Einführung in die Unterscheidung von Geistern und Herkunft aus Gott
Wir kommen heute zum dritten – nein, noch nicht zum dritten Teil. Wir sind noch beim zweiten Teil, genauer gesagt im zweiten Abschnitt. Das heißt, wir befinden uns bei Groß B, wenn wir unsere Gliederung zur Hand nehmen. Etwa in der Mitte des Blattes steht Groß B: Familienähnlichkeit.
Im dogmatischen Bereich hatten wir bereits die Familienähnlichkeit im ethischen Bereich behandelt. Nun geht es um die Familienähnlichkeit im dogmatischen Bereich: Nur wer recht bekennt, ist aus Gott.
Es geht weiterhin um die Frage: Wer ist aus Gott und wer ist nicht aus Gott? Johannes behandelt hier das Thema der Herkunft. Die Frage lautet: Wo kommst du her – aus Gott oder aus dem Feind? Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten: aus Gott oder aus dem Teufel.
Es geht also um die Herkunft. Gestern hatten wir Kapitel 3 betrachtet, in dem Johannes den Unterschied zeigt zwischen denen, die aus Gott sind, und denen, die aus dem Teufel sind. Nun, im ethischen Bereich, zeigt er ebenfalls den Unterschied.
Jetzt geht es darum, wer recht bekennt – das rechte Bekenntnis, also die rechte Lehre. Wer diese rechte Lehre angenommen hat, der ist aus Gott. Man muss ja prüfen.
Johannes beginnt mit einem Aufruf, weil Gefahr besteht. Es ist ein Aufruf im Blick auf die Gefahr der falschen Geister. Er sagt: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“
Wie prüft man die Geister? Ruft man da irgendwelche Geister hervor und prüft sie dann? Wie kann man Geister prüfen? Was meint ihr? Wie prüft man Geister?
Man hat einen Maßstab und braucht einen Maßstab zum Prüfen. Diesen Maßstab haben wir im Gotteswort – das ist wunderbar. Wir haben die wahre Lehre, die uns durch die Apostel gegeben wurde. Jetzt können wir an diesem Maßstab prüfen.
Das Prüfen der Geister anhand der Lehre
Aber wie gehe ich beim Prüfen vor? Wie prüfe ich einen Geist, wenn ich ihn ja gar nicht sehe?
Der Geist zeigt sich auf irgendeine Weise. Ein Geist äußert sich. Und diese falschen Geister, von denen hier die Rede ist, zeigen sich durch falsche Propheten. Ein Prophet ist jemand, der redet, oder? Und diese falschen Propheten reden.
Um die falschen Geister zu prüfen, muss man also auf das achten, was die Propheten sagen. An dem, was gesprochen wird, kann man die Geister prüfen. Das braucht Zeit. Man muss sich zuerst anhören: Was lehrt der? Was ist seine Lehre? Das kann man wahrscheinlich nicht, wenn man nur eine Viertelstunde zuhört. Dann weiß man vielleicht noch nicht, worum es in der Lehre wirklich geht.
Mir hatte mal eine Schwester eine Kassettenreihe gegeben, ich glaube, es waren zehn Kassetten. Sie sagte, das sei irgendwie gewaltig, der bringe eine neue oder wunderbare Lehre. Ich sollte mir das mal anhören. Ich bin froh, dass sie mir die Kassetten gegeben hat und nicht gleich Werbung bei allen Geschwistern gemacht hat.
Ich habe mir gesagt: Gut, dann höre ich mir das an. Aber zehn Kassetten sind schon eine ganze Menge. Ich habe die erste Kassette angehört und dachte mir: Er sagt viel Richtiges, aber irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas hat mir nicht gefallen.
Dann habe ich die zweite Kassette angehört. Da merkte ich noch mehr: Das ist ganz eigenartig, dachte ich mir. Es war ihm ein großes Anliegen, den Juden zu helfen, und er sprach immer wieder von der Judenmission. Ich kam aber nicht darauf, was genau das Problem war.
Bei der dritten Kassette war es dann so, dass er in einem Nebensatz erwähnte: Die Trinitarier lehren so und so oder lehren etwas anderes. Da dachte ich mir: Wie bitte, die Trinitarier? Dann ist er also kein Trinitarier. Ein Trinitarier ist jemand, der an die Dreieinigkeit glaubt. Wenn er die Trinitarier als die anderen bezeichnet, glaubt er nicht an die Dreieinigkeit.
Da habe ich gesagt: Jetzt suche ich dich im Internet. Ich habe ihn gesucht und herausgefunden, dass er ein Judaist, ein christlicher Judaist und Antitrinitarier ist. Das heißt, er glaubt nicht an die Gottheit Jesu Christi – fast wie die Zeugen Jehovas.
Dann habe ich mir Aussagen aus dem Internet herausgesucht und sie der Schwester gezeigt. Da gingen ihr die Augen auf. Aha! Dann haben wir auch gemerkt, dass es in den Vorträgen letztlich eine judaisierende Lehre war, die nicht vom Geist geleitet war. Das war nicht der Herr vom Heiligen Geist.
Es war genau ähnlich wie bei diesen Leuten aus dem Johannesbrief. Denn sie glaubten auch nicht, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist. Diese Leute sagten zwar, Jesus sei der Sohn Gottes, aber in einem anderen Sinn. Da muss man aufpassen.
Die Zeugen Jehovas sagen auch, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Wenn man mit ihnen redet, fragen sie: Glauben Sie an den Sohn Gottes? Ja, wir glauben auch an den Sohn Gottes. Aber sie verstehen den Begriff anders. Da muss man nachfragen: Was ist der Sohn Gottes?
Sie sagen: Das ist ein Engel. Das geht nicht. Sohn Gottes ist hier im Sinne von Gott gemeint. Der Sohn Gottes, der einzigartige Sohn Gottes, der Gott ist, der Mensch geworden ist, der Herr Jesus Christus, wurde geboren, von Gott gezeugt in Maria. Dann kam er auf die Welt. Aber er war vorher trotzdem schon Gott. Das wird geleugnet.
Also, wie prüft man? Am Bekenntnis, an der Lehre, die gelehrt wird. Heute gibt es viele falsche Geister, noch viel mehr als zur damaligen Zeit im Johannesbrief. Deshalb müssen wir sehr genau vorgehen und die Lehren prüfen, die im christlichen Raum kursieren.
Die Familienähnlichkeit zeigt sich am Reden, an der Lehre, die gelehrt wird. Daran kann man prüfen, zu welcher Familie dieser Geist gehört. Gehört er zur Familie Gottes oder zur Familie Satans?
Glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister.
Die Bedeutung des fortwährenden Prüfens der Geister
Das Wort „prüft“ ist hier eine Befehlsform. Im Griechischen gibt es zwei Befehlsformen: den Imperativ Präsens und den Imperativ Aorist. Üblicherweise wird der Imperativ Aorist verwendet, aber hier steht die Befehlsform im Präsens. Das bedeutet, es handelt sich um eine andauernde Handlung.
Also heißt es hier: prüft stets, prüft fortwährend, prüft immer wieder. Das Prüfen nimmt also eine längere Zeit in Anspruch. Es ist ein Prüfen mit andauernder Handlung oder mit einer längeren Dauer.
Der Text sagt: „Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“ Wir erkennen hier, dass die Geister in den Propheten sind. Der Heilige Geist ist ja auch in den wahren Propheten, und die anderen Geister sind in den falschen Propheten – also dämonische Geister, falsche Geister.
Daher begegnen wir diesen Geistern, wenn wir auf die Propheten hören oder mit ihren Aussagen konfrontiert werden, zum Beispiel auch durch die Schriften, die sie herausgeben. Ein falscher Prophet übernimmt eine Lehre von Dämonen. Alle falschen Lehren sind dämonische Lehren. Dämonisiert bedeutet nicht unbedingt besessen, sondern beeinflusst.
Beeinflusst sein heißt nicht notwendigerweise besessen zu sein, aber man kann beeinflusst sein. Und alle Lehren, die falsch sind, stammen vom Feind. Das ist ganz klar. Auch wir können in kleinen Punkten falsch liegen. Da hat der Feind uns in gewisser Weise verführen können.
Wenn man in der Schrift bleibt, kann das wieder ausgeglichen werden oder man lässt sich korrigieren. Aber es gibt Leute, die sich nicht korrigieren lassen und immer mehr in eine falsche Richtung gehen. Dann wird es gefährlich.
Es gibt Christen, die sind in 90 oder 99 Prozent bibeltreu, aber vielleicht in einem Prozent nicht. Dann wirkt sich das vielleicht nicht stark aus, weil sie sonst in allem bibeltreu lehren. Trotzdem ist eine Gefahr vorhanden.
Andere hingegen schnappen gerade die falsche Lehre auf, und diese wird dann verbreitet. Das war auch bei den Reformatoren so. Die Reformatoren haben die Bibel neu entdeckt, aber in einigen Punkten hatten sie noch keinen vollen Durchblick oder gingen in eine falsche Richtung.
Zum Beispiel denke ich an Calvin. Calvin war eindeutig ein bibeltreuer Lehrer, aber in einigen Punkten war er nicht bibeltreu. Das wirkte sich bei ihm selbst nicht stark aus, aber seine Nachfolger betonten oft gerade die speziellen, nicht ganz sauberen Lehren. Daraus entstand eine Richtung, die nicht gut für die Gemeinde Jesu war und sich weiterentwickelte.
Auch im Internet müssen wir Acht geben. Man sollte nicht meinen, wenn man etwas Christliches oder ein bestimmtes Thema sucht und es bei Google eingibt, dass man automatisch das Beste findet. Oft ist das Material zweit- oder drittklassig und nicht so gut.
Es ist besser, gezielt bestimmte Seiten zu nutzen. Es gibt einige Internetseiten, die sehr gut sind. Es ist auch hilfreich, wenn wir uns gegenseitig gute Seiten empfehlen. Trotzdem muss alles geprüft werden.
Zum Beispiel gibt es die große Predigertatenbank „Sermon Online“. Dort sind viele Botschaften von verschiedensten Predigern. Man darf nicht meinen, weil ein paar Sachen gut sind oder viele Sachen gut sind, sind alle gut. Wir müssen immer alles prüfen.
Wir müssen auch vorsichtig sein, wenn wir einen Christen kennengelernt haben, von dem wir viel Gutes gelernt haben. Das ist wunderbar, aber auch das muss geprüft werden. Wir dürfen nicht einfach sagen: „Weil er so heißt, ist alles, was von ihm kommt, gut.“ Jeder kann sich irren.
Deshalb brauchen wir einander. Wir müssen immer wieder fragen: Wie steht es wirklich geschrieben? Immer wieder zurück zum Text. Gerade junge Menschen müssen lernen, zum Text zurückzugehen und genau zu lesen, was dort steht.
Auch wenn jemand sagt: „Der hat gesagt, der hat gesagt, der hat gesagt“, ist das schön, aber wir müssen zum Text zurückgehen. Das hilft uns. Wenn ich etwas sage und jemand sagt: „Aber das steht nicht im Text, was du gesagt hast“, dann muss man sagen: „Stimmt, das steht nicht so im Text. Da müssen wir Acht geben.“ Bleiben wir bei dem, was der Text sagt.
Das ist gesund für uns, wenn wir prüfen. Denn der Feind wird immer wieder versuchen, etwas hineinzustreuen. Deshalb heißt es: Prüft die Geister, glaubt nicht jedem Geist.
Johannes spricht hier von Schwarz und Weiß. Das heißt, hier sind wirklich Irrlehrer am Werk. Er spricht nicht von bibeltreuen Leuten, die in einer Nebenfrage etwas ungenau sind, sondern von schwerer Irrlehre.
Wir sollen nicht auf fremde Stimmen hören. Die Schafe erkennen die Stimme des Hirten. Diese Stimme steht in Übereinstimmung mit der Schrift. Es braucht Zeit, das zu prüfen.
Erkennen des Geistes Gottes anhand des Bekenntnisses zu Jesus Christus
Zweitens, wie man den Geist erkennt, Verse 2 bis 6. Johannes gibt hier Hinweise, wie man den Geist erkennt. Zunächst war der Aufruf: glaubt nicht jedem Geist. Nun hilft er den Christen, den Geist zu erkennen.
Woran erkennt man den Geist Gottes? Woran erkennt man den Geist des Teufels beziehungsweise den falschen Geist, den Geist des Antichristen?
Man erkennt den Geist Gottes an dem, was er bekennt. Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus der Gesalbte, der Messias, im Fleisch gekommen ist, stammt von Gott. Hier geht es um eine spezielle Irrlehre, die Frage der Christologie: Wer ist Christus, wer ist Jesus?
Johannes geht auf eine ganz konkrete Sache ein. Für diese Christen war es wichtig zu achten, was ein Geist in Bezug auf Jesus und Christus sagt. Die falsche Lehre, die damals kursierte, behauptete, Jesus und Christus seien verschieden. Johannes zeigt, dass das nicht wahr ist.
Jeder Geist, der Jesus als den Messias bekennt, der geschichtlich im Fleisch gekommen ist – das heißt, ganz Mensch geworden, das Wort wurde Fleisch –, ist aus Gott. Jeder Geist, der das bekennt, sei es durch seine Lehre oder sein Leben, stammt von Gott.
Dagegen ist jeder Geist, der Jesus, den Messias, als im Fleisch gekommen nicht bekennt, nicht aus Gott. Wenn dieses Bekenntnis fehlt, ist es der Geist des Antichristen.
Paulus sagt dazu: Dieser Geist ist der Geist des Antichristen. Er spricht weiterhin vom Geist, das Thema bleibt der Geist. Dieser Geist ist der Geist des Antichristen, eines Antichristen, der noch kommen wird. Der Antichrist selbst kommt erst noch, aber der Geist dieses Antichristen ist bereits da.
Dieser falsche Geist ist der Geist des Antichristen, der kommt. Das ist auch der gleiche Geist wie Satan selbst oder der oberste Dämon. Ihr habt es gehört, ihr kennt es. Dieser Geist ist schon in dieser Welt, nicht der Antichrist selbst, sondern der Geist des Antichristen. Er wirkt bereits unter den Menschen.
Paulus spricht an anderer Stelle im 2. Thessalonicherbrief vom Geheimnis der Bosheit, das schon wirkt. Die Botschaft, die jemand bringt, muss mit der Heiligen Schrift übereinstimmen. Besonders in Bezug auf Christus muss sie dem entsprechen, was die Apostel gelehrt haben.
Johannes erinnert die Christen daran, an das zu hören, was sie von Anfang an von den Aposteln gehört haben. Deshalb betont er dies hier nochmals.
Die Verse 2 und 3 sind nicht dazu da, die Heilige Schrift als Ganzes zu ersetzen. Die Botschaft eines Menschen muss mit der gesamten Heiligen Schrift übereinstimmen, nicht nur mit Vers 2. Die ganze Bibel ist das Kriterium, an dem wir prüfen.
Es kann vorkommen, dass eine Botschaft in vielen Punkten mit der Bibel übereinstimmt. Wenn sie aber nicht bekennt, dass Christus im Fleisch gekommen ist, dann ist sie trotzdem nicht von Gott.
Jemand kann in vielen Punkten biblisch lehren, wie zum Beispiel die Zeugen Jehovas. Doch in Bezug auf Jesus Christus lehren sie nicht, dass Jesus Christus Gott ist. Deshalb sind sie nicht von Gott.
Das ist eine sehr wichtige Lehre: die Lehre über Christus. Es gibt zentrale Lehren in der Bibel, wie die Lehre über Christus, die Lehre über die Schrift und die Lehre über das Heil.
Wenn jemand sagt, die Bibel sei nicht Gottes Wort oder nur ein Teil der Bibel sei Gottes Wort, ist das eine gravierende Irrlehre. Ebenso, wenn jemand meint, die Bibel enthalte Widersprüche, und man müsse sich das Richtige herauspicken und den Rest verwerfen. Auch das ist eine schwere Irrlehre.
Oder wenn jemand sagt, Heilung und Rettung geschehe nicht nur durch Glauben, sondern auch durch Werke, ist das ebenfalls eine gravierende Irrlehre. Zum Beispiel lehrt die katholische Kirche das.
Die katholische Kirche hat eine weitere wichtige Irrlehre, die viele nicht wissen: Sie baut nicht nur auf der Bibel auf. Die katholische Kirche hat zwei Säulen der Wahrheit. Eine Säule ist die Bibel, die andere die mündliche Überlieferung.
Die Kirche sagt, nicht nur die Bibel sei richtig, sondern auch die mündliche Überlieferung. Darin liegen oft ihre Irrlehren, und meistens betonen sie die mündliche Überlieferung sogar mehr als die Bibel.
Das habe ich lange Zeit nicht gewusst. Ich war selbst Katholik und wusste nicht, dass die Basis der katholischen Lehre nicht allein die Bibel ist. Deshalb sagte Luther: sola scriptura – allein die Schrift, sola fide – allein aus Glauben, und sola gratia – allein aus Gnade. Das waren die drei wichtigen Grundsätze.
Ein vierter Grundsatz ist allein Christus. Christus allein genügt. Er war vollkommen Gott und zugleich vollkommen Mensch.
Christus ist Gott und Mensch zugleich. Jesus ist hundert Prozent Gott und hundert Prozent Mensch. Er war nicht fünfzig Prozent Gott und fünfzig Prozent Mensch. Er war kein Halbgott und Halbmensch.
Er war hundert Prozent Gott und hundert Prozent Mensch. Das wurde bei der Menschwerdung in Bethlehem, beziehungsweise bei der Empfängnis in Maria, Wirklichkeit.
Da wurde der Sohn Gottes, die zweite Person der Gottheit, Mensch und Sohn. Und er blieb es, hundert Prozent, auch nach dem Tod, nach der Auferstehung und nach der Himmelfahrt.
Er blieb hundert Prozent Mensch und hundert Prozent Gott.
Die Fülle der Gottheit in Christus und die Rolle des Heiligen Geistes
In ihm wohnt in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit, Kolosser 2,9-10. Wenn wir uns das anschauen, lesen wir kurz Kolosser 2,9: „In ihm wohnt in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit.“ Und weiter heißt es: „Ihr seid erfüllt und vollständig in ihm.“
Das bedeutet, ihr habt alles in ihm, alles ist da. Ihr seid erfüllt und vollständig in ihm. Wenn jemand Christ geworden ist und Christus hat, dann hat er alles, was er braucht – wirklich alles. Es ist nicht so, dass man sagen müsste: „Aber du brauchst jetzt noch die Geistesfülle oder so weiter.“ Nein, wenn du die Fülle des Christus hast, dann hast du auch die Geistesfülle, die Fülle des Heiligen Geistes und die Fülle Jesu Christi – es geht auf das Gleiche hinaus.
In ihm wohnt in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit. Nachdem wir Christen geworden sind, wachsen wir in Christus hinein. Das heißt, jetzt wird unser Leben verändert. Wir lernen, alles aus Christus zu nehmen und alles in Christus zu finden. Wir lernen, unser Leben an Christus anzugleichen und ihm ähnlich zu werden.
Er ist alles, was wir brauchen – er und sein Wort, das ist er selbst. Der Heilige Geist kam nicht, um den Herrn Jesus zu ersetzen, zum Pfingsten, sondern der Heilige Geist kam, um uns den Herrn Jesus großzumachen. Der Heilige Geist wendet das Heil von Jesus auf unser Leben an.
Der Herr Jesus hätte hundertmal am Kreuz sterben können, das hätte uns nichts geholfen, wenn der Heilige Geist nicht gekommen wäre. Am Kreuz wurde die Basis, die Grundlage gelegt. Und dann, zu Pfingsten, kam der Heilige Geist. Er hat das, was Jesus getan hat, auf unser Leben angewandt, so dass jetzt Jesus Christus in uns wohnen kann.
Jesus Christus ist nun sein Leben in unserem Leben. Sein Leben ist mein Leben. Das neue Leben, das ich jetzt bekommen habe, ist das Leben des Herrn Jesus. Wir sind wiedergeboren durch den Heiligen Geist, und dieses neue Leben, das wir bekommen haben, ist das Leben von niemand anderem als von Jesus Christus selbst. Er selbst, sein Leben, wohnt in mir.
Davon spricht Paulus dann noch in Kapitel fünf. Das Wort Gottes und der Heilige Geist kann man nicht trennen. Man kann nicht sagen: „Ja, das Wort Gottes hast du jetzt, und jetzt brauchst du noch den Geist.“ Nein, wenn wir Christus haben, haben wir den Heiligen Geist, und das stimmt mit dem Wort Gottes überein.
Der Geist Gottes ist im Wort Gottes. Wenn wir das Wort Gottes lesen, kommen wir mit dem Geist Gottes in Berührung. Oder anders gesagt: Wenn wir das Wort Gottes lesen, hören wir den Geist Gottes.
Manche sagen: „Ja, du musst auf die Stimme des Geistes hören.“ Aber wie kann ich auf die Stimme des Geistes hören? Indem ich auf das Wort Gottes höre. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Und was sagt der Geist den Gemeinden? Was sagt er ihnen? Das, was der Herr Jesus den Gemeinden sagt, ist das, was der Geist den Gemeinden sagt. Jede Gemeinde hat eine Botschaft bekommen – das war das, was der Geist den Gemeinden sagte, aber das war auch das, was Christus den Gemeinden sagte.
Wir haben jetzt das Wort Gottes vor uns. Wenn wir das Wort Gottes haben, dann spricht Gott. Gott spricht nicht zusätzlich noch zum Wort Gottes. Da machen viele Christen einen Fehler. Sie beten: „Herr, sprich heute durch dein Wort.“ Das ist so, und Gebet ist nicht nötig, um Gott zum Reden zu bringen. Er spricht sowieso durch sein Wort.
Wenn ich zu meiner Frau rede und zu ihr sage: „Du, Frau, sprich durch dein Wort“, dann wird sie mich anschauen und fragen: „Was meinst du? Wenn mein Wort kommt, dann spreche ich ja schon.“ Es gibt ja nicht noch zusätzlich ihr Wort, noch zusätzlich ein Sprechen zu ihrem Wort hinzu. Das geht nicht.
Das heißt, wenn wir das Wort Gottes haben, und zwar in schriftlicher Form, dann spricht Gott. Ein Bruder ist aufgestanden, hat gepredigt und gesagt: „Wenn ich dich jetzt lese, wie wird Gott sprechen?“ Stimmt, oder? Er hat vorgelesen. Und dann: „Allem, jetzt spricht Gott.“ Und als er fertig gelesen hatte, war es fertig – das hat Gott gesprochen. Jetzt erklärt er, was Gott gesprochen hat, führt uns hinein.
Hoffentlich reden wir nicht mehr, oder besser gesagt: Hoffentlich reden wir nichts anderes. Der Inhalt dessen, über das wir reden, soll mit der Bibel übereinstimmen. Das heißt, wir sollen die Schrift erklären. Vielleicht haben wir ein Anliegen, das wir weitergeben wollen, eine Last, die der Herr uns auflegt. Dann verwenden wir ein Bibelwort.
Wir dürfen nicht mehr sagen oder etwas anderes sagen als das, was die Schrift sagt. Wir erklären die Schrift, rufen mit der Schrift auf, verwenden die Schrift – und das ist Gottes Wort.
Wenn jetzt jemand predigt oder lehrt, dann sollte man nicht erwarten, dass Gott jetzt irgendwie noch zusätzlich spricht. Das finden wir nicht in der Bibel, dass Gott zusätzlich zur Bibel oder dass der Prediger jetzt noch irgendwie Gottes Wort sprechen soll. Der Prediger ist kein Sprachrohr Gottes. Wir haben kein Sprachrohr Gottes mehr. Paulus war ein Sprachrohr Gottes.
Wir haben die Aufgabe, die Schrift zu lehren, von der Schrift her aufzurufen und von der Schrift her etwas weiterzugeben. Und insofern das mit der Schrift übereinstimmt, ist das Gottes Wort. Also hören wir bei der Predigt Gottes Wort in dem Maße, in dem das, was der Prediger sagt, mit der Bibel übereinstimmt.
Das gilt auch in der stillen Zeit: Wir brauchen nicht zu beten: „Herr, rede heute! Herr, rede!“ Wenn ich die Bibel aufmache, dann redet der Herr schon. Die Frage ist vielleicht eher: Sollte man mehr beten: „Herr, öffne mir die Augen, dass ich recht höre, dass ich recht lese, dass ich mich auf das konzentriere, was du redest?“ Das ist vielleicht ein besseres Gebet.
Nicht „Herr, rede!“, sondern „Herr, öffne mir das Verständnis. Hilf mir, dass ich das andere wegschieben kann, dass ich mich konzentrieren kann, dass ich dein Wort jetzt wirklich auch aufnehmen kann in mein Inneres, mir merken kann, mir zu Herzen nehmen kann und dass ich etwas lernen kann für mein Leben.“
Die Unterscheidung von Geistern anhand der Herkunft und des Hörens
Wir gehen weiter. Woran erkennt man den Geist Gottes und den falschen Geist, den Geist des Antichristen, Antichristus? An dem, wen jemand hört.
Vers 4: Ihr seid aus Gott, Kindlein, und ihr habt sie überwunden, weil der, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist. Sie sind aus der Welt, deswegen reden sie aus der Welt, also von dort her. Die reden, und dann hört man die Welt. Sie reden aus der Welt, und die Welt hört sie. Wir sind aus Gott, und wer Gott kennt, hört uns.
Wir, die Apostel, wir, die wir euch die Botschaft gebracht haben, wir sind aus Gott. Und wer Gott kennt, hört uns – uns, die inspirierten Schreiber der Bibel, den Johannes und so weiter, die Apostel. Wer nicht aus Gott ist, der hört uns, die Apostel, nicht. Aus diesem erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums und der Verirrung.
Also, ihr seid aus Gott, das ist eure Herkunft, ihr seid Kinder Gottes. Und ihr habt diese Geister, diese bösen Geister, habt ihr überwunden, die Geister in der Welt. Weil der, der in euch ist, Gott, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist. In der Welt ist der Geist des Antichristus, ja, aber in uns ist der Geist Gottes. Gott und sein Geist, ja, der wohnt in uns, und der ist größer. Deshalb brauchen wir nicht mehr auf die Geister der Welt hören, sondern wir sollen auf den Geist Gottes hören.
Vers 5: Sie sind aus der Welt, diese Geister, deshalb reden sie aus der Welt. Letztlich ist das eine andere Herkunft. Die Welt hört sie, aber wir, wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns.
Also ich denke, dass „wir“ hier speziell auf sich und auf die anderen Apostel bezogen ist, auf alles, was sie von Anfang an gehört haben. Kapitel 2 hat er davon gesprochen, was sie von Anfang an hörten; das bleibe bei euch. Und hier: Das ist das Wort der Apostel. Wir sind aus Gott, und wer Gott kennt, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht.
Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Verirrung. Das heißt, wir prüfen: Ist das das Wort der Apostel oder nicht? Was verkünden sie? Ist das das Wort der Schrift oder nicht? Deshalb müssen wir die Bibel gut kennen und lesen. Wir müssen nicht alle Irrlehren studieren. Es ist nicht nötig, alle möglichen Irrlehren zu lernen, aber es ist wichtig, die Bibel zu studieren.
Das ist so wie in der Bank: Wenn man in der Bank arbeitet, müssen die Leute, die dort arbeiten, ein Gespür für die Banknoten bekommen. Sie müssen oft stundenlang Geld zählen. In der Lehre als Bankier muss man Geld zählen – immer echtes Geld. So bekommen sie ein Gespür dafür, wie sich das echte Geld anfühlt. Natürlich schauen sie sich auch genau an, wie das echte Geld aussieht, und machen sich damit vertraut.
Wenn sie das echte Geld gut kennen, mischt man manchmal ein paar falsche Scheine hinein. Dann erkennen sie die Fälschungen, weil sie sich so viel mit dem echten Geld befasst haben. Und so ist es auch mit uns: Wir befassen uns sehr viel mit der Bibel und mit Gottes Wort. Dann merken wir, wenn etwas nicht stimmt. Das ist nicht die gleiche Stimme, das ist nicht der gleiche Geist.
Sind dazu Fragen zu diesen Versen 1 bis 6?
Ausblick auf den dritten Teil des Johannesbriefes: Liebe und Leben als Grundlage der Gemeinschaft
Ab Vers 7 bis zum Schluss des Briefes haben wir den dritten Teil. Können wir diesen jetzt noch für ein paar Minuten einführen? Es handelt sich um den dritten großen Teil des Johannesbriefes: Gott ist Liebe und Leben.
Ich habe meine Gliederung ein wenig überarbeitet, war damit aber nicht ganz zufrieden. Allerdings saß ich bereits im Zug, als ich daran gearbeitet habe, sodass ich sie nicht mehr ausdrucken konnte. Ich lese jetzt vor, was anders ist:
Gott ist Liebe und Leben – die Grundlage für Gemeinschaft und das Kennzeichen von wahrem Leben ist die rechte Erkenntnis der Liebe Gottes und die daraus hervorgegangene Bruderliebe.
Die Grundlage für die Gemeinschaft und das Kennzeichen von wahrem Leben sind die rechte Erkenntnis der Liebe Gottes und die daraus hervorgegangene Bruderliebe einerseits sowie der Glaube an die Offenbarung dieser Liebe in Jesus, dem Messias, dem Sohn Gottes.
Wir haben jetzt wiederum zwei Abschnitte vor uns. Der erste Abschnitt geht von Kapitel 4, Vers 7 bis 21. Dort spricht der Verfasser von der rechten Erkenntnis der Liebe Gottes und der daraus resultierenden Bruderliebe. Im zweiten Abschnitt, Kapitel 5, geht es um den Glauben an die Offenbarung dieser Liebe in Jesus Christus, dem Messias.
Ich war auch mit der Gliederung nicht ganz zufrieden, aber jetzt bin ich mehr zufrieden. Natürlich könnte man noch weiter daran feilen, aber es geht vor allem um den Inhalt dieser beiden Abschnitte.
Man kann übrigens zum Schluss noch hinzufügen: Der Glaube an die Offenbarung dieser Liebe in Jesus und die daraus resultierende Gewissheit. Denn am Ende des Briefes spricht der Verfasser noch von dieser Gewissheit. Wenn man an Jesus Christus glaubt, an die Offenbarung dieser Liebe Gottes im Sohn, dann gibt es diese Gewissheit.
Davon spricht er am Ende des Briefes. Die daraus entstandene Gewissheit wird mehrfach betont: „Dies schreibe ich euch, damit ihr wisset.“ Und er schreibt mehrmals „Und ihr wisst“ beziehungsweise „Und wir wissen“ – eine bewusste Wiederholung.
Wahre Gemeinschaft findet also nur auf der Basis der Liebe Gottes und des Glaubens an den Sohn Gottes statt. Wir haben bereits darüber gesprochen, dass die Substanz, der Inhalt unserer Beziehung zu Gott, die Liebe ist. Der Schlüssel zu unserer Beziehung zu Gott ist der Glaube.
Hier spricht der Brief von diesen beiden Aspekten: von der Liebe Gottes und vom Glauben an den Sohn Gottes, der die Offenbarung der Liebe Gottes ist. Der Sohn Gottes ist die Offenbarung dieser Liebe, und an ihn glauben wir.
Wie wissen wir, ob wir echte Christen sind und Gemeinschaft mit Gott haben? Wie können wir Gewissheit haben, dass wir ewiges Leben besitzen?
Nun, wir lieben die Brüder. Wir glauben an den Sohn Gottes, der unser Leben ist. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.
Das sind die zwei Teile: Kapitel 4 spricht von der Bruderliebe, Kapitel 5 vom Leben, das wir in Jesus Christus haben – an diesen Jesus Christus, der der Sohn Gottes ist, der Ausdruck der Liebe Gottes und unser Leben ist.
Wir lesen diese Abschnitte langsam und wollen uns den Text genau zu Gemüte führen.
Wenn wir auf die Gliederung schauen, dann sehe ich bei a jetzt den Schwerpunkt auf der Liebe Gottes und der daraus hervorgegangenen Bruderliebe. Das ist Ethik, Moral, also moralisch-ethisch.
Kapitel 5 ist dann wieder dogmatisch. Über die Liebe Gottes und die daraus hervorgegangene Bruderliebe, beziehungsweise die daraus resultierende Bruderliebe.
- Johannes fordert zur Liebe auf und gibt motivierende Erklärungen zur Liebe (Kapitel 4, Verse 7 bis 13).
Die Aufforderung zur Bruderliebe und ihre göttliche Quelle
Johannes fordert zur Liebe auf und gibt motivierende Erklärungen, die uns zur Bruderliebe anspornen.
Zunächst finden wir die Aufforderung zur Liebe in Vers 7 am Anfang: „Geliebte, lieben wir einander?“ Damit beginnt er mit einer Aufforderung zur Liebe, zur Bruderliebe natürlich, denn das ist gemeint. Er hatte diese Aufforderung schon früher gegeben, aber was jetzt neu ist, ist, dass er die Quelle dieser Liebe zeigt. Er spricht von der Liebe Gottes und erklärt, dass die Bruderliebe aus der Liebe Gottes hervorgeht.
Eine Gruppe hat heute in der stillen Zeit bereits darüber gesprochen und darüber gelesen.
Nach der Aufforderung zur Liebe folgt eine erste Ermutigung in Vers 7 in der Mitte: „Diese Liebe ist aus Gott.“
„Geliebte, lieben wir einander, weil die Liebe aus Gott ist.“ Das ist die Quelle der Bruderliebe. Gott sagt nicht: „So, jetzt bist du Christ geworden, bitteschön, jetzt liebe die Brüder.“ So macht er es nicht. Er sagt vielmehr: „Schau, ich liebe dich so.“
Aus dieser Atmosphäre seiner Liebe heraus sollen wir die Liebe an die Brüder weitergeben. Oder anders gesagt: Nimm von mir die Liebe entgegen und reiche sie an die Brüder und Schwestern weiter. Die Liebe ist aus Gott, das ist die Quelle unserer Liebe.
Wir brauchen nicht in uns selbst nach Liebe zu suchen, denn wir finden sie nicht in uns. Wir haben keine dauerhafte Liebe in uns. Wenn wir jedoch aus der Liebe Gottes schöpfen, dann haben wir die wahre Quelle. Johannes wird gleich erklären, dass wir aus der Liebe Gottes geschöpft sind.
Eine Parallelstelle dazu ist Römer 5,5: „Die Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde.“
Achtung, was hier steht: Es ist nicht gesagt, dass die Liebe in unsere Herzen hineingegossen wurde. Es steht, dass sie in unseren Herzen ausgegossen worden ist.
Gott kam in unser Leben hinein. Als er im Herzen war, hat er die Liebe ausgegossen. Er hat sie nicht einfach ins Herz hineingegossen, sondern er kam ins Herz. Und als er ins Herz kam, hat er durch den Heiligen Geist seine Liebe in uns ausgegossen.
Jetzt ist diese Liebe da. Wir werden von dieser Liebe getränkt und bewässert.
Die Liebe ist aus Gott.
Hier machen wir eine Pause und setzen nach der Pause fort.