Treuer Vater in Christo Jesu, wir danken dir für diesen Nachmittag, dass wir uns in deinem Namen versammeln dürfen und dass du selbst in unserer Mitte bist.
Du sollst der Prägende, der Gestaltende, der Herr sein. Du sollst uns deinen Stempel aufs Herz drücken, damit wir bewegt durch deinen Geist und durch dein Wort von dir hören, von dir umgestaltet und verändert werden. Schenke uns, dass wir wirklich Hörende sind, wirklich solche, die bereit sind, sich unter das Gehörte, unter dein Wort, unter dich zu stellen.
Wir danken dir für die Gemeinschaft, die du uns schenken willst, für deine Freundlichkeit und deine Treue. Wir danken dir für den Bruder, der uns nun dein Wort bringt, und bitten dich, dass du den Nachmittag in deine Hand nimmst. Du kennst jeden Einzelnen, weißt, wo er steht und was er bedarf. Du kannst immer wieder neu das Wunder schenken, dass dein ewig gültiges Wort in die Herzen gestreut wird, zugespitzt und konkretisiert wird für jeden, so wie er es braucht. Hab Dank! Amen!
Ja, ich beginne dann gerne einmal mit einer Aussage Jesu, die uns allen bekannt ist, nämlich als Einleitung zur Bergpredigt. Nachdem Jesus seine Jünger berufen hat, hält er seine erste große Rede, eben die Bergpredigt. Diese beginnt mit den Seligpreisungen, dann wird den Jüngern gesagt, dass sie Salz und Licht sind. Das finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 5.
Nachdem das beschrieben ist, nimmt Jesus erst einmal Stellung dazu, wie er selbst mit dem Alten Testament umgeht. Ich glaube, das sollte uns auch heute noch eine Herausforderung sein: Wie gehen wir mit dem Wort Gottes um?
Ich lese aus Matthäus 5, Verse 17 bis 20:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel. Wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei weitem übertrifft, so werdet ihr gar nicht ins Reich der Himmel eingehen.
Die Menschen um ihn herum haben ihn gefragt: Wie sieht es denn aus mit dem Alten Testament? Nach dem Neuen Testament konnte man ja noch nicht fragen, das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschrieben. Jesus stellt sich dahinter. Er will das Alte Testament nicht ablehnen, er will nicht sagen, dass es nicht gilt.
Das ist natürlich auch heute eine Herausforderung für uns. Einerseits gehen wir im Umgang mit der Bibel davon aus, dass das Wort Gottes Gültigkeit hat, auch noch bis heute, auch in dem Teil, den wir im Neuen Testament lesen. Jesus macht hier jedoch darauf aufmerksam, dass es eine Form des Umgangs mit der Bibel gibt, die problematisch ist.
Die einen lehnen das Wort Gottes ab und sagen, es sei nicht mehr gültig. Die anderen sagen, das Wort Gottes ist gültig, tun es aber nicht. Hier sind also zwei Punkte, wie wir mit dem Wort Gottes umgehen sollen:
Wir sollen es ganz akzeptieren und sagen: Ja, das ist wahr, ich will mich danach richten. Aber Jesus macht auch deutlich, dass dazu ganz wichtig gehört, das Erkannte umzusetzen und zu tun. Sonst bringt das nichts.
Man kann viel Wissen im Kopf haben – das hatten die Pharisäer damals auch. Sie kannten große Teile des Alten Testaments auswendig. Aber es hatte nicht die Konsequenzen und Auswirkungen, die es eigentlich haben sollte, nämlich eine Veränderung des Lebens.
Die Entstehung und Aufgabe des Bibelbundes
Darum geht es dem Bibelbund eigentlich: Christen dabei zu helfen, die Bibel richtig zu verstehen, sie ernst zu nehmen, sich mit Angriffen auf die Bibel auseinanderzusetzen und Christen zu motivieren, die Bibel zu lesen und ernst zu nehmen.
Der Bibelbund ist vor rund einhundertzwanzig Jahren entstanden, im Osten Deutschlands – oder besser gesagt in der Region, die früher zu Preußen gehörte, also Ostpreußen, Schlesien und die umliegenden Gebiete. Heute würde man sagen, das ist nicht mehr Deutschland. Damals hatten sich fromme Pfarrer zusammengeschlossen, um ihren Gemeindegliedern zu helfen, richtig mit der Bibel umzugehen.
Schon damals gab es an den Universitäten Bibelkritik, mit Themen, die denen von heute ähneln. Später kam die Frage auf, ob die Evolution die Welt ganz ohne Gott entstehen ließ. In dieser Zeit entstand auch der Sozialismus, mit dem man sich auseinandersetzte. Außerdem gab es eine religionsgeschichtliche Schule, die behauptete, dass alles in der Bibel eigentlich von anderen Religionen abgeschrieben und übernommen worden sei – ganz ähnliche Ideen, wie man sie heute noch findet.
Diese Christen haben sich zusammengeschlossen und gesagt: Wir wollen dem etwas entgegensetzen. Sie gaben eine Zeitschrift heraus, die es bis heute noch gibt. Heute heißt sie „Bibel und Gemeinde“ und erscheint seit über hundert Jahren. Sie will Christen helfen, sich mit Angriffen auf die Bibel auseinanderzusetzen und gute, vertretbare sowie fundierte Antworten zu geben. Dabei geht es nicht darum, Gegner einfach billig fertigzumachen, sondern die Sache ernst zu nehmen und sich auf hohem Niveau damit auseinanderzusetzen.
Das macht der Bibelbund bis heute. In erster Linie werden Tagungen, Veranstaltungen und Schulungen organisiert. Außerdem werden zwei Zeitschriften herausgegeben. Die meisten, die beim Bibelbund mitarbeiten, tun dies ehrenamtlich, also nebenberuflich. „Nebenher“ soll dabei nicht „oberflächlich“ bedeuten, sondern eben ehrenamtlich – so auch bei mir.
Ich bin Vorsitzender des Bibelbundes und sehe es als ehrenamtlichen Dienst, den Bibelbund zu leiten und weiterzuführen, was Geschwister lange vor uns begonnen haben. Hauptberuflich bin ich Lehrer an der Bibelschule in Brake und mache das sehr gerne. Auch dort habe ich mit der Bibel zu tun und möchte den jungen Leuten die Bibel nahebringen und lieb machen.
Persönliche Einblicke und Erfahrungen
Im Bibelbund sind einigen Christen aus der Vergangenheit bekannte Personen verbunden. Zum Beispiel war Fritz Rienecker Bibelbundmitarbeiter und zeitweise auch Leiter. Ebenso Samuel Külling, der Gründer und Leiter der Veta, heute STH, war viele Jahre Vorsitzender des Bibelbundes.
Auch andere Personen, die heute noch leben, haben sich für den Bibelbund engagiert. Dazu zählen beispielsweise Thomas Schirmacher, Helge Stadelmann oder Stephan Holthaus. Diese Menschen arbeiten neben ihrem Hauptberuf im Bibelbund mit, um sich dafür einzusetzen, dass Menschen die Bibel besser verstehen und Angriffe auf die Bibel entkräften können.
Neben meiner Arbeit im Bibelbund und meiner Haupttätigkeit an der Bibelschule Brake bin ich verheiratet. Wir haben drei Kinder, die langsam größer werden. Unsere älteste Tochter ist jetzt achtzehn und wird bald neunzehn, die anderen beiden sind etwas jünger.
Ich schreibe auch gelegentlich Bücher. Einige meiner neueren Werke liegen hier vor. So habe ich Ende letzten Jahres ein Buch mit dem Titel „Der Weltuntergang kommt“ veröffentlicht. Dabei meine ich nicht unbedingt, dass er heute stattfindet – das wäre ja schade, denn dann gäbe es kein Abendessen mehr und keine Freizeit mehr. Andererseits könnten wir sagen: Das ist auch gut, denn dann sind wir bei Gott in der Ewigkeit und können uns darüber freuen.
Ich habe das Buch geschrieben, weil es immer wieder irreführende Endzeitberechnungen gibt – sowohl im weltlichen als auch im christlichen Bereich. Ich nenne darin einige Beispiele, auch aus sektiererischen Kreisen. Ausführlich gehe ich auf die Zeugen Jehovas ein, aber auch auf viele Christen, die immer wieder konkrete Daten genannt haben.
Gerade hier in Württemberg ist bekannt, dass Bengel auch eine Endzeitberechnung vorgenommen hat. Er sagte, Jesus werde wiederkommen, und meinte das ernsthaft. Er war kein Leichtfertiger, aber im Nachhinein müssen wir sagen, dass das leider nicht stimmt.
Im letzten Jahr war ich beim Mitternachtsruf in Zürich eingeladen. Dort hat Wim Malgo lange Zeit gearbeitet, und seine Söhne sind ebenfalls beteiligt. Ich habe mit ihnen über die Endzeiterwartungen gesprochen, besonders über die Ansagen aus den 1980er-Jahren. Damals hat Wim Malgo immer wieder betont, dass die Endzeit da sei, und genau beschrieben, was in Russland und Israel passieren würde. Sein Anliegen war positiv: Er wollte viele Menschen für die Erwartung der Wiederkunft sensibilisieren. Doch manchmal ist er dabei etwas übers Ziel hinausgeschossen.
Dieses Thema ist aktuell, denn in diesem Jahr sagen einige, die Welt werde im Dezember untergehen. Vielleicht haben Sie das auch schon gehört: Nach dem Maya-Kalender soll im Dezember die Welt enden. Ein Spielfilm, der im letzten Jahr im Kino lief, verbreitete diese Idee. Auch Internetseiten berichten über den Maya-Kalender und einen sogenannten Planeten X, der angeblich auf die Erde zusteuert. Manche behaupten sogar, ihn schon gesehen und fotografiert zu haben. Doch bei genauerem Nachforschen stellt sich heraus, dass das alles nicht stimmt.
Solche Ängste sind auch eine Form von Bibelkritik, denn sie führen dazu, dass viele Menschen den Aussagen der Bibel kein Vertrauen mehr schenken. Das sehen wir bei vielen, die wenig mit der Bibel zu tun haben. Wenn man ihnen dann sagt, die Erde gehe zu Ende und Jesus werde wiederkommen, wird man oft ausgelacht. Das liegt zum Teil daran, dass manche Christen und auch Sekten in der Vergangenheit solche Erwartungen überzogen haben.
Vielleicht erinnern Sie sich: Vor nicht einmal einem Jahr hat ein amerikanischer Radioprediger öffentlich verkündet, Jesus werde wiederkommen und das Ende der Welt stehe bevor. Das wurde sogar in europäischen Medien verbreitet. Die meisten Medien machten sich darüber lustig. Das angekündigte Datum ist längst vergangen. Der Prediger hat sich inzwischen entschuldigt. Er gab zu, dass seine Vorhersage falsch war und eine Sünde darstellte.
Das finde ich bemerkenswert, denn die meisten, die solche Fehler machen, tun das nicht. Sie nennen stattdessen ein neues Datum oder erklären, dass ihre ursprüngliche Vorhersage doch irgendwie gestimmt habe, nur anders als gedacht. Daher ist es wertvoll, wenn jemand so ehrlich ist und seinen Fehler zugibt. Leider wird das in den Medien kaum wahrgenommen. Die Prophezeiung wird verbreitet, die Welt lacht, wenn sie nicht eintritt, aber die Entschuldigung bleibt oft unbeachtet.
Trotzdem wird damit ein Teil der Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. Man muss anerkennen, dass jemand eingesehen hat, dass die Vorhersage nicht stimmte und besser nicht gemacht worden wäre. Wir sollten daran festhalten, dass Jesus wiederkommen wird. Das sagt er eindeutig, und wir vertrauen auf das Wort Gottes und diese Vorhersage. Es wird alles geschehen, was wir im Buch Daniel, im Jeremia und in der Offenbarung lesen.
Gleichzeitig sollten wir uns davor hüten, genaue Zeitpunkte festzusetzen. Jesus selbst sagt, wir sollen jederzeit bereit sein, denn weder Tag noch Stunde kennen wir. Das ist eine ausgewogene Haltung.
Es gibt manchmal auch Angriffe auf die Bibel aus dem eigenen christlichen Umfeld, nicht nur von außen. Manchmal gehen Christen nicht so mit der Bibel um, wie sie es sollten.
Außerdem gibt es weitere Bücher, zum Beispiel eines über Gender Mainstreaming, das Sie sich anschauen können. Darüber möchte ich jetzt jedoch nicht mehr sprechen.
Aktuelle Herausforderungen für den Glauben
Ich möchte heute Nachmittag ein Stück weit dabei bleiben und fragen: Wo gibt es heute Angriffe auf die Bibel und die Glaubwürdigkeit der Bibel? Mit anderen Worten: Wo müssen wir heute genau aufpassen?
Die große Auseinandersetzung der Vergangenheit fand beispielsweise mit der klassischen historisch-kritischen Bibelauslegung statt. Einige hier erinnern sich vielleicht daran. Unter anderem haben der Bibelbund und die Bibelgemeinde sehr früh darauf aufmerksam gemacht, dass dort eine Gefahr besteht. Viele Christen haben das damals noch nicht gesehen. Diese Auseinandersetzung war geprägt durch Rudolf Bultmann und seine Schüler in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren.
Diese Gefahr ist heute nicht mehr ganz so stark. Das liegt einfach daran, dass viele der Kritiker noch kritischer geworden sind. Irgendwann hat das dann keiner mehr geglaubt. Die meisten, auch selbst die bibelkritischen Theologen, sehen und kritisieren die Bibel heute nicht mehr so wie in den siebziger und achtziger Jahren.
Beispielsweise konnte man damals von deutschen evangelischen Theologen lesen, Jesus hätte nie gelebt. Mir ist kein ernstzunehmender Professor bekannt, der das momentan an der Universität vertritt. Alle gehen heute davon aus, dass Jesus gelebt hat. Aber heute kommt die Bibelkritik von der anderen Seite.
Heute wird gesagt, Jesus sei eben nur ein jüdischer Wanderprediger gewesen. Das ist auch Bibelkritik, aber keine mehr, die behauptet, Jesus habe nicht gelebt. Deshalb sind manche Christen auch froh und denken: „Ach, der Professor sagt doch jetzt auch, Jesus hat gelebt.“ Aber es ist eben nicht der Jesus der Bibel, nicht der Sohn Gottes, nicht der, der für unsere Sünden gestorben ist. Es ist ein armer, irregeleiteter jüdischer Wanderprediger.
Weil damals so viel über den Messias geredet wurde, meinte Jesus irgendwann vielleicht, er sei es, weil er so empfindlich dafür war. Das ist heute eher gängig. Man kritisiert nicht mehr so hart, sondern auf eine weiche Art und Weise, die aber genauso gefährlich und verführerisch sein kann.
Heute gibt es also andere Gefahren, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Nachdem ich jetzt hoffentlich nicht zu sehr, aber möglicherweise doch den einen oder anderen etwas frustriert habe, indem ich all diese schlimmen Dinge angesprochen habe, werde ich heute Abend wieder etwas mehr aufbauen. Dann möchte ich zeigen, wie wir positiv damit umgehen können.
Ich möchte heute Nachmittag nicht eine negative Stimmung erzeugen, sondern einfach unsere Augen öffnen für die Welt, in der wir leben. Das ist, glaube ich, wichtig. Die Welt sollte man nicht schlimmer machen, als sie ist, aber auch nicht blauäugig mit einer rosa Brille durch die Gegend gehen. Wir müssen sehen, dass wir heute genauso wie unsere Vorfahren oder wie wir selbst vor zwanzig Jahren Auseinandersetzungen und Angriffe auf die Bibel haben. Sie sind nur an einer anderen Stelle.
Vielleicht merkt jemand bei sich selbst oder in seiner Gemeinde, dass sich dort schon ein paar Dinge eingeschlichen haben, auf die es gut ist zu achten oder die man umstellen sollte. Dabei wollen wir nicht nur auf die anderen schauen, sondern auch sehen, wo uns das möglicherweise betrifft.
Denn wir müssen zugeben: Wir sind auch Kinder unserer Zeit. Wir sind nicht vollkommen abgeschottet. Wir leben nicht irgendwo in einem Kloster mit großen Mauern ringsherum, sondern wir alle werden konfrontiert mit dem, was die Menschen denken und was verbreitet wird. Davon sind viele Dinge gut, aber es gibt auch manche, die unser Vertrauen in die Bibel erschüttern sollen.
Säkularismus als Herausforderung für den Glauben
Und da möchte ich mit einem ersten Punkt beginnen, den ich den Säkularismus nenne. Die meisten wissen wahrscheinlich, was darunter zu verstehen ist. Zu Deutsch könnte man sagen, es handelt sich um die Verweltlichung. Dabei müssen wir jedoch aufpassen: Es ist nicht der biblische Begriff Verweltlichung gemeint, sondern eine Tendenz, die wir heute in unserer Gesellschaft sehr stark beobachten.
Diese Tendenz besteht darin, dass man sich nur auf das Diesseits konzentriert. Säkularismus bedeutet, dass Menschen das Jenseits vergessen haben – leider auch viele Christen, vielleicht sogar einige hier heute Nachmittag. Es kann sein, dass wir zwar intellektuell und nach dem Glaubensbekenntnis sagen: Ja, Jesus kommt einmal wieder, ja, es gibt ein Leben nach dem Tod. Doch diese Überzeugung hat keine Relevanz mehr für unser Leben hier auf der Erde.
Das ist ein sehr starker Trend, wahrscheinlich der stärkste Trend der gegenwärtigen Gesellschaft. Er begann ungefähr mit der Französischen Revolution und wird bis heute umgesetzt. Das bedeutet, alles, was übernatürlich ist, alles, was jenseitig ist, alles, was Gott betrifft, wird bewusst aus dem öffentlichen Leben und der Gesellschaft herausgedrängt. So muss man es sagen.
Natürlich gibt es verschiedene Gruppen, die das ganz besonders stark vorantreiben. Manchmal sagt man nur, man wolle Staat und Kirche voneinander entflechten. Doch dahinter steckt meistens die Absicht, die Kirche in Unbedeutenheit versinken zu lassen – und alles, was mit dem Glauben zu tun hat.
Das eigentlich Interessante ist aber die Gestaltung des Hier und Jetzt. Schauen Sie sich doch einmal an, wo die meisten Menschen – vielleicht auch Sie selbst – die meiste Energie darauf verwenden: eben darauf, das Leben hier möglichst angenehm zu gestalten. Deshalb ist in den letzten Jahren auch das Thema Wellness so wahnsinnig geboomt. Das ist ja auch nicht schlecht, wir können es uns ja gut gehen lassen.
Doch bei vielen Menschen und auch bei vielen Christen gerät dabei in Vergessenheit, dass eigentlich unsere Heimat im Himmel ist. Unsere Aktivität sollte sich nicht in erster Linie darauf konzentrieren, uns dieses kurze Leben, das uns noch verbleibt, möglichst angenehm, glücklich und erlebnisreich zu gestalten. Paulus sagt ja im 2. Korinther 4: „Unsere Bedrängnis ist kurz und schnell vorübergehend, und danach kommt die über alles ragende Herrlichkeit.“
Was er damit meint, ist unser kleines Leben – 70 Jahre, 80 Jahre. Manche können schon auf einige Jahre zurückschauen. Doch was ich immer wieder im Gespräch mit älteren Menschen erlebe, auch hier im Raum sitzen einige, ist, wie schnell das Leben vorbeigeht.
Die Frage ist: Verlieren wir manchmal die Menschen um uns herum, die nicht gläubig sind? Das ist klar. Aber stehen wir auch als Christen in der Gefahr, den Blick aufs Jenseits, den Blick auf den Himmel, den Blick auf die Welt Gottes zu vergessen? Weil alle unsere Aufmerksamkeit auf das Diesseits gerichtet wird.
Wo können wir den besten Computer bekommen? Was können wir noch für unsere Gesundheit tun? Wo bekomme ich das beste Auto – oder was auch immer? Diese Dinge sind ja alle wichtig. Das ist nicht schlecht. Doch nach der Bibel müssen wir sagen: Das ist nicht das eigentliche Ziel, auf das wir hinstreben.
Man kann sagen: Ja gut, das ist für mich auch nicht das Wichtigste. Aber die Herausforderung, die jeder an sich herankommen muss, ist: Wie viel Zeit verwende ich darauf, mich mit dem Irdischen, dem Säkularen auseinanderzusetzen? Und die Welt treibt das immer mehr voran.
Schauen wir doch mal, womit die großen Kirchen werben. Sie werben fast immer mit Events. Da kommt man hin und „knallt das mal so richtig“ – da ist richtig was los. Zum Beispiel macht der Papst Free Climbing, klettert irgendwo hoch oder Bungee-Jumping. Dazu würden viele Leute kommen, da würde man Tausende bekommen.
Wenn es aber um geistliche Wesen oder das Jenseits geht, interessiert das kaum jemanden. Es muss Action sein, entweder so oder Diakonie, was ja auch gut ist. Diakonie ist wichtig. Aber wir müssen sehen: Manchmal verliert man aus dem Blick, dass auch Diakonie nicht nur das irdische Leben im Blick haben soll. Vielmehr wollte sie in der Vergangenheit immer den Blick öffnen für das Leben über den Tod hinaus.
Das war in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts ganz typisch. Die Heilsarmee hat es auf den Punkt gebracht: „Was wollen wir den Menschen bieten? Suppe, Seife, Seelenheil.“ So haben sie es zusammengefasst. Und das gilt nicht nur für die Heilsarmee, sondern generell für alle Diakonie.
Man will den Menschen irdisch helfen, aber immer mit dem Blick: Es geht nachher weiter. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir sind nicht nur für das Leben hier auf der Erde da, und viele Menschen in unserer Umgebung wollen genau das.
Der Trend der Zeit läuft genau dahin – sowohl für Christen als auch für Menschen, die Gott nicht kennen. Da müssen wir aufpassen, uns nicht genauso mitziehen zu lassen. Das Eigentliche kommt noch.
Das Wichtige im Leben ist nicht das Irdische. Das Wichtige im Leben ist die Orientierung bei Gott. Wir wissen das alle. Aber jetzt ist es wichtig, dass wir uns von diesem bibelkritischen Zeitgeist nicht beeinflussen lassen. Er ist in diesem Sinne bibelkritisch, weil er diese grundbiblische Wahrheit in Frage stellt: Wofür wir eigentlich auf der Erde sind.
Die grundbiblische Wahrheit sagt, wenn ich es einfach ausdrücke: Die Zeit hier auf der Erde ist eigentlich nur eine Probezeit für den Himmel. So könnten wir es sagen. Denn tatsächlich ist das hier im Vergleich zur Ewigkeit bei Gott eine Art Probezeit.
Hier können wir uns für Gott entscheiden. Hier können wir unser Leben und Denken ein Stück weit von ihm verändern und vorbereiten lassen. Aber das Eigentliche kommt noch.
Politische Herausforderungen und ethische Konflikte
Ein Punkt der Bibelkritik, die wir heute erleben, betrifft die Angriffe auf die Bibel, die vor allem in der gegenwärtigen Politik sichtbar werden. Diese Politik ist bibelkritisch, da sie ethische Aussagen der Bibel ablehnt und gelegentlich sogar kriminalisiert.
Zudem zeigt sich in den Stellungnahmen und Lehrplänen aller Parteien eine Offenheit gegenüber Denk- und Lebensweisen, die biblische Aussagen nicht nur relativieren, sondern sogar als falsch darstellen. Es geht heute nicht mehr nur darum, Menschen, die anders leben wollen, zu tolerieren. Vielmehr ist das offizielle Bekenntnis der großen Parteien in Deutschland, dass das christliche Ethos abgeschafft und relativiert werden soll.
Hier könnte ich zahlreiche Beispiele nennen, da ich regelmäßig mit Lehrern zu tun habe. Bei jeder Überarbeitung der Lehrpläne rücken diese weiter weg von ursprünglich biblischem Ethos und biblischen Inhalten. Hätte ich mehr Zeit, würde ich oft Vorträge über Gender Mainstreaming halten. Ich habe sogar das erste Buch im christlichen Bereich darüber in Deutschland veröffentlicht. Allein dazu könnte ich Ihnen aus den letzten Jahren viele Beispiele nennen.
Auch außerhalb von Schule und Pädagogik gibt es Entwicklungen, die für viele Menschen kaum vorstellbar sind. Vor einigen Wochen war ich im Ruhrgebiet zu einem Vortrag. Danach kamen Eltern auf mich zu und berichteten, dass ihr Sohn, der in der achten Klasse ist, gerade im Unterricht mit der Vielfalt der Geschlechter konfrontiert wird. Der Lehrer weiß, dass er Christ ist, und wurde vom Schulleiter angewiesen, vor der ganzen Klasse pantomimisch einen homosexuellen Geschlechtsakt mit einem anderen Schüler nachzustellen. Kann man sich das vorstellen?
Hier geht es nicht um Toleranz, sondern darum, die Vorstellungen bewusst auf den Kopf zu stellen. Einige Wochen zuvor hielt ich einen Vortrag vor Studenten in Bielefeld. Dort wurde an der Universität offen gesagt, dass eine Studentengruppe, die sich kritisch gegenüber Gender Mainstreaming äußert, keine Räume mehr an der Universität erhalten darf und keine Veranstaltungen oder Gottesdienste mehr abhalten darf.
Ich habe mit jemandem aus Hessen gesprochen, der im Schulamt tätig ist. Er berichtete, dass alle höheren Angestellten im Schulamt in Hessen vorher darauf geprüft werden, ob sie Gender Mainstreaming vertreten. Wer das nicht tut, hat keine Chance, dort weiterzukommen. Viele, die nicht direkt in diesem Bereich tätig sind, merken das häufig gar nicht, weil der Alltag einfach weiterläuft.
Das liegt auch daran, dass die Politik bestimmte Begriffe völlig neu definiert hat. Wenn heute von "Familie fördern" die Rede ist, denken Christen zunächst, das sei positiv. Doch wer auf der Internetseite des Bundesfamilienministeriums nachschaut, findet eine neue Definition von Familie. Diese wurde politisch unter der damaligen Familienministerin von der Leyen verabschiedet und gilt bis heute, auch für die CDU.
Demnach ist Familie definiert als eine Gemeinschaft von Erwachsenen mit Kindern, unabhängig davon, ob die Erwachsenen verheiratet sind, welches Geschlecht sie haben oder ob es sich um die eigenen Kinder handelt. Es können zwei, drei oder vier Personen zusammenleben – das spielt keine Rolle. Das Einzige, was zählt, ist, dass Kinder mit Erwachsenen zusammenleben. So werden Begriffe neu gefüllt und umgedeutet.
Diese Entwicklungen sind nicht nur meine persönliche Meinung, sondern lassen sich in offiziellen Dokumenten und Verlautbarungen der Bundesregierung sowie in Beschlüssen verschiedener EU-Kommissionen nachlesen.
Die Politik will das christliche Ethos bewusst an den Rand drängen. Viele Gesetze haben sich so stark verändert, dass Christen in mancher Hinsicht heute kriminalisiert werden. Denken Sie zum Beispiel an den Fall vom letzten Herbst: Wilfried Plock, Prediger der Konferenz für Gemeindegründung, wurde in einer Sendung des NDR als Kinderquäler dargestellt. Warum? Weil er in seinen Vorträgen über Pädagogik gesagt hatte, dass es manchmal möglich oder sogar notwendig sein kann, Kinder zu züchtigen.
Daraufhin erhielt er Strafanzeige. Der NDR veröffentlichte eine Statistik, die Evangelikale generell als Kinderquäler darstellte. Warum? Weil die Züchtigung von Kindern in den letzten Jahren Stück für Stück kriminalisiert wurde. Heute darf man nicht einmal mehr darüber sprechen, ohne sich strafbar zu machen. Wer seine Kinder züchtigt, kann gesetzlich verurteilt werden. Das gilt für jede Art von Gewaltanwendung gegenüber Kindern.
Hier werden bestimmte christliche Verhaltensweisen kriminalisiert. Ich möchte nicht sagen, dass es christlich ist, Kinder zu züchtigen. Aber in der Vergangenheit gehörte ein gewisses Maß an Züchtigung zur Erziehung, auch bei den meisten Christen. Die Bibel nennt dies durchaus. Es geht dabei nicht um Quälerei oder Körperverletzung, sondern um eine erzieherische Maßnahme, die heute strafrechtlich verfolgt wird.
Ein weiteres Beispiel: Wenn ein Kind sagt, es habe eigentlich ein anderes Geschlecht – etwa ein Junge, der sich als Mädchen fühlt – und die Eltern versuchen, das Kind umzuerziehen, machen sie sich strafbar. Das ist keine Diskriminierung. Kinder und Jugendliche dürfen nicht diskriminiert werden, sondern müssen in ihrer sexuellen Identitätsfindung unterstützt werden.
Wenn Eltern das nicht tun, können sich die Kinder bei Lehrern beschweren. Die Kinder werden nicht sofort weggenommen, aber sie kommen in Therapie, wo ihnen geholfen wird, und die Eltern werden aufgeklärt. Eltern, die zum Beispiel homophob sind, werden als krank eingestuft. Die Regierung betrachtet Homophobie nicht mehr als Meinung, sondern als Krankheit, die behandelt werden muss.
Das bedeutet, wer gegen Homosexualität ist, braucht Betreuung. Es wird empfohlen, einen Psychologen aufzusuchen, um herauszufinden, warum man Probleme damit hat, vielleicht wegen eines gestörten Verhältnisses zu den Eltern oder Ähnlichem.
Die Politik entfernt sich also in vielen Bereichen nicht nur von der biblischen Sexualmoral, sondern auch von anderen ethischen Bereichen. Dazu gehört zum Beispiel die Tierethik. Weil man nicht mehr glaubt, dass Gott den Menschen über die Schöpfung gesetzt hat, sondern dass der Mensch nur ein zufälliges Produkt der Evolution ist, werden Tierrechte immer stärker aufgewertet.
Tiere sollen ähnliche Rechte wie Menschen erhalten. In den Niederlanden wurde Anfang des letzten Jahres eine eigene Polizeiabteilung eingerichtet, um Tierschutzvorschriften durchzusetzen. Auch in Deutschland gibt es solche Vorstöße. Im letzten Sommer wurde beispielsweise diskutiert, ob Tieren bestimmte Menschenrechte zugestanden werden sollen.
Manche Vorschläge erscheinen merkwürdig, etwa die Diskussion darüber, ob man Tiere heiraten lassen sollte. Das ist nicht meine Idee, sondern wurde tatsächlich diskutiert. Es gibt inzwischen Friedhöfe für Tiere. Eine Nachbarin von uns hat Trauerkarten verschickt, als ihr Hund gestorben ist, und ihn auf einem Friedhof beerdigt. Dort gibt es ein Bild mit einem Kreuz.
In den USA gibt es Fälle, in denen Menschen ihr Hab und Gut ihren Haustieren vererbt haben. Natürlich braucht man dafür einen Verwalter, da das Tier selbst nicht handeln kann. Hier zeigt sich eine Verschiebung der Ethik in ganz anderen Bereichen – nicht in der Sexualethik, sondern in der Tierethik.
Die Politik entfernt sich Stück für Stück von traditionellen Ordnungen, die früher selbstverständlich waren. Diese Beispiele sollen nur verdeutlichen, wo die großen Probleme unserer heutigen Bibelkritik liegen. Diese Probleme kommen heute nicht mehr nur von bibelkritischen Universitäten oder Theologen. Diese interessieren in der breiten Öffentlichkeit kaum noch jemanden.
Wo liest man heute noch in Zeitungen oder sieht im Fernsehen, was irgendein Theologieprofessor gesagt hat? Das ist aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden. Für Christen ist das noch interessant, aber für die breite Öffentlichkeit kaum.
Stattdessen sind es andere Bereiche, die die Bibelkritik prägen: Politik, wie ich sie genannt habe, und auch die zunehmende Säkularisation.
Die Rolle der Medien in der Bibelkritik
Ein dritter Punkt sind die Medien. Zahlreiche Medien betreiben Bibelkritik, weil sie ethische oder lehrmäßige Aussagen der Bibel zunehmend kritisch sehen und gegen Christen Stellung beziehen, die versuchen, nach den Prinzipien der Bibel zu leben. Darüber hinaus werben viele Medien für einen Lebensstil, der den Ordnungen Gottes widerspricht.
Gerade heute im Auto habe ich eine Sendung vom Deutschlandfunk gehört. Dort haben einige Journalisten genau diese Tendenz kritisiert. Es handelte sich nicht um gläubige, sondern um nichtgläubige Journalisten, die bemängelten, wie die Medien immer mehr ursprünglich christliche Werte zerstören – bewusst und Stück für Stück.
Früher, etwa bis in die Achtzigerjahre, war in vielen Filmen ganz klar, wer der Böse und wer der Gute ist. Fast immer war die Polizei der Gute, der Detektiv, der Probleme löst. In den heutigen Medien ist das nicht mehr so. Es gibt keine eindeutigen Helden mehr, kein klares Gut und Böse. In immer mehr Filmen soll sich der Zuschauer in die Rolle des Übeltäters hineinversetzen und mit ihm identifizieren.
Wenn man mit manchen Jugendlichen spricht, zum Beispiel mit einigen Kindern oder Enkelkindern, hört man von einem sehr beliebten Computerspiel, das eigentlich relativ harmlos ist: Need for Speed. Worum geht es? Es geht darum, möglichst viele Verkehrsregeln zu brechen, möglichst schnell zu fahren und der Polizei zu entkommen. Die Polizei sind die Bösen, und man kämpft gegen sie. Das ist noch relativ harmlos, und fast alle Jungs spielen das.
Aber man nimmt die Rolle des Gesetzesübertreters ein und ist der Held. Wer das Gesetz einhält, ist der Verlierer, der Langweiler oder der Streber. So ist es auch bei vielen Stimmungen in Kinderserien oder Serien für Erwachsene. Die Medien berichten zudem zunehmend unausgewogen und kritisch über Christen, wenn es zu Konfrontationen kommt.
Beispielsweise beim Seminar über Homosexualität in Christeville in Bremen im Jahr 2008 waren die Medien, außer den christlichen, durchgehend kritisch. Es hieß: Wie kann man nur so hinterwäldlerisch sein, diese Position zu vertreten? Oder als die Georg-Müller-Schule, eine christliche Schule in Bielefeld, ebenfalls 2008 von einigen Abgeordneten der Grünen und der SPD im Landtag von Nordrhein-Westfalen angegriffen wurde. Die Medien schossen sich sofort darauf ein.
Ich habe mit dem Schulleiter gesprochen. Er sagte, jeden Tag standen Journalisten vor der Tür. Was wollten sie wissen? Nicht, wie die christliche Pädagogik funktioniert, sondern immer nur: Wie stehen Sie zur Homosexualität? Antwort: Nicht dafür, das ist schlecht. Lernen die Schüler, dass die Welt durch Gott geschaffen ist? Antwort: Auch schlecht. Es waren immer nur zwei oder drei Punkte, bei denen man vorher schon wusste, wie die Medien dazu stehen. Diese wurden benutzt, um Christen lächerlich zu machen.
Das ist kein Wunder, denn ich habe mit einigen christlichen Journalisten gesprochen. Sie sagen, christliche oder überhaupt kirchliche Journalisten sind heute im Journalismus die große Ausnahme. Eine Umfrage zur politischen und religiösen Orientierung deutscher Journalisten zeigt, dass etwa 80 Prozent der deutschen Journalisten vollkommen säkularisiert sind. Das hat mit Kirche und Glauben nichts zu tun.
Das merkt man auch an manchen Artikeln, wenn über Themen geschrieben wird, von denen der Journalist eigentlich keine Ahnung hat. Das liegt daran, dass viele Menschen mit kirchlicher Orientierung meist nicht im Journalismus tätig sind. Wie viele Leute aus Ihrer Gemeinde kennen Sie, die Journalisten geworden sind? Wahrscheinlich kaum jemanden.
Zum Teil raten wir Jugendlichen auch ab, Journalisten zu werden, weil wir sagen: Es ist eine böse Welt, und der Umgang mit Leuten ist oft nicht moralisch. Das führt natürlich dazu, dass es kaum Christen im Journalismus gibt. Deshalb wird meistens nicht nur bösartig, sondern auch verständnislos berichtet.
Ein normaler säkularisierter Journalist versteht oft gar nicht, was Christen tun. Wenn er hört, dass Christen aufs Jenseits warten wollen, denkt er vielleicht: „Bist du ein Spinner? Wie blöd ist das denn? Kümmere dich ums Leben hier!“ Für viele sind Christen damit Träumer oder gar Sektierer. Deshalb verstehen viele Journalisten Christen nicht, und es kommt zu Verzerrungen.
Als 2009 in Marburg eine Fachplanung christlicher Therapeuten über sexuelle Orientierung stattfand, wurde über Wochen in den großen hessischen Medien rund um Frankfurt und Gießen gegen Christen gewettert. Es kamen mehrere Tausend Demonstranten, und die christlichen Seelsorger mussten von über hundert Polizisten geschützt werden, damit sie überhaupt in ihr Tagungshaus gelangen konnten.
In Marburg gab es Berichte über öffentliche Skandale: Kirchen wurden beschmiert, es wurden Kreuze mit Schafen gezeigt, um Christen zu diffamieren. Es wurde skandiert: „Hätte Maria abgetrieben, wäre uns das erspart geblieben.“ Die Medien nahmen das auf, ohne zu sagen, dass die Angreifer die Intoleranten sind, sondern stellten die Christen als die bösen Umpoler dar.
Dabei ging es längst nicht mehr um Homosexualität, sondern um sexuelle Identität. Selbst das darf in der Öffentlichkeit kaum thematisiert werden, weil die Medien klar gegen diese Position Stellung beziehen.
Denken wir auch an die Bibelschüler der Bibelschule Brake. Zwei Schülerinnen, Rita und Anita, wurden 2009 im Jemen umgebracht. Die Medien berichteten täglich, im Fernsehen, Radio und anderen Kanälen. Der Mainstream war kritisch, vor allem gegenüber den evangelikalen Fanatikern, die in den Jemen gegangen sind. Es hieß, sie hätten selbst Schuld, weil sie die Muslime provoziert hätten.
Ich war damals zuständig für den Kontakt mit den Journalisten und weiß aus erster Hand: Viele Journalisten sagten offen, egal was wir sagen, sie wüssten schon, was sie senden würden. Sie gingen in der Nachbarschaft der Bibelschule Brake herum und wollten nur negative Aussagen hören. Zum Glück gab es keine.
Ein Journalist fand unser Orientierungsheft, das wir den Schülern geben, mit Verhaltensregeln im Unterricht. Dort steht unter anderem, dass im ersten Ausbildungsjahr Freundschaften verboten sind. Das wurde sofort als sektiererisch dargestellt, als Beleg dafür, wie das Sexualverhalten der Schüler kontrolliert wird. Dass dies nur eine Regel für die Ausbildung ist, interessierte niemanden. Viele Journalisten wollten von vornherein negativ berichten.
Die Ironie der Geschichte zeigte sich, als am selben Tag in der Zeitung Die Welt ein Artikel erschien, der Christen im Jemen angriff. Darunter berichtete ein Auslandskorrespondent, dass Muslime im Jemen gegen die Attentäter und für die Christen demonstrierten.
Das ist eine bittere Ironie: Das deutsche christliche Land greift die Christen an, die umgebracht wurden, während Muslime im Jemen für diese Christen demonstrieren. Wenn Muslime wirklich unterdrückt wären, hätten sie nicht für Christen demonstriert. Sie sagten: Das ist Unrecht, diese Leute sind Gäste in unserem Land, sie haben uns geholfen, sie sind umgebracht worden, und wir stehen zu ihnen. Die deutschen Medien jedoch sind dagegen.
Wenn ein Journalist entführt und getötet worden wäre, hätte man ihn als Märtyrer für die Pressefreiheit gefeiert. Dabei hat er nur Geld verdient. Die beiden jungen Frauen aber haben den Menschen dort aus christlicher Nächstenliebe geholfen und nichts Unrechtes getan.
Alle Untersuchungsergebnisse, auch vom Bundeskriminalamt, bestätigen das. Doch die Medien nahmen eine kritische Haltung ein.
Ein weiteres Beispiel ist die Zeitschrift PM vom Januar dieses Jahres. Der Titel lautete: „Karma – Die geheimnisvolle Wissenschaft des Guten. Neue Studien bestätigen das fernöstliche Konzept des Schicksals.“ Wissenschaft bestätigt also Reinkarnation und Hinduismus. Interessant, nicht?
Ich habe mir die Zeitschrift gekauft und gelesen. Dort stand jedoch nicht, dass die Wissenschaft Reinkarnation bestätigt. Stattdessen wurde eine amerikanische Studie zitiert, die herausfand, dass Menschen, die Gutes tun, sich psychisch besser fühlen. Das ist eine positive Erkenntnis.
Warum wurde nicht berichtet: „Neue Studie aus den USA bestätigt die Wahrheit des christlichen Glaubens“? Denn der christliche Glaube sagt im Alten Testament: Gehorsam bringt Segen, Ungehorsam bringt Fluch. Wer Gott folgt, wird gesegnet.
Der Hinduismus dagegen sagt, Belohnung gibt es höchstens im nächsten Leben. Die Studie sprach aber nicht von einem nächsten Leben hier auf Erden.
Woran liegt das? Die Journalisten haben eine „Schere im Kopf“: Das Christentum wird kaum positiv dargestellt, sondern meist negativ. Andere Religionen hingegen eher positiv. Das ist ein Angriff auf den christlichen Glauben.
Viele junge Leute bekommen deshalb den Eindruck, dass am christlichen Glauben nichts dran sein kann. Immer mehr junge Menschen aus christlichem Umfeld zweifeln an der Bibel, weil sie ständig von den Medien mit solchen Botschaften konfrontiert werden.
Ein weiteres Beispiel ist die letzte Ausgabe des Spiegel, eine Sondernummer aus dem Jahr 2011 mit dem Titel „Jesus von Nazaret und die Entstehung der Weltreligion.“ Darin heißt es, dass nur sozialwissenschaftliche Forschungen das wahre Leben Jesu erahnen lassen.
Ich zitiere einen Abschnitt: „Näher als durch diese Rekonstruktionen ist man der realen Person hinter dem theologisch-literarischen Jesus nie gekommen. Das Einzige, auf das sich alle Richtungen ohne glaubwürdigen materiellen Beweis einigen können, ist die Annahme, dass Jesus aller Wahrscheinlichkeit nach gelebt hat.“
Das Sonderheft behandelt also viele Diskussionen und Theorien, obwohl man nicht sicher ist und es nicht beweisen kann. Das Resümee lautet: Jesus hat wahrscheinlich gelebt. Der Rest des Heftes beschäftigt sich mit der Sozialstruktur zur Zeit des Neuen Testaments und wie Jesus vermutlich gelebt hat.
So wird immer wieder Zweifel an der Bibel geweckt.
Große Medien nehmen religiöse Themen auf, aber sie bringen sie in allererster Linie bibelkritisch vor. Die genannten Beispiele zeigen dies ganz bewusst.
Der neue Atheismus und seine Wirkung
Vierter Punkt: Der neue Atheismus
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1989, einschließlich der DDR, dachte man zunächst, dass der Atheismus vorerst vorbei sei. Diese Annahme hat sich jedoch nicht dauerhaft bestätigt. In den folgenden fünfzehn Jahren hörte man wenig von Atheisten; der Atheismus war nicht mehr populär.
Heute ist der Atheismus jedoch umso populärer geworden. Etwa seit fünf bis sechs Jahren spricht man von den sogenannten neuen Atheisten, die grundsätzlich anders agieren. Sie arbeiten viel stärker mit Werbeaktionen. Es werden Anzeigen geschaltet, Internetseiten eingerichtet und öffentliche Podiumsdiskussionen veranstaltet. Dort wird häufig ein halbgläubiger Pfarrer eingeladen, der dann richtig vorgeführt und lächerlich gemacht wird. Die Botschaft an die Bevölkerung lautet: Seht ihr, am christlichen Glauben ist doch eigentlich nichts dran. Er ist auch gar nicht wahr.
Ich selbst habe an solchen Veranstaltungen teilgenommen. Vielleicht erinnern sich einige an die Busaktionen in ganz Europa. Besonders intensiv war das in England. In Deutschland fuhr nur ein Bus, dem einige aktive Christen einen „Gottbus“ hinterher schickten, was sehr gut war. In vielen anderen Ländern gab es jedoch keine Gegenaktionen. Dort versuchte man durch Medienaktionen den Menschen zu zeigen, dass es keinen Gott gibt.
Diese neuen Atheisten treten öffentlich auf und nehmen ihr Renommee dazu, um gegen Gott Stellung zu beziehen. Richard Dawkins ist einer von ihnen. Mit seinem Buch „Der Gotteswahn“ hat er einen dicken Wälzer von 600 Seiten verfasst, der in zigtausend Auflagen gedruckt und verkauft wird. Er wird von vielen positiv aufgenommen und ist ein Kämpfer gegen den christlichen Glauben.
Dabei geht es nicht mehr darum, wie bei den Atheisten der Vergangenheit, die sagten: „Ich mache mir mal Gedanken und glaube halt nicht an Gott.“ Heute wird aktiv dagegen gekämpft. Ich habe auf YouTube einige Videos eingestellt, in denen ich mich zum Atheismus äußere und ihn kritisiere. Seitdem bekomme ich fast täglich E-Mails, häufig von Atheisten, in denen ich heftig beschimpft werde. Es ist kaum zu glauben: Unter Christen sind wir meist lieb und nett, aber dort wird richtig geschimpft.
Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht beschimpft werde. Man nennt mich zum Beispiel einen Rückständigen aus dem Mittelalter, der eingesperrt werden müsste, oder einen Lügner, weil ich behaupte, dass es einen Gott gibt. Wirkliche Argumente sind sehr selten. Letzte Woche schrieb jemand als Kommentar unter einem meiner Videos: „Dieser Michael Kotsch ist ja nur ein Zwerg, aber Richard Dawkins ist ein Riese. Deshalb muss man sich mit seinen Argumenten gar nicht auseinandersetzen.“ Das heißt, Argumente werden oft nicht mehr betrachtet, weil Dawkins bekannt ist – also hat er Recht.
Solche Äußerungen kommen häufig vor. Manche Christen denken nun, sie hätten es immer nur mit ehrlich suchenden Menschen zu tun. Das gibt es auch, das muss man anerkennen. Aber diese neuen Atheisten sind Kämpfer für den Atheismus. Sie scheuen nicht davor zurück, den christlichen Glauben und die Bibel mit allen möglichen Mitteln ins Lächerliche zu ziehen.
Vor zwei oder drei Jahren gab es zum Beispiel einen öffentlichen Antrag, die Bibel in den Index jugendgefährdender Schriften aufzunehmen. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran. Begründet wurde das mit der vielen Gewalt und Sexualität in der Bibel, die Kindern nicht zugemutet werden dürfe. Der Antrag wurde nicht angenommen, aber es zeigt, dass man mit allen Mitteln versucht, so etwas durchzusetzen.
Es gibt heute auch sogenannte Spaßreligionen, die die Religionsfreiheit aushebeln wollen. Vielleicht haben Sie schon von den Pastafaris gehört. Sie behaupten, an ein himmlisches Spaghettimonster zu glauben und wollen als Religionsgemeinschaft anerkannt werden. Vor etwa einem halben Jahr gab es einen langen Prozess, weil jemand sich für ein Passfoto ein Nudelsieb verkehrt auf den Kopf setzte. Er wollte damit durchsetzen, dass dies sein religiöses Symbol sei und ihm zugestanden werden müsse.
In Wirklichkeit glauben diese Leute natürlich nicht daran. Sie wollen den Glauben lächerlich machen, damit der Staat irgendwann davon absieht, alle anderen religiösen Äußerungen zu erlauben. Wenn er einem den Nudelsieb verbietet, soll er auch kein Kreuz mehr erlauben. Mit dieser Aktion wird der Glaube lächerlich gemacht und gleichzeitig gesagt: Euer Glaube ist nichts anderes als unserer. Wenn ihr Religionsfreiheit habt, wollen wir sie auch haben, und wenn ihr Religionsunterricht bekommt, wollen wir das ebenfalls.
Vielleicht haben Sie auch von dem Schweizer Bergführer gehört, der in den letzten zwei Jahren zahlreiche Gipfelkreuze absägte. Er begründete das damit, dass es keine religiöse Stellungnahme in der Natur geben dürfe. Das ist eine weitere Aktion in diesem Zusammenhang.
Oder die Aktion, Kreuze aus Schulen abzuhängen. Darüber kann man diskutieren, ob man das machen sollte oder nicht. Aber dahinter steckt eine ganze Strategie. In der Schweiz gab es Klagen, dass das Glockenläuten aufhören solle. Kürzlich musste die Kirche Calvins in Genf renoviert werden. Der Stadtrat gab dafür Geld, doch es wurde Anzeige erstattet und Einspruch erhoben. Die Kläger argumentierten, sie seien auch Steuerzahler und wollten nicht, dass ihr Geld für Kirchenbauten verwendet werde. Man kann sagen, das sei ja ein Museum oder Ähnliches, aber es zeigt deutlich die Aktivitäten von Atheisten.
Diese gehen nicht mehr nur mit ihrer Meinung an die Öffentlichkeit, sondern setzen bewusst juristische Mittel, öffentliche Werbung, Druck und Klagen ein, um gegen Christen vorzugehen.
Vor zwei Wochen hielt ich eine Bibelwoche in Tittmoning, ganz im Süden Bayerns an der Grenze zu Österreich. Dort gab es in einer Grundschule eine christliche Direktorin, die mit den Kindern betete. Einige Atheisten klagten dagegen und machten einen großen Öffentlichkeitswirbel mit Zeitungen und Demonstrationen vor dem Haus der Lehrerin. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als von ihrem Amt zurückzutreten. Sie wurde dann an einer anderen Schule angestellt, doch der Druck wurde bewusst aufgebaut. Es soll nicht mehr akzeptiert werden, dass Kinder etwas vom Glauben hören – und zwar nicht aus Gründen der Religionsfreiheit, sondern um den Glauben bewusst zu verdrängen.
Auch hier zeigt sich ein gewisser Angriff auf den Glauben. Es gibt verschiedene Vereinigungen wie zum Beispiel die Giordano-Bruno-Stiftung, die Deutsche Humanistische Union und andere, die diese Ideen vertreten.
Islamische Bibelkritik und Herausforderungen
Fünfter Punkt
Der Islam beziehungsweise Muslime betreiben Bibelkritik, weil sie wichtige Aussagen des Wortes Gottes als Lüge bezeichnen. Wer sich im Internet informiert, zum Beispiel unter dem Stichwort „wahre Religion“, findet oft Internetseiten, auf denen live – also per Videostream – gezeigt wird, wie Menschen sich zum Islam bekehren. Dabei werden falsche Argumente, ja Lügen benutzt.
Auf solchen Seiten sind häufig Imame präsent, mit denen man sich über das Internet per Webcam verbinden und sprechen kann. Mit Lügen behaupten sie, die Bibel sei falsch, der Koran dagegen wahr. Direkt im Internet kann man sich dann auch zum Islam bekehren lassen.
Wenn man heute Bücher nachschaut – ich habe mir selbst mehrere Bücher besorgt, zahlreiche Werke über den Vergleich von Koran und Bibel –, dann merkt man, dass diese Bücher in deutscher Sprache weit verbreitet sind. Sie werden häufig vom Staat Saudi-Arabien oder Kuwait gesponsert und gedruckt. Viele davon sind bei Amazon oder eBay erhältlich, also nicht nur in kleinen privaten Kreisen.
Gerade gestern habe ich wieder ein solches Buch bestellt, weil ich mich damit auseinandersetzen und auch Entgegnungen veröffentlichen möchte. Das ist natürlich heikel, denn wer öffentlich dagegen argumentiert, wird oft angegriffen, weil man das ja angeblich nicht darf.
Das Absurde ist, dass viele dieser muslimischen Autoren Zitate aus den Büchern deutscher bibelkritischer Professoren verwenden. Sie sagen dann: „Eure eigenen Leute sagen doch, dass die Bibel nicht stimmt und falsch ist. Wie könnt ihr ihnen dann noch glauben?“ Das ist erschreckend. Wenn man solche „Freunde“ hat, braucht man keine Feinde.
Das bedeutet: Wenn Leute, die als Führer oder Leiter der christlichen Welt auftreten, von vornherein solche Grundlagen des Glaubens grundsätzlich in Frage stellen, ist das problematisch. Vielleicht haben Sie das mitbekommen: Vor etwa zwei Jahren hat ein damaliger Präses der Rheinischen Kirche öffentlich gefordert, es sei für Christen nicht notwendig, an den Opfertod Jesu zu glauben. Das wurde im Fernsehen, ich glaube beim WDR, ausgestrahlt.
Man muss sich fragen: Was bleibt dann vom christlichen Glauben übrig? Der stellvertretende Tod Jesu für unsere Schuld ist doch der Kern des christlichen Glaubens. Wenn führende Vertreter das in Zweifel ziehen, wird das natürlich von Muslimen gerne zitiert. Dann heißt es: „Seht ihr, eure eigenen Leute sagen das.“
Vielleicht kennen einige Pierre Vogel, einen bekannten Islam-Prediger aus Köln, der zahlreiche YouTube-Videos veröffentlicht. Er macht das gerne so: Er holt Christen nach vorn und macht sie vor der Kamera lächerlich. Sein Ziel ist es, Christen niederzumachen.
Er nimmt zum Beispiel einen Pfarrer an der Haustür, der von nichts weiß, stellt ihm einige Fragen, die genau vorher überlegt sind, und filmt das Ganze so, dass der Pfarrer möglichst schlecht dasteht. Zum Beispiel läuft ein Video so ab: Ein Christ wird aufs Podium geholt, alles wird gefilmt. Dann wird gefragt: „Glaubst du, dass Jesus Gott ist?“ – „Ja, glaube ich.“ „Ist Gott allwissend?“ – „Ja.“ „Weiß Jesus, wann er wiederkommt?“ – „Nein.“ Dann bricht das Video ab.
Dem Christen wird natürlich keine Gelegenheit gegeben, das zu erklären. Am Ende steht da: „Seht ihr, so blöd sind die Christen. Sie glauben, Jesus ist Gott, aber sie widersprechen sich selbst.“ Das geht nicht zusammen.
Hier findet ein immenser Angriff auf den christlichen Glauben durch islamische Werbung statt. Man nennt das Dawar. Das ist eine Missionsstrategie. In vielen Moscheen gibt es inzwischen Missionsschulungen, in denen gelehrt wird, wie man überzeugte Christen widerlegt und ihnen zeigt, dass die Bibel falsch ist.
Das ist ein Angriff auf die Bibeltreue und die Wahrheit der Bibel. Es fordert uns heraus. Ich möchte bei all dem nicht nur stehen bleiben und sagen, die anderen sind böse. Wir sind herausgefordert, neu für die Bibel einzustehen – auch gegenüber diesen Gruppen.
Wir haben gute Argumente für die Wahrheit der Bibel. Wir müssen sie nur erkennen und weitergeben, zum Beispiel an Muslime und junge Menschen, die im Internet solche Videos sehen oder entsprechende Medien lesen.
Was ich manchmal sehe, ist mir peinlich. Es gibt dann in den Medien schlimme Artikel, und manche Christen, die es nicht besser wissen, reagieren darauf mit unflätigen Ausdrücken in den Kommentaren. Sie beschimpfen die Journalisten oder sagen ihnen, sie würden noch in die Hölle kommen.
Sie merken nicht, dass sie damit dem Glauben noch mehr schaden. Denn dadurch wird kein Journalist überzeugt. Er wird nur bestätigt: „Seht ihr, genau so fanatisch sind die Christen.“
Nein, mit Jesu Liebe müssen die Menschen überzeugt werden. Man soll ihnen mit Liebe und Wahrhaftigkeit begegnen. Dabei muss man klare Argumente in der Sache bringen, aber nicht polemisch oder unsachlich werden.
Das dient nicht der Sache Jesu, sondern schadet ihr. Wenn Atheisten mich beschimpfen, beschimpfe ich sie nie zurück, weder in Mails noch in Briefen. Müssen wir das? Nein, wir sollen den Menschen in Liebe begegnen und dennoch die Wahrheit sagen.
Das heißt nicht, dass wir einknicken und sagen: „Na ja, vielleicht hast du doch Recht.“ Nein, wir müssen diese Dinge deutlich benennen. Aber nicht, um Menschen fertigzumachen, denn unser Ziel ist es, sie zu gewinnen.
Was ist gewonnen, wenn wir einen Muslim richtig fertiggemacht haben? Das ist nicht unser Ziel. Unser Ziel ist, dass er erkennt, dass die Bibel die Wahrheit ist und dass der Weg zu Gott über Jesus Christus führt.
Der Islam ist für uns eine ziemliche Herausforderung.
Esoterik und die Verfälschung biblischer Inhalte
Sechster Punkt: Wie sehr die Bibelkritik heute durch die Esoterik stark vorangetrieben wird
Esoterik betreibt Bibelkritik, indem sie sich biblischer Sprache und Inhalte bedient, diese jedoch verfälscht. Heute ist es nicht so, dass Esoteriker nicht von Jesus oder Gott sprechen. Im Gegenteil, sie sprechen meist viel zu viel über Gott und Jesus.
Ein Beispiel dafür ist die größte deutsche Buchhandelskette Thalia. Wenn man dort in einer Filiale das Thema Religion betrachtet – ich habe das kürzlich selbst getan – findet man kaum evangelikale Bücher. In der Filiale, in der ich war, in Essen, gab es kein einziges evangelikales Buch. Das einzige, was annähernd evangelikal war, war die Volksbibel. Ansonsten gab es keine evangelikalen Werke, dafür aber viele Regale voller esoterischer Literatur. Dort ging es ebenfalls um Jesus und Gott, aber nicht um den Gott der Bibel, sondern um einen neuen, esoterischen Gott.
Ein Beispiel ist der Bestsellerautor Neale Donald Walsch, der von großen Verlagen verlegt wird und millionenfach verkauft wurde, auch in Deutschland. In seinem Buch „Gespräche mit Gott“ beschreibt er, wie er mit Gott und Jesus gesprochen hat und dies aufgeschrieben hat. Viele Menschen lesen das, nehmen es auf und entwickeln ein vollkommen anderes Gottesbild.
Ein weiteres Beispiel ist das Buch „Die Hütte“, das in christlichen Kreisen weit verbreitet ist. Manche Christen merken nicht einmal, dass dieses Buch in einem Esoterik-Verlag, nämlich dem Allegria Verlag, erschienen ist. Sie wissen oft nicht, dass der Autor auf seiner Internetseite sagt, alle Religionen und alle Götter der verschiedenen Religionen seien gleich. Das steht auch im Buch. In „Die Hütte“ wird Jesus zum Beispiel interviewt. Auf die Frage, ob er die Menschen zu Christen machen wolle, antwortet er: „Nein, ich habe meine Kinder überall – bei den Buddhisten, bei den Muslimen, bei den Christen.“ Christen lesen das und sagen oft, das Buch sei so schön und habe ihnen ein ganz neues Gottesbild gegeben. Doch wenn man genauer nachfragt, haben sie tatsächlich ein neues Gottesbild – aber eben kein biblisches mehr.
Woran liegt das? Dieser Roman berührt die Herzen, denn es geht darum, dass ein Mann, dessen Tochter entführt und getötet wurde, von Gott in eine Berghütte eingeladen wird. Dort begegnet er Gott. Das Gottesbild, das dort dargestellt wird, ist jedoch merkwürdig, und die Art der Vergebung, die ausgesprochen wird, ist zwar biblisch im Begriff, aber in der Umsetzung vollkommen unbiblisch. Auch die Darstellung von Gott und Gemeinde ist unbiblisch. Christen lesen das Buch und erhalten dadurch ein esoterisches Gottesbild, das sie von der Bibel entfernt.
Viele dieser Christen sagen mir, sie könnten mit dem Gott des Alten Testaments nichts anfangen, weil er brutal und grausam sei. Woher kommt das? Das liegt daran, dass sie ein weichgespültes Gottesbild aus der Esoterik übernommen haben. Dabei müssen wir auch sagen, dass der Gott des Neuen Testaments nicht harmlos ist. In der Offenbarung steht zum Beispiel, dass Gott die Menschen richten wird und viele verurteilt in die Hölle gehen. Auch das gehört zum Neuen Testament. Wenn man das alles herausfiltert, hat man nicht mehr den Gott der Bibel, sondern einen selbstgeschaffenen, esoterischen Gott.
Das ist nur ein Beispiel. Ich könnte zahlreiche weitere nennen, wie in der Esoterik diese Überzeugungen verbreitet werden und Christen sie zum Teil übernehmen. Ein weiteres Beispiel ist Yoga. In der Nähe von meinem Wohnort, etwa zwei Kilometer entfernt, befindet sich das größte deutsche Yoga-Zentrum, Yoga Vidya, mit 80 Niederlassungen in ganz Deutschland. Ich habe mir über drei Jahre hinweg deren Veranstaltungskataloge besorgt. Sie sind sehr umfangreich, mit Hunderten von Veranstaltungen.
Der Leiter dieses Zentrums besucht regelmäßig die Kirche in Bad Meinberg und glaubt sogar an Jesus. Doch er hat einen Vortrag zu Weihnachten gehalten mit dem Titel „Jesus war ein Yogi“. Das bedeutet, Jesus habe Yoga praktiziert. Wer an Jesus glauben wolle, solle Yoga machen. Dort stehen auch viele andere Götterfiguren, was kein Problem sei, weil Jesus ja dazugehöre. Es werden Mantras gesungen, das sind hinduistische Sanskrit-Götternamen, die ausgesprochen werden, um sich mit dem All, dem kosmischen Ganzen, dem Brahman, zu vereinen.
Es gibt ebenfalls Reinkarnationsseminare, in denen man erfährt, wie man frühere Leben gehabt haben soll. Diese Seminare sind sehr gut besucht, auch von vielen Christen. Stück für Stück wachsen sie so hinein und erhalten ein esoterisches Bild von Gott und Jesus. Das ist eine Gefahr, mit der wir uns auseinandersetzen müssen.
Die wenigsten Christen lesen heute die Bücher von bibelkritischen Autoren an der Universität. Diese sind so kompliziert geschrieben, dass sie kaum jemand liest, und wer sie liest, versteht sie oft nicht. Die Gefahr besteht also auch, aber ich glaube, sie ist von anderer Seite wesentlich stärker.
Nun möchte ich noch kurz auf die Postmoderne eingehen. Die Postmoderne ist bibelkritisch, weil sie Wahrheit generell relativiert und individualisiert. Der postmoderne Mensch hat nur noch verschiedene Wahrheitsansprüche. Als Christ darf man nicht mehr sagen, dass die Bibel wahr ist, dass Gott wahr ist oder dass der Glaube wahr ist.
Das zeigt sich stark in unserer Umgebung, aber auch immer mehr in christlichen Kreisen. Dort ringt man nicht mehr um Wahrheit, auch nicht im ethischen Bereich. Heute gibt es kaum noch eine eindeutige ethische Stellungnahme der evangelischen Kirche oder irgendeiner Freikirche. Sie können das gerne nachprüfen: Die Stellungnahmen der EKD zu Abtreibung, Scheidung, Homosexualität oder Korruption sind so formuliert, dass am Ende jeder das findet, was er ohnehin schon vorher meinte. Das ist ein typischer Ausdruck der Postmoderne.
In der Postmoderne gibt es keine Wahrheit mehr, sondern nur noch Wahrheitsansprüche. In der Pädagogik nennt man das Konstruktivismus, der die Grundlage der heutigen Pädagogik bildet. Wenn man heute Pädagogik studiert, ist Konstruktivismus die Basis. Dort wird gesagt, die Wahrheit steckt in jedem Menschen, und jeder hat seine eigene Wahrheit. Der Lehrer soll nicht mehr sagen, was die Wahrheit ist, sondern das Kind dabei unterstützen, aus sich selbst heraus die Wahrheit zu entwickeln.
Das ist postmodern, aber vollkommen gegen die Bibel. Denn wenn das so ist, muss ich mich nicht mehr von Gott beurteilen oder korrigieren lassen. Stattdessen stelle ich mich über die Bibel und bestimme selbst, was stimmt und was nicht, und wie man es richtig interpretieren muss.
Dann gibt es noch den Materialismus, auf den ich hier nicht näher eingehen werde. Aber es ist sicher klar, dass neben dem Säkularismus auch der Materialismus in unserer Umgebung blüht. Gerade weil wir in einem reichen Land leben, besteht die Gefahr. Jesus sagt ja: Man kann nicht Gott und dem Mammon dienen.
Das ist besonders stark in Deutschland, wo wir es uns leisten können, dem Mammon zu dienen, also unser Leben darauf auszurichten, möglichst viel zu besitzen und zu verdienen. Dadurch wird der Wert des Menschen bestimmt. Das ist ebenfalls eine Form von Bibelkritik, denn es widerspricht klaren Aussagen der Bibel, die sagen, dass Frömmigkeit, Glaube und Geduld gefördert werden müssen – und nicht in erster Linie Erfolg, Reichtum und Besitz. Besitz ist natürlich nicht generell schlecht, aber im Materialismus baut man direkt darauf.
Verschwörungstheorien und ihr Einfluss
Eine weitere Sache, die ich hier nur kurz ansprechen möchte, sind die Verschwörungstheorien. Ich erlebe leider immer häufiger, dass Christen in verschiedenen Kreisen offen sind – nicht nur für die biblische Wahrheit, sondern auch für allerlei abstruse Verschwörungstheorien.
Ich habe kürzlich sogar eine weltliche Statistik gelesen, die zeigt, dass der Anteil der Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, unter Christen größer ist als in der Gesamtbevölkerung. Das ist sehr erschreckend, nicht wahr? Wahrscheinlich liegt das daran, dass Christen zwar gerne der Bibel glauben, aber nicht erkennen, dass man deshalb nicht jedem anderen Glauben schenken sollte.
Im Internet werde ich ständig damit konfrontiert, auch von vielen Jugendlichen, mit denen ich zu tun habe. Sie sehen sich verschiedene Verschwörungstheorien an und glauben diese oft, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Ein Beispiel, das von Zehntausenden, ja Hunderttausenden Jugendlichen in den letzten Jahren angeklickt wurde, ist der Film „Zeitgeist“. Wenn man bei YouTube „Zeitgeist Religion“ eingibt, findet man mehrere Teile, in denen behauptet wird, die Bibel sei nicht wahr.
Das ist das, was bei Jugendlichen ankommt. Sie lesen nicht die Bücher, sondern schauen sich diese Filme an. Dort wird zum Beispiel gesagt, Jesus sei nur eine Kopie von Horus, der ebenfalls von einer Jungfrau geboren worden sei, zwölf Jünger gehabt habe, gestorben und nach drei Tagen auferstanden sei. So wird alles behauptet.
Jugendliche hören das und denken: Wenn das stimmt, kann ich der Bibel ja nicht mehr glauben. Einige Jugendliche aus Jugendkreisen, auch aus frommen Kreisen, sind zu mir gekommen und haben gefragt: „Michel, was machen wir jetzt damit?“
Deshalb schreibe ich gerade einen Artikel darüber. Bei meinen Nachforschungen bin ich darauf gestoßen, dass viele dieser Behauptungen schlichtweg falsch sind. Zum Beispiel die Sache mit den zwölf Jüngern: Es gibt keine einzige Quelle, die von zwölf Jüngern spricht. Aber wer von den Jugendlichen überprüft das? Wer besitzt Bücher über Archäologie oder Ägyptologie? Die meisten haben das nicht.
Dann sieht man so einen Film, der das sehr überzeugend darstellt, dazu noch einige Bilder von Horus im Hintergrund – das wirkt noch überzeugender – und man denkt, das muss ja stimmen. Doch bei vielen dieser Behauptungen stimmt gar nichts.
Christen glauben aber oft gerne an Verschwörungstheorien, manchmal sogar an fromme Verschwörungstheorien. Vor ein paar Jahren kursierte zum Beispiel die Geschichte über Procter & Gamble, eine große amerikanische Firma. Im Internet wurde unter Christen immer wieder behauptet, der Vorstandsvorsitzende sei Satanist. Er soll in einer Fernsehsendung in den USA gesagt haben, dass der Gewinn von Procter & Gamble an Satanisten fließe.
Das führte zu Warnungen und einem christlichen Boykott – keine Pampers mehr, weil sie von Procter & Gamble sind. Ich bin dem nachgegangen. Es ist oft sehr aufwendig, solche Behauptungen zu überprüfen, aber ich habe es getan. Erstaunlich ist, dass nie klare Quellen genannt wurden. Es wurde genau eine Sendung und ein Fernsehsender genannt, wann der Mann aufgetreten sein soll.
Ich habe den Fernsehsender in den USA kontaktiert. Ergebnis: Er ist nie in dieser Sendung aufgetreten. Der Vorstandsvorsitzende von Procter & Gamble hat sogar Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Am Ende stellte sich heraus, dass ein wirtschaftlicher Konkurrent diese Gerüchte verbreitet hatte. Warum? Weil die Leute keine Pampers mehr kauften, sondern Produkte der Konkurrenz. Das hat Millionen Schaden verursacht.
Doch Christen waren gutgläubig, haben es geglaubt und es weiterverbreitet. Sie warnten: „Siehst du, du musst aufpassen vor den Satanisten.“ Und es stimmte kein einziges Wort davon.
Vor kurzem erhielt ich eine E-Mail, in der um Spenden für ein Kind gebeten wurde, das angeblich halb verstümmelt sei. Wenn man auf bestimmten Internetseiten nachschaut, stellt man fest, dass dieses Kind seit Jahren unter verschiedenen Namen in Massen-E-Mails auftaucht. Alles frei erfunden, aber es wird mit Gefühlen gearbeitet.
Deshalb sollten Christen nicht alles glauben. Glaubt der Bibel hundertprozentig, aber nicht allem anderen. Sonst macht ihr Gott lächerlich. Wenn jemand mit derselben Vehemenz gegen Procter & Gamble vorgeht, wie er für die Wahrheit der Bibel einsteht, und wenn die Leute später merken, dass das eine falsch war, dann denken sie auch, dass das andere falsch sein könnte.
Seid also vorsichtig. Heute kursieren so viele Gerüchte und Halbwahrheiten, die oft gut klingen und unseren Vorurteilen entsprechen. Aber viele dieser Dinge, die unter der Hand verbreitet werden, sind nicht glaubwürdig.
Was mich in den letzten Jahren besonders erschreckt, ist, dass immer mehr antisemitische Verschwörungstheorien unter Christen kursieren. Immer wieder bekomme ich Nachrichten: „Michael, weißt du nicht von der jüdischen Weltverschwörung?“ Dann werden mir die „Protokolle der Weisen von Zion“ zugeschickt.
Diese übelste Verschwörungstheorie war eine der Grundlagen der Nationalsozialisten für die Judenverfolgung. Heute wird sie im arabischen Raum genutzt, um Selbstmordanschläge auf Juden in Israel zu motivieren. Und Christen unterstützen das, spielen damit Rechtsradikalen in die Hände. Dabei ist heute ziemlich sicher, dass das, was in den „Protokollen“ steht, nicht stimmt.
Wer will, kann ausführliche sprachliche und historische Untersuchungen darüber lesen. Selbst wenn du davon überzeugt bist, solltest du immer bedenken, was du durch deine Stellungnahme verbreitest und auslöst.
Solche Aussagen schüren Hass auf Juden und sind mitverantwortlich für Anschläge wie zuletzt in Frankreich. Selbst wenn es eine jüdische Weltverschwörung gäbe – was nicht der Fall ist – was erreichst du damit, wenn du darauf aufmerksam machst? Wird sie dadurch beendet?
Wenn es eine solche Verschwörung gäbe, würden die Verantwortlichen sich nicht darum kümmern, dass du als Einzelner dagegen sprichst. Sie würden weiterregieren. Das Einzige, was du bewirkst, ist, dass du den Pöbel auf der Straße aufhetzt, der dann Übergriffe auf Juden verübt. Das wäre die einzige Folge – wenn es wahr wäre.
Viele dieser Behauptungen stimmen aber im Kern nicht. Das ist auch ein Angriff auf die Bibel, weil manche dieser „Wahrheiten“ genauso vehement vertreten werden wie biblische Wahrheiten – und oft sogar gegen biblische Wahrheiten gerichtet sind.
Das ist, glaube ich, ein großes Problem.
Theologische Bibelkritik und hermeneutische Ansätze
Den letzten Punkt, den ich erwähnen möchte: Wir haben heute auch Bibelkritik im theologischen Bereich, allerdings auf einer ganz anderen Ebene. Das ist heute eher im Bereich der Hermeneutik, und zwar der Sozialgeschichte. Das ist der große Trend heutzutage. Es gibt zum Beispiel Gerhard Theissen, der das Hauptbuch dazu geschrieben hat. In Deutschland werden alle Theologiestudenten es heute lesen, und zwar die sozialgeschichtliche Auslegung. Das klingt sehr gut, aber es ist Bibelkritik.
Überprüfen Sie mal in Ihrer Gemeinde: Dort, wo eine biblische Aussage nicht passt, kommt schnell die Sozialgeschichte ins Spiel. Dann heißt es, das beziehe sich ja nur auf eine Situation in der damaligen Zeit und gelte deshalb heute nicht mehr. In vielen Fällen stimmt das sogar. Zum Beispiel wird derzeit viel über Homosexualität diskutiert. Da wird gesagt: „Das ist ja nur die damalige Zeit. Paulus wusste damals nicht von der heutigen freien Liebe in homosexuellen Partnerschaften, wo man sich treu ist. Weil er das nicht wusste, hat er das damals abgelehnt.“
Ich weiß nicht, wie Sie dazu stehen, und ich möchte mich auch nicht zu sehr in die Nesseln setzen. Aber zum Beispiel auch bei der Diskussion um Frauenordination wird häufig gesagt: Paulus sagt zwar, das soll man nicht tun, aber das sei nur zeitgemäß gewesen. Das habe nur für Korinth gegolten, weil dort das und das stattgefunden hat.
Das können Sie immer wieder beobachten: Bei allen Punkten, die man problematisch findet oder aussortieren will, sagt man nicht, die Bibel sei falsch, sondern man sagt: „Das bezieht sich nur auf die damalige Zeit, hat heute nichts mehr zu sagen, ist zeitgeschichtlich.“ Manche, die mir das sagen, versuche ich ein wenig herauszufordern, um ihnen zu zeigen, wie falsch dieses Argument ist.
Denn alles, was in der Bibel steht, ist zeitbezogen, ja, weil die Menschen ja in der Zeit lebten – wie sollte es anders sein? Nur heißt das nicht, dass es deshalb heute nicht mehr gültig ist. Nehmen wir mal ein Beispiel: Wenn Leute sagen, heute sei die Situation anders, das Volk anders usw., dann frage ich: Wer von Ihnen feiert das Passa? Wahrscheinlich niemand. Warum nehmen Sie dann noch das Abendmahl? Denn das Passa ist eindeutig das Vorbild für das Abendmahl.
Lesen wir doch in allen Einsetzungsworten: Jesus hatte das Passamahl gefeiert. Dann nimmt er einen der Passakelche und das Brot, das zum Passamahl gehörte. Und dann müssten wir doch sagen: Wenn wir heute kein Passa mehr feiern, feiern wir auch kein Abendmahl mehr, weil es ja nur zeitbezogen ist.
Es ist so: Das Abendmahl ist zeitbezogen, Jesus knüpft ganz deutlich an das Passa an. Er nimmt Bezug darauf, so wie das Blut des Lammes damals an die Türpfosten in Ägypten gestrichen wurde, damit die Erstgeburten verschont bleiben. So erinnern wir uns daran, dass Jesus für uns getötet wurde, damit wir nicht sterben müssen. Das ist die Symbolik dahinter.
Man könnte sagen: Wir sind keine Juden, wir feiern kein Passa, also lassen wir es fallen, weil es zeitbezogen ist. Aber hier liegt der Fehler. Der Fehler ist, wenn ich sage: „Es ist zeitbezogen“, heißt das nicht, dass es deshalb nicht mehr gültig ist. Natürlich sind alle Aussagen – und zwar ausnahmslos alle – der Bibel in einen kulturellen Kontext hineingesprochen. Das festzustellen braucht keinen großen Theologen. Aber das heißt nicht, dass sie nur auf diese Zeit bezogen sind.
Zumal Paulus gerade bei der Frage der Frauenordination sogar noch darauf Bezug nimmt. Er sagt ja gerade nicht, dass es an der Kultur liegt, sondern er sagt: „Das lehrt euch die Natur, das ist in der Schöpfung mit drin, ist für die unsichtbare Welt.“ Was hat das alles mit Kultur zu tun?
Ich will jetzt keine neue Diskussion auslösen, sondern nur sagen: Das ist ein beliebtes Argument heute, das ich für sehr bibelkritisch halte. Was einen ärgert oder nicht mehr dem Zeitgeschmack entspricht, wird als kulturabhängig erklärt. Und dann sagt man: Deshalb gilt es heute nicht mehr. So werden wir alles, wo die Bibel uns herausfordert und wo sie im Gegensatz zum momentanen Zeitgeschmack steht, aussortieren. Am Ende bleibt nur das übrig, was wir sowieso gerne hören wollen.
Das ist auch eine Art von Bibelkritik – eine fromme Bibelkritik. Diese kann man richtig fromm vertreten und sagen: „Ja, ich nehme die Bibel ernst.“ Und nehme sie dann doch nicht ernst. Wenn da zum Beispiel deutlich steht, dass es um Beschneidung geht, ist die Sache klar. Im fünften Buch Mose steht: Beschneidung ist für das Volk Israel. Wir gehören nicht zum Volk Israel, also brauchen wir das nicht zu tun.
Aber bei manchen anderen Sachen, wie beim Abendmahl oder anderen Fragen, ist das eben nicht so. Da steht, es sei eine generelle Ordnung, wie Gott will, dass wir leben und handeln. Auch hier gibt es eine Art fromme Bibelkritik.
Ich habe jetzt ein paar Punkte genannt und hoffe, sie helfen Ihnen dabei, nicht ängstlich zu werden, sondern realistisch zu sein. Wir leben in einer Welt, in der Bibelkritik stattfindet – von Seiten der Politik, der Medien, des Islam, der Esoterik, der Postmoderne, des Materialismus, des Säkularismus und auch von theologischen Ansätzen.
Wichtig ist jetzt für uns, dass wir das erkennen und zur Wahrheit der Bibel stehen – nicht nur im Wort, sondern auch in der Tat. Das habe ich am Anfang vorgelesen: Allein im Kopf genügt nicht, sondern wir müssen auch so leben, wie Gott es will. Wir sollen uns festhalten an dem, was im Psalm 119, Vers 160 steht: „Dein Wort, Gott, ist nichts anderes als Wahrheit; alle Ordnung deiner Gerechtigkeit wird ewiglich bestehen.“
Es ist genau dasselbe, was Jesus in der Bergpredigt sagt: Das Wort Gottes besteht ewiglich. Und wie Jesus sagt: Es ist nicht nur irgendein historisches Wort, sondern ein Wort, das in unser Leben, in unsere Gegenwart hinein spricht und an dem wir uns ausrichten sollen.
Ich glaube, dass es für viele Angriffe auf die Bibel eine gute Antwort gibt. Aber sie fordert uns heraus. Wir müssen uns auseinandersetzen, uns in die Bibel hineinknien und Antworten formulieren – wie ich es an Beispielen genannt habe, etwa zum Zeitgeist oder zu Pierre Vogel. Wir müssen Antworten geben. Wir haben gute Antworten, wenn wir uns Mühe geben. Und natürlich müssen wir darauf vertrauen – das müssen wir sowieso –, dass Gott sein Wort schützt und verteidigt. Aber er will uns dafür gebrauchen.
Wir dürfen uns nicht auf die faule Haut legen. Letztendlich ist es Gottes Sache, der für sein Wort einsteht, durch unser Leben verändern will und das Leben anderer Menschen. Und das tut er.
Hier ein Beispiel: In Tittmoning habe ich einen Mann kennengelernt, einen promovierten Physiker, der sein Leben lang Atheist war. Er kämpfte für die Evolutionstheorie – bis vor drei Jahren. Er hatte einen Burnout; plötzlich brach sein Leben zusammen. Seine Tochter ging dann in eine christliche Freizeit in der Gemeinde, die ich besucht hatte. Sie bekehrte sich, kehrte zurück in die Familie, betete für die Familie. Der Vater bekehrte sich, und heute hält er Predigten für Gott.
Das macht Gott. Und wodurch? Durch seine Tochter und durchs Bibellesen. Gottes Wort verändert auch heute das Denken und Leben von Menschen. Manchmal haben wir Christen uns vielleicht daran gewöhnt, weil wir das Wort Gottes schon so gut kennen und das Besondere darin nicht mehr wahrnehmen. Aber die Welt, in der wir leben, braucht das Wort Gottes. Sie greift es an, weil es ein Ärgernis ist. Weil es etwas sagt, was Menschen nicht hören wollen. Weil es Menschen in Frage stellt.
Hier liegt unsere Herausforderung: Das Wort Gottes so gut wie möglich, so sachlich wie möglich, so liebevoll wie möglich, aber auch so klar wie möglich weiterzugeben. Bevor wir das tun können, müssen wir uns selbst erst darüber im Klaren sein. Das braucht Nachdenken, Bibellesen, Beten, Austausch miteinander und ab und zu auch mal ein Buch, das sich mit Fragen auseinandersetzt, bei denen die Bibel angegriffen wird.
Es gäbe noch vieles mehr zu sagen. Ich habe darauf hingewiesen, dass es heute Abend stärker darum gehen soll, Sie zu motivieren, die Bibel zu lesen. Es geht darum, sie nicht nur im Schrank stehen zu haben, sondern sie zu lesen, täglich damit umzugehen. Dazu will ich heute Abend motivieren und direkt weitermachen.
An dieser Stelle möchte ich Schluss machen, denn sonst werden mir vielleicht einige böse sein und heute Abend erst gar nicht kommen, weil sie sagen: „Viel zu lang, ich habe doch noch eine Kaffeerunde geplant.“ Ich hoffe das nicht.
Ich hoffe, Sie haben einige Gedanken mitgenommen – nicht zum Angstmachen, sondern um zu sehen: Das ist die Welt, in der wir leben. Machen Sie sich keine Illusionen. Aber denken Sie daran: Jesus ist stärker. Himmel und Erde werden vergehen, aber seine Worte werden nicht vergehen. Daran müssen wir festhalten.
Wir müssen die Antwort finden. Wenn wir sie nicht finden und weitergeben, werden wir manche verlieren – manche Suchende, manche Jugendliche, die von dieser neuen Bibelkritik und vom Vertrauen in die Bibel weggezogen werden.
Herr Jesus, wir danken dir für die Gnade, an dein Wort und deine Offenbarung zu glauben. Dass wir nicht überheblich oder besserwisserisch sind, sondern den Menschen mit Liebe begegnen können. Aber auch, dass wir nicht naiv sind und den diabolischen Plan der Zerstörung des Glaubens und der Wiedergöttlichkeit sehen dürfen – so, wie dein Wort es uns für die Zeit und speziell für die letzte Zeit sagt.
Wir danken dir für diesen Nachmittag, danken dir, dass du dennoch der Sieger bist in unserem Leben und in der ganzen Welt. Und dass zu deiner Zeit die Wahrheit offenbar werden wird, dass du kommen wirst und alle dich sehen.
Gepriesen seist du. Amen.