Frau Präsidentin, verehrte Frau Oberin, liebe Schwestern, liebe Brüder!
Es war großartig, dass wir uns gegenseitig mit dem Lied aus Ostafrika begrüßt haben: „Er ist erstanden“. Ich kann nur ein Wort auf Swahili nennen, das heißt „Amefufuka“. Das bedeutet „Er ist erstanden“. So heißt das Lied auf Swahili.
Wunderbar, Amefufuka! Wenn Sie dieses Wort kennen, kennen Sie schon das wichtigste Wort auf Swahili: „Er ist erstanden, er lebt“. Oft sind die kleinen Wörtchen ungeheuer wichtig.
Wir sind heute alle in Gefahr, nicht nur zentrale Stellen der Bibel zu vergessen oder gar nicht mehr in unserem Bewusstsein zu haben, sondern auch entscheidende kleine Wörter der Bibel zu übersehen. Deshalb möchte ich Ihnen heute keinen Vortrag halten, sondern ein wenig dazu anregen, auf dieses eine Wort zu lauschen, das der Apostel Paulus besonders oft verwendet hat.
In Römer 8,34 heißt es: „Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes sitzt und uns vertritt, für uns eintritt.“
Die Bedeutung des kleinen Worts „viel mehr“
Warum überhaupt diese Steigerung „viel mehr“? Warum diese Wertung?
Wir sind doch betroffen, wenn in Bayern irgendwelche Elternbeiräte sagen, im Klassenzimmer müsse das Kreuz abgehängt werden. Das ist fast eine Lästerung unseres Herrn Jesus, des heiligen Kreuzes. Wenn einmal verboten würde, dass wir in unseren christlichen Räumen das Zeichen Jesu aufstellen und aufhängen, würde man sagen, da verlieren wir das Entscheidende.
Das macht den Kirchenbau aus: dass über dem Altar dieses Jesuszeichen, das Kreuz, hängt. Es ist international, ja interreligiös anerkannt, dass das Zeichen des Gekreuzigten der Hinweis auf Jesus ist – ein Kürzel, ein Piktogramm, ein klarer Hinweis auf Jesus. Soll denn etwas noch wichtiger sein, als dass Jesus für uns gestorben ist? Christus ist hier, der gestorben ist, ja, viel mehr noch, der auferweckt ist.
Eigentlich müsste es bei uns doch einen Herzaussetzer geben. Was erkühnt sich der Apostel Paulus zu sagen, es gäbe etwas Wichtigeres als dass Jesus für uns gestorben ist? Es ist schon einmal bewusst geworden: viel mehr als dass Jesus gestorben ist, ist, dass er auferstanden ist. Aber dem Paulus ist das nicht leicht von den Lippen gegangen. Denn dieses „viel mehr“ ist, wenn wir den Apostel Paulus ein klein wenig kennen, auch befremdlich für ihn.
Für ihn war Gottes Kraft und Weisheit komprimiert im gekreuzigten Jesus. Als Prediger und Missionar in Galatien – wir durften auch eine ganze Gruppe von Eidlinger Schwestern begleiten –, war er in Antiochien, Ikonien, Lystra und Derbe in der Gegend unterwegs, wo Paulus gepredigt hat. Im Galaterbrief hat er geschrieben: „Oh, ich habe euch doch Jesus vor Augen gemalt, als wäre er mitten unter euch gekreuzigt.“
Etwas Wichtiges habe ich gar nicht zu bringen: Zeichen und Wunder sind lang nicht so wichtig wie das, dass Gott seinen Sohn ans Kreuz gegeben hat. Denn der Apostel Paulus wusste, wenn er den gekreuzigten Jesus bezeuge, wird Gottes Kraft entfaltet. Das ist fast irrational, aber da sorgt Gott dafür, dass eine Brücke geschlagen wird.
Die zentrale Botschaft des Kreuzes und der Auferstehung
Deshalb wollte der Apostel Paulus, wie er selbst bezeugt, gar nichts anderes wissen, als dass Jesus der Gekreuzigte ist, als er nach Korinth kam. Das war die zentrale Botschaft des Apostels Paulus, von der er keinen Augenblick abweichen wollte.
Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, der nicht einmal versucht war und die Sünde nicht kannte, zur Sünde gemacht. Die Sünde wurde an ihm gestraft, damit wir die Gerechtigkeit erlangen, die vor Gott gilt. Paulus wusste jedoch, dass so ein Satz schwer verständlich ist – auch für kluge Leute. Deshalb versuchte er als Seelsorger und Verkündiger, uns in vielen Bildern und Vergleichen anschaulich zu machen, was geschehen ist, als Gott seinen Sohn ans Kreuz gab.
Im Römerbrief sagt Paulus, dass Gott von Abraham nicht verlangt hat, seinen Sohn als Opfer zu geben. Im letzten Augenblick sagte Gott Stopp – das hat Gott von sich selbst verlangt. Er hat seinen Sohn dahingegeben und nicht verschont. O große Liebe, o Liebe ohne Maß! Gott hat das getan, was normalerweise zwischen Menschen unmöglich ist: Sein Leben für Feinde und Gottlose hinzugeben. So ließ Gott Jesus für die Gottlosen sterben.
Paulus hält uns diesen Jesus als ein anderes Bild zum Glauben hin, diesen Jesus in seinem Blut, so wie Mose einst die Schlange in der Wüste auf einem Pfahl zum Ansehen hingehalten hat. Wer auf sie sah, wurde gesund.
Im Epheserbrief beschreibt Paulus großartig, dass eigentlich eine undurchdringliche Wand zwischen dem heiligen Gott und uns Menschen steht. Darüber können wir nicht steigen und nicht durchbrechen. Jesus aber hat eine Bresche gebrochen und seinen Leib zerschunden, damit wir Zugang zu Gott haben und die Feindschaft überwunden ist.
Noch eindrücklicher ist das Bild im Kolosserbrief: Der Schuldbrief, der gegen uns ausgestellt war. Vielleicht sprechen Sie heute nicht mehr von Schuldbriefen, und es gibt auch nicht viele davon in unserer reichen Nation. Aber ich erlebe es jedes Mal, wenn ich in Böblingen aus der Schnellstraße, aus der Autobahn herausfahre und in die Radarfalle gerate. Da blitzt es jedes Mal als Begrüßung am Weg nach Eidlingen.
Dann ist nur noch die Frage, wie viel ich drüber war: Reicht es mit 30 Mark oder wird es mehr? Dass ich das bestreiten könnte, stimmt überhaupt nicht. Ich bin also 35 km/h zu schnell gefahren. Das ist eindeutig ein Schuldbrief. Ich habe die vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht eingehalten.
So sagt Paulus: Der Schuldbrief, die Anklageschrift, die gegen uns ausgestellt war, hat Gott zerrissen und ans Kreuz geheftet. Diese und viele weitere Bilder benutzt der Apostel Paulus, um uns einigermaßen klarzumachen, was am Kreuz Jesu geschehen ist.
Die persönliche Bekehrung des Paulus und die Bedeutung der Auferstehung
Wie kommt Paulus, dem der gekreuzigte Jesus so wichtig ist, zu der Aussage, dass Jesus, der gestorben ist, „viel mehr“ ist, weil er auch auferweckt wurde?
Ich möchte Sie zu dieser Frage führen, damit Sie das eine Wörtchen „viel mehr“ ganz neu hören. Dahinter steckt die ganz persönliche Bekehrungsgeschichte des Apostels Paulus. Denn er war ja als überzeugter Pharisäer froh, dass Jesus endlich tot war.
Dieser Zimmermannsgeselle aus Nazareth, aus dem heidnischen Galiläa, der doch schon lange nicht mehr verdient, dass die Sonne ihn bescheint, dem der Lebensfaden schon lange abgeschnitten gehört – das kann doch nicht der Messias sein! Und Herr Paulus war froh, dass der Hohe Rat in Jerusalem sich nicht die Finger schmutzig gemacht hat.
Die haben Jesus ja nicht beschuldigt. Als Pilatus fragte, was er denn Übles getan habe, konnten sie überhaupt nichts Böses aufzählen. Sie konnten wirklich nichts Böses aufzählen, aber sie wollten ein Gottesurteil, ein Gottesgericht, eine Gottesentscheidung haben. Wenn er wirklich der Sohn Gottes ist – sie kannten das aus der Leidensgeschichte –, dann steigt er doch herunter.
„Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, wie du behauptest, dann lässt dich doch Gott vom Kreuz wieder herunterholen.“ Sie sagten: „Wir wollen dich nicht beschuldigen. Wir haben zwar Zweifel, ob du wirklich der Sohn Gottes bist, aber jetzt soll Gott entscheiden.“
Ist das schon mal klar geworden? Nichts anderes als ein Gottesurteil war das. Das gab es manchmal im Mittelalter auch schon, und meist waren es furchtbare Geschichten – bei Jesus war es nicht anders.
Und Paulus hat gesagt: Es ist entschieden. Als sie den Leichnam Jesu vom Kreuz genommen haben, war die Sache klar: Er ist ein Betrüger. Gott hat ihm nicht geholfen. Sie haben ihn irgendwo verscharrt, jetzt ist die Sache erledigt, Punktum. Tod ist tot, da helfen keine Pillen, und jetzt ist Schluss.
Und Paulus wollte nichts mehr hören von der Sekte der Christen, der Nazarener, die behaupteten, Jesus sei doch auferstanden. Das ist der größte Quatsch, das darf nicht sein! Dem wollte er den Mund verbieten. Vorbei ist vorbei, die Akten sind geschlossen. Ihr könnt doch das Gottesurteil nicht noch einmal aufrollen. Die Sache ist erledigt, er ist gestorben, Gott sei Dank!
Das war die Meinung des Paulus. Und das ist speziell für ihn, diesen begabten, ehrlichen Menschen, wichtig: Der lebendige Jesus erschien ihm dort vor Damaskus und sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“
Paulus hat später bezeugt: „Ich selbst habe den Herrn gesehen.“ Das war ungewöhnlich. Später, nach all den anderen Aposteln, habe auch ich den Herrn gesehen, aber ich weiß, dass er lebt.
Dann wurde ihm klar: Das Gottesurteil war gar nicht abgeschlossen, als man den Leichnam vom Kreuz nahm. Dann hat Gott eingegriffen und hat ihn aus dem Grab geholt.
Dann gibt es keinen Wichtigen mehr als diesen Jesus. Dann hat Gott in der Auferstehung klargemacht: Ich kann auf alle großen Geister, auf die Musiker, auf die Künstler verzichten, aber auf diesen nicht. Und ihr sollt auch nicht auf ihn verzichten.
Paulus wurde mit seinem hohen Intelligenzquotienten klar, dass er durchschaut hat – stellvertretend für uns –, was die Auferstehung bedeutet. Dann hat Gott ihn uns als lebendigen Helfer gegeben. Dann hat Gott uns diesen Jesus als jemanden gegeben, der unser Leben bestimmt.
Da ist eben mehr geschehen bei diesem Jesus, als dass er gestorben ist. Christus, der gestorben ist? Nein, vielmehr hat Gott ihn aus dem Grab herausgeholt.
Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen deutlich machen kann, aber dahinter steht die persönliche Geschichte des Paulus, dass er dieses „viel mehr“ herausgestellt hat: viel mehr – auferstanden.
Doch es stand noch ein zweites dahinter.
Herausforderungen im Glauben der Korinther
Wenn man den ersten Korintherbrief liest, merkt man, dass die Korinther fromme Leute waren. Aber auch bei frommen Menschen muss nicht alles stimmen. Selbst fromme Menschen können manchmal auf merkwürdige Gedanken kommen und sich ihre eigene Theologie zurechtlegen. Frömmigkeit allein sagt noch nichts aus. Es gibt schließlich auch fromme Buddhisten und fromme Hindus, nicht wahr?
Was war denn bei den Korinthern los? Im 1. Korinther 15 steht: Wie kommt es dann, dass einige von euch sagen, die Auferstehung sei nichts? Einige meinen, man könne die Auferstehung einfach weglassen, sie sei nicht so wichtig. Wichtig sei nur, dass Jesus der Bergprediger war und uns gezeigt hat, was wir tun sollen. Jesus hat uns klargemacht: Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Und wir sollen über niemanden richten. Das ist wichtig, sogar noch klarer als die Zehn Gebote.
Das klingt wunderbar, aber den auferstandenen Jesus brauchen wir nicht. Der Bergprediger reicht uns ein Leben lang. Vielleicht gerade, weil wir es nicht immer schaffen, die Anweisungen des Bergpredigers einzuhalten. Es ist ja gut, dass Jesus gestorben ist, so wie er selbst gesagt hat: „Als Erlösung für Sünder ist mein Leib und Blut für euch gegeben zur Vergebung der Sünde.“ Das brauchen wir auch. Aber die Auferstehung? Die ist für manche nicht so wichtig.
Die klugen Leute dieser Welt, sagt Paulus, lachen darüber. In 1. Korinther 1 und 2 spricht er von diesen Einwänden: Die klugen Leute dieser Welt sagen: „Noch ist keiner vom Tod zurückgekommen, und sterben müssen wir alle. Was redet ihr da von einem Auferstandenen?“ Wir wollen doch die klugen Leute nicht verärgern – die Biologielehrer und andere Naturwissenschaftler. Wir wollen uns Ärger ersparen.
Wir sagen: Die Bergpredigt ist wichtig, das sieht jeder ein. Ein bisschen anständig leben, das wollen wir. Und vor allem wollen wir die Juden nicht ärgern. Wir wollen sie nicht provozieren. Paulus schreibt dazu im 1. Korinther 1: „Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit.“ Deshalb lassen manche die Auferstehung weg, als wäre sie nur eine Randnotiz.
Missverständnisse über das Leiden und die Auferstehung Jesu
In einer meiner Gemeinden durfte ich in Zusammenarbeit mit einer sehr begabten Erzieherin glänzend mit den türkischen Kindern arbeiten, manchmal sogar mit den deutschen Kindern und gelegentlich auch mit schwierigen Eltern.
Ja, sie konnte über alles lachen, war bereit, biblische Geschichten zu erzählen und geistliche Lieder zu singen. Sogar dann, wenn ich als Gemeindepfarrer sie fragte, wie sie es mit den biblischen Erzählungen halte und ob sie damit gut zurechtkomme, verstand sie das nicht als Glaubensexamen. Sie merkte, dass ich ihr pädagogisch helfen wollte.
Als ich sie fragte, wie sie vor den Osterferien mit der Passionsgeschichte und den Ostergeschichten umgehe, ob sie diese dann auch erzähle, antwortete sie: „Ach, die Passionsgeschichte ist so grauenvoll. Ich möchte die Kinderseelen damit nicht belasten. Ich erzähle immer gleich in einem Schwung bis zum Happy End.“
Das Leiden Jesu soll schrecklich sein – das Leiden, das Künstler quer durch die Jahrhunderte zu den ergreifendsten Darstellungen inspiriert hat und Millionen von Besuchern in Museen bis heute ergreift. Aber soll es wirklich grauenvoller sein und die Seelen von Kindern mehr verderben als irgendein Fernsehkrimi? Welches Missverständnis! Und welches Missverständnis der Auferstehung!
Jetzt haben wir fast gemeint, dem Herrn Jesus wäre etwas passiert, aber es ist ja gerade noch mal gut ausgegangen. Wir haben nicht begriffen, dass hier die Weltenwende stattfindet, dass in das Territorium des Todes, in dem wir alle sind, die Invasion des Befreiers geschehen ist, der den Tod ewiglich aufheben wird.
Wir haben nicht begriffen, dass dies die Stunde ist, in der Jesus ganz groß vom Vater herausgestellt wurde. Selbst bei überaus liebenswerten religiösen Menschen kann es sein, dass wir völlig missverstehen, was das Kreuz Jesu bedeutet und was seine Auferstehung ist.
Ich wollte Ihnen deutlich machen, welches Missverständnis bei den Korinthern vorliegen konnte, ähnlich wie bei der Erzieherin. Vielleicht ist das ein Nachklapp, der noch als Happy End dazugehört.
Der humoristische, schwermütige Humorist Wilhelm Busch hat einmal erschreckend gedichtet: „Drei Tage – warum sagt man nicht vier Tage oder was?“ Ausgerichtet am biblischen Evangelium von der Auferstehung heißt es: „Drei Tage war der Frosch recht krank, jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank.“ So kann man das Wunder der Auferstehung lächerlich machen und in den Schmutz ziehen.
Dazu sagt der Apostel Paulus, dem es wichtig geworden ist, wer da auferstanden ist, viel mehr, der auch auferstanden ist. Dann darf ich Ihnen noch ein paar Dinge dazu sagen, die mir wichtig geworden sind, wie dieses „viel mehr“ zu verstehen ist.
Aber zuerst sollten wir noch ein Musikstück hören, ein Largo vom angefangenen Vivaldi – jawohl!
Die theologische Bedeutung der Auferstehung
Wie ist dies vielmehr zu verstehen?
Wir können jetzt ausführlich darauf eingehen. Im ersten Korintherbrief sagt Paulus, dass der Bergprediger nicht ausreicht, wenn Jesus im Grab geblieben ist. Das ist reiner Unsinn. Wenn jemand die Gebote dieses Bergpredigers befolgt, aber Jesus nicht auferstanden ist, dann ist das Betrug, das ist Scharlatanerie.
Wenn Jesus im Grab geblieben wäre, dann hätte das Missionieren und Predigen keinen Wert. Dann seid ihr doch weiterhin in euren Sünden, und das, was Jesus gesagt hat – dass er für euch gestorben ist zur Erlösung für viele – stimmt nicht. Das wäre von Gott nicht bestätigt.
Paulus erklärt im ersten Korintherbrief genau, was die Auferstehung wirklich bedeutet: dass Jesus auferstanden ist. Er hätte auch auf das zurückgreifen können, was Petrus schon bei der ersten Pfingstpredigt gesagt hat: Als Jesus auferweckt wurde, hat Gott ihn bestätigt wie keinen anderen. Nicht einmal der große König David wurde so bestätigt.
Petrus sagt in Jerusalem: „Er ist gestorben, sein Grab ist hier bei uns.“ Dabei war David von Gott bestätigt, so gut wie es eben möglich ist. Gott hatte ihm geholfen gegen den mächtigen Goliath, gegen die Verfolgung durch Saul. Gott hatte ihm das Reich Juda und Israel als König gegeben. Er half ihm, Jerusalem zur Hauptstadt zu machen und den Tempelbau vorzubereiten. Gott unterstützte ihn gegen alle seine Feinde. „Moab ist mein Waschbecken, Edom ist das Land, an das ich meine Hand ausstrecke“, heißt es. David wurde gesegnet mit langem Leben – all das war eine Bestätigung: „Ich bin dein Gott.“
Dann sagt Petrus in der Pfingstpredigt: Unser Herr Jesus ist eine Bestätigung widerfahren, die noch nicht einmal David erfahren hat. Sein Grab ist hier bei uns verwest, aber Jesus ist auferweckt – viel mehr als David.
Der Staat Israel trägt bis heute den Davidstern als Erkennungszeichen. Unser Herr Jesus aber ist noch viel mehr als David: Er ist auferweckt.
All das hätte Paulus auch sagen können, aber er geht es viel seelsorgerlicher an. Es geht nicht um große Theologie, sondern um das, was uns persönlich betrifft.
Wer will schon verdammen, dass wir zu Jesus gehören wollen? Dass die Augen kritisch auf uns schauen – schon in der eigenen Familie. Ob ausgesprochen oder unausgesprochen: „Die tun so fromm, aber wir wissen, wie es um sie steht. Sie sind doch gar keine richtigen Christen. Sie machen Jesus Schande, weil sie am Geld hängen, streiten und nicht vergeben können.“
Kennt ihr solches Verdammen, dass unser Glaube an Jesus Christus angezweifelt wird? „Ihr gehört ja gar nicht dazu.“
Dann sagt Paulus: Christus ist für uns gestorben, für unsere Sünden. Aber es gibt noch einen viel größeren Trost: Gott hat ihn auferweckt. Jetzt ist er vor dem Vater und tritt für uns ein.
Für wen denn? Für die, die ein makelloses Leben führen? Was ist der Zentralsatz des Evangeliums? Paulus wiederholt, was Jesus im Haus des Zacharias gesagt hat: „Ich bin gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Paulus sagt mit voller Überzeugung, hundertprozentig, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um sich mit Sündern abzugeben. Sein Dienst vor dem Vater, der ihn erhöht hat zu seiner Rechten, ist der Eintritt für diejenigen, denen andere bestreiten, dass sie wirklich zu Jesus gehören.
„Vater, die können sagen, was sie wollen, die Menschen. Ich will es gar nicht bestreiten, das stimmt. Eigentlich ist meine Ehre beschmutzt. Eigentlich machen sie es der Christenheit und dem Christentum schwer – mit ihrem ganzen Leben. Aber Vater, für die bin ich doch als Heiland, als Erlöser da. Für die trete ich ein.“
Welch ein Aufatmen!
Ihr kennt ja das schöne Lied, das bei euch entstanden ist: „Herr, weil mich festhält deine starke Hand“, das Eidlingerlied, das auch in unserem Kirchengesangbuch steht. Man könnte die nächste Zeile abändern in: „weil du für mich zu deiner Rechten stehst“ – denn Jesus steht für mich zur Rechten Gottes und tritt für mich ein.
Das ist mein Trost: nicht nur, dass Jesus mir beisteht, sondern dass er für mich zur Rechten Gottes steht und für mich eintritt. Viel mehr als nur, dass er für die Sünden gestorben ist – viel mehr!
Christus ist hier, der gestorben ist – das ist perfekt formuliert in der Vergangenheitsform. Aber er ist vor dem Vater und tritt für mich ein – das ist Präsens.
Versteht ihr, warum das viel mehr ist?
Geschichten über Napoleon oder Bismarck mögen interessant sein, aber sie sind vergangen. Wie meine Nachbarn heute mir das Leben schwer machen – so etwas ist aktuell.
Paulus sagt vielmehr, was heute geschieht: Er ist vor dem Vater. Gott hat ihn auferweckt. Er ist vor dem Vater und tritt für mich ein.
Die lebendige Gegenwart Jesu und seine Fürsprache
Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist und noch viel mehr: Er ist auch auferweckt. Er steht vor dem Vater und vertritt uns, tritt für uns ein und legt sein Wort für uns ein.
Paulus konnte viel davon reden. Im Galaterbrief heißt es: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn in die Welt.“ Und wir kennen es aus der Weihnachtsgeschichte, wie die Engel jubilierten: „Euch ist der Heiland geboren.“ Wir sollen einen Heiland haben.
Auf dem Golgathahügel bei Jerusalem war es ein einsamer römischer Hauptmann, der erstaunt war und sagte: „Wahrlich, das war ein frommer Mensch und Gottes Sohn.“ Aber was muss das für ein Jubel gewesen sein, als der Sohn heimkehrte zum Vater – mit all den Sorgen um uns Menschen und mit dem Wissen um unsere Versuchungen?
Wenn der Herr Jesus schon sagt, dass es Freude vor den Engeln Gottes gibt über einen Sünder, der umkehrt und heimkehrt zum Vater – was muss das für ein Jubel gewesen sein, als der Sohn heimkehrte zum Vater!
Noch viel mehr, als dieser Hauptmann gestaunt hat: Es war nicht nur ein frommer Sohn, sondern jetzt ist der Sohn, der für die Menschen vor dem Vater eintritt.
Was Jesus als der Sterbende festgelegt hat – „mein Leib und mein Blut für euch“ – gilt vielmehr auch vom lebendigen Jesus. Er will uns, die wir tot und dem Tod verfallen sind, nicht dem Tod überlassen. Vielmehr will er uns zum Leben, zum ewigen Leben bringen.
So ist er für uns gestorben, ja noch viel mehr: Er hat die Gewalt des Todes durchbrochen, ist auferweckt und wird uns einmal hineinnehmen in das ewige Leben.
Verstehen Sie, warum Paulus sagt: „Ich möchte, dass ihr nicht traurig seid wie die anderen, wenn Leid über euch kommt“?
Ihr gehört dem Herrn Jesus. Leben wir, so leben wir dem Herrn (Römer 14). Sterben wir, dann geht es ins Grab – oder wie heißt es: „Jetzt sterben wir dem Herrn.“
Darum, ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Denn dazu ist Christus jetzt gestorben und auch auferstanden, damit wir lebend und tot ihm gehören.
Die Macht der Gnade und das lebendige Leben in Christus
Die Biologin sagt uns, dass seit unserer Geburt immer eine gewisse Zahl von Zellen abstirbt, die sich nicht wieder erholen. Ich merke das an meinem Kopf.
Aber Jesus sagt: „Und wenn alles abstirbt in deinem Kopf und in deinem Herzen, ich bin der Lebendige, vielmehr der, der auch auferweckt ist.“
In Römer 5 heißt es: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.“ Als Jesus unter unserer Sündenlast sterben musste, als die ganze Gehässigkeit Israels, Roms und der Heiden über ihn hereingebrannt ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden.
Hier zeigt sich das „viel mehr“, das noch viel mächtiger ist. Merken Sie es, wenn Ihnen wieder etwas geschieht, bei dem Sie denken, das hätte doch nicht mehr passieren dürfen? Sie haben es sich doch vorgenommen und den Heiland gebeten.
Dort, wo die Sünde mächtig geworden ist, also mit all unseren guten Vorsätzen fertig wurde, mit all der Nähe des Heilands, von der wir meinen, wir seien geschützt, da will die Gnade noch viel mächtiger werden und herrschen.
Jesus ist nicht bloß gestorben für unsere Sünden, sondern will jetzt da sein für uns, vielmehr auferweckt, damit wir heute einen lebendigen Heiland haben. Einen Heiland, der uns so lieb hat, dass er ans Kreuz ging, aber viel mehr, weil du zu meiner Rechten stehst. Das stimmt auch, weil du mich vor meinen eigenen Torheiten bewahren kannst.
Wie schlimm wäre es, wenn wir leben müssten, so wie es durch Gene von Vorfahren für uns vorherbestimmt ist. Ich weiß gar nicht, warum die ganze Menschheit nicht aufschreit über die moderne Genforschung und sagt: „Da kann man nichts dagegen machen.“
So ist es eben: Manche sind festgelegt durch das, was sie schon von ihren Vorfahren geerbt haben. Jesus ist der gute Hirte, der seine Leute herausführt aus den dumpfen Pferchen und Stellen.
Der lebendige Jesus, viel mehr, der auch auferweckt ist. Jesus ist gestorben für uns, ja, und viel mehr ist er auch auferweckt.
Die Zukunftshoffnung und die Bedeutung der Auferstehung für die Weltgeschichte
Der Apostel Paulus hat klar gesagt: Damit ist festgelegt, dass das Ziel der Weltgeschichte erreicht wird. Bisher haben es alle Menschen noch nicht erkannt. Alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis, so sagt unsere Jahreslosung, sind erst noch verborgen in Christus.
Es muss deutlich werden, dass das, was Gott mit der Auferstehung deutlich gemacht hat, von großer Bedeutung ist. Auf diesen kommt es an. Es ist wie eine große Schlagzeile Gottes, eine große Vorankündigung Gottes: Es kommt der Tag, an dem nur noch dieser Jesus wichtig sein wird.
Als Gott diesen Jesus aus dem Grab geholt hat, hat er ihn groß herausgestellt vor uns, den totverfallenen Menschen. Der Tag wird kommen, an dem alle Zungen bekennen müssen: Er ist wichtig, auf ihn kommt es an. Und wir sollten eine große Dankbarkeit empfinden, fast ein Selbstbewusstsein haben. Wir dürfen jetzt schon zu denen gehören, die dem letzten Herrn anbefohlen sind.
Verstehen Sie, warum der Apostel Paulus sagt: viel mehr? Er hat groß vom gekreuzigten Jesus gedacht. Aber viel mehr ist es, dass dieser Jesus lebt, vom Grab herausgeholt wurde.
Ich möchte Ihnen Mut machen, auch die kleinen Wörter der Bibel ernst zu nehmen. Wir meinen ja immer, wir seien bibeltreu, bibelkenntnisreich, bibelvertrauend und bibelfördernd. Als wir vor drei Wochen in der Türkei waren, sagte unser Reiseführer in Perge: Der Apostel Paulus hat hier in Perge gepredigt, vermutlich auf der Agora, denn hier gab es keine Synagoge.
Ich als Schriftgelehrter meinte, ich müsste ihn korrigieren und sagte, in der Bibel steht überhaupt nichts davon, dass Paulus in Perge gepredigt hat. Er ist hier in Perge vom Schiff gegangen und dann schnurstracks über das Taurosgebirge hinauf nach Antiochien in Pisidien. Von dort ging er nach Ikonion, Lystra und Derbe.
Abends las ich in meiner Bibel: „Als Paulus zurückkam von Derbe, Lystra, Ikonion, Antiochien, kam er nach Perge und verkündigte dort das Evangelium.“ Ein muslimischer Reiseführer kennt die Bibel besser als ich, der ich seit 50 Jahren mit der Bibel umgehe. Das hat mich erschreckt.
Wir meinen immer, in einer gottlosen Zeit seien wir doch die bibeltreuen Leute und würden uns auskennen. Liebe Brüder und Schwestern, wir müssen noch viel tiefer in die Schrift eintauchen und entdecken, wie viel in einem einzigen Wörtlein steckt. Viel mehr als in einem herrlichen Samenkorn kann darin verborgen sein: „viel mehr, der auch auferweckt ist, welcher zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.“
Schlussgebet: Dankbarkeit für den lebendigen Christus
Wir wollen beten.
Herr, lass uns ganz stolz und beglückt darüber sein. Lass uns erhoben sein, weil du nicht nur Leib und Leben in großer Liebe und Fürsorge für uns hingegeben hast, sondern jetzt als Lebendiger für uns da bist. Du bewahrst uns vor unseren Torheiten.
Gib uns neue Kraft, wenn Leib und Seele verschmachten. Nimm den Kleinglauben weg, wenn wir erschrecken. Lass uns etwas sein zum Lob deiner Herrlichkeit.
Ja, wir wollen auf dich und mit dir als Lebendigem in unserem Leben rechnen. Wir wollen dich nicht nur gelegentlich anrufen oder nur gelegentlich deiner Hilfe bedürfen. Herr Jesus, sei um und um bei uns. Präge du uns durch und durch immer mehr in dein Wesen.
Amen.