Herr Präsident, liebe Väter,
für dein Wort, das du uns gibst und das uns Orientierung schenkt, danken wir dir.
Du willst uns damit leiten, lenken und führen. Es hilft uns, wenn wir aufmerksam sind und den Text verstehen. So können wir lernen, was du uns sagen möchtest.
Amen.
Reflexion über die Gewalt und ihre Folgen
Ich möchte mich hier korrigieren: Das Wort „Massenvergewaltigung“ ist vielleicht etwas zu stark. Auf dieser Folie habe ich den letzten Satz etwas angepasst. Es war eher so etwas Ähnliches wie eine gewaltsame Verheiratung, ob die Frauen wollten oder nicht.
Natürlich haben diese Männer die Frauen geheiratet, nicht nur einfach vergewaltigt. Wir wissen allerdings nicht genau, wie das im Einzelnen abgelaufen ist, denn das wird uns nicht gesagt. Aber es ist klar, dass die Frauen einfach gepackt und geraubt wurden. Dann hieß es: „Du bist jetzt meine Frau, und das war’s.“ Ohne Hochzeitsgabe und ohne die Eltern zu fragen. Denn das hätten sie ja nicht dürfen – die Eltern hätten das verweigern müssen. Hier sehen wir also eine klare, böse Art und Weise, wie man sich einfach ein Mädchen raubt.
Wenn wir das zweite Nachwort betrachten, möchte ich daran erinnern, dass es Parallelen zum ersten Vorwort gibt. Im ersten Vorwort, ganz am Anfang des Richterbuches, war dieser Adoni-Bezek, dem die Daumen und die Zehen abgeschlagen wurden. Er sagte: „So wie ich es anderen getan habe, so wurde mir vergolten.“ Das war die gerechte Vergeltung. Das Gerichtsprinzip lautete: Du bekommst zurück, was du anderen angetan hast. Die Züchtigung entspricht also der bösen Tat.
Aber hier, in Kapitel 19 und 20, erleben wir etwas anderes. Die böse Tat war die Schändung und Ermordung der Frau des Leviten. Doch die Vergeltung ist um vieles, vieles größer. Die Züchtigung Benjamins kann man nicht als gutes Beispiel einer göttlichen Züchtigung oder gerechter Vergeltung ansehen, wenn der ganze Stamm fast ausgelöscht und ihre Städte verbrannt werden – und das wegen einer Vergewaltigung und Ermordung, weil sie die Täter geschützt haben.
Sie hätten anders vorgehen können. Dass Benjamin gezüchtigt wird, steht außer Frage. Es soll eine Züchtigung geben, aber nicht so, dass fast niemand mehr übrig bleibt. Das ist hier der große Unterschied.
So wie die Menschen am Anfang des Richterbuches vor dem Herrn geweint haben, so weinen sie hier auch vor dem Herrn, etwa in Bethel. Wie im ersten Kapitel gezeigt wird: Als Othniel zu seiner Frau kam, war das ein heldenhaftes, schönes Beispiel. Er setzte sich ein, um seine Frau zu bekommen – die Tochter des Kaleb. Er schlug eine Stadt, um sie zu gewinnen.
Das ist ganz anders als die Art und Weise, wie die Benjaminiter zu ihren Frauen kamen. Das ist alles andere als heldenhaft und vorbildhaft. Es verstößt gegen jegliches Prinzip, denn sie umgehen einen Eid mit einem bösen Trick.
Hier zeigt sich ein großer Unterschied zwischen dem Anfang und dem Ende des Richterbuches.
Bericht über die Flucht der Nebenfrau und die Gastfreundschaft
Möchte jemand jetzt lesen? Wir sollten doch den Text lesen, die Verse 1 bis 10, Kapitel 19.
Es geschah, dass ein Mann aus der Gegend außerhalb der Berge als Fremder wohnte. Er hatte eine Nebenfrau aus den Bergen von Jugla. Unsere Nebenfrau war wütend auf ihn und lief von ihm weg ins Haus ihres Vaters nach Gebirge-Jugla. Dort blieb sie eine Zeit lang, nämlich vier Monate.
Da machte sich ihr Mann auf und ging ihr nach, um ihr Herz zu gewinnen und sie zurückzubringen. Er hatte seinen Knecht und ein paar Esel bei sich. Sie führte ihn in das Haus ihres Vaters. Als der Vater der jungen Frau ihn sah, empfing er ihn freundlich.
Der Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, blieb bei ihm. Sie blieben drei Tage, weinten und aßen zusammen. Sie übernachteten dort auch.
Am vierten Tag machten sie sich früh am Morgen auf. Der Mann erhob sich, um fortzugehen. Da gab der Vater der jungen Frau seinem Schwiegersohn Stärkung für sein Herz und ein Stück Brot, das er mitgeben konnte.
Sie blieben noch eine Weile, umarmten einander herzlich, und der Vater der jungen Frau sagte zu dem Mann: „Fühle dich wohl, bleibe heute Nacht noch und lass dein Herz glücklich sein.“ Doch der Mann erhob sich, um weiterzugehen.
Am fünften Tag machte er sich früh am Morgen auf. Der Vater der jungen Frau sagte zu ihm: „Stärke dein Herz, der Tag ist noch jung. Ruh dich aus, bis der Tag heller wird.“ So ruhten die beiden miteinander.
Dann erhob sich der Mann, um weiterzugehen – er, seine Frau und sein Knecht. Da sagte der Schwiegervater, der Vater der jungen Frau: „Sieh doch, der Tag neigt sich dem Ende zu. Es wird Abend. Übernachte doch hier!“
„Siehe, der Tag sinkt, übernachte hier. Wer weiß, vielleicht könnt ihr auf eurem Weg neue Kräfte sammeln.“ So könnte man es deuten.
Aber der Mann wollte nicht übernachten, sondern erhob sich und zog weiter. Er kam bis gegenüber von der Unternehmung. Entschuldigung, ich habe den Satz unterbrochen: Er war mit dem Paar gesattelter Esel und seiner Nebenfrau unterwegs.
Die Gastfreundschaft des Mannes war sehr schön, doch er ließ ihn nicht mehr los. Den ganzen Tag wurde gefeiert und gefeiert. So verging der Tag, und es konnte sogar noch ein weiterer Tag bleiben, und dann noch einer, und so weiter.
Schließlich gingen sie doch weiter. Sie kamen nach Jebus, das ist Jerusalem, und wollten in dieser Stadt Jebusita übernachten. Aber der Herr überlegte sich etwas. Der Knabe sagte: „Komm, wir gehen dorthin.“ Doch der Herr sagte: „Nein, nein, wir wollen nicht in eine Stadt der Fremden einkehren.“
In Vers 12 heißt es: „Wir wollen nicht in eine Stadt der Fremden einkehren, die nicht von den Söhnen Israels sind. Wir wollen nach Gibea hinübergehen.“ Also lieber nicht zu den Heiden, denn man weiß nicht, was einem dort alles widerfahren könnte.
In Gibea angekommen, nahm sie niemand auf. Sie gingen die ganze Nacht. Es war schon spät. Er kam hinein (Vers 16) und setzte sich auf den Platz der Stadt. Niemand war da, der sie zum Übernachten ins Haus aufnahm.
Hier zeigt sich, dass die Gastfreundschaft – eines der höchsten Gebote – den Giebern nicht geübt wurde, nicht einmal einem Volksgenossen, einem Bruder. Er wurde nicht aufgenommen.
Es ist eine ernste Sache, wenn Gastfreundschaft abnimmt oder aufhört, denn sie ist ein wichtiges Element, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten. Es ist wichtig, ein offenes Haus zu haben.
Er kam hinein und setzte sich auf den Platz der Stadt, doch niemand war da.
Die Aufnahme durch den alten Mann und die Bedrohung durch die Stadtbewohner
Und siehe, ein alter Mann kam am Abend von seiner Arbeit auf dem Feld zurück. Der Mann stammte aus dem Bergland Ephraim und hielt sich in Gibe auf. Die Leute des Ortes aber waren Benjaminiter. Somit gehörte er selbst nicht zu den Benjaminitern, sondern war dort ein Fremder. Dennoch nahm ihn einer von ihnen auf.
Der Mann fragte ihn, woher er komme (Vers 18). Er antwortete, dass sie von Bethlehem in Juda zur äußersten Seite des Berglands Ephraim reisen und dass er von dort stamme. Er erzählte, dass er nach Bethlehem in Juda gegangen sei und mit dem Hause Jachwes wandere, aber niemand ihn in sein Haus aufnehme.
Er fügte hinzu, dass sie sowohl Stroh als auch Futter für ihre Esel hätten. Außerdem habe er Brot und Wein für sich, seine Magd und den Knaben, der bei den Knechten sei. Es mangele an nichts.
Der alte Mann sagte: „Friede dir! Ich will für dich sorgen, aber übernachte nicht auf dem Platz.“ Er wusste also, dass es gefährlich sein könnte, im Freien zu übernachten. Deshalb führte er ihn in sein Haus, gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße. Dann aßen und tranken sie. Ihr Herz freute sich an guten Dingen.
Doch bald umringten die Männer der Stadt das Haus. Es heißt, es seien Söhne Belials, also nichtswürdige, verruchte Menschen. Sie schlugen an die Tür und forderten den Herrn des Hauses auf: „Führe den Mann, der in dein Haus gekommen ist, heraus, damit wir ihn erkennen.“ „Erkennen“ ist hier ein Ausdruck für geschlechtlichen Umgang, speziell für homosexuelle Handlungen.
Dies zeigt, wie tief moralisch gesunken das Volk war. Der Mann, Herr des Hauses, ging zu ihnen hinaus und sagte: „Nicht doch, meine Brüder, tut nichts Böses! Dieser Mann ist in mein Haus gekommen. Begeht nicht diese Schandtat!“
Er bot an: „Siehe, meine Tochter, die Jungfrau, eine Nebenfrau, lasst mich sie herausführen.“ Ähnlich wie bei Sodom und Gomorra sagte er: „Lieber meine Tochter als meinen Gast.“ Die Gastfreundschaft durfte niemals verletzt werden.
Wenn sie den Mann so bedrängten und ihm etwas antun wollten, dann gäbe er lieber seine eigene Tochter preis, damit sie mit ihr machen könnten, was sie wollten. Aber an diesem Mann sollten sie diese Schandtat nicht begehen.
Doch die Männer wollten nicht hören. Da griff der Mann seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße. Sie erkannten sie und misshandelten sie die ganze Nacht bis zum Morgen. Als die Morgenröte aufging, ließen sie sie gehen.
Die Frau kam beim Anbruch des Morgens zurück und fiel am Eingang des Hauses des Mannes, wo ihr Herr war, nieder. Sie lag dort, bis es hell wurde.
Am Morgen wollte der Mann sie mitnehmen, doch sie antwortete nicht. Sie war tot und lag auf der Schwelle der Stadt.
Die schreckliche Tat und ihre Bedeutung für Israel
Es ist so grässlich, dass man sich fast schämt, diese Dinge zu lesen. Die Sünden häufen sich, ja. Verweigerung der Gastfreundschaft, Homosexualität, Gewalt, Unzucht, Schändung bis hin zur Ermordung.
Und dann tut der Mann etwas, das ebenfalls grässlich ist: Er zerschneidet diese Frau und schickt die Teile an die Stämme Israels. So will er den Stämmen Israels zeigen, was hier Schlimmes geschehen ist. Ein tiefer Verfall.
Wie brutal kann Lust werden! Geschlechtlichkeit ist ein so schönes Geschenk Gottes. Doch hier wird sie nicht mit Heiligkeit bewacht und bewahrt, sondern sie wird zu einer ganz, ganz bösen Sache.
Der Leib, den wir haben, ist ein Tempel des Heiligen Geistes. Der Herr möchte, dass wir unseren Leib mit Ehrfurcht behandeln. Hier aber ist keine Achtung mehr, keine Achtung.
Auch die Zerstückelung dieser Frau ist eine schreckliche Tat. Das ist nicht gerechtfertigt. Auch das ist eine Schändung.
Natürlich war der Mann zutiefst betrübt, aber auch das war eine grässliche Sache.
Wir gehen heilig mit unserem Körper um. Selbst wenn er gestorben ist, behandeln wir ihn mit Ehrfurcht. In der ganzen Bibel lesen wir, dass der Körper eine heilige Sache ist. Wenn jemand gestorben ist, wird er beerdigt. Er wird nicht verbrannt und nicht zerstückelt, sondern beerdigt.
Das lehrt das ganze Alte Testament und zeigt uns die Ehrfurcht, die man vor dem Leib hat. Denn Gott wird den Leib eines Tages auferwecken.
So etwas ist nicht geschehen oder gesehen worden. In Vers 30 heißt es: Jeder, der es sah, sagte, so etwas sei nicht geschehen oder gesehen worden von dem Tag an, als die Söhne Israels aus dem Land Ägypten heraufgezogen sind, bis auf diesen Tag.
Denkt darüber nach, beratet und redet!
Die Versammlung Israels und der Schwur zur Vergeltung
Und alle Söhne Israels zogen aus (Kapitel 20), und die Gemeinde von Dan bis Beerscheba – von Dan bis Beerscheba, das heißt ganz Israel, vom Norden bis zum Süden. Beerscheba liegt ganz im Süden, Dan im Norden. Übrigens ist es interessant, dass hier „Dan bis Beerscheba“ steht. Das könnte auch ein feststehender Ausdruck sein, denn Dan war damals zu Beginn des Richterbuches noch nicht im Norden.
Von dort bis bei Sheba und im Land Gilead versammelte sich das Volk wie ein Mann vor Yahweh nach Mizpa. Mizpa kennen wir schon; es liegt jenseits des Jordan, also wohl im Land Gilead oder im Gebiet Gilead. Sie versammelten sich in Mizpa, um sich zu beraten. Israel war sich einig. Interessant ist, dass die Israeliten im Kampf gegen den Feind nicht immer so schnell aktiv und einig waren, aber hier waren sie es.
Es geht um die Züchtigung eines Stammes beziehungsweise einer Stadt, Gibeah in Benjamin. Die Häupter des ganzen Volkes, aller Stämme Israels, traten in der Versammlung des Volkes Gottes zusammen – 400.000 Mann Fußvolk, die das Schwert zogen.
Die Söhne Benjamins hörten, dass die Söhne Israels nach Mizpa gezogen waren. Die Söhne Israels sagten: „Redet, wie ist dieses böse Geschehen?“ Und der lebitische Mann, der Mann der ermordeten Frau, antwortete: „Ich war nach Gibeah gekommen, das Benjamin gehört, und ich und meine Nebenfrau, um dort zu übernachten. Da machten sich die Bürger von Gibeah gegen mich auf und umringten nachts das Haus wegen mir. Sie beabsichtigten, mich umzubringen, und meine Nebenfrau haben sie entehrt, sodass sie starb. Da ergriff ich meine Nebenfrau, zerstückelte sie und sandte die Teile in das ganze Gebiet des Erbteils Israels, denn sie haben ein Verbrechen und eine Schandtat in Israel begangen. Siehe, hier seid ihr alle Söhne Israels, gebt hier eure Meinung und euren Rat!“
Das ganze Volk stand auf wie ein Mann und sagte: „Wir wollen nicht gehen, jeder zu seinem Zelt.“ Das ist jetzt wie ein Eid, den sie hier ablegen. „Wir gehen nicht nach Hause vor dem Herrn. Wir werden nicht ruhen, wir werden nicht nach Hause gehen, jeder zu seinem Zelt. Wir werden nicht einkehren, jeder in sein Haus. Sondern dies ist die Sache, die wir jetzt an Gibeah tun wollen gegen diese Stadt.“
Nach dem Los nahmen sie zehn Männer von hundert, also ein Zehntel der Krieger. Diese sollten zum Kampf ziehen. Sie nahmen zehn Männer von hundert, hundert von allen Stämmen Israels, hundert von Tausend und Tausende von Zehntausenden, um Zerstörung für das Volk zu bringen. Damit, wenn sie nach Gibeah Benjamin kommen, man an ihm tue, was nötig ist, nach all der Schandtat, die es in Israel begangen hat.
Alle Männer Israels versammelten sich gegen die Stadt, wie ein Mann verbündet. Die Stämme Israels sandten Männer zu allen Geschlechtern Benjamins und sagten: „Was ist das für Böses, das unter euch geschehen ist? Gebt uns die Männer, die Söhne Belials sind – diese nichtswürdigen Verruchten, die in Gibeah sind –, damit wir sie töten und das Böse aus Israel wegschaffen!“
Bis jetzt handeln sie richtig. Sie sind sich einig und schwören in ihrem Eifer: „Wir wollen nicht ruhen, wir wollen nicht nach Hause gehen.“ Jetzt wird etwas unternommen, und zwar sofort. Man sieht die Erregung.
Die Weigerung Benjamins und die Herausforderung der Gemeindezucht
Aber die Söhne Benjamins wollten nicht auf die Stimme ihrer Brüder, der Söhne Israels, hören. Die Familienbande sind ihnen wichtiger als das heilige Zeugnis der Gemeinde Israel. Familienverwandtschaft ist ihnen viel wichtiger. Nun werden sie parteiisch und stellen sich zu den Leuten von Gibeon. Unser Ruf steht auf dem Spiel, der Ruf der Familie steht auf dem Spiel. Jetzt schlagen sie sich auf die Seite der anderen, die eigentlich gezüchtigt werden sollten.
Das ist nicht das einzige Mal, dass so etwas in der Geschichte geschehen ist. Plötzlich wird der gute Ruf der Familie wichtiger als die Züchtigung beziehungsweise als das heilige Zeugnis der Gemeinde. Gemeindezucht ist wichtig. Hier handelt es sich natürlich um einen besonderen Fall von Gemeindezucht, nämlich das letzte Mittel der Gemeindezucht. Es muss also unternommen werden.
Das gibt es auch unter Christen in den Gemeinden. Wir sind fehlerhafte Menschen, wir sind sündige Menschen, und es gibt Sünde in den Gemeinden. Irgendwann kann es dazu kommen, dass sich jemand so verhärtet und sich nichts sagen lässt. Dann kommt es zum letzten Mittel: der Entzug der Gemeinschaft.
Davon spricht der Apostel Paulus in 1. Korinther 5. Dort ist von einer Schandtat die Rede, von einer Unzuchtstat, die selbst bei den Heiden nicht gefunden wird. Vielleicht kann man das kurz aufschlagen, denn das ist die Anwendung hier: 1. Korinther 5.
Paulus schreibt: Man hört von Unzucht unter euch, und zwar solcher Unzucht, die nicht einmal unter den Heiden genannt wird, also eine Parallele zu Richter 19. Nicht einmal unter den Heiden ist so etwas vorgekommen, nämlich dass jemand die Frau seines Vaters hat, also offensichtlich seine Stiefmutter, zumindest die Frau seines Vaters. Es könnte sein, dass der Vater bereits gestorben ist oder jedenfalls nicht mehr da ist, und dieser Mann hat die Frau des Vaters genommen, seine Stiefmutter zur Frau genommen. Das darf man nicht.
Paulus fährt fort: Ihr seid aufgebläht und trauert nicht vielmehr, damit der, der diese Tat beging, aus eurer Mitte entfernt werde. Denn ich, meinerseits als Abwesender im Leibe, aber gegenwärtig im Geist, habe bereits als gegenwärtig das Urteil über den, der auf solche Weise dieses Ausübte, gefällt, im Namen unseres Herrn Jesu Christi, wenn ihr und mein Geist zusammengekommen seid, zusammen mit der Kraft unseres Herrn Jesu Christi, dem Betreffenden dem Satan zu übergeben – zum Verderben des Fleisches, damit der Geist am Tag des Herrn gerettet werde.
Das bedeutet: Er soll krank werden, damit er Buße tut und nicht schlussendlich vollständig verloren geht. Die Krankheit soll zur Ernüchterung führen, die Ernüchterung zur Umkehr und Buße, sodass er am Tag des Herrn gerettet wird und nicht völlig abfällt.
Paulus fordert: „Fegt den alten Sauerteig aus“, das heißt, fegt den alten Sauerteig aus, das heißt den Christen. Hier muss gehandelt werden. Es ist ein Unzuchtsfall, der nicht geduldet werden darf. Hier muss etwas unternommen werden.
Was sollen sie tun? In Vers 9 schreibt Paulus: Ich schrieb euch in dem Brief, nicht mit Unzüchtigen Umgang zu pflegen. Aha, bei einem Unzüchtigen muss man sich also zurückziehen. Aber was meint Paulus mit „Unzüchtigen“? Nicht ganz und gar von den Unzüchtigen dieser Welt. In der Welt gibt es viele Unzüchtige, von denen spricht er hier aber nicht. Von den Habgierigen, Räuberischen und Götzendienern müsste man dann ja ganz aus der Welt hinausgehen.
Das könnt ihr nicht, denn wir sind keine Mönche oder Klosterleute. Aber wir haben es ja mit Sünden zu tun, tagtäglich. Das ist aber nicht gemeint. Nun schreibt Paulus: „Nicht Umgang zu pflegen, wenn jemand als Bruder bezeichnet wird und ein Unzüchtiger oder Habgieriger oder Götzendiener oder Lästerer oder sich berauschender, also ein Trunkenbold oder Räuberischer ist.“ Mit einem solchen soll man nicht einmal essen.
Es geht hier um Umgang pflegen für den, der sich Bruder nennt oder als Bruder bezeichnet wird, oder Schwester. Das heißt: Die Gemeinde als gesamte Schar der Gläubigen muss sich von demjenigen zurückziehen. Kann ich mal mit ihm essen? Es geht hier natürlich nicht um die Familienmitglieder, wenn das ein junger Mensch ist, der noch in der Familie ist. Aber es geht um die christliche Gemeinschaft, die man pflegt.
Denn was gehen mich die an, die draußen sind? Die draußen richtet Gott. Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Also nicht Umgang pflegen mit solchen Unzüchtigen, Habgierigen, Götzendienern, Lästerern, Trunkenbolden, Räuberischen. Die Gemeinde hat hier zu handeln. Da kann man nicht sagen: „Ja, die Ältesten müssen handeln.“ Nein, die ganze Gemeinde muss unterwiesen werden. Das muss angezeigt werden, das muss klar sein, und jeder muss wissen, warum.
Es muss also alles aufgedeckt werden. Die ganze Gemeinde muss erfahren, warum, und muss dann auch entsprechend überzeugt sein und handeln. Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die draußen, die außerhalb sind, richtet Gott. Entfernt ihr den Bösen aus eurer Mitte.
Das heißt nicht, dass er nicht unter das Wort Gottes kommen darf und eine Predigt zuhören kann. Das darf er schon, das ist gut und das will man ja. Aber man begegnet ihm anders. Man wird nicht sagen: „Ah, lieber Bruder, wunderbar, alles in Ordnung, komm, wir gehen gemeinsam essen.“ Nein, eben nicht.
Da muss ganz klar jeder Christ gefragt sein, nicht nur ein paar von der Gemeinde, sondern jeder Christ. Die ganze Gemeinde muss sich einig sein, damit dieser zur Besinnung kommt, damit er merkt, dass er seine Gemeinschaft verloren hat. Aber das ist gedacht zur Wiederherstellung dieses Menschen, nicht einfach, um ihn zu zerstören. Hier ist der wichtige Punkt: Gemeindezucht ist da, um denjenigen wieder zur Besinnung zu bringen, damit er Buße tut.
Interessant ist auch 2. Korinther 2, wenn ich gerade das dazulesen darf. In 2. Korinther Kapitel 2 spricht Paulus von jemandem, der Buße getan hat. Wir wissen nicht, ob das der gleiche ist, aber das könnte gut möglich sein.
Paulus schreibt in Vers 5 oder 6: Wenn jemand betrübt hat, hat er nicht mich betrübt, sondern in gewissem Maße, damit ich nicht zu viel sage, euch alle. Genügend ist solchem diese Strafe, die von der Mehrheit erteilt wurde. Also hat jemand hier eine Strafe bekommen, vielleicht gerade erst, dass man sich von ihm zurückgezogen hat. Und Paulus sagt, das genügt jetzt.
So sollt ihr nun lieber gnädig vergeben und aufrichten, damit solcher nicht in übermäßiges Betrüben verschlungen werde. Das ist also jemand, der offensichtlich sich züchtigen ließ, der in eine innere Traurigkeit gekommen ist und sich dementsprechend verhalten hat. Das war zu sehen und zu merken.
Hier ist also offensichtlich jemand, der Buße tut, der bereit ist, Buße zu tun. Deshalb ruft Paulus auf, ihm der Liebe zu vergewissern, also ihm zu zeigen, dass er geliebt ist. Darum hat er auch geschrieben, um eure Bewährung zu kennen, ob ihr in jeder Beziehung gehorsam seid.
Wenn ihr aber etwas vergebt, vergebe ich auch. Denn auch ich, wenn ich etwas vergeben habe, habe ich es dem, dem ich vergeben habe, euretwegen getan, im Angesicht Christi. Damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden, denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt.
Paulus spricht hier von jemandem, der gezüchtigt wurde oder etwas verbrochen hat, aber dann bereit war, umzukehren. Jetzt soll die Gemeinde vergeben. Sie soll ihm der Liebe vergewissern, dass er geliebt ist. Das heißt, er soll wieder aufgenommen werden.
Oft wurde hier viel falsch gemacht. Ich weiß, ich bin viel im Osten unterwegs und habe dort interessante Praktiken gefunden. Jemand wurde gezüchtigt und man hat ihm die Gemeinschaft entzogen wegen irgendetwas, und es war nicht in Ordnung. Dann hat er Buße getan. Aber man sagte: „Ja, als Strafe muss er jetzt ein Jahr lang weiterhin so behandelt werden wie bisher.“ Das heißt, er bleibt ein Jahr lang ausgeschlossen aus der Gemeinschaft, ausgeschlossen vom Mahl des Herrn und wird mit Reserviertheit behandelt – ein ganzes Jahr. Warum? Als Strafe.
Aber er hat doch Buße getan. Die Züchtigungsmaßnahme hat gegriffen, und er hat Buße getan. Trotzdem müsse es als Strafe noch so weitergehen. Merkt ihr, man geht über das Maß hinaus. Das ist genau das, was die Israeliten bei den Benjaminitern getan haben.
Wird es so vorgehen, wie die Schrift sagt: Wenn jemand Buße tut, wird er wieder aufgenommen. Natürlich schaut man, ob die Buße echt ist, das ist keine Frage. Aber zuerst geht man mit Vertrauensvorschuss dem Menschen entgegen. Sollte sich dann herausstellen, dass er gar nicht Buße getan hat, dann kann das wieder geklärt werden, und man verhält sich anders.
Gehen wir zurück zum Text. Die Benjaminiter schützen jetzt ihre Stammesgenossen von Gibeah. Sie meinen, der gute Ruf sei wichtiger als die Züchtigung, als das heilige Zeugnis der Gemeinde.
Die Züchtigung, die Gemeindezucht, ist wichtig, damit die Heiligkeit der Gemeinde gewahrt bleibt. Damit der Sauerteig sich nicht verbreitet und immer mehr andere das auch tun. Wenn man nichts tut und das einfach geschehen lässt, denken sich die anderen: „Ah ja, das wäre auch keine schlechte Idee, so kann man ja auch handeln.“ Und es geschieht ja nichts. Dann breitet sich dieses Unheilige, dieser Sauerteig, aus und durchsäuert die ganze Gemeinde.
Es geht also um Gottes Ruf, nicht um persönliche Dinge. Und wenn es der eigene Sohn in der Familie ist, muss man sagen: Ja, ich stelle mich dazu. Er wird dann nicht geschützt. Die Benjaminiter schützen ihn aber.
Die Vorbereitung zum Kampf und die ersten Gefechte
Vers 14: Die Söhne Benjamins versammelten sich aus den Städten nach Gibea, um auszuziehen zum Kampf gegen die Söhne Israels. An diesem Tag wurden aus den Städten 26.000 Mann gemustert, die das Schwert zogen.
Außer den Bewohnern von Gibea waren unter diesen 26.000 auch 700 auserlesene Männer, die linkshändig waren. Diese alle schleuderten mit dem Stein auf das Haar und verfehlten nicht. Hier haben wir die guten Benjaminiter, die so gut mit der linken Hand kämpfen.
Die Männer von Israel wurden ebenfalls gemustert, außer Benjamin waren es 400.000 Mann, die das Schwert zogen. Diese alle waren Kriegsmänner. Die Söhne Israels machten sich auf und zogen hinauf nach Bethel, um Gott zu befragen. Sie fragten: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen zum Kampf mit den Söhnen Benjamins? Und der Herr sagte: Juda zuerst.
Nun beginnt dieser Bruderkrieg, aber er ist gerechtfertigt, denn es geht um die Züchtigung eines Stammes. Doch die Situation hat sich verschlimmert. Es ist schade, wenn so etwas unter dem Volk Gottes geschieht, dass die einen die anderen schützen, nur weil sie verwandt sind, obwohl diese Böses getan haben. Jetzt wird die Situation schwieriger.
Gemeindezucht wird schwierig, weil einige nicht mitmachen und sagen: Ja, das ist unser Verwandter. Was sollen wir jetzt tun? Sie sind sehr eifrig und sagen: Jetzt kämpfen wir gegen die ganzen Benjaminiter. Das ist an sich nicht falsch, aber sie fragen hier den Herrn nicht. Da sind die bösen Benjaminiter, die die Gibeoniter schützen, und jetzt wird gekämpft.
Die Söhne Israels machten sich am Morgen auf und lagerten sich gegen Gibea. Die Männer von Israel zogen aus zum Kampf gegen Benjamin und stellten sich bei Gibea in Schlachtordnung auf. Die Söhne Benjamins zogen aus Gibea heraus und streckten an diesem Tag 22.000 Mann aus Israel zu Boden.
Jetzt gewinnt die falsche Seite. Nun folgt der zweite Versuch. Das Volk fasste Mut und stellte sich wieder in Schlachtordnung an dem Ort auf, wo sie sich am ersten Tag aufgestellt hatten. Die Söhne Israels zogen hinauf und beteten vor dem Herrn bis zum Abend. Sie befragten den Herrn und fragten: Soll ich wieder ausrücken zum Kampf mit den Kindern meines Bruders Benjamin? Der Herr sagte: Zieh gegen ihn hinauf.
Also fragen sie den Herrn, und es ist richtig, dass sie ihn fragen. Gott stellt sich zu dieser allgemeinen Versammlung der Israeliten. Er will, dass die Heiligkeit der Gemeinde gewahrt bleibt.
Am zweiten Tag näherten sich die Söhne Israels den Söhnen Benjamins. Benjamin zog ihnen entgegen. Sie streckten wiederum 18.000 Mann aus Israel zu Boden. Diese alle zogen das Schwert.
Jetzt wird die Züchtigung immer schwieriger, nur weil eigensinnige Leute unter den Benjaminitern sind. Sie sind noch gute Kämpfer, doch große Wunden werden dem Volk Gottes zugefügt.
Demut, Fasten und die endgültige Entscheidung Gottes
Da zogen alle Söhne Israels und das ganze Volk hinauf, und sie kamen nach Bethel. Dort weinten sie. Nun merken sie, dass die Sache sehr, sehr ernst ist.
Jetzt tun sie das, was sie vorher schon hätten tun sollen: fasten und beten, fasten und beten – ganz intensiv. Sie weinten, blieben dort vor dem Herrn und fasteten an jenem Tag bis zum Abend. Außerdem opferten sie Brandopfer und Friedensopfer vor dem Herrn und demütigten sich.
Fasten ist ja ein Zeichen der Demut, oder? Fasten bedeutet Selbstdemütigung, und das ist genau richtig. Man fragt sich, warum Gott zugelassen hat, dass die Benjaminiter so viele Israeliten getötet haben – 26 plus 18. Warum hat Gott das zugelassen? Um sie zu demütigen, um sie an den Punkt zu bringen, an dem sie selbst sagen: Wir sind auch schuldig. Es sind nicht nur die bösen Benjaminiter; wir tragen mit Schuld daran, dass so etwas überhaupt entstehen konnte.
Das ist wichtig, gerade wenn Gemeindezucht geschieht. Da ist der Böse, dieser Böse, der gesündigt hat, und man sieht nur noch den anderen, der gesündigt hat, und demütigt sich nicht selbst vor dem Herrn. Bevor ich als Züchtiger auftrete, muss ich mich auch demütigen vor dem Herrn und mit mir selbst ins Gericht gehen. Ich muss schauen, wo meine Schuld auch liegt. Immer trifft uns alle ein bisschen Schuld, denn wir sind keine vollkommenen Menschen.
Ja, die Gemeinde soll züchtigen, aber sie soll sich auch unter die Schuld stellen, sich demütigen und beten. Das hat Paulus auch gesagt, oder? Was hat er gesagt? In 1. Korinther 5, am Anfang, ist so eine schlimme Sünde, und was tut ihr? Ihr habt euch nicht gedemütigt. Vers 2: Ihr seid aufgebläht und trauert nicht vielmehr, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte entfernt wird.
Paulus rechnet also damit, dass sie, wenn sie erkennen, was hier geschieht, nicht aufgebläht sein sollen, sondern trauern und handeln. Trauern heißt auch, dass man mit sich selbst ins Selbstgericht geht und schaut, wo man selbst eine Mitschuld trägt, dass so etwas überhaupt geschehen konnte.
Wir sehen an dem ganzen Ablauf der Geschichte, dass Gott das wollte. Denn als sie sich dann gedemütigt hatten, als sie wirklich gefastet, gebetet und geweint hatten, befragten sie nochmals den Herrn (Vers 27). Dort befragte der Hohepriester Pinhas, der Sohn Aarons, den Herrn und fragte: Soll ich wieder zum Kampf gegen die Kinder meines Bruders Benjamin ausziehen, oder soll ich aufhören? Der Herr antwortete: Zieht hinauf, morgen werde ich sie in deine Hand geben.
Hier ist ganz klar die Bestätigung, dass es richtig war, sich zu demütigen und ins Gebet zu gehen – und das intensiv. Das ist wieder richtige Theokratie. Aber wie lange hat es gebraucht, bis sie zu diesem Punkt kamen?
Sie gehen in die Gegenwart Gottes. Sie leben in der Gegenwart Gottes. Die Lade des Bundes steht für die Gegenwart Gottes. Dort, wo die Lade des Bundes ist, war immer symbolisch die Gegenwart Gottes.
Es war nicht falsch, gegen die gesamten Benjaminiter zu kämpfen, denn die Benjaminiter hatten sich auf die Seite von Gibeah gestellt. Was sollten sie sonst tun? Sie konnten Gibeah nicht züchtigen, weil die Benjaminiter nicht mitmachten. Sie stellten sich dagegen. Also mussten sie auch gegen die anderen Benjaminiter vorgehen.
Aber sie sollten sich selbst demütigen vor dem Herrn. Sie hatten den Herrn schon gefragt, aber zweimal Niederlagen erlitten, weil sie im Eifer zu schnell gehandelt hatten – aus heiligem Zorn und heiligem Eifer. Gott wollte jedoch, dass sie sich wirklich demütigen. Das geht ganz klar aus dem Text hervor.
Nachdem sie einen Tag gefastet hatten und sich in die Gegenwart Gottes gestellt hatten – und eben dieses Fasten ein Zeichen der Demut war –, sagte der Herr: So werdet ihr kämpfen, dass die Benjaminiter gezüchtigt werden.
Der entscheidende Kampf und die Vernichtung Gibeahs
Aber ja, bitte. Die Übertreibung bestand darin, dass sie dann alle abschlachten wollten, nachdem sie den Sieg ohnehin errungen hatten. Wir werden gleich lesen, dass sie den Sieg erringen, oder? Und danach, in diesem heiligen Zorn, sagten sie: „Jetzt haben wir den Sieg, aber jetzt erst recht – jetzt machen wir euch fertig, bis niemand mehr da ist.“ Oder: „Wir geben euch unsere Töchter nicht.“
In ihrem heiligen Zorn für den Herrn gingen sie weit über das Maß hinaus.
Vers 29: Israel legte einen Hinterhalt gegen Gibeah ringsum. Die Söhne Israels zogen am dritten Tag hinauf gegen die Söhne Benjamins und stellten sich gegen Gibeah auf wie die anderen Male. Jetzt kommt die gute alte Kriegstaktik, die wir schon kennen, aber diesmal ist sie nicht gegen die Feinde, sondern gegen die Brüder gerichtet. Leider war es nötig.
Die Söhne Benjamins zogen dem Volk entgegen, wurden von der Stadt abgerissen und fingen an, einige vom Volk zu erschlagen, wie bei den anderen Malen etwa dreißig Mann unter Israel auf den Landstraßen. Eine dieser Straßen steigt nach Bethel hinauf, die andere führt durchs Feld nach Gibeah.
Ich habe hier eine Karte, auf der man sieht, wo Israel liegt. Dort ist der Hintergrund. Hier sind die Hauptkräfte, die große Macht der israelitischen Soldaten, und dort gibt es eine Gruppe, die sich in den Hinterhalt legt. Wo ist die Hinterhaltgruppe? Das grüne Gebiet hier, siehst du? Dieser Hinterhalt liegt hier, versteckt in den Bergen.
Dann ziehen die einen heran, das große Heer kommt von oben, vom Norden, und die anderen warten noch. Die Söhne Benjamins zogen dem Volk entgegen, da Richtung Bethel hinauf, oder? Sie kommen von Bethel her, die anderen ziehen hinauf von Gilgal, und die anderen warten hinten im Hinterhalt.
Die Söhne Benjamins sagten, sie seien vor uns geschlagen wie am Anfang. Aber die Söhne Israels sagten: „Lasst uns fliehen, damit wir sie von der Stadt abreissen auf die Landstraßen.“ Alle Männer von Israel machten sich von ihrem Ort auf und stellten sich bei Baal Tamar auf, während der Hinterhalt Israel von seinem Ort hervorbrach aus der Lichtung von Gibeah.
Zehntausend auserlesene Männer aus ganz Israel kamen gegen Gibeah, und der Kampf wurde heftig. Jene aber wussten nicht, dass das Unglück sie erreichte. Yahweh schlug Benjamin – Yahweh schlug Benjamin vor Israel. Die Söhne Israels streckten an diesem Tag 25 Mann von Benjamin nieder. Diese alle zogen das Schwert, also alles streitbare Männer.
Der Herr schlug sie; es war seine Züchtigung. Der Herr schlug sie. Die Israeliten waren hier verlängerte Arme der Züchtigung Gottes, aber Gott hat hier gehandelt. Die Gemeinde handelt im Auftrag Gottes, und dann ist es eine Züchtigung Gottes.
Aber man muss aus der Gegenwart Gottes kommen. Man muss vor ihm gefastet und gebetet haben. Das ist oft nicht geschehen in der Geschichte der Gemeinde Jesu. Da gab es Gemeindezucht, und daraus entstand oft nur noch Gemeindespaltung. Man hatte nicht gefastet und gebetet, und in der Kraft Gottes war man nicht vorgegangen, sondern man handelte einfach in heiligem Zorn und schlug schnell zu.
Hier aber haben wir, dass der Herr sie schlug und züchtigte. Die Söhne Benjamins sahen, dass sie geschlagen waren, und die Männer von Israel gaben Benjamin Raum, weil sie sich auf den Hinterhalt verließen, den sie gegen Gibeah gelegt hatten.
Der Hinterhalt eilte herbei und überfiel Gibeah. Er zog hin und schlug die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwertes.
Die Männer von Israel hatten sich im Hinterhalt verabredet, eine große Rauchsäule aus der Stadt aufsteigen zu lassen. Die Männer von Israel wandten sich im Kampf, und Benjamin hatte angefangen, unter den Männern von Israel einige zu erschlagen, etwa dreißig Mann. Denn sie sagten: „Sie sind ja ganz und gar vor uns geschlagen, wie im früheren Kampf.“
Der Brand fing an, aus der Stadt aufzusteigen wie eine Rauchsäule, und Benjamin wandte sich zurück. Siehe, die ganze Stadt ging in Rauch auf zum Himmel.
Da wandten sich die Männer von Israel um. Die Männer von Benjamin wurden bestürzt, denn sie sahen, dass das Unglück sie erreicht hatte. Sie wandten sich vor den Männern von Israel auf dem Weg zur Wüste, aber der Kampf ereilte sie. Die aus den Städten kommenden Israeliten streckten sie in ihrer Mitte nieder.
Hier haben wir den detaillierten Hergang. Vorher hatten wir die kurze Zusammenfassung: 25.000 Mann wurden geschlagen. Hier folgt der detaillierte Bericht. Das ist oft so in der Bibel: Zuerst wird die Zusammenfassung gesagt, dann der Detailbericht gegeben.
Sie umzingelten Benjamin, jagten ihn nach und traten ihn nieder, wo er ausruhen wollte, bis vor Gibeah gegen Sonnenaufgang. Es fielen von Benjamin 18.000 Mann, diese alle waren tapfere Männer.
Da wandten sie sich und flohen der Wüste zu, zum Felsen Rimon. Der ist auch hier irgendwo eingezeichnet, der Felsen Rimon. Also sie flohen in den Norden hinauf.
Diese 600 Mann aber wandten sich und flohen der Wüste zu zum Felsen Rimon.
Die Israeliten hielten ihnen auf den Landstraßen eine Nachlese von 5.000 Mann. 18.000 plus 5.000 sind 23.000. Sie setzten ihnen nach bis Giedom und erschlugen von ihnen 2.000 Mann. 23.000 plus 2.000 sind 25.000.
So waren alle von Benjamin an diesem Tag gefallenen 25.000 Mann, die das Schwert zogen. Diese alle waren tapfere Männer.
Abschluss und Mahnung zur Maßhaltung in der Züchtigung
Frau Präsidentin, Herr Kommissar, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich bin ja erst in der zweiten Gangstunde dazugekommen. Ja, es könnte gut sein, dass die ersten zwei Kämpfe ganz ohne Verluste bei den Benjaminiten abgelaufen sind. Das kann man sich kaum vorstellen. Also könnte es gut sein, dass ein Teil dieser Benjaminiten schon bei den ersten zwei Kämpfen gefallen ist, oder nicht? Ah, da wäre ich jetzt auch wieder interessiert an den klugen Kommentaren. Vielleicht haben wir in der Pause noch Zeit.
Jedenfalls, um das jetzt kurz abzuschließen, noch vor unserer Pause: Die Männer von Israel – wo waren wir? Vers 47 – wandten sich, und in Vers 48 heißt es, die Männer von Israel kehrten zu den Söhnen Benjamins zurück und schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Von der männlichen Staatsbevölkerung bis zum Vieh, bis zu allem, was sich vorfand. Und jetzt steckten sie alle Städte, die sich vorfanden, in Brand.
Also jetzt haben sie einen großen Erfolg, und jetzt fallen sie ins Extrem. Jetzt verlieren sie das Maß. Warum verlieren sie das Maß? Weil sie zornig sind, oder? Sie sind einfach zornig. Jetzt wird im Zorn gehandelt, oder? Na warte, jetzt zeigen wir es euch, aber richtig.
„Das ist das Problem: der Menschenzorn tut nicht, was recht ist vor Gott. Der menschliche Zorn ist zügellos“, sagt Jakobus. Er tut nicht, was recht ist. In ihrer Wut löschen sie also den ganzen Stamm aus. Nachträglich erkennen sie dann ihren Fehler, aber zu spät.
Gerade die göttlichen Mittel der Zucht, die gegeben sind zur Wiederherstellung des Bruders, gerade diese werden verwendet zur totalen Zerstörung des Bruders. Kennen wir das? „Zerstöre nicht das Werk Gottes“, sagt Paulus in Römer 14,20. Zerstöre nicht das Werk Gottes, der Bruder ist ein Werk Gottes. „Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, dann wird Gott ihn verderben“, heißt es in 1. Korinther 3,17.
Es gibt hier, bevor wir in die Pause gehen, nur diesen Gedanken: Es gibt einen Vers im fünften Buch Mose, den ich mir hier notiert habe, 5. Mose 25,1-3. Dort steht etwas über Züchtigung. Und das ist sehr interessant, was Gott im Gesetzbuch des Mose damals schon angeordnet hat.
Wenn Zank zwischen Männern entsteht und sie vor Gericht treten, und man richtet sie, so soll man dem Gerechten Recht sprechen und den Schuldigen schuldig. Und es soll geschehen: Wenn der Schuldige Schläge verdient hat, so soll der Richter ihn niederlegen und ihm eine Anzahl Schläge geben lassen vor seinem Angesicht entsprechend seiner Schuld. Mit vierzig Schlägen darf er ihn schlagen lassen, nicht mehr, damit nicht, wenn er fortfährt, ihm über diese hinaus mit vielen Schlägen zuschlägt und dein Bruder verächtlich gemacht würde in deinen Augen.
Die Juden haben dann festgelegt: neununddreißig, damit – wie wir im Neuen Testament lesen – nicht mehr als vierzig Schläge gegeben werden. Vierzig minus eins, falls man sich verzählt hat. Das wäre dann für einundvierzig Schläge zu viel gewesen. Wenn man sich verzählt hat, dann lieber neununddreißig. Wenn man sich dann verzählt hat, dann hat man die Vierzig.
Aber sehen wir hier, wie mitfühlend Gott ist. Er sagt, es gibt eine Grenze. Und gerade da könnte man den Bruder entehren, das heißt verächtlich machen, entwürdigen: Entwürdigung durch übermäßige Züchtigung.
Ist das nicht schon einmal passiert in der Gemeinde Jesu, dass Geschwister entwürdigt wurden durch eine übermäßige Züchtigung? Das ist oft und oft passiert, dass Kinder Gottes gezüchtigt wurden auf eine Art und Weise, die sie so tief demütigte. Und da hat man die Buße nicht akzeptiert und hat sie weiter gedemütigt. Das darf nicht sein.
Hier also hat die Gemeinde, die Einrichtung der ganzen Versammlung, versagt. Dass man den Herrn fragt, war gut. Dass Sie schließlich auf die Idee gekommen sind, jetzt auch zu fasten und sich zu demütigen, das war sehr gut. Aber dann vergessen Sie wieder das Maß.
Wir wollen hier die Pause machen und zum Abschluss noch beten. Amen.