Eine unerwartete Begegnung und ihre Bedeutung
Liebe Freunde,
auf einem europäischen Flughafen haben sich einige kirchenleitende Herren eingefunden. Sie erwarten Doktor Gottfried Mensah, eine weltbekannte internationale Führungspersönlichkeit vom Lausanne-Komitee für Weltevangelisation.
Aus dem Flugzeug steigt ein jung aussehender, kleiner Mann mit tief schwarzer Hautfarbe. Er marschiert auf die Gruppe zu und murmelt etwas auf Englisch. Die Herren beachten ihn jedoch kaum, da sie ihn höchstens für den Kofferträger von Gottfried Mensah halten.
Der Schwarze stellt seinen Koffer ab und stellt sich bescheiden neben die anderen in die Reihe. Er schaut in die gleiche Richtung wie sie und wartet nun auf das, was kommen wird. Doch es kommt niemand weiter aus dem Flugzeug.
Als der schwarze Passagier schließlich sagt: „Ich bin Gottfried Mensah, ich bin der, auf den Sie warten“, begreifen die Herren, dass derjenige, den sie für den Kofferträger hielten, tatsächlich der erwartete Wirkenträger ist.
Das war natürlich eine peinliche Situation, aber immer noch besser, als wenn jemand enthusiastisch begrüßt wird und dann sagt: „Also entschuldigen Sie bitte, ich bin gar nicht der, für den Sie mich halten.“
So erging es auch dem Apostel Paulus, als er in Lystra war, wie in der Apostelgeschichte 14 nachzulesen ist. Paulus war mit seinem Kollegen Barnabas aus Antiochien weggegangen, weil es Streit wegen einer Predigt gegeben hatte. Drei Tage später kamen sie nach Ikonien, wo Paulus erneut predigte und es wieder zu Streit kam.
Heutzutage hört man selten, dass es wegen Predigten Streit gibt. Meistens regt sich jemand nur darüber auf, wenn Predigten zu langweilig sind.
Die Kraft der Gnade und die Reaktionen darauf
Ja, Paulus war kein mitreißender Volksredner, der die Menschen von den Sitzen riss. Seine Predigten waren nicht aufregend, doch was er verkündete, brachte die Leute dazu, Steine zu werfen. In Ikonion wollten sie ihn steinigen, weil er dort über die Gnade Gottes gesprochen hatte.
Gnade bedeutet, dass Gott dich rettet, obwohl du es nicht verdient hast. Von Rettung kann nur dann die Rede sein, wenn eine Gefahr besteht. Gott sagt: Du bist in Lebensgefahr. So wie du bist, kommst du in die Hölle. Aber Gott will, dass du in den Himmel kommst. Deshalb hat er eine geniale Idee gehabt. Er hat seinen Sohn auf die Erde geschickt, und dieser hat stellvertretend die Strafe für deine Sünden auf sich genommen.
Jesus hat deine Schuld mit seinem Blut bezahlt. Das ist Gnade. Nicht du zahlst für deine Schuld, sondern Jesus trägt die Last. Wenn du dieses Opfer annimmst und Jesus darauf ansprichst, dann bist du gerettet. Die Bibel sagt: Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet (Römer 10,13).
Heute sagen viele genauso wie damals in Ikonion: Das ist doch nicht nur Spinnerrei, sondern geradezu eine Frechheit! Erstens lassen wir uns nicht einreden, dass wir Sünder sind, denn der Mensch ist gut. Zweitens lassen wir uns nicht solchen mittelalterlichen Mist wie die Hölle aufschwatzen; die Hölle ist eine leere Drohung. Drittens akzeptieren wir nicht, dass jemand, der irgendwann an einem Kreuz gestorben ist, mit unserem Leben etwas zu tun haben könnte. Das ist doch Schwachsinn, weil wir keine Sünder, sondern gut sind.
Weil es keine Hölle gibt und wir nicht in Gefahr sind, brauchen wir auch keinen Retter. Deshalb pfeifen wir viertens auf Jesus. Solange nur gepfiffen wird, ist das ja noch in Ordnung. Aber wenn Steine durch die Luft pfeifen, sieht die Sache schon ganz anders aus.
Heilung und Glaube in Lystra
Damals wollten sie Paulus und Barnabas wegen ihrer Predigt steinigen. Deshalb sind die beiden geflohen und landeten in einer Stadt namens Lystra.
Als Paulus dort predigte, gab es wieder einen großen Streit, obwohl die Sache zunächst gut begann. Paulus predigte, und unter seinen Zuhörern entdeckte er einen Mann, der behindert war. Der Mann war gelähmt und hatte seit seiner Geburt noch keinen einzigen Schritt gehen können. Aber er konnte hören.
Dieser Mann hatte seit seiner Geburt den Namen Jesus noch nie gehört, doch er konnte glauben – und das tat er. Er hörte zu, und so heißt es in Apostelgeschichte 14,9: „Er hörte zu und glaubte.“
Wir haben hier wieder einen Fall vor uns, wie ihn die Bibel oft erwähnt: Ein Mensch, der bei der ersten Predigt, die er hört, zum Glauben kommt. Heute wird oft behauptet, es gehe nicht so schnell und man müsse vorher noch viele Dinge klären. Das stimmt zwar in manchen Fällen, aber nicht immer.
In der Bibel und in der Praxis kommt es häufig vor, dass ein Mensch sich bei der ersten Predigt, die er hört, bekehrt. Wenn du heute zum ersten Mal hier in dieser Kirche bist – oder überhaupt zum ersten Mal in einer Kirche – und zum ersten Mal von Jesus hörst, kannst du dich, wenn du willst, auch bekehren und dein Leben mit Jesus anfangen.
Du brauchst nur zu sagen: „Ja, Jesus, ich will. Ich will dir glauben, und ich will mit dir leben.“
Die Heilung als Zeichen des Glaubens
Paulus merkt, dass sich der gelähmte Mann ihm öffnet, zuhört und glaubt. Wie genau er das bemerkt hat, steht hier nicht, und ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass man manchmal Menschen im Gesicht ansehen kann, was in ihnen vorgeht.
Ich erinnere mich an ein vierzehnjähriges Mädchen, das Ähnliches erlebt hat. Dieses Mädchen wurde aus Versehen von einem anderen 14-Jährigen erschossen – bei einer Übung der Gesellschaft für Sport und Technik. Bei der Beerdigung war die ganze Halle voll mit Schülern, Lehrern, Funktionären von GST und FDJ sowie Staats- und Stasi-Vertretern.
Ich habe dort zitternd und frei von der Leber weg darüber gesprochen, dass Schusswaffen nicht in die Hände von Kindern gehören, erst recht nicht in die Hände von Mädchen. Die Zuhörer wirkten versteinert, manche verfinsterten sich sogar zusehends. Ich predigte gegen eine Wand von verschlossenen, düsteren Gesichtern.
Doch in der ersten Reihe entdeckte ich ein ganz offenes Gesicht – das der Großmutter des erschossenen Mädchens. Sie hörte mit aufgerissenen Augen zu, und ich merkte, dass sie innerlich dabei war. Hinterher erzählte sie, dass sie innerlich immer sagte: „Los, Pfarrer, sag die Wahrheit!“
So ungefähr stelle ich mir das bei Paulus vor. Als er merkt, wie der gelähmte Mann die Botschaft aufnimmt und glaubt, wendet er sich mitten in seiner Predigt an ihn und sagt mit lauter Stimme, dass alle es hören können: „Stell dich auf deine Füße!“
Es heißt hier: „Und er sprang auf und ging los.“ Ich zweifle keine Sekunde daran, dass das wirklich so passiert ist. Und ich zweifle auch nicht daran, dass es heute genauso passieren kann. Denn Jesus, durch dessen Kraft Paulus damals diesen Menschen heilte, ist heute derselbe wie damals.
Er kann mit der gleichen Kraft auch heute noch solche Wunder tun wie damals. Er kann es nicht nur, er tut es auch. Er heilt in unseren Tagen kranke Menschen auf wunderbare Weise, genauso wie damals.
Ich habe selbst eine solche Heilung miterlebt, und mindestens noch eine weitere Person hier in der Kirche kann das mitbezeugen. Da war eine Frau – den Bruder dieser Frau habe ich übrigens vorhin auch in der Kirche gesehen –, die Krebs hatte. Die Ärzte hatten sie aufgegeben und dem Ehemann bereits gesagt, dass seine Frau nicht überleben würde.
Diese Frau ist durch Gebet geheilt worden und lebt heute noch. Das ist vielleicht 15 oder 20 Jahre her. Das kann ich bezeugen.
Die richtige Haltung zu Wundern und Heilungen
Niemand kann mir vorwerfen, ich würde nicht glauben, dass Krankenheilung durch Jesus auch heute noch geschehen kann. Das bezweifle ich keineswegs. Allerdings bezweifle ich, dass Krankenheilung als Missionsmethode geeignet ist – besonders nicht bei öffentlichen Veranstaltungen, bei denen die Heilung bereits vorher als Programmpunkt auf dem Einladungsflyer angekündigt wurde.
Außerdem habe ich Zweifel daran, dass die Wundersucht, die in vielen kirchlichen Kreisen heute besteht, biblisch und gesund ist. Es gibt nicht nur eine Sucht nach Drogen, sondern auch eine Sucht nach Wundern. Und das ist nicht normal.
Normal ist, dass man mit einem Wunder rechnet. Meines Erachtens hat es keinen Sinn, sich Christ zu nennen, wenn man nicht mit Wundern rechnet. Doch die Wundersucht und der Rummel, den manche heutzutage darum machen, entsprechen einfach nicht der biblischen Norm.
Die biblische Norm ist, dass Gott Wunder tut, aber nur der Gläubige versteht diese Wunder richtig. In unserem Fall ist es so, dass der Mann zuerst glaubt und dann geheilt wird. Alle anderen jedoch verstehen das Wunder völlig falsch und deuten die Sache ganz falsch.
Als die Massen sehen, wie der Gelähmte losgeht, beginnt keine Erweckung, sondern ein riesiges Spektakel. Dabei verstehen die Apostel kein Wort mehr.
Missverständnisse und Götterverehrung
Ein Aufschrei wie bei einem Fußballtor – und dann brüllen alle aus voller Kehle: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns heruntergekommen!“
Mit anderen Worten: Sie dachten, Paulus und Barnabas wären Götter. Sie wussten auch gleich, welche Götter gemeint waren, nämlich die beiden Obersten, die sie damals hatten. Sie nannten Barnabas Jupiter und Paulus Merkur. Es ist kein Wunder, dass sie bei so einem Wunder an so etwas dachten.
Es waren ja Heiden, die an Götter glaubten, die sich manchmal in Menschengestalt einen kleinen Urlaub auf der Erde gönnten. In ihrer Religion gab es eine Sage, dass Jupiter und Merkur einmal in Menschengestalt auf der Erde waren. Und diese Sage spielte ausgerechnet in der Nähe. Deshalb war es naheliegend, dass sie jetzt alle dachten: „Es ist wieder so weit. Die Götter sind persönlich bei uns zu Besuch.“
Das Dumme war nur, dass Paulus und Barnabas überhaupt nicht verstanden, was die Leute da redeten. Das lag daran, dass die Aufregung in ihrem Heimatdialekt gesprochen wurde. Und diesen Dialekt konnten die beiden Apostel nicht verstehen. Wer versteht schon Lykaonisch?
Bisher war das Ganze auf Griechisch gelaufen. Griechisch war damals eine Weltsprache, so wie heute Englisch oder Hochdeutsch. Das verstanden alle. Wenn Paulus damals auf Griechisch sagte: „Steh auf, geh auf deine Füße!“, dann verstanden das alle. So wie heute jeder versteht, wenn jemand in Tokio oder in Borno sagt: „Stand up and go.“
Doch als der Mann tatsächlich aufstand und losging, da gingen den Leuten von Lystra die Nerven durch. Sie brüllten ihre Sprüche jetzt nicht mehr auf Griechisch, sondern auf Lykaonisch – und das konnten die beiden Apostel nicht. Sie wussten also zunächst gar nicht, dass sie von der Bevölkerung gerade in den Stand verdienter Götter erhoben worden waren.
Um sie herum gab es nur ein riesiges Winken, Geschrei, Geschubse und Getränge. Erst als Ochsen mitkamen, dämmerte den beiden, was gespielt wurde. Vom Jupiter-Tempel her näherte sich nämlich eine Delegation von Jupiter-Priestern. Diese Priester führten ein paar Ochsen im Schlepptau. Die Ochsen waren mit Bändern geschmückt, ähnlich wie man sie hier sieht – bunte Bänder, die das Ganze verdächtig nach einer Ochsenopferhandlung aussehen ließen.
Da begriffen Paulus und Barnabas: Diese Hornochsen halten uns für Götter. Sie verwechseln uns mit ihren Götzen und wollen uns einen Götzenochsen opfern. Als die beiden das mitbekamen, brannte bei ihnen die Sicherung durch.
Die klare Botschaft der Apostel
Auf der Stelle nehmen die Erbarten der Menge, wie sie es beim Baden gehört haben, sich vorher ausgezogen. Mit Zerreißen ihrer Kleidung als Zeichen höchster Empörung springen sie in Unterhosen unters Volk und schreien aus Leibeskräften: „Ihr Hirnis, was macht ihr denn hier? Ihr Männer, was macht ihr denn da?“
Wir sind auch sterbliche Menschen, genau wie ihr. Mit unserer Predigt vom Evangelium wollen wir doch gerade erreichen, dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott, der das Weltall, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat.
Abkehr von den falschen Göttern, Umkehr vom falschen Weg, Hinkehr und Heimkehr zu Gott – das ist Bekehrung. Das ist das Ziel der Predigt von Paulus, das ist das Ziel meiner Predigt. Das ist das Ziel Gottes mit dir. Gott möchte, dass dein Leben in Ordnung kommt, dass du ein gutes Gewissen bekommst und dass du Frieden hast.
Du hast vielleicht bisher mit Gott überhaupt noch nichts zu tun gehabt, aber du musst wissen, dass Gott schon mit dir zu tun gehabt hat. Zum Beispiel hat er dir Gutes getan. Er hat dir gutes Geld verdienen lassen, er hat dir gutes Essen gegeben und dir überhaupt Freude verschafft.
So sagt der Apostel Paulus hier: Gott hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und eure Herzen erfüllt mit Speise und Freude.
Das ist ja auch Gnade, dass wir in einer Ecke der Welt geboren worden sind, wo es genug zu essen gibt und wo niemand hungern muss. Wenn ich das höre, was ich euch vorgesagt habe, von diesen 500 Kindern, die jedes Jahr auch blind werden müssen, weil ihnen das bisschen Vitamin A fehlt, dann erstarrt einem doch alles Gemecker auf der Zunge.
Wir alle haben im letzten Jahr eine Menge Gutes genossen, was wir in der Zeit, als die Genossen die Macht über uns hatten, noch nicht hatten. Von A bis Z, vom Auto bis zum Zivildienst, reichen die Freuden und Errungenschaften.
Und während weltweit die Situation für Millionen Menschen jeden Tag schlechter wird, da wird es bei uns täglich besser. Der Sozialismus, der unser Land getötet hat, ist tot. Wir haben keine Not.
Freie Meinungsäußerung und Auslandsreisen sind unser täglich Brot. Und das Einzige, was unserem Volk wirklich fehlt, das ist die Dankbarkeit gegenüber Gott.
Wir sind dem marxistischen Materialismus gerade noch so entschlüpft, aber jetzt fahren alle voll ab auf den Materialismus westlicher Macht. Unser Land ist zum Beispiel übersät mit Imbissbuden, vor denen Tag und Nacht ein kauendes Volk sich versammelt – unser Volk frisst.
Man möchte manchmal – ich fresse ja mit –, aber ich meine, manchmal möchte man dazwischen springen und sagen: Begreift doch endlich, der Materialismus, ob marxistisch oder marktwirtschaftlich, das ist der falsche Gott. Das reicht als Lebensgrundlage nicht aus. Bekehrt euch zu dem lebendigen Gott!
Ein Leben lang,
Die Einladung zur Umkehr und die Realität des Leidens
Ein Leben lang hat Gott dir zu essen gegeben und auf diese Weise durch Butterbrote zu dir gepredigt. Er predigt heute zu dir durch sein Wort und sagt dir: Bekehre dich! Denn nur wenn du mit Gott gehst, wird dein Leben gut. Wohin ein Leben ohne Gott führt, das habt ihr ja gesehen. Am Schluss waren nicht einmal mehr ein paar Imbissblüten übrig.
Denke nicht, weil es jetzt alles gibt, sei das Leben ohne Gott in Ordnung. Deine Seele wird zwischen Imbissbuden, Geldinstituten und Sonderangeboten hungern. Wenn du wirklich leben willst, dann lauf nicht länger in die falsche Richtung. Komm und kehr um zu Gott!
Als Paulus und Barnabas anfingen, von der Bekehrung zu predigen, verkehrte sich die Situation total. Eben noch wurden sie als Götter bejubelt, jetzt wurden sie als Gegner beschimpft. Die gleichen Leute, die ihnen eben noch Opfer bringen wollten, wollten sie jetzt umbringen. Sie griffen nach Steinen und begannen, diese nach Paulus zu werfen.
Als Paulus einen Kranken heilte, waren die Massen begeistert. Aber als er ihnen sagte, wie ihr eigenes Leben heil werden kann, war die Begeisterung vorbei. Mit der Heilung des Kranken traf Paulus genau den Geschmack der Masse. Das war religiöse Bedürfnisbefriedigung erster Ordnung. So einen Prediger empfand man als göttlich. Von der Sorte könnten wir heute auch ein paar mehr gebrauchen.
Doch als er zur Bekehrung aufforderte, verspielt er bei der Masse sein Ansehen und macht sich unbeliebt. So einen Prediger empfindet man als unmöglich, überflüssig und überheblich. Die Aufforderung zur Bekehrung empfinden viele Menschen geradezu als Beleidigung. Bekehrung? Wozu denn das? Habe ich das nötig? Soll ich mich ändern?
Das kommt mir sehr bekannt vor – auch bei uns in diesem Gottesdienst. Wenn es ein paar scharfe Sprüche gibt, schmeckt euch das immer. Und wenn es nur noch Heilungen gäbe, wäre die Bude wieder voll. Aber wenn ich auf das Thema Bekehrung komme, habe ich bei vielen von euch abgegessen. Theos Bekehrungsplatte? Nein, danke.
Natürlich bin ich dankbar, wenn mich niemand mit Steinen bewirft. Aber manchmal, das sage ich euch, wäre mir ein offener Widerspruch lieber als euer freundliches Wiederkommen. Ich habe manchmal den Eindruck, viele von euch sind einfach bekehrungsimmun. Selbst mit den spitzesten Predigten sind manche Leute nicht mehr zu provozieren.
Ihr habt euer Herz gegen den Stachel des Evangeliums mit einer frommen Speckschicht umgeben. Aber ich glaube weiter unbeirrt, dass Gott die härtesten Panzer und die Herzen von Heiden und Christen schmelzen kann – wie eine Kinderhand eine Tüte Schönerlass.
Das Leiden als Teil des Glaubensweges
Paulus wurde wegen seiner Bekehrungspredigt gesteinigt, aus der Stadt hinausgeschleift und auf die Müllkippe geworfen. Seine Gegner und auch seine Jünger hielten ihn für tot. Doch als die Jünger um ihn herumstanden, richtete er sich wieder auf.
Stellen wir uns das so vor wie beim Fußball: Da liegt manchmal jemand auf dem Feld, den haben sie verletzt, und sie tragen ihn mit der Bahre vom Rasen. Und plötzlich steht er auf und rennt wie ein Wiesel über die Wiese.
Paulus steht also auf. Aber statt sich im nächsten Heilbad gesund pflegen zu lassen oder sich wenigstens aus dem Staub zu machen, marschiert er zurück in die Stadt. Am nächsten Tag zieht er zur nächsten Stadt, predigt, bekehrt viele Heiden, bestärkt viele Christen in ihrem Glauben und sagt ihnen, dass wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen müssen – durch viel Leid.
Und das ist nun das Letzte, was ich euch heute noch sagen muss: Der Weg in das Reich Gottes ist nicht leicht, er ist voller Leid. Das ist natürlich eine äußerst unpopuläre Aussage. Wohlstand und Wohlfühlen sind die großen Götzen unserer Zeit. Wer den Menschen das verspricht und vermittelt, gilt als der Größte.
Leiden, selbst leiden, für andere leiden und mit anderen Mitleid haben – das sind keine publikumswirksamen Slogans. Bis in die innersten Reihen der Kirche hat sich dieses Wohlstandsdenken inzwischen eingeschlichen. Die Devise vieler junger Christen, auch vieler junger Mitarbeiter, lautet: „Ich mache nur das, was mir Spaß macht.“
Ich bin überzeugt, dass man mit dieser Lebenseinstellung Gott keinen Gefallen tut. Gerade den Wohlfühlfanatikern und den Wundersüchtigen, die das Leid, auch das Krankheitsleiden, umgehen wollen und Menschen durch Heilungswunder ins Reich Gottes führen möchten, muss gesagt werden: Wir müssen durch viel Leid in das Reich Gottes gehen.
Ich kenne keinen einzigen der Großen im Reich Gottes, der nicht auch heute leiden muss. Es beginnt beim Apostel Paulus, geht über Martin Luther bis hin zu Martin Luther King. Sogar der Heilungsprediger John Wimber leidet an einem Augenleiden und muss eine Brille tragen.
Leiden sind normal und gehören zum Christenleben dazu. Wenn wir im Moment von Gott einmal eine Verschnaufpause bekommen und wegen unseres Glaubens nichts zu leiden haben, dann sollten wir dafür dankbar sein. Aber wir dürfen nicht so naiv sein zu denken, das würde immer so bleiben.
Es bleibt dabei: Wir müssen durch viel Leid in das Reich Gottes gehen.