Wie zahle ich Gott zurück, was er mir Gutes getan hat?
„Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltaten an mir? Den Kelch des Heils will ich nehmen und den Namen des HERRN anrufen; meine Gelübde will ich dem HERRN [bezahlen] [...].“ (Psalm 116,12–14)
Die Formulierung „Gott all seine Wohltaten an mir vergelten“
macht mich nervös. Der Gedanke, Gott etwas zu vergelten bzw. zurückzuzahlen, kann so leicht den Anschein erwecken, Gottes Gnade sei eine Hypothek. Sie fällt zwar sehr großzügig aus, aber du musst sie dennoch zurückzahlen.
Doch Paulus sagt in Apostelgeschichte 17,25: „[Gott] lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas benötigen würde, da er doch selbst allen Leben und Odem und alles gibt.”
Mit anderen Worten: Es gibt überhaupt nichts, was du Gott schenken oder für Gott tun kannst, was er dir nicht zuvor geschenkt oder für dich getan hat.
Wir sehen das auch in 1. Korinther 15,10: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade, die er an mir erwiesen hat, ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe mehr gearbeitet als sie alle; jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.
“ Keines unserer Werke kann daher je Gott zurückzahlen, was er für uns getan hat, weil ja selbst unsere Werke ein Geschenk Gottes sind. Mit jeder unserer Taten für Gott stehen wir lediglich immer tiefer in der Schuld seiner Gnade.
Was in Psalm 116 also dafür sorgt, dass die gezahlten Gelübde nicht zu einem Versuch werden, Gott seine Gnade zurückzuzahlen, ist die Tatsache, dass es sich dabei gar nicht um eine normale „Zahlung“ handelt. Es geht vielmehr auch hier darum, dass wir etwas von Gott empfangen, das seine beständige Gnade großmacht und nicht unsere Genialität.
Der Psalmist beantwortet seine eigene Frage: „Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltaten an mir?“
Die Antwort: „Den Kelch des Heils will ich nehmen und den Namen des HERRN anrufen [...]“.
Mit anderen Worten: Ich rufe den Herrn an, damit er meinen Kelch füllt. Gott etwas zurückzuzahlen bedeutet, weiter etwas von Gott zu empfangen, um die unerschöpfliche Güte Gottes großzumachen.
Den Kelch des Heils zu nehmen bedeutet, das Heil zu ergreifen, das unseren Durst stillen kann, und davon zu trinken und noch mehr von ihm zu erwarten. Wir wissen das aus den darauffolgenden Worten: „[Ich will] den Namen des HERRN anrufen [...].“
Ich werde ihn weiter um Hilfe bitten. Wie soll ich Gott zurückzahlen, dass er mein Schreien gehört hat? Die Antwort: Indem ich ihn wieder anrufe. Ich werde Gott das Lob und die Anerkennung zurückzahlen, dass er mich nie braucht, sondern selbst überfließt an Wohltaten, die ich so sehr von ihm brauche (und zwar zu jeder Zeit).
Dann sagt der Psalmist als drittes: "[Meine] Gelübde will ich dem HERRN [bezahlen] [...].“
Doch wie werden sie bezahlt? Sie werden bezahlt, indem wir den Kelch des Heils festhalten und den Herrn anrufen. Das heißt, sie werden durch den Glauben an die Verheißung bezahlt, dass immer noch mehr Gnade – allgenugsame Gnade – auf dem Weg ist.