Einführung in das Thema: Jonathan als Vorwärtsprescher
Wir haben heute als Predigtthema Jonathan, den jugendlichen Vorwärtsprescher, aus 1. Samuel 14.
Es begab sich eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sprach: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister, die dort drüben ist.“ Es handelte sich um eine kleine Garnison. Seinem Vater sagte er jedoch nichts davon.
Saul saß am Rande des Gebietes von Gibeah unter dem Granatapfelbaum, der in Mikron steht. Bei ihm waren etwa sechshundert Mann. Das war alles, was Israel gegen die Übermacht der Philister mobilisieren konnte. Die Philister hatten das ganze Land besetzt gehalten. Saul war zum König gesalbt worden, doch er konnte nur eine kleine Streitmacht zusammentrommeln. Das war die gesamte Macht Israels.
An dem engen Weg, den Jonathan hinüberzugehen suchte, lagen zwei Felsklippen – eine diesseits, die andere jenseits. Die eine hieß Botsitz, die andere Senne. Reisende in Israel können diese Stelle heute noch besichtigen. Man sieht ganz deutlich die genaue Stelle. Die Bibel hat diesen Ort historisch exakt beschrieben. Die Felsklippen stehen noch so da und tragen nach wie vor ihre Namen.
Jonathan sprach zu seinem Waffenträger: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister. Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun. Denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“
Sein Waffenträger antwortete: „Tu alles, was in deinem Herzen ist. Geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, so wie dein Herz es will.“
Jonathan sprach weiter: „Wir gehen zu den Männern hinüber und zeigen uns ihnen. Werden sie dann zu uns sagen: ‚Steht still, bis wir zu euch herankommen‘, so wollen wir an unserem Ort stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen. Werden sie aber sagen – was praktisch heißt: ‚Kommt zu uns herauf! Lächerlich, was wollt ihr zwei?‘ – dann wollen wir zu ihnen hinaufsteigen. Dann hat der Herr sie in unsere Hände gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein.“
Der mutige Angriff Jonathans und seine Folgen
Als sie sich nun bei der Wache der Philister zeigten, sprachen die Philister: „Siehe, die Hebräer sind aus den Löchern hervorgekommen, in die sie sich verkrochen hatten.“
Die Männer der Philisterwache riefen Jonathan und seine Waffenträger zu und sagten: „Kommt herauf zu uns, so wollen wir es euch schon lehren.“
Jonathan sprach zu seinem Waffenträger: „Steig mir nach, der Herr hat sie in die Hände Israels gegeben.“
Jonathan kletterte mit Händen und Füßen hinauf. Das war gar kein richtiger Weg, deswegen hatten die Philister auch gar nicht damit gerechnet, dass sie durch diesen Geisterkamin zwischen den Felsen hochsteigen würden.
Jonathan kletterte mit Händen und Füßen hinauf, und sein Waffenträger folgte ihm. Da fielen die Philister vor Jonathan und seinem Waffenträger zu Boden, und sie töteten sie.
So traf der erste Schlag, den Jonathan und sein Waffenträger taten, ungefähr zwanzig Mann, etwa auf einer halben Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt.
Es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Feld. Das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifenden Rotten erschraken, und die Erde erbebte. So geschah ein Gottesschrecken.
Herr, weise du uns durch alles Schreckliche der Welt hin auf dein Geschehen. Amen.
Angst als Realität und Herausforderung in der Gegenwart
Ein bekannter Redner sollte in Schweden Vorträge halten. Zuvor setzte er sich mit den örtlichen Veranstaltern zusammen und fragte sie, welches Thema in diesem Land besonders gut ankomme. In allen Orten kam er nach kurzer Unterhaltung auf dasselbe Thema: Wie werde ich mit meiner Angst fertig?
Daraufhin sagte er: „Ja, das verstehe ich nicht. Ausgerechnet in Schweden, wo seit 150 Jahren kein Krieg mehr war. Dieses Land hat doch die besten sozialen Sicherungen aller Staaten der Welt. Es ist für alle Notfälle vorgesorgt, und die Regierung verfolgt geschickt eine neutralistische Politik.“
Die schwedischen Veranstalter antworteten dem Redner: „Wissen Sie, die Leute haben Angst, dass alles von heute auf morgen zusammenbrechen kann. In meiner letzten Gemeinde haben wir über der Kanzel ein Bibelwort anbringen lassen, als wir die Kirche renovierten. Wir hatten zuvor eine Umfrage gemacht. Ich dachte, die Gemeinde soll doch bestimmen, was sie immer sehen muss.“
„Wir haben viele schöne Bibelworte auf Zetteln geschrieben, und jeder hatte drei Stimmen. Mit überwältigender Mehrheit wurde das Wort gewählt: ‚In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.‘“
Kirchgänger haben Angst. Deshalb freue ich mich so über Jonathan, denn er ist ein Mann, der seine Angst überwindet. Dem wollen wir heute nachgehen: Wie man mit seiner Angst fertig wird.
Angst als Zeichen von Intelligenz und Durchblick
Mein erster Punkt: Man muss immer an der Linie des härtesten Widerstandes bleiben.
Lassen Sie mich noch einmal bei der Angst ansetzen. Es gibt ja Leute, die raten, wenn jemand Angst hat – vielleicht haben Sie es auch schon erlebt –, einem anderen gegenüber zu sagen: „Ach, lass doch deine Angst, sie ist dumm und unnötig.“ Wenn sie so handeln, sind sie unbarmherzig. Es wird sogar makaber, wenn sie das noch mit frommen Worten tun und Bibelsprüche leichtfertig im Munde führen, in der Annahme, einem Menschen so die Angst nehmen zu können.
Denn Angst ist ein Zeichen von Intelligenz, von Durchblick. Das machen doch nur Dumme nicht. Stellen Sie sich einen Schüler vor, der Fünfer und Sechser schreibt und sagt: „Ihr habt keine Angst vorm Durchfallen? Das ist ja dumm.“ Wenn jemand sich nicht um sein Leben sorgt, wenn er nicht weiterdenken kann, dann ist das gefährlich.
Der große schwäbische Philosoph Schelling sagte vor über zweihundert Jahren: Der wahre Grundstoff allen Lebens und Daseins ist das Schreckliche. Und das ist ein Gedanke, der bis in die moderne Philosophie reicht, etwa zu Kierkegaard. Martin Heidegger kann in seiner Existenzphilosophie viel über die Angst sagen. Er beschreibt, dass in der Angst alle Dinge uns entfliehen. Sie sind noch da, aber wir können sie nicht mehr richtig erfassen. Wir kommen uns vor, als ob wir schweben, und unter uns sowie um uns herum ist nur noch das Nichts, das uns bedrängt und umdrängt.
Dann ist doch die Angst eine richtige Schau meines Lebens: Das Nichts umdrängt mich. Das trifft sich mit dem, was ich Ihnen vorher aus Psalm 22 vorgelesen habe, wo David sagt: „Auf mich gehen Sie hinein wie Stiere, mich wollen Sie zerreißen.“ In den Auseinandersetzungen, in denen man in dieser Welt stehen kann – in der Angst um sein Leben, im Kampf mit Krankheit und all dem, was über Menschen kommen kann, wenn Depressionen oder Schwermut einen überfallen.
Was will man denn dann noch tun, wenn man spürt: Ich lebe im Nichts? Hat nicht die Bibel Recht, wenn sie sagt, im Grunde besteht die ganze Welt nur aus Chaos? Und in dieses Chaos hinein hat der lebendige Gott sein Wort gegeben in der Schöpfung, als er gerufen hat: „Es werde!“ Und da es in dieser Welt etwas Sinnerfülltes gibt, ist es das Wunder des Redens Gottes, dort, wo er schafft, wo er etwas macht.
Wenn ich merke, dass die Ordnung Gottes zerstört wird, dann sinke ich wieder zurück in dieses Chaos, das ich genauso in meinem Leben, in mir selbst dauernd spüre – ein Druck, der mich zusammendrücken will. Dieses Nichts spürt man ja nicht nur, wenn man selbst durch die Todesstunde hindurchgeht. Man spürt es schon, wenn einem plötzlich treue Freunde verraten, die einen genau kennen und die Schwächen von einem selbst genau wissen. Und dann denken sie: „Jetzt kommt die Angst, erzählt er das weiter, stellt er mich bloß!“
Wo stehe ich dann noch? Wo habe ich etwas, woran ich mich halten kann? Was kann man denn machen in der Angst? Wenn Heidegger sagt, alles geht vor uns weg, alles Seiende versinkt, dann versucht man eben doch, irgendetwas zu halten.
Die Kinder haben gar nicht so Unrecht, wenn sie nachts durch den dunklen Wald gehen und vor sich hin pfeifen oder singen, damit wenigstens in dem Nichts etwas ist – wenn es nur ihr eigenes Lärmen, Singen oder Pfeifen ist.
Wie machen wir es, wenn wir zu Hause sitzen und am Telefon auf eine Nachricht warten? Ein Familienmitglied wurde operiert, und wir wollen wissen, wie es ausgegangen ist. Oder man wartet auf den Befund einer Untersuchung – positiv oder negativ. Dann sitzt man zusammen und redet Belangloses, um in dieses Nichts wenigstens seine eigenen Worte zu stellen. Damit wenigstens etwas da ist, um diese furchtbare Leere zu füllen.
Unsere Kranken sagen uns das immer wieder: In der Angst kommt dieses Nichts heraus, die Zeit wird so lang, die Nacht so lang. Alles ist doch noch da: der Nachttisch, das Bett. Doch man sagt: „Ich bin ganz allein, es ist nichts mehr da.“ In der Angst wird alles so leer.
Der Umgang mit Angst und Gottes Führung
Und in dieser Angst greift man zu Notlösungen. Im vorherigen Kapitel wird erzählt, dass der König Israels, Saul, vor den Philistern große Angst bekam. Er trägt die Verantwortung für das Volk Israel. Er weiß, dass er jetzt in die Schlacht ziehen muss, doch Samuel fehlt ihm. Er weiß nicht, was er tun soll.
Diese ganze Anspannung und Angst hält er nicht mehr aus. Das Warten zermürbt ihn, und obwohl er sechs Tage lang Geduld hat, gehen ihm schließlich, wie man sagt, die Nerven durch. Er meint, er müsse jetzt handeln. Entschlossen handelt er, doch dadurch wird deutlich, dass Gott ihn fallen lässt. Es ist eine furchtbare Geschichte, die von Saul erzählt wird: Er fällt ins Nichts, weil er aus der Hand Gottes fällt.
Ich denke in meinem Leben oft darüber nach, dass man in der Angst häufig Kurzschlussreaktionen zeigt. Man meint, man müsse jetzt unbedingt eine Lösung finden, irgendwo muss es doch weitergehen, bevor man genau weiß, was der Weg Gottes ist. Das sind Gedanken, die lange Zeit in einem liegen und sagen: Ich weiß nicht, wohin Gott mit mir will, aber jetzt muss ich eine Antwort finden. Es ist ihnen plötzlich ganz gleich, ob diese Antwort von Gott kommt oder ob sie sich die Lösung selbst geben.
Da war Jonathan ein anderer Mann. Er lebt an der Linie des härtesten Widerstandes. Er will nicht aus der Angst heraus und sagt: Ich muss diesen Zustand der Angst schnell beenden. Stattdessen geht er sogar auf die Angst zu. Das ist das Unerwartete.
Jonathan versucht nicht, mit großen militärischen Kunststücken die Philister zu besiegen. Er sagt: Wenn Gott mit uns ist, dann kann ich auf dieses Nichts zugehen, das vor mir liegt, in dieses Nichts, in dem die Philister uns völlig umbringen und vernichten könnten.
In dieser trostlosen Situation sagt er nicht: Ich möchte möglichst schnell eine kurzfristige Lösung, einen Kompromiss oder einen Waffenstillstand, irgendetwas, um wieder in Frieden zu leben. Stattdessen geht er auf diese ausweglose Lage zu. Er nimmt seinen Waffenträger mit und sagt: Komm, wir stellen uns einem Philister, auch wenn wir nur zu zweit sind.
Das ist Glauben – in der Angst auf sie zugehen.
Sie können in ihrem Glauben jetzt nur ihr eigenes Sterben einmal bewältigen, vor dem sie Angst haben, mit ihrem Herrn Jesus. Sie können nur einmal ihre Situation als Kranker bewältigen. Die Spannungen, in die sie hineingestellt sind, sind der Weg, den sie gehen können – der Weg des Glaubens an der Linie des härtesten Widerstandes.
Ich spüre, ich falle ins Nichts. Aber mein Herr Jesus ging diesen Weg in das Nichts hinein. Er ging dort hinein, wo ihn die Menschen verlassen und verraten haben, wo sie ihn zum Tod verurteilten, wo sie schrien: „Kreuzige ihn!“ im Hass. Und er konnte diesen Weg bis ans Kreuz gehen. „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ – diesen Weg entlang des Nichts.
Gerade darin hat er das gefunden, was hält. Gott lebt, sein Name gibt Leben und Stärke. Er heißt die Sonne und der Schild seines Volkes. Das kann man nicht in herrlichen Tagen erleben, sondern nur in Tagen der Angst – wenn man bis zum letzten Atemzug durchhält.
Wer glaubt, der flieht nicht. Ihm wird wohlgehen. Die Furcht und Gefahr weichen vor ihm zurück. Noch ehe die Trägen, die Müden, die Langsamen den Gegner sehen, hält er schon den Sieg in der Hand – immer an der Linie des härtesten Widerstandes.
Der Glaube bedeutet nicht, dass man auf Menschen zugeht und sagt: „Keine Angst, leg’s weg!“ Nein, steh deine Angst einmal durch – im Glauben mit deinem Herrn!
Große Erwartungen an Gottes Hilfe wagen
Noch ein zweites: Wenn schon, dann wollen wir Großes erwarten. Wie Jonathan und sein Waffenträger, die durch den Bach klettern und dann da drüben zwischen diesen beiden Felsen hochsteigen – da muss ihm sehr bang gewesen sein.
Sie haben sich ein Zeichen ausgemacht, und das darf man sogar mit Gott tun. Ich glaube, dass sie es im Gebet gemacht haben: Herr, du musst uns äußerlich durch ein äußeres Merkmal zeigen, was dein Wille ist.
Was mich überrascht, ist, dass sie sogar so kühn sind und Großes erwarten. Jonathan sagt dieses schöne Wort, das man sich aufschreiben, auf den Schreibtisch stellen oder irgendwo in der Küche aufhängen sollte: Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.
Daraus zieht er eine ganz interessante Folgerung: Wenn es dem Herrn nicht schwer ist, durch viel oder wenig zu helfen, dann möchte ich viel haben. Ich möchte nicht wenig haben. Wenn er Kleines und Großes tun kann, dann will ich das Große von ihm haben. Ich will einen großen Sieg bei ihm haben.
Vielleicht sind Sie erschreckt, weil es hier um ein Kriegsgeschehen geht. Im Leben gibt es Spannungen, die wir nur Gott anvertrauen dürfen. Es gibt Belastungen und Bedrückungen, und wir sagen: Herr, du musst uns irgendwie die Tür öffnen. Wir sehen keinen Ausweg mehr, wie Jonathan. Da war das Volk Israel, das nicht mehr leben konnte, obwohl Gott ihnen dieses Land gegeben hatte. Er stellt das in die Hand seines Gottes: Herr, Großes will ich von dir haben.
Jonathan hat so einen Eindruck gemacht, dass selbst er jetzt an der Grenze steht, an der das Nichts kommt. Wo er im Grunde sagen muss: Es ist doch unsinnig, mein Waffenträger und ich gegen die Philister. Dann sagt der Herr: Wenn deine Siege kommen, dann wird es ganz groß werden.
Ahnen Sie etwas? Das heißt Glauben.
Da ist später der Apostel Paulus unterwegs, der einzige Apostel, der das Evangelium in die Heidenwelt hinausträgt. Dann sperren sie ihn ins Gefängnis ein. Er liegt in so einer muffigen Zelle, die Wärter spielen mit ihm und schikanieren ihn. Endlich bekommt er einen Brief. Wie freut er sich, als er einen Brief aus der Gemeinde Korinth aufreißt!
Dann liest er darin, dass in der Gemeinde Korinth drunter und drüber geht: Streit, Unzucht, alles ist durcheinander, Sektierer sind eingedrungen. Da hätte ich gesagt: Jetzt ist der Augenblick, aufzuhören. Das ist ein Zeichen, dass man nicht mehr weitermachen soll.
Aber Paulus sagt: Jetzt merke ich, dass ich mit dem Gott rechnen kann, der Tote lebendig macht. Jetzt rechne ich mit dem Gott, der seine Wunder tut. An der Linie des härtesten Widerstandes ist jetzt etwas aufgebrochen.
Wir haben doch eine ganz falsche Denkweise, wenn wir immer meinen, Gott baue seine Gemeinde, indem die Kirche immer voller und größer wird. Es kann auch mal so sein, dass Gott seine Gemeinde baut, indem alle weglaufen. Und das in dem Augenblick, in dem keiner mehr denkt, plötzlich schlichte Menschen in ihrer ganzen Einfachheit anfangen, Gott beim Wort zu nehmen und mit ihm zu rechnen. Dass er Tote lebendig macht, dass er seine Wunder tut, dass er Menschen zu sich führt.
Mir ist das oft so bewegend, wo lebendige Jugendarbeit ist. Wie oft ist sie entstanden? Nicht dadurch, dass man Menschen nach dem Mund geredet hat, sondern durch Leute, die wie Jonathan mit Gott gerechnet haben und Großes von ihm erbeten haben. In einem Augenblick, in dem gar nichts zu erwarten war, dass irgendjemand nun hier wirklich die Stimme Gottes vernimmt.
Wenn heute Abend diese Evangelisation in der Leonhardskirche beginnt, dann habe ich nur die Sorge, ob wir eigentlich meinen, eine solche Evangelisation sei eine nette Vortragsveranstaltung. Oder ob es uns heute Abend darum geht, auch in unserer Vorbereitung, in unserer Haltung: Wir wollen einbrechen in die Welt der Menschen, die Gott hassen, die Gott gar nicht mehr finden können, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen, die keinen Frieden haben. Und denen wir durch solche Abende einmal Ihnen und dem lebendigen Herrn Jesus die Gelegenheit geben, dass er seine Siege macht.
Wenn eine Evangelisation nicht ein Vorstoß in die Welt des Unglaubens ist, dann ist sie nichts weiter als eine recht kostspielig aufgezogene Gemeindeveranstaltung oder ein Gottesdienst. Es geht doch darum, dass glaubende Menschen einbrechen in die Welt des Unglaubens.
Wenn schon, dann wollen wir Großes erwarten – gerade dort, wo sie hineingestellt sind, wo sie an dieser Linie des Widerstandes leben, wo sie in Angst sind. Da dürfen sie im Namen Gottes Großes erwarten.
Nur ein Letztes.
Nur Vorwärtsprescher erleben Wunder
Nur Vorwärtsprescher erleben Wunder, nur Vorwärtsprescher erleben Wunder.
Manchmal könnte man meinen, es sei ein besonderes Zeichen des Glaubens, wenn man alles hinnimmt und sagt: „Nun, Gott hat es zugelassen.“ So könnte Jonathan sagen: „Nun hat er die Philister zugelassen.“ Doch nur Vorwärtsprescher erleben Wunder Gottes.
Jesus hat uns in die Welt gesandt, so wie er seine Christen sendet, damit sie Zeugen seiner Gerechtigkeit sind. Sie sollen Boden seines Friedens bereiten und sein Reich in dieser Welt aufrichten. Wir sind dazu berufen, gegen Lüge und Unwahrheit zu kämpfen, seinen Frieden weiterzugeben und Menschen diesen Frieden Jesu zu bezeugen. Besonders Menschen, die in Angst leben oder in der Macht der Finsternis stehen, sollen wir ermutigen, dass sie frei werden können.
Dazu sendet er uns. Und das erleben nur jene, die sich aufmachen und sagen: „Ich kann das nicht. Woher soll ich es auch können?“ Was hat denn Jonathan durch besondere Gaben, Begabung oder Macht erreicht? Es ist doch eine Sache des Glaubens, was ich mit meinem Leben bewirken darf.
So hat Jonathan es verstanden und gewagt. Und dann hat er erlebt, dass nicht durch seine eigene Macht die Philister geschlagen wurden, sondern durch einen Gottesschrecken, wie es heißt. Es geschah ein Gottesschrecken, die Erde erbebte.
Die ganzen Siege des Alten Testaments sind keine gewöhnlichen Schlachtgeschichten von Menschen. Es sind immer Geschichten, in denen Gott seine Wunder tut. Selbst wenn man die Geschichte von David und Goliath liest, ist dort nicht von einem menschlichen Ringen die Rede, sondern davon, dass Gott auf seine Weise die nötigen Lösungen bringt.
Nur Vorwärtsprescher erleben Wunder. Wagen Sie es doch!
Beispiel aus der Geschichte: Paul Fleming und seine Glaubensreise
Ich möchte Ihnen zum Schluss noch ein Beispiel erzählen, damit Sie erkennen, wie sich der Glaube bis in unsere Berufswelt hinein nachvollziehen lässt.
Im Jahr 1733 war ein Arzt in Kiel in Holstein tätig. Der holsteinische Herzog rüstete eine Gesandtschaft mit hundert Personen aus, die zum russischen Zaren reisen sollte. Der Zar war Schwager des holsteinischen Herzogs Friedrich III. Von dort aus sollte die Reise weiter nach Persien gehen. Ziel war es, den Handelsweg auszukundschaften, den der ostindische Seitenhandel nehmen wollte. Dieser sollte ursprünglich über Holstein geleitet werden.
Der junge Arzt wurde vom Herzog aufgefordert, mitzugehen. Er ahnte, was diese Reise bedeuten würde, und stellte dieses Wagnis einer wirtschaftlichen Reise, die er als Gesandter seines Herzogs unternahm, in seinen Glauben. Er vertraute darauf, dass Gott diesen Teil seines Lebens bewahren würde.
Es war eine furchtbare Reise, die, soweit ich weiß, vier Jahre dauerte. Sie begann mit einem großen Unglück in der Ostsee, wo sie fast im finnischen Meerbusen ertranken. Danach folgten große Nöte auf dem Weg durch Mittelasien, bis sie schließlich in Persien ankamen. Im Kaspischen Meer ging ihr Schiff erneut unter. Sie wurden von Räuberhorden überfallen, und zum Schluss gerieten die Gesandtschaften der Inder und ihre eigene Gesandtschaft in einen Streit, bei dem einige zu Tode kamen.
In dieser Situation muss man sich fragen, wie dieser Paul Fleming, der wahre, diesen Lebensweg gewagt hat. Wenn wir nun im Anschluss an die Predigt nur ein paar Verse aus einem Lied von Paul Fleming singen, dann ahnen wir, was Menschen, die vorwärtsgehen, in dieser Welt wagen: Sie reden mit Gott darüber. Sie sagen: Herr, mein Leben, meine Aufgaben, mein Beruf – ich möchte sie vor dich stellen und unter deinen Schutz stellen.
Jesus sagt: In dieser Welt habt ihr Angst, aber seid mutig; ich habe diese Welt überwunden. Es kann Mächte geben, die uns bedrängen. Dass wir Angst haben, ist nur gut, denn so werden wir nicht oberflächlich, sondern sehen die Gefahren. Aber dann können wir auf sie zugehen, weil wir einen Herrn haben, der diese Welt überwunden hat, der stärker ist als die Abgründe und in dessen Hand wir stehen.
Es ist wichtig, dass wir ganz bei ihm sind, nicht nur fromme Sprüche aufsagen, sondern mutige Menschen werden, die trotz der Angst weitergehen. Gehorsam dorthin, wo er uns sendet, und dabei große Wunder erleben – Aufbrüche und Siege Gottes.
Amen.