Einführung und persönliches Innehalten
Wir kommen jetzt zur dritten Predigt heute Abend, nachdem wir bereits zwei wunderbare Predigten von Mark und Martina gehört haben. Die beiden haben eindrucksvoll bezeugt, was der Herr in ihrem Leben getan hat und was Jesus für sie bewirkt hat. Danke, Jesus!
Ich möchte dich fragen: Was hat Jesus für dich getan? Wofür möchtest du ihm danken?
Ich möchte uns einen kurzen Moment Zeit geben, damit jeder für sich darüber nachdenken kann, was Jesus für ihn getan hat und wofür er ihm danken kann und will.
Lieber Jesus, du weißt, was jeder in seinen Gedanken und in seinem Herzen gerade denkt und wofür wir dir danken. Du kennst auch die Fragen, die wir vielleicht noch haben. Wir bitten dich, dass du uns hilfst, dich klarer zu sehen und genauer zu erkennen, wer wir sind, wer du bist und was du für uns getan hast. So können wir aus tiefstem Herzen sagen: Danke, Jesus!
Herr, tue dies durch die Verkündigung deines Wortes heute Abend hier in unserer Mitte zu deiner Ehre. Amen!
Der Predigttext und die Begegnung mit Jesus
In unserem Predigttext begegnen wir einigen Frauen, die genau wissen, was Jesus für sie getan hat. Wir werden sehen, dass dieses Wissen ihr Verhalten und ihr ganzes Leben prägt.
Zuerst betrachten wir einen längeren Bericht, der den Großteil der Predigt ausmacht. Keine Sorge, die Predigt wird nicht zu lang, denn der erste Teil ist deutlich länger als der zweite. Wäre das nicht so, würde die Predigt etwa 50 Minuten dauern. Aber so lang wird sie nicht.
Im ersten Teil begegnen wir einer Frau, die hier einfach als Sünderin bezeichnet wird. Am Ende wollen wir noch kurz über das nachdenken, was Lukas uns über einige weitere Frauen berichtet, die mit Jesus durch verschiedene Orte und Städte zogen.
Unser Predigttext ist der Text, den wir gerade gehört haben: Lukas 7,36 bis Kapitel 8, Vers 3. Alex hat den Text gerade vorgelesen.
Zu Beginn sehen wir zwei Männer miteinander: Ein Pharisäer lädt Jesus zum Essen ein. Eigentlich ist das eine nette Geste. In Vers 36 heißt es: „Es bat ihn aber, einer der Pharisäer, bei ihm zu essen.“ Jesus ging daraufhin in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch.
Die Rolle der Pharisäer und die Einladung Jesu
Nur damit wir das klar haben: Pharisäer haben heute manchmal einen etwas negativen Ruf. Das Pharisäertum wird oft mit Scheinheiligkeit verbunden, und man denkt an üble Typen.
Damals jedoch waren die Pharisäer eigentlich gute Menschen. Sie waren besonders gesetzestreu und galten als anständig – Leute wie ich zum Beispiel. Jesus ist bei einem solchen Mann eingeladen. Im Verlauf erfahren wir, dass sein Name Simon ist. Außerdem wird deutlich, dass Simon Jesus kritisch betrachtet.
Er beäugt ihn wahrscheinlich, weil er schon einiges über Jesus gehört hat und herausfinden will, was es mit ihm wirklich auf sich hat. Doch das hält Jesus nicht davon ab, zu ihm zu gehen. Jesus weiß ganz genau, dass Simon ihn kritisch beäugt. Trotzdem geht er mit, weil es ihm wichtig ist, dass Simon ihn besser kennenlernt.
So ist Jesus. Er möchte, dass Menschen, die vielleicht noch etwas kritisch sind, ihn einfach besser kennenlernen. Das ist auch mein Wunsch für dich heute Abend, wenn du hier bist und vielleicht in diese Kategorie fällst. Vielleicht weißt du schon einiges über Jesus, bist dir aber noch nicht ganz sicher, was du von ihm halten sollst.
Schön, dass du hier bist – es ist ein guter Ort. In der Gemeinde des Herrn Jesus Christus hat er sich gerne mit solchen Leuten zu Tisch gesetzt.
Die Mahlfeier und das gesellschaftliche Umfeld
Das heißt, wirklich zu Tisch gesetzt hat er sich eigentlich nicht. Die Mahlfeiern fanden damals etwas anders statt als heute.
Heute setzt man sich tatsächlich auf einen Stuhl, an einen Tisch. Damals, ihr habt vielleicht schon mal solche Bilder gesehen, lag man eher auf einem Diwan. Man lag so auf der Seite, im Halbkreis oder in einem ganzen Kreis, die Füße nach hinten weggestreckt, und man aß miteinander. Das muss ganz gemütlich gewesen sein.
So eine Feier lief oder so ein Mahl auch ein bisschen anders ab als bei uns heute. Wenn ich Leute zum Essen einlade, dann klingeln sie, ich mache die Tür auf, sie kommen herein, ich mache die Tür zu, und dann setzen wir uns hin. Aber diese Form von Privatsphäre gab es damals noch nicht.
Man kam zu einem Essen, und dann kamen weitere Gäste dazu. Das war ganz normal. Man kam einfach dazu, setzte sich mit hin oder außen herum. Die Eingeladenen am Tisch aßen, und wenn so ein Pharisäer einlud, waren die Gespräche meist sehr interessant.
Da kamen Leute aus der Ortschaft, aus dem Dorf, aus der Nachbarschaft, die dazu kamen und mal zuhörten. Es war ein Kommen und Gehen bei solchen Anlässen.
Von daher ist es auch gar nicht so überraschend, dass auf einmal eine Frau auftaucht. Wenn ihr jetzt weiterlest, fragt euch nicht, wie sie da überhaupt reinkam. Man konnte einfach dazustoßen. Man sollte eben nur außen stehen bleiben, wenn man nicht zum Tisch geladen war.
Die Frau, die Jesus berührt – ein Tabubruch
Nun lesen wir ab Vers 37, was geschieht. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als sie vernahm, dass Jesus zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl und trat von hinten an seine Füße. Sie weinte und begann, seine Füße mit Tränen zu benetzen. Mit den Haaren ihres Hauptes trocknete sie sie ab, küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.
Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, dies sah, sprach er bei sich selbst und sagte: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Sünderin.“
Wir müssen uns ein wenig in die Situation der Tischrunde hineinversetzen. Ja, man konnte in diese Häuser hineingehen, aber eine stadtbekannte Sünderin wagte es, in das Haus eines Pharisäers zu kommen – das war schon eher außergewöhnlich.
Und was sie dann tut, ist ein absolutes No-Go, ein Tabubruch. Man hielt sich außen mit Abstand von der Gesellschaft, man durfte zuhören, aber bitte nicht anfassen. Doch sie geht zu Jesus hin, weint ihm die Füße voll, warum auch immer. Und was sie dann macht, ist noch schlimmer.
Frauen hatten damals ihr Haupt zu bedecken. Was macht sie? Sie bedeckt ihr Haupt nicht, sondern lässt ihr Haar herunter und fängt an, mit ihren eigenen Haaren seine Füße abzuwischen. Absolut skandalös – das geht ja gar nicht.
Dann küsst sie auch noch seine Füße und schmiert Salböl darauf. Wenn das bei dir zu Hause passiert wäre, hättest du sie wohl rausgeschmissen. Das hätte Simon sicherlich auch getan.
Ich denke, der einzige Grund, warum Simon sie gewähren lässt, ist, weil er sehen will, was Jesus macht.
Jesus reagiert auf das Verhalten der Frau
Jetzt wollen wir uns anschauen, was es mit Jesus auf sich hat. Wenn Jesus wirklich ein Prophet ist, dann müsste er doch wissen, was für eine Frau das ist. Er müsste doch etwas unternehmen, sie von sich weisen, sie hinauswerfen oder wegschicken. Aber Jesus lässt das einfach geschehen.
Simons Urteil war klar. Wir hören hier seine Worte, die er zu sich selbst sagt: Wenn er ein Prophet wäre, dann wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, denn sie ist eine Sünderin. Also weg mit ihr!
Doch dann ergreift Jesus plötzlich das Wort. Ab Vers 40 lesen wir: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“ Simon antwortete: „Meister, sag es!“
Jesus erzählt eine Geschichte: Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht bezahlen konnten, schenkte er beiden die Schuld. „Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben?“
Ich denke, Simon hätte darauf wohl gesagt: „Okay, Jesus, was soll das jetzt? Hast du nicht mitbekommen, dass wir hier gerade ein Problem haben? Und du stellst hier so eine komische Quizfrage?“ Aber gut, die Frage ist ja einfach genug. Natürlich wird derjenige, dem am meisten vergeben wurde, auch am meisten lieben.
Das erste Vernünftige, was Jesus aus Simons Sicht an diesem Tag tut, ist, dass er die große Weisheit des Pharisäers Simon anerkennt, indem er sagt: „Du hast richtig geurteilt.“ Doch Jesus war noch nicht fertig.
Jesus deutet das Gleichnis auf die Situation
Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: „Siehst du diese Frau?“
Hallo Jesus, siehst du diese Frau? Wer hat sie nicht gesehen? Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen. Du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben, diese aber hat seit ich hereingekommen bin nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt.
Das muss eingeschlagen haben wie eine Bombe. Jesus wendet in diesem ungewöhnlichen Gleichnis es jetzt auf die Situation dort am Tisch an. Er bezieht das Gleichnis auf diese Sünderin, scheinbar auch auf Simon und interessanterweise sogar auf sich selbst.
Er scheint sich in der Rolle des Gläubigers zu sehen, der Schuld erlässt. Und er macht deutlich: Diese Frau ist jemand mit viel Schuld. Jesus weiß ganz genau, mit wem er es hier zu tun hat. Sie ist die Schuldnerin, die im Gleichnis 500 Silbergroschen schuldet.
Also, wenn die Frage war, ob Jesus ein Prophet ist, der weiß, mit wem er es da zu tun hat – ja, natürlich weiß er das. Er kennt genau die Situation und die Menschen, mit denen er es zu tun hat.
Die Bedeutung des Verhaltens der Frau
Und dann fährt er fort und bewertet ihr scheinbar völlig inakzeptables Verhalten neu. Das, was zunächst wie ein Tabubruch, wie ein absolutes No-go wirkte, erklärt er hier zu einem wunderbaren Akt der Liebe.
Jesus macht deutlich: Diese Sünderin hat etwas verstanden. Sie hat erkannt, dass sie viel Schuld auf sich geladen hat. Sie hat kein Problem damit, anzuerkennen, dass sie eine große Sünderin ist. Offenbar hat sie von Jesus gehört und verstanden, dass er eine Botschaft predigte: Jeder, der zu ihm kam, sich ihm im Glauben zuwandte und sich von seinen Sünden abwandte, würde Vergebung seiner Schuld bei ihm finden.
Diese Botschaft hatte sie nicht nur gehört, sondern auch geglaubt. Sie war tief bewegt von dieser Nachricht. So kommt sie zu Jesus und bringt wahrscheinlich das Wertvollste mit, das sie besitzt: teures Salböl, um seine Füße zu salben. Vielleicht wollte sie ursprünglich sein Haupt salben, doch das wissen wir nicht.
Von ihren Gefühlen überwältigt, fließen Tränen. Tränen der Trauer und Scham angesichts Jesu. Trauer und Scham über ihren bisherigen Lebenswandel, über ihre Schuld und ihre Sünden. Doch wahrscheinlich auch Tränen großer Dankbarkeit und Freude, weil für sie die Vergebung ihrer großen Schuld möglich ist.
So wäscht sie Jesu Füße mit dem, wie Martin Luther es so schön sagt, dem Herzenswasser, den Tränen. Da sie kein Handtuch hat, benutzt sie ihr Haar, um seine Füße trocken zu wischen. Sie küsst seine Füße in demütiger Liebe und salbt sie mit dem kostbaren Salböl.
Diese Sünderin hat etwas erkannt. Sie hat erkannt, wer Jesus ist und was er für Sünder tut. Das bewegt ihr Herz tief.
Die Vergebung und die Liebe der Frau
Und Jesus sagt zu Simon über die Liebe der Frau: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.
Er sprach zu ihr: „Dir sind deine Sünden vergeben.“
Es ist interessant, dass dies der erste Satz ist, den Jesus zu der Sünderin sagt. Bisher ist es eigentlich nur Jesus und Simon, die miteinander sprechen. Die Sünderin wird von beiden angestarrt, bleibt jedoch die ganze Zeit passiv im Hintergrund.
Überhaupt ist es bemerkenswert, dass die Sünderin in diesem ganzen Bericht nie einen Namen erhält. Sie bleibt namenlos, eher am Rand. Das Gespräch findet wirklich zwischen Jesus und Simon statt.
Ich glaube, die Funktion dieser Beschreibung ist, dass wir uns mit Simon angesprochen fühlen sollen. Die Frage ist: Wo steht Simon eigentlich in diesem Gleichnis? Und was ist mit uns? Wo finden wir uns wieder?
Die Selbstreflexion und der Blick auf die Sünderin
Nun, in unserer gutbürgerlichen Gemeinde gibt es wohl nur sehr wenige, wenn überhaupt, die in die Kategorie der stadtbekannten Sünderin fallen. Es sind wenige, die als Abschaum gesellschaftlich eigentlich ausgegrenzt sind. Wahrscheinlich sind wir doch alle eher wie Simon oder Simone. Wir sind die anständigen Leute.
Die Frage ist: Wie sehen wir eigentlich diese Frau? Seht ihr, wie Simon sie benennt? Simon hat für sie nur ein Wort: Sünderin, große Sünderin, Abschaum, eine, die hier nichts zu suchen hat, eine, die jedes Tabu bricht.
Ich habe mich gefragt, wie das eigentlich bei uns wäre: die stadtbekannte Sünderin, der stadtbekannte Sünder, die Person, die gesellschaftlich außen vor ist, die in die Gemeinde hineinkommt und sich nicht so verhält, wie man das machen sollte. Jemand, der Tabus bricht, jemand, der sich verhält wie diese Sünderin.
Ich habe mich gefragt, wie ich mich verhalten würde. Würde ich diese Frau ansehen, wie Simon es tat? Oder würde ich sie ansehen, so wie Jesus es tat? Ich weiß es nicht genau. Ich bete, dass mein Herz immer mehr dahin kommt, sie so anzusehen, wie Jesus sie sieht.
Das bete ich für uns als Gemeinde: dass wir immer mehr ein Ort werden, wo jeder herzlich willkommen ist. Jeder, der Jesus nahekommen will, ist herzlich willkommen. Und wenn sich diese Person nicht ganz so verhält, wie wir das gewohnt sind oder wie es vielleicht gut und richtig ist, dann ist das erst einmal völlig nebensächlich. Hauptsache, diese Person lernt Jesus kennen und kommt zu Jesus.
Die Herausforderung an Simon und an uns
Nun, Simon – verdammt – diese Sünderin, er nennt sie nicht einmal Frau. Jesus beschreibt sie als Frau, doch er nennt sie nur Sünderin. Die Frage geht jedoch noch weiter.
Wo ist Simon eigentlich in diesem Gleichnis? Jesus beschreibt zwei Personen: einen Schuldner, der 500 Silbergroschen Schulden hat, und einen anderen mit nur 50. Die logische Schlussfolgerung lautet: Simon, bist du vielleicht der Typ mit 50 Silbergroschen Schuld? Simon hat das wahrscheinlich nicht so gesehen, weil er nicht so handelt, wie es der Typ mit 50 Silbergroschen Schuld tun sollte.
Wer viel Schuld hat und Vergebung erhält, liebt viel. Wer weniger Schuld hat und weniger Vergebung braucht, liebt entsprechend weniger. Aber wie ist das bei Simon? Liebt er Jesus? Jesus spricht das hier ganz direkt an. Er richtet sich direkt an Simon, was sehr herausfordernd ist.
Er sagt dreimal „Du“: Du hast mir nicht einmal Wasser gegeben, um meine Füße zu waschen, diese aber hat mit Herzenswasser meine Füße gewaschen. Du hast mich nicht einmal so begrüßt, wie man einen Gast begrüßen sollte, nämlich mit einem Bruderkuss. Diese küsst meine Füße. Du hast nicht einmal das getan, was man normalerweise in einem guten Haus für Gäste tut: das Haupt mit Öl salben. Sie hat sogar meine Füße mit Salböl gesalbt.
Kurz gesagt: Du hast nicht einmal das bisschen Liebe gezeigt, das man von dir hätte erwarten können. Klar, du hast mich zum Essen eingeladen, und ich darf an deinem Tisch sitzen. Aber liebst du mich? Das ist die Frage, die ich dir heute Abend stellen möchte.
Ja, du bist sozusagen bei Jesus am Tisch. Du bist heute hier. Es ist gut, dass du hier bist. Jesus hat einen Platz in deinem Leben. Ich glaube, das würden wir alle sagen. Aber liebst du ihn?
Die Erkenntnis von Schuld und Vergebung als Grundlage der Liebe
Jesus macht deutlich: Die Erkenntnis, dass wir Vergebung brauchen, ist grundlegend. Diese Erkenntnis erzeugt Liebe.
Wenn du das noch nicht erkannt hast – wenn dir nicht bewusst ist, dass du wie der Schuldner bist, der nur wenig Schuld hatte, aber dennoch bankrott und pleite war und darauf angewiesen ist, dass man ihm vergibt – dann bete ich, dass du dies bald erkennst. Dass du erkennst, dass Gott heilig ist und dass ein paar gute Taten nicht ausreichen. Gottes Standard ist Perfektion. Jede Schuld ist eine zu viel.
Ich befürchte, wir reden uns manchmal ein, dass es ja nicht so schlimm ist oder dass gar keine Schuld da ist. Das hat Simon wohl getan. Aber natürlich ist das Schuld.
Vielleicht sagst du: "Natürlich weiß ich, dass ich Vergebung brauche. Natürlich nicht so viel wie die Sünderin, aber ja, ich weiß, ich brauche auch ein bisschen Vergebung." Aber mal ganz ehrlich: Meine Sünden sind doch vergleichsweise harmlos.
Vielleicht hast du ein bisschen mit Pornografie zu tun. Aber das machen ja so viele, und es tut ja keinem weh. Oder du bist ein bisschen geizig. Na ja, ich kann mit meinem Geld machen, was ich will, letztendlich. Oder du bist einfach relativ lieblos. Vielleicht nicht gegenüber den richtig netten Leuten, aber gegenüber Leuten wie der Sünderin. Da ist Lieblosigkeit fast angemessen, weil sie ja nicht besonders liebenswürdig ist.
Oder doch?
Gottes Ebenbild und die Herausforderung zur Liebe
Gott hat uns geschaffen in seinem Abbild, in seinem Ebenbild, damit wir den Menschen vorleben, wie Gott ist. In Jesus Christus sehen wir, wie Gott ist: voller Liebe, großzügig gebend und rein in allen Dingen.
Die Bibel sagt: Der Sünde sollt, ist er tot. Ganz ehrlich: Wenn du jetzt auf die Sünderin schaust, die stadtbekannte Sünderin, und auf Jesus blickst – willst du dann wirklich sagen: „Na ja, ich bin relativ nah bei Jesus, ich bin fast ein Abbild von ihm, nicht ganz so wie er, aber mehr wie er als wie die?“ Willst du das wirklich sagen?
Sagt uns der Bibeltext das nicht? Sagt Jesus uns im Gleichnis nicht genau das? Wir haben zwei Kategorien. Auf der einen Seite ist da der, der vollkommen ist und gnädig vergeben kann. Auf der anderen Seite stehen die Schuldner, die vollkommen bankrott sind, die nichts zu bringen haben und völlig abhängig sind von Vergebung.
Glaubst du, es ist angemessen, dann noch zu sagen: „Ja, aber die ist noch viel schlimmer?“ Ich glaube nicht, dass das das ist, was Jesus hier deutlich machen möchte.
Die Vergebung durch den Glauben
Und er sagt der Sünderin: Deine Sünden sind dir vergeben. Deine Sünden sind dir vergeben, weil du zu mir gekommen bist, weil du auf mich vertraust.
Vers 50 bringt es hier wunderbar auf den Punkt: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Allein durch deinen Glauben, allein dadurch, dass du mir vertraust, allein dadurch, dass du deine Schuld mir gebracht hast.
Ihr kennt das ja schon, die Stimme kommt gleich wieder: Allein durch den Glauben ist dir vergeben.
Jetzt stehen oder sitzen die anderen Gäste da und fragen: Wie geht das? Wie kann das sein? Wer ist dieser Jesus, der auch die Sünden vergibt? Das ist die Frage, die die anderen Gäste stellen.
Wer ist dieser Jesus? Das ist eine gute Frage, denn Sünden vergeben kann man nicht einfach so.
Wenn zum Beispiel Alex aufsteht und Simon richtig gegen das Schienbein tritt, und Simon sich am Boden krümmt, dann gehe ich zu Alex und sage: „Hey, ist okay, ich vergebe dir.“ Dann würde Simon sagen: „Hey Matthias, hast du noch alle? Du kannst ihm das nicht vergeben. Er hat gegen mich gesündigt, nicht gegen dich.“
Genau, das könnte ich nicht. Manche Sünden sind Sünden gegen andere Menschen, aber jede Sünde ist auch eine Sünde gegen Gott.
Wer kann alle Sünden vergeben? Nur Gott.
Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt? Die Schlussfolgerung ist klar: Er ist Gott. Jesus ist Gott und zugleich Mensch.
Denn Gott wusste, dass wir bankrott sind, dass wir für alle Ewigkeit verdammt wären. Deshalb wurde Gott Mensch in Jesus Christus.
Er ist gekommen, um Sünder mit sich selbst zu versöhnen. Dazu ist Jesus gekommen. Er verkündet die frohe Botschaft, dass Vergebung möglich ist.
Später erfüllt er diese Botschaft, indem er die Strafe für alle Schuld auf sich nimmt und am Kreuz stirbt, damit alle Schuld gesühnt und bezahlt ist. Er hat diese Schuld gezahlt.
Die Sünderin konnte das im Detail noch gar nicht erkennen, aber eins war ihr klar: Ihre Schuld war ihr vergeben. Sie konnte vor Gott bestehen.
Das erfüllt ihr Herz mit Freude und Dankbarkeit. Mit einer solchen Freude, dass sie gar nicht aufhören kann, seine Füße zu küssen und ihr kostbares Salböl auf seine Füße zu tun.
Die persönliche Herausforderung und die Liebe als Motivation
Die Frage ist: Hast du erkannt, wer Jesus ist? Hast du erkannt, was Jesus für dich getan hat? Bewegt das dein Herz?
Manchmal denke ich, dass wir vielleicht so durchs Leben gehen und denken: Ja, ich weiß, Jesus hat mir vergeben, meine Schuld von mir genommen. Und ich weiß, jetzt sollte ich ihm auch dienen, jetzt sollte ich auch etwas für ihn tun. Das ist wahrscheinlich nur fair so, quid pro quo. Er hat so viel für mich getan, jetzt muss ich und will ich auch etwas tun.
Vielleicht hörst du das in einer Predigt, liest die Bibel oder betest und denkst darüber nach. Dann nimmst du dir vor: Okay, Jesus, ich will dir jetzt konsequenter dienen, ich will mehr für dich tun. Warst du schon mal in so einer Situation? Du sagst: Ich möchte mehr für Jesus tun. Ich hoffe, die allermeisten nicken.
Wie lange hat das funktioniert? Sehr ehrlich: sehr kurz.
Wisst ihr, das Problem ist, dass wir vielleicht manchmal noch nicht so genau erkannt haben, wer Jesus ist. Wir denken, er ist immer noch der, der unsere Schuld gesühnt hat. Und jetzt hat er den Schuldschein und guckt immer wieder drauf und sagt: Weißt du eigentlich, was ich alles für dich getan habe?
Martina hat das in ihrem Zeugnis so wunderbar gesagt: Ein für allemal ist deine Schuld bezahlt. Jesus holt nicht immer wieder den Schuldschein raus und sagt: Hier, guck mal, jetzt bist aber du dran.
Was sagt Jesus zu der Sünderin? „Dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden.“ Du hast Frieden mit Gott, du bist befreit. Es gibt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind. Geh, du bist frei. Du musst jetzt keine Gegenleistung bringen. Du bist frei.
Was Jesus dir wirklich sagt, ist: Wenn du das wirklich verstehst, tief in deinem Herzen, wenn du wirklich verstehst, was das Evangelium bedeutet, dann wirst du nichts mehr tun, weil du musst. Sondern du wirst es tun, weil du willst. Weil du Jesus liebst. Weil du sagst: Kann es sein? Kann es wirklich sein, dass der heilige Gott mich so sehr liebt, dass er sein Leben für mich gegeben hat? Kann es wirklich sein, dass ein für allemal meine Schuld bezahlt wird? Dass, obwohl ich gerade eben wieder gesündigt habe, Jesus dort steht und sagt: Ich habe dich doch lieb.
Ich wünsche dir, dass du das verstehst. Denn das wird verändern, wie du lebst.
Die Frauen, die Jesus begleiteten
Wir sehen in den ersten drei Versen von Kapitel 8 drei Frauen, die namentlich erwähnt werden. Eigentlich sind es noch einige mehr, doch diese drei werden besonders hervorgehoben. Sie wussten, wer Jesus ist, und hatten erlebt, was Jesus für sie getan hatte. Sie liebten Jesus und lebten mit ihm.
Ich lese diese Verse noch einmal vor:
Es begab sich danach, dass Jesus durch Städte und Dörfer zog und predigte und das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte. Die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chusas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna, und viele andere, die ihm mit ihrer Habe dienten.
Diese Frauen lebten noch auf der anderen Seite vom Kreuz. Sie konnten noch nicht erkennen, was wir heute erkennen können. Und doch hatten sie erlebt, dass Jesus der Bringer einer frohen Botschaft ist. Sie zogen mit ihm und hörten, wie er in den Städten und Dörfern predigte und das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte.
Sie hörten immer wieder die Botschaft, dass Vergebung von Sünde möglich ist. Noch mehr: Sie erlebten, dass Jesus die Macht hatte, ihnen Gutes zu tun. Er hatte einige von ihnen geheilt. Wahrscheinlich kamen sie aus ganz unterschiedlichen Hintergründen.
Hier lesen wir von Johanna, die Ehefrau eines Mannes war, der Verwalter des Herodes war. Das bedeutet, er war wahrscheinlich ein sehr wohlhabender und gut situierter Mann. Doch all diese Frauen gingen mit Jesus. Das heißt, sie dienten ihm mit ihrer Habe und gaben sich ihm hin.
Warum taten sie das? Weil sie ihn liebten. Und weil sie wollten, dass diese frohe Botschaft weitergegeben wird. Sie stellten sich ganz in den Dienst Jesu, damit er durch die Städte und Dörfer ziehen konnte, um diese wunderbare Botschaft weiterzusagen.
Die Gemeinde als Trägerin der Botschaft
Aber wie wäre es, wenn wir eine Gemeinde sind, die dasselbe Anliegen hat? Wenn wir sagen: Wir stellen uns ganz in den Dienst dieser Botschaft, dieser freimachenden Botschaft, die uns erreicht hat und unsere Herzen verändert hat.
Unser Anliegen ist es, dass noch viele diese Botschaft hören – egal, ob sie sich nicht so verhalten, wie wir es für gut und richtig halten. Egal, ob es sich um in der Stadt bekannte Sünder handelt: Sie alle brauchen diese Botschaft. Diese Stadt braucht Vergebung ihrer Schuld, die Menschen brauchen Vergebung ihrer Sünden.
Wir dürfen ihnen diese Botschaft bringen. Aber wir werden das nur tun, wenn wir wirklich von dieser Botschaft beseelt sind. Wenn wir wirklich verstehen, wer wir vor Gott sind ohne Jesus und wenn wir begreifen, was Jesus für uns getan hat.
Das Evangelium ist das Öl, das die Flamme der Liebe in unseren Herzen wieder lodern lässt. Wenn wir dieses Öl an die Flamme lassen, wenn wir unsere Ohren und Herzen öffnen und Acht geben auf das, was Gott uns über uns selbst sagt, dann weinen wir über unsere Sünde. Gleichzeitig zeigt er uns, wer er ist: ein Gott, der uns vergibt und uns freisetzt.
So weinen wir Tränen voller Freude und Dankbarkeit und bezeugen, was für einen großartigen Erlöser wir haben.
Schlussgebet und Übergang zum nächsten Programmpunkt
Himmlischer Vater, wirke das in unseren Herzen. Wir wollen immer mehr erkennen, wer du bist und wer wir wirklich sind.
O Herr, vergib uns all die Sünde, all die Schuld und all das Falsche in unserem Leben. Wir sind so oft blind gegenüber unseren eigenen Fehlern. Wir sehen die Sünder und merken gar nicht, dass wir mitten dazugehören.
Schenk uns eine größere Liebe für die anderen und einen ehrlicheren, demütigeren Blick auf uns selbst. Dann schenke uns einen klaren, unverstellten Blick auf dich, den Herrn, der uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns gegeben hat.
O Herr, lass diese tiefe Liebe in unsere Herzen einsinken, damit sie unsere Herzen neu beseelt. Herr, ich weiß um viele hier in diesem Raum, deren Liebe nachgelassen hat. Ich weiß, dass das für mein eigenes Leben immer wieder gilt.
Herr, ich weiß, ich brauche diese Botschaft genauso dringend wie wahrscheinlich viele andere hier im Raum. Wirke du durch deinen Geist, dass wir klar erkennen, wie großartig es ist, geliebte Kinder des heiligen Gottes zu sein. Dafür preisen wir dich. Amen.
Alex wird jetzt mit den Täuflingen rausgehen. Sie werden sich vorbereiten. Wir werden sie gleich wiedersehen, umgezogen und zum Taufen bereit. Wir wollen derweil miteinander ein Lied singen. Ich lade euch ein, steht dazu auf und lasst uns unseren Herrn loben.