Danke für die Einladung. Ich soll ganz kurz etwas sagen. Ich komme hier schon öfter vorbei.
Lauter! Bis zu meinem Vortrag über den Rheinschutz müssen wir aufhören. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Rheinschutz. Ich habe in Altentafma studiert, in Basel an der SDH, vor vielen Jahren. Dort habe ich Klaus kennengelernt, Mark Walcker und andere.
Später bin ich nach Österreich gezogen. Ich bin Österreicher und wohne seit etwa 20 Jahren hier in der Schweiz. Meine Frau ist Schweizerin. Seit knapp zwanzig Jahren halte ich verschiedene Vorträge in verschiedenen Ländern, vor allem in Deutschland, der Schweiz, Rumänien, Moldawien, der Ukraine, ein bisschen in Russland und anderen Ländern.
Ich habe lange Zeit mit Herbert Janssen zusammengearbeitet und arbeite immer noch mit ihm zusammen, obwohl er in Kanada wohnt. Wir haben auch das Neue Testament übersetzt. Er hat das Neue Testament übersetzt, und ich durfte ihm dabei ein wenig helfen.
Wie gesagt, ich stehe den Gemeinden zur Verfügung und halte viele Vorträge. Wir haben auch eine Gemeinde in Hohentengen, eine kleine Gemeinde mit etwa 50 Leuten. Soweit ich kann, bin ich dort auch noch tätig.
Das ist so viel von mir.
Einführung in das Thema und Ziel der Betrachtung
Unser Thema sind Knoten in der Bibel, also schwierige Stellen. Beim letzten Mal haben wir ein Blatt verteilt, das ihr aber nicht unbedingt haben müsst. Wer es nicht hat, ist nicht schlimm.
Heute Abend wollen wir uns einem sehr schwierigen Thema widmen, an dem viele Theologen sich die Zähne ausbeißen. Auch wir müssen nicht behaupten, die letzte Weisheit zu besitzen. Es geht um Daniel 9,24-27.
Als ich mich heute intensiv vorbereitet habe, wurde mir klar, dass ich nicht umhin komme, eine kurze Einführung zum Buch Daniel zu geben. Ohne diese Einführung würden viele den Inhalt nicht verstehen. Deshalb werde ich jetzt einige Dinge zu den Prophezeiungen im Buch Daniel sagen.
Ich versuche, das recht komprimiert zu halten. Wenn Fragen auftauchen, könnt ihr sie gerne stellen. Das Ganze ist nicht als ein Vortrag gedacht, sondern als ein Seminar, bei dem man jederzeit Fragen stellen oder unterbrechen kann.
Historischer Hintergrund der babylonischen Gefangenschaft
Ja, es geht hier um Daniel, Kapitel 1, Vers 1:
Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte die Stadt. Der Herr gab Joachims, den König von Juda, in seine Hand. Außerdem nahm Nebukadnezar einen Teil der Geräte aus dem Haus Gottes mit und brachte sie ins Land Sinea, in das Haus seines Gottes. Die Geräte legte er in das Schatzhaus seines Gottes.
Das dritte Jahr der Regierung Joachims, nach babylonischer Zählung, entspricht dem vierten Jahr Joachims nach jüdischer Rechnung. Dieses Jahr war 605 vor Christus. In diesem Jahr begann die babylonische Gefangenschaft. Nebukadnezar hatte Jerusalem eingenommen.
Hier auf der Folie ist ein historischer Rahmen dargestellt: Nebukadnezar war der babylonische König von 605 bis 539 vor Christus. Allerdings lebte er nicht so lange; er war etwa bis 550 oder 560 König. Jedenfalls war er sehr lange König. Das neu-babylonische Weltreich wurde mit ihm gegründet. Die Babylonier hatten ein riesiges Reich.
Dieses Reich bestand bis zum Jahr 539, oder auch 538, je nachdem. Danach wurde es vom medopersischen Weltreich abgelöst. Kyrus, der erste Perserkönig, und Darius, der Meder, spielten dabei eine Rolle.
Man spricht von der sogenannten siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft, die vom Jahr 605 bis etwa 538 dauerte. Das sind zwar nicht ganz 70 Jahre, sondern etwa 68. Die Juden zählen jedoch immer das angefangene Jahr als ganzes Jahr, weshalb man auf diese Weise auf 70 Jahre kommt.
Es gab verschiedene Deportationen und Wegführungen. Insgesamt wurden 18 Menschen weggeführt. Das sind die Angaben, die wir haben. Vielleicht gab es noch mehr. Soweit ich weiß, handelt es sich hier um Männer.
Im Jahr 605 v. Chr. gab es eine erste Wegführung. Dann folgte eine zweite, größere Deportation mit 10 Männern im Jahr 597 v. Chr. Eine dritte Deportation fand im Jahr 587 v. Chr. statt. In diesem Jahr wurden auch Jerusalem und der Tempel zerstört.
Schließlich gab es noch eine vierte Deportation im Jahr 582 v. Chr., allerdings war diese kleiner. Für uns ist das jetzt nicht so wichtig.
Die Vision von Nebukadnezars Traum und die vier Weltreiche
Für uns ist vor allem wichtig, was in Daniel Kapitel 2 gesagt wird. Ich muss jetzt einige Folien überspringen, sonst sitzen wir noch morgen hier. In Daniel Kapitel 2 hatte Nebukadnezar einen Traum, und Daniel hat ihn gedeutet. Wir werden nur einige wenige Verse lesen, ab Vers 31.
Ich kann nicht auf alles eingehen, einige von uns kennen diese Vision bereits. Es handelt sich um die berühmte Vision von den vier Weltreichen – genauer gesagt, um den Traum von den vier Weltreichen und die Erklärung, die Gott Daniel gegeben hat.
Vers 31: „Du, König, sahst, und siehe, ein großes Bild. Dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz war außergewöhnlich. Es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich.“
Dieses Bild hatte ein Haupt aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme waren aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Erz, seine Schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. Hier haben wir also vier Teile. Es war ein Standbild, das er gesehen hat. Dieses Bild könnte vielleicht so ähnlich ausgesehen haben wie diese Skizze hier.
Dann folgt die Erklärung von Daniel – ich lese weiter:
„Du sahst, bis ein Stein sich losriss, nicht durch Hände, und das Bild auf seine Füße aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Daraufhin wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt. Sie wurden wie Spreu aus der Sommertenne, und der Wind trug sie hinweg. Es wurde keine Spur von ihnen gefunden. Der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Erde.“
Vers 36: „Das ist der Traum, und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen.“
„Du, König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht, die Gewalt und die Ehre gegeben hat, und überall, wo Menschen, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt – du bist das Haupt aus Gold.“
Also ist Nebukadnezar als Repräsentant seines Reiches das Haupt aus Gold. Das war das babylonische Reich, das Neu-Babylonische Reich von 606 bis 539/538 vor Christus, hier hellgelb dargestellt oder gezeichnet.
Vers 39: „Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du.“ Das ist das medopersische Reich, etwa von 539 bis 331 oder 333 vor Christus, je nachdem, wann man Alexander den Großen ansetzt. Das medopersische Reich geht bis zur Eroberung durch Alexander. Alexander war dann der nächste Herrscher.
Das Reich nach ihm, das medopersische Reich, hat sehr lange bestanden. Das dritte Reich wird in Vers 39 beschrieben: „Und ein anderes drittes Königreich aus Bronze, das über die ganze Erde herrschen wird.“ Das war das makedonische Reich, man nennt es auch das griechische Reich.
Hier muss ich gleich sagen, vielleicht wundert ihr euch, dass ich dem nur eine kurze Zeitspanne von etwa zehn oder zwölf Jahren zuordne. Aber das war tatsächlich so, denn das Reich Alexanders zerfiel nach seinem Tod. Der Glanz war nur von kurzer Dauer.
Wir lesen weiter. Wenn ihr möchtet, könnt ihr jetzt bei Daniel 2 bleiben. Ich gehe aber nun zu Daniel 11. Dort, in Daniel 11, Vers 2, habe ich eine große Entdeckung gemacht. Allerdings habe ich festgestellt, dass diese Entdeckung nicht neu ist. Viele Ausleger haben das schon früher erkannt. Das passiert oft, wenn man die Bibel liest und große Entdeckungen macht, um dann Kommentare zu lesen und zu merken, dass es nichts wirklich Neues unter der Sonne gibt.
In Daniel 11 wird Daniel 2 erklärt – so einfach ist das. Vor allem wird das vierte Reich angesprochen, über das viel diskutiert wird, wer es sein soll. Aber jetzt schauen wir uns das dritte Reich an.
In Daniel 11, Vers 2, ist die Rede von den Perserkönigen zur Zeit, als diese Vision gegeben wurde. Dort heißt es:
„Nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, noch drei Könige werden für Persien aufstehen, und der vierte wird reich werden.“ Hier geht es um die Perser.
Vers 3: „Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen. In seiner Stärke und seinem Reichtum wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufbieten.“
Hier steht also, dass die Perser gegen ein nächstes Reich kämpfen, und das ist das Königreich Griechenland.
Vers 3 weiter: „Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken handeln.“ Dieser erste König von Griechenland ist niemand anderer als Alexander der Große.
Sobald er aufgestanden ist, wird sein Königreich zertrümmert werden. Das ist ein interessanter Ausdruck. Das Königreich ist nur von kurzer Dauer, etwa zwölf Jahre.
„Als Alexander stirbt, wird sein Königreich zertrümmert werden“, steht hier. „Sobald er aufgestanden ist, wird sein Königreich zertrümmert werden und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden, aber nicht für seine Hinterbliebenen.“
Das heißt, nicht für seine Nachkommen, für seinen Sohn und nicht entsprechend der Macht, mit der er geherrscht hat. Sein Königreich wird zerstört und anderen zuteil, unter Ausschluss von jenem.
Hier wird dreimal gesagt: einmal, dass das Reich zertrümmert wird, dann, dass es zerteilt wird, und schließlich, dass es zerstört wird. Es sind wirklich sehr starke Wörter. Das war das dritte Reich aus Daniel Kapitel 2.
Das vierte Königreich und die Frage seiner Identität
Weiterhin können wir bei Daniel 11 verweilen, während wir gleichzeitig zu Daniel 2 zurückkehren. In Daniel 2, Vers 40 geht es weiter:
„Ein viertes Königreich aber wird stark sein wie Eisen, deshalb, weil das Eisen alles zermalmt und zerschlägt. Und wie das Eisen das alles zertrümmert, wird es alle jene zermalmen und zertrümmern.“
Hier wird also von einem vierten Königreich gesprochen. Die Theologen sind sich jedoch uneinig, welches Reich genau damit gemeint ist. Ich habe hier einfach die Könige des Nordens und des Südens notiert und werde gleich erklären, warum.
Normalerweise wird angenommen, dass das vierte Königreich das Römische Reich ist, weil man sagt, das Römische Reich folgte auf das Griechische. Doch das passt überhaupt nicht zu Daniel 11. Wir müssen ja im Danielbuch bleiben; wir haben keinen Weltgeschichteunterricht, sondern Danielbuchunterricht.
Im Danielbuch wird es klarer: Das Reich, das auf Alexander folgte, wurde in vier Teile geteilt. Schauen wir dazu auf Daniel 11, Vers 4:
„Sobald er aufgestanden ist, wird sein Königreich zertrümmert werden und nach den vier Winden des Himmels zerteilt werden.“
Hier steht also, dass das Reich nach den vier Windrichtungen – Norden, Osten, Süden, Westen – aufgeteilt wird. Tatsächlich war es so, dass die Generäle Alexanders sich das Reich aufteilten. Allerdings dauerte es einige Jahre, da lange Kämpfe stattfanden, wer welchen Teil bekommen sollte. Einer blieb am Ende leer aus, der sogenannte Antigonos.
Wenn wir nun auf eine Karte schauen, sehen wir im Westen, dort wo Griechenland liegt, Kasander. Er war einer der Feldherren und bekam das nördliche Griechenland, also Achaia und Teile von Makedonien. Ein anderer Teil ging an Lysimachos, das war später Makedonien. Einen weiteren Teil, das heutige Gebiet der Türkei, erhielt Antigonus. Den größten Teil bekamen Seleukus und Ptolemäus. Seleukus gründete später das Seleukidische Reich, Ptolemäus das Ptolemäische Reich.
Wir sehen also fünf Teile, doch es wurde gekämpft. Im Jahr 311 v. Chr. fanden diese Kämpfe statt. Nach langem Streit kam es schließlich im Jahr 301 v. Chr. zu einer Aufteilung in vier Teile. Griechenland bekam Kassandros beziehungsweise später Antigonos, der jedoch in den Kämpfen besiegt wurde. Lysimachos erhielt Makedonien und Teile der heutigen Türkei. Das Seleukidische Reich wurde größer, und das Ptolemäische Reich in Ägypten blieb etwa gleich.
Für uns ist wichtig: Es dauerte eine Weile, bis man sich einigte, aber diese Reiche bestanden nicht lange. Im Jahr 301 sieht man, dass das Seleukidische Reich sehr groß ist, das Ptolemäische Reich im Süden ebenfalls, während die anderen bereits aufgeteilt sind.
Doch es wird noch deutlicher: Im Jahr 281 v. Chr. zeigt sich, dass das Seleukidische Reich noch größer geworden ist. Es reicht weit, während die anderen fast verschwunden sind. Übrig bleiben das Seleukidische Reich und das Ptolemäische Reich. Die anderen waren kleine, unbedeutende Reiche.
Ab 281 v. Chr. haben wir also ein zweigeteiltes Riesenreich, das ehemalige Reich Alexanders teilt sich in zwei Teile. Ein Teil davon ist schwach, der andere stark. Der Schwache ist Ptolemäus, der Starke ist Seleukus beziehungsweise das Seleukidische Reich.
Nun noch etwas zu Daniel 11, Vers 5:
„Und es wird mächtig werden der König des Südens.“
Das ist das Ptolemäische Reich, der König heißt Ptolemaios. Es wird mächtig, wie hier steht. Und einer von seinen Obersten, also einer seiner Generäle, wird über ihn hinaus mächtig werden. Wisst ihr, wer das war? Es war Seleukus.
Seleukus war zunächst zusammen mit Ptolemaios, doch dann machte er sich selbständig und wurde mächtiger als Ptolemaios. Es heißt weiter: Er wird über ihn hinaus mächtig werden und herrschen. Seine Herrschaft wird eine große Herrschaft sein. Am Ende von Jahren werden sie sich verbünden.
Jetzt entstehen also zwei Reiche. Der Stärkere, Seleukus beziehungsweise die Seleukiden, waren jedoch nicht zufrieden mit diesem Riesenreich. Sie wollten ein Gesamtreich, das auch Ägypten einschließt – also so groß wie das Reich Alexanders.
Deshalb versuchten sie mit Heiratspolitik, das Ptolemäische Reich zu gewinnen. Genau das lesen wir in Daniel 11, Vers 6:
„Und am Ende von Jahren werden sie sich verbünden, und die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um einen Ausgleich zu bewirken.“
Die Hoffnungen sind groß, Heiratspolitik scheint zu funktionieren. Doch im Text steht weiter:
„Aber sie wird nicht die Kraft behalten, und er wird nicht bestehen noch sein Beistand, der König des Nordens. Sie wird dahingegeben werden, sie und die, die sie zugeführt haben, und der, der sie gezeugt und unterstützt hat in jenen Zeiten.“
Es ist für uns schwer zu verstehen, was das alles genau bedeutet, aber es ist eine Prophezeiung auf die Zukunft. Eines ist sicher: Die Heiratspolitik funktioniert letztlich nicht. Man dachte, man könne das Reich durch Heiratspolitik vereinen, doch das gelingt nicht.
Das geteilte Königreich und die Bedeutung der Füße aus Eisen und Ton
Jetzt gehen wir zurück zu Daniel, Kapitel 2. Dort lesen wir in Vers 40 über das vierte Königreich, das stark ist wie Eisen, das alles zermalmt und zerschlägt.
In Vers 41 steht: „Und da du die Füße und die Zehen teils aus Töpferton und teils aus Eisen gesehen hast, bedeutet das, dass es ein geteiltes Königreich sein wird.“ Es wird nie gesagt, dass das Königreich ein einheitliches Reich sein wird. Es steht einfach da, dass es ein geteiltes Königreich sein wird.
Es wird zwar stark sein wie Eisen, aber die Füße sind geteilt. Ein Teil des Reiches besteht aus Töpferton, die Zehen aus Töpferton und teils aus Eisen. Das bedeutet, es wird ein geteiltes Königreich sein. Von der Festigkeit des Eisens wird aber ein Teil darin sein. Also ist ein Teil fest, sehr stark wie Eisen.
Du hast gesehen, dass Eisen mit lehmigem Ton vermischt wurde und die Zehen der Füße teils aus Eisen, teils aus Ton bestehen. Das bedeutet, dass das Königreich zum großen Teil stark sein wird, aber zum Teil auch zerbrechlich. Der größere Teil ist stark, der kleinere Teil ist zerbrechlich.
In Vers 43 heißt es: „Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast, bedeutet, sie werden sich durch Menschensamen mischen, aber aneinander haften werden sie nicht.“ Sie werden versuchen zu heiraten, um das Reich wieder zu einen, aber es wird nicht zusammenbleiben. Sie werden nicht aneinander haften, genau wie Eisen sich mit Ton nicht vermischt.
Nun zurück zu Daniel Kapitel 11. Dort hatten wir ja vom ersten Versuch der Heiratspolitik gelesen. Gehen wir noch einmal zu Daniel 11. Ich muss kurz nachlesen: Daniel 11, Vers 17.
Es geht immer um einen König des Nordens und einen König des Südens. Sie streiten, kämpfen miteinander und versuchen sich zu vereinen, aber es funktioniert nicht.
In Vers 17 steht: „Und er wird sein Angesicht darauf richten, mit der Macht seines ganzen Königreiches zu kommen, nämlich der Nordkönig, gerades im Sinne habend, und er wird entsprechend handeln. Und er wird ihm, dem Südlichen, die Tochter seiner Frauen geben, aber nur um sie zu verderben.“
Das ist also der nächste Versuch der Heiratspolitik. Wieder eine Tochter – eine von den vielen Frauen. Ich weiß nicht, wie viele Frauen er hatte, jedenfalls hatte er Töchter. Jetzt gibt er dem anderen König eine Tochter, aber letztlich geht es nur darum, ihn zu verderben.
Es wird nicht geschehen, dass ein einheitliches Reich entsteht, sondern es wird nur Verderben daraus entstehen. Immer noch in Vers 17: „Und sie wird nicht bestehen, und ihm wird durch sie nichts werden.“
Der Nordkönig bekommt durch diese Heiratspolitik also auch nichts, wiederum nichts.
In Daniel 11 ist natürlich von mehreren Nordkönigen und mehreren Südkönigen die Rede. Es ist nicht immer derselbe König. Wenn man das liest, könnte man meinen, es sei immer ein König des Nordens und ein König des Südens. Aber es sind natürlich die Söhne von den Söhnen und die Söhne von den Söhnen der Söhne und so weiter. So geht das immer weiter.
Im Nordreich heißen sie immer Seleukos und Antiochos abwechselnd. Im Südreich heißen sie immer Ptolemaios – der Erste, der Zweite, der Dritte, der Vierte und so weiter.
Das Daniel 11 erklärt uns Daniel 2. Dieses zweigeteilte Reich, das nach Alexander dem Großen entsteht, ist genau das Reich, das den Israeliten so viele Schwierigkeiten bereiten wird.
Und das ist der Zusammenhang: Das Buch Daniel ist nicht geschrieben, um den Leuten, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt sind, zu erklären, was die Europäische Union ist. Das interessierte die Leute damals überhaupt nicht.
Was sie interessierte, war, wie die weitere Entwicklung nach dem Perserreich verläuft. Und Daniel sagt: Nach dem Alexanderreich, wie geht es da weiter?
Diese Juden haben furchtbar Schweres durch diese Seleukiden und Ptolemäer zu erleiden. Deshalb ist das hier ein ganz wichtiger Punkt.
Das ewige Reich Gottes als abschließende Perspektive
Jetzt könnte man sagen: Ja, aber es steht doch in Daniel so klar und deutlich, dass der Stein kommt. In Daniel Kapitel 2, Vers 44 heißt es: „In den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört werden wird.“ Das ist doch ganz klar. Das gilt doch hier bis zum Ende.
Natürlich gilt das bis zum Ende. Aber vergesst nicht, dass die biblische Prophetie kein lückenloser Fahrplan bis in die Zukunft ist. Es ist eher so, wie wenn man in die Schweizer Berge schaut. Man sieht die Bergkette und meint, es sei ein Block. In Wirklichkeit sind es verschiedene Berge, die hintereinander liegen.
Das heißt, das, was in der Nähe ist, wird deutlicher gesagt und deutlicher gesehen. Das sind die vier Königreiche. Das, was in der Ferne liegt, ist das Königreich Gottes. Dieses Königreich Gottes zerhaut alle Königreiche der Menschen, zerschlägt sie, und Gott richtet dann ein ewiges Reich auf.
Aber es ist nicht damit gesagt, dass nach dem Seleukidenreich sofort das Reich Gottes kommt. Das heißt, es kommt zwar danach, aber wie viel später, das wird nicht gesagt. Versteht ihr? Das heißt, wir haben hier eine prophetische, verkürzte Perspektive. So nennt man das in der Theologie. Die Perspektive ist verkürzt dargestellt, sodass das, was dazwischen liegt, nicht sichtbar ist.
Das war die Einleitung. Jetzt kommen wir zum zweiten Schritt, bevor wir dann zu Kapitel neun kommen. Nein, ich habe drei Schritte, eigentlich vier Schritte. Also müssen wir noch Geduld haben.
Die Vision von vier Tieren in Daniel 7
Jetzt kommen wir zu Kapitel sieben. Wie gehen wir das an? Ich glaube, ich muss hier ein bisschen vorgehen. Vielleicht fangen wir hier an.
In Kapitel sieben haben wir eine ähnliche Situation. Wieder sehen wir ein Traumgesicht. In Daniel Kapitel 7 geht es um vier Reiche. In Vers 3 lesen wir: „Vier große Tiere stiegen aus dem Meer herauf, eines verschieden von dem anderen.“
Daniel sieht in seinem Traum einen Löwen, dann einen Bären und anschließend einen Panther mit vier Köpfen und vier Flügeln. Das erste Tier entspricht dem ersten Reich, das er bereits in Daniel Kapitel 2 im Traum von Nebukadnezar erkannt hatte. Dieses Reich ist das babylonische Reich, symbolisiert durch den Löwen.
Das zweite Tier, der Bär, steht für das zweite Reich aus Daniel Kapitel 2, das medopersische Reich. Das dritte Tier entspricht dem dritten Reich aus Daniel Kapitel 2, dem Makedonischen Reich unter Alexander dem Großen.
Der Panther hat vier Köpfe und vier Flügel und ist sehr schnell, wie es in Daniel Kapitel 7 heißt. Hier müssen wir nicht sofort an die Teilung des Reiches in vier Teile denken. Alexander der Große war zwar ein Kopf, aber es müssten eigentlich fünf oder sechs Köpfe sein, wenn wir in jedem Kopf einen wichtigen Herrscher sehen wollten. Antigonos war beispielsweise auch ein Kopf.
Der Panther hat jedoch nicht sechs Köpfe. Die Köpfe bedeuten hier wahrscheinlich nicht einzelne Könige. Ebenso stehen die vier Flügel nicht für einzelne Herrscher, sondern symbolisieren, dass sich das Reich in alle vier Himmelsrichtungen ausdehnt. Nach dem Tod Alexanders wurde das Reich in vier Teile aufgeteilt, wie wir in Daniel 11 gelesen haben.
Die Zahl vier steht hier wohl für die Erde, die Welt, also zeigt sie, dass dieses Reich ein riesiges Reich ist, das die damals bekannte Welt bedeckt.
Anschließend sieht Daniel ein viertes Tier, das schrecklich ist und zehn Hörner hat. In Vers 7 heißt es: „Nach diesem schaute ich in dem Gesicht der Nacht, und siehe, ein viertes Tier, schrecklich und furchterregend und sehr stark. Es hatte große eiserne Zähne, es fraß und zermahlte, was übrig blieb, und zertrat es mit seinen Füßen. Es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen waren, und hatte zehn Hörner.“
Während Daniel auf die Hörner achtgab, stieg ein kleines Horn zwischen ihnen empor. Drei der ersten Hörner wurden vor ihm ausgerissen. Dieses Horn hatte Augen wie Menschenaugen und einen Mund, der große Dinge redete.
Dieses vierte Tier ist also sehr interessant und muss nach Alexander dem Großen kommen. Die meisten Ausleger sagen, dass es das Römische Reich darstellt. Doch wie bereits erwähnt, gibt es Schwierigkeiten, wenn man meint, es sei das Römische Reich, denn das Buch Daniel richtet sich an die damals zurückgekehrten Israeliten aus der Gefangenschaft.
Es ist eine Botschaft für sie und hat mit den Römern wenig zu tun, sondern vielmehr mit den Persern, dem darauffolgenden Alexanderreich und den Seleukiden, den Königen des Nordens und Südens. Diese Geschichte Israels lag damals vor ihnen.
Hier bekommen sie einen Überblick über die nahe Geschichte, nicht über die ferne Geschichte, nicht über die Europäische Union, wie ich schon gesagt habe, auch nicht über die Römer und nicht über das Byzantinische Reich von 1453 oder so. Nein, es geht um die damalige Zeit, nicht um die europäische Geschichte.
Daniel schreibt: „Mein Geist in mir wurde zutiefst beunruhigt, mein Leib und die Gesichter meines Hauptes ängstigten mich“ (Vers 16). Er näherte sich einem der Dastehenden, um Gewissheit über all das zu erbitten. Dieser sagte ihm, er wolle ihm die Deutung kundtun.
Diese großen Tiere, deren vier es sind, sind vier Königreiche, die auf Erden aufstehen werden. Also diese vier Tiere entsprechen wieder den gleichen Reichen wie zuvor: das babylonische Reich, das medopersische Reich, das makedonische Alexanderreich, das riesige Reich und dann, was kommt danach?
Hier muss ich ein wenig vorgreifen: Das kleine Horn, das nach dem Alexanderreich kommt, ist auch hier das Seleukidenreich. Dieses versucht, sich mit dem Ptolemäerreich zu vereinen. Das Ptolemäerreich tritt in Daniel 7 nicht stark hervor, dafür aber das Seleukidenreich.
Es gibt einige Könige, die für Israel damals von großer Bedeutung waren. Um diese zehn Könige geht es, dargestellt durch die zehn Hörner.
Wir hatten schon gesagt, dass sich das Reich Alexanders aufgeteilt hat: zuerst in fünf Teile, dann in vier, und später wurden daraus zwei. Die anderen Teile waren von geringer Bedeutung. Zum Beispiel ging Lysimachos’ Reich im Jahr 281 ganz unter, und Antigonos starb, soweit ich weiß, 301 oder 311.
Wer ist also dieses kleine Horn? Ich möchte zeigen, dass dieses kleine Horn nicht der Antichrist ist und auch kein anderer europäischer Herrscher, sondern tatsächlich ein Seleukidenherrscher.
Ich komme darauf, weil es in Daniel 7 heißt, dass das vierte Tier ein viertes Königreich auf Erden sein wird. Das wäre das Seleukidenreich. Die zehn Hörner bedeuten, dass aus diesem Königreich zehn Könige aufstehen werden (Vers 24).
Es steht dort: „Die zehn Hörner bedeuten, dass aus jenem Königreich zehn Könige aufstehen werden. Zehn Könige, und nach ihnen wird ein anderer aufstehen.“
Wichtig ist, dass es nicht zehn Könige sind, die gleichzeitig regieren. Es geht um ein Hintereinander. Bevor der Elfte kommt, müssen die anderen schon Könige gewesen sein.
Man kann nicht gleichzeitig zehn Könige über ein großes Königreich haben, es sei denn, das Reich wäre in zehn Teile geteilt. Aber wir werden sehen, dass das hier nicht passt.
Es ist kein zehngeteiltes Königreich, sondern immer noch ein einziges Königreich, das vierte Königreich. Es gibt zehn Hörner, aber es bleibt ein Königreich. Dass aus dem Königreich zehn Könige aufstehen, kann nur bedeuten, dass sie nacheinander regieren.
Ich mache weiter mit Vers 25: „Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen des Höchsten aufreiben. Er wird darauf sinnen, Zeiten zu ändern und Gesetz. Sie werden in seine Hand gegeben sein, eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“
Das sind dreieinhalb Zeiten, hier wahrscheinlich Jahre. Man kann das aus Vergleichen mit anderen Stellen so verstehen. Vielleicht kommen wir später noch darauf.
Vers 26: „Aber das Gericht wird sich niederlassen, und seine Herrschaft wird man wegnehmen, dass sie vernichtet und vertilgt sei bis zum Ende.“
Hier sieht man, dass Gott eingreift und Gericht hält, vor allem über diesen Letzten, das sogenannte kleine Horn. Gott wird dann sein Königreich aufrichten.
Vers 27: „Und das Königreich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden. Sein Königreich ist ein ewiges Königreich, und alle Herrschaften werden ihm dienen und ihm gehorchen.“
Das ist das Königreich Gottes, das ewige messianische Königreich.
Dieser Text in Daniel 7 steht parallel zu Daniel 2 und Daniel 11 und gibt uns wieder eine wichtige Hilfe zur Deutung.
Die Könige des Nordens und die Identifikation des kleinen Horns
Aber zuerst schauen wir uns diese Königreiche an. Der Löwe steht für Babylon, der Bär für Medo-Persien, der Panther für Griechenland, vertreten durch Alexander. Das Zehnhörnertier symbolisiert den König des Nordens, also das Seleukidenreich. Es gab tatsächlich zehn Könige des Nordens.
Die Könige des Südens, die Ptolemäer, werden hier in Daniel 7 nicht erwähnt. Die Nordkönige hingegen sind wichtig, und ich werde das gleich erklären. Manche meinen, die zehn Könige seien die zehn Könige aus Offenbarung 17. Das stimmt aber nicht. Das hat nichts mit der Offenbarung zu tun. Wir befinden uns noch immer bei Daniel und seiner Zeit, nicht in einer anderen.
In Offenbarung Kapitel 17 Vers 12 heißt es, die zehn Hörner seien zehn Könige, die noch kein Königreich erhalten haben. Das bedeutet, sie sind nur dem Namen nach Könige, aber sie herrschen nicht über ein Reich. Sie bekommen erst Vollmacht wie Könige für eine Stunde mit dem Tier, wenn sie mit diesem Tier zusammenarbeiten. Vorher sind sie keine Könige.
Deshalb hat das nichts mit Daniel zu tun, denn in Daniel sind die zehn Hörner bereits Könige, die aus jenem Königreich regieren. Ein anderer König, der elfte, kommt nach ihnen hinzu. Es gibt also einen Unterschied zwischen Offenbarung 17 und Daniel 7.
Wir lassen Offenbarung 17 jetzt außen vor und konzentrieren uns auf Daniel. In Daniel 7 sind es zehn Hörner, also zehn Könige. Der erste König des Nordens war Seleukos I., der zweite Antiochus I., der dritte Antiochus II., der vierte Seleukos II., der fünfte Seleukos III., der sechste Antiochus III., der siebte Seleukos IV. Danach gab es noch drei Thronanwärter.
Einer davon war der Neffe von Antiochus IV., namens Demetrios. Antiochus IV. schickte ihn nach Rom in Verbannung. Sein Bruder, Seleukos IV., der vor ihm König war, wurde von ihm ermordet. Antiochus IV. regierte als Vormund für seinen Neffen, der ebenfalls Antiochus hieß.
Ein weiterer Thronanwärter war ebenfalls Antiochus. Dieser wurde auf Anraten von Antiochus IV. ermordet. Außerdem hat Antiochus IV. noch Heliodorus ermordet, den ich bisher nicht erwähnt habe.
Aus der Geschichte lässt sich erkennen, dass Antiochus IV., genannt Epiphanes, von 175 bis 164 v. Chr. regierte. Er war der achte König, hat aber drei vor ihm gedemütigt oder daran gehindert, König zu werden. Er sorgte dafür, dass drei zurückblieben, und wurde selbst der Achte.
Das passt genau zu dem, was in Daniel 7 steht: Zehn Könige herrschen, die hintereinander regieren. Die letzten drei lebten zu der Zeit noch, als Antiochus IV. kam. Er hat drei gedemütigt, sodass sie nicht König wurden. Einen von ihnen, Seleukos IV., hat er ermordet.
Das bedeutet, Antiochus IV. passt haargenau auf das kleine Horn aus Daniel 7.
Weitere Visionen und die Bedeutung von Antiochus Epiphanes
Im Buch Daniel geht es dann weiter in Kapitel 8, wo eine weitere Vision gezeigt wird. Auch hier geht es erneut um Königreiche, allerdings mit anderen Tieren. Ich möchte jetzt nicht im Detail darauf eingehen, aber ich habe diese anderen Tiere auf der Folie dargestellt.
Das zweite Reich wird durch einen Widder symbolisiert, das dritte Reich, das Alexanderreich, durch einen Ziegenbock. Diese beiden kämpfen miteinander, und der Ziegenbock tötet den Widder. Das bedeutet, dass Alexander das Perserreich besiegt und dann herrscht. Aus dem Alexanderreich entsteht das erste Horn, das Alexander selbst darstellt. Dieses große Horn wird zerbrochen, und daraus wachsen andere Hörner hervor.
Ein ganz kleines Horn wächst ebenfalls hervor. Dieses kleine Horn ist Antiochus Epiphanes, der später den Juden viele Probleme bereitete. Auch Kapitel 8 behandelt im Grunde dasselbe Thema, nur sind es hier nicht vier Tiere, sondern nur zwei. Das sollte uns nicht irritieren, denn es handelt sich um eine Vision.
Das Thema ist jedoch dasselbe: Es geht um Reiche, die sich bekämpfen, und zwar um damalige Reiche. Das Reich, das nach Alexander kommt, ist das Reich der Seleukiden. Aus diesen Seleukiden wächst dieses eine kleine Horn, das so riesengroß wird, dass es bis zum Himmel, bis zu den Sternen hinaufreicht. Es kratzt sogar an den Sternen und wirft sie vom Himmel auf den Boden herunter.
Dieses Horn ist niemand anderes als Antiochus Epiphanes. Er hat sich herausgenommen, gegen den Gott des Himmels, den Höchsten, zu sprechen und gegen ihn anzutreten, sozusagen im Kampf. Er hat Gott auf schreckliche Weise gelästert.
Antiochus hat den Juden den Tempel verwüstet. Er hat nicht den Tempel zerstört, aber er hat ihn entweiht. Er führte die griechische Religion ein und stellte eine Statue des Zeus-Gottes auf den Brandopferaltar. Er wollte, dass die Juden den griechischen Gott Zeus anbeten, und viele Juden folgten diesem Drängen. Man sagt, er habe das Judentum hellenisiert.
Diese Ereignisse spielten sich in den Jahren 168 bis 164 vor Christus ab. Antiochus kam 175 vor Christus an die Macht und regierte bis etwa 171. In dieser Zeit setzte er den hohen Priester der Juden, Onias III., ab. Er tötete ihn nicht sofort, sondern ersetzte ihn durch dessen Bruder, der kein rechtmäßiger hoher Priester war, sondern ein hellenisierter Heide. Dieser tat, was ihm passte.
Onias wurde daraufhin vertrieben und musste in die Stadt Daphne fliehen. Dort wurde er getötet. Ein anderer Mann überlistete ihn: Der Vizeregent von Antiochus lockte ihn aus seiner Zuflucht, versprach ihm etwas Gutes und brachte ihn dann um. So endete das Leben des guten hohen Priesters.
Das war das Ende der legitimen hohen Priester zu jener Zeit. Von 171 bis 164 regierten nur noch heidnische hohe Priester, bis Antiochus selbst starb. Es war eine schreckliche Zeit, die sieben Jahre dauerte.
Im Jahr 168 entweihte Antiochus den Tempel im Dezember. Er zerstörte die Stadtmauern, tötete 80 Juden und verfolgte weiterhin die Juden, die sich weigerten, der griechischen Religion beizutreten. Diese Zeit war so grausam, dass man sie sich kaum vorstellen kann.
Frauen, die ihre Kinder nicht beschneiden ließen, wurden zusammen mit den Kindern verbrannt, erhängt oder auf andere schreckliche Weise getötet. Antiochus hat Gott so sehr gelästert wie kein anderer in jener Zeit. Kein Wunder, dass das Buch Daniel viel über ihn berichtet.
Übergang zu Daniel Kapitel 9 und das Studium Jeremias
Jetzt sind wir bereit für Daniel 9. Schaffen wir das noch? Was ich mache, ist ein Überblick, denn ich habe gesagt, wenn ich das nicht mache, werden die Leute heute Abend überhaupt nichts verstehen von dem, was ich über Daniel 9 sagen möchte.
Wir kommen zu Daniel 9. Ja, wir lassen das alles aus Daniel 9 lesen. Daniel 9, Verse 1 und 2 berichten, dass Daniel gerade dabei war, den Propheten Jeremia zu studieren. Daniel war zu dieser Zeit schon sehr alt. Wir schreiben das Jahr 538, das erste Jahr des Kyrus. Daniel war am Bibelstudium, am Beten und Flehen. Dabei las er Jeremia Kapitel 25, Vers 11, und Jeremia Kapitel 29, Vers 10.
In Jeremia steht: Dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden. Diese Völker werden dem König von Babel dienen – siebzig Jahre. Und es wird geschehen, wenn die siebzig Jahre voll sind, werde ich dem König von Babel und an jenem Volk ihre Schuld heimsuchen, am Land der Chaldäer, und ich werde es zu einer ewigen Wüste machen. Also siebzig Jahre.
Die zweite Stelle, die er gelesen hat – natürlich hat er viele Stellen gelesen, aber diese Stellen sind ihm besonders aufgefallen – ist Jeremia 29, Vers 10: Denn so sagt Yahweh: Sobald siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen und euch an diesen Ort zurückbringen. Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke: Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren.
„Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen. Ich werde mich von euch finden lassen, sagt Yahweh. Ich werde eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch vertrieben habe, sagt Yahweh. Und ich werde euch an den Ort zurückbringen, von wo ich euch weggeführt habe.“
Dann hat Daniel gebetet, Daniel Kapitel 9, und zu dem Gott Israels gefleht. Er flehte: „Herr, handle, Herr, handle, greif du jetzt ein!“ Das ist Vers 19: „Höre mein Flehen, Herr, vergib, Herr, merke auf und handle! Zögere nicht um deiner selbst willen, mein Gott, denn dein Name ist genannt über deiner Stadt und deinem Volk. Greif jetzt ein, mach das jetzt!“
Während Daniel noch redete und betete, seine Sünde und die Sünde seines Volkes Israel bekannte und sein Flehen vor Gott, seinem Herrn, für den heiligen Berg seines Gottes niederlegte, da kam der Mann Gabriel zu ihm. Gabriel war der Engel, den Daniel am Anfang im Gesicht gesehen hatte, als er ganz ermattet war. Dies geschah zur Zeit des Abendopfers.
Gabriel brachte Verständnis und redete mit Daniel: „Ich bin jetzt ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren. Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ausgegangen, und ich bin gekommen, um es dir kundzutun. Denn du bist dein Wohlgefallen, eine Kostbarkeit. So merke auf das Wort und verstehe das Gesehene: Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk.“
Ich habe den Text hier auf der Folie, ihr könnt in der Bibel mitlesen. Ich lese einfach von der Folie: „Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, um den Frevel zu verschließen, die Sünde zu versiegeln, die Schuld zu sühnen, ewige Gerechtigkeit zu bringen, Gesicht und Prophet zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.“
Ich lese hier noch weiter, ich merke gerade, ich habe nicht den ganzen Text auf der Folie: Vers 25: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen lang werden Graben und Wall wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Bedrängnis der Zeiten.
Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet, und ihm wird nicht sein, was auch immer das heißt. Die Stadt und das Heilige – was die Stadt und das Heilige betrifft – wird das Volk des Fürsten, welcher kommt, zerstören. Sein Ende ist in der Überflutung, und bis ans Ende ist Krieg. Verwüstungen sind beschlossen.
Stark machen wird er einen Bund mit den Vielen eine Woche lang. Und eine halbe Woche lang wird er Ruhe machen, also aufhören lassen Opfer und Gabe, also Schlachtopfer und Speisopfer. Auf dem Flügel der Gräuel, eigentlich auf den Flügeln der Gräuel, wird Verwüstung sein. Oder es wird ein Verwüster sein, und zwar so lange, bis Vernichtung und Festbeschlossenes sich auf den Verwüster ergießen wird.“
Ein ganz schwieriger Text. Da haben sich jahrhundertelang die Theologen den Kopf zerbrochen. Es ist wirklich einer der Knoten der Bibel, ich denke, das kann man so sagen.
Jetzt, wie machen wir das? Machen wir eine Pause und dann noch 30 Minuten weiter, oder geht das? Wir sind jetzt schon ziemlich müde, oder? Machen wir eine kurze Pause?