Heute habe ich als Predigttext einen Vers aus Psalm 119 ausgewählt, um ein Thema anzusprechen, das uns heute alle sehr beschäftigt: das Thema der Lust und woran wir Lust haben.
Ich habe Freude an deinen Geboten. Sie sind mir sehr lieb.
Herr, jetzt sprich du zu uns. Amen.
Die Herausforderung der Trägheit und das Ringen mit dem Fleisch
Ich hatte heute Nacht einen schrecklichen Traum. Ich träumte, wie der Wecker klingelte, und es war stockdunkel. Dann merkte ich langsam, dass es kein Traum war, sondern grausame Wirklichkeit. Mitten in der Nacht musste ich aufstehen, eine Stunde früher als sonst, nur weil irgendein Paar einen Trick hat, um auf die Sommerzeit umzustellen.
In solchen Momenten merkt man erst, wie träge das Fleisch ist. Jetzt lächeln Sie vielleicht nicht so übermütig über mich, vielleicht haben Sie diese Probleme nicht bei sich. Man denkt nur: Noch ein paar Minuten liegen bleiben, jetzt nicht aufstehen müssen. Andere sagen dann: Nun, das ist gar nicht so schwierig. Man braucht eben etwas Disziplin und Pflichtgefühl. Es gibt ja solche großen Persönlichkeiten, die lächelnd auf uns herabblicken mit unserem schwachen Fleisch und sagen: Das haben wir längst alles unter Kontrolle. Man muss nur noch mehr nach der Pflicht leben und sein Leben klarer festlegen. Das sind ja alles kleine Dinge.
Natürlich sind das kleine Dinge, aber auf Schritt und Tritt stoßen wir im Leben darauf, dass wir sehr träge sind. Jesus hat davon schon gesprochen, denn auch bei seinen engsten Freunden, seinen Jüngern, war es nicht anders: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Das mag Sie heute Morgen trösten, aber es ist ein schlechter Trost, denn das hat schon viele Generationen vor uns beschäftigt.
Ich las von dem alten Seneca, der zur Zeit Jesu lebte und Erzieher des späteren tyrannischen Kaisers Nero war. Er stellte offen fest: Ich bin in den Klauen meiner Gewohnheiten, die mich gefangen halten. Ich kann aus dem Loch, in das ich gefallen bin, nicht entkommen. Das ist wichtig, denn Seneca war ein Mann, der es mit der Pflicht ganz ernst nahm. Er sagte, man müsse sich mit großer Willensstärke und Energie selbst zügeln, um aus dem alten Trott herauszukommen.
Sicher gibt es hier niemanden, der es in seinem Leben noch nie probiert hat, mit ganzer Entschlossenheit seines Willens aus dummen Gewohnheiten herauszukommen. Dabei wird man oft so ärgerlich auf sich selbst, dass man den Mut verliert und sich selbst nicht mehr Ja sagen kann, weil man enttäuscht ist über die eigene Schwäche. So war es vor zweitausend Jahren bei Seneca, und so ist es heute noch. Das ist die große Tragödie der Menschen.
Martin Buber, der jüdische Philosoph, sagt einmal: Wer kann dieses halsstarrige Ding, das menschliche Wesen, ändern? Manche sagen dann doch: Ja, es geht, es geht! Wenn man sich genügend stark kasteit und müht, wenn man sich noch viel stärker als vorher der Pflicht unterwirft, dann muss es besser werden. Dann muss man schließlich das Böse im eigenen Leben besiegen.
Aber heute stehen wir vor dem Scherbenhaufen dieser Pflichtethik der Generationen vor uns. Die jungen Leute legen immer wieder den Finger darauf und sagen zu den Eltern: Es ist doch nicht gegangen bei euch. Aus eurer furchtbaren Pflichtethik kam ja am Ende nur Gehorsam heraus, bei dem ihr am meisten dem Unheil und dem Bösen gehorcht habt. Es war nicht so, dass man auf diese Weise das Böse wirklich besiegt hätte. Die Tragödie war, dass das Unheil seinen Lauf nahm.
Die Suche nach einem neuen Lebensprinzip: Lust statt Pflicht
Was soll man denn tun? Wie kann man aus den bösen Gewohnheiten herauskommen?
Heute gibt es ein Stichwort, das zur Lebensanschauung geworden ist: Lebe nicht nach Pflicht, sondern lebe aus Lust. Die jungen Menschen heute hassen oft schon das Wort Disziplin. Das kommt daher, dass sie sagen: „Das hat uns doch nur in die Irre geführt, das bringt doch nur Qual und Leid. Lasst doch die Leute nach ihrer Neigung, nach ihrer Lust leben, dann muss das doch schon schön und gut werden. Dann muss das neue Leben kommen. Wenn jeder nur noch das macht, was ihm Freude macht, kann nur noch Schönes geschehen in der Welt.“
Davon möchte ich heute morgen reden: über die Lust, über die Lust, Gutes zu tun. Das ist zuerst eine Geschmacksfrage. Es ist nicht neu, dass man nach der Lust lebt. Jetzt dürfen Sie sich nicht gleich in Misskredit bringen. Wissen Sie, auch heute gibt es unter jungen Menschen viele, die große und edle Dinge tun. Es ist beeindruckend, wie viele junge Menschen sich heute doch Unterdrückten oder Behinderten annehmen. Das ist nicht bloß so, dass nur die Selbstsucht regiert.
Dieser Gedanke hat auch eine lange Geschichte. Im alten Griechenland, 450 Jahre vor Christi Geburt, lebte schon der Antippos von Kyrene. Er sagte, man müsse aus jeder Lebenslage eine Quelle des Vergnügens machen. Man müsse Lebenskünstler sein, und die Lust, jene sanfte Bewegung, sei der Zweck des ganzen Lebens. Suche nach Lusterfüllung, dann hast du das Glück.
Doch gleich kommt die Frage: Worin liegt meine Lust? Wenn ich Befriedigung habe oder wenn der andere Befriedigung hat, ist das Glücksgefühl nur auf mich bezogen oder auch auf die anderen?
Auch heute ist es eine umstrittene Frage, wie das mit der Lust ist, ob sie nur von der Selbstsucht bestimmt wird und woran die Lust eigentlich ihre Richtschnur hat und von was sie sich leiten lässt.
Die biblische Sicht auf die Lust und ihre Gefahren
Die Bibel wird heute oft kritisch betrachtet, und es wird behauptet, sie habe eine negative Einstellung zur Lust. Das ist jedoch nicht richtig. Die Bibel weist vielmehr immer wieder darauf hin, dass sich die Lust sehr leicht manipulieren lässt.
Die Lust steht unter einer Sogkraft, der sich kein Mensch entziehen kann. Über kurz oder lang werden meine Lustgefühle beeinflusst und weggezogen. Die Bibel nennt dabei stets ein untrügliches Kennzeichen, an dem man prüfen kann, ob das stimmt oder nicht: Die Lust richtet sich voreingenommen gegen Gott und sein Gebot.
Die Bibel sagt, dass eine Macht dahintersteht, die das bewirkt – die Sünde. Die Sünde reizt uns, reizt die Lust gegen das Gebot Gottes. Es ist jedem Menschen eigen, dass er von vornherein einen Widerwillen gegen die Gebote Gottes hat. Das wäre ja schön mit der Lust, wenn sie nicht einfach subjektiv wäre. Aber die Lust ist nicht objektiv. Sie ist von Anfang an in eine Richtung gezogen, die uns gegen Gott beeinflusst. Sie wird manipuliert, und deshalb ist die Lust so problematisch für unser Leben.
Ich möchte ein Beispiel geben: Sie gehen in ein Restaurant und wollen zu Mittag essen. Sie haben natürlich Appetit und Lust auf viele Dinge, freuen sich und sagen: „Jetzt wird gespeist.“ Doch dann ist jemand dabei, der immer wieder unappetitliche Themen anspricht. Ich will das nicht im Detail schildern, aber dieser Mensch verdirbt Ihnen am Ende den ganzen Appetit. Und dann schmeckt Ihnen das schönste Essen nicht mehr.
Egal, was Ihnen vorgesetzt wird, er erzählt Ihnen, was in der Küche passiert ist und was schon alles drinsteckt. Plötzlich sind Sie voreingenommen, Ihre ganze Lust ist dagegen, und Sie sagen: „Ich muss mich erbrechen.“ Das erregt einen Widerwillen gegen das Essen.
Verstehen Sie, was die Bibel meint? In unserem Leben gibt es ein Gefälle, das uns gegen die Gebote Gottes einstimmt und uns dagegen manipuliert. Dadurch werden uns die Gebote Gottes „madig“ gemacht, sie schmecken uns nicht mehr.
So kommt es, dass in diesem Freiraum der Lust Dinge auftauchen, an die wir unser Herz hängen. Sie machen uns Gefallen, nur weil sie uns kurz schön erscheinen, weil wir sie für eindrucksvoll halten, weil sie in uns aufleuchten.
Vor ein paar Sonntagen haben wir hier über die Sündenfallgeschichte gepredigt. Dabei haben wir diesen Teil ausgespart, aber er ist so gut erzählt: Es heißt, dass das, was Gott verboten hat, plötzlich so schön anzusehen war. Die Menschen gewannen Gefallen daran und sagten: „Warum eigentlich nicht?“ Sie schauten nur kurz darauf, diese kurzen Blicke wurden dann bestimmend und zogen sie weg.
Denn wir denken: „Da bekomme ich doch nicht meine Erfüllung, wenn ich dem Wort Gottes folge, sondern ich will dort meine Erfüllung suchen, wo meine Gefühle mich treiben, und dort mein Glück finden.“ So gerate ich immer tiefer durch meine Lust in eine Lage, in der ich mich verrannt habe – gegen das Gebot Gottes. Ich tue Dinge, die ich eigentlich gar nicht will.
Wenn ich darüber nachdenke, sage ich: „Das will ich ja gar nicht.“ Aber ich bin süchtig, von meiner Lust gesteuert. Das ist heute nicht nur ein Problem, das man an ein paar extremen Fällen von Drogen- oder Alkoholabhängigkeit festmachen kann. Es kennzeichnet unser ganzes Leben.
Weil ich ein Lustmensch bin, meiner ganzen Art und meinem Wesen nach, werde ich fremdgesteuert und weggeführt. Das ist das Elend unseres Lebens. Wir träumen große Träume vom Glück und lassen uns dorthin ziehen. Wenn man uns fragt: „Hast du das Glück gefunden?“, sagen wir: „Nein, es war noch nicht da. Aber ich hoffe, irgendwann werde ich es doch noch finden.“
Hier muss ich ganz deutlich auf einen Einwand eingehen: Sie können die Verantwortung dafür nicht auf Gott schieben. Sie können nicht sagen: „Gott hat mich so geschaffen.“ Gott hat Sie wirklich auf Lustempfinden hin geschaffen. Das ist schön, denn wie arm wäre unser Leben, wenn wir keine Lust empfinden könnten und Schönes nicht mehr schmecken könnten.
Aber das Festlegen gegen Gott und sein Gebot, das ist unsere ganz persönliche Verantwortung. Das haben wir oft genug nicht im Rausch getan, sondern bewusst. Wir haben uns losgerissen von den Weisungen Gottes, uns bewusst gegen ihn entschieden. Wir wollten diesen Weg gehen, obwohl wir oft schon Unruhe verspürten.
Der Weg, den ich hier gehe, ist sicher nicht ganz richtig. Ich weiß nicht, was Gott dazu sagt. Wir wurden unsicher und wankten, wollten diesen Weg aber dennoch gehen. Immer stärker haben wir uns hineingerannt in eine Lust, die uns nicht zur Erfüllung führte und uns keine Befriedigung brachte.
Darum ist es eine Geschmacksfrage, woran ich Lust habe – nicht ob ich Lust habe. Die Bibel macht die Lust an sich nicht schlecht, sondern fragt: An was habe ich Lust? Warum haben wir keine Lust an den Geboten Gottes? Nein, so hat uns Gott nicht geschaffen.
Wir stehen in der freien Entscheidung, Ja zu sagen zu Gott. Wenn da nicht diese große Macht der Sünde wäre, die uns prägt und von seinem Gebot wegreißt.
Jesus hat das einmal so klar gesagt: „Das ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse“ (Johannes 3,19).
Darum schieben wir immer wieder dieses Licht weg, das uns Klarheit bringen kann und zeigt, wo wir falsch liegen. Weil wir es nicht wollen, weil wir nicht umkehren wollen.
An dieser Stelle kann man nur erschüttert aufschreien und fragen: Ist das unser Wesen? Ja, wir sind in den Klauen unserer Gewohnheiten gefangen, getrieben von einer nichtigen Lusterfüllung. Diese bringt uns keine Befriedigung, sondern treibt uns am Ende nur in die Arme des Todes.
Der Weg zur Freude an Gottes Gebot
Jetzt kommt zweitens die Frage: Wie bekommt man Freude an Gottes Gebot? Wie bekommt man Lust an Gottes Gebot? So heißt ja unser Thema heute: "Ich habe Freude an den Geboten Gottes."
Es geschieht etwas Grausames, wenn man von den Geboten Gottes spricht – besonders bei Christen. Sie überschätzen fortwährend ihre Kräfte. Und jetzt habe ich Sorge, dass das auch bei Ihnen passiert. Wenn Sie hören: „Ja, die Gebote Gottes“, dann nehmen Sie sie vor und sagen: „Die will ich also halten, mich jetzt anstrengen und ganz treu die Gebote Gottes erfüllen.“
Ja, aber Sie sind doch schon so oft gescheitert. Ja, aber heute muss es gelingen, also ab heute, ab heute klappt es, ab heute funktioniert es. Wie kommen Sie auf so eine verrückte Idee? Das ist der Irrtum aller frommen Leute: Sie meinen, sie könnten das Gesetz Gottes erfüllen.
Sie können über die ganze Welt gehen, in allen Religionen, und die Leute meinen, sie könnten das Gesetz Gottes erfüllen. Ich rede jetzt nicht von Moral. Moral ist eine menschliche Übereinkunft darüber, was man tut, was gut ist und was nicht gut ist. Davon spreche ich nicht. Das Gesetz Gottes geht viel tiefer. Gott sagt: „Ich bin heilig, und ihr sollt heilig sein. Ihr sollt mir ein Volk des Eigentums sein.“ Die große Bestimmung ist, dass mein Leben ein Ebenbild Gottes werden muss.
Sie fragen: Wie kann es nur passieren, dass nicht nur die meisten, sondern alle Menschen immer diesem Trugschluss verfallen? Sie meinen, sie könnten das mit ihrem Willen tun. Das ist ein menschliches Missverständnis. Man bildet sich ein: Ich muss mich nur genügend anstrengen, ich muss mich nur genügend zusammenreißen, dann muss das schon klappen.
Das erinnert mich an Sportler. Da gibt es Leute, die verlieren immer beim Tischtennismatch. Wenn man dann sagt: „Komm, also du schaffst das nicht“, dann sagen sie: „Ja, wenn ich einen neuen Schläger habe, dann funktioniert das.“ Oder sie probieren im Rennen noch einmal einen Umschwung und denken: „Ich schaffe das.“ Dann sagen sie: „Nächste Woche kaufe ich mir sicher einen neuen Trainingsanzug, dann muss das klappen.“
Genauso lächerlich ist der Versuch zu meinen, wir könnten die Gebote Gottes erfüllen, wir könnten das überhaupt schaffen.
Neulich sah ich im Wald einen großen schwarzen Hund. Er war sehr gesittet neben seinem Herrchen gegangen. Er sah sehr zivilisiert aus, so dass man meinen konnte, er sei vielleicht schon zu sehr an unsere moderne Welt angepasst und hätte nichts mehr von seiner alten Natur an sich. Aber plötzlich machte er die Ohren steif, und sein Herrchen hatte vergessen, ihm die Leine abzunehmen. Der Hund spürte einen Hasen irgendwo in der Ferne auf, rannte los und jagte den armen Hasen. Da brach die alte Natur wieder durch.
Sie können das menschliche Wesen veredeln, anpassen, kultivieren. Sie können einen Menschen in eine christliche Tradition, in eine Erziehung hineinstellen. Aber dann kommt die schlimme Enttäuschung, dass plötzlich das alte Wesen wieder durchbricht. Und Sie fragen sich: Was war eigentlich los?
Darum werden Sie gar nie Freude an den Geboten Gottes bekommen, das ist bei Ihnen so richtig. Denn die Gebote Gottes sind wie zwei schneidige Rasierklingen. Die können Sie gar nicht in die Hand nehmen, ohne sich zu schneiden. Das ist gefährlich, das ist riskant. Die Gebote Gottes beleuchten so scharf unser ganzes Wesen, und dann kommt die alte Natur ans Licht.
Sind wir wirklich so? Da will man sie immer drücken und sagen: „Der Mensch ist doch nicht so schlecht.“ Doch, wir sind unfähig, das Gute zu tun. Das macht einen mutlos.
Da steht ein wunderbares Wort bei Paulus: Was dem Gesetz unmöglich war, was die Gebote nicht erreichen konnten, das tat Gott. Was die Gebote nicht fertigbrachten, das tat Gott.
Was hat er nämlich getan? Er sandte seinen Sohn und verdammte die Sünde. Er hat diese Macht ans Licht gezogen. Darum geht es jetzt in diesen Passionswochen, dass wir überhaupt erst merken, um welche Macht es sich handelt, die unser Leben zerstört hat.
Wir brauchen nicht bloß einen neuen Tischtennisschläger oder einen neuen Trainingsanzug. Wir brauchen nicht bloß eine neue Pflichtethik. Unser ganzes Wesen, unser ganzer Charakter ist verderbt, unsere Persönlichkeit ist krank.
Was kann denn geschehen? Ich kann nur heil werden durch eine ganz neue Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus, der für meine Sünde gestorben ist. Und da ist nicht bloß an ein paar Fehlentwicklungen gedacht, sondern an mein ganzes Wesen, das unfähig ist, in Gottes Bahnen zu leben. Das hat Christus gemeint. Darum ruft er mich zu sich, und darum kann es Erneuerung geben.
Wenn Sie fragen: Wie kriege ich Lust zu den Geboten Gottes? Dann nicht auf dem Weg, dass ich sage: „Jetzt will ich ab morgen die Gebote halten.“ Sondern ich kriege Lust zu den Geboten Gottes, weil Jesus Christus mich ruft, mir die Vergebung zuspricht und gleichzeitig das so wichtig macht, dass er gehorsam wurde dem Vater.
Durch seinen Gehorsam hat er das Wohlgefallen des Vaters gefunden. Wenn Sie das ganze Leben Jesu umschreiben wollen, dann müssen Sie eigentlich sagen: Gehorsam war es. Er hat in den Geboten Gottes gelebt.
Darum ist das kein Gegensatz: Gebote Gottes und die Vergebung Jesu. Im Gegenteil, bei Jesus kommt das zusammen, kommt zu einer Einheit.
Wenn Jesus Ihnen Vergebung der Schuld schenkt und aus Ihnen neue Menschen macht, dann will er Sie nur hineinstellen in diese neue Persönlichkeit, die in den Geboten Gottes lebt.
Ich bin so froh, dass Gott eine vollständige Erneuerung bei uns bewirkt, sodass wir Freude an seinen Geboten haben und Lust bekommen zu dem, was Gott heilig und wichtig ist.
Ich will solche Leute aus euch machen, hat Gott schon im Alten Testament angekündigt, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.
Gott will uns verändern in unserem ganzen Charakter, in unserer Persönlichkeit, in unserer ganzen innersten Veranlagung. Er will uns zu neuen Menschen machen. Nur über solch eine grundsätzliche Veränderung werden wir neue Menschen, die auch wirklich die Gebote Gottes tun und halten können.
Wie kriegt man Freude an Gottes Gebot? Nur indem man Jesus liebt. Und weil man immer daran denken muss, was er alles für mich geopfert hat. So heilig war es Jesus, aus meinem verlotterten Leben wieder etwas Neues zu machen.
Dann dürfen Sie darauf bauen und warten und sagen: Er wird auch durch seinen Geist in meinem Leben neue Taten hervorrufen, die wirklich Gutes wirken und etwas erreichen in mir, was Bedeutung hat.
Jesus selbst sagt: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.“ Die, die Jesus lieben, lieben die Gebote und haben Lust dazu und haben Freude.
Da kommt es zu einer neuen Geschmacksrichtung im Rahmen der Umänderung unserer ganzen Persönlichkeit, dass man Freude an den Geboten Gottes hat und sie als Leitschnur nehmen kann, als Richtung, der man nachgeht.
Die bleibende Bedeutung von Gottes Gesetz in der modernen Welt
Gottes Gesetz ist wunderbar. Es macht mich tief traurig, wie oft man unter Christen hört: „Ja, die Gebote wollen wir doch nicht so streng halten. Man kann doch nicht so gesetzlich sein.“ Wenn man unter Christen jemanden zurechtweist mit den Worten: „Du, bei dir muss etwas falsch sein, du lebst gegen die Gebote Gottes“, wird das oft als zu streng oder gesetzlich abgetan. Doch das ist die Faustregel: Wenn ich sehe, dass jemand nicht nach den Geboten Gottes wandelt, dann kann auch seine Liebe zu Jesus nicht stimmen. Anders geht es nicht.
Es herrscht heute viel Durcheinander im Verhalten von Christen. Manche sagen: „Ich will doch bloß mal probieren.“ Sie können auch probieren, eine Arsenflasche leer zu trinken und schauen, was am Ende passiert. Sie brauchen sich nicht zu wundern, wenn sie an den Geboten Gottes vorbeileben und dann behaupten, das sei gesetzlich. Selbstverständlich hat Gott keine andere Zielbestimmung für unser Leben.
Wenn Sie einen Bleilot an eine schiefe Mauer halten, sehen Sie, wie schräg sie ist. Doch Gott begnügt sich nicht damit, nur das Lot hinzuhalten und zu zeigen, wo unser Leben falsch ist. Er will gleichzeitig die Mauer neu bauen. Das Lot behält natürlich seine Gültigkeit.
Manche sagen: „Die Gebote Gottes sind doch schon alt, sie wurden doch auf dem Sinai gegeben. Sind sie heute noch gültig? Wir haben heute ganz neue Maßstäbe, wir schicken Menschen zum Mond, besitzen tolle Technik und Verkehr – was haben wir nicht alles in unserer modernen Welt?“ In Psalm 119 steht, dass Gottes Gebote ewig gültig sind. Manche erschrecken darüber und meinen, das sei etwas ganz Schlimmes. Dabei ist es wunderbar, dass es keine fortwährend neue Ordnung gibt, die ständig ergänzt werden muss, und wir Menschen wie im Dunkeln tappen und keinen Ausgang finden.
Gott sagt: Diese Welt ist kein Chaos. In dieser oft bedrückenden und traurigen Welt hat Gott eine Linie vorgegeben, auf der man gesegnet unter ihm leben kann – das ist sein Gebot. Daran wird kein Häkchen und kein Bogen umgestoßen. Das bleibt bis zur Wiederkunft Jesu. Das wird in all seinen wunderbaren Farben beschrieben: Gottes Gebote sind süßer als Honig, besser als Zuckergebäck. Sie können sie kosten und genießen. Nirgendwo wird Ihr Leben so erfüllt werden, nirgendwo finden Sie eine tiefere Erfüllung Ihrer Gefühle als im Gesetz Gottes.
Sie können das Gesetz Gottes aber nur befolgen, wenn Sie es aus Liebe zu Jesus tun, unter seiner Neuschöpfung.
Ich möchte ein Beispiel wählen: Da steht ein Klavier, auf dem eine wunderbare Komposition liegt – Noten, eine Partitur. Dann kommt ein Geselle herein, der nicht Klavier spielen kann. Er setzt sich ans Klavier und hackt wild darauf ein – mit Füßen, mit der Pfanne, mit dem Kopf. Überall lässt er seine Wut an dem Klavier aus. Das hat mit der Partitur, die dort liegt, absolut nichts zu tun. Und das Klavier kann auch nichts dafür – da sitzt der falsche Mann am Klavier.
Wenn Sie wissen wollen, was die Tragik unseres Menschenlebens ist: Nicht der Mensch ist falsch gebaut. Wir schieben immer die Schuld auf Gott, als ob der Mensch so konstruiert sei, dass er eine Neigung zum Bösen habe. Natürlich können Sie aus dem Klavier auch Katzenmusik machen – das ist theoretisch möglich. Aber die entscheidende Frage ist: Wer spielt die Musik am Klavier? Wer spielt auf der Klaviatur unseres Lebens?
Das ist doch die Frage, ob wir Gott wieder das machen lassen, wofür er uns geschaffen hat, und dass dann all die Töne zum Klingen kommen. Dann ist es so eine einfache Frage: Gibt es Liebe anders als in dieser einmaligen, eindeutigen Liebe, die in der Treue bis zum Tod wurzelt? Es gibt keine andere Liebe. Wir können darüber philosophieren, gibt es andere Werte? Wahrheit? Wahrheit anders als in diesem ganz klaren Sinn: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das hat Gott so klar gefügt, was er aus meinem Leben machen will.
Dann stimmt das, was Psalm 119 sagt: Diese Gebote Gottes sind eigentlich schon ein vorlaufendes Angel, die Ordnung der Ewigkeit. Ich darf heute in dieser Welt des Leidens, der Tränen, des Unrechts und der Gewalt schon nach den Maßstäben der Ewigkeit leben. Das ist die Ordnung, in die mich Gott einmal hineinbringen wird, wenn ich vor ihm stehe in der Ewigkeit.
Heute bin ich so froh, dass ich nicht lange suchen muss und dass unser Leben gar nicht so kompliziert ist, wie wir es oft machen – auch in der modernen Welt, bei Fragen wie: „Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll.“ Wie gut, dass Gott uns sein Gebot gegeben hat, damit wir unsträflich nach seinem Gebot wandeln dürfen. Gott gibt uns eine Richtung und sagt: „Habe Lust nach dem Gesetz des Herrn!“
Gott will Ihnen ganze Erfüllung schenken, ganze Befriedigung. Ich wollte heute in so viele konkrete Nöte Ihres Lebens hineinreden, in so viele unklare Verhältnisse, in die Sie hineingerutscht sind. Gottes Wort ist eindeutig. Gott hilft Ihnen heute, dass Sie Ihren Weg fröhlich gehen können.
Habe deine Lust am Herrn! Das ist eine Frage, woran Sie Lust haben – Ihre Geschmacksfrage, ob Ihr Glaube durchgeht bis zur Lust: Habe deine Lust am Herrn! Er wird dir geben, was dein Herz wünscht. Amen.