Die beeindruckende Geburt der Urgemeinde
So eine Predigt möchte ich auch gerne einmal halten: eine Botschaft, und 3000 Menschen kommen zum Glauben. Leider hatte ich bisher noch nie die Gelegenheit, zu so vielen Menschen zu sprechen. Es ist einfach nicht möglich.
Stellt euch diese Bewegung vor, die damals in Gang kam: 3000 Menschen wurden Christen. Sie haben ja gehört, was da alles in Bewegung gesetzt wurde. Täglich trafen sie sich – nicht nur am Sonntag. Täglich gingen sie ein und aus, waren beieinander, gingen zum Tempel. Ich weiß nicht genau, was sie gearbeitet haben, aber offenbar war es damals möglich, sich täglich zu treffen.
Heutzutage ist es manchmal schon schwierig, uns zweimal in der Woche zu treffen. Aber damals ging man ständig hin und her. Manchmal staune ich, wie viele Christen von uns immer wieder betonen, wie wunderbar die Urgemeinde gelebt hat, aber dann nicht bereit sind, zwei Abende oder wenigstens einen Abend pro Woche für Gemeinde und Gemeinschaft zu investieren. Ist euch das auch schon aufgefallen?
Man spricht oft von der Urgemeinde und wie großartig sie war. Dann sagt man: „Kommen wir doch mehr zusammen!“ Und die Antwort ist oft: „Nein, ich habe keine Zeit, ich habe da und da noch etwas.“ Die Urgemeinde ist immer so ein Begriff, der fasziniert. Aber man muss auch weiterdenken, was das wirklich bedeutet und wie die Gemeinde damals tatsächlich gelebt hat.
Ich sage nicht, dass die Gemeinde heute genauso leben kann. Wir leben in einer anderen Welt. Aber stellt euch das einmal vor: 3000 Menschen kommen zum Glauben an Jesus Christus. Das war der Anfang, die Geburt der Gemeinde Jesu.
Nachdem der Heilige Geist ausgegossen wurde und Menschen den Heiligen Geist empfingen, war das ein absoluter Wechsel. Bis dahin hatten nur Könige den Heiligen Geist. Für bestimmte Aufgaben waren sie besonders mit dem Heiligen Geist ausgerüstet. Aber seit Pfingsten ist jeder, der an Jesus glaubt, ein Tempel Gottes des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist lebt in jedem wiedergeborenen Christen. Sind wir uns dessen bewusst? Deshalb sagt Paulus: „Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid?“ Deshalb ist der Vorhang im Tempel gerissen, als Jesus starb. Dort, wo für ganz Israel die besondere Präsenz Gottes im Tempel in Jerusalem demonstriert wurde, ist der Vorhang des Allerheiligsten zerrissen.
Das bedeutet, dass sich das Allerheiligste nun in jeden Menschen verlegt hat, der an Jesus glaubt. Wenn wir uns dessen bewusst sind, kann unser Leben eine neue Dimension bekommen – nicht, dass es sie nicht schon hat, aber wir nehmen wieder wahr, was Gott in uns hineingelegt hat.
Die Kraft des Heiligen Geistes und die weltweite Mission
Und nun entfaltet sich eine großartige Missionsarbeit. Was Jesus den Jüngern vorher sagte, wird wirklich erfüllt. Er sagte: „Wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden.“ Diese Kraft wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein – in Jerusalem, in ganz Judea und Samaria und überall sonst in der Welt.
Selbst in den entferntesten Gegenden der Erde, sogar in Zürich. Dass wir hier in Zürich heute Morgen zusammen sitzen, um Gott anzubeten und auf ihn zu hören, ist das Werk des Heiligen Geistes in der Menschheitsgeschichte. Wir sind die, die in den entferntesten Gegenden wohnen. Vielleicht haben wir vergessen, dass der Ursprung des christlichen Glaubens nicht in unserer Welt liegt, sondern im Nahen Osten, in einer ganz anderen Kultur.
Manchmal meinen wir, wir seien das christliche Volk und von uns komme der christliche Glaube. Nein, er ist zu uns gekommen. Wir gehören zu den entferntesten Gegenden.
Der Aufbruch war atemberaubend. Allein nach der Pfingstpredigt wurden 3000 Menschen gerettet. Und täglich tat Gott weitere Menschen dazu. Als Petrus und Johannes zum Tempel hinaufgingen, heilten sie auf dem Weg dorthin einen Bettler. Das Volk folgte ihnen in die Halle Salomons im Tempel, und Petrus sprach dort nochmals zu der Menschenmenge.
Auch diese Predigt war ein Riesenerfolg, denn nun stieg die Zahl der Gläubigen auf 5000. Wir kämen also fast in Panik, wenn das bei uns so schnell ginge. Wir wüssten gar nicht mehr, wohin wir sollen. 5000 – ein beeindruckender Erfolg!
Aber dieser Erfolg passte der religiösen Führung Israels nicht. Sie dachten sich: „Wenn wir diesen Jesus einmal beseitigt haben, haben wir Ruhe von dieser Bewegung. Dann ist ihr Führer weg.“ Aber weit gefehlt! Sie wussten nicht, dass der Heilige Geist kommt, dass die Kraft des Heiligen Geistes Menschen mobil macht. Wir staunen darüber, wozu Menschen durch die Kraft des Heiligen Geistes fähig sind.
Widerstand und erste Verfolgung der Apostel
Einige Priester, der Kommandant der Tempelwache und einige Sadduzäer standen dabei, hörten der Botschaft des Petrus zu und ärgerten sich darüber. Sie waren voller Zorn, weil die Apostel es wagten, vor dem Volk als Lehrer aufzutreten und die Auferstehung Jesu zu bezeugen. Damit verkündeten sie, dass die Toten auferstehen würden – das war den Sadduzäern ein Dorn im Auge.
Sie nahmen die beiden fest. Was haben sie gefangen genommen? Da es bereits Abend war, steckten sie sie ins Gefängnis, um am nächsten Tag gegen sie zu verhandeln. Das war die erste Gefangennahme nach Pfingsten.
Am folgenden Tag standen Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat, dem Gremium, vor dem auch Jesus stand. Sie mussten sich rechtfertigen. Der Druck des Volkes auf diese Führerschaft war sehr groß, denn die Menschen hatten gesehen, wie ein Mann, der seit seiner Geburt gelähmt war und 40 Jahre alt, von einem Moment auf den anderen gesund geworden war. Sie konnten deshalb kaum gegen die Apostel vorgehen.
Das Volk übte einen enormen Druck aus – das war eine große Belastung für die Führer. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Apostel zu bedrohen und einzuschüchtern. Sie untersagten ihnen mit Nachdruck, jemals wieder öffentlich über Jesus zu sprechen oder unter Berufung auf seinen Namen als Lehrer aufzutreten. Jesus sollte aus ihrem Wortschatz gestrichen werden.
Doch was machten Petrus und Johannes? Ihre Antwort war kühn. Man muss sich den Druck vorstellen, den diese Menschen auf die beiden ausübten. Trotzdem sagten sie: Es ist unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.
Dabei äußerten sie nicht nur den Willen, weiterhin von Jesus zu sprechen. Sie erklärten, dass sie es nicht aufhören könnten, von dem zu reden, was sie erlebt hatten. Sie sprachen nicht viel, sondern sagten lediglich, was sie vorhatten.
Gemeinsames Gebet und die Kraft des Heiligen Geistes
Nun machen wir einen kleinen Schritt weiter vom Pfingsten weg ins Kapitel vier der Apostelgeschichte. Dieses Kapitel möchten wir uns gemeinsam ansehen. Es beschreibt die Zeit, als Petrus und Johannes nach ihrer Gefangennahme wieder zur Gemeinde zurückkamen.
Sobald Petrus und Johannes wieder auf freiem Fuß waren, gingen sie zu den Mitchristen und berichteten ihnen, was die führenden Priester und die Ratsältesten zu ihnen gesagt hatten. Sie hatten ihnen verboten, weiter von Jesus zu erzählen, sonst würden sie Nachteile erleiden.
Die Reaktion der Versammelten auf diese Nachricht war, dass sich alle gemeinsam und einmütig an Gott wandten. Mit lauter Stimme beteten sie:
„Du großer Herrscher, du bist es, der Himmel und Erde und das Meer geschaffen hat. Das ganze Universum und alles, was darin ist, hast du gemacht. Du bist es auch, der durch unseren Vater David einen Diener geredet hat, als dieser vom Heiligen Geist geleitet sagte:
Was soll das Aufbegehren der Nationen? Was bringt es den Völkern, nutzlose Pläne zu schmieden?
Die Könige dieser Welt haben sich zum Angriff bereitgemacht, und die Machthaber haben sich miteinander verbündet zum Kampf gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten.
Und so ist es tatsächlich gekommen hier in dieser Stadt. Haben sich Herodes, Pontius Pilatus zusammen mit den heidnischen Nationen und den Stämmen Israels gegen deinen heiligen Diener Jesus verbündet, den du gesalbt hast?
Doch indem sie so vorgingen, ist genau das eingetreten, was du in deiner Macht vorherbestimmt hast und was nach deinem Plan geschehen sollte.
Höre nun, Herr, wie sie uns drohen, und hilf uns, als deinen Dienern furchtlos und unerschrocken deine Botschaft zu verkünden. Erweise deine Macht und lass durch den Namen deines heiligen Dieners Jesus Kranke geheilt werden und Wunder und außergewöhnliche Dinge geschehen.“
Nachdem sie auf diese Weise gebetet hatten, bebte die Erde an dem Ort, an dem sie versammelt waren. Sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten die Botschaft Gottes weiterhin frei und unerschrocken.
(Apostelgeschichte 4,22-31)Die Gemeinde in der Enge: Bedrängnis und Reaktion
Die Kraft des Heiligen Geistes – so habe ich diesen Abschnitt überschrieben.
Zuerst sehen wir, wie die Gemeinde in die Enge getrieben wird, dann folgt der innere Aufbruch, und danach der äußere Aufbruch. Freigelassen eilten Petrus und Johannes zu den anderen Christen. Sie wussten ja, wo sie sich versammelten und beteten. Sie berichteten, was die Hohenpriester von ihnen verlangten, nämlich dass sie nichts mehr von Jesus sprechen sollten, nichts mehr in seinem Namen sagen durften. Bestimmt erschraken diese Christen über diese neue Entwicklung.
Vorher hatten wir noch gehört, wie es gesagt wurde, dass sie hoch geachtet von den Menschen waren. Und plötzlich hat sich das geändert. Plötzlich sollten sie nicht mehr davon sprechen, nichts mehr sagen. Dass dem einen oder anderen so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend oder wo auch immer bei jedem einzelnen aufkommen mag, ist verständlich. Jeder hat seine eigenen Orte, an denen solche mulmigen Gefühle entstehen.
Ich denke, da ist etwas in Gang gekommen bei diesen Christen. Man wollte sie mundtot machen. Sie sollten nicht mehr von dem erzählen, was ihnen am Herzen lag. Sie sollten den Auftrag, den ihnen Jesus gegeben hatte, nicht mehr erfüllen können. Sie wurden richtig in die Enge getrieben. Sie standen sozusagen mit dem Rücken zur Wand. Was sollten sie tun?
Aber das kennen wir doch auch. Obwohl wir in einem sogenannten christlichen Land leben, will man nicht, dass wir zu viel von Jesus sprechen. Ist es euch auch schon aufgefallen? Nicht zu viel von Jesus. Die stille Übereinkunft heißt: Du kannst mit mir über alles sprechen, über Gott und die Welt, aber bitte sage nicht, dass Jesus der einzige Weg zum ewigen Leben ist. Das bitte nicht.
Christlicher Glaube und über Jesus zu sprechen ist out, über Religionen zu sprechen ist in. Islam und Buddhismus sind viel attraktiver als der christliche Glaube im christlichen Abendland. Mir gehört man besser zu, wenn ich über Buddhismus spreche, als über Christus.
Und am ökumenischen Kirchentag war der hochgefeierte Mann der Dalai Lama, dem die Menschen zujubelten. Und diejenigen, die für die Wahrheit eingetreten sind, auch ganz konkret für ethische Werte, die hat man vom Gegentag den Stand geschlossen und weggeschickt.
In unserer Welt, in unserem Kulturkreis, in dem wir leben, können wir über alles sprechen, über alle Religionen, auch über den christlichen Glauben – aber nur nicht, dass Jesus der wahre Retter und Erlöser ist. Und wir lassen uns dadurch manchmal mundtot machen. Ich auf jeden Fall, obwohl wir alle Freiheiten haben, zu sagen, was wir glauben und was wir hoffen. Mancher von uns leidet unter dieser Sprachlosigkeit.
Aber was sollen wir angesichts unserer Not tun? Denn ob wir durch Androhung von Gefängnis und Strafen schweigen oder ob wir schweigen, weil wir einfach nicht in dieses Konzept und diese Denkweise passen – es passt eben nicht, wenn man sagt: Buddhismus mag ja recht sein, aber der richtige Weg ist der Weg mit Jesus. Das passt einfach nicht.
Da katapultieren wir uns aus dieser Gesellschaft heraus. Wer will das schon? Es ist nicht einfach. Wenn wir sagen, es ist kein Problem in unserer freiheitlichen Welt, dann hast du das vielleicht noch gar nicht versucht. Deshalb ist es kein Problem.
Aber wenn du dir mal Gedanken machst, wie du das Evangelium weiterverbreiten kannst, dann wirst du merken, dass das ein Problem ist. Und dann wirst du merken, dass du mit derselben Not zu kämpfen hast wie diese ersten Christen – einfach mit anderen Vorzeichen, aber eigentlich genau dasselbe: Man will uns immer mundtot machen.
Der innere Aufbruch der Gemeinde: Fünf Schritte des Gebets
Und nun: Was unternimmt die Gemeinde? Wie reagiert sie darauf?
Zuerst erleben wir einen inneren Aufbruch, der aus fünf Schritten besteht.
Der erste Schritt ist, dass sie sich Gott zuwenden.
Schritt 1: Die Gemeinde wendet sich Gott zu
Die Gemeinde
Denkt jetzt nicht: „Ah ja, wisst ihr, jetzt haben sich doch schon 5000 Menschen bekehrt. Wenn wir die zusammenholen, können wir einen Gegendruck machen. Dann gehen wir mit diesen 5000 zum Tempel, und sie sehen, welche Größe wir haben. Dann machen wir so eine Gegeneinschüchterungsaktion.“ Oder: „Wir können eine Konferenz machen und sehen, was wir jetzt tun können.“ Nichts von alledem.
Wisst ihr, wir sind manchmal stark in der Versuchung, wenn wir mit dem Rücken an der Wand stehen, unser ganzes Machtpotenzial zu mobilisieren. Wir denken daran, Menschen zusammenzubringen und zu zeigen: „Wir sind gar nicht so kleine Mäuschen, wie er meint.“ Aber dass wir nicht so kleine Mäuschen sind, wie sie meinen, das werden sie dann in der Herrlichkeit sehen, wenn Jesus kommt. Das ist noch früh genug. Warum müssen sie es früher wissen?
Sie machen keine solchen Aktionen. Sie schmieden keine Pläne, wie sie ihr menschliches Machtpotenzial ausschöpfen könnten. Stattdessen setzen sie ihr ganzes Vertrauen in Gott und beten. Und sie tun das einmütig, sie sind sich einig in dem, was sie erbitten.
Das ist der erste und elementarste Schritt hier – bei jedem Problem, das wir übrigens in unserem Leben haben. Zuerst wende ich mich an Gott. Ich suche bei ihm Zuflucht. Das klingt vielleicht ganz schlicht und einfach, aber wir müssen einmal sehen, wie wir oft reagieren, wenn wir auf ein Problem stoßen.
Oft rennen wir von einem Ort zum anderen und kommen dann vielleicht auf die Idee: „Oh, jetzt könnte ich es ja mal Gott sagen.“ Und ich sage das immer wieder – vielleicht hören das diejenigen, die mich schon lange predigen, immer wieder, aber ich sage es trotzdem immer wieder: Auch wenn ihr vom Stuhl fallt, das Erste ist, zu Gott zu kommen.
Ich will es nochmals mit einem kleinen Beispiel verdeutlichen: Wenn Sie jemanden gut kennen, dann sehen Sie vielleicht, dass es dieser Person nicht gut geht. Frauen sehen das besser als Männer. Männer bemerken es meistens nicht, aber Frauen sehen es besser. Bei den eigenen Kindern sieht man es auch: Irgendetwas stimmt nicht.
Jetzt kann man sagen: „Ja, Gott kennt ja unser Herz, und er weiß eh, wie es uns geht. Was soll ich ihm das noch sagen?“ Aber überlegen Sie mal, was das für einen Unterschied für Sie macht, wenn Sie sehen, dass es jemandem schlecht geht.
Der Unterschied ist, ob die Person Ihnen nichts sagt oder ob sie zu Ihnen kommt und sagt: „Du, ich muss dir mal was erzählen. Ich habe das und das erlebt, und jetzt bin ich wie am Boden zerstört.“ Merken Sie den Unterschied? Derjenige, der angesprochen wird, merkt, dass der andere jetzt etwas von ihm erwartet: eine Hilfe, einen Trost. Er merkt, dass Hilfe gesucht wird.
Wenn wir meinen, Gott wüsste immer alles und wir müssten gar nicht zu ihm kommen, dann haben wir die Bibel nicht verstanden. Wenn es heißt: „Alle eure Sorgen werft auf ihn“, dann bedeutet das, dass wir ihm das sagen und erzählen.
Wenn mir Leute Dinge in der Seelsorge erzählen – was auch sehr wichtig ist – frage ich meistens auch noch: „Und hast du das auch Gott schon so erzählt?“ Wenn sie es Gott nicht erzählt haben, bitte ich sie, das zu tun. Er ist unser erster Zufluchtsort.
Und die Gemeinde hat genauso reagiert: Sie sind sofort zu Gott gekommen.
Schritt 2: Die Gemeinde anerkennt Gottes Macht
Der zweite Schritt ist, dass sie Gott in seiner Macht anerkennen.
Als Erstes kommen sie nicht mit der Not, sondern sie beten Gott an und beschreiben seine Allmacht. Mit lauter Stimme beteten sie: „Du großer Herrscher, Du bist es, der Himmel und Erde und Meer geschaffen hat, das ganze Universum mit allem, was darin ist. Zu Dir kommen wir, Du Herrscher und Allmächtiger!“
Das Wort „Herrscher“ beschreibt eine uneingeschränkte Machtfülle. Dieser Herrscher ist Eigentümer und Besitzer, jemand, der im absoluten Sinn uneingeschränkt herrschen kann. Er wird durch kein Gesetz in seiner Machtentfaltung gehindert. Das sagen sie hier deutlich aus.
Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber, beschrieb einmal, wie man die Juden dazu zwingen wollte, den römischen Kaiser als Herrscher anzuerkennen. Er schreibt: „Denn obschon man gegen sie Folterung und Verstümmelung ersann, nur um sie dazu zu bringen, die Anerkennung des Kaisers als ihres Herrschers auszusprechen, gab doch niemand von ihnen nach.“
Das Wort, das hier verwendet wird, ist nicht einfach ein Herr, dieser Herr oder jener Herr. Vielmehr sagen sie: „Du bist der Herr, der über allem steht, auch über dem römischen Kaiser.“ Du bist der Herrscher mit uneingeschränkter Machtfülle.
Die Christen in Jerusalem anerkennen Gott in seiner Macht und Souveränität. Sie bekennen, dass er der Herrscher schlechthin ist, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Der zweite Schritt besteht darin, sich zu vergegenwärtigen, dass der Gott, den wir anrufen, alle Macht gegeben ist. Wir anerkennen seine Machtfülle – das ist Anbetung.
Schritt 3: Die Gemeinde gibt Gott Recht
Der dritte Schritt: Sie geben Gott Recht.
Sie erinnern sich an ein Wort aus dem Alten Testament, in Psalm 2, Vers 1 und 2. Dort steht: „Was soll das Aufbegehren der Nationen? Was bringt es, den Völkern nutzlose Pläne zu schmieden? Die Könige dieser Welt haben sich zum Angriff bereitgemacht, und die Machthaber haben sich miteinander verbündet zum Kampf gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten.“
Nun erkennen Sie, dass genau diese Situation hier eintrifft. Im Prinzip erfüllt sich dieses Wort aus Psalm 2, Vers 1 und 2. Sie sagen: „Und so ist es tatsächlich gekommen, wie es in diesem Psalm steht. Hier in dieser Stadt haben sich Herodes und Pontius Pilatus zusammen mit den heidnischen Nationen und Stämmen Israels gegen deinen heiligen Jesus verbündet, den du gesalbt hast. Doch indem sie so vorgingen, ist genau das eingetreten, was du in deiner Macht vorherbestimmt hattest und was nach deinem Plan geschehen sollte.“
Es ist genau das geschehen, Herr, du hast es ja gesagt. Genau das hat sich bewahrheitet, und es ist absolut kein Zufall, sondern es geschah nach deinem Ratsschluss. Unsere Situation ist völlig normal. Wir verstehen das.
Sie machen Gott keinen Vorwurf, sondern beugen sich der geistigen Wirklichkeit. Es ist ganz normal, dass uns so etwas begegnet. Kein Jammern: „Warum lässt du uns in so etwas hineingeraten? Jetzt haben wir doch an dich geglaubt, und du bist Herrscher, und jetzt müssen wir so etwas erleben. Was bist du denn für ein Gott?“
Ich bin manchmal erstaunt, wie schnell wir dazu neigen, Gott in seiner Allmacht und Souveränität infrage zu stellen, wenn es uns schlecht geht. Und ihn auf die Anklagebank zu setzen, um zu sagen: „Wie kannst du das zulassen?“
Hier geschieht etwas völlig anderes. Hier geschieht, dass man sagt: „Ja, es ist ganz klar, es steht schon in Psalm 1 und 2, die Nationen werden sich gegen dein Volk aufmachen. Jetzt ist das halt so.“
Oder wenn ich krank bin, kann ich sagen: „Okay, es ist nicht gut, dass ich krank bin, aber ich kann auch sagen, nirgends in der Bibel hat mir Gott je versprochen, dass alle Krankheiten aus dem Leben absolut verschwinden.“ Gott lässt die Sonne scheinen über Guten und Bösen, und er lässt regnen über Guten und Bösen.
Es hilft uns nicht viel, wenn wir Gott auf die Anklagebank setzen. Das zieht uns nur noch tiefer hinunter.
Sie sagen: „Wir wissen ja, Herr, dass das kommt.“ Kürzlich las ich von einer muslimischen Frau namens Sabatina. Sie wuchs in einer pakistanischen Familie auf. Durch verschiedene Begegnungen, obwohl sie in die Koranschule geschickt wurde, lebte sie teils in Deutschland, teils in Pakistan. Sie wurde Christin. Ihre Familie hat sie ausgestoßen. Aber nicht nur das, sie drohen ihr, dass sie sie ermorden werden, wenn sie sie finden.
Die Frau will Jesus treu bleiben. Sie schreibt jetzt sogar ein Buch über ihr Leben. Sie hat begriffen: „Das hat mit meinem Glauben zu tun. Gott ist nicht ungnädig, weil mir das zustößt. Gott ist nicht unbarmherzig mit mir, weil mich das trifft. Sondern es liegt in der Sache selbst. Ich muss damit rechnen, trotzdem bleibe ich Jesus treu.“
Der dritte Schritt ist, dass wir Gott, seinem Wort und der geistigen Wirklichkeit zustimmen.
Kommen wir wegen unseres Glaubens in Bedrängnis? Spott die Leute über uns, weil wir irgendwie sehr fromm sind? Bekomme ich eine Arbeit nicht deswegen? Oft klagen wir dann Gott an und hadern. Aber wir könnten auch sagen: „Du hast gesagt, Herr,“ und das hat Jesus gesagt: „Man wird euch verraten, verfolgen und töten, und meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern gehasst werden.“
Wenn ich gehasst werde, kann ich einfach sagen: „Ja, das gehört dazu.“ Jesus hat mir nie versprochen, niemand hasst mich. Jesus hat mir nie versprochen, es gehe mir immer gut. Aber was hat er versprochen? „Ich werde mit ihm in der Herrlichkeit sein, egal was mir hier zustößt. Ich werde mit ihm in der Herrlichkeit sein.“
Wenn wir aber noch mehr wollen, wenn wir hier das Paradies wollen und dann die Herrlichkeit noch dazu, dann haben wir nicht verstanden, was die geistlichen Realitäten in dieser Welt sind.
Jesus sagt: Ein Jünger steht nicht über seinem Meister, und ein Diener nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss zufrieden sein, wenn es ihm ergeht wie seinem Meister, und der Diener, wenn es ihm ergeht wie seinem Herrn.
Hat man schon den Hausherrn Beelzebub genannt, also Oberst der Teufel, dann wird man seine Leute erst recht so nennen. Hat man Jesus verschrien, dann wird man auch euch verschreien. Hat man Jesus gesagt, „du meinst es nicht gut“, wird man auch euch sagen: „Ihr meint es nicht gut.“
So wurden sogar die Christen im römischen Reich verschrien als die „Hasser des Menschengeschlechts“. Man muss sich vorstellen, wie weh das tut. Wir, die die Botschaft der Liebe verkünden, werden von den Menschen als die Hasser des Menschengeschlechts bezeichnet.
Da bäumt sich in uns alles auf. Was machen wir dann? Schlagen wir zurück? Versammeln wir die ganze Schweiz, ganz Europa und dann den Gegenschlag gegen diesen Vorwurf? Oder sagen wir wie diese Christen: „Herr, wir wissen, sie werden sich aufbäumen gegen uns.“
Schritt 4: Die Gemeinde bittet um Gottes Hilfe
Viertens: Wir brauchen dich. Nach diesem langen Teil der Anbetung folgt nun die Bitte. Es ist wirklich verblüffend, wofür die Gemeinde bittet. Eigentlich müsste sie Gott darum bitten, dass sie in dieser schrecklichen Situation bewahrt wird. „O Herr, beschütze uns, bewahre uns und schenke, dass uns nichts zustößt und wir irgendwie gut aus dieser Lage herauskommen.“
Doch hier steht etwas ganz anderes. Offenbar beschäftigt sie ihre persönliche Situation gar nicht. Höre nun, wie sie uns drohen, und hilf uns, aus deinen Dienern furchtlos und unerschrocken eine Botschaft zu verkündigen. Also schütze uns nicht vor ihnen, sondern schenke uns die Kraft, ohne Angst trotz der Drohung den Auftrag auszuführen, den du uns gegeben hast.
Angesichts dieser bedrohlichen Lage haben diese Christen nicht Angst um sich selbst, sondern sie fürchten, dass sie selbst nicht mehr in der Lage sind oder zu verzagt sind, das Evangelium zu verkünden. Ist das nicht verblüffend? Ich finde das super, erstaunlich muss ich sagen. Das ist wirklich verwunderlich. Bedrängte Menschen sind so erfasst vom Evangelium, dass sie ohne Rücksicht auf ihre persönliche Situation alles daransetzen wollen, das Wort Gottes auszubreiten.
Einerseits waren sie zutiefst erschrocken, doch andererseits waren sie nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen. Sie wollten sich nicht mundtot machen lassen. Sie wollten den Auftrag Jesu ausführen. Dabei spielen sie keine Helden, die sich durch nichts einschüchtern lassen. Manchmal sind sie mutlos, dann zeigen sie Zweckoptimismus. Dann macht sich einer stark, und er ist zwar ängstlich, doch nach außen zeigt er: „Kein Problem, Leute, kommt!“
Das war nicht die Mentalität. Sie setzen sich hin, schauen auf Gott und sagen: „Gott, wir brauchen deine Hilfe. Wir sind in die Enge getrieben.“ Auch Paulus war mit Furcht unter den Korinthern, als er das Evangelium verkündete. Er sagte: „Außerdem fühlte ich mich schwach, ich war ängstlich und sehr unsicher, als ich zu euch sprach.“
Ich erstaune mich immer, wenn Christen meinen, dass sie, wenn sie jemandem von Jesus erzählen, immer ein gutes Gefühl haben müssen und angstfrei sein sollten. Wenn sie Angst haben, dann kommt das sicher nicht richtig. Dann seid ihr besser als Paulus – Kompliment! Entweder seid ihr besser als Paulus oder ihr sagt nie etwas.
Es ist halt so, dass dieser Auftrag uns herausfordert – auch mich. Als Paulus in Gefangenschaft war, bat er die Gemeinde in Ephesus, für ihn zu beten, dass er es wagt, das Evangelium zu verkünden. Paulus hatte die Demut, die Christen in Ephesus darum zu bitten, für ihn einzustehen. Das ist großartig.
Auch jetzt im Gefängnis sagt Paulus: „Ich bin ein Botschafter in ihrem Dienst. Betet darum, dass ich Kraft gewinne, mutig und offen zu verkündigen, wie es mein Auftrag ist. Betet dafür, dass ich die Kraft bekomme, mutig und offen das Evangelium zu verkünden!“
Das sagt Paulus seiner Gemeinde. Er sagt nicht: „Ah, dieser Gemeinde habe ich das Evangelium gebracht. Es ist doch beschämend, wenn ich jetzt sagen muss, dass sie für mich beten sollen, damit ich das weiterhin tue.“ So etwas kannte Paulus offenbar gar nicht. Stattdessen sagt er dieser Gemeinde: „Guckt, ich bin gefangen. Es ist eine schwierige Situation, ich bin bedroht. Trotzdem möchte ich das Evangelium verkündigen. Betet dafür, dass Gott mir die Kraft dazu gibt.“
Das Eingestehen der eigenen Angst und das Bekenntnis, dass wir auf Gottes Kraft und Hilfe angewiesen sind, ist wichtig. Wo das Evangelium verkündet wird, werden wir solche Spannungen erleben. Es hilft herzlich wenig, wenn wir voreinander das Gesicht wahren wollen. Lieber sagen wir ehrlich, dass wir Angst haben und unser Herz klopft. Dann beten wir besser, dass Gott uns die Kraft, die Freimut und die Freiheit gibt.
Schritt 5: Die Gemeinde bittet um Zeichen und Wunder
Und dann noch als Letztes: Nun erbitten Sie, was uns vielleicht etwas befremdet – Sie bitten um Heilungen, Zeichen und Wunder. Sie haben selbst Wunder erlebt und wissen, dass das für Gott kein Problem ist. So hatten Petrus und Johannes zuvor eben diesen Mann geheilt.
Die Gemeinde traut Gott sehr viel zu. Das können sie nur, weil sie sich an einen großen Gott wenden. Deshalb können sie sagen: Tu Wunder, bezeuge dich durch Wunder.
Der fünfte Schritt besteht darin, Gott alles zuzutrauen und von ihm viel zu erwarten. Wir selbst sind in unserer Gemeinde auch immer wieder auf Wunder angewiesen. Die Frage ist, ob wir das überhaupt noch erwarten, dass Gott Wunder tut. Ob wir ihm das auch einfach so ungeschminkt sagen, ohne es theologisch zu beschönigen oder durch die vielen Bücher, die wir gelesen haben und die vielleicht sagen, es sei nicht so gut, Gott um Wunder zu bitten.
Dann bitten wir Gott gar nicht erst, etwas zu tun, was unser Denken übersteigt. Die Gemeinde betet einfach: Tu Wunder, bezeuge dich auch durch Wunder.
Natürlich weiß ich, dass Wunder immer nur begleitende Erscheinungen sind, auch in der Verkündigung. Aber warum sollen sie nicht geschehen? Und warum sollte Gott auch in unserer Zeit keine Wunder tun?
In einer Zeit, in der Menschen wieder nach Zauberei greifen – auch in unserem breiten Umfeld – warum sollten sie nicht einmal sehen, wer der Mächtigste ist? Warum nicht? Warum sollten wir mit diesen Bitten zurückhaltend sein?
Wir überlassen es ja Gott, das zu tun. Wir machen ja keine Zaubertricks. Aber wir können Gott wieder einmal sagen: Ja, wir trauen dir zu, dass du auch heute noch Wunder tust.
Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und die freimütige Verkündigung
Nach dem inneren Aufbruch und der inneren Hinwendung zu Gott geschieht nun etwas ganz Besonderes, etwas Gewaltiges. Der Boden beginnt zu beben, und sie werden vom Heiligen Geist erfüllt. Sie reden das Wort Gottes mit Freimut.
Sie wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, obwohl sie gar nicht darum gebeten hatten. Keiner von ihnen sagte: „Herr, erfülle uns mit deinem Heiligen Geist.“ Das ist übrigens interessant, denn früher gab es, ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt, sogenannte Geistsempfangsversammlungen. Dort kam man zusammen und wartete darauf, dass der Heilige Geist einen ergreift. Doch das war hier überhaupt nicht das Thema.
Es ist völlig unsinnig, aufgrund der Apostelgeschichte Versammlungen abzuhalten, um den Heiligen Geist in besonderer Weise zu empfangen. Das geht ja dann nur um mich selbst. Hier aber geht es nicht um die Menschen selbst, sondern darum, dass sie ihren Auftrag erfüllen können. Und jetzt handelt Gott und gibt ihnen das, was sie für ihren Auftrag brauchen. So funktioniert das.
So wurden sie erfüllt mit der Kraft des Heiligen Geistes. Die Gemeinde machte eine gewaltige Erfahrung. Sie erlebte, wie sie durch den Heiligen Geist gestärkt wurde. Das Resultat dieser Erfüllung war, dass sie ihre Angst überwinden konnten. Sie konnten das Wort Gottes mit Freimut und sogar fröhlich weitererzählen, trotz des Verbots und der drohenden Konsequenzen.
Übrigens waren diese Christen ja schon mit dem Heiligen Geist erfüllt – am Pfingsten hatte jeder von ihnen, ob Mann oder Frau, den Heiligen Geist bereits empfangen. Trotzdem steht hier, ob uns das nun gefällt oder nicht, schwarz auf weiß: Sie wurden erfüllt mit dem Heiligen Geist. Es gibt besondere Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, das zeigt dieser Abschnitt ganz deutlich.
Leider führte diese Tatsache in der Kirchengeschichte zu großen Trennungen unter Christen. Es entstanden Lehren, die von einer Geistestaufe sprachen, die viel später nach der Bekehrung, nach der Wiedergeburt eintreten kann. Neben der Bekehrung gibt es demnach eine zweite Erfahrung, und diese Erfahrung ermöglicht erst ein erfülltes Glaubensleben.
Das war die eine Richtung. Die andere Richtung lehnte all das ab. Sie sagte, es gebe keine besonderen Erfahrungen mit dem Heiligen Geist. Den Heiligen Geist bekommt man bei der Wiedergeburt, und damit hat es sich. Dann geschieht an sich nichts Besonderes mehr. Und wenn doch etwas Besonderes passiert, wird es sogar verteufelt.
Oft gibt es bei solchen Extremen auch ein Gegenextrem, und selten findet man die Mitte. Leider. Doch sowohl das eine als auch das andere Extrem lehne ich ab. Die Schrift bezeugt uns hier ganz eindeutig, wie der Heilige Geist in besonderer Weise wirkt. Die Gläubigen werden mit dem Heiligen Geist erfüllt und in schwierigen Situationen gestärkt.
Wer das erleben darf, soll sich herzlich darüber freuen und Gott danken. Er soll sich jedoch hüten, solche Erfahrungen in einer unbiblischen Lehre von der Geistestaufe oder der zweiten Erfahrung festhalten zu wollen. Denn dass wir vom Heiligen Geist in besonders herausfordernden Situationen erfüllt werden, kann sich mehrmals in unserem Leben ereignen.
Das ist nicht unsere Wiedergeburt, sondern die Kraft des Heiligen Geistes, die uns dann besonders zugewiesen wird. Von dieser Kraft werden wir in schwierigen Situationen besonders gestärkt.
Wenn wir in unserer Gemeinde in Zürich das Evangelium in der Stadt verkünden, werden wir solche Momente brauchen, in denen wir die Kraft des Heiligen Geistes erleben. Genau das, was hier in Jerusalem geschieht: Der Heilige Geist erfüllt uns, damit wir das Wort Gottes freimütig verkündigen oder wenigstens einen Flyer weitergeben.
Habt ihr das auch schon gemerkt? Obwohl die Flyer schön sind, fällt es uns oft schwer, sie weiterzugeben. Man hat das Gefühl, einen Hochsprung machen zu müssen, der über unsere Kraft hinausgeht. Da kann ich euch nur eins sagen: Wir brauchen die Kraft des Heiligen Geistes.
Wenn wir hier Mühe haben, müssen wir nicht so tun, als hätten wir keine. Dann kommen wir einfach zu Gott und sagen: „Herr, ich habe sogar schon Angst, einen Flyer weiterzugeben. Dabei ist mir das Evangelium wichtig. Schenk mir den Freimut, wenigstens einen Flyer weitergeben zu können, oder noch besser, dein Wort zu verkündigen und dort, wo sich die Gelegenheit bietet, von dir zu erzählen.“
Was die Menschen hier erlebten, war, dass sie die Freiheit geschenkt bekamen. Nicht aus eigener Kraft konnten sie das tun, sondern aus Gotteskraft – durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Die Gemeinde als Vorbild für heutige Christen
Die Gemeinde ist und wurde in die Enge getrieben, so wie wir auch ständig in die Enge getrieben werden. Mal geschieht dies durch direkte Anfeindung, mal durch Ablehnung. Unsere Reaktion darauf sollte ein innerer Aufbruch sein. Wir wenden uns Gott zu, erinnern ihn an seine Allmacht und gestehen ein, dass solche Situationen zu unserem Leben als Christen gehören.
Wir sind nicht diejenigen, die bewundert werden, sondern diejenigen, die angefeindet werden. Wenn wir das erleben, dann ist das ein Bestandteil unseres Lebens als Christen. Wir sagen zu Gott, dass wir ihn brauchen und ihm voll vertrauen. Er wird dann tun, was wir brauchen – sei es, uns mit dem Heiligen Geist zu erfüllen oder auf andere Weise zu helfen. Er wird handeln.
Das vordringlichste Anliegen, das uns bewegen sollte und wozu uns der Heilige Geist ausrüstet, ist die Ausbreitung des Evangeliums. Jesus sagte: „Und ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Wenn der Heilige Geist kommt, werden wir mit seiner Kraft ausgerüstet. Diese Kraft befähigt uns, seine Zeugen zu sein.
Das Hauptwerk des Heiligen Geistes ist – und daran halte ich fest – die Befähigung, das Evangelium zu verkünden. Auch wenn ich weiß, dass der Heilige Geist noch andere Dinge bewirkt, ist das, ob der Boden bebte oder nicht, Nebensache. Ob das Beben ein Werk des Heiligen Geistes war, ist ein eigenes Thema, an das ich nicht glaube.
Es ist egal, wie Gott das macht. Er kann den Boden beben lassen, wie er will. Doch das, was dem Heiligen Geist zugeschrieben wird, ist, dass die Jünger den Freimut hatten, das Evangelium zu verkünden.
Eines der Hauptwerke oder das Hauptwerk des Heiligen Geistes ist nicht in erster Linie, uns geistliche Gaben zu geben, sondern dafür zu sorgen, dass das Evangelium ausgebreitet wird. Das ist sein Hauptwerk. Wenn wir dafür Gaben brauchen, gibt er uns die Gaben, die wir für dieses Ziel benötigen.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes, und dafür braucht die Gemeinde die Kraft des Heiligen Geistes. Nicht, damit wir es schöner haben oder uns an Gaben erfreuen können – das ist alles gut und recht –, aber all das dient dem Hauptanliegen, dass die Kraft des Heiligen Geistes uns bewegt, das Evangelium zu verbreiten.
Deshalb sitzen wir heute im Jahr 2003 hier in Zürich. Das ist nicht das Werk strategisch gut denkender Christen, sondern das Werk und die Kraft des Heiligen Geistes. Das hat er getan.
Versuchen wir es doch wieder: Gott zu bitten, zu hören, wie sie uns drohen, und uns als seinen Dienern zu helfen, furchtlos und unerschrocken seine Botschaft zu verkündigen. Sagen wir ihm auch: Erweise deine Macht und lass durch den Namen deines heiligen Dieners Jesus Kranke geheilt werden, Wunder und außergewöhnliche Dinge geschehen.
Wäre es nicht schön, wenn Gott in unserer Gemeinde Kranke heilt, wenn er Wunder tut und außergewöhnliche Dinge geschehen lässt? Wenn er das tut, wer sollte dann etwas dagegen haben?
Höre nun, Herr, wie sie uns drohen und Tod bringen wollen. Hilf uns als deinen Dienern, furchtlos und unerschrocken deine Botschaft zu verkündigen. Vielleicht können wir dieses Gebet neu in unser Gebetsleben aufnehmen – sowohl als Gemeinde als auch in unserem persönlichen Leben.
Höre, Herr, wie sie uns drohen. Herr, du siehst, wie ich Angst und Furcht habe. Manchmal wage ich es nicht einmal, einen Flyer weiterzugeben, weil ich Angst habe vor dem Blick, der zurückkommt.
Herr Schäfer