Ein Brief voller Freude trotz schwerer Umstände
Wir haben heute als Predigttext aus dem Philipperbrief Kapitel 4 die Verse 4 bis 7, Philipper 4,4-7.
Ja, merkwürdig: Dieser Brief, den Paulus in einer schweren Zeit der Gefangenschaft geschrieben hat, ist überhaupt der fröhlichste Brief, den Paulus verfasst und uns hinterlassen hat – obwohl er sogar mit seiner baldigen Hinrichtung rechnet.
Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freut euch! Eure Güte, wie man früher im Luthertext sagte, eure Lindigkeit war schön. Luther hat schon eine schöne Sprache gefunden: Eure Lindigkeit lasst kund sein allen Menschen. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Also, wer sich heute nicht freuen kann, dem ist fast nicht mehr zu helfen. Jetzt ist doch so viel auf Freude gestimmt bei uns.
Vor ein paar Tagen habe ich mit einem Mann telefoniert, der eine wichtige Position in einem Industriebetrieb hat. Sein erstes Wort war überhaupt kein Wort, er sagte nur: „Ach, was ist denn passiert?“ Dann erzählte er: „Jetzt endlich Urlaub! Jetzt liegt mein Geschäft hinter mir, ich komme gerade zurück, und jetzt habe ich 14 Tage Urlaub, und jetzt wird Weihnachten gefeiert.“
Es ist doch schön, wenn sich jemand freuen kann. Worüber Sie sich freuen, weiß ich nicht. Man muss ja heute Abend vielleicht nur bei der Weihnachtsfeier der Kinderkirche in das Gesicht eines Kindes blicken, um sich richtig freuen zu können.
Es ist doch etwas Schönes.
Freude als zentrales Lebenszeichen
Ich kann mich an dem Licht einer Kerze erfreuen. Auch in diesen Tagen gibt es so viele Zeichen der Liebe, die wir empfangen: Menschen, die uns guttun. Unsere jungen Leute zeigen uns immer wieder, dass Freude das Wichtigste im Leben ist. Junge Leute wollen eigentlich immer nur Freude haben. Wenn sie die Kirchen und Christengemeinden kritisieren, sagen sie oft: „Da ist mir noch nicht genug Freude drin.“
Freude wirkt anziehend. Es wäre schön, wenn wir in diesen Weihnachtstagen viel, viel Freude ausstrahlen, Freude weitergeben und Freude vermitteln könnten. Einige würden dann vielleicht bedächtig mit dem Kopf schütteln und sagen: „Ja, ja, es gibt ja auch so viel Trauriges.“ Das stimmt. Sie haben das erlebt, und das Leben ist voller Traurigkeit. Die Weihnachtsgeschichte ist voller Traurigkeit, voller Not und Elend.
Manchmal kippt das fast in den Weihnachtspredigten, wenn manche Prediger nur noch vom Elend, vom Hunger, vom Unrecht und von einer brutalen Welle sprechen, die die Schwachen an den Rand drückt. Da fragt man sich: Wo bleibt eigentlich die Freude? Wo bekommt man denn richtig Freude?
Ich bin froh, dass Paulus das heute am vierten Advent noch einmal klarstellt: Freude muss sein. Er wiederholt es noch einmal: Freude muss sein. Wir müssen in jeder Weise voller Freude sein.
Die Quelle der Freude: Gott selbst
Ich habe lange darüber nachgedacht und versucht, Ihnen das irgendwie zu erklären. Ich fürchte, es wird heute auch ein wenig Theorie bleiben.
In der Welt gibt es sehr, sehr viel, was uns die Freude nimmt. Die Bibel sagt immer wieder: Freude ist nur bei Gott, nur bei Gott. Wo Gott in diese Welt tritt – so war es in der Weihnachtsgeschichte – da rufen die himmlischen Herrscharen: „Ich verkündige euch große Freude!“
Oder im Psalm heißt es: „Vor dir, Herr, ist Freude die Fülle.“ Wenn wir einmal in die Herrlichkeit eintreten, dann ist schon angekündigt: „Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein.“ Jesus kündigt uns an: „Meine Freude soll auf euch bleiben, sie werden sich freuen mit unaussprechlicher Freude.“
Freude gehört zu Gott.
Wenn man sich interessiert, wie man merkt, dass der Heilige Geist in unserer Mitte wirkt, an was man die Gabe des Geistes Gottes erkennt, erzählt Paulus zuerst vom Frieden. Als zweitwichtigste Geistesgabe nennt er die Freude. Diese bricht in einem Leben heraus, und Menschen sind voller, voller Freude. Sie sagen: „Ja, ich freue mich so an meinem Gott, ich bin ihm so nahe und habe das erlebt und entdeckt.“
Freude trotz Leid: Ein Zeugnis aus der Gefangenschaft
Ein alter Mann erzählt die Geschichte, wie er im März 1949 in Moskau für einen Gefangenentransport bereitgemacht werden musste. Sie bekamen noch ein paar Scheiben Brot in die Hand gedrückt, und der russische Wachsoldat sagte ihnen: „Das muss für vier Tage reichen.“ Vier Tage – das wäre genau die Zeit, die sie brauchen, um in die Heimat zu kommen.
Dann saßen sie in dem Güterwagen. In welche Richtung setzte sich der Zug in Bewegung? Osten oder Westen? Er fuhr nach Osten, in den Ural, nach Sibirien – 25 Jahre Straflager, so wie es der Richter ihnen zugerufen hatte.
Der alte Mann erzählt, wie er dort im März 1949 in diesem Wagen saß. Die Gefangenen – da lacht keiner mehr, da redet keiner mehr. Die Heimat ist vergessen. Er holt sein Neues Testament heraus. In dem Waggon gibt es eine Luke. Er drängt sich an die Luke, blättert darin und liest: „Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freut euch!“ (Philipper 4,4).
Er sagt, er habe noch nie einen Menschen getroffen, der ihm so deutlich sagen konnte, dass Freude keine oberflächliche Sache ist. Es ist nicht einfach ein Kitzeln im Bauch, wie wir Freude oft erleben, sondern etwas, das von innen herauskommt. Etwas, das viel stärker ist als alles Leid, viel stärker als Tod, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.
„Freut euch in dem Herrn“ – da ist Jesus wirklich bei mir. Er sitzt neben mir in diesem Waggon der Gefangenschaft. Er begleitet mich auf meinem Lebensweg, hält die Hand über mir. Und wenn ich falle, falle ich in seine Hand. Ich bin umgeben von seiner Nähe. In dem Herrn bin ich fröhlich.
Freude in Jesus als Quelle wahrer Fröhlichkeit
Mein erster Punkt, der mich fröhlich macht in dem Herrnsein in diesen Weihnachtstagen, spielt für uns alle eine große Rolle: Geschenke. Dass man etwas bekommt, dass man etwas hat. Aber das, was wir empfangen, was wir nehmen und auch geben, kann nur kurzfristig Freude bringen.
Darf ich das an einem ganz einfachen, vielleicht etwas plumpen Beispiel deutlich machen? Aus Amerika kommt immer mehr die Sitte eines Buffets. Das ist ein Restaurant, in dem man so viel essen darf, bis nichts mehr in den Hals hineinpasst. Für unsere jungen Leute ist das auch mal etwas Schönes: Man kann sich richtig vollschlagen, nach drei Tagen Fasten dann losessen.
Wer einmal so ein Essen mitgemacht hat – denn der Preis ist immer gleich, egal wie viel man isst – merkt: Wenn man Hunger hat, schmeckt es am allerbesten. Und dann kommt der Punkt, an dem man sagt: „Na ja, jetzt reicht es eigentlich.“ Wenn man dann noch weiter isst – Schwaben wollen das ja ausnutzen – und so lange isst, bis es wehtut, dann wird man auf einmal alles überdrüssig.
Das erleben wir gerade in der Fülle des Wohlstands. Die Qual ist: Was soll man schenken? Was braucht man noch? Und wir haben doch eigentlich alles. Die ganzen Güter, die die Welt gibt, können uns nicht fröhlich machen.
Ich komme ja viel in die Länder der Not, an die Orte, wo Menschen unsagbar leiden. Und immer wieder muss ich dort in den Gottesdiensten den Menschen sagen: „Bei euch sieht man so viele fröhliche Gesichter. In unserem Land sieht man das nicht mehr.“ In unserem Land sind die meisten Leute bedrückt und traurig. Denn es sind ja nicht die Güter, die uns fröhlich machen. Es sind nicht die Dinge, die uns fröhlich machen.
Das ist nur ein Stück weit das, was ich nehme, mein eigenes Vergnügen. Vergnügen macht doch nicht wirklich fröhlich, nur ein bisschen, solange ich genießen kann – wie beim Essen. Und dann ist man es wieder über. Dann kommt nur die Freudlosigkeit zum Vorschein.
Auch der Genuss macht nicht fröhlich. Kaum ist man drei Tage im Urlaub, fängt die Langeweile an. Das macht nicht die Freude aus. Die Freude kommt nur, wie wir vorhin gesagt haben, aus der Nähe Gottes, aus der Nähe Jesu. „Freut euch in dem Herrn alle Wege!“
Die Kraft der Vergebung für ein freudvolles Leben
Da wir Schweizer Freunde unter uns haben, muss ich die Geschichte von Samuel Zeller erzählen, der in Männedorf ein so berühmtes Seelsorgeheim leitete. Zeller war ein Mensch, der für seine natürliche Fröhlichkeit bekannt war. Diese Fröhlichkeit zog viele Menschen an, auch sein Christenleben war von dieser Freude geprägt.
Er erzählte gern die Geschichte, dass er als junger Mensch gar nicht fröhlich war. Er war bedrückt und traurig. Obwohl er aus einem frommen Haus stammte, sagt das oft gar nichts, denn man trägt häufig eine schwere Last mit sich herum. Er kam zu einer Seelsorgerin, Dorothea Trudel, und sie sagte ihm unverblümt: „Mensch, was hast du für ein finsteres Gesicht!“ Das ärgerte ihn so sehr, dass er am liebsten gleich wieder gegangen wäre. Doch er sagt, die Seelsorgerin hat es ihm angesehen.
Seit seiner frühen Jugend hatte er eine Not mit sich herumgetragen. Er hatte mit zwei anderen Kameraden einst im Wald gezündelt, und es gab einen schrecklichen Waldbrand. Die drei Freunde hatten sich geschworen, nie darüber zu reden. Mit jedem Jahr wurde ihnen die Last schwerer – unvergebene Schuld vor den Menschen und vor Gott. Das machte sein Gesicht so finster.
Wenn Sie wissen wollen, warum es auch so viele finstere Christen gibt, dann wissen Sie es genau wegen dieses Punktes: Wir tragen unbereinigte Schuld mit uns herum. Das können Dinge sein wie Geldangelegenheiten, Streit mit Menschen oder die Unreinheit unserer Phantasien und Gedanken. Was es auch ist – wir haben es nie geklärt. Und wir haben immer Angst, wenn wir unter Menschen kommen. Irgendwo glauben wir, sind sie uns auf der Spur, jetzt haben sie uns erwischt. Wir können uns nicht richtig mitfreuen. Vielleicht kichern wir ein bisschen, lachen blechern wie die anderen auch, aber die Freude stellt sich nie ein.
Dann hat Samuel Zeller vor dieser Frau, der Seelsorgerin, seine Schuld bekannt. Zum ersten Mal begriff er: Jesus nimmt mich an, er hat mich lieb, ich gehöre ihm. Ich weiß gar nicht, wie andere Christen das machen wollen, wenn sie sagen, sie glauben auch an Jesus. Ja, wie denn sonst, als dass ich jetzt seine Gnade annehme, die mir angeboten ist? Ich nehme ihn auf, ich gehöre ihm, ich diene ihm, ich lebe mit ihm.
Und dann weiß ich: Jetzt ist er mir zur Seite, jetzt hilft er mir, jetzt schützt er mich, jetzt bewahrt er mich. Jetzt kann ich in keine Tiefe mehr fallen, denn ich gehöre ihm in jeder Lage, was auch kommen mag. Ich bin so fröhlich in ihm.
Freude als bewusste Entscheidung und Lebenshaltung
Warum sagt Paulus das als Befehl: „Freut euch“? Muss man das wirklich erst befehlen? Kommt das nicht automatisch? Nein, wir Menschen sind keine Maschinen, auch im Glauben nicht.
Man muss sich manchmal selbst auf die Füße treten und sagen: „Hey, freu dich! Freu dich! Du hast Grund dazu. Sei doch kein Griesgram, motz nicht so, sondern freu dich, weil Jesus dir die Weihnachtsfreude schenkt.“ Das macht fröhlich – in Jesus sein.
„Freut euch in dem Herrn allewege“ – das heißt immer, stets, ohne Unterlass, ohne Unterbrechung. In guten und in bösen Tagen, unter Druck, in der Einsamkeit, angegriffen von Menschen, verlassen von Leuten, mit großen Sorgen belastet. Warum? Weil ich in dem Herrn Jesus feststehe.
Und noch einmal: Das können nur Leute sagen, die wirklich mit Jesus Frieden geschlossen haben, ihn aufgenommen haben, seine Vergebung in ihrem Leben erfahren haben und ihm ganz fest gehören.
Sorgen loslassen durch Vertrauen auf Gott
Mein zweiter Punkt: Das nimmt alle Sorgen weg, das nimmt alle Sorgen weg.
"Sorgt euch um nichts" – das hat er gut gesagt. Wenn wir solch eine Verantwortung tragen, wissen viele von Ihnen, wie das ist. Viele begleiten hohe Ämter im Beruf und müssen sich sorgen.
Sie wissen ja, was die Bibel mit den Sorgen meint. Es ist dieses vergebliche, menschliche, ängstliche Sorgen, das rechnen will und doch nicht weiterkommt. Die Sorgen kommen über uns, sie haben eine Macht, die uns fesselt und unsere Gedanken gefangen nimmt. Dann sind wir so gepackt, dass wir ihnen kaum ausweichen können.
"Sorgt euch um nichts!" Warum? Weil Jesus der Chef ist. Weil Jesus der Herr ist. Vor 14 Tagen hatte ich die schöne Zeit, mit unserem wichtigen Ruhestandsarchitekten Hugo Honegger in Nairobi zusammen zu sein und einige wichtige Dinge zu klären.
Als wir dort einige schwierige Behördengänge machten, sagte er etwas ganz Merkwürdiges – so kann es eigentlich nur ein 70-jähriger reifer Christ sagen: "Ich habe gar keine Spannung, wie die Sache ausgeht, und ob ich beim Gespräch das Richtige sage. Ich sorge mich nicht einmal, ob ich es richtig taktisch anpacke."
Er fügte hinzu: "Ich bete immer, wenn ich durch so eine Tür gehe: Herr Jesus, jetzt machst du es recht. Und dann rede ich einfach so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Und ich merke, Gott schenkt das Gelingen."
Das heißt doch: Sorgt euch nicht! Rechnet mit der Nähe Jesu angesichts der schwierigen Probleme eures Lebens. Rechnet einfach damit und lasst ihn sorgen. Er ist da.
Sorgt euch nicht, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden. Dankt schon jetzt, dass er es in seine Fürsorge nimmt und dass er für uns sorgt.
Freude und Lobpreis trotz Chaos und Leid
Auf der Suche nach einer passenden Illustration habe ich erneut zu dem Buch gegriffen, das für uns auch aus der Distanz so wichtig ist: der Chirurg Hans Graf von Lehndorf mit seinem ostpreußischen Tagebuch.
Er erzählt darin von einer Szene, die im März 1945 stattgefunden haben muss, als Königsberg noch unter einem furchtbaren Fliegerangriff lag. Die Menschen schrien in den Kellern, während er sich oben im Hospital um die Verletzten sorgte. Die Bombeneinschläge waren überall zu hören, es herrschte Chaos, Staub lag in der Luft, und die Menschen schrien vor Angst und Schmerz.
Inmitten dieses Durcheinanders hört er plötzlich seine Mitärztin, die er in dem Buch immer nur „die Doktora“ nennt. Sie singt laut „Lobe den Herrn, o meine Seele. Ich will ihn loben bis in den Tod, denn ich zähle noch Stunden auf Erden. Ich will Lob singen meinem Gott.“
Gibt es so etwas überhaupt? Dieses unvergleichliche Dokument hält fest, dass mitten im Chaos ein Lobgesang erklingt. Ist es nicht fast umgekehrt? Können wir in den reichen Ländern des Wohlstands noch so fröhlich singen?
Oder ist es bei uns so, dass materielle Dinge, Fragen der Lohnerhöhung, der Wirtschaftsentwicklung und der Sicherung des Arbeitsplatzes uns so sehr in ihrem Griff halten, dass das Gotteslob verstimmt wird?
Ich will fröhlich singen. Luther hat für dieses Wort die Bezeichnung „Lindigkeit“ geprägt.
Die Bedeutung von Güte und Lindigkeit
Was heißt denn Lindigkeit? Eure Güte – ach, wir sind ja gar nicht gut, das heißt eure Barmherzigkeit. Man kann das Wort nicht richtig übersetzen. Es bedeutet, dass ihr nicht hart seid, nicht kalt, nicht steif. Ihr seid gütig.
Irgendwo habe ich gelesen, dass die Linde früher auch Heilkraft besaß und unter den Naturkräutern zur Schmerzlinderung eingesetzt wurde. Vielleicht kommt daher das Wort „Lindigkeit“.
Lasst eure Lindigkeit an allen Menschen sichtbar werden. Seid solche, die mit Güte und Liebe auch auf schwierige Menschen wirken, gerade auf die Komplizierten, die uns auf die Nerven fallen. Seid leichtfüßig!
Der unvergessene Bischof Dibelius hat einmal hier in Württemberg bei einem Gustav-Adolf-Fest über diesen Abschnitt gepredigt. Manches von solchen Predigten vergisst man nicht. Er sagte so schön, er hätte noch nie einen fröhlichen Geizhals gesehen. Eine richtige Beobachtung!
Wenn jemand in der Freude steht, dann entdeckt er: Noch schöner als das Empfangen, das Einschieben und das Bekommen der Geschenke ist es, in diesen Tagen wenigstens einen Menschen fröhlich zu machen. Wenn ich einem Menschen Liebe zeigen kann, lasst eure Lindigkeit kund sein allen Menschen.
Der Herr ist nahe. Wir als Christen sollen in diese freudlose Welt hinein Liebe und Güte weitergeben, weil wir so viel Liebe empfangen haben.
Der Friede Gottes als Schutz für Herz und Sinne
Und noch das Letzte: Das bewahrt uns im Frieden. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Das Bewahren ist ein militärischer Ausdruck. Es ist, als stünde ein Wachsoldat da und passt darauf auf, dass niemand durch das Tor eindringt. So soll der Friede Gottes uns bewahren, damit unser Herz und unsere Sinne nicht chaotisch werden.
Unser Herz ist schwer zu steuern. Das merkt man schon, wenn man einen hohen Pulsschlag hat wegen Aufregung. Diesen kann man nicht einfach kontrollieren oder durch Willenskraft herunterfahren. Vielleicht helfen Medikamente, aber nicht der eigene Wille. Auch unsere Sinne können wir nicht kontrollieren; sie spielen verrückt, wenn wir nervös sind.
Paulus sagt: Unser Herz und unsere Sinne werden bewahrt, damit wir diesen Frieden und diese Ruhe haben. Sie werden bewahrt durch den Frieden Gottes.
Was ist der Friede Gottes? Es bedeutet, dass Gott mit mir Frieden geschlossen hat. Ich weiß, zwischen Gott und mir ist alles in Ordnung. Gott ist für mich. Ich bin bei Gott wunderbar versorgt, und es kann mir nichts Böses mehr geschehen – selbst wenn ich schwer krank bin. Gott führt alles zum Guten.
Was auch immer an Leid in meinem Leben ist: Es gibt so viele, die heute sagen, sie können sich nicht mehr freuen. Sie sind traurig, schwermütig und belastet. Doch der Friede Gottes bewahrt wie ein Soldat euer Herz und eure Sinne, damit ihr fröhlich sein könnt. Denn Gott sagt: „Mensch, dir sind deine Sünden vergeben. Gehe hin in Frieden!“
Wer will dich noch verklagen? Lass die Menschen reden! Wenn Gott für uns eintritt, bewahrt uns dieser Friede Gottes. Dann weiß ich, dass nichts Dunkles mehr gefährlich werden kann. Kein Ereignis kann mir mehr Angst einjagen.
Ich bin so fröhlich!
Freude als bleibendes Zeichen des Glaubens
Als Kinder haben wir gern das Lied gesungen: immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein. Doch dann habe ich mindestens hunderttausend Mal gehört, das sei nicht richtig.
Aber das Lied war gar nicht so schlecht. Es meinte ja nicht, dass wir alle Tage Sonnenschein haben, sondern dass wir durch Nebel und durch die Nacht der Welt gehen. Doch im Glauben haben wir die Freude, die niemand von uns nehmen kann.
Es gibt noch ein Lied, das lange Zeit ebenfalls schlecht gemacht wurde. Es stand sogar in unserem Gesangbuch, in dem Gesangbuch, mit dem ich noch konfirmiert wurde: „Wenn ich ihn nur habe, wenn ich Jesus nur habe, wenn er mein nur ist.“
Damals sagten wir: ach, das ist ein Heilsegoismus, da möchte einer nur Jesus für sich nehmen. Auch weil die Leute nie die Lebensgeschichte des Dichters dahinter sehen.
Der Dichter war Friedrich Hardenberg, genannt Novalis. Seine Braut starb an einer unheilbaren Krankheit, bevor sie heiraten konnten. Er war Jurist und starb selbst mit 29 Jahren – genügt das?
Dieser Friedrich Hardenberg wusste, wo die Freude des Lebens ist. Er hat nicht nachgeweint, was Gott ihm durchgestrichen hat, so wie wir immer meinen, Gott müsste uns das geben, was wir erträumen.
Er hat das gedichtet:
„Wenn ich ihn nur habe, wenn er mein nur ist,
wenn mein Herz bis hin zum Grabe seine Treue nie vergisst,
weiß ich nichts von Leide,
fühle nichts als Andacht, Lieb und Freude.“
Freut euch in dem Herrn alle Wege, und abermals sage ich: freut euch, freut euch!
Ja, was ist denn? Wird man da nicht weltfremd? Wird man da nicht irgendwo doch ein wenig weltflüchtig?
Jetzt können Sie ja die nächsten Verse von Paulus weiterlesen. Er sagt: Ihr dürft ruhig dem nachdenken, was in der Welt ehrbar und lieblich ist. Ihr dürft euch freuen, auch in diesen Weihnachtstagen, an allem Schönen.
Er sagt auch, was keusch ist; das andere bringt euch nicht in die Höhe. Denkt darüber nach, so wird der Gott des Friedens mit euch sein.
Er selbst sagt: Mir ist gar nicht so wichtig, wenn ihr mir Geschenke gebt, ich freue mich. Er ließ sich ja von der Gemeinde in Philippi versorgen. Wenn ich Mangel habe, macht das auch nichts aus.
„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“
Aber in der Freude müsst ihr bleiben. Freude ist das Zeichen eines Christenlebens. Ohne Freude gibt es kein Christenleben, die Gegenwart Gottes in unserem Leben.
Freut euch in dem Herrn allezeit, grenzenlos. Amen.
