Dankbarkeit für Gottes Gegenwart und Gnade
Auch an diesem Vormittag, du treuer Gott und Vater in Christo Jesu, dürfen wir mit jubelndem Herzen vor dir sein. Du bist der, der redet, und du bist der, der sich zeigt. Du darfst mit unseren Herzensaugen gesehen werden, wenn wir dich erlebt haben. Hab Dank dafür.
Hab Dank, dass du für alle, so wie wir hier sind, am Kreuz von Golgatha bezahlt hast. Schuldenfrei dürfen wir vor dich treten, in Anbetung und dir Dank sagen – alle Zeit und für alles.
Die Dinge, die uns mitunter schwerfallen, Herr, du weißt es. Doch wir dürfen dennoch sagen: Dank alle Zeit. So auch Dank für diesen Morgen, Dank für die Begegnung mit deinem Wort.
Dank für deinen guten Heiligen Geist, der nun einziehen darf in unsere hörenden Herzensohren, aber auch in unseren Bruder durch sein Reden. Schenk du Vollmacht dafür, dass es uns auch erreichen kann.
Dir sei Ehre, Lob und Preis. Amen.
Mose als Verkünder der Gnade
Die 14 Tage, die Sie über Mose haben, sind wunderbar – nur ein kleiner Vorgeschmack auf Mose, der in den Köpfen der meisten Christen völlig missverstanden wird. Mose ist nicht nur der Gesetzesmensch. Wissen Sie, dass Mose der Prediger der Gnade ist, allein aus Gnade?
Das können Sie an Mose erkennen: Es ist alles Barmherzigkeit Gottes, es ist alles Gnade. Wahrscheinlich kommt diese Fehlinterpretation von der Synagoge. Die Synagoge hat Mose auf den Kopf gestellt. Es herrscht eine große Not in Israel.
Es gibt in Israel sogar Menschen, darunter auch Touristen, die sagen, man dürfe von Jesus nichts erzählen. Für jeden gläubigen Juden ist es ganz furchtbar, wenn wir ihm nicht sagen, dass er allein durch die Gnade von Jesus gerettet wird.
Ich weiß nicht, was sich manche unter Mission vorstellen. Wir üben keinen Zwang aus, aber Jesus sagt: Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen. Das müssen wir ganz deutlich tun.
Für mich war es sehr wichtig, wie ich im letzten Jahr mehrere Tage hier in Deutschland mit einem jüdischen Geschäftsmann aus Jerusalem zusammen war, der großen Einfluss hat, weil er die meisten Touristen ins Land bringt. Schmolzmatja sagte zu mir: „Sag allen Christen in Deutschland, dass sie jeden Tag beten müssen, dass Israel seinen Messias erkennt.“
Das ist noch viel, viel wichtiger als die politische Unruhe. Und es ist noch bedeutender als der Frieden: Dass Israel seinen Messias erkennt.
Mose und die Erkenntnis der Gnade
Und das ist schon bei Mose so deutlich ausgesprochen: Ich kann nicht aus eigener Kraft selig werden.
Ich bin mit einem Touristenguide durch Jerusalem gegangen. Er war Dozent an der Universität und machte die üblichen Flachsereien, die man von Christen oft hört. Zum Beispiel: „Ihr habt es ja leicht, ihr könnt ja Vergebung eurer Sünden haben.“
Da habe ich gesagt: „Ben Jehuda, und was machst du eigentlich mit deinen Sünden?“ Er antwortete: „Das ist eine gute Frage, ich weiß keine Antwort darauf.“ Da waren wir schon am Thema.
Israel kann keine Widder mehr schlachten, und die Widder und das Blut der Tiere waren nur ein schwacher Hinweis auf das Kommen von Jesus.
Wir können darüber nicht schweigen. Wir wollen niemandem etwas aufdrängen, aber wir wollen es bekennen. Wir wollen sagen, dass Mose von dieser wunderbaren Gnade redet, von Barmherzigkeit, durch die wir allein leben können.
Es ist nicht deine starke Hand, es ist nicht deine Kraft, mit der du das schaffen kannst, sondern allein das Erbarmen deines Gottes. Wie Mose darum ringt, wie Versöhnung für das Volk geschehen kann.
Darum werden immer mehr Menschen entdecken, wie Mose ein Prediger des Evangeliums ist und wie das Alte und das Neue Testament eng zusammenhängen. Beide sind das eine Wort Gottes an uns.
Die Bedeutung des fünften Buches Mose
Und das ist immer schwierig: Was wählt man für eine Bibelarbeit aus? Ich habe mich für das fünfte Buch Mose entschieden, heute für 5. Mose 8. Ich liebe dieses fünfte Buch Mose ganz besonders, auch weil die Ordnungen Gottes in diesen Ruf des Evangeliums eingebaut sind. Das Gesetz ist nicht etwas, das uns aufgezwungen wird, sondern es ist mein Leben.
Gott zeigt uns darin den Weg, wie wir allein gesegnet werden. Das ist besonders schön an zwei Stellen, die wir heute betrachten, nämlich in 5. Mose 8. Mose wagt hier noch einmal einen Rückblick. In einer Predigt erinnert er das Volk: Vergesst das doch nicht, vergesst nicht, was Gott euch durch seine Liebe und sein Erbarmen gezeigt hat.
Alle Gebote, die ich dir heute gebe, sollt ihr halten und danach handeln, damit ihr lebt, zahlreich werdet und das Land einnehmt, das der Herr euren Vätern zugeschworen hat.
Gottes Führung und Prüfung in der Wüste
Und gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat – diese vierzig Jahre in der Wüste –, auf dass er dich demütigte und prüfte. Ich würde lieber sagen, er testete dich, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.
Er demütigte dich, ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter nie gekannt hatten. So zeigte er dir, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht. Dieses Wort greift später Jesus bei der Versuchung wieder auf: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Deine Kleider sind nicht zerrissen an dir, und deine Füße sind nicht geschwollen in all den vierzig Jahren. So erkennst du in deinem Herzen, dass der Herr, dein Gott, dich erzogen hat, wie ein Mann seinen Sohn erzieht.
Halte nun die Gebote des Herrn, deines Gottes, damit du in seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest. Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land – ein Land, in dem Bäche, Brunnen und Seen sind. Sei einmal voraus aus der Wüste. Dort gibt es Seen und Flüsse, wo Wasser fließt. Man kannte dort nur die flimmernde Hitze, die Wüste und die Steine.
In diesem Land fließen Seen in den Bergen und in den Auen. Es ist ein Land, in dem Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen. Ein Land, in dem es Ölbäume und Honig gibt. Ein Land, wo du genug Brot zu essen hast und dir nichts mangelt.
Es ist ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. Israel hat ja die wunderbarsten Mineralien. Es gibt eine deutsche Gruppe, eine etwas ungewöhnliche Gruppe, die nach Israel ausgewandert ist. Sie haben dort aus einem Stein das wichtigste Material zur Entwicklung von Gasmasken und zum Luftschutz der Räume entdeckt und weiterentwickelt. Heute haben sie großen Einfluss in Israel.
Es gibt dort alles. Neulich hat mir jemand gesagt, dass es einen Stoff gibt, den man ganz wichtig wieder für die Computerindustrie braucht. Gott hat all dies in Fülle in dieses Land gelegt zur Fürsorge für sein Volk.
Warnung vor Selbstüberschätzung und Vergessen Gottes
Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. Hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote, Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.
Wenn du nun gegessen hast und satt bist, schöne Häuser erbaust und darin wohnst, und deine Rinder, Schafe, Silber, Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt. Vergiss nicht den Herrn, deinen Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft. Er hat dich geleitet durch die große und furchtbare Wüste.
Manche übersetzen es als grausame Wüste. Das ist ein gutes Wort: grausame Wüste, in der feurige Schlangen und Skorpione leben, wo große Dürre herrscht und kein Wasser ist. Doch er ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben. Er demütigte dich und versuchte dich, damit er dir hernach wohltäte.
Du könntest schon sagen in deinem Herzen, das ist die große Gefahr: „Aber meine Kräfte und meine Händestärke haben wir diesen Reichtum gewonnen.“ Gedenke aber an den Herrn, deinen Gott, denn er ist es, der dir die Kraft gibt, Reichtum zu gewinnen. So hält er seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.
Die Herausforderung der Selbstüberschätzung in unserer Zeit
Was ist das Kennzeichen unserer Zeit, in der wir heute leben? Das Kennzeichen unserer Zeit ist, dass das Denken bestimmt. Wenn Sie Zeitung lesen oder mit Freunden in der Nachbarschaft sprechen, was ist das Denken unserer Zeit? Es ist eine maßlose Selbstüberschätzung des Menschen, maßlos. Ich, ich, ich.
Doch denken Sie nicht, dass das erst heute so ist. Das gibt es, seitdem es Menschen gibt. Lesen Sie das noch einmal beim Daniel: „Könige von Babel, ich bin der König von Babylon!“ Und kurz darauf frisst er Gras oder es kommt ein Putsch, und er wird getötet, und es entsteht Aufruhr.
Dieses Denken zieht sich durch die griechische Welt des Hellenismus, es durchzieht die römische Welt, die Cäsaren. Und dieses Denken steckt natürlich auch unsere jungen Leute an. Da wollen wir ganz barmherzig sein, denn wir waren ja auch mal so feurig. Wir sagen: Wir machen die Welt neu, wir machen alles besser, und wir sind die Großen.
Ganz gefährlich wird es heute nur, wenn dieses Denken in christlichem Gewand daherkommt. Natürlich brauchen wir den Segen Gottes. Aber wir bauen Gemeinde, wir machen das alles ganz toll, wir erfinden das jetzt, wir ziehen die Leute an. Und dann muss nur ein Virus kommen, und schon liegen wir auf der Nase.
Sobald das Lüftlein des Todes hineingeblasen wird, weil man wenig nüchtern ist – aber das kommt ja erst mit zunehmendem Alter, dass man ein wenig kritischer fragt – dann zeigt sich die Wahrheit. Und Mose hat nur diesen einen Wunsch: dem Volk Israel zu sagen, bleibt dort, wo ihr standet damals beim Auszug am Schilfmeer, wo ihr geschrien habt, wo ihr schon alle Hoffnung habt fahren lassen. Und Mose sagt nur: Der Herr, daher.
Die Gefahr des Ich-Zentrismus und die Notwendigkeit Gottes
Und jetzt noch einmal: Das ist das schlimmste Missverständnis, auch im Leben frommer Menschen, dass sie sich selbst im Mittelpunkt sehen.
Lassen Sie mich praktisch noch einmal betrachten, wo sich das bei uns auswirkt. Wenn wir oft unser Leben betrachten, besonders diejenigen, die heute Nacht schlecht geschlafen haben und viel über die Probleme ihres Lebens nachgedacht haben, dann sieht man sich hilflos gegenüber all den schwierigen Herausforderungen. Man sieht die Sorgen und Nöte, man kann alles nicht bewältigen. Man macht sich Gedanken über die eigene Krankheit und fragt sich, wie das alles werden soll.
Doch was vergisst man? Du bist doch nicht der Regent, du bist doch nicht der Herr, du bist es nicht! Hast du das vergessen? Als Gott dich im Mutterleib zubereitet hat, was konntest du denn tun? Du bist doch von Gott hineingestellt, du bist von Gott geschaffen und von Gott geführt in deinem Leben. Du hast viele Lebenssituationen gar nicht aussuchen können.
Nimm doch einmal an, dass nicht du im Mittelpunkt stehst, sondern der lebendige Gott.
Das haben Sie doch auch gehört bei den großen Astronomen, sei es Kepler, Galilei oder Kopernikus. Was für eine Revolution das damals im Mittelalter war, als sie sagten: Nicht die Erde steht im Mittelpunkt, sondern die Sonne, und die Erde kreist um die Sonne. Das nennt man die kopernikanische Wende. Plötzlich steht der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt, sondern schon die Sonne.
Wissen Sie, das ist im gesamten evangelischen Glauben so gewesen, durch Martin Luther. Er sagt: Nicht ich bin im Mittelpunkt, sondern der lebendige Herr Jesus, der der Chef meines Lebens ist und dem ich vertrauen will. Und dann konnte er sagen: Wenn er mit mir ist, dann habe ich einen großen Glauben.
Schade, dass man solche Lieder heute kaum noch singt: "Ein feste Burg ist unser Gott, ein guter Wehr und Waffen. Er streitet für uns." Und dann kann die ganze Welt gegen mich aufmarschieren – ich bin unüberwindlich, wenn ich ganz in der Hand dieses Herrn bin.
Genau das finden Sie bei Mose, wenn er zu Israel sagt: Passt doch auf, dass ihr das nicht verdreht und dauernd denkt, ihr seid es. Das ist natürlich bis heute das ganze Problem Israels.
Das ganze Problem Israels liegt daran – so hat es mir ein jüdischer Christ erklärt – dass 90 Prozent säkular sind. Die machen ihre Laftparade, diese schrecklichen Dinge. Das ist gar kein frommes Land. Es gibt noch Orthodoxe, die mit Feuereifer an Ordnungen des Gesetzes arbeiten und meinen, sie könnten das Kommen des Messias herbeizwingen.
Aber dass es Gott aus Gnade und Barmherzigkeit gibt, das ist so schwierig zu erkennen.
Worin liegt das? Wahrscheinlich wollen wir das immer aus eigener Kraft schaffen. Wie viele Christen in den Gemeinden, aus denen Sie kommen, sagen: Ich brauche den Heiland nicht, ich kann es selbst, wenn ich nur will, das Gute tun.
Das stimmt doch gar nicht! Wir sind doch durch und durch von der Finsternis besetzt. Wir brauchen die befreiende Kraft. So wie es Karoline Riem besungen hat: Das ist das Geheimnis meines Lebens. Vielleicht hat sie es, weil sie körperlich sehr geschwächt war, am ehesten angenommen.
Oft macht uns unsere äußere körperliche Stärke sicher, als ob wir alles schaffen könnten. Dabei sind wir alle nur halbstarke Menschen und können es doch gar nicht allein schaffen. Wir brauchen den Heiland, den Jesus, der uns hält und trägt.
Mose als Beispiel von Demut und Gottes Führung
Und woher hatte Mose seine Erkenntnis? Man könnte meinen, er hätte stolz darauf sein können – ich sage es noch einmal: Er hatte die beste Eliteschulung überhaupt. Am Hof war er ausgebildet, besuchte die Diplomatenschule, lernte Jura, Ingenieurskunst und sogar Bergwerkskunst. Alles hat er studiert, auch Architektur und Naturwissenschaften. Er war ein genialer Führer ohnegleichen.
Doch Gott hat ihn gedemütigt. Das Wort „demütigen“ kommt hier wieder vor. Uns tut es so weh, wenn Gott uns demütigt. Dabei ist die Haltung Jesu: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Luther hat in einem Psalm übersetzt – was in der neuen Übersetzung oft weggelassen wird – die Wendung: „Wenn du mich demütigst, machst du mich groß. Wenn du mich wischst, machst du mich Gott.“
Wir sind so leicht verletzlich und entschuldigen das. Dann sagen wir: „Ach ja, sicher, da ist in meinem Leben mal etwas gewesen, da war ich auch ganz weg von Gott.“ Das ist doch die Grundhaltung. Wissen Sie, wenn wir beten, bringen wir oft nicht einmal die Konzentration auf, um für wenige Minuten ganz bei uns zu sein und Zwiesprache mit dem Herrn zu halten. Dann schweifen unsere Gedanken wieder ab. So wenig sind wir dem Herrn treu.
Es ist so gut, wenn wir das erkennen und sagen: „Herr, ich brauche dich allezeit. Ich brauche dich mehr und mehr. Ich brauche dich mit Güte und Liebe.“ Wissen Sie, in unseren heutigen Versammlungen gibt es nur eine Not: Wir reden zu wenig vom Heiland Jesus. Er muss immer im Mittelpunkt stehen, denn das ist das Einzige, was uns trägt. Er geht uns nach, er hält uns, er führt uns.
Das müssen Sie sich merken, bei allen Krankenbesuchen und überall in der Gemeinde: Wir wollen mehr von Jesus hören. Vor ein paar Tagen sagte mir jemand nach einer Versammlung bei uns: „Da kommen ganze Predigten vor, und doch fehlt nie einmal der Name Jesus.“ Was soll das? Wo wir doch allein von seiner Kraft leben, von seiner Geduld, seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit.
So wunderbar, dass das schon bei Mose anklingt. Wie er sagt: Es ist das Wunder seines Lebens gewesen, wie Gott ihn gebraucht hat. Er konnte es nicht durch seine Gabe. Das Einzige, was Mose gekonnt hat, war zu sagen: „Der Herr, schaut hin und seht, was er macht.“ Das ist das größte Zeugnis, das man anderen geben kann: Du musst Jesus kennen, diesen Jesus, der dich sucht, der dich liebt und dir nachgeht.
Diesen lebendigen Gott, der dein Leben mit Gutem überschüttet, den kannst du finden. Er wird sich erweisen, wenn die Not am allergrößten ist – seine Hilfe ist dann am nächsten. Dort, wo wir nicht mehr weiterwissen, genau da ist er schon da, und dort dürfen wir ihn erfahren.
Die Wüstenwanderung als Bild des Glaubensweges
Wie verlief die Wüstenwanderung Schritt für Schritt?
Manche kennen vielleicht die wunderbaren Predigten von Krumacher über die Wanderungen des Volkes Gottes nach Kanaan. Besonders über 4. Mose 20 wurde dort gepredigt – eine der schönsten Predigten, weil sie den Weg der Gemeinde Jesu in dieser Welt beschreibt. Sie zeigt, wie wir durch die Wüste geführt werden und dabei Erfahrungen mit unserem Herrn machen.
In dieser Zeit gibt es das murrende Volk, das sich immer wieder auflehnt, schimpft, sich bei Gott beschwert und sich benachteiligt fühlt. Dennoch will es die Herrlichkeit Gottes nicht erkennen. Immer wieder sucht Gott sein Volk heim.
Das ist so wichtig zu verstehen. Deshalb habe ich das heute überschrieben mit: Kennst du die Spur Gottes in deinem Leben?
Gottes Spur im Leben entdecken
Kennst du die Spur Gottes in deinem Leben? Wenn uns heute jemand sagen würde, wie man mitten in unserer Welt Gott finden kann – also dass es irgendwo in Afrika einen Ort gibt, an dem sich Gott persönlich offenbart, der lebendige, heilige Gott – dann gäbe es Wallfahrten, und die Menschen würden loslaufen.
Was die Menschen schon alles tun, um ihre Tempel in den Religionen zu verschönern! Sie kleben Goldbleche auf die Tempel in Thailand, bringen große Opfer dar, legen sich auf Nagelbetten und tragen Kastellen – alles, um Gott zu finden. Doch sie können Gott viel, viel näher finden, in ihrem Leben, auf Schritt und Tritt.
Jetzt sagt Mosche: Hast du schon einmal die Spur Gottes in deinem Leben entdeckt? Wie hat das angefangen? Schon vor dem ersten Schrei hat Gottes Güte dich umgeben. Er hat dich geformt und dir dieses Wesen gegeben. Es gibt auf der Welt keinen Menschen, der dir gleichen würde. Alle Menschen sind grundverschieden. Aber Gott hat dich in seiner großen Liebe geschaffen, dich geformt und zubereitet. Du bist ein Geschöpf Gottes.
In den Kindertagen, besonders in schweren Zeiten – in Hunger, Not, Kriegsgefahr, auf der Flucht –, was für Ängste haben wir als Kinder durchgemacht? Trotzdem haben wir immer wieder die Liebe Gottes erfahren. Was war das? Wie die ersten Helfer uns die Geschichten von Jesus erzählt haben, wie wir angefangen haben zu beten, wie wir in unserer ersten Bibel gelesen haben und wie unser Gott immer da war, auch im Krankenhaus.
Oft haben wir uns gefragt: Wie wird das sein? Als Kind hatte ich mit neun Jahren einen schwierigen, mehrfachen Fußbruch. Ich erinnere mich noch an den Streckverband, den Gips und wie der Fuß aussah. Ich dachte, man müsse ihn amputieren, so verschrumpelt war er, und ich konnte ihn gar nicht mehr benutzen. Für mich war es ein Wunder, als ich das Bein wieder belasten durfte. Der Arzt meinte, ich könne nie mehr richtig gehen, aber Gott hat alles wunderbar gemacht.
Nicht nur äußerlich, sondern auch bei seelischen Ängsten und Schulproblemen. Wie oft war es schwer, wenn die Klasse jemanden ausgelacht hat! Ich habe gestern mit meiner Frau gesprochen: In den schlimmsten Jahren, 1946, bekam ich von meinem Patenonkel eine schöne Norwegermütze. Die Schulklasse hat mich ausgelacht, und ich wollte sie nie mehr anziehen, obwohl es im Winter so schrecklich kalt war.
Doch wie hat der Herr uns wieder Festigkeit und Sicherheit gegeben – Mut, Selbstvertrauen, Kühnheit! Was durften wir wirken, was hat der Herr uns anvertraut? Und dann hat er uns liebe Menschen geschenkt: in der Ehe, in der Familie, im Beruf. Kennst du die Spur Gottes in deinem Leben?
Mosche sagt: Wisst ihr, wie die Spur Gottes aussieht? Wie er dich geleitet und geführt hat? Es ist so wichtig, dass wir nicht immer nur unser eigenes Ich betrachten, sondern sehen, in wie viel Not der gnädige Gott über dir seine Flügel ausgebreitet hat, wie er dich geführt hat, wie er da war. Sobald du gerufen hast, beim ersten Gebetsschrei, war er immer da. Nie hat er die Tür zugeschlossen, nie hat er dich abgewiesen. So wunderbar war er vierzig Jahre lang.
Es wäre furchtbar schlimm, wenn wir stolz würden, wenn wir stolz gegen Gott wären und sagen: „Ich schaffe das selbst.“ Wir kennen das von den Kindern: „Ich kann es jetzt selber.“ Das ist ja schön, wenn Kinder sagen, sie wollen nicht mehr geführt werden, wenn sie sagen: „Jetzt kann ich allein über dieses Mäuerchen gehen, jetzt bin ich sicher.“ Da sind die Kinder ganz. Aber bei uns ist es schlimm, wenn wir meinen, wir könnten es ohne die Güte des Herrn schaffen.
Gott hat uns geleitet durch die grausame Wüste, durch Skorpione, Bedrohung, Dürre und kein Wasser.
Umgang mit Verletzungen und Gottes Plan
Viele Menschen bleiben heute, das hat mich erschüttert, immer wieder an den Verletzungen ihres Lebens hängen. Haben Sie auch solche Verletzungen erlebt?
Mein Vater hat mich immer benachteiligt, weil ich eine Tochter war und kein Sohn. Das ist sehr schlimm. Solche Erfahrungen kommen häufig vor, besonders in frommen evangelikalen Familien. Mein Bruder durfte studieren, ich jedoch nicht, obwohl ich bessere Noten in der Schule hatte. So etwas passiert oft.
Diese Verletzungen begleiten einen bis ins hohe Alter. Gehen Sie mal zu älteren Menschen, da kommt das oft noch zum Vorschein. Dabei vergessen viele, dass trotz menschlicher Willkür, Bosheit, Sünde und Schuld Gott in unserem Leben Fülle schenkt.
Sie dürfen sagen: Auch wenn böse Menschen Ihnen Unrecht getan haben, Gott lenkt alles nach seinem Plan. Das zeigt sich wunderbar in der Geschichte von Josef. Dort heißt es oft: „Es war böse mit mir gemeint, aber Gott...“ Schauen Sie, wie häufig das in der Bibel vorkommt: „aber Gott“, „aber der Herr“. Das ist sehr wichtig. Bleiben Sie niemals an einer Verletzung Ihres Lebens stehen.
Selbstmitleid ist eine schlimme Sünde, die vom Heil ausschließt. Sie müssen erkennen, dass es nicht richtig ist, im Selbstmitleid zu verharren. Dieses Selbstmitleid muss verschwinden. Begraben Sie diese Empfindlichkeit unter dem Kreuz Jesu und sagen Sie: „Herr, du hast es zugelassen, aber ich bin sicher, du hast mich lieb und wirst Heil daraus machen.“
Dazu gehört auch, dass keiner von uns an den Platz gekommen ist, den er sich erträumt hat. Auch aus meinem Leben könnte ich viele Geschichten erzählen. Wer gerne Jugendleiter geworden wäre oder Evangelist, dem wurden oft Türen verschlossen. Wer Missionar werden wollte, dem wurden Türen verschlossen.
Doch das ist unser falscher Blick. Gott sei Lob und Dank, dass er manche Türen geschlossen hat. Wahrscheinlich wären wir sonst gescheitert. Oft träumen wir von dem, was wir sein wollen. Im Rückblick können wir nur sagen: Unverdient ist, was Gott uns geschenkt hat.
Es bleibt nichts übrig, was gefehlt hätte – weder an Geld, noch an Lebenserfüllung oder an Aufgaben, die wir bewirken konnten.
Ich habe das an meinem Vater immer bewundert. Er war eigentlich Lehrer, konnte aber im Dritten Reich aus politischen Gründen nicht als Lehrer arbeiten. Das war eine sehr schwere Zeit für ihn. Er ist auch früh gestorben, war ein hochbedeutender und kluger Mann mit wunderbarem Gedächtnis.
Was ich an meinem Vater bewundert habe, war, dass er nie klagte: „Hitler hat mir zwölf Jahre meines Lebens gestohlen.“ Stattdessen sagte er: „Ich durfte die übrige Zeit zur Ehre Gottes nutzen.“ Und wenn Gott das so gemessen hat, dann will ich an diesem Platz treu bleiben.
Rechnen Sie nicht nach Ihren Träumen. Es ist heute sehr schlimm, dass viele ständig ihren Lebensträumen nachhängen. Diese Träume sind oft vom Teufel ins Hirn gesetzt. Das sind verrückte Halluzinationen, in denen man meint, Wunder wirken zu können.
Wir wollen dem Herrn treu sein und auf sein Wort hören. Er sagt, dass er uns segnen will und das Beste für uns bereit hält. Sie brauchen sich nicht an alte, festgefahrene Vorstellungen klammern.
Dankbarkeit trotz Schwierigkeiten
Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken, bleiben Sie nicht bei Ihrem verletzten Ich stehen, sondern danken Sie dafür, wie wunderbar Gott es gemacht hat. Ich darf Ihnen sagen: Besser hätte es gar nicht laufen können – trotz aller Behinderungen und Schwierigkeiten.
Als ich das letzte Mal auf der Laahöhe war, saßen dort hinten Leute und erzählten eine Geschichte von ihrem Enkel. Es war sehr schwer, wie die Eltern erfahren haben, dass das Kind, das geboren wird, einmal behindert sein wird. Das war eine große Not. Doch heute sagen die Eltern und die ganze Familie: Glücklich hätten wir nie werden können ohne diesen Schatz. Das können Sie bei allen Menschen hören, die ein Kind mit Down-Syndrom haben. Ein lieberes Kind gibt es kaum, es ist der größte Freudenbringer.
Dann erzählen sie, dass das Kind auf jeden Fremden zugeht und sagt: „Ich habe einen guten Freund, hast du auch einen guten Freund? Ich habe Jesus.“ Das ist so umwerfend. Ich war sprachlos, als die Großeltern eines behinderten Kindes das erzählten: Mehr hätte uns Gott nicht schenken können als dieses Kind.
So geht es, wenn man die Spur Gottes im eigenen Leben sieht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das genauso erleben, wie Gott es gemacht hat. Nehmen Sie alles aus seiner Hand und überlassen Sie ihm, wie er Sie weiterführt.
Sie brauchen sich keine Sorgen um Ihre Todesstunde oder um das kommende Leiden zu machen. Lassen Sie es den Herrn tun. Er hat alles in seiner Fürsorge bestens vorbereitet. Es kann gar nicht besser laufen als mit Gott. Sorgen und Grübeleien bringen nichts.
Blicken Sie auf die Spur Gottes zurück, wie er Sie geführt hat – gerade dort, wo Sie nicht mehr weiterwussten. Das sagt auch Mose: Der ganze Weg, den Gott mit dir gegangen ist, war wunderbar, auch wenn die Herausforderungen schrecklich waren. Wenn kein Wasser da war, hat Gott Brot vom Himmel regnen lassen.
Dazu gibt es ein schönes Lied von Hiller mit dem Titel „Die ihr bei Jesus bleibet“. Gerade in der Hungerzeit haben wir es oft gesungen: „Und wenn er will segnen, muss es Brote regnen.“ So hat Gott alles in seiner Regie.
Als wir kleine Kinder waren, haben wir das begriffen: Wir vertrauen dem Herrn, der auch in schwierigen Situationen alles unter Kontrolle hat. Er hat Wasser aus dem Felsen hervorgebracht – so etwas versteht man kaum. Ebenso wenig, wie man verstehen kann, dass die Fluten geteilt wurden.
Vierzig Jahre lang führte Gott sein Volk, und das Unglaubliche geschah: Die Füße wurden nicht wund, obwohl sie über scharfe Steine in der Wüste gingen. Es ist grausam, dort zu laufen. Auch die Kleider sind nicht zerrissen. Gott hat bis ins letzte Detail alles wunderbar gemacht.
Sie können das kaum überschauen. Sie sehen nur einen kleinen Ausschnitt der vielen Wunder Gottes in Ihrem Leben. Deshalb ist es so wichtig: Kennen Sie die Spur Gottes in Ihrem Leben? Bleiben Sie nicht bei Ihrer verletzten Person hängen, sondern danken Sie Gott. Singen Sie Loblieder und Danklieder. Jubeln Sie, mein Herz, jubel!
Sagen Sie es auch Ihren Angehörigen: Machen Sie aus meiner Beerdigung eine Dankfeier! Eine Dankfeier, bei der man auch ein Danklied singt. Dort wird der Tod nicht verharmlost, sondern gefeiert, weil wir beim Herrn sind und weil er uns hindurchgebracht hat zum Ziel.
„Nicht klagen sollst du, loben“, sagt Jochen Klepper. Nicht klagen, sondern loben – das ist wichtig.
Die Quelle der Kraft in Schwäche erkennen
Und das Zweite, was mir jetzt noch einfällt, ist das erste Spur-Gott in deinem Leben und in dieser Spur: Woher hast du deine Kraft? Woher kommt deine Kraft? Das ist immer eine Frage nach unseren Schwächen.
Jeder Mensch hat Stärken, und jeder Mensch hat Schwächen. Aber insgesamt gesehen ist der Mensch ein sehr schwaches Wesen. Wenn Sie in den Zoo gehen, dann schauen Sie sich mal einen Elefanten an. Er ist robust und hat dickes Fell. Der Mensch hingegen ist verletzlich. Ein kleines Baby muss man versorgen, schützen, bewahren und tragen. Und bis ins hohe Alter sind wir so gefährdet. Das ist schon eine merkwürdige Sache.
Warum sind wir denn so schwache Leute? Und warum lässt Gott in unserem Leben immer wieder solche Situationen zu, in denen wir zerbrechen? Das Zerbrechen ist ja ganz wichtig. Dort, wo unsere Kraft zerbricht, wo wir mutlos werden, wo wir die Hoffnung verlieren und Glaubenskrisen haben. Es gibt viele Krisen in unserem Leben. Aber diese Krisen können uns zu heilsamen Krisen werden.
Eine Krise ist ja bloß der Wendepunkt, an dem sich das Schicksal nach rechts oder links wendet und weitergeht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Krisen unseres Glaubens und unseres Lebens richtig verstehen.
Da gibt es ein Wort, das uns zunächst fremd erscheint: Gott will uns demütigen. Will Gott mich fertig machen? Quatsch! Demütig sein heißt, endlich dort zu stehen, wo ich bin.
Das habe ich oft von Leuten gehört. Wenn man das so erklärt, sagen sie: „Du nimmst mir den Mut, du nimmst mir das Selbstvertrauen.“ Ja, das ist richtig. Viele Menschen mit einem angekränkelten Selbstbewusstsein leiden sehr unter solchen Sätzen. Sie haben immer Angst, Gott wolle sie demütigen. Sie haben aus ihrer Erinnerung Erfahrungen, vielleicht aus der Gemeinschaftsstunde oder vom Konfirmandenunterricht, die sie aus ihrem Glauben ausklammern.
Es ist so heilsam, wenn ich mich einmal vor Gott erkenne: Wer bin ich eigentlich? Martin Luther hat uns da eine schöne Formulierung gegeben, die mich als verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat. Ohne meinen Heiland bin ich ein Kind der Hölle. Ich bin kein stolzer Mensch.
Kein einziger Mensch kann sich durch seine Leistung den Himmel erkaufen, kein einziger. Und da sind wir alle verloren. Ich bin so dankbar, dass uns durch den Pietismus, die Erweckungsbewegung und auch durch die Reformatoren so deutlich gesagt wird: Der Mensch mit seinem Selbstvertrauen ist gar nichts. Das zerbricht alles.
Die großen Leute mit ihren großen Sprüchen – es hält doch gar nicht lang. Ich habe oft schon Mitleid mit dem wunderbaren amerikanischen Präsidenten Barack Obama, bei dem viele so begeistert waren. Jetzt kommt die erste Enttäuschung, und er macht nicht das, was die Leute erhofft haben. Auch er ist nur ein Mensch, Staub und Asche.
Wissen Sie, das ist ja die Religion der Leute, die sich in ihrer Schwäche im Therapiekurs die Hand reichen und dann miteinander sagen: „Yes, we can“, ja, wir schaffen das. Da baut man sich auf das Selbstverständnis, aber das ist hohl, da ist nichts dahinter.
Wir wissen doch genau: Ich kann es mit meinem Leben nicht, ich kann es mit meinem Herzen nicht. Und Gott demütigt uns. Er bringt uns an den Punkt, an dem wir ihn mit seiner ganzen Liebe entdecken. Darum demütigt er uns.
Jesus war von Herzen demütig. Nimm die Jesushaltung an: Wie hat Jesus alles nur vom Vater gewollt? „Vater, nur was du willst, will ich. Ich will nur in deiner Spur bleiben.“
Wenn ich das sage, wird das heute natürlich in unserer öffentlichen Meinung bekämpft. Das darf man doch nicht sagen. Christentum will uns doch aufbauen. Nein, es baut uns nur auf, weil Christus groß wird.
Ich will ihn immer mehr erkennen und die Kraft seiner Auferstehung. Ich vergesse, was dahinter liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt. Ich will immer mehr Christus singen.
Darum haben wir ein großes Selbstvertrauen, eine große Zuversicht, eine große Hoffnung. Deshalb packen wir große Aufgaben an. Wenn uns Jesus stärkt, dann können wir uns viel, viel zutrauen.
Wir brauchen nicht niedergeschlagen nach Hause zu gehen, sondern können sagen: Über mir steht die große Berufung meines Heilandes, der mich kennt und liebt. Er hat mich erwählt, und er will aus meinem Leben Segen stiften.
Von mir soll eine Spur des Segens ausgehen.
Mose und die Erfahrung von Enttäuschung und Gottes Kraft
Gedenke des ganzen Weges
Manchmal verstehen wir nicht, warum unsere Kraft versagt. Für Mose war es besonders schwierig, als er am Anfang nach seiner Erwählung eingebrochen ist. Das Volk war schon unterdrückt, und weil Gott ihn gesandt hatte, ging Mose zu Pharao und sagte: „Lass mein Volk ziehen!“ Doch was war die Folge? Alles wurde nur noch schlimmer.
Seine Brüder, sogar die frommen, sagten daraufhin: „Alle können zu Pharao gehen, aber du, Mose, kannst es am schlechtesten. Mit dir hat es gar keinen Wert. Hättest du nur die Finger von der Sache gelassen!“ Doch Gott hatte Mose weiterhin berufen.
Mose kehrte zu Gott zurück und klagte: „Ach Herr, warum handelst du so übel mit mir? Du hast mich gesandt, ich habe dir gesagt, ich kann es nicht, und dann lässt du mich einbrechen.“ Haben Sie so etwas auch schon erlebt? Sie haben einen Dienst übernommen, doch es lief überhaupt nicht. „Herr, ich war doch dir nur gehorsam, habe dein Zeugnis gegeben und nur Ablehnung erfahren.“
Dann antwortet Gott: „Du hast mich noch gar nicht gekannt. Ich habe mich dir offenbart, aber noch nicht als den Herrn, als den Herrn, und du wirst merken, dass ich der Herr bin.“ Mose musste diese Demütigung durchleben, die dazu diente, ganz neu die Kraft des Herrn zu erfahren.
Ich möchte Ihnen sagen, gerade für Ihre Enttäuschung und Mutlosigkeit: Sie dürfen wissen, der Herr ist da. Er lässt sich hineinnehmen in all diese Schwierigkeiten, wie ein Vater seinen Sohn erzieht, damit man sich nicht überhebt. Das ist das Schlimmste: zu glauben, man könne es ohne Gott schaffen.
Ich kann ohne ihn nichts mehr, aber er gibt mir seine ganze Liebe. Er will wissen, was in meinem Herzen ist. Glauben ist eine Herzenssache – aus ganzem Herzen. Wie oft steht das in der Bibel? „Von ganzem Herzen.“ Er will in meinem Herzen regieren, er will mich ganz haben, von Herzen. Er soll tief in meinem Leben sein.
Das ist mein neues Selbstbewusstsein: Der Herr hat mich erwählt, der Herr ist für mich gestorben. Darum habe ich Selbstbewusstsein – aber nicht ohne ihn. Ohne ihn wäre ich hilflos.
Mose sagt: „Ich würde mich sonst überheben.“ Und Paulus gebraucht diesen Gedanken noch einmal im wunderbaren Kapitel 2. Korinther 12: „Damit ich mich nicht überhebe, ist mir ein Pfahl ins Fleisch gegeben.“ Er beschreibt es als ein Stück, das ihn immer an die Grenzen seines Ichs erinnert.
Nehmen Sie auch diese Demütigung Gottes an, wenn wir an der Kraft zerbrechen! Denn darin vollendet sich Gottes Kraft in unserer Schwäche. Darum führt uns Gott durch die Schwäche.
Das gehört zu unserem Glauben – die Demütigung oder das Zerbrechen. Es gehört dazu, weil er uns dadurch groß macht und unser Glaube dadurch wächst, in die Weite.
Ist das deutlich geworden? Das ist wichtig, dass wir das haben.
Warnung vor Hochmut und Vergessen Gottes
Doch das Letzte: Hast du in deinem Leben die richtige Perspektive? Das steht im Vers 14: „Damit dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst.“ Kann man Gott wirklich vergessen?
Wenn Menschen abreisen, kann es sein, dass sie ihren Schirm vergessen oder ihre Zahnbürste im Haus liegen lassen. So kann man Gott vergessen – genauso, wie man die Zahnbürste vergisst, wenn man im ganzen Trubel von Abreise, Feuer und Getränken plötzlich etwas vergisst. Wir übersehen Gott, der doch alles in unserem Leben ist, der Herr, der uns die Stütze sein will.
Das ist so wichtig, dass wir das immer wieder neu entdecken. Mose spricht so schön vom Wort Gottes und von seinen Ordnungen. Wenn man das 5. Buch Mose liest, gebraucht Mose ein anderes Wort: Wenn Israel einmal „fett“ wird, wenn Israel wohlhabend wird – ein Ausdruck dafür, wenn man ansetzt –, dann vergisst man Gott. Das ist das Schlimme.
Darum ist heute der Wohlstand die größte Gefahr für unseren Glauben. Christenverfolgung ist keine Gefahr für den Glauben; da ist die Gemeinde immer gestärkt worden. Aber Wohlstand, besonders materieller Wohlstand, ist eine große Gefahr, wenn man dadurch Gott vergisst. Wenn man meint, wir hätten das alles selbst gemacht. Aber man vergisst, dass alles eine Gabe Gottes ist, alles kommt nur aus seiner Hand.
Deshalb sind die Ordnungen Gottes so wichtig. Mose sagt, er habe Israel die Ordnungen und Gebote gegeben. Wir verstehen die Gebote oft völlig falsch, wenn wir meinen, wir könnten uns den Himmel verdienen, indem wir sie einhalten. Das ist das Missverständnis der Synagoge, wenn das Gesetz so ausgelegt wird.
Was sind die Gebote? Es sind große Lebensordnungen Gottes, verbunden mit großen Verheißungen. Gott sagt: „Wenn du auf meinem Weg bleibst, hast du eine gute Orientierung.“ Gestern, als sie im Nebel unterwegs waren, war es für den Busfahrer eine große Hilfe, dass rechts und links an der Straße diese Markierungen mit Leuchten standen. Das gibt Orientierung. Wenn man da drüber fährt, landet man im Straßengraben.
So ist es wunderbar, dass uns Gott Ordnungen gegeben hat. Und das muss man der jungen Generation sagen: Ihr werdet nicht gesegnet, wenn ihr die Ordnungen Gottes bricht. Noch nie ist ein Mensch gesegnet worden, wenn er Gottes Ordnung missachtet hat. Du wirst nie durch eine Sünde Glück oder Befriedigung empfinden. Es wird dir immer nur Leid und Tränen bringen.
Darum ist es so gut, dass wir die Ordnung haben. Sie ist keine Last, die uns Gott auferlegt, sondern eine wunderbare Orientierung. Er sagt: Lebe so! Da hast du die Weisung, und er ist es, der dir die Kraft gibt und in deinem Herzen regiert. So sind die Weisungen für Israel Verheißungen, die dir helfen, deinen Weg sicher zu gehen.
Wir, die wir den lutherischen Katechismus gelernt haben, freuen uns immer daran, wie Martin Luther den Geboten einen schönen Sinn gegeben hat. Zum Beispiel beim Gebot „Du sollst kein falsches Zeugnis reden“ heißt es: Wir sollen Gott fürchten und lieben, damit wir unseren Nächsten nicht belügen, sondern Gutes reden und alles zum Besten wenden.
So hat uns Gott den Weg gezeigt, wie unser Leben unter dem Segen Gottes bleibt. Die Gebote sind eine Hilfe für unseren Glauben. Das Heil bekommen wir nur vom Herrn aus Gnade und Barmherzigkeit. Das kann man sich nicht verdienen. Aber diese Perspektive gibt uns Gott eine wunderbare Wegführung.
Er sagt: „Ich gebiete dir.“ Das Wort Gottes hilft dir auch durch schwierige Zeiten hindurch. Ich weiß, Murren hilft nicht weiter, Auflehnen hilft nicht weiter, aber Danken hilft. Davon darf ich leben. Er wird mich führen, und ich darf ihn in jedem Wort entdecken, das aus Gottes Mund kommt. „Wie Gottes Wort geht, kommt Leben.“
Mose sagt zu den Israeliten: „Gedenke an den Herrn! Du lebst nicht vom Brot allein, sondern vom Wort Gottes.“ Das ist das wichtigste Lebensmittel, das wir brauchen. Und oft ist es bei uns ganz schlimm: Wenn wir unter Druck sind und in Eile, machen wir es schnell kurz weg. Dabei brauchen wir das Wort Gottes gerade in schwierigen Situationen umso mehr. Es gibt uns Frieden in der Seele.
Wenn das Wort Gottes fehlt, bricht man schnell ein, landet in tiefen Depressionen, Ängsten und Sorgen, weil wir Gott nicht mehr haben. Oft genügt schon ein Wort. Manche haben ihren Konfirmationsspruch, der ihnen im Leben viel bedeutet. Wir alle haben verschiedene Worte. Wenn ein Wort uns ein Leben lang begleitet, zum Beispiel: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“ Oder der Trost aus dem 23. Psalm: „Ob ich auch wanderte durch das finstere Tal, fürchte ich kein Unglück.“
Wie wunderbar ist das, wenn wir vom Wort Gottes leben! Und das fehlt heute so sehr. Suchen wir das Wort Gottes und leben wir mit ihm. Was hat Gott in unserem Leben durch dieses Wort schon gewirkt und bestimmt! Wie wirkt es bei der Trauer am Grab, in der Einsamkeit. Es ist ganz wunderbar.
Sie dürfen auch angefochtenen Menschen am Telefon das Wort zusprechen. Haben Sie das schon gemacht? Mit anderen Angefochtenen zu beten ist auch so schön. Sie dürfen sie mitnehmen und sagen: „Der Herr ist da, er hält dich und trägt dich.“ Sie dürfen ein Bote der Gnade Gottes sein, ein Zeuge seines Weges, den er uns führt.
Wir wollen beten.
Schlussgebet
Liebe Herr, wir wollen dir auch an diesem Morgen danken, dass dies wahr ist. Unser ganzes Leben lang hast du uns so wunderbar geführt. In ganz bedrängenden Stunden haben wir das erfahren.
Wir wollen vor dir unseren Unglauben bekennen, unser störrisches Herz und unsere Untreue. Es ist uns leid, Herr. Nimm du diese Sünde weg und gib uns Glauben, Vertrauen und Gehorsam.
Ja, gib uns deinen Heiligen Geist, damit wir dein Wort annehmen können und bereit sind, dazu Ja zu sagen. Lass uns fröhlich unseren Weg gehen und dass auch diese Tage hier auf der Laahöhe zur Stärkung unseres Glaubens dienen.
Das wollen wir jetzt ganz besonders erbitten, im Blick auf die Probleme, die uns ganz persönlich bedrücken und belasten. Vielen Dank, Herr, dass du das verheißen hast und dass du es tust. Amen.