Zweiter Thessalonicher 2
- Wir bitten euch, Brüder, im Hinblick auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus und unser Zusammenkommen mit ihm,
- dass ihr euch nicht so leicht erschüttern lasst und euch durch irgendeinen Geist oder durch ein Wort oder durch einen Brief, der angeblich von uns stammt, verunsichern lasst. So sollt ihr nicht glauben.
- Niemand soll euch auf irgendeine Weise täuschen! Denn es muss zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart werden, der Sohn des Verderbens,
- der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung ist, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.
- Erinnert ihr euch noch daran, dass ich euch diese Dinge sagte, als ich noch bei euch war?
- Und jetzt wisst ihr, was ihn zurückhält, damit er erst offenbar wird zur rechten Zeit.
- Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirkt schon, aber nur solange, bis der, der jetzt zurückhält, weggenommen wird.
- Dann wird der Gesetzlose offenbar werden, den der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes vernichten wird und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft.
- Die Ankunft des Gesetzlosen geschieht nach dem Wirken Satans mit aller Macht, mit Zeichen und Wunder, die lügenhaft sind,
- und mit allen Arten von Unrecht, die die Gottlosen in ihrem Verderben ausüben, weil sie die Wahrheit nicht lieben, die sie retten könnte.
- Deshalb sendet Gott ihnen eine wirkende Kraft des Irrtums, damit sie der Lüge glauben,
damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Gefallen hatten an der Ungerechtigkeit.
- Wir aber sind Gott dankbar, dass ihr von Anfang an zur Rettung erwählt wurdet durch die Heiligung des Geistes und den Glauben an die Wahrheit.
- Zu diesem Zweck hat er uns berufen durch das Evangelium, um die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus zu erlangen.
- So steht nun fest und haltet an den Überlieferungen fest, die ihr von uns gelernt habt, sei es durch Wort oder Brief.
- Der Herr aber selbst gebe euch Frieden allezeit und auf jede Weise. Der Herr sei mit euch allen!
- Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
Einführung: Die Bedeutung des Briefes an die Thessalonicher
Wenn alles so schön ist, wie Paulus es hier beschreibt, und Drangsale sowie Verfolgungen nichts Neues sind, warum schreibt er ihnen dann überhaupt einen Brief? Nur um zu sagen, dass er weiterhin für sie betet? Auch das ist nun wirklich keine Überraschung. Nein, es gibt einen Grund.
Dieser Grund hängt mit einem Thema zusammen, das wir bereits aus dem ersten Thessalonicherbrief kennen, nämlich mit der Ankunft des Herrn Jesus – der Parusie, dem Moment, wenn Jesus wiederkommt. Paulus schreibt, dass niemand weiß, wann dieser Moment sein wird. Es wird sein wie bei einem Dieb in der Nacht. Er sagt, wir müssen auch gar nicht wissen, wann genau das ist. Viel wichtiger ist, dass wir heute als Kinder des Lichts leben und nichts mit der Finsternis und dem alten heidnischen Lebensstil zu tun haben.
Als solche, die im Licht leben, leben wir die ganze Zeit schon zusammen mit dem Herrn Jesus – egal, ob wir wachen und lebendig sind oder schlafen und tot sind. Die Ankunft des Herrn – er kommt wieder.
Im ersten Thessalonicherbrief hatte diese junge Gemeinde Angst bekommen. Sie wussten, dass der Herr wiederkommen wird. Und sie wussten auch, dass wir bei seiner Wiederkunft verwandelt werden: Wir bekommen einen neuen geistlichen Leib, wir werden ihm entgegengehen, ihn begrüßen und bei ihm sein – auf eine bis dahin noch nie dagewesene Weise, nämlich ihn von Angesicht zu Angesicht erfahren.
Die Frage war jedoch: Was ist mit denen, die tot sind? Sie schienen irgendwie durchs Raster gefallen zu sein. Viele wurden traurig. Paulus sagt aber: „Nein, keine Sorge! Wenn der Herr Jesus wiederkommt, dann werden zuerst die Toten auferstehen.“ Sie haben quasi die Pole-Position, die besten Plätze auf der Tribüne, sind ganz vorne mit dabei. Erst danach werden wir verwandelt, und dann gehen wir gemeinsam zum Herrn Jesus.
Die Entstehung einer Irrlehre in Thessalonich
In der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Thessalonicherbrief scheint in der Gemeinde eine Irrlehre aufgekommen zu sein.
Im zweiten Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 1, heißt es:
„Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn, in euren Gedanken erschüttern lasst, noch erschreckt werdet. Weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.“
Was ist also das Problem? Paulus bemerkt, dass in der Gemeinde Unruhe herrscht. Er bittet sie, im Hinblick auf die Ankunft des Herrn und unsere Vereinigung mit ihm, sich nicht schnell erschüttern zu lassen.
Das bedeutet, dass die Überzeugungen, die sie haben, nicht zu schnell ins Wanken geraten sollen, nur weil jemand etwas anderes behauptet. Dabei ist es egal, ob diese Irrlehre durch einen Geist, also eine Prophetie, verbreitet wird. Am Ende des ersten Thessalonicherbriefes geht es bereits um die Spannung im Umgang mit Prophetien. Auf der einen Seite soll man den Geist nicht auslöschen, auf der anderen Seite Weissagungen und Prophetien nicht verachten. Man soll alles prüfen, das Gute festhalten und sich von aller Art des Bösen fernhalten. Man muss also sehr vorsichtig sein.
Paulus sagt: Egal, ob diese Irrlehre durch eine Prophetie kommt, durch ein Wort – das wäre eine Predigt – oder durch einen Brief, der so tut, als sei er von einem Apostel geschrieben, sie sollen sich nicht erschüttern lassen.
Das ist die erste Lektion.
Erste Lektion: Die Aufforderung zum Prüfen
Wir sind als Christen dazu aufgerufen, zu prüfen. Besonders euch, die ihr noch jünger seid, möchte ich ans Herz legen, ein tiefes Bibelwissen zu entwickeln. Es ist wichtig, viel zu verstehen und Überzeugungen zu haben.
Ich möchte euch bitten, nicht einfach etwas zu glauben, nur weil es in einer Predigt gesagt wurde, oder weil ihr es in einem guten Buch gelesen habt. Auch wenn jemand in einer prophetischen Rede etwas vom Herrn sagt, sollt ihr nicht blind glauben. Stattdessen sollt ihr zu Menschen werden, die prüfen können. Ihr sollt verstehen, dass gerade in dieser Welt, besonders am Ende der Zeit, viel Unsinn und Irrlehre kursieren wird.
Mein einfacher Tipp lautet: Wenn du etwas glaubst, schreibe dir auf, wo das in der Bibel steht. Noch besser ist es, den Vers auswendig zu lernen. Wisse genau, warum du etwas glaubst, und glaube nicht einfach so. Glaube mir nicht – das ist ganz einfach. Glaube mir nicht, sondern glaube dem Wort Gottes.
Wenn du eine Überzeugung in deinem Herzen hast, dann nenne mir die Bibelstelle dazu – nicht die Predigt bei Frogwords oder woanders. Die Frage ist nicht, was Jürgen gesagt hat, sondern woher er das nimmt und ob es wirklich so in der Bibel steht.
Nehmen wir an, du glaubst, dass Jesus Gott ist. Dann gönn dir doch einen Vers dazu zu kennen. Wenn du glaubst, dass es wichtig ist zu beten – das kann man ja leicht auswendig lernen – dann nimm zum Beispiel 1. Thessalonicher 5,17: „Betet unablässig.“ Das ist nicht schwer, den Vers kann jeder heute Abend noch auswendig lernen. Schon hast du einen Bibelvers gelernt – so einfach ist das.
Darauf kannst du deine Überzeugung aufbauen. In der Bibel steht, dass wir unablässig beten sollen. Wenn nun jemand kommt und sagt, Beten sei nicht so wichtig, dann kannst du antworten: „Ich kenne einen Vers, 1. Thessalonicher 5,17, da steht ‚betet unablässig‘. Das kann nicht stimmen.“ Solange du mir nicht erklärst, warum „betet unablässig“ nicht „betet unablässig“ bedeutet, werde ich unablässig beten.
Erst wenn du mir erklärst, wo ich an dieser Stelle falsch liege, bin ich bereit, weiterzudenken. Das heißt: Wenn ich weiß, warum ich etwas glaube und meine Überzeugungen in der Schrift verankert sind, dann kann ich auch meine Meinung ändern, falls ich mich irre.
In meinem Kopf habe ich immer das Bild von jemandem, der Free Climbing macht – also ohne Seil einen Berg hochklettert. Er hat immer Punkte, an denen er sich festhält. Bevor er einen Griff loslässt, hat er schon einen neuen gefunden. So stelle ich mir Bibelwissen vor.
Ich habe für die Theologie, die über mein ewiges Leben entscheidet – denn es geht nicht um die Frage, welche Sushibar in Berlin die beste ist, sondern um die Frage, ob ich dem ewigen Verderben entkomme – eine klare Vorstellung. Das ist die wichtigste Frage des Lebens.
Dafür möchte ich an den entscheidenden Punkten wirklich wissen, wo sie in der Bibel stehen. Das ist, glaube ich, nicht zu viel verlangt. Es ist nicht mehr, als einen normalen Schulabschluss zu machen oder eine Ausbildung zu beenden. Man muss nur anfangen, um dann fähig zu werden, zu prüfen.
Wenn ich weiß, warum ich etwas glaube und an welchen Stellen mein theologisches Gerüst hängt, dann kann ich auch meine Meinung ändern, wenn ich mich irre. Vielleicht kommt dann jemand und sagt: „Schau mal, die Stelle musst du anders verstehen.“ Aha, eigentlich hast du Recht. Wenn das so ist, muss ich umdenken.
Es ist gut, wenn man umdenken kann, wenn man eine gewisse Freiheit behält, unter dem Wort Gottes zu bleiben. Man sollte sich nicht über das Wort stellen und seine eigene Theologie hineinlesen, sondern unter das Wort treten und sagen: „Okay, du hast Recht, ich habe die Stelle bisher falsch verstanden oder sie gibt das gar nicht so genau her. Da muss ich etwas ändern und neu nachdenken.“
Das kann ich aber nur, wenn ich weiß, woher meine Überzeugungen kommen und an welchen Punkten in der Bibel sie hängen.
Ich will euch an dieser Stelle nicht überfordern, sondern euch Mut machen, solche Menschen zu werden, die prüfen können.
Die falsche Annahme über den Tag des Herrn
Was ist das Problem? Die Thessalonicher haben angefangen zu glauben, dass der Tag des Herrn bereits gekommen sei. Im ersten Thessalonicherbrief heißt es jedoch, dass er wie ein Dieb in der Nacht kommt und noch nicht da ist.
Irgendjemand hat ihnen offenbar erzählt, dass sie sich irren. Vielleicht waren es Leute, wie sie auch im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 18 beschrieben werden. Dort geht es um Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie behaupteten, die Auferstehung sei schon geschehen.
Diese Leute sagen also, die Auferstehung sei schon vorbei. Dabei wissen wir, dass die Auferstehung mit dem Tag des Herrn verbunden ist. Wenn er kommt, werden wir auferstehen. Wenn jemand sagt, die Auferstehung sei schon vorbei, dann behauptet er, der Tag des Herrn sei bereits da – und ich habe ihn verpasst.
Das ist eine unangenehme Vorstellung: Es ist irgendwie schiefgelaufen, und ich bin nicht dabei. Das wird oft mit dem Begriff „Left Behind“ beschrieben, was bedeutet, dass mein Glaube nicht echt ist und Jesus mich nicht als würdig erachtet hat, dabei zu sein. Habe ich etwas falsch gemacht? Solche Fragen kann man daraus ableiten.
Wir wissen nicht genau, wie die Leute zu dieser Meinung kamen, aber das ist das Problem: Irgendjemand taucht auf und sagt, der Tag des Herrn sei schon da.
Jetzt kommt Paulus in Vers 3 und warnt: „Lasst euch von niemandem auf irgendeine Weise verführen.“ Das ist falsch! Der Tag des Herrn ist noch nicht da, er ist noch zukünftig. Die Auferstehung ist noch nicht passiert.
Lasst euch nicht verführen, egal wie: Ob jemand vorne in der Gemeinde eine tolle Predigt hält, einen Brief schreibt oder auf andere Weise versucht, euch zu täuschen – vertraut darauf, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen ist.
Die Vorzeichen vor der Wiederkunft Christi
Woher weiß ich das? Denn dieser Tag, von dem in Vers drei die Rede ist, kommt nicht, es sei denn, dass zuvor zwei Dinge passieren. Bevor der Herr Jesus wiederkommt, geschehen also zwei Ereignisse.
Erstens: Zuerst muss der Abfall kommen. Dabei handelt es sich nicht um die Müllabfuhr, sondern um den Abfall vom Glauben. In der Weltgeschichte passiert etwas, das dazu führt, dass Menschen reihenweise vom Glauben abfallen. Wer möchte, kann dies beim Herrn Jesus nachlesen. Er beschreibt es in seiner Endzeit-Rede in Matthäus 24. Dort wird erklärt, wie viele falsche Propheten aufstehen und viele Menschen verführen werden. Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der meisten erkalten.
So entsteht ein Szenario, in dem Menschen den Glauben in einem noch nie dagewesenen Ausmaß verlieren. Vor diesem Hintergrund eines flächendeckenden Unglaubens tritt dann eine weitere Person auf: der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens. Bibelkenner finden ihn beschrieben in Daniel Kapitel 11 und in der Offenbarung. Er ist jemand, der dieses geistliche Vakuum ausnutzt und sich zu Gott macht. Er verwandelt den Unglauben in die Anbetung eines Menschen.
Der Mensch der Gesetzlosigkeit ist der Inbegriff des Gesetzlosen. Er hat mit Gottes Gesetz nichts zu tun und widersetzt sich ihm. Er ist der Sohn des Verderbens. Der Begriff „Sohn“ ist ein Semitismus und steht für das, was ihn charakterlich auszeichnet. Er ist jemand, der dem Verderben unterworfen ist.
In Vers 4 wird er weiter charakterisiert: Er widersetzt sich und erhebt sich über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist. Es geht also nicht nur um das Christentum, sondern um das Konzept, dass es einen Gott gibt. Nun kommt jemand und sagt: „Das bin ich.“ Er bringt dies dadurch zum Ausdruck, dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausweist.
Noch einmal: Die Leute glauben, der Tag des Herrn sei schon da, die Auferstehung sei bereits geschehen, und sie sind verunsichert. Paulus sagt: Stopp, bevor das passiert, müssen zwei andere Dinge geschehen. Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Das ist ganz klar – sowohl für diejenigen, die keine Ahnung haben, als auch für uns, die wir uns beim Rechnen vertun können.
Nichtsdestotrotz sagt der Herr Jesus auch, dass man wachsam sein soll und die Zeichen der Zeit erkennen kann. Man kann merken, dass es langsam zu Ende geht. Hier gibt uns Paulus zwei Anhaltspunkte:
Wenn du den Eindruck hast, dass der Unglaube in einem vielleicht vorher nie dagewesenen Maß zunimmt, ebenso der Atheismus und der Abfall vom Glauben, und wenn du den Eindruck hast, dass jemand kommt, der sich zu Gott macht und sich in den Tempel Gottes setzt – dann ist das ein Zeichen.
Verzeih, dass ich nicht genau weiß, was das bedeutet. Ich weiß nicht, ob mit dem Tempel das Haus Gottes in Jerusalem gemeint ist. Das könnte gut sein, denn es gibt heute Bewegungen, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Vielleicht ist das gemeint. Es kann aber genauso gut der Tempel Gottes, nämlich die Gemeinde, sein. Wir leben im Neuen Bund.
Es gibt heute viele Spekulationen darüber, an denen ich mich nicht beteiligen möchte. Klar ist: Er wird sich dort hineinsetzen. Und zwar nicht einfach nur als jemand, der sagt: „Ich bin jetzt mal die Nummer eins.“ Sondern er geht einen Schritt weiter und sagt: „Ich bin Gott, ich bin Gott.“
Er ist wirklich ein Antichrist, der sich an die Stelle Christi setzt. Nicht in dem kleinen Sinn, wie es schon viele Antichristen gibt. Erster Johannes 2 spricht davon, dass es Menschen gibt, die Vorläufer sind, die den Geist des Antichristen in sich tragen, die gegen Gott arbeiten und gegen den Glauben sind. Diese lassen sich schon im kleinen Stil als Messias verehren.
Dutzende, ja Aberdutzende von Leuten halten sich heute auf diesem Planeten für den Messias. Das sind aber nur Vorläufer von dem einen, der das Ganze dann auf die Spitze treibt und sagt: „Ich bin Gott.“
Erinnerung an die Lehre und Verwirrung in der Gemeinde
Vers 5: Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch das gesagt habe? Ihr lieben Thessalonicher, ihr seid jetzt ein wenig in Verwirrung geraten und habt euch dadurch erschüttern lassen. Habt ihr etwa vergessen, dass ich euch das beigebracht habe?
Was mich daran fasziniert, ist Folgendes: Ich habe eine Gemeinde, die etwa vier Wochen lang Jüngerschaft erlebt. Paulus ist ungefähr vier Wochen bei ihnen. Ich überlege mir, welche Themen ich mit jungen Gläubigen besprechen würde. Was müsste man ihnen unbedingt beibringen?
Ich weiß nicht, ob ich auf die Idee gekommen wäre, mit ihnen auch das Thema zu behandeln, was eigentlich passieren muss, bevor der Herr Jesus wiederkommt. Das scheint mir eher ein Randthema zu sein. Es wirkt wie etwas, das man, wenn man kurz vor der Rente steht, noch verstehen kann.
Doch Paulus hat dieses Thema ins Einmaleins des Glaubens integriert. Er kann den jungen Christen sagen: "Habt ihr nicht zugehört? Schaut euch eure christlichen ABC-Notizen an, den Einstieg ins Christentum. Dort findet ihr das."
Was findet man dort? Zwei Dinge, die dem Kommen Jesu vorangehen müssen: der Abfall vom Glauben und der Mann der Gesetzlosigkeit, der sich hinsetzt und sagt: "Ich bin Gott."
Da fehlt noch etwas. Ihr müsst euch keine Sorgen machen, dass der Tag des Herrn schon da ist. Ihr habt nichts verpasst. Glaubt ihr wirklich, dass ihr diese zwei Zeichen übersehen könnt? Nein, das könnt ihr nicht.
Das Geheimnis des Zurückhaltens
Und nachdem er ihnen das so gesagt hat, fährt er mit einem sehr kryptischen Text fort, in den unglaublich viel auslegungstechnisch hineingelegt worden ist. Er sagt nämlich: „Und jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit geoffenbart wird; denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam, nur offenbart es sich nicht, bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist.“
Das ist so ein Vers. Wenn ihr Verse im Neuen Testament sucht, zu denen ganz viel geschrieben wurde und von denen keiner so genau weiß, was sie bedeuten, dann gehört dieser definitiv dazu.
Wir plücken ihn mal auseinander. Ich gebe euch eine Erklärung, von der ich ganz bewusst vorneweg sage: Es ist meine Meinung. Ihr könnt tausend andere Meinungen haben, das ist okay. Es ist alles Mögliche in diesen Vers hineingelegt worden.
Wichtig ist, dass Paulus sagt: „Ihr wisst, was zurückhält“, und dann beschreibt er das weiter: „Jetzt wisst ihr, was zurückhält“, und „derjenige, welcher jetzt zurückhält“. Also irgendetwas hält zurück. Ein „Was“ und ein „Wer“. Ihr merkt, wenn man solche Spielchen hat, und es nicht klar ist, was und wer gemeint ist, kann man sich alles Mögliche einfallen lassen.
Ich glaube, die Lösung ist ganz einfach. Ich denke, es geht darum: „Jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit geoffenbart wird.“ Die Frage ist: Wer ist „er“? Das ist wirklich die spannendste Auslegungsfrage in diesem Vers. Wer ist „er“? Daran macht sich alles fest.
Ich glaube, es ist der Herr Jesus. Es geht nämlich die ganze Zeit um die Ankunft des Herrn. Es geht darum, was Paulus in 2. Thessalonicher 1,7 die Offenbarung des Herrn Jesus nennt. „Ihr wisst, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbart wird.“
Was hält zurück? Nun, wir haben zwei Sachen. Was war das Erste? Der Abfall. Also die Tatsache, dass der Abfall noch nicht passiert ist, hält zurück.
Dann wird das Griechische ein bisschen schwierig. Ich werde euch das jetzt nicht aufdröseln, aber wenn jemand sagt, er muss das unbedingt wissen, schickt mir eine E-Mail, ich gebe euch gerne eine kleine Ausarbeitung dazu. Die habe ich von jemandem erhalten, der noch viel besser Griechisch kann als ich.
Denn die Frage ist: Wer ist denn dann „der, welcher zurückhält“? Also wenn etwas zurückhält – der Abfall ist das „Was“ – wer ist dann der „Wer“? Die Antwort, die mir am einleuchtendsten scheint, ist der noch nicht offenbarte Mann der Gesetzlosigkeit.
Das ist vom Griechischen her ein bisschen heikel, und ihr müsst das nicht glauben. Wie gesagt, ich schicke euch das gerne zu, aber ich werde jetzt nicht in die Tiefe dieses Textes einsteigen.
Ich glaube, dass das „Was“ zurückhält der Abfall ist, der noch nicht geschehen ist, und „wer“ zurückhält, ist die Tatsache, dass der Antichrist noch nicht persönlich offenbart wurde.
Denn wenn er offenbart wird – wenn er quasi… Ihr seid noch nicht überzeugt? Mindestens Yvonne ist noch nicht überzeugt. Nein? Genau. Also gut, dass du nachfragst.
Wer muss offenbart werden? Der Christus. Etwas hält zurück, dass der Christus offenbart wird. Und zwar ein „Was“ und ein „Wer“. Paulus spricht davor von dem Abfall, der passieren muss, bevor Jesus wiederkommt, also offenbart werden muss. Und er spricht von dem Mann der Gesetzlosigkeit, der sich in den Tempel setzen und sich zu Gott erklären muss, bevor der Herr Jesus wiederkommt.
Ich sehe die beiden Punkte hier einfach wieder. Das ist vom Griechischen her ein bisschen heikel, deswegen werde ich mir an dieser Stelle die Erklärung sparen. Es ist auch viel zu unwichtig, als dass ich euch damit belasten müsste.
Nur falls ihr da tausenderlei Spekulationen kennt: Das ist meine Interpretation dazu. Wenn der nämlich weg ist, dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden.
Und das Entscheidende ist nicht, wie das alles weggenommen wird. Das Entscheidende ist: Wenn der Gesetzlose offenbart worden ist, wenn er da auf dem Thron sitzt – was passiert in dem Moment, wo der Herr Jesus geoffenbart wird? Was passiert dann?
Hört euch mal an, wie das jetzt formuliert wird – total spannend: „Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft.“
Also ich habe auf dem Thron diesen Mann, diesen Menschen der Gesetzlosigkeit sitzen, den Sohn des Verderbens, und dann kommt Jesus. Merkt ihr: Und dann findet die Endschlacht statt, und die Heere prallen aufeinander, und für Tage und Wochen klirrt… Nein, das klirrt gar nicht. Es ist einfach nur der Hauch seines Mundes.
Es reicht, dass er kommt – die schiere Ankunft des wahren, lebendigen Gottes, der allein Herrlichkeit in sich trägt, der allein Leben in sich trägt und der jedem das Leben gibt und in jedem Moment erhält.
Die alleinige Ankunft reicht schon. Und der, der nur Geschöpf ist, wird reduziert auf das, was er ist: Geschöpf, rebellierendes kleines Würmchen, der nichts mehr tun kann, der sich hinstellt und sagt: „Ich bin Gott“, der die Anbetung der Menschheit einfordert und im Angesicht Jesu einfach vergeht.
Dabei war dieser Mensch der Gesetzlosigkeit so fulminant gestartet. Er hatte so viel auf seiner Seite, man hätte denken können, er sei ein Gegner, mit dem sich Jesus irgendwie vielleicht doch noch ein bisschen mehr beschäftigen muss. Aber das stimmt überhaupt nicht.
Die Macht des Menschen der Gesetzlosigkeit
Vers neun beschreibt den Menschen der Gesetzlosigkeit. Seine Ankunft erfolgt gemäß der Wirksamkeit des Satans, und er hat bereits einen Auftritt gehabt. Hinter ihm steht wahrscheinlich die stärkste geistliche Macht neben dem Herrn Jesus: der Fürst der Dämonen, der Gott der Welt. Er steht hinter diesem Menschen und gibt ihm von seiner Macht ab.
„Ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt, mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge.“ Wenn dieser Mensch der Gesetzlosigkeit sich auf den Thron setzt, wird er angebetet werden. Alle sagen dann, das ist Gott, weil sie Wunder, Zeichen und Machttaten gesehen haben. Doch alles war nur Lüge. Nicht die Wunder selbst waren Lüge, keine Illusionen oder Zaubertricks. Es waren echte Wunder, Zeichen und Machttaten. Aber das, wofür sie standen – nämlich ein Beweis für den Anspruch „Ich bin Gott“ zu sein – das war gelogen und stimmte überhaupt nicht.
Wenn uns das jemals begegnen sollte, dass Menschen Wunder und Zeichen tun, sollten wir diesen Vers im Hinterkopf behalten: Nur weil Zeichen, Wunder und Machttaten geschehen, heißt das nicht, dass der, der sie tut, die Wahrheit sagt. Wir müssen tiefer schauen. Wenn jemand sich mit seiner Lehre als Gottloser, als Gesetzloser darstellt, spielt es keine Rolle, was er sonst noch tun kann.
Mit jedem Betrug erfolgt die Ankunft gemäß der Wirksamkeit Satans, mit jeder Machttat, mit Zeichen und Wundern der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit. Alles, was die Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit durch Betrug aufwenden konnte, ist in diese eine Person und ihre „Public Relations“-Abteilung geflossen. Warum? Weil er bereits Ausdruck von Gericht ist.
Dies gilt für diejenigen, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit, zu ihrer Rettung, nicht angenommen haben. Die entscheidende Frage im Leben eines Menschen ist: Wie stehe ich zur Wahrheit? Habe ich eine Liebe zur Wahrheit? Denn nur die Wahrheit rettet mich.
Bin ich jemand, der in seinem Herzen die Sehnsucht nach Wahrheit hat? Oder bin ich vielleicht jemand, der nur hören möchte, was er schon lange über sich selbst denkt? Es gibt den Hochmütigen, den die Sprüche „Spötter“ nennen, der immer alles besser weiß, der auf alles schon seine Antwort hat und sich seine eigene Realität strickt, wie er sie gerne hätte. Dieses Denken – ich kann mir meine eigene Realität bauen, ich schaffe meine eigene Wahrheit, wahr ist das, was ich für wahr halten will – ist das Gegenteil von der Einstellung, die jemand braucht, der gerettet werden will.
Die Haltung dessen, der gerettet werden will, findet sich in den Seligpreisungen, wo es heißt: „Glückselig die Armen im Geist“. Das bedeutet, demütig vor Gott zu stehen, zuzugeben, dass man nicht versteht, wie das Leben so sein kann, wie es ist. Man ist mit seinem eigenen Latein am Ende, versteht sich selbst nicht und weiß nur, dass man dringend Hilfe braucht, um mit dem Leben klarzukommen.
Man sehnt sich nach Wahrheit. Nicht nach eigenen Ideen von Wahrheit oder eigenen Versuchen, Dinge zu erklären, sondern nach der einen objektiven Wahrheit, die Sicherheit gibt, um sterben zu können. Man hat eine tiefe Liebe zur Wahrheit, ist bereit, sie zu suchen, sich wie ein Schatzsucher auf die Suche zu machen und zu investieren, um Wahrheit zu finden.
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass jeder Mensch, der diese tiefe Sehnsucht nach Wahrheit hat, sie auch findet. Denn Gott ist ein Gott, der sagt: Wer mich sucht, der wird mich finden. Wenn ich mir bestimmte Lebensgeschichten anschaue, wie Gott Menschen zum Glauben geführt hat, und mich frage, was diese Menschen von denen unterscheidet, die Gott nicht gefunden haben, scheint mir der Unterschied die Liebe zur Wahrheit zu sein.
Interessiert mich die Wahrheit oder nur mein eigenes Geschwätz? Bin ich mein eigener kleiner Gott, der bestimmt, was richtig und falsch ist? Oder bin ich jemand, der sagt: Herr, ich sehne mich danach, von dir zu hören, was wirklich wahr ist?
Für die, die diese Liebe zur Wahrheit haben, führt der Weg ins ewige Leben. Für die, die sie nicht haben und sich der Wahrheit abwenden, um irgendeinen Unsinn zu glauben, wird genau das Gleiche passieren. Denn in der Situation, in der dieser Mensch der Gesetzlosigkeit auftritt, heißt es: „Dafür, dass sie die Liebe zur Wahrheit, zu ihrer Rettung, nicht angenommen haben, sendet ihnen Gott Gericht.“ Gott sendet ihn, gebraucht ihn wie im Alten Testament manchmal böse Geister. So schickt er hier diesen Antichristen. Er ist im Auftrag Gottes unterwegs.
Und was macht er? Deshalb sendet Gott ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie die Lüge glauben. Dieser Mann tritt auf, und er ist so stark, so mächtig mit dem, was er tut, eine wirksame Kraft des Irrwahns – schön formuliert, oder? Nicht ganz korrektes Deutsch, aber verständlich.
Die Leute werden irre an diesem Typen. Sie können sich seinem Sog, seinem Charisma, seiner überzeugenden Argumentation und seinen Wundern einfach nicht entziehen. Sie merken gar nicht mehr, dass sie Schritt für Schritt, weil sie die Wahrheit nicht geliebt haben, immer mehr die Lüge zur Wahrheit machen, immer mehr die Lüge glauben und immer mehr verloren werden.
In 2. Thessalonicher 2,10-12 heißt es: „Alle werden gerichtet, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“ Es ist absolut wichtig, dass wir die Wahrheit und die Liebe zur Wahrheit festhalten.
Wenn jemand kommt mit Zeichen und Wundern, wenn wir in eine Zeit der Versuchung kommen, in der vielleicht noch nicht der Mensch der Gesetzlosigkeit, aber einer seiner Vorläufer oder Vorläuferinnen uns mit Lügen zu fangen versucht, dann müssen wir sagen können: Nein, das, was du sagst, stimmt nicht. Ich kenne meine Bibel, und das stimmt einfach nicht. Das werde ich nicht glauben, du bist ein Lügner.
Ich denke, wir müssen das immer öfter auch sagen, gerade dann, wenn theologische Personen auftreten, die Positionen vertreten, die einfach nur falsch sind. Wir müssen uns trauen zu sagen: Das ist Lüge, das stimmt nicht. Wir sind manchmal zu lieb und betreiben eine Art kritischen Dialog, statt einfach zu sagen: Nein, das ist Lüge, das ist falsch. Jetzt dürfen wir uns trauen, wenn wir Überzeugungen haben.
Die Zuversicht trotz Verwirrung
Jetzt haben wir das Problem abgehandelt. Die Leute haben Angst, weil sie denken, die Auferstehung sei schon passiert. Er sagt: „Keine Angst, sie ist noch nicht geschehen.“
Zuvor müssen zwei Dinge passieren: der große Abfall und etwas anderes. Nämlich, dass sich der Mensch der Gesetzlosigkeit in den Tempel Gottes setzt und sagt: „Ich bin Gott.“
Und dann, wenn Jesus kommt, handelt er und dann ist dieser Mensch weg. Derjenige, der die ganze Welt verführt hat, hinter dem der Teufel steht – vielleicht der mächtigste Mensch, der je gelebt hat, eine Ausgeburt an Verschlagenheit und Ungerechtigkeit – der ist plötzlich verschwunden.
Jesus richtet dann sein Reich auf. Das ist der Kern dieses Briefes und der Grund, warum er ihn schreibt. Bevor er in Kapitel drei ein anderes Thema abschließt, fragt man sich: Was meint Paulus wohl? Worüber wird er sprechen?
Genau, „Wir aber sind schuldig, Brüder, allezeit für euch zu danken.“
Dankbarkeit für die Gemeinde
Ihr merkt schon, das nehmt ihr mit, glaube ich: Wir sind dazu berufen, für die Geschwister zu danken. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gesagt habe. Aber fangt einfach damit an. Fangt an, für diejenigen zu danken, die von Gott, vom Herrn erwählt worden sind und die Gott in diese ganz besondere Berufung hineingenommen hat, Kind Gottes zu sein.
Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Geschwister. Das Wort „Brüder“ wird besser mit „Geschwister“ übersetzt, denn die Schwestern gehören voll dazu. Das Wort „Geschwister“ kommt vom Wort „Schwester“. Im Griechischen steht „Brüder“ nicht nur für die männlichen, sondern für Männlein und Weiblein.
Also, wir sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Geschwister, dass Gott euch – und jetzt folge ich mal meiner Fußnote – als Erstlingsfrucht erwählt hat. Sie sind nämlich die Ersten, die in diesem Gebiet zum Glauben gekommen sind, und Gott hat sie als etwas besonders Kostbares angesehen.
Die Frage ist: Wie sind sie erwählt worden? Im doppelten Sinn, nämlich hat euch Gott zur Errettung erwählt. Und jetzt kommt wieder dieses „in“ – das nehmt ihr auch bitte mit. „In“ kann auch immer wieder „durch“ heißen. Wir müssen an dieser Stelle wieder das „in“ als „durch“ verstehen, damit es logischer wird.
Wir sind nämlich erwählt zur Errettung, einerseits durch die Heiligung des Geistes. Das heißt: Ich bin ein Erwählter, weil ich zu denen gehöre, die Gott besonders kostbar sind. Das hat damit zu tun, dass der Geist Gottes mich geheiligt hat. Aber das ist nur die eine Seite.
Die andere Seite ist: und durch den Glauben an die Wahrheit. Wir merken wieder, dass ich hinein in das Reich Gottes komme, weil Gott an mir wirkt und weil ich die Berufung, die Gott durch das Evangelium ausspricht, annehme. Die beiden Dinge gehören zusammen.
Dann bin ich einer, der sagen kann: Ich bin aus der Welt, Gott hat mich ganz besonders lieb, ich bin sein Kind, und ich freue mich darüber. Das kann mir auch keiner mehr wegnehmen. Hatsch! Da kann ich mich wirklich freuen, und wenn ich mich über mich selbst freue, kann ich auch für andere danken.
Du kannst für jeden in deiner Gemeinde danken, von dem du denkst, dass er wirklich gläubig ist. Es gibt schon ab und zu mal jemanden, bei dem man sich noch nicht ganz sicher ist. Dann kann man auch anders beten. Aber wenn du merkst, da ist jemand wirklich mit Gott unterwegs, das ist schön. Es ist einfach nett, das zu sehen. Dann fang doch an, für ihn zu danken.
Also: Gebetsliste ergänzen um Gemeindeliste. Gemeindeliste bei A anfangen und dann einfach durchdanken. Einfach machen.
Paulus freut sich darüber, weil er natürlich auch daran denkt, wie das gekommen ist. Vers 14: Wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium. Er war ja irgendwie auch beteiligt. Das ist ja auch schön, wenn man für Leute dankt, die gut unterwegs sind, und man sagt: Naja, es war ja nicht ganz ohne uns, war ja irgendwie auch ganz schön.
Jetzt merkt ihr auch, warum es sich lohnt, in Geschwister zu investieren. Es lohnt sich auch, wenn man sieht, dass sie weiterwachsen. Das ist schon schön, das muss man ganz nüchtern sagen, das hat schon etwas.
Wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus. Das ist das Ziel. Wir sind dazu berufen, die Herrlichkeit, die Ausstrahlung, den Charakter Jesu zu gewinnen. Wir sind nicht zu weniger berufen.
Es ist nicht so, dass Jesus die Nummer eins ist und das unerreichbare Ideal. Sondern es ist so: Er ist das erreichbare Ideal. Er möchte uns umgestalten in sein Bild. Wir dürfen ihm zutiefst gleich werden. Wir werden nicht Gott werden, aber so sehr wir als Menschen die Herrlichkeit Christi, dieses Gottmenschen, imitieren können und ihm ähnlich werden können, das werden wir auch.
Aufforderung zur Standhaftigkeit und Hoffnung
Vers 15
Also nun, Brüder, steht fest und haltet an den Überlieferungen fest, die ihr gelehrt worden seid – sei es durch Wort oder durch unseren Brief. Wenn jemand kommt und sagt: „Die Auferstehung ist schon geschehen“, dann glaubt ihm nicht. Er selbst aber ist unser Herr Jesus Christus und Gott, unser Vater, der uns geliebt hat und uns in seiner Gnade ewigen Trost und eine gute Hoffnung gegeben hat.
Ich habe euch, glaube ich, vorgestern schon gesagt: In der Antike gab es eigentlich keine Hoffnung. Der durchschnittliche antike Philosoph hatte zum Leben etwa folgende Einstellung: Es ist besser, nicht geboren zu werden. Und wenn du geboren wurdest, ist es besser, schnell zu sterben, weil es keine Hoffnung gibt.
Hoffnung als Idee – „Ich sterbe, und danach geht es überhaupt erst richtig weiter“ – ist etwas, das man in der griechischen Philosophie bis auf ganz wenige Ausnahmen kaum findet. Es gibt immer Ausnahmen, aber so war der Mainstream geprägt von Hoffnungslosigkeit. Der Tod kommt, er verschlingt mich, und irgendwie ist das Ganze sinnlos.
Und jetzt kommen die Christen daher und sprechen von ewigem Trost und guter Hoffnung. Sie sagen, dass ich in eine Welt hineingeboren wurde, die geprägt ist von Schmerz, aber dass Gott mich tröstet, dass er hier auf dieser Welt anfängt. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr das wirklich erlebt, dass ihr Momente echten geistlichen Trostseins kennt und wisst, wie das geht, sich von Gott trösten zu lassen.
Es ist ganz wichtig, dass wir verstanden haben, wie das geht. Denn Trost ist nicht nur das, was wir in der Ewigkeit bekommen, wenn Gott uns die Tränen abwischt. Das wird dort in aller Heftigkeit passieren. Trost ist etwas, das wir hier schon haben. Es ist ein Trost, der von jetzt an bis in alle Ewigkeit unser Leben begleitet.
Wir haben einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung. Wir wissen, dass das Beste überhaupt erst noch kommt. Mit dieser Hoffnung können wir durchs Leben gehen. Die Schattenseiten des Diesseits, die grausamen Momente, können wir nicht vermeiden, aber wir müssen daran nicht verzweifeln. Wir können mitten im Leid wissen, dass es Trost und Hoffnung gibt.
Das mag einen Moment brauchen, bis das wieder in unsere Gedanken kommt. Ich bin nicht der, der sagt: „Wenn es dir richtig schlecht geht, einfach Schwamm drüber und dann so ein bisschen billiger Trost und billige Hoffnung.“ Aber ich bin durchaus einer, der sagt: Es ist da, und da geht es hin.
Wenn du im Moment das nicht spüren kannst und total deprimiert bist, dann lass dich hier herausfordern. Gott, der uns geliebt hat – der Vater, der uns geliebt hat – hat uns in seiner Gnade das gegeben. Das ist ein Geschenk. Es ist ein ganz kostbares Geschenk.
Dieses Geschenk zeigt uns, dass dieses Leben nicht alles ist und dass die Erfahrungen dieses Lebens nicht das letzte Wort haben. Egal wie dieses Leben verläuft, am Ende stehen Trost und Hoffnung. Dinge, die Gott uns ganz persönlich geschenkt hat.
Und weil das so ist, kann Paulus dann in Vers 17 das zweite Kapitel beenden mit den Worten: „Ertröste eure Herzen und befestige sie in jedem guten Werk und Wort.“ Weil ich diese Hoffnung habe, weil ich selbst getröstet werde und weil ich weiß, was kommen wird, kann ich auch die Drangsal und die Verfolgungen annehmen. Sie gehören dazu. Ich sehe das Gesamtbild.
Deswegen kann ich feststehen, in jedem guten Werk und Wort. Deshalb kann ich in dieser Welt einen Unterschied machen und muss nicht verzweifeln. Das ist der Wunsch, den ich für euch habe.
Ich werde heute mal abschließen, und das mache ich mit einem Gebet.
Schlussgebet
Ihr dürft gerne sitzen bleiben.
Vater im Himmel, wir wollen dir danken, dass du der gute, liebende Vater bist, der uns geliebt hat und uns Gnade geschenkt hat – ewigen Trost und gute Hoffnung.
Herr, du möchtest unsere Herzen befestigen. Du möchtest, dass wir das Nichtverlieren, dieses Wohlgefallen an Güte, bewahren. Du möchtest, dass wir Werke des Glaubens tun und immer mehr unsere Berufung ausgestalten. Das Potenzial, das du in uns hineingelegt hast, soll sich für dein Reich erfüllen. Wir wollen mit unseren Talenten wuchern.
Herr, wir bitten dich darum, dass uns das gelingt. Du siehst unsere Schwäche an dieser Stelle. Du siehst, dass wir manchmal einfach zu schnell unterwegs sind und es uns dann schwerfällt, auf dich zu hören und in Ruhe die guten Werke zu tun, die du vorbereitet hast.
Wir bitten dich herzlich, Herr, dass du uns Weisheit schenkst, unser Leben mit diesem Aufblick zu dir zu führen. Dass es gelingt, Herr, ein Leben zu führen, das dich ehrt und verherrlicht – einfach, weil du es wert bist.
Herr Jesus, wir lieben dich. Wir sind hier auf der Erde, weil wir für dich leben wollen. Bitte gib uns dazu Gnade. Amen.