Zum Inhalt

Gleichwertig und andersartig

Frauen sind anders, Männer auch, Teil 2/6
13.01.2001

I. Verschiedene Ansichten über die Geschlechter

Falsche Vorstellungen vom anderen Geschlecht (Folie: GEO)

Rabbiner des Spätjudentums[1]

Einige Rabbiner brachten der Frau extreme Verachtung entgegen. Glücklich der, dessen Kinder Knaben sind, Unglück über den, dessen Kinder Mädchen sind. Bekannt ist das Gebet, das jeden Morgen von jedem männlichen Juden gesprochen wurde: Gesegnet bist du Gott, dass du mir nicht als Heiden, Sklaven oder als Frau das Leben geschenkt hast. Josephus Flavius sagt treffend für seine Zeit: Das Gesetz sagt: Die Frau ist dem Mann in allen Dingen unterlegen. Wo hatte er wohl dieses Gesetz gefunden?

Griechische Philosophen[2]

Pythagoras (6. Jhdt.v.Chr.) Drei Dinge sind vor allem zu fürchten, das Feuer, das Wasser und eine Frau. Platon (5. Jhdt. v.Chr.) Er bedauert den Mann, der sich im Körper einer Frau reinkarnieren muss. Aristoteles (4.Jhdt. v.Chr.) sind die Frauen unvollkommene Männer und alle Frauen sind ohne Wert. Sie wurden nur zur Bequemlichkeit der Männer geschaffen (Solon). Der römische Staatsmann Cato der Ältere (2.Jhdt. v.Chr.) warnt seine Zeitgenossen: Sobald die Frauen anfangen, euch gleich zu sein, werden sie euch überlegen werden. Im 1. Jhdt. sagte der stoische Philosoph Seneca: Eine Frau und die Unwissenheit sind die zwei grössten Katastrophen in der Welt.

Rückblick letzte Predigt

(Folie: Verlangen nach dem Mann, Herrschaft des Mannes.; Folie: Prinzip der Sünde) Wir orientieren uns aber an der Schöpfungsordnung. Das wollen wir heute tun.

II. Gleichwertige Geschlechter (Gen.1,27)

Was der Schöpfungsbericht eigentlich lehrt, ist folgendes: Als Gott den Menschen (Adam) in seinem eigenen Bild erschuf, erschuf er ihn als Mann und als Frau (1.Mo.1,27). In diesem Bericht geht es nicht um die Frage nach der Reihenfolge, in der die beiden erschaffen wurden, und noch weniger um eine Rangordnung.[3]

Der Mensch wird – so lesen wir es eigentlich im Grundtext, männlich und weiblich geschaffen. Es wird hier kein Unterschied der Wertigkeit gemacht. Das zeigt sich noch deutlicher am Auftrag, den Gott Adam und Eva gegeben hatte. Er richtet sich nämlich nicht nur an Adam, sondern an beide:

Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: »Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.« (Gen 1,28) Die Frau ist von Beginn der Schöpfung mit in diese Verantwortung hinein genommen. Sie ist nicht einfach ein Anhängsel. Die Gleichwertigkeit der Frau streicht auch Paulus ganz deutlich heraus.

Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau ist. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden. (Gal 3,28) Paulus löste sich ganz eindeutig von seinem als Pharisäer gesprochenen Gebet: Gesegnet bist du Gott, dass du mir nicht als Heiden, Sklaven oder als Frau das Leben geschenkt hast. Denn in Christus gibt es da keinen Unterschied. Mann und Frau stehen gleichwertig vor Gott. Das hat auch bis in die Ehe hinein Folgen. So lehrt Paulus für die damalige Zeit Revolutionär: Die Frau verfügt nicht über ihren Körper, sondern der Mann. Ebenso verfügt der Mann nicht über seinen Körper, sondern die Frau.(1.Kor 7,4) Entziehe sich nicht eins dem andern, es sei denn eine Zeitlang, wenn beide es wollen, damit ihr zum Beten Ruhe habt; und dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht, weil ihr euch nicht enthalten könnt.(1.Kor 7,5) Der Mann übt selbst im intimen Bereich der Ehe keine Herrschaft über die Frau aus. Paulus erwartet, dass sie in Übereinstimmung handeln.

III. Gegenseitige Ergänzung (Gen.2,18)

In der Schöpfungsordnung sind Mann und Frau gleichwertig, aber sie sind verschieden.

Die Frau wurde dem Mann zur Seite gestellt, als Hilfe, die ihm entspricht, oder wörtlich: als sein Gegenüber. Nicht wie Luther eher missverständlich übersetzt: die um in sei. Das könnte doch den Eindruck erwecken, als ob die Frau wie ein Anhängsel den Mann umgibt. In Wirklichkeit ist hier von Partnerschaft die Rede. Die Frau bildet das Gegenüber des Mannes. Sie ist Ergänzung und nicht Anhängsel. Der Mann braucht die Frau, so wie die Frau den Mann braucht. Mann und Frau sind sozusagen aufeinander angewiesen. Am deutlichsten wird das bei der Zeugung. Keine Frau kann ohne einen Mann und kein Mann ohne eine Frau Kinder zeugen.

Unterschiedliche Wesen

Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau ist eine Grundgegebenheit des biblischen Menschenbildes.[4] Jeder Mensch ist von Anfang an und ganz entweder Mann oder Frau: deshalb können sie die Erfüllung ihres Lebens auch nicht unter Missachtung von ihrer Geschlechtlichkeit, sondern immer nur als Mann oder als Frau finden, entsprechend ihrer von der Schöpfung her vorgegebenen Struktur und Begabung.[5]

Die Frau als Hilfe

Das mit Hilfe" übersetzte Wort wird, wenn es sich um eine Person handelt, im A.T. nur auf Gott bezogen, mit Ausnahme von 1.Mo.2,18.20. Die Tatsache, dass Eva geschaffen wurde, um eine Hilfe für den Mann zu sein, wird nicht geltend gemacht, um darauf ihre Minderwertigkeit zu gründen, weil man erkannt hat, dass dasselbe Wort auf Gott in seiner Beziehung zu Israel angewandt wird, wenn er seinem Volk zu Hilfe kommt. – während die vier weiteren hebräischen Worte für Hilfe" die Vorstellung einer Unterordnung einschliessen. ... Gott ist unsere Hilfe darin, dass er uns inspiriert, uns Rat gibt, uns gestaltet, indem er unsere Ansichten korrigiert und alle Schattierungen unserer Persönlichkeit weiterentwickelt![6]

IV. Unterschiedliche Stellung

Paulus zieht in Bezug auf das Verhältnis von Mann und Frau, und damit bezieht er sich vorwiegend auf die Ehe, sein Schlussfolgerungen aus dem was über die Schöpfung von Mann und Frau gesagt wird. Denn Korinthern erklärt er, um einem Missverständnis zu begegnen: Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. (Eph 5,23) Der Mann wurde nicht aus der Frau geschaffen, sondern die Frau aus dem Mann. (1.Kor 11,8) Der Mann wurde auch nicht wegen der Frau geschaffen, wohl aber die Frau wegen dem Mann.(1.Kor 11,9) Daraus leitet er ab, dass in dieser Beziehung dem Mann die Hauptverantwortung zukommt, oder um es mit der Lutherübersetzung zu sagen: Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi. (1.Kor 11,3) Das scheint zuerst als Widerspruch zu den anderen Äusserungen des Paulus. Als ob nun die Frau doch wieder nicht direkten Zugang zum Vater hat, als ob sie doch über den Mann in Kontakt mit Gott kommt. Wir müssen aber beachten, dass Paulus hier in der Gemeinde, in einer ganz bestimmten Situation hineinspricht und Ordnung schaffen will. Deshalb betont er dieses Prinzip der Unterordnung. Wir wollen dieses Prinzip nun auch etwas genauer anschauen. Zuerst einmal am Beispiel von Jesus und dem Vater. Folie: Dreinigkeit Genauso soll es in der Beziehung zwischen Mann und Frau sein.

Schluss

Frau und Mann sind völlig Gleichwertig vor Gott. Das wirkt sich bis hin in den Intimsphäre einer Ehe aus. Die Frau ist auch kein Anhängsel für die Mann, sondern sie Partner den der Mann unbedingt nötig hat. Ob verheiratet oder nicht: Männer brauchen Frauen und Frauen brauchen Männer. Auf der anderen Seite lehrt uns die Bibel eine Zuordnung der beiden Geschlechter. Doch ist diese Zuordnung nicht der Freipass für den Mann, die Frau zu unterdrücken, denn damit hat die Zuordnung noch Unterordnung etwas zu tun. Denn der Mann ist aufgerufen, seine Frau so zu lieben, wie Christus die Gemeinde liebt. Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat! Er hat sein Leben für sie gegeben, (Eph 5,25)

Amen

[1] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 47.

[2] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 40.

[3] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 30.

[4] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 31.

[5] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 31.

[6] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 33.