Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 260: Im Haus von Simon dem Pharisäer, Teil 2
Einladung und unerwartetes Verhalten
Wir sind in Lukas Kapitel 7. Jesus ist bei einem Pharisäer zum Essen eingeladen. Eine stadtbekannte Sünderin kommt dazu, berührt Jesus, küsst und salbt seine Füße.
In Lukas 7,36-38 heißt es: „Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war. Als sie erfahren hatte, dass er im Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl. Sie trat von hinten an seine Füße heran, weinte und begann, seine Füße mit Tränen zu benetzen. Dann trocknete sie sie mit den Haaren ihres Hauptes, küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.“
An dieser Stelle ist für Simon, den Pharisäer, alles klar: Jesus kann kein Prophet sein. Ein echter Prophet Gottes würde sich niemals von einer solchen Frau anfassen lassen. Doch weit gefehlt. Das Problem liegt ganz woanders.
Unterschiedliche Reaktionen auf die Frau
Lukas 7,44-46: Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: „Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben. Sie aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben, sie aber hat, seitdem ich hereingekommen bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt.“
Während Simon also gerade das absolute Minimum an Gastfreundschaft praktiziert und diese Frau verachtet, feiert Jesus die Liebe dieser Frau. Wo der Pharisäer nur das tut, was er tun muss, geht diese Frau weit über das hinaus, was man von ihr hätte erwarten können.
Sie hat kein Wasser, aber Tränen. Sie hat kein Tuch, aber ihre Haare. Sie küsst und salbt Jesu Füße.
Das Gleichnis und die Bedeutung der Vergebung
Warum? Die Antwort liegt natürlich in dem Gleichnis, das Jesus zuvor Simon erzählt hatte.
In Lukas 7, Verse 41 und 42 heißt es: Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. Da sie aber nicht zahlen konnten, schenkte er beiden die Schuld. Wer von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?
Die Antwort ist leicht: Wer mehr erlassen bekommt, ist dankbarer.
In Lukas 7, Vers 43 antwortete Simon: „Ich nehme an, derjenige, dem er das meiste geschenkt hat.“ Jesus erwiderte: „Du hast richtig geurteilt.“ Jesus betont damit, dass diese Einschätzung genau stimmt.
Wer mehr vergeben bekommt – darum geht es ja, wenn man das Gleichnis überträgt – liebt mehr. Mein Umgang mit Jesus spiegelt also wider, was in meinem Herzen ist.
Die Verbindung von Vergebung und Liebe
Ich finde diesen Gedanken deshalb so stark, weil wir immer noch beim Oberthema Errettung sind. Dass dem so ist, wird ganz am Ende der Geschichte deutlich, wenn Jesus sagt: Lukas 7,50: „Dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden.“
Welchen Beitrag leistet dieses Ereignis, so wie es berichtet wird, zum Thema Errettung?
Antwort: Diese Frau zeigt, was ganz normal passiert, wenn jemand von Gott Vergebung erfährt. Und was passiert? Ich verliebe mich in Jesus. Mein Herz fließt über voller Dankbarkeit für das, was er für mich getan hat.
Weil mein Herz jubelt, will ich etwas tun, um Jesus meine Liebe zu zeigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Menschen mich verachten oder ob ich am Ende mit zerzausten Haaren, einer leeren Alabasterflasche und Dreck an den Lippen nach Hause gehe.
Lasst uns diesen Punkt bitte gut verstehen. Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Mir geht es nicht darum, dir heute Hingabe zu predigen. Ich will zeigen, was mehr oder weniger von alleine passiert, wenn ich verstanden habe, wie viel mir vergeben wurde.
Meine Sorge ist nämlich die, dass viele Christen sich gar nicht mehr darüber im Klaren sind, wie viel ihnen vergeben wurde. Und ich muss mich selbst auch immer mal wieder fragen, ob mir das noch klar ist.
Also: Wo Gott vergibt, dort wächst die Liebe zu Jesus. Und Liebe ist immer so, dass sie sich verschenkt und den Geliebten feiert – und zwar mit allem, was ich habe.
Kritik an oberflächlichem Christsein
Das ist auch der Grund, warum ich dem Christsein mit angezogener Handbremse skeptisch gegenüberstehe. Die 0815-Version, die sich eher um den Garten, die Kinder, den Urlaub und die Karriere dreht als um Jesus, entspricht nicht meinem Verständnis.
Genauso kritisch sehe ich Christen, die Lobpreismusik brauchen, um etwas für Jesus zu empfinden. Das wäre so, als könnte ich meine Frau nur lieben, wenn ich einen Lionel-Richie-Schmusesong höre.
Dabei ist die schönste Grundlage für meine Liebe immer die Zuneigung des Partners, sein Ja zu mir, das mich begeistert. Im Fall des Herrn Jesus hat dieses Ja zu mir mit Vergebung zu tun. Und genau diese Vergebung hatte die Frau erfahren.
Zeichen der Vergebung in ihrem Verhalten
Lukas Kapitel 7, die Verse 46 und 47:
„Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat mit Salböl meine Füße gesalbt. Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“
Diesen Satz müssen wir gut verstehen. Er ist nicht ganz einfach, weil sich griechische Zeitformen etwas von den deutschen unterscheiden. Diese Unterschiede fallen häufig nicht ins Gewicht, hier aber schon.
Wenn hier steht, „ihre vielen Sünden sind vergeben“, dann beschreibt die Zeitform, dass Gott in der Vergangenheit dieser Frau vergeben hat und dass diese bereits geschehene Vergebung heute für sie eine Realität ist. Der Herr Jesus spricht ja zu Simon und erklärt dem Pharisäer, dass diese Frau bereits Vergebung gefunden hat.
Woran sieht man, dass ihr bereits vergeben wurde? An dem Satz: „Denn sie hat viel geliebt.“ Man sieht es an ihrem Umgang mit Jesus. Sie ist im Gleichnis der Schuldner mit den fünfhundert Denaren.
So wie sie durch ihre viele Liebe beweist, dass ihr vergeben wurde, zeigt derjenige, der wenig liebt, dass ihm auch wenig vergeben wurde. Im Fall von Simon bin ich mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt schon Vergebung erfahren hat. Es sieht jedenfalls für mich nicht danach aus.
Bestätigung der Vergebung und ihre Bedeutung
Und jetzt spricht Jesus zu der Frau. Lukas 7,48: „Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben.“
Wichtig ist, dass dies nicht der Moment ist, in dem die Vergebung geschieht. Die Zeitform zeigt, dass Jesus nur beschreibt, was bereits passiert ist.
Mögen auch alle Menschen diese Frau für eine Sünderin halten – weit gefehlt! In Gottes Augen ist sie gerechtfertigt. Mögen Menschen sie verurteilen, Gott hat ihr vergeben. Mögen Menschen an die Dinge denken, die sie in der Vergangenheit falsch gemacht hat – Gott tut das schon eine Weile nicht mehr.
Rettung durch Glauben
Was hat sie gerettet? Und zwar von ihren Sünden.
In Lukas 7,49-50 heißt es: „Und die, die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? Er sprach aber zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden!“
Also, was rettet sie von ihren Sünden? Es ist ihr Glaube. Wir werden durch Glauben gerettet.
Aber noch einmal: Das ist nicht der Schwerpunkt dieser Geschichte. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darauf, wohin es führt, wenn mir bewusst wird, dass Gott mir durch Glauben tatsächlich meine Sünden vergibt.
Und die einzig vernünftige Antwort darauf ist Liebe. Oder, wie Paulus es ausdrücken würde: Wir sollen unser ganzes Leben als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer unserem Herrn Jesus aus Dankbarkeit zur Verfügung stellen.
Einladung zur Nachfolge und Abschluss
Was könntest du jetzt tun?
Denke darüber nach, was dich an der Frau begeistert, und bitte Gottes Geist, dir Impulse zu geben, wie du ihrem Vorbild folgen kannst.
Das war's für heute.
Eine Idee: Nutze den Podcast als Grundlage für Gespräche im Hauskreis.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lass dich in seinem Frieden leben. Amen.