach jesusmäßig, aber im rechten Sinn gemeint. Jesusmäßig muss mein Leben sein, ganz von ihm gestaltet und durchdrungen.
Irgendwann geht uns das ja über die Hutschnur. Aber Jesus sagt: Bei mir gibt es keine Hutschnur mehr. Bei mir gibt es nur das, was du empfangen hast.
Ich habe vorhin gesagt: Nur was durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurchgeht, kann befreiend unser Leben verändern. Wenn es einem mal erschreckend bewusst wird: „Ach, das sündigen wir täglich vielfach.“ Wir sollen Kinder unseres Vaters im Himmel sein. Wir sollen in der Art unseres Handelns ihm ähnlich sein.
Es ist ja interessant, dass viele Menschen am meisten durch das geprägt wurden, wo sie eine unbegreifliche Barmherzigkeit bei Menschen erlebt haben. Das hat sie umgehauen. Wie kann ein Mensch so etwas tun? Das kann kein Mensch. Es kann nur ein Mensch tun, in dem der Heilige Geist eine Revolution aller Empfindungen geschaffen hat.
Wo man nicht mehr bitter und wehklagend dasitzt und Wunden leckt, sondern dem Herrn mit Freuden dient und seine Haut für ihn zum Markt trägt. Tragt doch diese Vergebung einfach weiter!
Schlusswort mit dem Aufruf zur Herzensvergebung
Ich möchte den Vers 35 noch einmal lesen: „So wird auch mein himmlischer Vater an euch handeln, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt.“
Hier wird deutlich, dass Vergebung zurückgenommen werden kann. Zugesprochene Vergebung kann zurückgeholt werden, weil die schlimmste Sünde, die es gibt, von gläubigen Menschen begangen wird.
Aber was ist die schlimmste Sünde? Es ist, die empfangene Vergebung mit Füßen zu treten und sie zu missbrauchen. Dadurch wird die Herrlichkeit der Vergebung Jesu nicht weiter in die Welt hineingelassen.
Wissen Sie, was die Welt wirklich verändert? Christen, die die Barmherzigkeit Jesu weitergeben – empfangene Barmherzigkeit.
Ich denke, es dauert nicht lange, bis viele Gelegenheiten kommen, dies im Leben umzusetzen. Deshalb könnte ich nur bitten: Herr Jesus, reiß mich hinein in deine Barmherzigkeit und präge dein Bild ganz tief in mich hinein! Amen!
